Recenzenci / Gutachter Marek Hałub, Lucyna Wille Projekt okładki i ...
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Wolfgang Drost<br />
Brekers Werk, das damals auch im besetzten Frankreich weitgehend positiv<br />
aufgenommen wurde, 23 bestätigt Drosts Überzeugung: „Wir sind wieder<br />
fähig, Halbgötter zu bilden.“ 24 Drost begeistert sich für den Heldenmythos<br />
der Nation, die einen verbrecherischen Krieg führte. Das überrascht, weil<br />
ich mich entsinne, mit welch mißbilligendem Unbehagen, wenn auch sein<br />
Schweigen kaum in der Familie brechend, er die Etappen des Blitzkrieges in<br />
den Septembertagen 1939 und des Rußlandfeldzugs verfolgte. Zwei Jahre zuvor,<br />
kurz vor Ausbruch des Krieges, hatte er sich in dem Band Kunstschaffen<br />
im deutschen Danzig für die Verbindung des Freistaats mit dem sogenannten<br />
großdeutschen Reich ausgesprochen. Danzig, so schrieb er, „hat in Zeiten unseliger<br />
deutscher Zersplitterung als freie und selbständige Stadt aus sich gemacht,<br />
was es aus sich machen konnte. Seine Selbständigkeit ist ihm längst<br />
sinnlos geworden. Es kennt heute keinen sehnlicheren Wunsch als ganz in dem<br />
Verband des vom Führer geeinten starken deutschen Reiches aufzugehen.“ 25<br />
Diese Stelle zeigte er mir zwanzig Jahre später, am Schreibtisch in Tübingen<br />
sitzend, und meinte mit Entsetzen und Kopfschütteln, wie fatal auch er seiner<br />
Zeit verbunden gewesen sei. Es war ein Schuldeingeständnis von seiner<br />
damaligen Verbindung zum Nationalsozialismus. Willi Drost wurde zum<br />
Instrument der nationalsozialistischen KulturPropaganda.<br />
Die Verbindung zum Reich stützte das Gefühl des Deutschtums. Die<br />
Natio nalsozialisten setzten noch vor ihrer Machtübernahme in Danzig<br />
eine „zielbewußte Propaganda“ ein und nutzten die emotionale Bindung<br />
der Danziger an Deutschland aus. Sie hatten leichtes Spiel, das Gefühl des<br />
Deutschtums zu kultivieren. Sie wollten Danzig den im entfernten Westen<br />
wohnenden Brüdern wie auch den Fremden „eine lebendige Anschauung“<br />
werden lassen (I, 308) und damit die sogenannte Heimkehr ins Reich vor der<br />
Weltöffentlichkeit rechtfertigen.<br />
Absage an den Impressionismus<br />
Einen grundsätzlichen Wandel im Geschmack stelle ich in der Haltung<br />
von Willi Drost gegenüber dem Impressionismus fest, von dem er mir gegenüber,<br />
so lange ich denken kann, die wunderbare Verherrlichung vom Fest des<br />
Lebens rühmte. Im Gegensatz dazu lobte er im April 1935 in den Gemälden<br />
von dem Danziger Maler Bruno Paetsch die vollständige Überwindung der<br />
reinen „Augenkunst“ des Impressionismus und erkennt an, daß sich sein<br />
Jugendfreund „wieder der großen alten Tradition“ nähert. 26 Es wird deutlich,<br />
23 Joachim Petsch: Kultur und Kunstpolitik des Dritten Reichs im besetzten Frankreich<br />
von 1940–1944 am Beispiel Arno Brekers, in: Paris sous l’occupation/ Paris unter deutscher Besatzung.<br />
Hrsg. v. Wolfgang Drost et alii, Heidelberg, Winter 1995, S. 134–142 sowie U. Böhmer<br />
„Jean Cocteau et l’affaire Breker“ ebd., S. 122–133.<br />
24 Ebd., S. 5.<br />
25 Danzig, Verlag Kafemann, 1939. Schlußsatz des unpaginierten Vorworts.<br />
26 „Vom Schaffen lebender deutscher Künstler“. Rundfunkvortrag vom 15.4.1935 (I, 313).