Spruch los. Wenn mich beispielsweise jemandauf die schlecht funktionierende Heizung, für dieich zuständig war, ansprach, reagierte ich mitdem Satz: „Dann zieh dich doch wärmer an.“ Dahat sich die Kollegin mächtig über michaufgeregt.Was mich wiederum an manchen psychischerkrankten Menschen, mit denen ich zu tunhabe, besonders nervt, ist, wenn sie sich völliggehen lassen. Wenn sie den ganzen Tag im Bettliegen bleiben, obwohl das ganze Leben nochvor ihnen liegt. Wenn sie sich nach demToilettengang nicht die Hände waschen. Oderwenn sie sich nach dem Hände waschen nichtabtrocknen und dann die Türklinke nass ist. Dasist unangenehm und regt mich auf. Wenn in derWohngemeinschaft die Putzarbeiten gar nichtoder nur halb gemacht werden und man dannnoch so tut, als ob man es doch erledigt hätte.Und das, obwohl den ganzen Tag Zeit ist. Weitnach Mitternacht wird dann, da man ja denganzen Tag verpennt hat, das Videospiel bis zumAnschlag laut gemacht. Die Krönung aber ist,wenn man auch noch (im Sitzen) neben dieToilette uriniert weil man nicht aufpasst unddann noch nicht mal bemerkt, dass da etwasaufgewischt werden muss. Auf solcherlei Mängelangesprochen bekommt man dann nurfadenscheinige Ausreden. Da frage ich michdoch, warum diese Person nicht alleine wohnt.Ich weiß zwar, dass so Menschen krank,vermutlich depressiv sind, aber man sollte dochgewisse Voraussetzungen für einZusammenleben als gegeben betrachten.Verdreckte Toiletten auf der ArbeitBei der Arbeit nervt es mich, wenn ichkonzentriert etwas zu Ende bringen möchte undjemand anders quatscht mich ohne Ende voll,ohne zu bemerken, dass ich an dem Gesprächgar nicht interessiert bin.Unverständlich ist es für mich, wenn auf derArbeit Toiletten verdreckt hinterlassen werden.Ich möchte da gar nicht ins Detail gehen.Vielleicht kann es ja jemand auch nicht besser.Aber da kann man sich doch Hilfe holen!Aber auch die scheinbar Nicht-Behindertenkönnen mir ordentlich auf den Wecker gehen.Labertaschen, die den ganzen Tag erzählen –meistens nur von sich – gibt es nämlich auchunter den sogenannten „Normalos“. Wie kannman die nur zur Ruhe bringen?Besonders schlimm ist es, wenn siewichtigtuerisch über etwas Reden halten, ohneauch nur einen Schimmer von der Thematik zuhaben.Was ich absolut nicht nachvollziehen kann ist,wie die Menschen populistischen Parteien aufden Leim gehen können. Informieren die sichdenn nicht? Oder muss man hier doch von einerBehinderung sprechen, nämlich einer geistigen?Für blöd verkaufenWenn ich an viele Fernsehsendungen denke,Serien, Shows und Quizsendungen, gemacht vonMenschen, die dafür einen Haufen Kohlebekommen, gemacht, um Zuschauer für blöd zuverkaufen oder blöd zu halten, dann kann ich nurnoch den Kopf schütteln. Da ist mir ein psychischkranker Mensch, der wegen einer Störung immerwieder mit derselben Frage kommt, allemallieber, denn da weiß ich wenigstens, warum dasso ist.Raucher! Egal ob behindert oder nicht, wennkeine Rücksicht genommen wird ob sie einemdie Wohnung zuqualmen oder meinen, die extrafür sie eingerichteten Raucherzonen (z._B. aufden Bahnsteigen) würden nur für die anderengelten. Da gehe ich schon mal auf dieBarrikaden. Es ist mir überhaupt unverständlich,warum sich Raucher, welche nicht schon zumKreis der psychisch Behinderten gehören, fürnormal halten. Was ist denn daran normal, sichQualm in die Lungen zu saugen?Mein Fazit auf die Frage, wer mehr nervt, lautetfolglich: Menschen, die sich für uneingeschränktgesund halten und niemals auf die Idee kämen,dass auch sie vielleicht eine Macke habenkönnten und mich dann auch nochunaufgefordert mit endlosem und belanglosemGequatsche quälen, nerven mich um einVielfaches mehr als ein psychischbeeinträchtigter Mensch, der seineSchwierigkeiten kennt.10
