Was wird aus der KABEG? - Ärztekammer für Kärnten
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<strong>Was</strong> erwartet uns?<br />
Gesundheitspolitik quo vadis? Zehn Frag<br />
Welche Meinung haben die Kärntner Spitzenkandidaten<br />
<strong>der</strong> Parteien zur Gesundheitspolitik.<br />
Diese wollte die „Kärntner Ärztezeitung“ feststellen.<br />
Wir haben zehn Fragen an die Kandidaten<br />
<strong>der</strong> im Parlament vertretenen Parteien gerichtet.<br />
Bis zum Redaktionsschluss erhielten wir<br />
Antworten von SPÖ, BZÖ, ÖVP und FPÖ.<br />
1. Die Finanzierung des <strong>aus</strong>gezeichneten<br />
österreichischen Gesundheitssystems steht<br />
vor einer Bewährungsprobe: Wie wollen Sie<br />
die Versorgung <strong>der</strong> Patienten in <strong>der</strong> bewährten<br />
Qualität sicherstellen?<br />
2. Soll unser Gesundheitssystem zentral von<br />
Wien <strong>aus</strong> gesteuert werden o<strong>der</strong> sind Sie <strong>für</strong><br />
die Beibehaltung <strong>der</strong> Selbstverwaltung <strong>der</strong><br />
Kassen und <strong>für</strong> regionale Entscheidungskompetenzen?<br />
3. Wie an<strong>der</strong>e Gebietskrankenkassen hat<br />
auch die Kärntner GKK finanzielle Probleme.<br />
Wie wollen Sie diese lösen?<br />
4. Welche Bedeutung hat <strong>für</strong> Sie <strong>der</strong> freie nie<strong>der</strong>gelassene<br />
Arzt, <strong>der</strong> die wohnortnahe Versorgung<br />
sicherstellt und wollen Sie Kooperationen<br />
nie<strong>der</strong>gelassener Ärzten, die <strong>der</strong>zeit rechtlich<br />
massiv erschwert werden, erleichtern?<br />
Gerhard Köfer<br />
SPÖ<br />
Zunächst müssen die Ursachen <strong>für</strong> die Defizite genauestens analysiert werden. Der breiten Öffentlichkeit<br />
ist z.B. kaum bekannt, dass zur prekären finanziellen Situation des Gesundheitssystems etwa auch<br />
die Zahlungsrückstände <strong>der</strong> Arbeitgeber bei den Sozialversicherungsbeiträgen sowie die Rückstände<br />
<strong>aus</strong>ländischer Versicherungsträger bei den Landesgesundheitsfonds einen wesentlichen Teil beitragen.<br />
In eine schonungslose Gesamtanalyse <strong>der</strong> finanziellen Situation sollten – vorurteilsfrei und über alle<br />
Parteigrenzen hinweg – sämtliche bisher vorgelegten Lösungsvorschläge miteinbezogen werden. Auf<br />
Grundlage dieser Gesamtanalyse sollten dann überparteiliche Lösungen erarbeitet werden. Wichtig<br />
und <strong>für</strong> mich selbstverständlich ist, die Ärzte in diesen Prozess mit einzubeziehen.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Ernsthaftigkeit <strong>der</strong> Lage muss allen Beteiligten klar sein, dass die Interessen <strong>der</strong> eigenen<br />
Lobby nicht die oberste Priorität haben dürfen. Je<strong>der</strong> muss vielmehr bereit sein, Zugeständnisse zum<br />
Schüren eines Gesamtpaketes zu machen. Dazu zählen selbstverständlich auch mögliche Einsparungspotentiale<br />
bei den „kranken“ Kassen.<br />
Für mich steht außer Frage, dass die medizinische Versorgung in Österreich in bester Qualität auch in<br />
Zukunft <strong>für</strong> jeden erhalten bleiben muss. Eine Zwei-Klassen-Medizin ist unter allen Umständen zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Es darf daher keinesfalls zu einer Abkehr vom System <strong>der</strong> Pflichtversicherung hin zu einer –<br />
wie von <strong>der</strong> ÖVP angedacht – Versicherungspflicht kommen. Das <strong>der</strong>zeitige System garantiert nämlich<br />
