Advents- Pfarrbrief 2012 - Kirche Straelen
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Alles hat seine Zeit<br />
„Alles hat seine Stunde.<br />
Für jedes Geschehen<br />
unter dem Himmel gibt<br />
es eine bestimmte Zeit:<br />
eine Zeit zum Gebären<br />
und eine Zeit zum<br />
Sterben, eine Zeit zum<br />
Pflanzen und eine Zeit<br />
zum Abernten der<br />
Pflanzen ...“ - diese<br />
Worte aus der Bibel sind über 2000 Jahre<br />
alt und stammen aus dem Buch Kohelet.<br />
Der Verfasser setzt sich kritisch mit<br />
gängigen Meinungen seiner Zeit<br />
auseinander.<br />
Wenn wir auf unsere heutige Zeit schauen,<br />
so scheinen wir diese Weisheit, dass alles<br />
seine Stunde hat, vergessen zu haben. Ich<br />
denke dabei z.B. an den Sonntag, den<br />
freien Tag in der Woche, der als kulturelle<br />
Errungenschaft gelten kann, damit<br />
Menschen von ihrer Arbeit und vom Stress<br />
des Alltags ausruhen können. Für uns<br />
Christen ist der Sonntag der Tag des Herrn,<br />
an dem wir zum Gottesdienst eingeladen<br />
sind, um Gott zu danken für all das, was uns<br />
durch ihn geschenkt wird. Es ist der Tag der<br />
Ruhe, an dem wir zusammenkommen und<br />
uns als <strong>Kirche</strong>, als Gemeinschaft im<br />
Glauben, erfahren können. Inzwischen gibt<br />
es aber an den Sonntagen so viele<br />
Aktivitäten, Angebote und verkaufsoffene<br />
Zeiten, dass nicht wenige von uns auch den<br />
Sonntag nicht mehr als stressfrei erleben.<br />
Manche kommen ganz treu zum<br />
Sonntagsgottesdienst und erleben dadurch<br />
den Sonntag als einen besonderen Tag.<br />
Dabei geht es nicht nur um die Erfüllung<br />
einer Sonntagspflicht, sondern um die<br />
Einladung der <strong>Kirche</strong>, sich beschenken zu<br />
lassen durch eine Zeit, in der wir etwas für<br />
unsere Seele tun und einfach nur da sein<br />
brauchen, ohne etwas zu leisten.<br />
Ähnlich sehe ich im Laufe des Jahres die<br />
Fastenzeit, die 40tägige Bußzeit vom<br />
Aschermittwoch bis Ostern, als eine<br />
Chance, innezuhalten und den alltäglichen<br />
Zwängen und Belastungen zu entfliehen. Da<br />
geht es um Entschleunigung, Besinnung,<br />
Fasten und Zeit für das Gebet, alles Dinge,<br />
die uns Menschen gut tun, heilsam sind und<br />
uns helfen, die innere Balance wieder zu<br />
finden.<br />
Manchmal wundern sich Gemeindemitglieder,<br />
dass ich der Meinung bin, dass in<br />
der Fastenzeit z.B. keine Hochzeiten oder<br />
andere Feste stattfinden sollten. Ich<br />
versuche es dann zu erklären, indem ich<br />
von dem besonderen Charakter dieser Zeit<br />
spreche, die ich schützen möchte. Alles hat<br />
seine Zeit. Gärtner verstehen das, weil auch<br />
sie Zeiten haben, an denen sie kein<br />
Pfarrfest oder eine Hochzeit feiern können.<br />
Ich wundere mich, wenn ältere Menschen<br />
nicht verstehen wollen, dass es nicht gut ist,<br />
z. B. die Goldhochzeit in der Karwoche zu<br />
feiern. Wenn es um grüne Hochzeiten geht,<br />
bitte ich die Paare, die Hochzeit nicht in die<br />
Fastenzeit zu legen, um so mitzuhelfen,<br />
dass auch andere diese (für uns Christen<br />
besondere) Zeit nicht unbedingt mit Festen<br />
verbringen (müssen). Schade ist es, wenn<br />
es nicht verstanden wird, und man zu<br />
Nachbarpfarreien geht, um so seinen<br />
Wunsch durchzusetzen.<br />
Alles hat seine Zeit. Das gilt auch für die<br />
<strong>Advents</strong>zeit. Wir sprechen von einer Zeit<br />
der Besinnung, um uns auf das Weihnachtsfest<br />
vorzubereiten. In Wirklichkeit ist<br />
es für viele eine Zeit voller Arbeit und<br />
Feiern. Die vielen Weihnachtsfeiern im<br />
Advent machen deutlich, dass wir etwas<br />
feiern, was noch gar nicht dran ist.<br />
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