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netzgebundener Versorgung

Chancen und Risiken zukünftiger netzgebundener ... - JuSER

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Chancen und Risiken zukünftiger<br />

<strong>netzgebundener</strong> <strong>Versorgung</strong><br />

Ein multi-kriterielles Verfahren zur Bewertung<br />

von Zukunftsszenarien<br />

Cornelia R. Karger, Wilfried Hennings, Tobias Jäger<br />

Umwelt<br />

Environment


Schriften des Forschungszentrums Jülich<br />

Reihe Umwelt/Environment Band/Volume 64


Forschungszentrum Jülich GmbH<br />

Programmgruppe Mensch, Umwelt, Technik<br />

Chancen und Risiken zukünftiger<br />

<strong>netzgebundener</strong> <strong>Versorgung</strong><br />

Ein multi-kriterielles Verfahren zur Bewertung<br />

von Zukunftsszenarien<br />

Cornelia R. Karger, Wilfried Hennings, Tobias Jäger<br />

Schriften des Forschungszentrums Jülich<br />

Reihe Umwelt/Environment Band/Volume 64<br />

ISSN 1433-5530 ISBN 3-89336-445-5


Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek<br />

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte Bibliografische Daten sind im Internet<br />

über abrufbar.<br />

Herausgeber Forschungszentrum Jülich GmbH<br />

und Vertrieb: Zentralbibliothek, Verlag<br />

D-52425 Jülich<br />

Telefon: 02461 61-5368 • Telefax: 02461 61-6103<br />

e-mail: zb-publikation@fz-juelich.de<br />

Internet: http://www.fz-juelich.de/zb<br />

Umschlaggestaltung: Grafische Betriebe, Forschungszentrum Jülich GmbH<br />

Druck: Grafische Betriebe, Forschungszentrum Jülich GmbH<br />

Copyright: Forschungszentrum Jülich 2006<br />

Schriften des Forschungszentrums Jülich<br />

Reihe Umwelt/Environment Band/Volume 64<br />

ISSN 1433-5530<br />

ISBN-10: 3-89336-445-5<br />

ISBN-13: 978-3-89336-445-9<br />

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder<br />

in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder<br />

unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.


Einführung<br />

Die Gestaltung zukünftiger Entwicklungen <strong>netzgebundener</strong> <strong>Versorgung</strong> ist eine schwierige<br />

gesellschaftliche Aufgabe im Rahmen der Zukunftssicherung. Die Strukturen der öffentlichen<br />

Daseinsvorsorge mit den Basisgütern Strom, Gas und Wasser, aber auch Telekommunikationsleistungen<br />

sind Gegenstand öffentlicher Debatten. Die Forderung nach einer nachhaltigen<br />

Zukunft der <strong>Versorgung</strong> ist gestellt: Es werden Maßnahmen zum Klimaschutz angemahnt;<br />

Bürger engagieren sich gegen geplante Kraftwerke, gegen Kohlebergbau, aber auch<br />

gegen Windkraftanlagen; Energieträger wie Kohle, Öl und Erdgas werden knapp oder teuer.<br />

Gleichzeitig müssen <strong>Versorgung</strong>sunternehmen sich den Herausforderungen von Privatisierung,<br />

Marktöffnung und Globalisierung stellen. Der Kostendruck erfordert Einsparungen. Es<br />

stellt sich die Frage, welche Spielräume unter diesen Rahmenbedingungen eröffnet sind.<br />

„Nachhaltigkeit" als Orientierungsrahmen für die Gestaltung der Zukunft der <strong>Versorgung</strong> ist<br />

gesellschaftlich unbestritten. Einzelne Vorschläge zur nachhaltigen Zukunftssicherung werden<br />

auch bereits diskutiert, wie z. B. die <strong>Versorgung</strong>ssysteme mit Hilfe moderner Telekommunikation<br />

effizienter zu gestalten oder als Ausweg aus der CO 2-Problematik stärker auf<br />

dezentrale Energieerzeugung und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen zu setzen.<br />

Unklar ist jedoch, welchen konkreten Anforderungen ein nachhaltiger Weg in die Zukunft<br />

genügen soll. Zum einen besteht das Problem der „Normativität" des Begriffs der Nachhaltigkeit.<br />

Es geht um subjektive Ziel- und Wertvorstellungen einer Gesellschaft, die sich letztlich<br />

einer wissenschaftlichen Entscheidbarkeit entziehen. Somit gibt es unterschiedliche und<br />

häufig kontroverse gesellschaftliche Vorstellungen darüber, was unter einer nachhaltigen<br />

<strong>Versorgung</strong> zu verstehen ist. Zum anderen müssen Entscheidungen unter hoher Unsicherheit<br />

getroffen werden. Wie und wohin sich die <strong>Versorgung</strong>ssektoren weiterentwickeln und<br />

welche ökologischen, ökonomischen und sozialen Wirkungen damit verbunden sein können,<br />

ist offen. Unklar ist auch, wie sich gesellschaftliche Akteure zu verschiedenen Zukunftsoptionen<br />

der <strong>Versorgung</strong> positionieren werden.<br />

Um die Weichenstellung in die Zukunft einer nachhaltigen <strong>Versorgung</strong> zu unterstützen, ist ein<br />

Verfahren erforderlich, das möglichst frühzeitig Chancen und Risiken zukünftiger Entwicklungen<br />

erkennt und zukunftsträchtige Wege auszuloten hilft. Anzustreben sind möglichst transparente<br />

und somit nachvollziehbare und handlungsrelevante Entscheidungsgrundlagen.<br />

Die vorliegende Studie widmet sich vor diesem Hintergrund einem Verfahren, das anhand<br />

konkreter Zukunftsoptionen die Frage „Was wollen wir?" zu beantworten sucht. Es geht nicht<br />

um die abstrakte Diskussion um die Nachhaltigkeit zukünftiger <strong>Versorgung</strong> oder den Beitrag<br />

bestimmter Technologien dazu, sondern um gesamtgesellschaftliche Zukunftsbilder der<br />

<strong>Versorgung</strong>, anhand derer konkrete Zielvorstellungen diskutiert werden, über deren Für und<br />

Wider argumentiert wird sowie zu erwartende Konfliktlinien und Konsenspotentiale bei der<br />

Zukunftsgestaltung ausgelotet werden. Wesentliche Merkmale dieses Verfahrens sind seine<br />

Mehrstufigkeit und die Einbeziehung von Wissenschaft und Gesellschaft. In strukturierte auf<br />

einander aufbauende Arbeitsprozesse werden wissenschaftliche und gesellschaftliche Akteure<br />

eingebunden, um Chancen und Risiken verschiedener Zukunftsoptionen herauszuarbeiten.<br />

Die Studie wurde gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im<br />

Rahmen des Verbundprojektes „Integrierte Mikrosysteme der <strong>Versorgung</strong>" im Förderschwerpunkt<br />

„Sozial-Ökologische Forschung" (SÖF)<br />

1


2


Introduction<br />

Shaping the developments of network-based supply systems is a difficult challenge in the<br />

context of preparing for the future. The structures for supplying the public with the basic<br />

goods electricity, gas and water, and also telecommunication services, have become the<br />

subject of public debates. A sustainable future for the supplies is being sought: measures for<br />

protecting the climate have been requested; citizens have committed themselves to opposing<br />

not only planned power stations, and coal mining, but also wind power plants; energy resources<br />

like coal, oil and natural gas are becoming scarce and expensive. At the same time,<br />

the supply utilities must meet the challenges of privatization, market openings and globalization.<br />

The pressure of high costs necessitates savings. The question is which choices are<br />

open within the framework of these determining factors.<br />

"Sustainability" is an uncontested guideline for shaping the future of supplies. Several proposals<br />

for sustainably securing future supplies have already been discussed, e. g. making<br />

the supply systems more efficient by means of modern telecommunications, or relying more<br />

on decentralized energy generation and the utilization of renewable energy sources as a way<br />

out of the CO 2 problematic. However, what specific requirements will pave the way for a<br />

sustainable path into the future remains unclear. On one hand, there is the problem of "normativity"<br />

of the sustainability concept. lt is a matter of the subjective aims and values in a<br />

society, which in the end evade a scientific decidability. Thus there are different and often<br />

controversial concepts about what is meant by sustainable supplies. On the other hand,<br />

decisions must be made under conditions of great uncertainty. How and in which direction<br />

the supply sectors will develop and which ecological, economical and social effects could be<br />

associated with these directions still remains open. lt is also unclear what positions stakeholders<br />

will take on different future supply options.<br />

Setting the course for a sustainable future supply means that a method is needed for diagnosing<br />

the opportunities and risks of future developments as early as possible and for leveling<br />

out promising paths. The bases upon which decisions are made should be as transparent<br />

as possible and hence be easy to understand and put into action.<br />

lt is against this background that this study looks at specific options for the future and uses<br />

this as a basis for developing a method which tries to answer the question "What is it that we<br />

want?". lt is not about an abstract discussion of the sustainability of future supplies or the<br />

contribution of specific technologies to sustainability, but about views of the future of supplies<br />

with respect to all societal aspects, with reference to which specific objectives are discussed,<br />

the pros and cons of which are weighed up, and regarding which the expected conflicts and<br />

potentials for reaching a consensus are leveled out. The essential features of this method<br />

are the multiple stages involved and the inclusion of science and society. Scientific and societal<br />

actors are involved in structured stages that build upon each other so that the elaborate<br />

opportunities and risks of different options for the future can be hammered out.<br />

The study was funded by the Federal Ministry of Education and Research (BMBF) within the<br />

joint research project "Integrierte Mikrosysteme der <strong>Versorgung</strong>" (Integrated Microsystems<br />

for Supply) within the focal framework of "social-ecological research".<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

Einführung 1<br />

Introduction 3<br />

Zusammenfassung 10<br />

Überblick über den Bericht 15<br />

Teil I Nachhaltigkeit — Konzepte und Instrumente 17<br />

1. Nachhaltigkeitskonzepte 19<br />

1.1 Thematisierung von Nachhaltigkeit in den jeweiligen Disziplinen 19<br />

1.2 Paradigmen und die verschiedenen Konzepte von Nachhaltigkeit 20<br />

2. Instrumente zur Nachhaltigkeitsbewertung 35<br />

2.1 Überblick 35<br />

2.2 Akteursunabhängige Verfahren 37<br />

2.2.1 Kurze Einführung in die Verfahren 37<br />

2.2.2 Diskussion der Verfahren 46<br />

2.3 Akteursabhängige Verfahren 47<br />

2.3.1 Planungszelle 48<br />

2.3.2 Planungswerkstatt 50<br />

2.3.3 Delphi-Methode 51<br />

2.3.4 Nutzwertanalyse 53<br />

Teil II Empirische Untersuchung 57<br />

1. Gegenstand und Ziel 59<br />

1.1 Die Zukunftsszenarien 59<br />

1.1.1 Szenario A 60<br />

1.1.2 Szenario B 61<br />

1.1.3 Szenario C 62<br />

1.1.4 Szenario D 64<br />

1.2 Ziel 67<br />

2. Methode 67<br />

2.1 Hintergrund 67<br />

2.2 Multi-kriterielle Entscheidungsverfahren 68<br />

2.2.1 Klassifikation von multi-kriteriellen Verfahren 68<br />

2.2.2 Anwendungen 69<br />

2.2.3 Grundprinzip der MAUT und des AHP 70<br />

2.3 Methodische Konzeption der Untersuchung 77<br />

2.3.1 Diskursiver Ansatz 77<br />

2.3.2 Verfahrensschritte 82<br />

3. Wertbaumanalyse 84<br />

4<br />

3.1 Durchführung 84<br />

3.1.1 Ansatz 84


3.1.2 Teilnehmer 85<br />

3.1.3 Vorgehen 86<br />

3.2 Auswertung 87<br />

3.3 Ergebnisse 87<br />

4. Gewichtung der Ziele 92<br />

4.1 Durchführung 92<br />

4.1.1 Ansatz 92<br />

4.1.2 Teilnehmer 93<br />

4.1.3 Vorgehen 94<br />

4.2 Auswertung 95<br />

4.3 Ergebnisse 96<br />

4.3.1 Relative Gewichte der Zielkriterien 96<br />

4.3.2 Bewertungsprofile der Befragten 107<br />

5. Impact-Analyse 110<br />

5.1 Durchführung 110<br />

5.1.1 Ansatz 110<br />

5.1.2 Teilnehmer 110<br />

5.1.3 Vorgehen 111<br />

5.2 Auswertung 112<br />

5.3 Ergebnisse 117<br />

5.3.1 Umweltschutz 118<br />

5.3.2 Gesundheitsschutz 136<br />

5.3.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit 140<br />

5.3.4 Wirtschaftliche Aspekte 157<br />

5.3.5 Soziale Aspekte 172<br />

5.3.6 Zusammenfassung 179<br />

5.3.7 Dezentralisierung und Nachhaltigkeit 185<br />

6. Ergebnisworkshop 187<br />

6.1 Ansatz 187<br />

6.2 Durchführung 187<br />

6.3 Ergebnisse 189<br />

6.3.1 Stärken und Schwächen der Szenarien je Zielbereich 189<br />

6.3.2 Gewichtungen und ihre Begründungen 194<br />

6.3.3 Rangfolge der Stärken und Schwächen der Szenarien 196<br />

6.3.4 Stärken und Schwächen im Ergebnisworkshop im Vergleich zur Impact-<br />

Analyse 198<br />

6.3.5 Präferenzen für die Zukunftsszenarien 204<br />

6.3.6 Stellgrößen der Szenarien zu mehr Nachhaltigkeit 204<br />

7. Diskussion 206<br />

Literatur 214<br />

5


Anhang:<br />

A.1 Tabellarische Darstellung der Szenarien 228<br />

A.2 Beschreibung der Ziele 234<br />

A.2.1 Umweltschutz 234<br />

A.2.2 Gesundheitsschutz 236<br />

A.2.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit 237<br />

A.2.4 Wirtschaftliche Aspekte 238<br />

A.2.5 Soziale Aspekte 240<br />

A.3 Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten) 243<br />

A.3.1 Umweltschutz 243<br />

A.3.2 Gesundheitsschutz 257<br />

A.3.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit 261<br />

A.3.4 Wirtschaftliche Aspekte 278<br />

A.3.5 Soziale Aspekte 293<br />

6


Verzeichnis der Abbildungen<br />

Abb. 1: Hierarchische Struktur des AHP 72<br />

Abb. 2: Bausteine und Schritte der Nachhaltigkeitsbewertung 82<br />

Abb. 3: Ziele einer zukünftigen nachhaltigen <strong>Versorgung</strong> 88<br />

Abb. 4: Teilbaum „Umweltschutz" 88<br />

Abb. 5: Teilbaum „Gesundheitsschutz" 89<br />

Abb. 6: Teilbaum „<strong>Versorgung</strong>ssicherheit" 89<br />

Abb. 7: Teilbaum „Wirtschaft" 90<br />

Abb. 8: Teilbaum „Soziales" 91<br />

Abb. 9: Verteilung der Werte für die fünf Oberziele nachhaltiger <strong>Versorgung</strong> (Boxplot) 97<br />

Abb. 10: Verteilung der Werte für die Kriterien des Umweltschutzes (Boxplot) 98<br />

Abb. 11: Verteilung der Werte für die ökologischen Kriterien „Ressourcenschonung" (Boxplot) 99<br />

Abb. 12: Verteilung der Werte für die Kriterien des Gesundheitsschutzes (Boxplot) 100<br />

Abb. 13: Verteilung der Werte für die Kriterien der <strong>Versorgung</strong>ssicherheit (Boxplot) 101<br />

Abb. 14: Verteilung der Werte für die <strong>Versorgung</strong>ssicherheits-Kriterien „Mittel- bis langfristig<br />

gesicherte Verfügbarkeit" (Boxplot) 102<br />

Abb. 15: Verteilung der Werte für die Kriterien der „Wirtschaftlichen Aspekte" (Boxplot) 103<br />

