Einigkeit_1992-10.pdf
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10<br />
OKTOBER <strong>1992</strong> F 2537 E
Mit einem massenhaften<br />
Firmensterben kämpft die<br />
Milchwirtschaft in den<br />
neuen Bundesländern. Vielerorts<br />
geht nichts mehr.<br />
Also ein Roulett mit Menschen?<br />
.<br />
Weder Treuhand noch<br />
Landwirtschaftsministerien<br />
haben Konzepte vorzuweisen,<br />
die auch nur annähernd<br />
die Interessen der<br />
Arbeitnehmer und deren<br />
Familien berücksichtigen.<br />
V<br />
on<br />
den zum Jahresende<br />
1989 ehemals 28 000 Beschäftigten<br />
in der ostdeutschen<br />
Milchwirtschaft waren es<br />
Ende Juni <strong>1992</strong> noch 4 800", berichtet<br />
Norbert Kipf, Referatsleiter<br />
in der NGG-Hauptverwaltung.<br />
Der Verband "Milch-Ost" wurde<br />
aufgelöst und der Anschluß an<br />
den Bundesverband der Milchindustrie<br />
in Bonn beschlossen, dem<br />
ein Großteil der noch bestehenden<br />
Betriebe beigetreten ist. Nach<br />
dem Strukturplan der Bundesanstalt<br />
für Milchforschung war vorcresehen,<br />
daß in den neuen Bundesländern<br />
höchstens 22 Betriebe<br />
der Milchwirtschaft bestehen<br />
bleiben sollten.<br />
Kipf: "Zwischenzeitlich wird nur<br />
noch von zwölf bis fünfzehn Betrieben<br />
gesprochen. Im Klartext<br />
bedeutet das eine weitere Vernichtung<br />
von Arbeitsplätzen in<br />
dieser Branche. Zwei neue Betriebe<br />
immerhin wollen Gervais<br />
Danone in Mecklenburg-Vorpommern<br />
und Sachsenmilch in·<br />
Dresden eröffnen - eine gute<br />
Nachricht bei überwiegend Hiobsbotschaften."<br />
Bezirk ein sogenanntes Ko!ßb!nat<br />
Milchwirtschaft Cottbus mrt emer<br />
ganzen Reihe diesem Kombinat<br />
angeschlossener Betriebe ..<br />
Brunhilde Anton, ehemalig
zeitig für die oeuen Aufgaben<br />
vorbereitet und in Bayern eingearbeitet<br />
worden, berichtet Rudi<br />
Otto. Dort lernten sie gleich die<br />
Maschinentypen kennen, die jetzt<br />
in Elsterwerda bedient werden<br />
müssen.<br />
Wenig<br />
Lichtblick<br />
Die Öffnung der innerdeutschen<br />
Grenze hat der westdeutschen Ernährungsindustrie<br />
quasi über<br />
Nacht einen um rund ein Viertel<br />
größeren Markt beschert - mit 17<br />
Millionen neuen Verbrauchern.<br />
Diese Situation war auch für die<br />
ostdeutsche Molkereiwirtschaft<br />
ein unverdaulicher Knochen, an<br />
dem die meisten Betriebe erstickten.<br />
Erhard Gutsehe<br />
"Das große Aus für noch verbliebene Betriebe des früheren Kombinats<br />
\1ilchwirtschafi Cottbus kam vor Weihnachten 1991":<br />
Brunhilde Anton, ehemalige Betriebsratsvorsitzende des Cottbuser<br />
Mih:hhofs (Ii.), mit dem Geschäftsführer der NGG-Verwaltungsstt·He<br />
Cottbus, Alfons Grunert, und VST -Sekretärin Lisa<br />
Schmidt (re.).<br />
nicht m··hr produzieren.<br />
"Der M'bchinenpark wird nun in<br />
das ne u. Milchwerk Elsterwerda<br />
umgelag ·rt, das jetzt errichtet<br />
wird. U ~.d das ist das Positive",<br />
meint R udi Otto, "denn in dem<br />
neuen Milchwerk, man spricht<br />
vom größten in Europa, können<br />
täglich 800 000 Liter Milch verarbeitet<br />
werden. Das neue Milchwerk<br />
ist ab 1·. Juli <strong>1992</strong> in der ersten<br />
Ausbaustufe fertiggestellt -<br />
mit einer Weichkäselinie."<br />
Viele der Mitarbeiter seien recht-<br />
Milchwirtschaft in den<br />
neuen Bundesländern<br />
die<br />
lfahrt noch<br />
bremsen?<br />
Im Aufbau: das Milchwerk Elsterwerda. Hier können täglich bis<br />
zu 800 000 Liter Milch verarbeitet werden.<br />
Fotos: Juua Schuber!<br />
"Die Stimmung unserer Arbeit- 1----Lese<br />
nehmer, sie sind zu 95 Prozent in<br />
