anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...
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206 A. Püwert: Der Flußregenpfeifer Charadrius dubius im Landkreis Sonneberg<br />
B. Historische Vorkommen<br />
Nachweise bis 1980: Ein historisches Brutgebiet<br />
<strong>des</strong> Flußregenpfeifers auf der Fläche <strong>des</strong> heutigen<br />
Landkreises Sonneberg war vermutlich die Linder<br />
Ebene. Dort hatten die Flüssen Steinach und<br />
Röthen alljährlich besonders nach der Schneeschmelze<br />
Schotter- und Kiesbänke gebildet, auf<br />
denen der Flußregenpfeifer wahrscheinlich bis<br />
Mitte <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts natürliche Brutmöglichkeiten<br />
gefunden hat. Einen exakten Brutnachweis<br />
von dort gibt es aber nicht. Vielleicht auf<br />
dieses Gebiet bezieht sich die sehr allgemeine<br />
Angabe von WEISS (1908): »bei Neustadt/Kreis<br />
Sonneberg beobachtet (Funk).«<br />
BRÜCKNER (1926) gibt an: »Im Linder Kessel<br />
zur Brutzeit mehrfach angetroffen.« FROBEL (1992)<br />
erwähnt den Flußregenpfeifer nach brieflichen<br />
Mitteilungn von H. MÜNCH als Brutvogel in der<br />
Linder Ebene zwischen 1927 und 1959. H. MÜNCH<br />
(mdl. 1997) gibt jedoch an, daß er in diesem Zeitraum<br />
die Art dort zwar beobachtet hatte, er aber<br />
keinen Hinweis für ihr Brüten gegeben sah. Am<br />
Oberlauf der Schwarza, der zum UG gehört, hat<br />
der Flußregenpfeifer offenbar nie gebrütet (vgl.<br />
MEY 1997). Die einzigen Brutnachweise vom F1ußregenpfeifer<br />
im Sonneberger Raum vor 1980 gelangen<br />
GRIESELER 1977 und 1978, als jeweils ein<br />
Paar auf einer Schotterbank der Steinach zwischen<br />
Malmerz und Oberlind nistete (SCHMIDT<br />
1981).<br />
Nachweise ab 1980: Mit der gehäuften Entstehung<br />
von Sekundärhabitaten in Südthüringen ab<br />
Ende der 1960er Jahre erschien dort der Flußregenpfeifer<br />
als Brutvogel wieder häufiger als zuvor<br />
(SCHMIDT 1981). Diese Entwicklung setzte im<br />
Landkreis Sonneberg erst etwa Mitte der 1980er<br />
Jahre ein. Die erste Brut fand etwa um 1985 auf<br />
einer Schwemmfläche am Hallteich in Sonneberg-Mürschnitz<br />
statt (W. Popp mdl.), eine andere<br />
1989 auf dem Schlammbecken der Kläranlage<br />
in Heubisch (H. DIEM). Ein wegen seiner Höhenlage<br />
außergewöhnlicher Brutplatz entstand etwa<br />
1985 auf dem Herrnberg bei Neuhaus a. Rwg., einem<br />
Hochplateau auf dem Kamm <strong>des</strong> <strong>Thüringer</strong><br />
Schiefergebirges (vgl. MEY 1997). Nach Baumrodung<br />
und Abtrag <strong>des</strong> Oberbodens war eine ca.<br />
32 ha große Freifläche mit temporären Wasserstellen<br />
entstanden (Abb. 4), die der Flußregenpfeifer<br />
seither jährlich in 1-5 BP genutzt hat<br />
(MEY 1. c.). Wie alle Freiflächen unterliegt auch<br />
diese einer Sukzession, und es ist zu erwarten,<br />
daß dieses Vorkommen in einigen Jahren erloschen<br />
sein wird. Nach GLUTZ v. BLOTZHEIM & BAU<br />
ER (1984) brütet der Flußregenpfeifer in Mittel-<br />
europa meist in Höhenlagen unter 300 m ü. NN,<br />
ausnahmsweise bis 600 m Ü. NN. Sie führen lediglich<br />
insgesamt 6 Nachweise aus der Schweiz,<br />
aus Bayern und Sachsen an, die über 600 m Ü.<br />
NN reichen, davon nur zwei mit 880 bzw. 900 m<br />
Ü. NN höher als der Brutplatz auf dem Herrnberg<br />
bei Neuhaus a. Rwg. gelegen.<br />
Zusammenfassung<br />
Von 1995 bis 1998 ist der Flußregenpfeifer an 8 vom<br />
Menschen geschaffenen Plätzen im thüringischen Landkreis<br />
Sonneberg jeweils in einem Brutpaar (nur einmal<br />
zwei) festgestellt worden. Demgegenüber steht nur ein<br />
historischer Brutplatz (vor 1980) in einem Primärhabitat<br />
in demselben Gebiet. Im Untersuchungszeitraum 1995-<br />
1998 wurden von 19 Paaren 23 Bruten ermittelt (incl.<br />
einer Zweitbrut, zwei Nachgelegen und einer Neuverpaarung<br />
mit �). Nur 10 Bruten (9 Vollgelege und ein<br />
Nachgelege, 3 Eier) in vier Gebieten waren erfolgreich.<br />
Einige weitere brutbiologische Daten werden mitgeteilt.<br />
Hervorzuheben ist ein seit etwa 1985 alljährlich besetzter<br />
Brutplatz bei Neuhaus a. Rwg. in 820 m Ü. NN; damit<br />
einer der höchstgelegenen Brutplätze <strong>des</strong> Flußregenpfeifers<br />
in Mitteleuropa.<br />
Summary<br />
The LUtie Ringed Plover Charadrius dubius in the Landkreis<br />
Sonneberg. One breeding pair (two in one instance<br />
only) of Little Ringed Plover was recorded in each of 8<br />
man-made sites in the Landkreis Sonneberg in Thüringen<br />
between 1995 and 1998. Before then the species<br />
had breed only at one site in primary habitat in the same<br />
area, but before 1980. In the study period from 1995 to<br />
1998, 23 breeding attempts by 19 pairs were recorded,<br />
including one second brood, two replacement clutches,<br />
and one new pairing with a �. Only 10 attempts (9 full<br />
clutches and one replacement of 3 eggs) in four areas<br />
were successful. Some other breeding biology data are<br />
given. Of special interest is a breeding site near Neuhaus<br />
am Rennweg, occupied annually since about 1985,<br />
which lies at an altitude of 820 m. a. s. I. and is therefore<br />
one of the highest C. dubius breeding sites in Central<br />
Europe.<br />
Literatur<br />
BRÜCKNER, A. (1929): Die Tierwelt <strong>des</strong> Coburger Lan<strong>des</strong><br />
(Wirbeltiere). - Coburger Heimatkunde und Heimatgeschichte<br />
(Coburg), Erster Teil: Heimatkunde.<br />
Drittes Heft: Tierwelt (Wirbel tiere, Weichtiere); 149 pp.<br />
FROBEL, K. (1992): Landschaftspflegekonzept Linder<br />
Ebene. - Manuskript, 206 pp. (Mitwitz).