Herbst 2006 (503 KB) - Kath. Gefängnisseelsorge
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Mitteilungen 2/<strong>2006</strong> - 23 -<br />
liches "Milieu" hervorbringt. Es gibt ein breites<br />
Berufsbildungsangebot: 21 verschiedene Lehr-<br />
und Anlernberufe. Die Ausbildungsbetriebe sind<br />
produzierende Betriebe, so dass die Auszubildenden<br />
in die wirtschaftlichen Zwänge mit eingebunden<br />
sind. Die interne Berufsschule hat ein differenziertes<br />
und individuelles Förderangebot. Der<br />
Arxhof bietet ein ganzheitliches, prozessorientiertes<br />
und an den Grundsätzen der Selbsthilfe ausgerichtetes<br />
Entwicklungsangebot. Neben der Berufsabklärung<br />
und der Berufsausbildung steht<br />
gleichrangig eine lebendige Vielfalt sozialer<br />
Lernfelder, die es dem Bewohner erlauben, sich<br />
selbst zu erfahren, neues Verhalten zu entwickeln<br />
und dabei Verantwortung für sich und die Gemeinschaft<br />
zu entwickeln. Das Projekt setzt nicht<br />
in erster Linie auf Kontrolle oder Sicherheit, sondern<br />
auf Beziehung. Den Bewohnern (nicht Insassen!)<br />
wird respektvoll, transparent, direkt und<br />
fordernd begegnet. Der Begriff „Würde“ steht<br />
in der Mitte. Rituale sind von großer Bedeutung,<br />
sowohl Initiation wie Abschluss. Die Bewohner<br />
durchlaufen ein Stufenkonzept, in dem sie sich<br />
jeweils für die nächste Wohnstufe qualifizieren<br />
müssen. Seelsorge hat dort keine Tradition und<br />
kommt nicht vor. Für uns blieb die Frage, ob<br />
Seelsorge in unserem Verständnis in einem so<br />
dichten Betreuungs- und Therapiesystem einfach<br />
nicht benötigt wird.<br />
Wir waren sowohl von den Ausführungen von<br />
Marc van Wijnkoop Lüthi als auch von der Führung<br />
und den Informationen von Max Pitasch<br />
sehr beeindruckt. Die freundliche Aufnahme im<br />
Arxhof wird den Teilnehmern in guter Erinnerung<br />
bleiben. Am späten Nachmittag des 10. Mai<br />
erlebten wir eine lebendige und sehr sachkundige<br />
Stadtführung in Basel.<br />
Am 11. Mai hielten wir kurz Rückblick auf die<br />
Tagung in Freiburg und berieten über das Thema<br />
der Tagung vom 07. bis zum 10. Mai 2007 in<br />
der Justizschule bei der JVA Hameln. Es wurde<br />
nicht explizit ein Thema formuliert. Der Inhalt<br />
der Tagung sollen die durch die Föderalismusreform<br />
entstehenden und bis dahin neu entstandenen<br />
neuen Entwicklungen im Jugendstrafvollzug<br />
in den einzelnen Bundesländern sein. Ein wichtiger<br />
Aspekt soll die Anstalt in Hameln sein. Die<br />
Teilnehmer sollen in einer Zukunftswerkstatt perspektivisch<br />
erarbeiten, was die AG Jugendvollzug<br />
für den Jugendvollzug in Zukunft für wünschenswert<br />
und notwenig erachtet. Wolfgang<br />
Wandzioch ist bereit, sich um das Rahmenpro-<br />
gramm zu kümmern. Die Tagung im Jahr 2008<br />
findet vom 12. bis zum 15. Mai in Augsburg statt.<br />
Marian W. Janke<br />
Anforderungsprofil für die<br />
Gesetzgebung zur Regelung des<br />
Jugendstrafvollzugs<br />
in Deutschland<br />
Wir begrüßen die Tatsache, dass der Jugendstrafvollzug<br />
in Deutschland endlich eine gesetzliche<br />
Grundlage findet.<br />
Das oberste Ziel des Jugendstrafvollzuges ist die<br />
Resozialisierung der Straftäter durch einen Vollzug,<br />
der für jeden Gefangenen ein an seinen Möglichkeiten<br />
orientiertes Behandlungskonzept erstellt<br />
und durchführt, das ermöglicht, dass er<br />
straftatfrei und sozial verantwortet lebt. Nur auf<br />
diese Weise kann auch das Ziel des Schutzes der<br />
Allgemeinheit erreicht werden.<br />
Unbeschadet der Debatte, ob Jugendstrafe künftig<br />
in Formen freier Trägerschaft (Jugendhilfeeinrichtungen)<br />
oder weiterhin nur in Jugendstrafvollzugsanstalten<br />
vollzogen wird, sind folgende<br />
Eckpunkte für einen geordneten und sinnvollen<br />
Jugendstrafvollzug unverzichtbar.<br />
Die Erstellung des individuellen Förderplanes<br />
(bisher Vollzugsplanes) für den Gefangenen erfolgt<br />
in einer ausreichenden intensiven Betreuungsphase<br />
durch einen kompetenten und qualifizierten<br />
Bediensteten. In dieser Phase werden die<br />
Stärken und Defizite des Gefangenen festgestellt<br />
und daraus persönliche und soziale, schulische<br />
und berufliche Planungen formuliert. Eine in diesem<br />
Sinne umfassende Schulung und weiterführende<br />
Begleitung (Supervision) dieser Bediensteten<br />
ist dafür unabdingbar.<br />
Zur Vorbereitung auf ein verantwortetes Lebens<br />
in Freiheit ist es notwendig, dem Inhaftierten viele<br />
Freiräume zu ermöglichen und so seine Selbstverantwortung<br />
zu stärken. Hierfür eignet sich in<br />
besonderer Weise der Wohngruppenvollzug mit<br />
Einzelhafträumen und abgetrennten Sanitärräumen.<br />
Die Wohngruppe ist das soziale Lernfeld für<br />
die Inhaftierten. Der Wohngruppenvollzug bietet<br />
auch die Möglichkeit, altersgemäß zu differenzieren.<br />
Für die Umsetzung ist es wichtig, dass ausreichend<br />
Haftplätze vorhanden sind und so eine<br />
Überbelegung vermieden wird. Für ein Wohn-