Abb. 16: Verteilung der Werte für die Wirtschaftlichkeits-Kriterien „Vorbeugendes<br />

Wirtschaftshandeln" (Boxplot) 104<br />

Abb. 17: Verteilung der Werte für die Wirtschaftlichkeits-Kriterien „Funktionsfähigkeit des Marktes"<br />

(Boxplot) 105<br />

Abb. 18: Verteilung der Werte für die Kriterien „Soziale Aspekte" (Boxplot) 106<br />

Abb. 19: Verteilung der Werte für die sozialen Kriterien „Soziale Gerechtigkeit" (Boxplot) 107<br />

Abb. 20 bis 38: Mittlere Einschätzung der wissenschaftlichen Experten zu den Kriterien im<br />

Bereich „Umweltschutz" 120 bis 135<br />

Abb. 39 bis 42: Mittlere Einschätzung der wissenschaftlichen Experten zu den Kriterien im<br />

Bereich „Gesundheitsschutz" 137 bis 139<br />

Abb. 43 bis 66: Mittlere Einschätzung der wissenschaftlichen Experten zu den Kriterien im<br />

Bereich „<strong>Versorgung</strong>ssicherheit" 141 bis 157<br />

Abb. 67 bis 87: Mittlere Einschätzung der wissenschaftlichen Experten zu den Kriterien im<br />

Bereich „Wirtschaftliche Aspekte" 158 bis 172<br />

Abb. 88 bis 102: Mittlere Einschätzung der wissenschaftlichen Experten zu den Kriterien im<br />

Bereich „Soziale Aspekte" 175 bis 179<br />

Verzeichnis der Kästen<br />

Kasten 1: Kategoriensystem zur Analyse von Expertendifferenzen 114<br />

7


Verzeichnis der Tabellen<br />

Tab. 1: Wesentliche Merkmale der vier Zukunftsszenarien 66<br />

Tab. 2: Struktur des Entscheidungsproblems bei multikriteriellen Entscheidungsverfahren 80<br />

Tab. 3: Beispiele für Diskurskonzepte 78<br />

Tab. 4: Beispiele für potentielle Interessengruppen und ihre Betroffenheit von Veränderungen in<br />

den <strong>Versorgung</strong>ssektoren 80<br />

Tab. 5: Liste der Praxispartner bei der Wertbaumanalyse 86<br />

Tab. 6: Liste der Praxispartner bei der Gewichtung des Wertbaumes 94<br />

Tab. 7: Kennwerte der relativen Gewichte der fünf Oberziele sektorübergreifender<br />

Nachhaltigkeit 96<br />

Tab. 8: Kennwerte der relativen Gewichte der Unterkriterien „Umweltschutz" 97<br />

Tab. 9: Kennwerte der relativen Gewichte der Unterkriterien „Ressourcenschonung" 98<br />

Tab. 10: Kennwerte der relativen Gewichte der Unterkriterien „Gesundheitsschutz" 99<br />

Tab. 11: Kennwerte der relativen Gewichte der Unterkriterien „<strong>Versorgung</strong>ssicherheit" 100<br />

Tab. 12: Kennwerte der relativen Gewichte der <strong>Versorgung</strong>ssicherheits-Kriterien „Mittel- bis<br />

langfristig gesicherte Verfügbarkeit" 101<br />

Tab. 13: Kennwerte der relativen Gewichte der Unterkriterien „Wirtschaftliche Aspekte" 102<br />

Tab. 14: Kennwerte der relativen Gewichte der Wirtschaftlichkeits-Kriterien „Vorbeugendes<br />

Wirtschaftshandeln" 103<br />

Tab. 15: Kennwerte der relativen Gewichte der Wirtschaftlichkeits-Kriterien „Funktionsfähigkeit<br />

des Marktes" 104<br />

Tab. 16: Kennwerte der relativen Gewichte der Unterkriterien „Soziale Aspekte" 105<br />

Tab. 17: Kennwerte der relativen Gewichte des sozialen Kriteriums „Soziale Gerechtigkeit" 106<br />

Tab. 18: Liste der Gutachter 111<br />

Tab. 19: Anzahl der sektorübergreifenden und sektorspezifischen Experteneinschätzungen 116<br />

Tab. 20: Ergebnisse der quantitativen Abschätzung der CO 2-Emissionen aus der<br />

Stromerzeugung (Klimaschutz) 121<br />

Tab. 21: Überblick über die Experten-Einschätzungen im Bereich Umweltschutz 181<br />

Tab. 22: Überblick über die Experten-Einschätzungen im Bereich <strong>Versorgung</strong>ssicherheit 182<br />

Tab. 23: Überblick über die Experten-Einschätzungen im Bereich Wirtschaftliche Aspekte 183<br />

Tab. 24: Überblick über die Experten-Einschätzungen im Bereich Gesundheitsschutz 184<br />

Tab. 25: Überblick über die Experten-Einschätzungen im Bereich Soziale Aspekte 184<br />

Tab. 26: Einfluss von Zentralisierung und Dezentralisierung auf die Ausprägung der Kriterien 186<br />

Tab. 27: Bausteine des Ergebnisworkshops 188<br />

Tab. 28: Stärken der Szenarien aus der Sicht gesellschaftlicher Akteure 196<br />

Tab. 29: Schwächen der Szenarien aus der Sicht gesellschaftlicher Akteure 197<br />

8


Tab. 30: Vergleich der Stärken und Schwächen von Szenario A aus der Impact-Analyse mit<br />

denen aus dem Ergebnis-Workshop 200<br />

Tab. 31: Vergleich der Stärken und Schwächen von Szenario B aus der Impact-Analyse mit<br />

denen aus dem Ergebnis-Workshop 201<br />

Tab. 32: Vergleich der Stärken und Schwächen von Szenario C aus der Impact-Analyse mit<br />

denen aus dem Ergebnis-Workshop 202<br />

Tab. 33: Vergleich der Stärken und Schwächen von Szenario D aus der Impact-Analyse mit<br />

denen aus dem Ergebnis-Workshop 203<br />

Tab. 34: Ergebnis der Abstimmung über die Wünsch- und Machbarkeit der vier<br />

Zukunftsszenarien 204<br />

Tab. 35: Stellgrößen der Szenarien zu mehr Nachhaltigkeit 205<br />

9


10


Zusammenfassung<br />

Die vorliegende Studie geht der Frage nach, wie denkbare zukünftige Entwicklungen <strong>netzgebundener</strong><br />

<strong>Versorgung</strong> mit Strom, Gas, Wasser und Telekommunikation hinsichtlich ihrer<br />

ökologischen, ökonomischen und sozialen Folgen zu bewerten sind. Ziel war es, die abstrakte<br />

Diskussion um Nachhaltigkeit in eine konkrete Entscheidungsunterstützung zu überführen,<br />

die der hohen Unsicherheit zukünftiger Entwicklungen gerecht wird.<br />

Im ersten Teil der Untersuchung werden bestehende Nachhaltigkeitskonzepte analysiert<br />

sowie Instrumente zur Nachhaltigkeitsbewertung diskutiert.<br />

Im zweiten Teil wird das multi-kriterielle Entscheidungsverfahren AHP (Analytic Hierarchy<br />

Process) für die diskursive Bewertung von Chancen und Risiken von Zukunftsszenarien<br />

<strong>netzgebundener</strong> <strong>Versorgung</strong> weiterentwickelt und angewendet.<br />

Untersuchungsobjekt sind vier Zukunftsszenarien <strong>netzgebundener</strong> <strong>Versorgung</strong> mit Untersuchungsraum<br />

Deutschland und Zeithorizont 2025. Diese wurden in Workshops mit Teilnehmern<br />

aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen entwickelt.<br />

Die Szenarien A und B sind charakterisiert durch einen umweltorientierten Energiemix mit<br />

Anteilen an der Stromerzeugung von 45% Erdgas, 30% erneuerbaren Energien, 24% Kohle<br />

und 0% Kernenergie. Im Bereich der Unternehmen findet eine Dekonzentration statt. Die<br />

Szenarien C und D haben beide einen eher konventionellen Energiemix mit 17% Erdgas,<br />

10% erneuerbaren Energien, 52% Kohle und 20% Kernenergie. Wenige Großunternehmen<br />

beherrschen den Markt<br />

In Szenario A besteht ein gesamtgesellschaftlicher Konsens für das Primat des Umweltschutzes.<br />

Der Anteil dezentraler Anlagen und die Dienstleistungsorientierung sind hoch. Das<br />

Wirtschaftswachstum liegt bei 2%/a. Es findet eine Siedlungsbewegung aufs Land statt.<br />

In Szenario B betreibt der Staat aktiv den Schutz von Klima und Umwelt. Der Anteil dezentraler<br />

Anlagen ist niedriger als in Szenario A, die Dienstleistungsorientierung ist gering. Das<br />

Wirtschaftswachstum liegt bei 1,5°/0/a. In der Siedlungsstruktur werden Randlagen von<br />

Ballungsräumen bevorzugt.<br />

In Szenario C fördert der Staat durch eine massive Innovations- und Technologiepolitik den<br />

Erfolg deutscher Unternehmen. Umwelt- und Gesundheitsziele bleiben moderat und sind<br />

nachrangig. Es wird in die Modernisierung zentraler Anlagen investiert, der Anteil dezentraler<br />

Anlagen ist gering. Das Wirtschaftswachstum liegt bei 2 °/0/a. In der Siedlungsstruktur werden<br />

Randlagen von Ballungsräumen bevorzugt.<br />

In Szenario D zieht der Staat sich zurück. Die Unternehmen handeln nach dem Primat der<br />

Wirtschaftlichkeit, es wird wenig investiert, alte Anlagen werden weiter betrieben. Der Anteil<br />

dezentraler Anlagen ist gering. Die Dienstleistungsorientierung ist mäßig hoch. Das Wirtschaftswachstum<br />

ist gering mit 1 c/o/a. In der Siedlungsstruktur werden die Ballungsräume<br />

bevorzugt.<br />

Das Verfahren zur Bewertung der Zukunftsszenarien besteht aus fünf Schritten, in denen<br />

wissenschaftliche und gesellschaftliche Akteure über den gesamten Zeitraum der Studie in<br />

unterschiedlichen Aufgaben eingebunden sind: In den ersten zwei Schritten wurden die<br />

Bewertungskriterien (im Hinblick auf eine nachhaltige <strong>Versorgung</strong>) erhoben und strukturiert.<br />

Im dritten Schritt wurden für die Kriterien die individuellen Gewichtungen ermittelt. Der vierte<br />

Schritt umfasst die Beurteilung, inwieweit die Szenarien diese Kriterien erfüllen (Impact-<br />

11


Analyse). Die abschließende Gesamtbewertung der Szenarien als fünfter Schritt erfolgte in<br />

einem zweitägigen moderierten Workshop.<br />

Anhand der Wertbaumanalyse wurden die Ziele erhoben, die für die Bewertung der Zukunftsszenarien<br />

herangezogen werden sollen. Im Unterschied zu einer normativen Vorgehensweise<br />

erfolgte die Ermittlung der Nachhaltigkeitskriterien diskursiv. Dazu wurden 10<br />

Vertreter gesellschaftlicher Verbände in strukturierten Einzelinterviews befragt. Um ein möglichst<br />

breites Spektrum gesellschaftlicher Interessen zu repräsentieren, wurden nicht Einzelakteure,<br />

sondern relevante Multiplikatoren, die von Veränderungen in den <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

maßgeblich betroffen sind, eingebunden. Der Kreis der Praxispartner zur Ausgestaltung<br />

des Leitbildes einer nachhaltigen <strong>Versorgung</strong> setzte sich vorwiegend aus solchen Akteuren<br />

zusammen, die sich in ihren Organisationen auch mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen.<br />

Involviert waren Vertreter auf Verbandsebene von <strong>Versorgung</strong>sunternehmen, der Industrie,<br />

des öffentlichen und privaten Konsums, der Umwelt, der Gewerkschaften, der Politik<br />

sowie von Organisationen zur Förderung sozialer Aspekte der Daseinsvorsorge und von<br />

Nachhaltigkeitsgesichtspunkten bei der Entwicklung von Ländern der Dritten Welt.<br />

Die jeweiligen Inputs der Akteure wurden von den Forschern im zweiten Schritt zu einer<br />

Gesamthierarchie (Wertbaum) zusammengefasst, mit der die Akteure bereit waren, weiterzuarbeiten.<br />

Der Wertbaum besteht auf der obersten Hierarchieebene aus den fünf Bereichen: „Umweltschutz",<br />

„Gesundheitsschutz", „<strong>Versorgung</strong>ssicherheit", „wirtschaftliche Aspekte" und „soziale<br />

Aspekte". Diese wurden in zwei untergeordneten Ebenen weiter differenziert und operationalisiert.<br />

Sektorübergreifende wie sektorspezifische Kriterien sind berücksichtigt. Der Wertbaum<br />

wurde von allen Akteuren als äußerst hilfreich für die weitere Debatte um die Zukunft der<br />

<strong>Versorgung</strong> angesehen.<br />

Im dritten Schritt wurde anhand eines Fragebogens sowie in Einzelinterviews erhoben, worauf<br />

es den Akteuren vor ihrem jeweiligen Interessenshintergrund besonders ankommt, d.h.<br />

welche individuellen Gewichtungen die Akteure den einzelnen Kriterien für die Bewertung<br />

der vier Zukunftsszenarien zuordnen. Mit der direkten Methode der Rang- und Punktgewichtung<br />

wurden alle Kriterien des Wertbaumes gewichtet. Neben den 10 Verbänden, die bei der<br />

Erstellung des Wertbaums mitgewirkt haben, nahmen weitere 12 gesellschaftliche Verbände<br />

teil.<br />

Die Ergebnisse zeigen bei den abstrakten Zielen im Mittel nur geringe Unterschiede zwischen<br />

den fünf Zielbereichen nachhaltiger <strong>Versorgung</strong>. Unterschiede zeigen sich auf den<br />

konkreten Ebenen. Auf der zweiten Hierarchieebene waren den Befragten im Mittel im Bereich<br />

„Umweltschutz" der „Klimaschutz" und die „Ressourcenschonung" am wichtigsten.<br />

Beim „Gesundheitsschutz" sollte nach Auffassung der Akteure im Mittel vor allem der „Schutz<br />

vor Belastung des Roh- bzw. Trinkwassers" gewährleistet sein. Hinsichtlich „<strong>Versorgung</strong>ssicherheit"<br />

wurde die „mittel- bis langfristig gesicherte Verfügbarkeit" als das Wichtigste eingestuft.<br />

Im Bereich „wirtschaftliche Aspekte" maßen die Akteure der „Sicherung und Steigerung<br />

der Beschäftigung" und der „Effizienz der Leistungserstellung" die größte Bedeutung zu; bei<br />

der Gewichtung der „Beschäftigung" gab es jedoch abweichende Meinungen, die diesen<br />

Aspekt im Vergleich zum Durchschnitt weniger wichtig einstuften. Bei den „sozialen Aspekten"<br />

sind es die „soziale Gerechtigkeit" und der „Erhalt sozialer Ressourcen", die im Mittel<br />

das höchste Gewicht erhielten. So einig man sich über die Bedeutung der sozialen Gerechtigkeit<br />

war, so unterschiedlich wurden jedoch die Aspekte beurteilt, die die soziale Gerechtigkeit<br />

ausmachen.<br />

12


Im vierten Schritt des Verfahrens erfolgte die Impact-Analyse. Es wurden 11 wissenschaftliche<br />

Experten beauftragt, die Erfüllung der Nachhaltigkeitskriterien durch die vier Szenarien<br />

einzuschätzen. Die unterschiedlichen Qualifikationen der Experten deckten alle Bereiche des<br />

