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Gemeindebrief September-November 2015.pdf

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Aus dem Materialheft zur Interkulturellen Woche 2015Reinhard Kardinal MarxVorsitzender derDeutschenBischofskonferenzWir setzen uns für Flüchtlinge und Migranten ein, weildie Sorge um die Schwächsten und die Fremden zumKern des Christseins gehört. Christus selbst hat unsaufgetragen: »Was ihr für einen meiner geringstenBrüder getan habt, das habt ihr mir getan« (Mt 25,40).Der Schutz von Flüchtlingen liegt zunächst in derrechtlichen und moralischen Verantwortung desStaates und der ganzen Gesellschaft. Aber die Kirchenleisten dazu erhebliche eigene Beiträge – nicht zuletztdurch das vielfältige ehrenamtliche Engagement vonKirchengemeinden bei der Aufnahme und Unterstützungvon Schutzsuchenden. Viele in unserem Land sinddankbar für diesen Dienst.Angesichts der Weltlage ist davon auszugehen, dassauch in naher Zukunft Menschen in großer Zahl Schutzund Zuflucht in Europa und in Deutschland suchenwerden. Viele wählen derzeit den hoch riskanten Wegüber das Mittelmeer. Für unsere Gesellschaft stellt dieseine enorme Herausforderung dar: Denn wir dürfennicht sehenden Auges zulassen, dass sich Menschen, diein existenzieller Not vor Krieg, Gewalt und Verfolgungfliehen, dem Risiko des Ertrinkens aussetzen. AndereZugangswege nach Europa müssen gefunden werden,damit nicht das Mittelmeer der Ort wird, an dem daschristliche Abendland wirklich untergeht. Die Kirchenwerben auch um Verständnis, wenn Schutzsuchendeaus Syrien, dem Irak oder Afghanistan zu ihren Familienangehörigennach Deutschland gelangen wollen, woEuropas größte Communitys beheimatet sind. Deshalbsetzen wir uns auch für eine Weiterführung des Programmszur Flüchtlingsaufnahme aus Syrien und für einneues Programm zur Flüchtlingsaufnahme aus dem Irakein. Falsch hingegen erscheint es uns, die Verantwortungbei der Flüchtlingsaufnahme überwiegend den Staatenan den EU-Außengrenzen zuzuschreiben, wie es vorallem durch die so genannte Dublin-Verordnunggeschieht. Es braucht neue Ideen, die Zuständigkeit beider Gewährung von Schutz europaweit zu regeln, stattMenschen hin und her zu schieben.Nach vierzig Jahren sind die Interkulturelle Woche undihre Anliegen aktueller denn je. Eine gute Zukunft fürunser Land kann weder durch Assimilationsdruck aufZuwanderer noch durch die Entstehung von Parallelgesellschaftengelingen. Echte Integration und Partizipationerfordern Beiträge aller in Deutschland lebendenMenschen, der hier geborenen wie der zugewanderten.Zusammenleben in Vielfalt muss immer wieder neueingeübt werden. Manches Mal stellt es uns vor schwierigereProbleme und Fragen. Die kulturelle Vielfaltgefährdet unsere Gesellschaft aber nicht in ihrenGrundlagen, wenn wir auf der Werteordnung unsererVerfassung und dem wechselseitigen Interesse aneinanderaufbauen können. Wir danken allen, die sich imRahmen der Interkulturellen Woche öffentlich fürBegegnung, Teilhabe und Integration einsetzen. Sieleisten einen wichtigen Beitrag zum gelingendenMiteinander in unserer Gesellschaft. Wir wünschenihnen Freude an der Vielfalt, lebendige und erfüllendeBegegnungen und gute Erfahrungen in ihrem Engagement.Prof. Dr.Heinrich Bedford-StrohmVorsitzender des Ratesder EvangelischenKirche in DeutschlandMetropolit Dr. h.c. Augoustinosvon DeutschlandVorsitzender der OrthodoxenBischofskonferenz in Deutschland21

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