Claudia ValperzMehrGemütlichkeitim UmgangIch bin jetzt sechs Jahre in Nümbrecht imHeim, wohne aber in einer Außenwohnung.Trotzdem bekomme ich einiges, was imHeimalltag so passiert, mit. Es geht mir zumBeispiel sehr nah, wenn gestritten wird.Ich habe gerne Umgang mit behindertenMenschen, wie ich ja auch einer bin. Ich bin vonGeburt an geistig ein wenig behindert. Ich habeeine Lernschwäche, Probleme mit dem Rechnenund beim Umgang mit Geld. Auch bin ichpsychisch etwas behindert. Das Arbeiten fällt miroft schwer, aber ich versuche alle miraufgetragenen Arbeiten im Wohnheim gut zuNicole BoßusAlle wollenetwas anderesSeit drei Jahren lebe ich jetzt im WohnheimNümbrecht. Davor habe ich in einerWohnung gelebt, die vom Wohnheim betreutwurde. Hier gibt es schöne und schlechte Zeiten,wie überall sonst auch. Im Wohnheim selbstleben vierzehn Bewohner. Da gibt es auch öftersReibereien untereinander. Jeder möchte etwasanderes vom Betreuer, entweder etwas spielen,einfach nur Aufmerksamkeit oder jemand hatverschiedene Probleme. Jeder von uns hat maleinen schlechten Tag. Mich nervt es aber, wennich ohne Grund beschimpft werde wegenirgendwelchen Kleinigkeiten, zum Beispiel, wennjemandem das Fernsehprogramm, das ichgewählt habe, nicht passt. Oder aber, wenn ichauf Ansprache nicht sofort reagiere, weil ichgerade beschäftigt bin. Ich finde, die Bewohnersollten sich gegenseitig mehr respektieren.erledigen, wofür ich auch ein wenig Geldausgezahlt bekomme. Wenn etwas bei mir nichtrichtig klappen will, werde ich unzufrieden undwenn ich auf einen Bewohner im Wohnheimsauer bin, halte ich mich auf Abstand. EinigeBewohner können richtig unangenehm werden.Da fetzt es dann auch mal. Ich brauche nacheinem Streit manchmal längere Zeit bis ich michwieder vertrage. Ich wünsche mir mehrGemütlichkeit unter uns Behinderten und dasswir über Streitereien sprechen können. Wir sindja alle erwachsen.Über kleine Dinge kann ich mich freuen.Beispielsweise über meinen Geburtstag, an demich für mein Bad ein Fischernetz mit Muschelnund getrockneten Meerestieren vom Heimgeschenkt bekommen habe. Ich bin froh, wenndie Sonne scheint. Traurig bin ich, wenn ich anmeine Familie denke, die etwas weiter entferntwohnt. Aber in Nümbrecht ist es auch nicht soschlecht. Gott hilft uns über den Tag zu kommen.Heidi DreseAusgegrenztNachdem ich vor einigen Wochen imFernsehen einen Bericht über Pflegeheimegesehen habe, wollte ich darüber schreiben. VieleLeute haben diese Berichte gesehen. Da bekommtman richtig Angst davor, alt zu werden. Vor allemmuss man sich Sorgen machen um dieAlleinstehenden und auch um die Behinderten. Ichhoffe, dass das in dem Fernsehbericht nurAusnahmen waren.Mein zweites Thema handelt vonKonzertveranstaltungen. Dort wird keine Rücksichtgenommen. Rollstühle oder Personen mit Rollatorwerden einfach irgendwohin geschoben oder auchauf die Tribünen gesetzt, so dass man sich totalausgegrenzt fühlt. Darüber wurde auch schon imFernsehen berichtet. Ich hoffe, dass da eines Tagesmal umgedacht wird.All denen, die in solchen Situationen sind,wünsche ich Geduld. Freut euch über die kleinenDinge, die unser Leben schöner und erträglichermachen. Man sollte die Hoffnung nicht aufgeben,obwohl es manchmal schwerfällt.11