Das Klonen von Tieren – eine ethische Auslegeordnung
Das Klonen von Tieren â eine ethische ... - EKAH - admin.ch
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Die Kernproblematik des therapeutischen <strong>Klonen</strong>s hängt mit der Frage nach dem moralischen<br />
Status <strong>von</strong> Embryonen zusammen. Denn bei der Gewinnung <strong>von</strong> Stammzellen aus<br />
der Blastozyste wird der Embryo, aus welchem man die Stammzellen gewinnt, nicht mehr<br />
implantiert, sondern getötet. <strong>Das</strong> Risiko möglicher Schäden und Missbildungen beim Implantieren<br />
des unvollständigen Embryos wäre in diesem Entwicklungsstadium zu hoch<br />
und darum ethisch nicht vertretbar (vgl. Knoepfler 2004, 97). Ob es ethisch vertretbar ist,<br />
menschliche Embryonen in der Stammzellenforschung zu zerstören, ist <strong>von</strong> zwei Fragen<br />
abhängig: Erstens, ob man den Embryos Menschenwürde zuspricht und zweitens, ob die<br />
vertretene Menschenwürde in <strong>eine</strong>m normativ starken oder normativ schwachen Sinne<br />
verstanden wird (vgl. Birnacher 2001, 245ff.). Ein normativ starker Menschenwürdebegriff<br />
verbietet den Gebrauch <strong>von</strong> menschlichen Embryonen unter allen Umständen. Ein<br />
normativ schwacher Menschenwürdebegriff hingegen lässt den Gebrauch <strong>von</strong> Föten und<br />
Embryonen zu, wenn es schwerwiegende gute Gründe dafür gibt. Die absolute Vorrangigkeit<br />
der Menschenwürde gegenüber anderen Prinzipien wird beim schwachen Begriff also<br />
gelockert.<br />
Die Bewertung der Embryonenbeschaffung ist ebenfalls vom moralischen Status der Embryonen<br />
abhängig. Falls den Embryonen k<strong>eine</strong> Menschenwürde zugesprochen wird, ist<br />
ihre Herstellung und Verwendung für Forschungszwecke allein kein moralisches Problem.<br />
Falls ihnen Menschenwürde im starken oder im schwachen Sinne zukommt, ist es<br />
ethisch nicht vertretbar oder zumindest bedenklich, Embryonen zu Forschungszwecken<br />
zu züchten, da die Forschung weder der Erhaltung des Embryolebens noch s<strong>eine</strong>m Wohl<br />
dient. Auch das Forschen mit überzähligen Embryonen aus künstlichen Befruchtungen<br />
oder aus Abtreibungen müsste ethisch geprüft werden.<br />
Der Anthropozentrist hat beim therapeutischen <strong>Klonen</strong> k<strong>eine</strong> <strong>ethische</strong>n Bedenken, was<br />
den Zweck des <strong>Klonen</strong>s betrifft, sondern nur, was die Methode angeht. <strong>Das</strong> Problem der<br />
Verletzung der Menschenwürde stellt sich für ihn also nicht beim Klonzweck (der Therapie),<br />
sondern bei der Beschaffung <strong>von</strong> und dem Umgang mit menschlichen Embryos. Weil<br />
das reproduktive <strong>Klonen</strong> beim Menschen die Menschenwürde des Klons verletzt und weil<br />
das therapeutische <strong>Klonen</strong> verschiedene Fragen bezüglich des moralischen Status <strong>von</strong><br />
Embryos betrifft, hat der Anthropozentrist gute Gründe gegen das <strong>Klonen</strong> beim Menschen.<br />
<strong>Das</strong> Schiefe-Ebene-Argument, dass das <strong>Klonen</strong> <strong>von</strong> <strong>Tieren</strong> das <strong>Klonen</strong> <strong>von</strong> Menschen<br />
nach sich ziehe, ist, was das reproduktive <strong>Klonen</strong> betrifft, nicht überzeugend. Was<br />
das therapeutische <strong>Klonen</strong> betrifft, muss zugestimmt werden, dass die Tierklonforschung<br />
und die Klonforschung beim Menschen in <strong>eine</strong>m engen Wechselverhältnis stehen. Die<br />
Stammzellenforschung macht sich die Ergebnisse der Tierforschung zu Nutze und umgekehrt.<br />
Ob das therapeutische <strong>Klonen</strong> aus anthropozentrischer Sicht befürwortet oder<br />
abgelehnt wird, hängt vom moralischen Status des menschlichen Embryos ab und kann<br />
an dieser Stelle nicht beantwortet werden.<br />
Camenzind <strong>–</strong> <strong>Das</strong> <strong>Klonen</strong> <strong>von</strong> <strong>Tieren</strong> <strong>–</strong> <strong>eine</strong> <strong>ethische</strong> <strong>Auslegeordnung</strong><br />
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