Wertbaums und die vier Sektoren (Strom, Gas, Wasser und Telekommunikation) ab. Grundlage<br />

für die Impact-Analyse war das AHP-Verfahren, das mit einer Unsicherheitsanalyse<br />

gekoppelt wurde. Anhand der AHP-Skala waren die Szenarien im Paarvergleich zu bewerten<br />

und darüber hinaus die jeweiligen Einschätzungen zu begründen sowie die Beurteilungs(un)sicherheit<br />

anzugeben.<br />

Die Experten konnten in den meisten Fällen keine quantitativen Einschätzungen der absoluten<br />

Höhe der Ausprägungen abgeben aufgrund der hohen Unsicherheit der Szenarien. Die<br />

AHP-Methode erlaubte aber Paarvergleiche zwischen den Szenarien anhand eines standardisierten<br />

Beurteilungsformates und – bei gleicher Rangfolge – die Aggregation der Einschätzungen<br />

mehrerer Experten für dasselbe Kriterium. Unterschiede zwischen Einschätzungen<br />

mehrerer Experten konnten anhand der Begründungen kategorisiert werden und ermöglichten<br />

so den systematischen Umgang mit Expertendissens.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass der Sektor Telekommunikation zwar als Enabler für z. B. virtuelle<br />

Kraftwerke und Demand Side Management wichtig ist, davon abgesehen aber in den<br />

Einschätzungen der Experten kaum Einfluss auf die Ausprägung der Nachhaltigkeitskriterien<br />

hat.<br />

Die Szenarien A und B werden bei der Mehrzahl der Kriterien besser eingeschätzt als C und<br />

D, jedoch hat insbesondere Szenario A auch Schwächen.<br />

Im Bereich „Umweltschutz" bestimmt der Sektor Strom und Gas durch den Energiemix und<br />

den Gesamtstromverbrauch die Kriterien „Minderung der CO 2-Emissionen", „Schonung von<br />

Rohstoffen" und (im Bereich „Gesundheitsschutz") „Schutz vor Luftimmissionen". Hier weist<br />

Szenario A eindeutige Stärken aus. Szenario B ist dahingehend etwas weniger positiv bewertet,<br />

während die Szenarien C und D schlecht abschneiden. Bei „Landschaftsschutz", „Artenschutz"<br />

und „Schonung von Flächen" zeigt Szenario A Schwächen wegen der dezentralen<br />

Siedlungsstruktur, ebenfalls beim „Materialverbrauch", der bei kleinen dezentralen Anlagen<br />

höher ist als bei großen zentralen. Bei diesen Kriterien liegt Szenario D vorn.<br />

Bei den Kriterien aus dem Bereich „<strong>Versorgung</strong>ssicherheit" wurden im Sektor Strom und Gas<br />

entweder nur geringe Unterschiede zwischen den Szenarien festgestellt, oder es gab Differenzen<br />

zwischen den Einschätzungen der Experten. So waren die Experten beispielsweise<br />

unterschiedlicher Auffassung darüber, ob die Kriterien „Sicherheit des Netzes", „Sicherheit<br />

der Anlagen", „Reversibilität innerhalb des <strong>Versorgung</strong>ssystems" und „technologische Diversität"<br />

besser durch kleine, dezentrale Anlagen und erneuerbare Energien oder durch große,<br />

zentrale Anlagen und konventionelle Energieträger zu erfüllen sind. Im Sektor Wasser ist in<br />

Szenario A bei starker Dezentralisierung die „Sicherheit des Netzes" positiv und die „Sicherheit<br />

der Anlagen" negativ, in Szenario C bei geringer Dezentralisierung ist es genau umgekehrt,<br />

in den Szenarien B und D sind beide Kriterien mäßig negativ eingeschätzt. Die „Unabhängigkeit<br />

von knappen Ressourcen" wird im Sektor Strom ebenfalls vom Energiemix bestimmt,<br />

im Sektor Wasser vom Einsatz dezentraler Anlagen, in beiden Sektoren wird Szenario<br />

A am besten und Szenario C am schlechtesten eingeschätzt.<br />

Im Bereich „wirtschaftliche Aspekte" wird die „Sicherung und Steigerung der Beschäftigung"<br />

nach Einschätzung der Experten von hohem Wirtschaftswachstum und vom Einsatz dezentraler<br />

Anlagen begünstigt. Entsprechend wird hier Szenario A am besten eingeschätzt, Sze-<br />

13


nario D am schlechtesten. Allerdings sei der Beitrag der <strong>Versorgung</strong>ssysteme zu den gesamtwirtschaftlichen<br />

Arbeitsplatzzahlen gering. Auch die Einkommensentwicklung ist in<br />

Szenario A am besten, in Szenario D am schlechtesten. Hinsichtlich „pluralistischer Marktstruktur"<br />

werden die Szenarien A und B positiv, C und D negativ eingeschätzt, hinsichtlich<br />

„internationaler Wettbewerbsfähigkeit" sind C und D günstig, A und B ungünstig.<br />

Im Bereich „soziale Aspekte" sind die Szenarien C und D durchweg negativ eingeschätzt.<br />

Szenario A ist bei den meisten Kriterien (sozialverträgliche Preise, internationale Verteilungsgerechtigkeit,<br />

Partizipation, soziale Sicherheit, Erhalt der sozialen Ressourcen) die bessere<br />

Zukunftsoption, Szenario B schnitt am besten ab bei „sozialer Gerechtigkeit", „Gleichheit der<br />

Lebensverhältnisse" und „Transparenz". Außerdem wurde die in Szenario B modellierte<br />

staatliche Regie als besser praktikabel eingeschätzt als der in Szenario A vorausgesetzte<br />

gesamtgesellschaftliche Konsens.<br />

Die Beurteilung der Szenarien aus der Sicht gesellschaftlicher Akteure vor dem Hintergrund<br />

der Experteneinschätzungen fand in einem abschließenden Bewertungsworkshop statt. An<br />

diesem nahmen vier der Experten teil, die Gutachten zur Impact-Analyse erstellt hatten,<br />

sowie 12 der gesellschaftlichen Akteure, die im Vorfeld an der Erstellung des Wertbaumes<br />

bzw. an der Gewichtung der Ziele mitgewirkt hatten. Im Workshop attestierten die Akteure<br />

den Szenarien die aus ihrer Sicht wichtigsten Stärken und Schwächen und diskutierten,<br />

warum sie gerade diese für wichtig halten.<br />

Die Diskussion zeigte, dass es gerade der Klimaschutz ist, der für die Einschätzung der<br />

Chancen und Risiken der Zukunftsszenarien maßgeblich ist. Zukunftspfaden wie Szenario C<br />

oder D, die bezüglich des Klimaschutzes deutlich schlechter abschneiden, wird dies als<br />

bedeutsame Schwäche attestiert. Hingegen wird der bessere Klimaschutz bei Szenario A<br />

und B von allen Beteiligten als Vorteil dieser Zukunftspfade angesehen. Alle Akteure waren<br />

der Auffassung, dass in einer Langfristperspektive die Verletzung des Klimaschutzes<br />

Nachteile auch in anderen Zielbereichen, wie Wirtschaft und Soziales, mit sich bringen wird.<br />

In der Prioritätensetzung zeigten sich aber auch kontroverse Auffassungen. Insbesondere die<br />

Gewichtung des Risikos einer mangelnden kostengünstigen Verfügbarkeit von Rohstoffen<br />

(Brennstoffen) für die Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren als Produzenten sowie von<br />

<strong>Versorgung</strong>sleistungen für deren Kunden stellt eine Konfliktlinie dar. Dieses Risiko, das bei<br />

Szenario A von den wissenschaftlichen Experten nicht einheitlich ausgeschlossen werden<br />

kann, wird von Wirtschaftsvertretern hervorgehoben. Kontoverse Auffassungen bezüglich<br />

dieses Aspektes ließen sich auch durch den Austausch von Argumenten nicht ausräumen.<br />

Darüber hinaus wurde in der Gesamteinschätzung der Szenarien diskutiert, für wie machbar<br />

und für wie wünschenswert die Akteure die Szenarien halten. Szenario A wurde von allen<br />

zwar für das wünschenswerteste, aber auch für das am wenigsten machbare gehalten.<br />

Szenario B liegt hinsichtlich Wünschenswertigkeit an zweiter Stelle und wird am Ende des<br />

Workshops am ehesten für machbar gehalten. Im Ergebnis waren alle gesellschaftlichen<br />

Akteure der Auffassung, dass sie auf der Basis der im Gesamtverfahren vorliegenden sehr<br />

differenziert erarbeiteten Ergebnisse ein konkretes Nachhaltigkeitsprogramm ausarbeiten<br />

könnten und wollten.<br />

14


Überblick über den Bericht<br />

Der nachfolgende Bericht gliedert sich in folgende zwei Teile:<br />

Teil I<br />

Teil I gibt einen Überblick über Nachhaltigkeitskonzepte und bestehende Methoden zur Bewertung<br />

von Nachhaltigkeit.<br />

Im ersten Kapitel werden bestehende Nachhaltigkeitskonzepte analysiert. Dabei werden<br />

insbesondere Grundlinien und differierende Ausgestaltungen des Nachhaltigkeitsverständnisses<br />

anhand von Paradigmen unterschiedlicher Disziplinen herausgearbeitet.<br />

Im zweiten Kapitel werden Instrumente zur Nachhaltigkeitsbewertung diskutiert. Dabei wird<br />

aufgrund der projekteigenen Nachhaltigkeitskonzeption ein besonderes Gewicht auf die<br />

Beschreibung akteursabhängiger Verfahren gelegt. Akteursunabhängige Verfahren werden<br />

im Hinblick auf ihre Eignung für die vorliegende Aufgabenstellung der Bewertung von Zukunftsszenarien<br />

dargestellt.<br />

Teil II<br />

Teil II stellt die empirische Untersuchung dar.<br />

Im ersten Kapitel werden Untersuchungsgegenstand, d. h. die vier Zukunftsszenarien, sowie<br />

Ziel und Fragestellung der Untersuchung dargestellt (Kapitel 1).<br />

Schließlich erfolgen die Darstellung der methodischen Grundzüge des in der Untersuchung<br />

gewählten Verfahrens und die Beschreibung der hier vorgeschlagenen Konzeption (Kapitel<br />

2).<br />

In den folgenden Kapiteln werden die einzelnen Bausteine des Verfahrens im Hinblick auf<br />

den gewählten Ansatz, die Durchführung, die Auswertung und die Ergebnisse dargestellt<br />

(Kapitel 3 bis 7).<br />

15


16


Teil I Nachhaltigkeit — Konzepte und Instrumente<br />

17


Teil I Nachhaltigkeit — Konzepte und Instrumente: 1. Nachhaltigkeitskonzepte<br />

18


1.1 Thematisierung von Nachhaltigkeit in den jeweiligen Disziplinen<br />

1. Nachhaltigkeitskonzepte<br />

Bevor die Ausgestaltung der einzelnen konstitutiven Elemente von Nachhaltigkeit aufgrund<br />

der Paradigmen der jeweiligen Disziplin diskutiert werden, soll der Fokus auf den methodischen<br />

Rahmen der jeweiligen Disziplinen gerichtet werden. Interdisziplinarität oder Grad<br />

methodischer Offenheit prädeterminiert, ob die Einführung des Nachhaltigkeitsbegriffs einen<br />

Zusatz an wissenschaftlicher Erkenntnis bedeutet oder nur das „Füllen alten Weins in neue<br />

Schläuche" darstellt.<br />

1.1 Thematisierung von Nachhaltigkeit in den jeweiligen<br />

Disziplinen<br />

Die traditionellen neoklassisch fundierten wohlfahrtstheoretischen Ansätze stellen ein methodisch<br />

geschlossenes Theoriegebäude dar, das menschliches Handeln ausschließlich als<br />

ökonomisches erfasst. Umwelt- und sozio-ökonomische Probleme werden primär als Allokationsproblem<br />

begriffen, also als ein Problem der Disposition des Menschen über knappe<br />

Ressourcen. Gesucht wird z. B. das optimale Umweltschutzniveau, die optimale Ressourcenabbaurate<br />

etc.. Ist die Optimierung gelungen, so ist das angestrebte Ziel der Wohlfahrtssteigerung<br />

erreicht. Allenfalls werden distributive Aspekte in die Analyse mit einbezogen, die<br />

Fragen der Verteilung von beispielsweise Nutzungsrechten an der Umwelt zu beantworten<br />

suchen (Theorie der Gerechtigkeit von Rawls (1999)). Daraus abgeleitete Managementregeln,<br />

die zu Konzepten „schwacher Nachhaltigkeit" (SRU, 2002, Tz. 6 ff.) führen,<br />

bieten aus methodischer Sicht nichts neues, sondern werden im Rahmen neoklassischer<br />

Paradigmen entwickelt. Folglich wird die Einführung des Nachhaltigkeitsbegriffs als überflüssig<br />

angesehen, da das bereits existierende Gedankengebäude der neoklassischen Ökonomie<br />

alle Fragen des menschlichen Handelns zu beantworten in der Lage ist.<br />

Das Theoriegebäude der Ökologischen Ökonomie ist dagegen interdisziplinär sowie theoretisch<br />

und methodisch offen (Rennings, 1994). So betrachten Vertreter der ökologischen<br />

Ökonomie menschliches Handeln nicht nur unter allokativen und distributiven Gesichtspunkten,<br />

sondern sie gehen darüber hinaus und beziehen gewöhnlich Schlüsselbegriffe aus der<br />

Ökologie, wie ökologisches Gleichgewicht (Binswanger et al., 1981), Stabilität und Resilienz<br />

von Ökosystemen (Common & Perrings, 1992), Selbstregulation und Homöostase (Hampicke,<br />

1992) oder naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten, wie z. B. die Entropie (Binswanger,<br />

1993) mit ein. Die Einführung des Nachhaltigkeitsbegriffs erhält seine Berechtigung<br />

durch den Einbezug von Nachhaltigkeitsvorstellungen aus anderen Disziplinen, wie der Ökologie,<br />

in Ergänzung zu Elementen der neoklassischen Ökonomie, die ohne die Einführung<br />

des Nachhaltigkeitsbegriffs auskäme.<br />

In der Ökologie wurde der Begriff Nachhaltigkeit als erster gebraucht. Er wurde in der Forstwirtschaft<br />

angewendet und beschreibt eine Bewirtschaftungsweise des Waldes, die auf „kontinuierliche,<br />

beständige und nachhaltende Nutzung" abzielt (von Carlowitz, 1713, S. 105).<br />

Der Nachhaltigkeitsbegriff erfuhr über die Deutung als eine Bewirtschaftung des Waldes, „in<br />

der nicht mehr Holz geschlagen wird als aus dem Forste für immer genommen werden kann"<br />

(Hartig & Hartig, 1834, S. 523) in neuerer Zeit eine Erweiterung, in dem Nachhaltigkeit auf<br />

sämtliche materielle und immaterielle Waldleistungen ausgedehnt wird (Peters, 1984). Doch<br />

19


Teil I Nachhaltigkeit – Konzepte und Instrumente: 1. Nachhaltigkeitskonzepte<br />

wurde der Begriff stärker durch andere Disziplinen entlehnt als dass er in weiteren Feldern<br />

der Ökologie selbst Anwendung findet.<br />

Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive bezieht sich Nachhaltigkeit in erster Linie auf gesellschaftliche<br />

Prozesse. Die entscheidende Frage der Nachhaltigkeitsdebatte besteht aus<br />

sozialwissenschaftlicher Sicht darin, wie Gesellschaften die Gestaltung der materiellen Bedingungen<br />

ihrer Reproduktion transformieren können und welche ökonomischen, politischen,<br />

kulturellen und ethischen Grundlagen die Verteilung von Umweltressourcen bestimmen. Der<br />

