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Kronzeugenregelung als Königsweg? - Fakultätsvertretung Jus ...

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Würden Sie selbst noch gerne auf einige Dinge<br />

hinweisen?<br />

Ja – <strong>als</strong>o am wichtigsten wäre mir, dass die<br />

Leute sich bitte die FAQs auf unserer Homepage<br />

ansehen: http://ipr.univie.ac.at/ofner/studienprogrammleitung/faq<br />

Juridicum Journal<br />

<strong>Kronzeugenregelung</strong> <strong>als</strong> <strong>Königsweg</strong>?<br />

bErIcht<br />

Eine geplante Verfahrensbestimmung der<br />

Strafprozessordnung, die kooperativen Kronzeugen<br />

und ­zeuginnen bald Straffreiheit in<br />

Aussicht stellen könnte, erregt derzeit die<br />

Gemüter von Juristinnen und Juristen aus<br />

Lehre und Praxis. Der umstrittene Entwurf des<br />

<strong>Jus</strong>tizministeriums zur <strong>Kronzeugenregelung</strong><br />

war auch Thema eines kürzlich abgehaltenen<br />

Rechtspanoramas am Juridicum.<br />

INFoRMATIoNSNoTSTAND<br />

DER JuSTIZ<br />

Die sogenannte „<strong>Kronzeugenregelung</strong>“ (§ 209a<br />

StPO des Ministerialentwurfes) sieht eine<br />

Rücktrittsmöglichkeit von der Strafverfolgung<br />

bei Tatbeteiligten vor, die zur Aufklärung einer<br />

Straftat beitragen. Der Entwurf steht im Zu ­<br />

sammenhang mit neuen Formen und Aus maßen<br />

der Wirtschaftskriminalität, die die <strong>Jus</strong>tiz in den<br />

letzten Jahren vermehrt beschäftigen und, wie<br />

manche meinen, überfordern. Staatsanwälte/<br />

anwältinnen und Richter/innen klagen, der<br />

neuen Form von Wirtschaftskriminalität sei ohne<br />

Informant/innen <strong>als</strong> Quelle nicht mehr Herr zu<br />

werden. Andere hingegen befürchten, dass<br />

durch die belohnte Zusammenarbeit mit der<br />

Staatsanwaltschaft eine Gesellschaft des gegenseitigen<br />

Anschwärzens entstünde und das<br />

Vertrauen in die <strong>Jus</strong>tiz massiv geschwächt werden<br />

würde.<br />

Auch das erste Rechtspanorama nach der<br />

Sommerpause widmete sich dem vom <strong>Jus</strong>tizministerium<br />

eingebrachten Ministerialentwurf,<br />

der bereits im Begutachtungsverfahren heftig<br />

kritisiert wurde. Georg Krakow, Kabinettchef des<br />

<strong>Jus</strong>tizministeriums, stellte das Konzept der<br />

10 Juristl | Jänner 2011<br />

Wir haben uns bemüht, sie so gut und übersichtlich<br />

wie möglich auszugestalten und ich bin der<br />

Meinung, dass sich viele Fragen dadurch schnell<br />

und einfach von selbst beantworten würden. Sie<br />

sind sogar auch von der FV verlinkt. Es gibt sie<br />

teilweise auch auf Englisch, Französisch und<br />

lIVIA NEuTScH | Juridicum Journal redakteurin | livia.neutsch@univie.ac.at<br />

<strong>Kronzeugenregelung</strong> im Detail vor und wies<br />

gleich zu Beginn darauf hin, dass die <strong>Kronzeugenregelung</strong><br />

weder Allheilmittel noch Alltags<br />

geschäft der <strong>Jus</strong>tiz werden könne und solle.<br />

Dies verhindere schon der eingegrenzte<br />

Anwendungsbereich, der die Möglichkeit der<br />

Kronzeugenregel nur für schwere Straftaten ab<br />

der Zuständigkeit der Schöffengerichtsbarkeit<br />

vorsieht. Die Einsatzmöglichkeit wird vor allem<br />

in jenem Bereich der Wirtschafts­ und<br />