der NGG organisiert, ist derzeit<br />
recht optimistisch. Und das bei<br />
einer durchschnittlichen Arbeits-<br />
Iosenquote von etwa 15 Prozent<br />
im Raum Elsterwerda. Mit dem<br />
neuen Betrieb gibt es wenigstens<br />
für eine Anzahl meiner Kolleginnen<br />
und Kollegen eine relativ sichere<br />
Chance. Von den ehemals<br />
350 werden nun 250 Arbeitsplätze<br />
erhalten oder geschaffen - mit<br />
der Hoffnung, daß mittelfristig<br />
noch mehr Arbeitsplätze entstehen.<br />
Das neue Milchwerk bringt<br />
auch für die Bauern Vorteile,<br />
denn kürzere Transportwege verursachen<br />
weniger Kosten. Derzeit<br />
wird nämlich noch ein erheblicher<br />
Anteil der Milch in die alten<br />
Bundesländer gefahren, und das<br />
täglich", verrät uns Rudi Otto.<br />
Aus den jetzt geschlossenen Betrieben<br />
will Elsterwerda noch<br />
Facharbeiter übernehmen. Kollege<br />
Otto: "Aber nicht alle können<br />
dorthin. Außerdem ist die Anfahrt<br />
für viele sehr kompliziert. Es besteht<br />
zwar ein Sozialplan, doch<br />
und<br />
der Ersatz für die ehemaligen Arbeitsplätze<br />
kann hier nicht geboten<br />
werden."<br />
Eine tüchtige Talfahrt also und<br />
wenig Lichtblick in der Milchwirtschaft<br />
im Bereich der VST<br />
Cottbus, wenn man von Elsterwerda<br />
absieht. Für den Raum<br />
Berlin/Brandenburg sollen nur<br />
die Standorte Berlin, Prenzlau<br />
und Elsterwerda bleiben.<br />
Hoffen auf Bonn: die<br />
schiere Illusion?<br />
___ nn __ e_in_un _~g~-~<br />
w·.,<br />
freuen uns<br />
auf das<br />
na•• chste<br />
T re ff en<br />
"A taste of Europe" (Nr. 9/92)<br />
Es war ein voller Erfolg, 170 junge<br />
Leute aus vierzehn Nationen<br />
erlebten eine Woche lang in Dänemark<br />
europäische Gemeinschaft.<br />
In einem Camp veranstalteten wir<br />
Workshops, in denen wir unsere<br />
Gewerkschaften vorstellten. So<br />
haben wir vieles über die Gewerkschaften<br />
anderer Nationen<br />
erfahren, wie zum Beispiel Mitgliederzahlen,<br />
Organisationsgrad<br />
Parteiabhängigkeiten. Wil;<br />
sprachen über Gesellschaft und<br />
Umwelt, über Aufgaben, Proble·<br />
me und Ziele der Gewerkschaf.<br />
ten. Alle schauten über ihre Lan·<br />
desgrenzen hinweg und haben sc<br />
festgestellt, daß wir gemeinsame<br />
Interessen haben. "A taste of Eu·<br />
rope'' war der erste Schritt, diese<br />
auch gemeinsam durchzusetzen<br />
Es ist nun an den Gewerkschafter<br />
und deren Mitgliedern, daß die)<br />
nicht eine einmalige Veranstal·<br />
tung war. Landesinterne Semina·<br />
re helfen uns nicht weiter, es mu~<br />
allen die Möglichkeit gegebe1<br />
werden, die Gemeinsamkeit Eu·<br />
ropas selbst zu entdecken und zt<br />
erleben! Wir freuen uns auf da:<br />
nächste gemeinsame Treffen!<br />
Wie die "Berliner Morgenpost" Silke Diekmann, Adendor<br />
berichtete, ist die Gründung einer<br />
Dirk Gabler, Rodga1<br />
Milcherzeugergenossenschaft für ~__ ___________ _<br />
Brandenburg angekündigt. Das<br />
schreckt die Aufkäufer aus den<br />
alten Bundesländern auf. Nun signalisieren<br />
mehrere marktbeherrschende<br />
westdeutsche und West<br />
Berliner Unternehmen die Bereitschaft,<br />
ihre Aufkaufpreise um einige<br />
Pfennige je Liter Milch zu<br />
erhöhen. Damit versuchen sie offensichtlich,<br />
die Front der Erzeugerbetriebe<br />
Brandenburgs aufzuspalten.<br />
Natürlich wartet man in den neuen<br />
Bundesländern nicht mit den<br />
Händen in den Hosentaschen auf<br />
ein besseres ökonomisches Wetter.<br />
Es wäre wohl schiere Illusion,<br />
auf zugkräftige Hilfe aus Bonn<br />
oder von der Treuhand zu hoffen.<br />
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