Fokus richtet sich nicht so sehr wie in der Ökonomie und Ökologie auf die Optimierung der<br />

ökonomischen Inanspruchnahme der Umwelt oder die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen<br />

bzw. auf das Management von Ökosystemen. Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive<br />

werden vielmehr Aspekte wie Lebensqualität und die Fähigkeit politischer Institutionen<br />

zur Unterstützung nachhaltigkeitsorientierter Transformationsprozesse betrachtet und<br />

nicht nur die physischen Auswirkungen ökonomischer und ökologischer Aktivitäten. Ebenso<br />

erfährt die Rolle von Wissenschaft aus sozialwissenschaftlicher Sicht im Zusammenhang mit<br />

der Nachhaltigkeitsdebatte erneut eine Veränderung ihres Verständnisses. Über die Aufgabe<br />

der Wissenschaftler eine problembezogene und innerhalb der Wissenschaft interdisziplinär<br />

orientierte Arbeitsweise zu entwickeln, wie sie in der ökologischen Ökonomie hervorgehoben<br />

wird, gewinnt darüber hinaus die Erkenntnis an Bedeutung, dass die Einbeziehung von und<br />

die Auseinandersetzung mit nichtwissenschaftlichen Experten wie Bürgern, Praxisakteuren<br />

aus der Wirtschaft, NGOs, politischen Entscheidungsträgern vorzunehmen ist (Becker &<br />

Jahn, 1999). Denn Erkenntnisse durch Beobachtung von menschlichen Aktivitäten sowie<br />

Tieren und Pflanzen, die zu Nachhaltigkeitsnormen führen, werden nicht mehr nur durch<br />

naturwissenschaftlich abgeleitete Kausalitätsbeziehungen legitimiert, sondern durch einen<br />

partizipativen Prozess gesellschaftlicher Normermittlung.<br />

1.2 Paradigmen und die verschiedenen Konzepte von<br />

Nachhaltigkeit<br />

Unterschiede im methodischen Rahmen der einzelnen Disziplinen wirken sich nicht nur auf<br />

den Grad der Nutzung des Nachhaltigkeitsbegriffs aus, sondern schlagen sich auch in den<br />

einzelnen Paradigmen nieder, die in der jeweiligen Disziplin zu unterschiedlichen Interpretationen<br />

konstitutiver Elemente von Nachhaltigkeit (wie z. B. Inter- und Intragenerative Gerechtigkeit,<br />

Nachhaltigkeitsdimensionen) führen. Im folgenden werden nicht nur die in den jeweiligen<br />

wissenschaftlichen Disziplinen in großer Breite diskutierten Paradigmen aufgezeigt,<br />

sondern auch neuere oder solche, die bislang nicht so häufig explizit angesprochen wurden,<br />

in die Darstellung aufgenommen.<br />

In der Debatte um Nachhaltigkeit wird nachfolgend zunächst mit der Diskussion um Verfahren<br />

zur Ableitung von Nachhaltigkeitsprinzipien begonnen. Anschließend wird in den einzelnen<br />

Disziplinen auf den Zweck eingegangen, dem eine Nachhaltigkeitskonzeption dienen<br />

soll. Soll sie Leitbilder für eine Nachhaltige Entwicklung formulieren oder soll sie einem anderen<br />

Zweck, wie der gesellschaftlichen Regulationsaufgabe, gerecht werden? Bei Nachhaltigkeitskonzepten,<br />

die eine Formulierung von Leitbildern vornehmen, werden des Weiteren<br />

dafür relevante Zieldimensionen diskutiert. Der Einschluss bestimmter Zieldimensionen und<br />

ihr Verhältnis untereinander in den Nachhaltigkeitskonzeptionen der einzelnen Disziplinen<br />

fußt auf weiteren Paradigmen, die die Interaktion der unterschiedlichen Sphären (ökologische,<br />

ökonomische einschließlich sozialer Aspekte) kennzeichnen. Dazu werden verschie-<br />

20


1.2 Paradigmen und die verschiedenen Konzepte von Nachhaltigkeit<br />

dene Elemente der jeweiligen Sphären betrachtet. Bezüglich der ökologischen Sphäre steht<br />

im Mittelpunkt der Betrachtung das Naturverständnis einschließlich der Frage der Substituierbarkeit<br />

sowie die Betrachtung der Natur als Objekt oder Subjekt. Beim Fokus auf die<br />

ökonomische Sphäre werden Interaktionsbeziehungen herausgestellt, indem aus der Makroperspektive<br />

zunächst das in den einzelnen Disziplinen herrschende Verständnis bzgl. des<br />

gesamten Wirtschaftsprozesses verdeutlicht wird und nicht zuletzt der Entwicklungsbegriff<br />

mit der Frage qualitativen/quantitativen Wachstums sowie die Frage nach der Art des Anstoßes<br />

einer Entwicklung (exogen oder endogen) in das Zentrum der Analyse gestellt werden.<br />

In der Mikroperspektive werden Nachhaltigkeitskonzepte der einzelnen Disziplinen im Hinblick<br />

auf deren Priorisierungsgrad von Allokationsproblemen gegenüber Distributionsgesichtspunkten<br />

erörtert und die institutionellen Randbedingungen beleuchtet, die die Allokation<br />

beeinflussen. Schließlich wird herausgestellt, welcher Natur die Entscheidungen sind, die zu<br />

bestimmten Allokations- und Distributionsergebnissen führen, ob sie individuell oder als<br />

kollektive getroffen werden, und ob diese auf rationalem oder intuitivem Verhalten gründen.<br />

Paradigma: Ableitung von Nachhaltigkeitsprinzipien (Quasi-objektiv vs. explizitnormativ)<br />

Ein konstitutives Element von Nachhaltigkeit ist die inter- und intragenerative Verteilungsgerechtigkeit.<br />

Unter anderem werden Umweltnutzungsansprüche einerseits zwischen Industrieländern<br />

und Entwicklungsländern (intragenerative Gerechtigkeit) und andererseits zwischen<br />

gegenwärtigen und zukünftigen Generationen (intergenerative Gerechtigkeit) eingehender<br />

untersucht. Die Bestimmung solcher Ansprüche fußt entweder auf dem Paradigma einer<br />

quasi-objektiven oder auf einer explizit-normativen Herangehensweise.<br />

Argumentationen der ökologischen Ökonomie in Bezug auf inter- oder intragenerative Verteilungsgerechtigkeit,<br />

die sich als quasi-objektiv bezeichnen lassen, gehen davon aus, dass<br />

sich die gerechte Verteilung von Ressourcen, Gütern, Umweltnutzungsrechten etc. aus der<br />

Tragfähigkeit oder den Belastungsgrenzen natürlicher und gesellschaftlicher Systeme ermitteln<br />

lässt. Nachhaltigkeit wird also im funktionalistischen Ansatz negativ definiert. Beispielsweise<br />

werden Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft als unterschiedliche, strukturierte, eigenständige<br />

aber miteinander gekoppelte Subsysteme betrachtet, deren Funktionsfähigkeit und<br />

Störungsresistenz es im Interesse zukünftiger Generationen zu erhalten gilt. Als Ziel einer<br />

nachhaltigen Entwicklung wird der langfristige Systemerhalt von Umwelt, Gesellschaft und<br />

Wirtschaft formuliert (Brandl et al., 2001).<br />

Eine solche Herangehensweise verfolgt beispielsweise der Ansatz des Umweltbundesamtes,<br />

dessen Aussagen über operationalisierte Ziele zur Minderung von Treibhausgasen und von<br />

Schadstoffemissionen in der Studie über „Langfristszenarien für eine nachhaltige Energienutzung<br />

in Deutschland" des Jahres 2002 sich an wissenschaftlichen Aussagen (z. B. vom<br />

IPCC 1 ) zu Belastungsgrenzen der Ökosysteme orientieren (UBA, 2002). Im Wasserbereich<br />

orientiert sich die Studie des Umweltbundesamtes „Nachhaltige Wasserversorgung in<br />

Deutschland" aus dem Jahre 2001 bei der Formulierung von Zielen an gesetzlichen Vorgaben<br />

in den Bereichen Ressourcenschutz (Wasserhaushaltsgesetz, Landeswassergesetze),<br />

Gewinnung, Aufbereitung und Verteilung (Trinkwasserverordnung, DIN 2000) sowie Hausinstallation<br />

(z. B. Grenzwerte der Trinkwasserverordnung, DIN 1988). Die Vorgaben stützen<br />

1 Intergovernmental Panel an Climate Change, http://www.ipcc.ch<br />

21


Teil I Nachhaltigkeit – Konzepte und Instrumente: 1. Nachhaltigkeitskonzepte<br />

sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich der menschlichen Gesundheit und der<br />

Belastungsfähigkeiten der heimischen Ökosysteme (UBA, 2001).<br />

Dem gegenüber gehen Nachhaltigkeitskonzepte mit explizit-normativer Überzeugung, wie sie<br />

in den Sozialwissenschaften zu finden sind, im Fall intra- oder intergenerationeller Gerechtigkeit<br />

davon aus, dass sich beispielsweise die Frage, auf welche Hinterlassenschaften<br />

kommende Generationen einen Anspruch haben, nicht durch objektiv angebbare Belastungsgrenzen<br />

natürlicher und gesellschaftlicher Systeme beantworten lässt. Es ist vielmehr<br />

eine normative Bestimmung ökonomischer, sozialer und kultureller Werte zugrunde zu legen.<br />

Nachhaltigkeit wird versucht positiv zu bestimmen, indem Mindestbedingungen eines menschenwürdigen<br />

Lebens heraus gearbeitet werden, auf deren Gewährleistung heutige wie<br />

künftige Generationen moralischen Anspruch haben (Brandl et al., 2001). Dies kann zum<br />

einen durch Ableitung von konkreten Zielen, Regeln und Kriterien aus konstitutiven Elementen<br />

von Nachhaltigkeit (wie inter- und intragenerative Gerechtigkeit, Drei-Säulen-Konzept<br />

etc.) auf wissenschaftlicher Basis erfolgen (z. B. Nitsch & Rösch, 2001) oder zum anderen<br />

mittels diskursiver Prozesse (z. B. Wachlin & Renn, 1999; Renn, 2002).<br />

Wissenschaftlich abgeleitete Regeln sollen dabei verschiedene Funktionen erfüllen. Einerseits<br />

sollen sie als Leitorientierung für weitere Konkretisierungen dienen. Andererseits üben<br />

sie auch die Funktion von Prüfkriterien aus, mit denen nachhaltige und weniger nachhaltige<br />

Zustände und Entwicklungen ermittelt werden können, wobei die Befolgung der Regeln als<br />

Mindeststandards anzusehen sind. Über die Gewährleistung dieser Minimumstandards für<br />

alle Mitglieder der globalen Gesellschaft einschließlich der kommenden Generationen hinaus<br />

kann es vielfältige andere legitime und erstrebenswerte individuelle oder gesellschaftliche<br />

Ziele geben, deren Erfüllung jedoch nicht bestimmend für das Leitbild einer nachhaltigen<br />

Entwicklung anzusehen ist.<br />

Allerdings führt die Aufstellung von Regeln dazu, dass bei der Forderung der gleichzeitigen<br />

Erfüllbarkeit aller Regeln Zielkonflikte auftreten. Diese sind nur zu lösen, indem die Regeln<br />

graduell erfüllt werden, d. h. dass die Begründung von Entscheidungen in Konfliktlagen abgewogen<br />

werden muss mit Begründungen, die einer anderen Regel zuzuordnen sind. Dieser<br />

Abwägungsprozess kann letztendlich im wesentlichen nur aufgrund normativer Werthaltungen<br />

erfolgen, die wiederum Ergebnis gesellschaftlicher Diskurse sind, so dass theoretische<br />

Ableitungen von Zielen einer nachhaltigen Entwicklung auf der konkretesten Ebene ohne<br />

diskursive Verfahren nicht auskommen (Brandl et al., 2001).<br />

Manche Autoren sehen zudem im Rahmen explizit-normativer Ableitungen mit dem erweiterten<br />

Konzept von Nachhaltigkeit, das die beiden Komponenten „Nachhaltigkeit" (als Form des<br />

Bewahrens) und „Entwicklung" (als Form des Wandels und der Dynamik) umfasst und den<br />

Fokus auf alle drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales ausdehnt, die Grenze deduktiver<br />

Konzepte einer stringenten Ableitung aus theoretischen Vorgaben erreicht (Renn, 2002).<br />

So wird in der Nachhaltigkeitskonzeption die Notwendigkeit der Zielbestimmung mit Hilfe von<br />

diskursiven Verfahren gesehen. Begründet wird dieses Vorgehen damit, dass diskursive<br />

Verfahren, die kollektiv verbindliches Handeln im Dialog festlegen, für die Umsetzung von<br />

Nachhaltigkeit deshalb so wichtig sind, da es keine verbindlichen Bewertungsmaßstäbe gibt,<br />

nach denen eine Gesellschaft ohne Irrtum bestimmen könnte, was an Natur, Wirtschaft und<br />

Sozialwesen erhaltenswert, schutzwürdig oder entwicklungsfähig wäre. Als weiteres Argument<br />

für die Anwendung von Diskursen zur Normableitung wird angeführt, dass eine nachhaltige<br />

Politik von den jeweiligen Randbedingungen (z. B. Verbrauch von Ressourcen ist in<br />

Industrieländern 10 mal höher als in Entwicklungsländern) abhängig ist und sich daher keine<br />

22


1.2 Paradigmen und die verschiedenen Konzepte von Nachhaltigkeit<br />

allgemeinen Verhaltensregeln ableiten lassen. Begründung und Bestimmung der Eingriffstiefe<br />

in die Natur sind somit als kulturelle Aufgabe anzusehen. Entscheidungen über Naturerhalt<br />

und Naturnutzung erfordern Prozesse kollektiver Bewertung und Abwägung. Die Gesellschaft<br />

muss sich über Präferenzen und Gewichtungen von Werten verständigen, was noch vielmehr<br />

gilt, wenn über die ökologische Komponente von Nachhaltigkeit hinaus die ökonomische<br />

und soziale in die Betrachtung mit einbezogen werden soll. Außerdem sind die meisten<br />

Individuen nur zu Einschränkungen bereit, wenn sie an der Formulierung und Begründung<br />

von nachhaltigen Zielvorstellungen selbst mitgearbeitet haben. Ferner sind Menschen nur<br />

dann geneigt, ihre Verhaltensweisen zu ändern, wenn sie den Sinn und Zweck im Rahmen<br />

des sozialen Umfeldes erleben und nachempfinden können (Macnaghten & Jacobs, 1997;<br />

Renn, 2002).<br />

Diskursive Formen der Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung sind die „Entscheidungsfindung<br />

nach formalen Entscheidungsregeln", „Entscheidungsfindung durch Verlass auf im<br />

politischen Meinungsprozess gewachsene Minimalkonsense" sowie die „Entscheidungsfindung<br />

durch Diskurs zwischen beteiligten Gruppen" oder eine Mischform aus diesen.<br />

Bei der ersten Variante wird die Legitimation der Entscheidung alleinig als eine Frage des<br />

Verfahrens angesehen (Luhmann, 1983). Es muss daher lediglich ein gesellschaftlicher<br />

Konsens über die Struktur des Verfahrens hergestellt werden. An den Entscheidungen selbst<br />

sind nur diejenigen beteiligt, die im Rahmen des beschlossenen Verfahrens gesellschaftlich<br />

dazu ausdrücklich legitimiert sind. Im zweiten Verfahren besteht der Meinungsprozess in der<br />

Bildung von Minimalkonsensen (Lindbloom, 1965). So werden als legitim nur solche Entscheidungsalternativen<br />

angesehen, die den geringsten Widerstand in der Gesellschaft erwarten<br />

lassen. Die Dritte Variante setzt auf einen Diskurs zwischen beteiligten Gruppen (Habermas,<br />

