Melanie SchmidtNerviges und StressigesMich nervt es, wenn Jugendliche keinenRespekt vor älteren oder krankenMenschen haben. Und mich nervt, dassJugendliche auf die Gehwege - oder auch anBahnhöfen - Kaugummis ausspucken oder hinrotzen. Nervig und stressig ist, dass es vonRoppersthal nach Wipperfürth keinendurchgehenden Fahrradweg gibt. Da ist dieGefahr und die Angst, dass etwas passiert, sehrgroß. Außerdem nervt mich, dass die Politikersich einfach nicht darum kümmern, dass auchpsychisch Kranke, die arbeitsfähig sind, einenfesten Arbeitsplatz bekommen können, den sie jaauch dringend brauchen.„Es ist nicht immer so, dass psychisch Kranke mehrstressen. Eigentlich müssen wir unsere Umgebungfragen. Und ob die dann auch immer ehrlich bei derBeantwortung der Frage sind?“TeilnehmerIn der Stressbewältigungsgruppe im PattberghausBernd GöpelLabertaschenWie ihr ja schon wisst, habe ich in meinemLeben bereits auf dem erstenArbeitsmarkt, als auch im beschützten Bereichgearbeitet. Dabei habe ich zweimal die Seitengewechselt.Kurz zu meinem Lebenslauf: Nach meinemSchulabschluss habe ich mit einer Lehre zumLandschaftsgärtner begonnen, die ich nacheinem Jahr abgebrochen habe, da dies absolutnicht mein Ding war. Daraufhin befand ich michein Jahr lang in einer Berufsfindungsmaßnahmedes Arbeitsamts, worauf 1 983 eine Ausbildungzum Maler und Lackierer folgte, die ich mit derGesellenprüfung abschloss. In meinem Berufarbeitete ich anschließend zwei Jahre lang imMercedes-Benz-Werk in Esslingen.1 989 zog ich nach Gummersbach zu meinemHalbbruder und suchte mir von da eine eigeneWohnung und Arbeit. Nach mehrerenAnstellungen endete meine Karriere als Malerund Lackierer auf dem ersten Arbeitsmarkt Ende1 992.Mehrmals habe ich die Seiten gewechseltSchon immer hatte ich gemerkt, dass ichirgendwie anders bin, so dachte ich als Kind,dass mich Außerirdische auf diesem Planetenvergessen hätten, denn mir fehlte dasZugehörigkeitsgefühl zu meinen Mitmenschen.Inzwischen weiß ich das es sich hierbei um eineKrankheit namens Asperger-Syndrom handelt dasunter Betroffenen auch „Wrong-Planet-Syndrom“(Falscher-Planet-Syndrom) genannt wird. Dieswirkte sich natürlich auch auf meineArbeitssituation aus, so hatte ich immerSchwierigkeiten mit meinen Kollegen. Aber auch08
mit dem Arbeitstempo kam ich nicht zurecht.1 993begann meine Psychiatrie-Karriere mit einemKlinikaufenthalt und dem darauffolgendenBetreuten Wohnen. Dieses wurde mir schließlichgekündigt, da ich meine Miete nicht bezahlthatte. Man gab mir die Möglichkeit, diese mithandwerklichen Arbeiten auf dem HofSonnenberg und im Wohnheim Nümbrecht,zunächst mit Zeitverträgen, abzuarbeiten. MeineArbeit wurde damals wohl für gut befunden, dennim Jahr 2000 bot man mir eine Festanstellung imWohnheim Nümbrecht an. In dieser Zeit war ichsowohl mit hauswirtschaftlichen, als auchhandwerklichen Aufgaben betraut. MeineAnstellung endete 201 0, da sich meineErkrankung damals schleichend verschlechterte.Zu diesem Zeitpunkt wechselte ich dann erneutdie Fronten und seither nehme ich auch wiederHilfen des Betreuten Wohnens in Anspruch. Nacheiner kurzen Phase der Arbeitslosigkeit arbeite ichnun seit Mitte 201 3 in der RAPS und bin dortheute im Büro tätig.Nun zu der Frage, wer mehr nervt: der Menschmit oder der Mensch ohne sichtbareBehinderung. Als ich auf dem erstenArbeitsmarkt tätig war, also auf der Seite dersogenannten Gesunden, bekam ich mit meinenKollegen und Vorgesetzten verschiedeneProbleme. Auf den Baustellen und in derIndustrie war ich immer der Sonderling, der sichnicht an Geselligkeiten beteiligt hat. Und es gabauch Schwierigkeiten wegen meinesArbeitstempos und meiner Unpünktlichkeit.Oftmals bemerkte ich an den Rückmeldungen,dass die Kollegen von mir genervt waren, wasmir allerdings ziemlich gleichgültig war.Ich war immer ein SonderlingIm Wohnheim Nümbrecht waren die Kolleginnenzwar auf mein langsameres Arbeitstempoeingestellt und dies wurde auch akzeptiert.Genervt aber habe ich sie, weil ich einfach keineHilfe annehmen konnte. Weder von denBewohnern, noch von den Kolleginnen. ImGrunde war dies eineKonfliktvermeidungsstrategie, weil ichdieArbeiten genau so verrichtet haben wollte,wie ich es mir vorstellte. Eine Abweichungkonnte ich nicht akzeptieren, also machte ichlieber alles alleine. Allerdings verzettelte ich michdann oft und der ganze Zeitplan kamdurcheinander, so dass in solchen Fällen wirklichalle von mir genervt waren. Auf diesbezüglicheKritik reagierte ich oft ausweichend und ichänderte mein Verhalten nicht wirklich, so dass ichdie Mitarbeiter und teilweise auch die Bewohner,immer mehr auf die Palme brachte.Sarkastische SprücheGut gemeinte Hinweise werden ebensoignoriert wie die hinterlasseneVerschmutzung auf den ArbeitstoilettenAus Rückmeldungen von meinem damaligenVorgesetzten Herrn Hoffmann weiß ich, dass ichihn manchmal bei Gesprächen schier zurVerzweiflung brachte, da ich auf seine Kritik undseine Vorschläge, wie ich es besser machenkann, einfach nicht reagierte und verstummte.Außerdem ließ ich auch schon mal einenunpassenden, sarkastischen oder ignoranten09