ein solidarisches Agieren <strong>der</strong> Versichertengemeinschaft, ohne dass es <strong>für</strong> einzelne Versicherte eine negative<br />
Risiko<strong>aus</strong>lese gibt.<br />
Zentralisierungen werden oft als <strong>der</strong> Weisheit letzter Schluss gesehen, wenn Einsparungen gefor<strong>der</strong>t<br />
werden. Wie die Praxis jedoch immer wie<strong>der</strong> zeigt, sind unterm Strich Zentralisierungen mitunter sogar<br />
ineffizienter. Deshalb muss man sich die Kosten-Nutzen-Rechnung genau anschauen.<br />
Eine Zusammenlegung <strong>der</strong> Kassen halte ich zudem kurzfristig <strong>für</strong> unrealistisch. Sehr wohl kann ich mir<br />
aber vorstellen, dass – als ein erster Schritt – die verschiedenen Kassen auf regionaler Ebene kooperieren.<br />
Man müsste sich etwa durchrechnen, ob es nicht viel günstiger wäre, wenn die unterschiedlichen<br />
Kassen auf Bezirksebene gemeinsame Räumlichkeiten zur Kundenbetreuung betreiben und<br />
da<strong>für</strong> die Bundeslän<strong>der</strong>zentralen in ihren – bereits ohnehin existierenden – Gesamtzentralen aufgehen<br />
lassen. Damit wäre die Kundenorientiertheit und die Kundenanbindung vor Ort bei gleichzeitiger<br />
Straffung und Effizienzmaximierung <strong>der</strong> Struktur auf Landesebene erreicht. Das ganze ergäbe nur<br />
dann Sinn, wenn das dabei erzielte Einsparungspotential so relevant ist, dass es einen Beitrag zur Sanierung<br />
<strong>der</strong> Kassen leisten kann.<br />
Ähnlich wie schon bei Frage eins gilt auch hier: Zuallerst müssen die Gründe des budgetären Defizits<br />
genauestens analysiert werden. <strong>Was</strong> ist h<strong>aus</strong>gemacht und was betrifft das gesamte System, sprich alle<br />
Kassen in Österreich. Zu letzterem gehören sicherlich die Preise, die Pharmafirmen <strong>für</strong> die Medikamente<br />
verlangen. Diesbezüglich gibt es ja bereits Gespräche. Da die Krankenversicherung mit <strong>der</strong> besten<br />
Einnahmenstruktur um 209 Euro pro Versichertem mehr einnimmt als jene mit <strong>der</strong> schlechtesten<br />
Struktur, regte ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer einen überregionalen Ausgleich an und dachte dabei<br />
daran, über einen längeren Zeitraum hinweg die unterschiedlichen Ärztehonorare <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> anzupassen.<br />
Grundsätzlich ist <strong>der</strong> von Parteifreund Hundstorfer gemachte Vorschlag überlegenswert. Zu bedenken<br />
gilt freilich, dass im ländlichen Raum <strong>der</strong>zeit großteils die ärtzliche Nahversorgung mangelhaft ist. In<br />
einzelnen Talschaften – etwa im Stockenboier Graben – ist momentan nicht einmal eine H<strong>aus</strong>arztpraxis<br />
existent. Das bedeutet, dass sich bei <strong>der</strong> Abrechnung von Ärztehonoraren immer auch die topographischen<br />
Gegebenheiten nie<strong>der</strong>schlagen.<br />
Der freie nie<strong>der</strong>gelassene Arzt ist ein wichtiges Modul in <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung. Kooperationen<br />
zwischen nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzten sind dort sinnvoll und zu begrüßen, wo es zum Vorteil und Nutzen<br />
<strong>der</strong> Patienten und somit <strong>der</strong> gesamten Bevölkerung ist. Generell bleibt aber fest zu halten, dass die<br />
Gesundheitsversorgung keinesfalls den Gesetzen des freien Marktes überlassen werden darf.<br />
www.aekktn.at · presse@aekktn.at • September 2008