1989; Habermas, 1991) Die Legitimation von kollektiv verbindlichen Entscheidungen<br />

beruht dabei auf den zwei Bedingungen der Zustimmung aller Beteiligten und der eingehenden<br />

Begründung der im Diskurs gemachten Aussagen (Habermas, 1991). Um den Schwächen<br />

hinsichtlich der Legitimation der jeweiligen Formen diskursiver Verfahren zu begegnen,<br />

erscheint eine Mischung aus all dieser Grundtypen am aussichtsreichsten. Dies ermöglicht,<br />

dass Kriterien bezüglich des Verfahrens der Entscheidungsfindung, wie Existenz eines weitgehenden<br />

Grundkonsenses in der Bevölkerung, Transparenz und Nachvollziehbarkeit, Fairness,<br />

Kompetenz und Effizienz gegenüber Nichtbeteiligten erfüllt werden. Darüber hinaus ist<br />

das Produkt des Entscheidungsprozesses als in seinen Konsequenzen überschaubar, nachvollziehbar<br />

und begründbar anzusehen und es können sich die pluralen Wertvorstellungen<br />

der Betroffenen im Sinne eines fairen Konsenses oder Kompromisses wiederspiegeln (Renn,<br />

2002).<br />

Hinsichtlich der gesellschaftlichen Umsetzbarkeit des Nachhaltigkeits-Leitbildes wird in der<br />

jüngeren sozialwissenschaftlich orientierten Nachhaltigkeitsdiskussion darauf hingewiesen,<br />

dass Aussagen nur möglich sind, wenn ökonomische, ökologische und soziale Zielkonflikte<br />

analysiert und gesellschaftliche Strategien zur Entschärfung derartiger Zielkonflikte aufgezeigt<br />

werden können (Brand, 1997; Huber, 1995 und 2001; Jörissen et al., 2001; Knaus &<br />

Renn, 1998; Kraemer, 1997 und 1998; Münch, 1996; Renn, 1996) (in Kraemer & Metzner,<br />

2002).<br />

23


Teil I Nachhaltigkeit – Konzepte und Instrumente: 1. Nachhaltigkeitskonzepte<br />

Paradigma: Nachhaltige Entwicklung als Leitbild vs. gesellschaftliche<br />

Regulationsaufgabe<br />

Nachdem Möglichkeiten der methodischen Herangehensweisen zur Ableitung von Inhalten<br />

diskutiert wurden, wendet sich die Analyse als nächstes dem Zweck zu, dem Nachhaltigkeit<br />

dienen soll.<br />

Nachhaltige Entwicklung wird zum einen als normatives Leitbild (Korff, 1995; Knaus & Renn,<br />

1998) aufgefasst. An diesem orientieren sich eine zunehmende Zahl an Politik- und Technikbereichen<br />

(UBA, 2002; Coenen, 2001).<br />

Aus einem institutionentheoretischen Blickwinkel kann Nachhaltigkeit zum anderen als gesellschaftliche<br />

Regulationssaufgabe, die ein Steuerungsproblem zu lösen hat, begriffen<br />

werden. Bei diesem Verständnis bedeutet Nachhaltigkeit verschiedene gesellschaftliche<br />

Handlungen aufeinander zu beziehen, um Interdependenzen wahrzunehmen und langfristige<br />

Folgewirkungen in heutigen Handlungsprozessen zu berücksichtigen (in: Voß et al., 2002).<br />

Paradigma: Monodimensional vs. multi-dimensionale Zieldimensionen in Bezug auf<br />

eine nachhaltige Entwicklung<br />

Konkretisiert werden Leitbilder durch die Formulierung von Zielen. Als weiteres konstitutives<br />

Element von Nachhaltigkeitskonzepten neben der inter- und intragenerationellen Gerechtigkeit<br />

wird die Strukturierung der Ziele je nach Disziplin durch Fokussierung auf eine oder<br />

mehrere Nachhaltigkeitsdimensionen (Ein-Säulen- und Mehr-Säulen-Modelle) und deren<br />

Gewichtung untereinander vorgenommen.<br />

Einige Arbeiten heben die Dimension Umwelt (Brown, Flavin & Postel, 1991; von Weizsäcker,<br />

1995; Birnbacher & Schicha, 1996; Renn, 1996; Jänicke, 1999; Haber, 2001) oder<br />

vereinzelt auch die Kultur (Kruse-Graumann, 1996) als alleinige Säule hervor, auf die der<br />

Blick bei der Erfassung des Grades nachhaltiger Entwicklung ausschließlich gerichtet sein<br />

sollte. Im Ein-Säulen-Modell, in dem die Umwelt ausschließlicher Betrachtungsgegenstand<br />

im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung ist, steht die Frage eines gerechten Umgangs<br />

des Menschen mit seiner natürlichen Umwelt im Mittelpunkt. Ökonomische und soziale Fragen<br />

sind in diesem Ansatz nur als Ursachen und Folgen von Umweltproblemen relevant. Es<br />

wird ihnen jedoch keine eigenständige Bedeutung als Zielkategorien eingeräumt (Brandi et<br />

al., 2001). Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Sicherstellung der natürlichen Grundlagen<br />

(auch für kommende Generationen), die für eine dauerhafte Sicherung der Möglichkeit<br />

eines Lebensstils, den heutige Menschen schätzen, anstreben und erreichen, notwendig<br />

sind (Renn, 1996). Diese Sicherstellung der natürlichen Lebensgrundlagen kann aus biologischer<br />

Sicht nur durch eine Struktur und Funktion der Biosphäre erfolgen, die sich in langer<br />

Evolution durch „self-sustainability" ausgezeichnet hat. Eine Änderung brachte das Auftreten<br />

des Kulturwesens Mensch, dessen kulturelle Evolution von Anfang an diesem Nachhaltigkeitsverständnis<br />

zuwider lief und daher dem Fortbestand des „self-sustainability" - Prozesses<br />

angepasst werden muss (Haber, 2001).<br />

Für die Vertreter der Fokussierung von Nachhaltigkeit auf kulturelle Aspekte besteht kein<br />

Zweifel, dass im Mittelpunkt dieses Prozesses die sozialverträgliche Veränderung von<br />

Mensch-Umwelt-Beziehungen und damit der Mensch selbst stehen muss. Es gilt, den Menschen<br />

als Kulturwesen zu berücksichtigen, auch wenn es immer noch Stimmen gibt, die das<br />

Ziel einer nachhaltigen, umweltgerechten Entwicklung als eine Aufgabe aus dem Blickwinkel<br />

24


1.2 Paradigmen und die verschiedenen Konzepte von Nachhaltigkeit<br />

der Ökologie und damit eine Aufgabe für Naturwissenschaftler und ökologisch orientierte<br />

Ökonomen sehen (Kruse-Graumann, 1996).<br />

Weitere Konzepte berücksichtigen zwei Dimensionen (Meadows et al., 1993, Umwelt, Soziales;<br />

Pearce et al., 1990; Solow, 1992, Ökonomie, Umwelt). Die Vorstellungen von Meadows<br />

räumen der Umwelt zwar eine Vorrangstellung ein, jedoch wird der Nachhaltigkeitsraum erst<br />

durch eine unerlässliche Verbindung mit der sozialen Sphäre vollständig aufgespannt. Denn<br />

es wird derjenige Zustand eines Systems für wünschenswert gehalten, der es ermöglicht,<br />

dass das System über unbeschränkte Zeit ohne grundsätzliche oder unsteuerbare Veränderungen<br />

im Rahmen der gegebenen Umwelt existenzfähig bleibt und vor allem nicht in den<br />

Zustand der Grenzüberziehung gerät.<br />

Pearce und Solow richten dagegen ihr Augenmerk auf die ökologische Dimension als Ressourcenspender<br />

und dessen Management zur Verwertung in der ökonomischen Sphäre.<br />

Danach ist nachhaltige Entwicklung ein Prinzip, das auf die Anordnung hinauslaufen muss,<br />

die Produktionskapazität für eine unbestimmte Zukunft zu schützen. Dies kann nur durch<br />

Instandhalten bzw. Vergrößern des Kapitalvorrates (als Summe von natürlichem und künstlichem<br />

Kapital) geschehen. Das bedeutet, dass zum einen die Nutzung von nicht-erneuerbaren<br />

Ressourcen nur zu erlauben ist, wenn diese von der Gesellschaft durch etwas anderes<br />

ersetzt werden und zum anderen erneuerbare Ressourcen nicht über ihre Regenerationsrate<br />

verbraucht werden (Solow, 1992).<br />

Die von den meisten Autoren genannten Dimensionen sind allerdings Ökonomie, Soziales<br />

und Umwelt. Einige Vertreter sprechen sich beim Einschluss von diesen drei Nachhaltigkeitsbereichen<br />

für eine Gleichgewichtung aus (Enquete-Kommission, 1994 und 1998; Der<br />

Lissabonner Aktionsplan, 1996; Petschow et al., 1998; Zukunftskommission der Friedrich-<br />

Ebert-Stiftung, 1999). Ökonomie, Ökologie und sozialer Ausgleich müssen zugleich als Einheit<br />

betrachtet werden. Denn den Enquete-Kommissionen von 1994 und 1998 zufolge geht<br />

es nicht darum, die drei Dimensionen gegeneinander auszuspielen, sondern sie müssten<br />

künftig gleichermaßen ins Kalkül gezogen, indem sie miteinander verknüpft werden (Enquete-Kommission,<br />

1994 und 1998).<br />

Begründet wird dieser Einschluss von drei Dimensionen und ihre gleichwertige Behandlung<br />

damit, dass beim begrenzten Fokus auf Naturkapital oft wirtschaftliche Errungenschaften<br />

(menschengemachtes Kapital) als auch soziale Institutionen (wie demokratische Willensbildung,<br />

Schaffung und Ausbau des Wissens etc.) (immaterielle Güter) außerhalb des Blickfeldes<br />

bleiben (Renn, 2002).<br />

Für die Betonung der gleichen Gewichtung aller drei Dimensionen werden politisch pragmatische<br />

und systemtheoretische Argumente angeführt. Aus politisch-pragmatischer Sicht wäre<br />

eine ökologisch dominierte Nachhaltigkeitspolitik im gesellschaftlichen Abwägungsprozess<br />

immer dann unterlegen, wenn sich andere Probleme als dringlicher erweisen. Systemtheoretisch<br />

fundierte Argumentationen führen an, dass die zivilisatorische Entwicklung nicht nur<br />

durch ökologische, sondern auch durch ökonomische und soziale bedroht werden kann.<br />

Denn es können ebenso soziale und ökonomische Belastungsfähigkeitsgrenzen ausgemacht<br />

werden, deren Überschreitung zur Einschränkung der Leistungsfähigkeit bis hin zum Zusammenbruch<br />

des entsprechenden Systems führen kann (Enquete-Kommission, 1998;<br />

Jörissen et al., 2001).<br />

Als Beispiele für solch eine Gleichgewichtung, die einen weitgehenden Einklang der drei<br />

Nachhaltigkeitsdimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales vorsieht, können die Studien<br />

25


Teil I Nachhaltigkeit – Konzepte und Instrumente: 1. Nachhaltigkeitskonzepte<br />

des UBA Langfristszenarien für eine nachhaltige Entwicklung (2002) und der Enquete-<br />

Kommission Nachhaltige Energieversorgung (2002) im Energiebereich angeführt werden.<br />

Auch im Wassersektor fordert beispielsweise die UBA-Studie Nachhaltige Wasserversorgung<br />

(2001) die ökonomische, ökologische und soziale Dimension nachhaltiger Wasserversorgung<br />

gleichberechtigt nebeneinander zu stellen.<br />

Andere Experten ziehen zwar ebenfalls alle drei Dimensionen zu ihrer Betrachtung heran,<br />

priorisieren jedoch eine der drei Dimensionen. Bei den einen wird die Dimension Umwelt in<br />

den Vordergrund gerückt (SRU, 1994 und 2002; BUND & Misereor, 1996; WBGU, 1996;<br />

Mohr, 1996; Umweltbundesamt (UBA), 1997; Renn et al., 1999; Simonis & Brühl, 1999), bei<br />

anderen stehen soziale Aspekte nachhaltiger Entwicklung im Mittelpunkt (Hans-Böckler-<br />

Stiftung, 2000).<br />

Beispielsweise geht der SRU 2 von Nachhaltigkeit als einem Leitkonzept für die Umweltpolitik<br />

aus, das die dauerhafte Erfüllung menschlicher Grundbedürfnisse (gegenwärtiger und zukünftiger<br />

Generationen) innerhalb der Tragekapazität der natürlichen Umwelt vorsieht (SRU,<br />

1994 und 2002). Die Tragekapazität wird dabei definiert als „die Eigenschaft eines Wirtschaftsraums,<br />

eine bestimme Bevölkerung nachhaltig zu tragen". Als „nachhaltig" gilt, wenn<br />

diese Entwicklung mit den ökologischen, sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen<br />

verträglich ist, also auf Dauer angelegt ist (Mohr, 1996). Die Umwelt gibt nach diesem Verständnis<br />

die Grenze vor, die eine dauerhaft umweltgerechte Entwicklung der Zivilisation nicht<br />

überschreiten darf. Damit setzt die Ökologie nach dieser Nachhaltigkeitsvorstellung einen<br />

Rahmen (SRU, 1994). Nur innerhalb dieser Grenzen sind soziale und ökonomische Aktivitäten<br />

möglich, jedoch ist die Erwähnung der gegenseitigen Abhängigkeiten innerhalb der drei<br />

Dimensionen für die vollständige Nachhaltigkeitsdefinition unerlässlich (UBA, 1997; SRU,<br />

2002). Andere Konzepte fordern, dass die natürliche Umwelt und der damit verbundene<br />

Kapitalstock an natürlichen Ressourcen so weit erhalten werden muss, dass die Lebensqualität<br />

zukünftiger Generationen gewährleistet bleibt (Renn, 1999), Die Betonung des „sozialen<br />

Leitbildes der Nachhaltigkeit" innerhalb der drei Dimensionen bringt zum Ausdruck, dass das<br />

Nachhaltigkeitsparadigma, intragenerativer und intergenerativer Gerechtigkeit, nur erfüllbar<br />

ist, wenn die Realisierung von Zielen im sozialen Bereich, wie „das Recht auf ein menschenwürdiges<br />

Leben für alle", „ein anderer, ressourcenärmerer Wohlstand in den Industrieländern<br />

als Basis für Umverteilungspotentiale" sowie „Beteiligung aller gesellschaftlichen<br />

Akteursgruppen" am Prozess zur nachhaltigen Entwicklung primär angestrebt werden (Hans-<br />

Böckler-Stiftung, 2000).<br />

In manchen Studien erfährt das Drei-Säulen-Modell eine Erweiterung um eine vierte. Angefügt<br />

werden die Dimension Institutionen (CSD, 1996; Jörissen et al., 1999; Spangenberg,<br />

2002) oder auch der Bildung (Döring & Ott, 2002).<br />

Das Drei-Säulen-Konzept wird deshalb um den Bereich Institutionen erweitert, weil neben<br />

der Verfügbarkeit geeigneter Organisationen zur Durchsetzung und Absicherung der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

die notwendigen institutionellen Mechanismen und Orientierungen von<br />

größter Bedeutung sind (Spangenberg, 2002).<br />

Neben ökonomischen, sozialen und ökologischen Zielen gerät zunehmend die Beeinflussung<br />

von Einstellungen und Lebensstilen neben der Vermittlung von Wissen zu den Nachhaltig-<br />

