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Trekking - Madagaskar-Lexikon - Dilag-Tours

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<strong>Trekking</strong><br />

extrem geschwollen, und die heftigen Schmerzen bei jedem Schritt deuten auf eine fortgeschrittene, starke<br />

Entzündung hin. Ganz gemächlich setzen wir einen Fuß vor den anderen, um uns Meter für Meter den Berg<br />

hoch zu arbeiten. Ein flotter Schritt wäre undenkbar und würde einen Hitzekollaps verursachen. Hier und da<br />

verhilft uns ein farbenprächtiger Käfer oder ein riesiger Tausendfüßler (so genannte „Milli-Peds“) zu einer<br />

pulssenkenden Fotopause.<br />

Am Gipfel angekommen, erblicken wir durch die Blätter wilder Bananenbäume weit unten im Tal den Ort<br />

Ampokafo, das Ziel unserer heutigen Etappe.<br />

Der Abstieg führt uns auf schlammigem und rutschigem Weg durch Bananenplantagen, Bambuswälder<br />

und vorbei an Reisfeldern und ist dabei nicht minder mühsam als der Anstieg zuvor. Wegen der durch<br />

Brandrodung vernichteten Urwaldriesen sind wir über mehrere Kilometer der erbarmungslosen Sonne ausgesetzt.<br />

Selbst die Denkfähigkeit ist bei den körperlichen Strapazen eingeschränkt, und wir vergessen auf<br />

ausreichenden Sonnenschutz der Haut, welche schon bald mit Rötung und leichter Blasenbildung reagiert.<br />

Mit schwindenden Kräften erreichen wir schließlich am Nachmittag unser Gasy „Esperance“ (Hoffnung) in<br />

Ampokafo. Auch Jimmy und die Träger wirken sichtlich erschöpft und decken ihren Flüssigkeitsverlust gleich<br />

mit dem oben bereits erwähnten alkoholischen Gebräu. Wir breiten sofort unsere noch immer nassen Kleidungs-<br />

und Ausrüstungsstücke auf einer großen Wiese hinter der Unterkunft aus, und binnen zwei Stunden<br />

sind diese auch wieder einmal endlich trocken.<br />

Obwohl wir seit über einer Stunde ruhend im Schatten sitzen und ich auch schon ein kühlendes Bad im<br />

Fluss genommen habe, fühle ich mich kreislaufmäßig nicht gut. Ich beschließe, meine Körpertemperatur zu<br />

kontrollieren und messe 38,5°C. Da ich einen leichten Hitzeschlag vermute, nehme ich fiebersenkende<br />

Medikamente zu mir und lege mich etwas hin. Doch das Fieber steigt weiter. Meine Wunden an den Beinen<br />

sind hoch entzündet und eitern stark, also schließe ich, dass eine Wundinfektion mein Immunsystem beeinträchtigt<br />

und das Fieber verursacht. Meine Wahl fällt auf die Einnahme eines Antibiotikums.<br />

Norbert kümmert sich vorbildlich um mich und versorgt mich mit leichter Abendkost und viel Flüssigkeit. Er<br />

macht sich große Sorgen und ist merklich beunruhigt, als sich mein Gesundheitszustand weiter verschlechtert.<br />

Jimmy, der mittlerweile durch den übermäßigen Alkoholkonsum sehr ausgelassen wirkt, meint lediglich,<br />

die starke Anstrengung sei die Ursache für mein Unwohlsein und ich solle heißes Wasser trinken und ausreichend<br />

schlafen. Weiters scherzt er, mich am nächsten Morgen zu kochen und zu verspeisen, sollte ich<br />

die Nacht nicht überleben. Es fällt mir etwas schwer, zu lachen, und wegen der hohen Körpertemperatur<br />

friere ich trotz der Hitze in der Hütte. Ich kann mich kaum bewegen und fühle mich benommen.<br />

Es beginnt zu dämmern. Ich liege auf einer Pritsche, und Jimmy entzündet neben mir eine Kerze – angeblich<br />

als Schutz vor Moskitos. Da ich zufälligerweise auch noch schwarz gekleidet bin, biete ich den Anblick<br />

eines langsam über den Jordan gehenden Individuums. Ein Mühlviertler, der auszog um den Dschungel<br />

<strong>Madagaskar</strong>s zu bezwingen, letztendlich aber dort den <strong>Trekking</strong>tod fand. Die flackernde Kerze und mein<br />

fahles Gesicht tragen wesentlich dazu bei, dass sich vor der offenen Türe die Dorfkinder scharen und mich<br />

interessiert beobachten. In manchen Kinderaugen wechseln Neugier, Erschrecken und Bedauern ab. Es<br />

herrscht eine beängstigende Stimmung, ein weißer Mann, sterbend mitten im Busch. Ehrlich gesagt, so habe<br />

ich mir mein Ende eigentlich nicht vorgestellt.<br />

Während ich also mit dem Leben abschließe, macht Norbert noch einen Spaziergang durch Ampokafo, um<br />

einige Eindrücke mit der Kamera festzuhalten und um Luftballons an die Kinder zu verteilen, welche diese<br />

anfangs etwas verunsichert aber dann doch mit großer Freude und regem Interesse annehmen.<br />

Während der Nacht schwanke ich zwischen Schüttelfrost und Schweißausbrüchen und erreiche ein Fiebermaximum<br />

von knapp 40°C. Auch Norbert hat eine schlaflose Nacht, kontrolliert er doch in regelmäßigen Abständen<br />

meine Lebensfunktionen.<br />

Glücklicherweise sinkt die Körpertemperatur in den Morgenstunden – das Antibiotikum scheint zu greifen.<br />

10. Tag (Sonntag, 11.03.2007)<br />

Nach einer kleinen Frühstücksmahlzeit messe ich 37,5°C. Mein Körper ist zwar noch etwas geschwächt von<br />

den Strapazen des Vortags, aber ich kann wieder klar denken und bin froh, gesundheitlich auf dem Weg der<br />

Besserung zu sein.<br />

Der Wettergott beschert uns heute anfangs ideales Wanderwetter für den bevorstehenden 18 Kilometer<br />

Fußmarsch: leichte Bewölkung als Schutz vor der Sonne und kein Regen. Jimmy führt uns auf einfachen<br />

Pfaden entlang der Berghänge. Um die Mittagszeit setzt dann ein kurzer aber dafür umso ausgiebiger Wolkenbruch<br />

ein. Die Wege verwandeln sich binnen weniger Augenblicke in reißende kleine Bäche, die unseren<br />

Marsch verzögern und erschweren. Um dennoch unser Tempo einhalten zu können, verzichten wir<br />

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© DILAG-TOURS – <strong>Madagaskar</strong> reisen Letzter Update: 09.07.2007 Seite 18 von 37

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