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Günter PetersKraftreservenWÜber das Älter werdenie Fesseln empfinde ich den Verlustmeiner Kraft - vor allem die körperliche.Meine Bewegungsfreiräume sind sehr starkeingeschränkt. Darum suche ich nach neuenLebensinhalten, um der Seele eine neue Balancezu verschaffen.Ich benötige Hilfsmittel. Krücken fürkurze Strecken und einen Rollator für längereund schwierige Wegstrecken. Steile, steinigeoder holprige und unbefestigte Wege und Bergeerfordern so manchen Umweg. Auch Treppenstellen natürlich Hindernisse dar.Ich merke, wie meine Kräfte schwinden.Helfen können mir in dieser Situation nur eingesundes Maß an Mut und Durchhaltevermögen.Außer an Kräften mangelt es mir auch anfinanziellen Mitteln, so dass es schwierig wird,meine Hobbys wie das Fotografieren, das Bastelnoder das Musikhören zu finanzieren. Ich möchteauch weiterhin Rätsel lösen, um meineMerkfähigkeit zu erhalten und meinAllgemeinwissen zu erweitern. Diese Hobbysgeben mir Befriedigung und Ausgeglichenheit,wodurch ich wohl auch weniger Medikamentenehmen muss. So lange mir meine Hobbys nochSpaß machen und ich sie mir noch leisten kann,möchte ich nicht auf sie verzichten! Es ist mirsehr wichtig, mit so wenigen Medikamenten wienur irgend möglich mein Leben zu meistern.Meine Erkenntnisse über den Sinn desLebens und meine positiven Erfahrungen stärkenKörper, Geist, Herz und Seele. Bunte Farben undpositive Gefühle bereichern meinen Alltag. Aberes gibt auch Belastungen in meinem Leben, dieich mit Geduld ertragen muss und an denen ichsehr zu knabbern habe. Dann zahlt es sich aus,stets Kraftreserven geschaffen zu haben, umdiese Krisen zu überstehen.36Maik SterlingFDurch dieHölleSeine Geschichte und seine Erfahrungenür andere bin ich entweder derKummerkasten oder der Maulwurf, der inseinem Tunnel-Labyrinth lebt. Es gab aber aucheine andere Zeit, in der ich nicht sozurückgezogen lebte. In den letzten zwei Jahrenbin ich durch die Hölle gegangen und zurück. Ichwar mit einer Frau mit verheiratet, die an einemBorderline-Syndrom litt. Und ich bin blind. MeineFrau und ich haben damals gedacht, dass wirden Alltag schaffen können. Das ist uns nichtgelungen, denn unsere Krankheiten und dieAußenwelt haben es uns nicht leicht gemacht.Aber wir waren auch zu unterschiedlich. Oft binich über meine Grenzen gegangen und habe -das ist zumindest mein Gefühl - Rücksicht aufmeine Frau genommen und zu wenig auf michgeachtet. Heute weiß ich, dass meine Krankheitund meine Grenzen wichtig sind. Dann kommtder Mensch, den ich liebe.Über meine Grenzen gegangenIch habe eine unheilbare Augenerkrankung, diezur vollständigen Erblindung führt. Mein Alltagist nicht leicht, weil ich fast immer auf Hilfeangewiesen bin. Wenn man mich so sieht, denktman, ich wäre nicht beeinträchtigt. Das liegtdaran, dass ich mir nicht helfen lasse,selbstbewusst bin und ein sicheres Auftretenhabe. Das habe ich mir erarbeitet. Das Busfahrenund Einkaufen ist für sehende Menschen leichterals für mich. Das, was ich in meinem Beruf bisjetzt geleistet habe und noch leisten muss, isthart. Meine Freunde und meine Familie sagenimmer zu mir: „Kopf hoch und Respekt vor dem,was du drauf hast.“ Es war nicht immer so, dassich respektiert wurde. Mir wurde auch malgesagt, dass ich doof bin

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