2 Rat von Sachverständigen für Umweltfragen<br />

26


1.2 Paradigmen und die verschiedenen Konzepte von Nachhaltigkeit<br />

keitszielsetzungen. Ausrichtung von Bildung und Erziehung erfolgt nach den Wertvorstellungen<br />

und Handlungsprinzipien gemäß der Nachhaltigkeitsparadigmen. Im Zentrum steht die<br />

zielgerichtete Stärkung des Umweltbewusstseins und -engagements sowie die Beeinflussung<br />

von Lebensstilen und Konsummustern (Döring & Ott, 2002).<br />

Einige wenige Ansätze berücksichtigen darüber hinaus gar eine ganze Reihe weiterer Dimensionen,<br />

wie physische, materielle, psychologische und ethische (Bossel, 1998).<br />

Begründet wird dieses umfassende Konzept von Nachhaltigkeit damit, dass selbst wenn alle<br />

ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Ziele als erfüllt anzusehen sind, jedoch<br />

eine kleine Minderheit existiert, die im Luxus teils auf Kosten einer unterprivilegierten<br />

Minderheit lebt, dieser Zustand gesellschaftlich und vor allem ethisch auf Dauer nicht als<br />

nachhaltig zu begreifen wäre. Außerdem wäre eine gerechte, materiell nachhaltige Gesellschaft,<br />

die ihre Umgebung mit dem maximal möglichen nachhaltigen Tempo ausbeutet, aus<br />

psychologischer, kultureller und ethischer Sicht ebenfalls als nicht nachhaltig anzusehen<br />

(Bossel, 1998).<br />

Paradigma: Naturverständnis (Naturbewertung und Verfügung über die Natur)<br />

Das Nachhaltigkeitspostulat unterscheidet sich nicht nur hinsichtlich der Wahl der Zieldimensionen,<br />

sondern auch hinsichtlich des Verständnisses der Natur bzw. bezüglich der Beziehung<br />

zwischen Mensch und Natur.<br />

In der Ökonomie wird das Naturverständnis durch die neoklassische Umwelt- und Ressourcenökonomik<br />

und durch die ökologische Ökonomie vornehmlich geprägt.<br />

Die Neoklassische Ökonomie zeichnet sich in ihrer Grundstruktur dadurch aus, dass Handeln<br />

von Menschen ausschließlich als ökonomisches und nur auf Märkten zwecks Konsum<br />

und Produktion von Gütern erfolgend begriffen wird. Der Mensch wird dabei als Wirtschaftssubjekt<br />

aufgefasst, der nur Allokations- und Distributionsentscheidungen über Produktionsfaktoren<br />

bzw. Güter als Objekte trifft (Jacobs, 1997). Der Natur werden in dieser Richtung der<br />

Ökonomie ausschließlich ökonomische Funktionen zugewiesen. Sie dient als Ressourcenspenderin,<br />

Aufnahmemedium für Schadstoffe sowie als Lieferant öffentlicher Güter. Damit<br />

wird die Natur nur als Objekt betrachtet, das zur Disposition des Menschen steht. Sie erhält<br />

erst durch die Erfüllung von für die ökonomische Disposition notwendigen Funktionen einen<br />

Wert.<br />

Die anthropozentrische Perspektive der Neoklassik im Verhältnis von Mensch zur Natur wird<br />

noch verstärkt, als davon ausgegangen wird, dass der Mensch seine Entscheidungen nur im<br />

Hinblick auf die Auswirkungen auf ihn selbst trifft. So werden natürliche Phänomene ausschließlich<br />

in ihren Wirkungen auf das menschliche Wohlbefinden beurteilt.<br />

Kennzeichnend für dieses Verhältnis von Mensch und Natur ist beim neoklassischen Ansatz<br />

daher auch, dass von einer grundsätzlichen Substituierbarkeit von knappen Gütern durch<br />

andere ausgegangen wird, ohne dass es in Bezug auf individuelle Präferenzen zu einer<br />

Nutzeneinbuße kommen muss (Pearce & Turner, 1990). Die neoklassische Schule weist<br />

somit der Natur eine untergeordnete Rolle zu. Sie geht von der Vorstellung aus, dass die<br />

Abhängigkeit von der Natur durch technische Hilfsmittel reduziert oder langfristig gar ganz<br />

gelöst werden kann.<br />

Als Beispiel einer Studie, die die anthropozentrische Perspektive einnimmt, kann die des<br />

Umweltbundesamtes aus dem Jahre 2002 genannt werden, in denen Langfristszenarien für<br />

27


Teil I Nachhaltigkeit – Konzepte und Instrumente: 1. Nachhaltigkeitskonzepte<br />

eine nachhaltige Energienutzung erarbeitet wurden. Bei ihr steht im Vordergrund die Befriedigung<br />

der menschlichen Bedürfnisse; die Natur ist nach dem Verständnis der Autoren nicht<br />

um ihrer selbst willen, sondern im Hinblick auf ihre vielfältige Bedeutung für den Menschen<br />

zu schützen (UBA, 2002) Eine anthropozentrische Perspektive liegt auch dem HGF-Projekt<br />

„Perspektiven für die Nutzung regenerativer Energien" aus dem Jahr 2001 zugrunde, dessen<br />

Ziele einer nachhaltigen Entwicklung sich ausschließlich auf den Menschen in Bezug zur<br />

Natur beziehen (Nitsch & Rösch, 2001).<br />

Dagegen besteht die Leitvorstellung bei den ökologischen Ökonomen, dass nicht notwendigerweise<br />

eine Verknüpfung von Natur und den menschlichen Präferenzen besteht. Die Vertreter<br />

dieser wissenschaftlichen Richtung nehmen eine stärker ökozentrische Perspektive<br />

ein. In einigen Arbeiten wird ein „eigenes Daseins- und Entfaltungsrecht der Natur" (Manstetten<br />

& Faber, 1999) zugesprochen. Das bedeutet, dass die Hauptprozesse der Biosphäre als<br />

voneinander abhängige Kreisläufe und ausschließlich von thermodynamischen und biophysikalischen<br />

Gesetzmäßigkeiten abhängig modelliert werden (Gawel, 1996). Zudem wird die<br />

Vorstellung von einzelnen Teilen der Natur als Subjekte hervor gehoben, denn es wird der<br />

Beobachtung Bedeutung beigemessen, dass einzelne Kreaturen der natürlichen Welt in der<br />

Lage sind, wie der Mensch, eine Bewertung und Entscheidung bezüglich einzelner Prozesse<br />

vorzunehmen, wenn auch in reduzierterem Maße (Booth, 1994).<br />

Für die Anhängerschaft der ökologischen Ökonomik ist die ökonomische Sphäre abhängig<br />

von der ökologischen, da sie eine dauerhafte ökonomische Entwicklung als gekoppelt an die<br />

Tragekapazität der ökologischen Systeme und daher als deren Limitierung ansieht, womit<br />

physische und energetische Stoffwechselprozesse mit der Natur zum Gegenstand der ökonomischen<br />

Analyse werden (Gawel, 1996). Auch wird kategorisch bestritten, dass natürliche<br />

Güter durch künstliche vollständig ersetzt werden können. Hierbei wird auf die Lebenserhaltungsfunktionen<br />

der Natur hingewiesen (Daly, 1999). Somit soll sich die Ausrichtung des<br />

wirtschaftlichen Handelns nicht nur an den Bedürfnissen des Menschen, sondern an der<br />

Erhaltung der Natur orientieren.<br />

Die Natur steht auch im Zentrum der Betrachtung in der Ökologie. Daher sind verschiedene<br />

Naturverständnisse ein besonderer Gegenstand der Ökologie. Die Naturverständnisse in der<br />

Ökologie lassen sich in ganzheitliche oder individualistische einteilen. Bei der ganzheitlichen<br />

Sichtweise von Natur wird davon ausgegangen, dass die Natur als Ganzes mehr ist als die<br />

Summe seiner Teile. Die individualistische Perspektive basiert dagegen auf der Annahme,<br />

dass autonome Individuen vorliegen, die lediglich die gleichen Standortansprüche haben und<br />

deshalb gemeinsam an einem Ort vorkommen. Der individualistische Ansatz impliziert ein<br />

Bild der unzerstörbaren Natur, die sich in ständiger Veränderung befindet. Diese Vorstellung<br />

korrespondiert mit dem Gedankengut des Liberalismus, demnach ist alles gut, was sich<br />

durchsetzt (Gloy, 1996).<br />

Eine andere Einteilung in der Ökologie zielt auf eine Unterscheidung zwischen organizistisch-holistischem<br />

und systemisch-funktionalistischem Naturverständnis ab. Der Holismus<br />

versucht mit der Synthese zwischen organismischem und mechanistischem Naturverständnis<br />

das Lebensprinzip biologisch zu erklären. Dabei werden die physischen Funktionsweisen<br />

von Organismen den biologischen untergeordnet (Gloy, 1996).<br />

Im funktionalistischen Naturverständnis werden Ökosysteme ebenfalls als Ganzheiten betrachtet,<br />

jedoch nicht als Organismen, sondern als Systeme. Hier werden die physikalischen<br />

Kriterien als den biologischen übergeordnet angesehen. Lebewesen spielen bei diesem<br />

28


1.2 Paradigmen und die verschiedenen Konzepte von Nachhaltigkeit<br />

Verständnis kaum noch eine Rolle, Ökosysteme werden versucht über Stoff- und Energieströme<br />

zu modellieren. Der Gleichgewichtszustand, der den optimalen Zustand eines Systems<br />

kennzeichnen soll, wird hierbei nun nicht mehr durch aneinander angepasste Organismen,<br />

sondern durch ausgewogene positive und negative Rückkopplungsprozesse charakterisiert.<br />

In der Nachhaltigkeitsdiskussion fand das ganzheitliche Naturverständnis vornehmlich<br />

in der systemischen Sichtweise Eingang. Es wird davon ausgegangen, dass auf der Basis<br />

dieses Verständnisses zu zentralen Funktionsweisen von Ökosystemen Belastungsgrenzen<br />

definiert werden können. Darauf begründet sich der Vorrang der Dimension Ökologie gegenüber<br />

den beiden anderen Dimensionen in der Nachhaltigkeitsdebatte (Rink & Wächter,<br />

2002).<br />

In der Soziologie werden naturalistische Ansätze und wissenssoziologisch orientierte Analysen<br />

„der gesellschaftlichen Konstruktion der Natur" unterschieden. In neuerer Zeit werden<br />

zudem solche Ansätze diskutiert, die sich um ein Verständnis der Interaktion von Natur und<br />

Gesellschaft bemühen.<br />

In den naturalistischen bzw. realistischen Perspektiven wird die ökologische Bedrohung<br />

menschlicher Gesellschaften zum Ausgangspunkt der Interaktion zwischen Mensch bzw.<br />

Gesellschaft und Natur. Dieser Teildisziplin lag das systemische Naturverständnis der Ökologie<br />

zugrunde, das zu Maßstäben herangezogen wurde und daher zur Kritik an gesellschaftlichen<br />

Missständen im Hinblick auf eine gesellschaftlich und ökologisch unverträglichen Organisationsform<br />

der Gesellschaft führte. Zugleich ist Ausdruck dieses Naturverständnisses das<br />

Bild einer von menschlichen Eingriffen freien und gesunden Natur.<br />

Als Reaktion darauf wurden eine Reihe korrigierender wissenssoziologischer Ansätze entwickelt,<br />

die aus sozialkonstruktivistischer Perspektive die soziale Bedingtheit von Naturkonzepten<br />

thematisierten. Sozial-konstruktivistische Ansatze lassen sich nach den Prinzipien unterscheiden,<br />

wie sie die gesellschaftliche Konstruktion von Natur modellieren. Zu nennen sind<br />

eigensinnige, nicht kompatible Codes funktionsspezifischer Teilsysteme (Luhmann, 1986),<br />

die kulturelle Symbolisierung verschiedener „Ways of life" (Cultural Theory), gesellschaftliche<br />

Kontroversen um unterschiedliche Ordnungsmodelle (Soper, 1995) oder unterschiedliche<br />

alltagspraktische Naturbezüge (Macnaghten & Urry, 1998).<br />

In den 1990er Jahren entstanden auch eine Reihe von Arbeiten, die den Dualismus von<br />

Natur und Gesellschaft, der bislang auch noch bei den konstruktivistischen Ansätzen bestand,<br />

aufzulösen suchten (Beck, 1986). Diese Konzepte nehmen zwar realistische, kulturalistische<br />

und konstruktivistische Elemente in ihre Überlegungen mit auf, sie unterscheiden<br />

sich jedoch von diesen durch die Radikalität, mit der sie den Gegensatz von Natur und Gesellschaft<br />

aufzubrechen versuchen, sowie durch die jeweiligen Problemfokussierungen. In<br />

dieser Perspektive wird nicht mehr von der Natur als eine alles übergreifende universelle<br />

Kategorie ausgegangen, sondern stattdessen ist von Vielfalt existierender und möglicher<br />

Naturen, ihrer gleichermaßen gesellschaftlichen und natürlichen Entwicklungsgeschichte und<br />

zugleich von ihrer materiellen und symbolischen Existenz die Rede (Rink & Wächter, 2002).<br />

In den Sozialwissenschaften werden des Weiteren im Hinblick auf inter- und transdisziplinäre<br />

Erkenntnisse in der Nachhaltigkeitsforschung in neuerer Zeit insbesondere sozial-ökologische<br />

Beziehungen und deren Veränderung untersucht. Dabei werden zielorientierte Veränderungen<br />

der Beziehungsmuster zwischen Gesellschaft und Natur als sozial-ökologische<br />

Transformation bezeichnet (Rink & Wächter, 2002).<br />

29


Teil I Nachhaltigkeit – Konzepte und Instrumente: 1. Nachhaltigkeitskonzepte<br />

Einige Autoren gehen bei der Analyse solcher Transformationsprozesse von einem breit<br />

angelegten Verständnis von Sozial-Ökologie aus. Sie sehen in den vielschichtigen Wechselwirkungen<br />

zwischen individuellen/kollektiven Subjekten und der sie umgebenden Umwelt ein<br />

dynamisches Netz von Abhängigkeiten. Die umgebende Umwelt wird dabei mehr als ein<br />

Ensemble von Umweltmedien gefasst, es schließt darüber hinaus die vom Menschen gestaltete<br />

Umwelt (Städte, <strong>Versorgung</strong>ssysteme), die stets Einfluss auf die Medien besitzen, mit<br />

ein. Die Betrachtung der gegenseitigen Wechselwirkungen der verschiedenen Sphären, die<br />

einer enormen inneren Dynamik unterliegen, unterstützt ein Verständnis nachhaltiger Entwicklung,<br />

das die Resilienz lebender Systeme pointiert, also die Fähigkeit Strukturen und<br />

Verhaltensmuster bei inneren und äußeren Einflüssen aufrechterhalten zu können. Nachhaltige<br />

Entwicklung wird also gerade nicht als ein Pfad zur Erreichung eines stabilen und fixierten<br />

Gleichgewichtes von Interessen und Umweltansprüchen begriffen (Grossmann et al.,<br />

2002).<br />

Paradigma: Natur als Objekt vs. Subjekt<br />

Das Naturverständnis lässt sich in den einzelnen Disziplinen auch dadurch kennzeichnen,<br />

dass die Natur entweder passiv als Objekt betrachtet wird, über das der Mensch seine Disposition<br />

trifft oder zumindest partiell Subjektqualität besitzt und ebenso wie der Mensch in<br />

der Lage ist, Entscheidungen zu treffen. Die Frage, ob Natur als Subjekt oder Objekt zu<br />

betrachten ist, spielt bei der Verfassung von Nachhaltigkeitskonzepten dann eine Rolle, wenn<br />

es darum geht, ausschließlich menschliche Bedürfnisse zu befriedigen oder aber auch solche<br />

von Teilen der Natur zulasten des Menschen.<br />

Notwendige Bedingung für Entscheidungen über Ressourcen bzw. Güter ist die Zumessung<br />

eines Wertes für ein Gut, das auf Äußerungen von Präferenzen und Wertschätzungen beruht.<br />