Korruptions delikte gesehen, die typischerweise<br />

in einem Heimlichkeitsbereich stattfinden, in<br />

welchem die Staatsanwaltschaft ohne Informanten<br />

gar nicht erst Kenntnis von der strafbaren<br />

Handlung erlange.<br />

NEgATIVE AuSWIRKuNgEN AuF DAS<br />

VERTRAuEN DER bEVÖlKERuNg<br />

Heftige Kritik erregte vor allem die unsichere<br />

Position des/r Kronzeugen/zeugin, für den/die<br />

bis zum Verfahrensausgang ungewiss bleibt, ob<br />

die preisgegebenen Informationen <strong>als</strong> "ausreichend"<br />

bewertet werden. Bei nicht geleisteter<br />

Kooperation kann die Staatsanwaltschaft das<br />

Verfahren gegen den/die Kronzeugen/zeugin<br />

auch wiederaufnehmen. Die Unsicherheit dieser<br />

Konstruktion mindert freilich auch den Wert<br />

einer solchen Aussage. Kronzeugen sind zwangsläufig<br />

unzuverlässige Zeugen, weil sie aus persönlichem<br />

Interesse handeln, betonte in diesem<br />

Zusammenhang Strafrechtsprofessor Helmut<br />

Fuchs. Deshalb seien Urteile, die sich auf die<br />

<strong>Kronzeugenregelung</strong> stützen, auch kaum geeignet,<br />

das Vertrauen der Bevölkerung in die <strong>Jus</strong>tiz<br />

zu stärken, Vorbild Kartellrecht.<br />

Positive Argumente kommen aus dem Gebiet<br />

Italienisch. Seit dem Sommer, kann man sich die<br />

unterschiedlichen Beiblätter für die Formulare<br />

auch gleich selber ausdrucken. Damit sparen Sie<br />

sich Wartezeit und es geht sicherlich schneller.<br />

Vielen Dank für das Interview!<br />

des Kartellrechts, wo eine ähnliche Regelung<br />

seit 2006 existiert. So verwies Bundeskartellanwalt<br />

Alfred Mair auf den enormen Einfluss dieser<br />

Möglichkeit im Kartellverfahren. Im Bereich des<br />

milliardenstelligen Wettbewerbs um mehrstellige<br />

Milliardenbeiträge, wo illegale Absprachen<br />

leider systemimmanent seien, wäre es fatal, der<br />

Sozi<strong>als</strong>chädlichkeit dieser Absprachen kein effektives<br />

Instrument entgegenzusetzen. Die Kronzeugenregel<br />

sei auch vor dem Hintergrund des<br />

Präventionsgedankens zu sehen, bewusst kriminell<br />

Handelnde durch die Gefahr, belastet zu<br />

werden, abzuschrecken.<br />

ANWENDuNgSbEREIcH:<br />

WIRTScHAFTSDElIKTE uND TATEN<br />

MIT KoNSPIRATIVEM cHARAKTER<br />

Ein umstrittener Punkt der Umsetzung ist auch<br />

der Katalog jener Delikte, auf die die Kronzeugenregel<br />

künftig anwendbar sein soll.<br />

Vizedekanin und Strafrechtlerin Susanne Reindl­<br />

Krauskopf, selbst keine uneingeschränkte Be ­<br />

fürworterin der Regelung, gibt dabei zu bedenken,<br />

dass bei einem Abstellen auf Delikte mit<br />

konspirativem Charakter auch Augenmerk auf<br />

Bereiche wie Sexualdelikte und Menschen handel<br />

gelegt werden müsse. Schließlich entfalte auch<br />

hier das konspirative Element der Verschwörung<br />

jene schädliche Wirkung, der die Kronzeugenregel<br />

offenbar entgegenwirken wolle.<br />

Geplant ist zunächst eine gesetzlich befristete<br />

Einführung der Kronzeugenregel, wobei von<br />

Seiten des <strong>Jus</strong>tizministeriums nachdrücklich für<br />

eine ausreichend lange Probephase plädiert<br />

wird. Der Entwurf hat mittlerweile den Ministerrat<br />

passiert.

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