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Die Vertreibung Böhmen als Lehrstück

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entschied.Schon wieder das Motiv der <strong>Vertreibung</strong>: Ferdinand II.<br />

stellte seine Bürger vor die Wahl, entweder katholisch zu werden<br />

bzw. zu bleiben oder auszuwandern. <strong>Die</strong> Güter der Aufständischen<br />

wurden konfisziert.Landfremder Adel zog ein,unter<br />

anderem wurden die Feldherren, die gegen die Aufständischen<br />

gekämpft hatten, belohnt. Für ein paar Jahrzehnte wurde die<br />

Ausbeutung der Landbevölkerung noch schlimmer, <strong>als</strong> sie in<br />

nachhussitischer Zeit schon gewesen war.Von einem Schlosshauptmann<br />

ist der Satz überliefert:»Wenn ein böhmischer Bauer<br />

alle Arbeit, so ihm von seiner Obrigkeit auferleget wird, alle<br />

Kontributionen und schwere Pressuren, die er ausstehen muss,<br />

item alle Unbilde, welche ihm von denen Soldaten zugefügt<br />

wird, mit Geduld erträgt, gewiss wohl kann er unter die heiligen<br />

Märtyrer gerechnet werden.«<br />

Ferdinand II. ließ die Köpfe der am Altstädter Ring Hingerichteten<br />

auf den Turm der Karlsbrücke aufstecken. Das wurde in<br />

der damaligen Welt überall wahrgenommen.Der österreichische<br />

Sieg führte zu jenem berühmten Artikel der »verneuerten Landesordnung«,<br />

der die Gleichberechtigung beider Landessprachen<br />

festlegte. Das war zwar eher Aufklärung <strong>als</strong> Nationalismus<br />

(Habsburg wollte eine allgemeine Verwaltungssprache durchsetzen).<br />

Aber auf die Dauer gewann das Deutsche die Oberhand.<br />

<strong>Die</strong> Tschechen, die aufsteigen wollten, mussten Deutsch lernen.<br />

<strong>Die</strong> Deutschen hingegen weigerten sich oft genug,Tschechisch<br />

zu lernen. So wurde die Schlacht am Weißen Berg zu einem<br />

Trauma für die Tschechen.<br />

Nehmen wir ein Beispiel: Aussig (Ústí nad Labem). Es wurde<br />

von den Hussiten 1426 zerstört. Dann kam es unter den Pfandbesitz<br />

der Markgrafen von Mähren. <strong>Die</strong> besiedelten es wieder<br />

vorwiegend deutsch. 1459 wurde diese Pfandschaft ausgelöst.<br />

<strong>Die</strong> Tschechen gewannen wieder die Mehrheit. 1471 gab es 84<br />

tschechische und 73 deutsche Hausbesitzer, 1488 besaßen die<br />

Tschechen eine klare Mehrheit im Rat. In der zweiten Hälfte<br />

des 16. Jahrhunderts kam dann das, was die deutschen Volkstumsforscher<br />

eine »Rückverdeutschung« nannten. Sie wurde<br />

1945 dann mit den Morden an der Elbbrücke und in anderen<br />

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