Die Empfindung und Offenbarung von Präferenzen kann nach neoklassischer Vorstellung<br />

nur durch den Menschen als vernunftbegabtes Wesen erfolgen. Es wird folglich keine<br />

Möglichkeit gesehen, nicht-anthropogen bedingte Bewertungen durchzuführen. Die neoklassische<br />

Perspektive ist anthropozentrisch orientiert; in ihrer Vorstellung gilt der Mensch als<br />

alleinig entscheidungsbefähigtes Wesen. Der Mensch ist als Entscheidungsträger Subjekt<br />

und die Natur ohne Entscheidungsbefähigung Objekt (Weimann, 1990).<br />

In der ökologischen Ökonomie wird hingegen Teilen der Natur (einzelnen Spezies) der Charakter<br />

des Subjektes zu gestanden, die, wenn auch nur in begrenztem Umfang, eine Entscheidungsbefähigung<br />

besitzen.<br />

Paradigma: Verständnis des Wirtschaftsprozesses (Wirtschaftskreislauf vs.<br />

Durchflusswirtschaft)<br />

Nachhaltigkeitskonzepte unterscheiden sich in den einzelnen Disziplinen nicht nur hinsichtlich<br />

des Naturverständnisses bzw. der Stellung von Mensch und Natur, sondern auch durch<br />

die Art, welches Verständnis der Modellierung des gesamtwirtschaftlichen Beziehungsgefüges<br />

zugrundegelegt werden sollte, ob als Durchflusswirtschaft oder als Kreislaufwirtschaft.<br />

Die Vorstellungen auf Basis neoklassischer Ökonomie lässt offen, welches Modell der Ökonomie<br />

als Kreislauf oder Durchflusswirtschaft zu präferieren ist. Denn wirtschaftliche Aktivitäten<br />

werden auf den verschiedenen Märkten bestimmt durch Preise, die Knappheitsrelationen<br />

anzeigen. Die Wahl der Produktionstechnologie, also beispielsweise die Nutzung von erst-<br />

30


1.2 Paradigmen und die verschiedenen Konzepte von Nachhaltigkeit<br />

malig verwendeten oder rezyklierten Ressourcen ist grundsätzlich offen und wird nur durch<br />

Preissignale bestimmt.<br />

Die ökologischen Ökonomen heben dagegen bezüglich intragenerationeller Gerechtigkeitsfragen<br />

das „Scale-Problem" hervor. So sollten die Industrieländer drastisch ihren Konsum<br />

und folglich die Inanspruchnahme der Natur in Form von Ressourcen- und Energieverbrauch<br />

sowie Emissionen senken, um den Entwicklungsländern Raum für vermehrten Umweltverbrauch<br />

und höheren Wohlstand zu gewähren, wenn insgesamt das ökonomische System<br />

die ökologische Sphäre nur innerhalb ihrer ökologischen Grenzen beanspruchen soll.<br />

Die aktuelle Wirtschaftsweise der Industrieländer wird als Durchflusswirtschaft und nicht als<br />

Kreislauf aufgefasst und aufgrund des hohen Maßes der Umweltinanspruchnahme bei<br />

Durchfluss im Vergleich zur Kreislaufführung kritisch gesehen (Jacobs, 1997; Daly, 1999).<br />

Paradigma: quantitatives vs. qualitatives Wachstum<br />

Ein weiterer entscheidender Unterschied zwischen beiden Disziplinen der Ökonomie liegt in<br />

der Interpretation des Begriffs Entwicklung.<br />

Vertreter neoklassischer Grundannahmen sehen eine Notwendigkeit in wirtschaftlichem<br />

quantitativem Wachstum und erkennen Grenzen nur bedingt an oder machen diese nur<br />

vorübergehend fest (Heller, 1971; Ayres, 1996).<br />

Ökologische Ökonomen weisen dagegen vehement auf die natürlichen Grenzen des quantitativen<br />

Wachstums hin. Sie sehen Begrenzungen mit Blick auf den Erhalt lebenswichtiger<br />

Funktionen und der Tragekapazität auf der Basis von Ergebnissen ökosystemarer Forschung.<br />

Nachhaltige Entwicklung sehen sie eher in der Beschreibung als qualitatives Wachstum<br />

realisiert (Constanza, 1991; Daly, 1991 und 1996; Hampicke, 1999).<br />

In letztere Richtung zielt die Formulierung ökonomischer Zielsetzungen der Enquete-<br />

Kommission in der Studie „Nachhaltige Energieversorgung" aus dem Jahre 2002, die einen<br />

Übergang von Mengenwachstum zu qualitativem Wachstum fordert, das auch ökologisch<br />

und sozial verträglich ist. Der ökologische Einklang im Energiebereich soll erzielt werden<br />

durch Abkopplung des Wachstums vom Ressourcenverbrauch für Energieleistungen und der<br />

soziale durch Gewährleistung ausreichender Beschäftigungsmöglichkeiten, so dass jeder der<br />

eine Erwerbsarbeit ausüben möchte, dieses auch tatsächlich tun kann (Enquete-Kommission,<br />

2002).<br />

Paradigma: exogene vs. endogene Anstöße einer Entwicklung<br />

Aussagen der Evolutorischen Ökonomie berücksichtigen über die Frage der Qualität der<br />

Entwicklung hinaus die Entstehung und Ausbreitung von Neuerungen in der Wirtschaft. Die<br />

Evolutorische Ökonomik befasst sich also primär mit dem (selbstorganisierten) Wandel in<br />

ökonomischen Systemen und ist folglich an Übergangsprozessen interessiert. Dabei wird im<br />

Gegensatz zur herkömmlichen dynamischen Analyse der Wirtschaftswissenschaft der Erkenntnisschwerpunkt<br />

in der Evolutorischen Ökonomik auf die Entstehungsbedingungen als<br />

auch auf die Ausbreitung und Auswirkungen der durch das System selbst erzeugten (= endogenen)<br />

Anstöße gelegt. Es geht also nicht nur um die mehr oder weniger komplexe Anpassung<br />

ökonomischer Systeme an exogene Datenänderungen, sondern um das selbstorganisierende<br />

Erzeugen neuer Bedingungen und dessen Auswirkungen auf ergebnis- und<br />

31


Teil I Nachhaltigkeit – Konzepte und Instrumente: 1. Nachhaltigkeitskonzepte<br />

verlaufsoffene Prozesse innerhalb des untersuchten ökonomischen Systems (Herrmann-<br />

Pillath & Lehmann-Waffenschmidt, 2003).<br />

Zentral für die Erklärung von Ausbreitungen oder aber auch deren Verhinderung von Anstößen<br />

ist der Begriff der Routine. Nelson und Winter (1982) definieren im evolutorischökonomischen<br />

Kontext Routinen als Bündelung des vorhandenen operationalen Wissens.<br />

Dieses Wissen ist nur im spezifischen sozialen und technologisch-organisatorischen Kontext<br />

einer Institution (z. B. Unternehmen oder Branche) sinnvoll und anwendbar; Routinen machen<br />

es für die regelmäßige Anwendung zugänglich. Mit dem Begriff der Routine lässt sich<br />

auch das unternehmerische Innovationsverhalten analysieren. Routinen bilden die Grundlage<br />

für technologische Entwicklungskorridore oder Pfade, auf denen sich Unternehmen und<br />

Branchen bewegen, indem sie Technologien und Organisationsmuster anwenden und im<br />

Rahmen ihrer spezifischen Restriktionen verbessern. Lernprozesse in der jeweiligen Institution<br />

unterliegen nach Ansicht dieses Ansatzes den (wahrgenommenen) ökonomischen<br />

Chancen, die in Innovationen liegen, den Anreizen im Institutionenumfeld, den Fertigkeiten<br />

der Institutionen und den organisatorischen Arrangements und Mechanismen, die die Übernahme<br />

von Innovationen begünstigen (oder erschweren). Aus evolutorisch-organisationstheoretischer<br />

Sicht ist die Aufrechterhaltung der Funktionsbedingungen für Innovationswettbewerb<br />

notwendige Bedingung für den Fortschritt. In Bezug auf Nachhaltigkeit weist die<br />

evolutorische Theorie der Ökonomie jedoch darauf hin, dass politische Steuerungsimpulse<br />

ausreichend stark sein müssen, um einen Pfadwechsel zugunsten beispielsweise umweltfreundlicher<br />

Technologien einzuleiten, sofern zu erwarten ist, dass die bestehenden nichtnachhaltigen<br />

Technologiepfade auch in Zukunft fortgeführt werden. So ist in der evolutorischen<br />

Beurteilung immer ein Kompromiss zwischen freiheitserhaltender Regulierung und<br />

erforderlicher Impulsstärke zu suchen (Linscheidt, Bodo, 1999; Erdmann & Seifert, 2003).<br />

Gerade deshalb ist es sinnvoll, diese Erkenntnisse im Hinblick auf die Förderung von Innovationen<br />

innerhalb der Wirtschaftssphäre als Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung zu<br />

nutzen.<br />

In neuerer Zeit trugen auch erste sozialwissenschaftliche Beiträge zur Institutionenforschung<br />

zum Verständnis sozial-ökologischer Transformation mit Blick auf eine nachhaltige Entwicklung<br />

bei (Constanza et al., 1999; Minsch et al., 1998; von Prittwitz, 2000; Young et al., 1998).<br />

Diese Ansätze verfolgen das Ziel, die sozialen und institutionellen Rahmenbedingungen<br />

einer erfolgreichen Einbettung von Nachhaltigkeitsstrategien in vorhandene gesellschaftliche<br />

Strukturen zur Entschärfung ökonomischer, ökologischer und sozialer Zielkonflikte heraus zu<br />

arbeiten (Jänicke, 1993 und 1996; Jänicke & Weidner, 1997; Minsch et al., 1998). Damit werden<br />

Einflussmöglichkeiten auf die Veränderung gesellschaftlicher Organisationsformen und<br />

Regelsysteme im Hinblick auf ihren Beitrag zur Förderung von Handlungen, die auf nachhaltige<br />

Entwicklung abzielen, thematisiert (in Kraemer & Metzner, 2002). Die sozialwissenschaftliche<br />

Institutionenforschung beschäftigte sich allerdings nur damit, wie Institutionen mit<br />

anderen Strukturdimensionen in der Regulation gesellschaftlicher Naturverhältnisse (Jahn &<br />

Wehling, 1998) zusammenwirken. Sie blendet damit weitestgehend andere Dimensionen der<br />

Regulation aus, entweder durch Einschluss in den Institutionenbegriff oder durch Ignoranz<br />

ihrer Existenz (z. B. von Werten, Technik und Ökologie, wie sie in der ökonomischen Institutionenforschung<br />

vorkommen) (Edeling et al., 1999).<br />

32


1.2 Paradigmen und die verschiedenen Konzepte von Nachhaltigkeit<br />

Paradigma: Priorisierung von Allokationsproblemen vs. Gleichstellung von<br />

Allokations- und Distributionsproblemen<br />

Unterschiede in den Nachhaltigkeitskonzepten zwischen den einzelnen Disziplinen bestehen<br />

nicht nur hinsichtlich der ökonomischen Sphäre auf der gesamtwirtschaftlichen Ebene (Makroperspektive),<br />

sondern auch in der Betrachtung der Mikroperspektive, bei der ökonomisches<br />

Handeln von Individuen oder von Gruppen Untersuchungsgegenstand ist.<br />

Die Beantwortung der Frage unter der Maßgabe von Nachhaltigkeit, welche Zusammensetzungen<br />

der Güterbündel und deren Verteilung als intragenerationell gerecht anzusehen sind,<br />

ist davon abhängig, ob in den einzelnen Disziplinen Allokations-Fragen Priorität eingeräumt<br />

werden oder ob Allokations- und Distributionsprobleme gleichberechtigt sind.<br />

In der Neoklassik stehen in Bezug auf intragenerationeller Gerechtigkeit primär Allokationsfragen<br />

im Vordergrund, Verteilungsfragen werden nachrangig behandelt. Sie argumentieren:<br />

der Kuchen muss erst einmal gebacken sein, dann wird die Verteilung der Stücke schon kein<br />

Problem sein. Folglich besteht die Optimierung der Produktionsfaktorkombination im Vordergrund,<br />

um den Output zu maximieren. Die Verteilung der Güter auf die gesamte Menschheit<br />

stellt kein Problem dar, wenn möglichst eine hohe Zahl an Gütern produziert worden ist.<br />

In Bezug auf die Fragestellung intergenerationeller Gerechtigkeit werden nach neoklassischem<br />

Verständnis Wirkungen auf die Natur, z. B. in ihrer Funktion als Ressourcenquelle, für<br />

zukünftige Generationen durch Hilfskonstrukte wie Existenz-, Options- oder Vermächtniswerte<br />

in das Entscheidungskalkül der gegenwärtig Lebenden inkorporiert (Feess, 1998). Intertemporale<br />

Verteilungen von Gütern werden zudem in die jeweiligen individuellen Nutzenfunktionen<br />

der einzelnen Wirtschaftssubjekte zur Analyse des Problems intergenerativer Gleichheit<br />

bei unendlichen Zeithorizonten eingeschlossen (Toman, Pezzey & Krautkraemer, 1993).<br />

In der ökologischen Ökonomie werden dagegen inter- und intragenerationellen Verteilungsfragen<br />

einen herausragenden Stellenwert eingeräumt. Denn Vertreter der ökologischen<br />

Ökonomie fordern, dass Allokations- und Verteilungsfragen gleichzeitig zu lösen sind. Damit<br />

wird der Erkenntnis Rechnung getragen, dass die Anfangsverteilung von Rechten bezüglich<br />

des Besitzes von Ressourcen die Allokation zwischen verschiedenen Produktionsfaktoren<br />

zur Herstellung eines bestimmten Güterbündels führt. Infolgedessen wird die Güterausstattung<br />

der einzelnen Konsumenten beeinflusst.<br />

Als Beispiel für die Betonung der Gleichrangigkeit von Allokation und Distribution kann die<br />

Studie des Umweltbundesamtes, in denen Langfristszenarien für eine nachhaltige Energienutzung<br />

erarbeitet wurden, aus dem Jahre 2002 genannt werden. In dieser Studie werden<br />

Ziele in Bezug auf eine nachhaltige Entwicklung formuliert, die auf den Umgang mit Ressourcen<br />

abzielen und gleichzeitig die Verteilungsgerechtigkeit als zu lösende Aufgabe hervorheben<br />

(UBA, 2002). Weitere Studien, in denen das gleichzeitige Anstreben von Allokations-<br />

und Verteilungszielsetzungen betont wird, sind der Bericht der Enquete-Kommission<br />

Nachhaltige Energieversorgung 2002, das HGF-Projekt Perspektiven für die Nutzung regenerativer<br />

Energien (Nitsch & Rösch, 2001), der UBA-Bericht Nachhaltige Wasserversorgung<br />

(2001) sowie ECOPLAN Nachhaltigkeit, Kriterien für den Energiebereich (2001). Alle diese<br />

Arbeiten leiten die Betonung von Gerechtigkeitsfragen neben den klassischen Fragen der<br />

Ressourcennutzung aus dem Brundtlandbericht her, aufgrund dessen der Aspekt der interund<br />

intragenerationellen Gerechtigkeit zur Grundlage der Studienkonzepte wird.<br />

33


Teil I Nachhaltigkeit – Konzepte und Instrumente: 1. Nachhaltigkeitskonzepte<br />

Paradigma: Marktanalyse mit institutionellen Randbedingungen vs. Analyse ohne<br />

institutionelle Randbedingungen<br />

Allokations- und Distributionsergebnisse innerhalb der Nachhaltigkeitskonzepte werden auch<br />

dadurch beeinflusst, ob die einzelnen Disziplinen institutionelle Randbedingungen berücksichtigen<br />

oder nicht.<br />

Die Transaktionen in der Welt neoklassischer Prägung werden unabhängig von institutionellen<br />

