Das Klonen von Tieren – eine ethische Auslegeordnung
Das Klonen von Tieren â eine ethische ... - EKAH - admin.ch
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wird <strong>eine</strong>r Standardisierung Vorschub geleistet, die sich <strong>von</strong> herkömmlichen Zuchtmethoden<br />
unterscheidet. Ob aufgrund dieses Unterschiedes bisherige Zuchtmethoden<br />
als zulässige und das <strong>Klonen</strong> als unzulässige bzw. vollständige Instrumentalisierung gewertet<br />
werden können, bleibt jedoch fraglich. Bei beiden Zuchtmethoden wird das Tier<br />
vorwiegend als Produkt wahrgenommen. Sowohl in der Zucht <strong>von</strong> Haustieren als auch in<br />
der Zucht <strong>von</strong> Nutztieren liegt die Motivation des Menschen darin, ein Tier mit bestimmten<br />
Merkmalen zu generieren. Weist ein Hund nicht die nötigen Merkmale auf oder wird<br />
ein Huhn mit <strong>eine</strong>m für den Menschen falschen Geschlecht geboren, dann sind die Tiere<br />
für den Züchter oftmals nutz- und damit wertlos.<br />
Im Gegensatz zu geklonten Nutztieren, die zu menschlichen Zwecken gezeugt und getötet<br />
werden, aber ein angenehmes Leben führen können, besteht der <strong>Das</strong>einszweck geklonter<br />
Versuchstiere darin, für den Menschen zu leiden und zu sterben (vgl. dazu auch<br />
Irrgang 1998, 76f.). Auch im Falle <strong>von</strong> geklonten <strong>Tieren</strong> als Krankheitsmodelle kann man<br />
<strong>von</strong> vollständiger Instrumentalisierung sprechen. Neben der Instrumentalisierung stellen<br />
die Belastungen der Tiere <strong>eine</strong> weitere Würdeverletzung dar, die wiederum aufgrund<br />
<strong>eine</strong>r Güterabwägung im Einzelfall gerechtfertigt werden können. Für geklonte Tiere im<br />
Bereich Xenotransplantation sind die Belastungen bedeutend schwächer als bei den Versuchstieren.<br />
Aber auch bei der Xenotransplantation hat ein transgenes Schwein nur dann<br />
<strong>eine</strong>n Wert, wenn sein Genom bestimmte Merkmale aufweist, ansonsten ist es für die<br />
Zwecke der Xenotransplantation unbrauchbar. Sowohl bei der Xenotransplantation als<br />
auch bei der Nutztierzucht hängt die Instrumentalisierung nicht all<strong>eine</strong> mit dem <strong>Klonen</strong><br />
als Technik zusammen.<br />
Zum Schluss soll noch <strong>eine</strong> weitere Würdeverletzung genannt werden: Nach Teutsch wird<br />
die Würde der Tiere auch dann verletzt, wenn der Mensch „[...] ihr Anderssein als Tiere<br />
und ihr spezifisches Sosein sowie ihre Entwicklungsmöglichkeit nicht akzeptiert [...]“<br />
(Teutsch 1995, 55)“. Darunter fallen vor allem auch gentechnische Veränderungen beim<br />
Tier, die auch nach Koechlin/Ammann (1995, 175) die Würde der Kreatur verletzen. An<br />
diesem Beispiel wird der Unterschied zur sentientistischen Argumentation klar, die <strong>eine</strong><br />
verstärkte Wollproduktion (vgl. 2.3.1) oder das Erzeugen <strong>von</strong> pharmazeutischen Wirkstoffen<br />
in <strong>eine</strong>m transgenen Tier nicht als moralisch falsch beurteilt, da diese genetischen<br />
Eingriffe dem Tier nicht physisch und psychisch schaden müssen. Man könnte im<br />
Sinne Teutschs weiter argumentieren, dass sowohl das <strong>Klonen</strong> als auch die herkömmliche<br />
Zucht die kreatürliche Würde zumindest gefährden, weil die Tiere nicht in ihrem „Sosein“<br />
akzeptiert werden. Durch das <strong>Klonen</strong> bestimmter Tiere mit bestimmten Attributen<br />
werden diese als „besser“ bewertet als ihre Artgenossen, was jene in ihrem Sosein verletzt.<br />
Eine Schwierigkeit der <strong>ethische</strong>n Bewertung des <strong>Klonen</strong>s bezogen auf das Kriterium der<br />
vollständigen Instrumentalisierung besteht darin, dass nicht klar ist, in welchem Verhältnis<br />
das <strong>Klonen</strong> als Technik zum Zweck des <strong>Klonen</strong>s steht. Die Würde der Kreatur kann<br />
auch bei geklonten <strong>Tieren</strong> gewahrt werden, wenn ihre artspezifischen Eigenschaften und<br />
Camenzind <strong>–</strong> <strong>Das</strong> <strong>Klonen</strong> <strong>von</strong> <strong>Tieren</strong> <strong>–</strong> <strong>eine</strong> <strong>ethische</strong> <strong>Auslegeordnung</strong><br />
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