Jahresbericht 2009 - Biba - Universität Bremen
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20<br />
Landmarke<br />
Navigation von<br />
Feuerwehrleuten<br />
bei Brandeinsätzen<br />
Mobile Technologien und ihre gewerblichen<br />
Anwendungen gewinnen<br />
heutzutage immer mehr an Bedeutung,<br />
insbesondere in Prozessen der<br />
Produktion, Wartung, Dienstleistung<br />
und Sicherheit. Überall dort, wo eine<br />
mobile Verfügbarkeit von IuK Technologien<br />
erforderlich ist und herkömmliche<br />
Technologien daher nicht<br />
eingesetzt werden können, kommen<br />
tragbare, also wearable Technologien<br />
zum Einsatz. So gehören diese<br />
Technologien, beispielsweise auch<br />
in der Lebensrettung heute vielfach<br />
zu unverzichtbaren Bestandteilen der<br />
Ausrüstung.<br />
Feuerwehrleute müssen einerseits<br />
mobil und andererseits in der Regel<br />
unter extremen Umgebungsbedingungen<br />
arbeiten. Sie müssen in der<br />
Lage sein, die Situation in verrauchten<br />
Gebäuden und unsicheren<br />
Umgebungen blitzschnell zu erfassen,<br />
um dann zuverlässig und sicher den<br />
Einsatzort zu erkunden. Zur Orientierung<br />
und Weitergabe von Informationen<br />
bedienen sich die Einsatzkräfte<br />
bisher einfach verabredeter Zeichen.<br />
So werden komplett-, oder teildurchsuchte<br />
Räume mit Kreidestiften an<br />
den Türen markiert. Doch eine Übermittlung<br />
komplexerer und genauerer<br />
Informationen an Kollegen, bspw.<br />
über die Lage eines brennenden<br />
Raumes, kann mit diesen einfachen<br />
Mitteln nicht bewerkstelligt werden.<br />
Auch existiert derzeit kein hinreichendes<br />
Verfahren zur schnellen Navigation<br />
aus brennenden Gebäuden.<br />
Mit genau diesen Problemstellungen<br />
beschäftigt sich das vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) als Teil der Hightech-Strategie<br />
der Deutschen Bundesregierung im<br />
Rahmen des Programms „Forschung<br />
für zivile Sicherheit“ geförderte Verbundprojekt<br />
„Landmarke“.<br />
Das Hauptziel des Forschungsvorhabens<br />
ist es, eine auf ubiquitäre<br />
Technologie stützende Navigations-<br />
und Kommunikationsinfrastruktur zu<br />
entwickeln, die effektiv die kognitiven<br />
Fähigkeiten der Einsatzkräfte nutzt.<br />
Statt Orientierungspunkte mit Kreiden<br />
zu markieren, werden die Einsatzkräfte<br />
künftig elektronische Landmarken ausbringen.<br />
Landmarken sind verteilbare<br />
kleine Module, die mit Sensor- und<br />
Übertragungstechnik ausgestattet<br />
sind, welche Informationen aus der<br />
Umgebung aufnehmen, diese speichern<br />
und weitergeben können. Sie<br />
sind also interaktive Komponenten,<br />
die mit einem System kommunizieren<br />
können und werden an strategisch<br />
wichtige Navigationspunkte<br />
angebracht, um von dort dann den<br />
Einsatzkräften wichtige Informationen<br />
über ihren Standort zu geben.<br />
Integrierte Sensoren in der Kleidung<br />
der Feuerwehrleute ermöglichen eine<br />
Interaktion zwischen der Landmarke<br />
und dem Feuerwehrmann. Durch die<br />
tragbaren, mobilen Endgeräte als Bestandteil<br />
der persönlichen Ausrüstung,<br />
kann die Lage der Landmarken dem<br />
Feuerwehrmann auf einem Display<br />
visualisiert, per Funktechnologie angesteuert<br />
und Informationen eingespeist<br />
bzw. ausgelesen werden. Visuelle<br />
Darstellungen werden auch durch<br />
akustische Signale unterstützt.<br />
In der ersten Phase des Projektes<br />
wurden die Hauptanforderungen<br />
wie Interaktion, Ergonomie, Haptik<br />
und Bedienerfreundlichkeit an das<br />
Gesamtsystem in enger Zusammenarbeit<br />
und Abstimmung mit den<br />
Projektpartnern, insbesondere dem<br />
Endanwender Berufsfeuerwehr Köln,<br />
definiert. Im weiteren Verlauf wurden<br />
die kognitiven Handlungsmuster<br />
der Feuerwehrleute in simulierten<br />
Brandeinsätzen untersucht und festgehalten.<br />
Die gewonnenen Erkenntnisse<br />
und Ergebnisse aus Workshops<br />
wurden für die weitere Entwicklung<br />
und das Interaktionskonzept genutzt.<br />
Die derzeitige Landmarke hat die<br />
Form eines Keils, um Synergieeffekte<br />
auszunutzen, da die Einsatzkräfte<br />
ohnehin Holzkeile mit sich führen.<br />
In den weiteren Abschnitten des<br />
Projektes wird sich der Fokus auf die<br />
Entwicklung eines Trägersystems für<br />
die Landmarken . Als Schlussphase<br />
wird die Gesamtintegration in<br />
Betracht gezogen und seitens der<br />
Berufsfeuerwehr Köln in einem simulierten<br />
Brandeinsatz evaluiert.<br />
(www.landmarke-projekt.de)<br />
Ilhan Kilickaya