07.02.2013 Aufrufe

Was wird aus der KABEG? - Ärztekammer für Kärnten

Was wird aus der KABEG? - Ärztekammer für Kärnten

Was wird aus der KABEG? - Ärztekammer für Kärnten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

8<br />

<strong>Was</strong> erwartet uns?<br />

Gesundheitspolitik quo vadis? Zehn Frag<br />

Welche Meinung haben die Kärntner Spitzenkandidaten<br />

<strong>der</strong> Parteien zur Gesundheitspolitik.<br />

Diese wollte die „Kärntner Ärztezeitung“ feststellen.<br />

Wir haben zehn Fragen an die Kandidaten<br />

<strong>der</strong> im Parlament vertretenen Parteien gerichtet.<br />

Bis zum Redaktionsschluss erhielten wir<br />

Antworten von SPÖ, BZÖ, ÖVP und FPÖ.<br />

1. Die Finanzierung des <strong>aus</strong>gezeichneten<br />

österreichischen Gesundheitssystems steht<br />

vor einer Bewährungsprobe: Wie wollen Sie<br />

die Versorgung <strong>der</strong> Patienten in <strong>der</strong> bewährten<br />

Qualität sicherstellen?<br />

2. Soll unser Gesundheitssystem zentral von<br />

Wien <strong>aus</strong> gesteuert werden o<strong>der</strong> sind Sie <strong>für</strong><br />

die Beibehaltung <strong>der</strong> Selbstverwaltung <strong>der</strong><br />

Kassen und <strong>für</strong> regionale Entscheidungskompetenzen?<br />

3. Wie an<strong>der</strong>e Gebietskrankenkassen hat<br />

auch die Kärntner GKK finanzielle Probleme.<br />

Wie wollen Sie diese lösen?<br />

4. Welche Bedeutung hat <strong>für</strong> Sie <strong>der</strong> freie nie<strong>der</strong>gelassene<br />

Arzt, <strong>der</strong> die wohnortnahe Versorgung<br />

sicherstellt und wollen Sie Kooperationen<br />

nie<strong>der</strong>gelassener Ärzten, die <strong>der</strong>zeit rechtlich<br />

massiv erschwert werden, erleichtern?<br />

Gerhard Köfer<br />

SPÖ<br />

Zunächst müssen die Ursachen <strong>für</strong> die Defizite genauestens analysiert werden. Der breiten Öffentlichkeit<br />

ist z.B. kaum bekannt, dass zur prekären finanziellen Situation des Gesundheitssystems etwa auch<br />

die Zahlungsrückstände <strong>der</strong> Arbeitgeber bei den Sozialversicherungsbeiträgen sowie die Rückstände<br />

<strong>aus</strong>ländischer Versicherungsträger bei den Landesgesundheitsfonds einen wesentlichen Teil beitragen.<br />

In eine schonungslose Gesamtanalyse <strong>der</strong> finanziellen Situation sollten – vorurteilsfrei und über alle<br />

Parteigrenzen hinweg – sämtliche bisher vorgelegten Lösungsvorschläge miteinbezogen werden. Auf<br />

Grundlage dieser Gesamtanalyse sollten dann überparteiliche Lösungen erarbeitet werden. Wichtig<br />

und <strong>für</strong> mich selbstverständlich ist, die Ärzte in diesen Prozess mit einzubeziehen.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Ernsthaftigkeit <strong>der</strong> Lage muss allen Beteiligten klar sein, dass die Interessen <strong>der</strong> eigenen<br />

Lobby nicht die oberste Priorität haben dürfen. Je<strong>der</strong> muss vielmehr bereit sein, Zugeständnisse zum<br />

Schüren eines Gesamtpaketes zu machen. Dazu zählen selbstverständlich auch mögliche Einsparungspotentiale<br />

bei den „kranken“ Kassen.<br />

Für mich steht außer Frage, dass die medizinische Versorgung in Österreich in bester Qualität auch in<br />

