Advents- Pfarrbrief 2012 - Kirche Straelen
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„Komm“ – eine Begegnung an der<br />
Hecke!<br />
Schon wieder musste ich unsere Hecke im<br />
Vorgarten schneiden. Dazu muss man<br />
wissen, es war saukalt und eine<br />
Berberitzenhecke ist eine sehr stachelige<br />
Angelegenheit. Aber mein starker Wille in<br />
Gestalt meiner Frau kannte da kein<br />
Erbarmen und so schnibbelte ich lustlos an<br />
der Hecke rum. Zwei ältere Damen<br />
schlenderten vorüber und betrachteten mein<br />
Werk, gingen dann aber wortlos ein Stück<br />
weiter und meine Hoffnung auf eine<br />
Arbeitsunterbrechung schwand dahin.<br />
Nachdem die Damen schon etliche Meter<br />
weg waren, drehte sich eine zu mir um und<br />
fragte: “Dürfen wir mal zu ihnen kommen,<br />
wir möchten uns mit Ihnen über Jesus<br />
unterhalten“. Glücklich über die sich<br />
anbahnende Arbeitspause bejahte ich die<br />
Frage und die zwei kamen zu mir und<br />
stellten sich als Zeugen Jehovas vor. Mein<br />
Erstaunen war groß, sie boten mir keinen<br />
Wachturm an, hatten dafür aber ein anderes<br />
Schriftwerk ihrer Gemeinschaft. Aber ich<br />
lehnte ab, das Heft in Empfang zu nehmen<br />
und erklärte den Damen, dass ich lieber in<br />
der Bibel lese. Stichwort „Bibel“ war für die<br />
beiden wie ein Weckruf. Irgendwie war<br />
ihnen klar, sie haben es mit einem<br />
Katholiken zu tun. Nun wurde ich in sehr<br />
netter Weise mit Bibelzitaten (NT)<br />
konfrontiert, die aber häufig aus dem<br />
Zusammenhang gerissen waren. Aber diese<br />
Bibelzitate sollten mir klarmachen, dass ich<br />
Katholik keine Chance habe ins Paradies zu<br />
gelangen, da wir Jesu Worte und<br />
Anweisungen ja nicht befolgen, in Politik<br />
mitmischen, Wehrdienst leisten u.s.w. Ihre<br />
Bibelzitate konnte ich recht gut ergänzen<br />
und auch richtig stellen und ihnen die<br />
Auslegung nach meinem Glauben erklären.<br />
Nach gut einstündigem Gespräch<br />
bedankten sich die zwei Frauen, mit der<br />
Feststellung, dass ich meine Bibel aber sehr<br />
gut kennen würde und sie hätten sich<br />
gefreut, mit mir über Frieden und<br />
Nächstenliebe geredet zu haben, obwohl es<br />
so etwas ja unter Katholiken nicht gäbe, wie<br />
sie immer wieder feststellen würden. Ich<br />
wurde eingeladen, zu ihren Versammlungen<br />
im Königssaal zu kommen, ihre Brüder und<br />
Schwestern würden sich sicherlich mit mir<br />
gerne unterhalten, damit ich zum wahren<br />
Glauben finden kann.<br />
Nach diesem Heckengespräch sagte ich<br />
mir: Hut ab vor so viel missionarischem Eifer<br />
der beiden Damen.<br />
Mir kamen da so Gedanken wie: Was tun<br />
wir als getaufte katholische Christen heute<br />
in unseren Gemeinden, um unseren<br />
Glauben den Menschen in Erinnerung zu<br />
bringen? Wie wenig sprechen wir in unseren<br />
Familien mit unseren Kindern über den<br />
Glauben? Ist uns eigentlich noch bewusst,<br />
warum wir Weihnachten, Ostern oder<br />
Pfingsten feiern? All dies ging mir nach der<br />
Begegnung mit den Zeugen Jehovas durch<br />
den Kopf. Aber die Hecke habe ich<br />
trotzdem fertig geschnitten.<br />
RaGu<br />
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