Das Klonen von Tieren – eine ethische Auslegeordnung
Das Klonen von Tieren â eine ethische ... - EKAH - admin.ch
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Gemeinsamkeiten und Unterschiede <strong>von</strong> reproduktivem und therapeutischem <strong>Klonen</strong><br />
sollen an dieser Stelle anhand <strong>eine</strong>s Vergleichs verdeutlicht werden: Mit dem Klonverfahren<br />
des SCNT kann aus der Kombination <strong>eine</strong>s Zellkerns <strong>eine</strong>r somatischen Zelle und<br />
<strong>eine</strong>r entkernten Eizelle ein Embryo bis zum Blastozystenstadium gewonnen werden. Die<br />
Vorgehensweise bis zum Erreichen des Blastozystenstadiums ist beim reproduktiven und<br />
therapeutischen <strong>Klonen</strong> gleich. Mit dem Ziel, in vivo ein Individuum zu erzeugen, kann die<br />
Blastozyste nun in den Uterus transferiert werden (reproduktives <strong>Klonen</strong>), oder die Zellen<br />
der Blastozyste werden in vitro zur Gewinnung <strong>von</strong> embryonalen Stammzellen (ES-Zellen)<br />
genutzt, aus denen man versucht, verschiedene Zelltypen (z. B. Nerven-, Herzmuskeloder<br />
Leberzellen) zu gewinnen (therapeutisches <strong>Klonen</strong>). Diese Zellen könnten in das<br />
defekte Organ des Patienten implantiert werden und dort gesundes Gewebe bilden. Ein<br />
Vorteil des SCNT ist, dass der Patient <strong>eine</strong>n eigenen Zellkern spenden kann. Dadurch<br />
werden die gezüchteten Zellen nach der Implantation nicht vom Immunsystem abgestossen,<br />
wie das bei der Implantation <strong>von</strong> Fremdgewebe der Fall ist. Während reproduktives<br />
<strong>Klonen</strong> vor allem bei <strong>Tieren</strong> angewandt wird und beim Menschen als verwerflich oder<br />
zumindest ethisch umstritten angesehen wird (vgl. 3.1.3), zielt das therapeutische<br />
<strong>Klonen</strong> als neue Behandlungsmethode explizit auf den Menschen. Theoretisch könnten<br />
Klontherapien auch an <strong>Tieren</strong> angewandt werden, allerdings wurde dies in der Praxis<br />
noch nicht in Betracht gezogen. Was das therapeutische <strong>Klonen</strong> betrifft, dienen Tiere<br />
vorerst nur als Versuchsmodelle.<br />
Engels (2003, 33f.) weist darauf hin, dass der Begriff „therapeutisches <strong>Klonen</strong>“ problematisch<br />
ist, da er irreführend sein kann. Erstens ist nicht klar, wer therapiert wird. Die<br />
Therapie kommt nicht dem Klon, sondern <strong>eine</strong>m Patienten zugute. Zweitens beinhaltet<br />
therapeutisches <strong>Klonen</strong> das Zerstören <strong>eine</strong>s (menschlichen) Embryos. 24 Die Bezeichnungen<br />
„reproduktives“ und „therapeutisches“ <strong>Klonen</strong> beziehen sich jeweils auf <strong>eine</strong>n<br />
Handlungszweck. <strong>Das</strong> Klonverfahren ist für beide Handlungszwecke in mehreren Schritten<br />
gleich. Reproduktives und therapeutisches <strong>Klonen</strong> sind sich darum ähnlicher als die<br />
Namensgebung vorgibt.<br />
2.3 Anwendungsbereiche der Klontechniken bei <strong>Tieren</strong><br />
Im Abschnitt 2.3 sollen die wichtigsten Anwendungsbereiche der oben behandelten Klontechniken<br />
vorgestellt werden. Vor allem in der biomedizinischen Forschung (2.3.1), der<br />
Xenotransplantation (2.3.2) und im Bereich der Nutztierzucht (2.3.3) hofft man zukünftig<br />
Fortschritte zu machen. Aber auch im Bereich Artendiversität (2.3.4) gibt interessante<br />
Anwendungsmöglichkeiten zu diskutieren, die aufgrund der Klonverfahren möglich<br />
werden.<br />
24 Die Entdeckung <strong>von</strong> iPS-Zellen (vgl. Park 2008), pluripotenten Stammzellen, die durch Rückprogrammierung<br />
aus somatischen Zellen gewonnen wurden, weckt die Hoffnung, <strong>ethische</strong> Bedenken bezüglich<br />
der Forschung an embryonalen Stammzellen umgehen zu können. Die <strong>ethische</strong> Problematik des Verwendens<br />
<strong>von</strong> menschlichen Embryonen wird in Abschnitt 3.1 weiter erläutert.<br />
Camenzind <strong>–</strong> <strong>Das</strong> <strong>Klonen</strong> <strong>von</strong> <strong>Tieren</strong> <strong>–</strong> <strong>eine</strong> <strong>ethische</strong> <strong>Auslegeordnung</strong><br />
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