Zukunft <strong>für</strong> jeden erhalten bleiben muss. Eine Zwei-Klassen-Medizin ist unter allen Umständen zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Es darf daher keinesfalls zu einer Abkehr vom System <strong>der</strong> Pflichtversicherung hin zu einer –<br />

wie von <strong>der</strong> ÖVP angedacht – Versicherungspflicht kommen. Das <strong>der</strong>zeitige System garantiert nämlich<br />

ein solidarisches Agieren <strong>der</strong> Versichertengemeinschaft, ohne dass es <strong>für</strong> einzelne Versicherte eine negative<br />

Risiko<strong>aus</strong>lese gibt.<br />

Zentralisierungen werden oft als <strong>der</strong> Weisheit letzter Schluss gesehen, wenn Einsparungen gefor<strong>der</strong>t<br />

werden. Wie die Praxis jedoch immer wie<strong>der</strong> zeigt, sind unterm Strich Zentralisierungen mitunter sogar<br />

ineffizienter. Deshalb muss man sich die Kosten-Nutzen-Rechnung genau anschauen.<br />

Eine Zusammenlegung <strong>der</strong> Kassen halte ich zudem kurzfristig <strong>für</strong> unrealistisch. Sehr wohl kann ich mir<br />

aber vorstellen, dass – als ein erster Schritt – die verschiedenen Kassen auf regionaler Ebene kooperieren.<br />

Man müsste sich etwa durchrechnen, ob es nicht viel günstiger wäre, wenn die unterschiedlichen<br />

Kassen auf Bezirksebene gemeinsame Räumlichkeiten zur Kundenbetreuung betreiben und<br />

da<strong>für</strong> die Bundeslän<strong>der</strong>zentralen in ihren – bereits ohnehin existierenden – Gesamtzentralen aufgehen<br />

lassen. Damit wäre die Kundenorientiertheit und die Kundenanbindung vor Ort bei gleichzeitiger<br />

Straffung und Effizienzmaximierung <strong>der</strong> Struktur auf Landesebene erreicht. Das ganze ergäbe nur<br />

dann Sinn, wenn das dabei erzielte Einsparungspotential so relevant ist, dass es einen Beitrag zur Sanierung<br />

<strong>der</strong> Kassen leisten kann.<br />

Ähnlich wie schon bei Frage eins gilt auch hier: Zuallerst müssen die Gründe des budgetären Defizits<br />

genauestens analysiert werden. <strong>Was</strong> ist h<strong>aus</strong>gemacht und was betrifft das gesamte System, sprich alle<br />

Kassen in Österreich. Zu letzterem gehören sicherlich die Preise, die Pharmafirmen <strong>für</strong> die Medikamente<br />

verlangen. Diesbezüglich gibt es ja bereits Gespräche. Da die Krankenversicherung mit <strong>der</strong> besten<br />

Einnahmenstruktur um 209 Euro pro Versichertem mehr einnimmt als jene mit <strong>der</strong> schlechtesten<br />

Struktur, regte ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer einen überregionalen Ausgleich an und dachte dabei<br />

daran, über einen längeren Zeitraum hinweg die unterschiedlichen Ärztehonorare <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> anzupassen.<br />

Grundsätzlich ist <strong>der</strong> von Parteifreund Hundstorfer gemachte Vorschlag überlegenswert. Zu bedenken<br />

gilt freilich, dass im ländlichen Raum <strong>der</strong>zeit großteils die ärtzliche Nahversorgung mangelhaft ist. In<br />

einzelnen Talschaften – etwa im Stockenboier Graben – ist momentan nicht einmal eine H<strong>aus</strong>arztpraxis<br />

existent. Das bedeutet, dass sich bei <strong>der</strong> Abrechnung von Ärztehonoraren immer auch die topographischen<br />

Gegebenheiten nie<strong>der</strong>schlagen.<br />

Der freie nie<strong>der</strong>gelassene Arzt ist ein wichtiges Modul in <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung. Kooperationen<br />

zwischen nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzten sind dort sinnvoll und zu begrüßen, wo es zum Vorteil und Nutzen<br />

<strong>der</strong> Patienten und somit <strong>der</strong> gesamten Bevölkerung ist. Generell bleibt aber fest zu halten, dass die<br />

Gesundheitsversorgung keinesfalls den Gesetzen des freien Marktes überlassen werden darf.<br />

www.aekktn.at · presse@aekktn.at • September 2008

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!