13.02.2013 Aufrufe

Recenzenci / Gutachter Marek Hałub, Lucyna Wille Projekt okładki i ...

Recenzenci / Gutachter Marek Hałub, Lucyna Wille Projekt okładki i ...

Recenzenci / Gutachter Marek Hałub, Lucyna Wille Projekt okładki i ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

258<br />

Wolfgang Drost<br />

Brekers Werk, das damals auch im besetzten Frankreich weitgehend positiv<br />

aufgenommen wurde, 23 bestätigt Drosts Überzeugung: „Wir sind wieder<br />

fähig, Halbgötter zu bilden.“ 24 Drost begeistert sich für den Heldenmythos<br />

der Nation, die einen verbrecherischen Krieg führte. Das überrascht, weil<br />

ich mich entsinne, mit welch mißbilligendem Unbehagen, wenn auch sein<br />

Schweigen kaum in der Familie brechend, er die Etappen des Blitzkrieges in<br />

den Septembertagen 1939 und des Rußlandfeldzugs verfolgte. Zwei Jahre zuvor,<br />

kurz vor Ausbruch des Krieges, hatte er sich in dem Band Kunstschaffen<br />

im deutschen Danzig für die Verbindung des Freistaats mit dem sogenannten<br />

großdeutschen Reich ausgesprochen. Danzig, so schrieb er, „hat in Zeiten unseliger<br />

deutscher Zersplitterung als freie und selbständige Stadt aus sich gemacht,<br />

was es aus sich machen konnte. Seine Selbständigkeit ist ihm längst<br />

sinnlos geworden. Es kennt heute keinen sehnlicheren Wunsch als ganz in dem<br />

Verband des vom Führer geeinten starken deutschen Reiches aufzugehen.“ 25<br />

Diese Stelle zeigte er mir zwanzig Jahre später, am Schreibtisch in Tübingen<br />

sitzend, und meinte mit Entsetzen und Kopfschütteln, wie fatal auch er seiner<br />

Zeit verbunden gewesen sei. Es war ein Schuldeingeständnis von seiner<br />

damaligen Verbindung zum Nationalsozialismus. Willi Drost wurde zum<br />

Instrument der nationalsozialistischen Kultur­Propaganda.<br />

Die Verbindung zum Reich stützte das Gefühl des Deutschtums. Die<br />

Natio nalsozialisten setzten noch vor ihrer Machtübernahme in Danzig<br />

eine „zielbewußte Propaganda“ ein und nutzten die emotionale Bindung<br />

der Danziger an Deutschland aus. Sie hatten leichtes Spiel, das Gefühl des<br />

Deutschtums zu kultivieren. Sie wollten Danzig den im entfernten Westen<br />

wohnenden Brüdern wie auch den Fremden „eine lebendige Anschauung“<br />

werden lassen (I, 308) und damit die sogenannte Heimkehr ins Reich vor der<br />

Weltöffentlichkeit rechtfertigen.<br />

Absage an den Impressionismus<br />

Einen grundsätzlichen Wandel im Geschmack stelle ich in der Haltung<br />

von Willi Drost gegenüber dem Impressionismus fest, von dem er mir gegenüber,<br />

so lange ich denken kann, die wunderbare Verherrlichung vom Fest des<br />

Lebens rühmte. Im Gegensatz dazu lobte er im April 1935 in den Gemälden<br />

von dem Danziger Maler Bruno Paetsch die vollständige Überwindung der<br />

reinen „Augenkunst“ des Impressionismus und erkennt an, daß sich sein<br />

Jugendfreund „wieder der großen alten Tradition“ nähert. 26 Es wird deutlich,<br />

23 Joachim Petsch: Kultur­ und Kunstpolitik des Dritten Reichs im besetzten Frankreich<br />

von 1940–1944 am Beispiel Arno Brekers, in: Paris sous l’occupation/ Paris unter deutscher Besatzung.<br />

Hrsg. v. Wolfgang Drost et alii, Heidelberg, Winter 1995, S. 134–142 sowie U. Böhmer<br />

„Jean Cocteau et l’affaire Breker“ ebd., S. 122–133.<br />

24 Ebd., S. 5.<br />

25 Danzig, Verlag Kafemann, 1939. Schlußsatz des unpaginierten Vorworts.<br />

26 „Vom Schaffen lebender deutscher Künstler“. Rundfunkvortrag vom 15.4.1935 (I, 313).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!