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Welt Auge - Volker Steinbacher

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Jeder hier auf dem Platz weiß, in wessen Auftrag ich mit der bemalten Scherbe unterwegs<br />

war. Ich oute mich damit gerne als einer von denen, die <strong>Volker</strong> <strong>Steinbacher</strong> seine „Überbringer“<br />

nennt, weil sie alle ein Stück dessen durchmessen haben, was dann insgesamt sein<br />

„Weg der Steine“ ist. Ein weltumspannendes Projekt, genauer gesagt: von vornherein als<br />

Projekt einer <strong>Welt</strong>umspannung konzipiert. Es existiert und funktioniert, wie ich behaupte,<br />

auf drei unterschiedlichen Ebenen. Als meine Aufgabe heute abend erachte ich es, Ihnen,<br />

meine Damen und Herren, diese drei Ebenen darzulegen, im systematischen Nacheinander,<br />

aber auch im geistig vernetzten Ineinander. Bleiben wir vorerst auf der Ebene der buchstäblich<br />

harten Fakten. Der Weg der Steine nahm seinen Ausgang von einem vermischten<br />

Haufen Kalk-, Basalt- und Ziegelsteine, den <strong>Volker</strong> <strong>Steinbacher</strong> – ich gebe jetzt der Versuchung<br />

zu einem Wortspiel nicht nach – den <strong>Volker</strong> <strong>Steinbacher</strong> vorfand 1998 auf einem<br />

Pleinair-Aufenthalt im südfranzösischen Mirabel, wie ihn das Künstlerhaus Ziegelhütte in<br />

Darmstadt jeden Spätsommer durchzuführen pflegt. In einer anschließenden Ausstellung<br />

wird dann jeweils vorgeführt, was die aus ganz Deutschland, Polen, Ungarn und anderswoher<br />

eingeladenen Künstler während der Pleinair-Zeit geschaffen haben. Nun handelt es<br />

sich – falls jemand es noch nicht weiß – bei <strong>Steinbacher</strong> um einen gestandenen Maler und<br />

Druckgraphiker, in dessen Schaffen das <strong>Auge</strong>nmotiv gelegentlich schon aufgetaucht ist.<br />

Und mit geologischen Prozessen hat seine Arbeitsweise, wo Schichtungen, Farbüberflutungen,<br />

Risse und Verwerfungen von Collagematerial eine große Rolle spielen, auch<br />

manche Ähnlichkeit. Trotzdem war ihm nicht bewußt, was er da anstieß, als er beides<br />

zusammenführte und, unterstützt von mehreren Künstlerkollegen, begann, einen Bruchteil<br />

der Steine mit aufgepinselten <strong>Auge</strong>n zu versehen, die es in dem zur Hälfte aus dem Ruinengeröll<br />

von vielen Jahrzehnten Landflucht bestehenden Cevennen-Dörfchen Mirabel nun<br />

mal in Fülle gibt. Mag sein, daß ihn instinktiv zunächst das darin liegende Paradox reizte:<br />

das Zusammenführen von Mineralischem und Organischem, von vermeintlich Tumb-<br />

Taub-Totem und sensorisch höchst Empfindsamem, von Dauerhaftem und Vergänglichem.<br />

Gib einem Stein ein <strong>Auge</strong>, und Du erweckst ihn zum Leben! Man denke nur einmal daran,<br />

wie virulent in den Mittelmeerländern bis heute die Sitte ist, sich mit einem <strong>Auge</strong>n-Amulett<br />

zu schützen gegen den bösen Blick!<br />

Der Initiator selbst sagt im Rückblick dazu: „Wenn man eine blöde Idee nicht gleich beiseite<br />

legt, sondern über ihre Gründe nachgrübelt, kann eine richtig gute Idee daraus werden.<br />

Sie muß nur eine Form finden. Und dazu braucht es Zeit.“ Als erstes bemerkte <strong>Volker</strong><br />

<strong>Steinbacher</strong>, wie fasziniert seine Bekannten zuhause, aber auch das allgemeine Kunstpub-<br />

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