ABSTRACTS 'Extreme Discharges' - CHR-KHR
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Die mögliche Verschärfung des Hochwasser-Regimes des<br />
Rheins unter globaler Erwärmung<br />
Gerd Bürger<br />
Freie Universität Berlin, Institut für Meteorologie<br />
Carl-Heinrich-Becker-Weg 6-10, D 12 165 Berlin, Germany<br />
gerd.buerger@mail.met.fu-berlin.de<br />
Axel Bronstert<br />
Universität Potsdam, Lehrstuhl für Hydrologie und Klimatologie<br />
Postfach 601533, D-14415 Potsdam, Germany<br />
axelbron@rz-uni-potsdam.de<br />
Das Einzugsgebiet des Rheins ist geprägt von alpinen Verhältnissen im Oberlauf, über Mittelgebirgsformationen<br />
im französischen und oberen deutschen Teil bis hin zu Flachlandformationen im niederländischen und unteren<br />
deutschen Teil. Die Charakteristika der Genese der großen Hochwasser am Rhein sind bestimmt durch<br />
Schneeakkumulation im Winter bzw. Schmelzwasserbildung im Frühsommer aus dem alpinen Raum und kombinierten<br />
Schneeschmelz- und Regenabfluss aus dem Mittelgebirgsraum im Winter und Frühjahr sowie durch<br />
Abfluss infolge von Regenfällen aus diesen und den übrigen Gebieten.<br />
Ein solch komplexes hydrologisches Regime macht eine Beurteilung möglicher Klimafolgen für den Rhein,<br />
insbesondere für die Abschätzung von Hochwasserrisiken, besonders anspruchsvoll, denn sie verlangt die saisonal<br />
und räumlich adäquate Darstellung der Wirkungen von Temperatur- und Niederschlagsänderungen auf die<br />
Bildung von Schnee, Schmelzwasser und Abfluss. „Adäquat“ bezieht sich hierbei auf die klimatisch variierende<br />
Statistik der zeitlichen und räumlichen Verläufe dieser Größen, einschließlich ihrer charakteristischen Verzögerungen<br />
durch Schneeakkumulation und -schmelze sowie ihres Extremverhaltens. Insbesondere ist die Frage<br />
dringlich, ob es sich erhärten lässt, dass die bisher getrennten Phänomene der Frühjahrshochwasser (aus den<br />
tieferen Lagen der Alpen und aus den Mittelgebirgen) einerseits und der frühsommerlichen alpinen Taufluten<br />
andererseits sich vereinen und überlagern bzw. verstärken können. Die erhöhte Gefährdung durch Überschwemmungen<br />
am Ober-, Mittel- und Niederrhein von bisher nicht gekanntem Ausmaß wäre eine mögliche<br />
oder sogar wahrscheinliche Folge. In der Tat lässt sich ein entsprechender Effekt bereits heute an historischen<br />
Zeitreihen nachweisen: Relativ zu einer Klimatologie 1927-1956 weist die heutige (1967-1996) Ganglinie am<br />
Pegel Maxau (welcher noch als repräsentativ für den alpinen Bereich gelten kann) eine Verfrühung des frühsommerlichen<br />
Maximums von etwa einem Monat auf; für extreme Abläufe (95%-Quantil) liegt diese Verschiebung<br />
schon bei fast 2 Monaten! Zudem projizieren praktisch alle Szenarien der Klimaänderung für das Rheingebiet<br />
eine Intensivierung der Frühjahrshochwasser (aus den Mittelgebirgen) durch erhöhte Niederschläge.<br />
Dieser Beitrag zeigt Ergebnisse aus Vorarbeiten zu dieser Problematik. Mithilfe ausgefeilter klimatologischer<br />
und hydrologischer Modelle soll die gesamte Wirkungskette, ausgehend von transienten globalen Klimaverläufen,<br />
deren Übersetzung in realistische lokale Wetterprozesse, über die hydrologische Wirkung als Zufluss zum<br />
Rhein und seinen Nebenflüssen bis hin zum Wellenablauf im Rhein abgebildet werden. Die naturgemäß große<br />
Unsicherheit möglicher Schlussfolgerungen solcher Simulationen soll durch die Durchführung zahlreicher, klimatisch<br />
ähnlich oder auch verschieden angetriebener Experimente aufgefangen und durch eine fundierte Signifikanzanalyse<br />
quantifiziert werden. Dies ergibt eine belastbare Abschätzung für die Möglichkeit eines Aufeinandertreffens<br />
der beiden oben genannten hydrologischen Regime des Rheins.<br />
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