Rahmenbedingungen analysiert. In neuerer Zeit trägt die Neue Institutionelle Ökonomie<br />

als weiterer ökonomiewissenschaftlicher Bereich zur Verbreiterung der Erkenntnisbasis über<br />

diesen Bereich der Nachhaltigkeit bei. Als Institution wird ein System von anerkannten Normen<br />

und Regeln einschließlich Vorkehrungen zu deren Durchsetzung verstanden. Diese<br />

Normen und Regeln kommen durch kodifizierte Gesetze, Sitten, Gebräuche und durch Vereinbarungen<br />

zum Ausdruck. Zweck einer Institution ist es, individuelles Verhalten in bestimmte<br />

Richtungen zu steuern und so Ordnung, Sicherheit und Berechenbarkeit zu etablieren.<br />

Die Neue Institutionelle Ökonomie erweitert im Hinblick nachhaltigkeitsrelevanter Paradigmen<br />

Allokationsüberlegungen bezüglich physisch-stofflich knapper Ressourcen um Handlungsrechtszuweisungen<br />

und Verfügungsbefugnisse (Property Rights) und daher den Tausch<br />

von Gütern um Rahmenbedingungen, die das Ergebnis der Allokation beeinflussen können<br />

(Brösse, 1999).<br />

So bietet die Institutionenökonomie die Erkenntnis, dass bei Vorlage einer Rechtsordnung,<br />

die eine bestimmte Zuweisung an Verfügungsrechten bedeutet, durch Transaktionskosten<br />

(Such-, Informations-, Verhandlungs-, Entscheidungs-, Erzwingungskosten usw.) allokativ<br />

und distributiv nicht-neutrale Wirkungen entstehen, die fundamental die Komposition der<br />

Güterbündel der einzelnen Wirtschaftssubjekte und damit letztlich nach Aggregation aller<br />

Wirtschaftssubjekte den gesamtwirtschaftlichen Entwicklungspfad in Richtung mehr oder<br />

weniger Nachhaltigkeit beeinflussen (Richter & Furubon, 1996).<br />

Paradigma: Individuelle vs. kollektive Entscheidungen<br />

Inhalte von Nachhaltigkeit werden auch dadurch determiniert, ob Entscheidungen ausschließlich<br />

durch Individuen getroffen werden können, oder ob mehrere Individuen als Kollektiv<br />

zu anderen Entscheidungsergebnissen gelangen.<br />

In der Neoklassik wird bei der Verhaltensannahme der wirtschaftlichen Akteure vom ,methodologischen<br />

Individualismus' ausgegangen. Wirtschaftliches Handeln wird als das Resultat<br />

individueller Kalküle angesehen. Folglich kann es keine Entscheidungen von Kollektiven<br />

geben, die sich nicht aus der Summe der individuellen Kalküle bilden ließen.<br />

Die Richtung der Ökologischen Ökonomie vertritt dagegen die Vorstellung von überindividuellen<br />

Wertquellen, die auch eine anthropozentrisch-kollektive Sichtweise zulässt, denn sie<br />

dient als Erklärungsansatz dafür, dass die Gesellschaft als Ganzes beispielsweise den Wert<br />

der Umweltqualität höher einschätzt als das die Summe der Individuen täte (Gawel, 1996,<br />

Klaasen & Opschoor, 1991).<br />

Paradigma: rationales vs. intuitives Verhalten<br />

Inhalte von Nachhaltigkeit werden nicht nur dadurch bestimmt, ob Einzelentscheidungen<br />

oder gruppenkollektive Entscheidung für möglich gehalten werden, sondern sie werden auch<br />

durch den Entscheidungsvorgang innerhalb des Individuums determiniert, also ob Dispositi-<br />

34


2.1 Überblick<br />

onen auf der Basis des Verstandes durch rationale Abwägung oder eher intuitiv aus dem<br />

Gefühl heraus erfolgen.<br />

Als Prämisse für die Abbildung individuellen Verhaltens in der neoklassisch orientierten<br />

Ökonomie gilt, dass sich Menschen rational verhalten, d. h. dass das menschliche Verhalten<br />

durch die Suche nach einer nutzenmaximalen Güterkombination bei gegebenen Mitteln<br />

beschrieben werden kann.<br />

Die ökologischen Ökonomen lassen in ihren Argumentationen auch Altruismus als menschliches<br />

Verhalten zu. Begründet wird dies zum Teil mit Emotionen, die rationale Komponenten<br />

des Entscheidungsprozesses dominieren. Damit weichen sie vom Menschenbild als rationales<br />

Wesen ab und räumen der anthropologischen Auffassung des Menschen als emotionales<br />

Wesens, das seine Intuition in den menschlichen Entscheidungsprozess einfließen lässt,<br />

eine Stellung ein.<br />

2. Instrumente zur Nachhaltigkeitsbewertung<br />

2.1 Überblick<br />

Im folgenden Kapitel erfolgt ein Überblick über wesentliche Verfahren und Methoden zur<br />

Bewertung einer nachhaltigen Entwicklung.<br />

Für eine Bewertung der Nachhaltigkeit muss zunächst festgelegt werden, wie die Nachhaltigkeit<br />

„gemessen" werden soll, d. h. es müssen Kriterien formuliert werden, an Hand derer<br />

beurteilt werden kann, ob die Nachhaltigkeit höher oder geringer, erfüllt oder nicht erfüllt ist.<br />

Wie bereits beschrieben, gibt es verschiedene Konzepte von Nachhaltigkeit, die zu unterschiedlichen<br />

Kriterien führen. Bereits die Auswahl von Kriterien stellt daher eine subjektive<br />

Entscheidung dar, bei der eine Beteiligung von gesellschaftlichen Akteuren sinnvoll ist.<br />

Häufig wird auch der Begriff „Indikatoren" verwendet, meist gleichbedeutend mit den genannten<br />

Kriterien. Der Begriff „Indikator" hat in verschiedenen Fachrichtungen unterschiedliche<br />

Bedeutung. Für die Verwendung in Nachhaltigkeitsuntersuchungen definiert das Umweltgutachten<br />

des SRU (1998) Indikatoren als „Kenngrößen, die zur Abbildung eines bestimmten,<br />

nicht direkt messbaren und oftmals komplexen Sachverhalts (Indikandum) festgelegt werden".<br />

Die Multidimensionalität der Nachhaltigkeit erfordert die gleichzeitige Anwendung vieler<br />

Indikatoren. Solche Indikatoren-Sätze sind bereits in vielen Nachhaltigkeitsprojekten definiert<br />

und verwendet worden (z. B. OECD (2001; 2003; 2004), Grunwald et al. (2001)). Ein Kriterium<br />

oder Indikator kann aber auch aus Einzelbeiträgen aggregiert sein, die man ebenfalls<br />

„Indikatoren" nennt. In diesem Sinne ist beispielsweise die Menge der 50 2-Emissionen ein<br />

Indikator für das Kriterium „Luftqualität", wie im „Umweltbarometer" 3 . Hier zeigt sich bereits<br />

eine hierarchische Struktur von Indikatoren (Kriterien), die im Abschnitt „akteursabhängige<br />

Verfahren" eine wichtige Rolle spielt. Indikatoren sind demnach keine eigenständige Methode<br />

zur Nachhaltigkeitsbewertung, sondern als Kriterien ein wichtiger Teil jeder Methode.<br />

Sind die Kriterien festgelegt, ist im nächsten Schritt zu ermitteln, in wie weit sie erfüllt sind.<br />

Die Aussage „ist erfüllt" beinhaltet den Vergleich eines Ist-Werts mit einem Soll-Wert. Während<br />

die Festlegung von Soll-Werten meist wieder subjektive Entscheidungen erfordert, ist<br />

3 http://www.umweltbundesamt.de/dux/lu-inf.htm (2005-11-29)<br />

35


Teil I Nachhaltigkeit – Konzepte und Instrumente: 2. Instrumente zur Nachhaltigkeitsbewertung<br />

die Bestimmung der Ist-Werte im Prinzip eine Ermittlung von Fakten. So können für einige<br />

der Kriterien bei ausreichender Verfügbarkeit quantitativer Daten die Ist-Werte (Ausprägungen)<br />

quantitativ bestimmt werden, z. B. die Menge des bei der Stromerzeugung emittierten<br />

CO 2 . Dabei sind keine Werturteile und damit kein Einbezug gesellschaftlicher Akteure erforderlich<br />

4 . Häufig reichen aber die Daten für eine quantitative Bestimmung nicht aus, z. B. weil<br />

die benötigten Szenario-Details nur unsicher oder nur qualitativ bekannt sind. In solchen<br />

Fällen sind oft Expertenschätzungen erforderlich, um bei unsicherer oder fehlender Datenlage<br />

die Ausprägungen von Kriterien abzuschätzen. Solche Expertenschätzungen sollten keine<br />

Werturteile enthalten, sind aber dennoch oft Gegenstand kontroverser Diskussionen, daher<br />

ist es empfehlenswert, die Einschätzungen mehrerer Experten einzuholen.<br />

Schließlich ist aus den Erfüllungsgraden der Kriterien zu bestimmen, in wie weit die Nachhaltigkeit<br />

erfüllt ist. Dies erfordert wiederum eine subjektive Bewertung der relativen Wichtigkeit<br />

der Kriterien unter einander. Hier ist wiederum eine Beteiligung von Akteuren sinnvoll.<br />

Da nicht jedes Verfahren alle diese Schritte umfasst, müssen u. U. mehrere Verfahren kombiniert<br />

werden, um die Aufgabe „Bewertung der Nachhaltigkeit" zu lösen.<br />

Je nachdem, ob bei den Bewertungen Akteure beteiligt werden oder nicht, sind „akteursunabhängige"<br />

und „akteursabhängige" Verfahren zu unterscheiden. Akteursunabhängige Verfahren<br />

enthalten meist keine bewertenden Schritte, andererseits benötigen einige akteursabhängige<br />

Verfahren als Entscheidungsgrundlage Daten, die von akteursunabhängigen Verfahren<br />

bereitgestellt werden können; daher stellen diese beiden Gruppen von Verfahren eine<br />

gegenseitige Ergänzung dar. Eine strikte Unterscheidung ist jedoch nicht möglich, da es<br />

Verfahren gibt, die Elemente aus beiden Gruppen enthalten.<br />

In folgenden werden zunächst die „akteursunabhängigen" Bewertungsverfahren anhand von<br />

Kriterien diskutiert. Diese ergeben sich im Wesentlichen aus den Anforderungen, die an die<br />

Nachhaltigkeitsbewertung von Zukunftsoptionen zu stellen sind:<br />

• Untersuchungszielsetzung: Bewertung von Zukunftsoptionen,<br />

• Untersuchungsraum: Deutschland,<br />

• Komplexitätsgrad: multi-kriteriell, multi-dimensional, multi-sektoral,<br />

• Unsicherheit (bzgl. der Validität der Daten), die mit der Bewertung von Zukunftssituationen<br />

in Zusammenhang steht,<br />

• geringe Datenverfügbarkeit vor allem quantitativer Daten,<br />

• die Fähigkeit, ein eindeutiges Kriterium für die Gesamtbeurteilung zu liefern,<br />

• Transparenz der Bewertung (wird klar zwischen Fakten und Werturteilen unterschieden?)<br />

• die Möglichkeit, auch qualitative Größen (Kriterien) in die Bewertung einzubeziehen.<br />

Im zweiten Abschnitt werden „akteursbezogene" Bewertungsverfahren ausführlich beschrieben.<br />

4 Wenn man allerdings bereits die Wahl eines wissenschaftlichen Modells als „Werturteil" ansieht,<br />

sind auch hier „Werturteile" erforderlich.<br />

36


2.2 Akteursunabhängige Verfahren<br />

2.2 Akteursunabhängige Verfahren<br />

Bei akteursunabhängigen Verfahren sind keine gesellschaftlichen Akteure in das Verfahren<br />

eingebunden. Bei den Verfahren werden physische (z. B. bei der Ökobilanz und der Stoffstromanalyse)<br />

und ökonomische Bilanzierungen angewendet. Die ökonomische Bilanzierung<br />

hat den Nachteil, Stoffe ohne wirtschaftlichen Wert nicht zu erfassen; z. B. haben Abfälle und<br />

Abgase keine Wert, sie tauchen nur dann in den Bilanzen auf, wenn dafür Kosten entstehen<br />

(z. B. Entsorgungskosten oder Abgaben). In einer physischen Bilanzierung können sowohl<br />

ökologisch als auch ökonomisch bedeutende Stoff- und Energieflüsse berücksichtigt werden.<br />

Andererseits haben ökonomische Daten den Vorzug, häufig besser verfügbar zu sein.<br />

2.2.1 Kurze Einführung in die Verfahren<br />

Ökobilanz<br />

Die Ökobilanz ist in den DIN / EN ISO 14040, 14041 und 14042 definiert. Sie bilanziert die<br />

bei der Herstellung, Verwendung und Beseitigung eines Produkts oder einer Dienstleistung<br />

anfallenden energetischen und stofflichen Inputs und Outputs (Sachbilanz) und deren Wirkungen<br />

auf die Umwelt (Wirkungsbilanz). Wird nur die Sachbilanz durchgeführt, nennt die<br />

Norm dies eine „Sach-Ökobilanz-Studie". Die Norm verwendet den Begriff „Ökobilanz" als<br />

Übersetzung des englischen Begriffs „Life Cycle Assessment (LCA)" sowie den Begriff „Wirkungsabschätzung"<br />

für das englische „Life Cycle Impact Assessment".<br />

Charakteristisch für die Ökobilanz ist, dass in den obligatorischen Teilen nur naturwissenschaftliche<br />

und technische Zusammenhänge betrachtet und keine Wertungen vorgenommen<br />

werden, sie sind also streng akteursunabhängig. Die Ergebnisse „sind dem Entscheidungsträger<br />

vorzulegen", die Ökobilanz selbst liefert also nicht die Gesamtbewertung. In der Methode<br />

selbst ist nicht festgelegt, welche Wirkungskategorien bilanziert werden sollen und<br />

welche Sachbilanzen zu erfassen sind. Diese sind anhand der Zielsetzung der jeweiligen<br />

Studie festzulegen.<br />

Eine Anwendung des Verfahrens auf Zukunftsoptionen ist möglich, wenn darin die in der<br />

Ökobilanz benötigten Inputs, Outputs und Randbedingungen spezifiziert sind. Bei der Bilanzierung<br />

werden dann aber für alle Schritte des Produktlebenszyklus die gleichen Randbedingungen<br />

zugrunde gelegt, zeitliche Änderungen der Randbedingungen (z. B. Verbesserungen<br />

der Effizienz) im Verlauf des Produktlebenszyklus werden nicht berücksichtigt.<br />

Das Verfahren ist multikriteriell, die Kriterien beschränken sich aber auf die ökologische<br />

Dimension. Es kann auch multi-sektoral angewendet werden, indem entweder der Untersuchungsgegenstand<br />

sektorübergreifend definiert wird oder für jeden Sektor eine separate<br />

Ökobilanz aufgestellt wird.<br />

Die Anforderung an die Datenverfügbarkeit und -validität sind hoch und werden vom Detaillierungsgrad<br />

und Konsistenzgrad der vorliegenden Zukunftsszenarien nicht gedeckt, dennoch<br />

lassen sich einzelne Aspekte mit geringerer aber noch hinreichender Genauigkeit bilanzieren,<br />

bei denen wenige, hinreichend spezifizierte Daten die Bilanz dominieren, wie z. B.<br />

bei den CO 2-Emissionen der Stromerzeugung.<br />

Ein Kriterium für die Gesamtbeurteilung liefert die Ökobilanz nicht, wohl aber Ergebnisse, die<br />

als Basis für eine Gesamtbeurteilung dienen können.<br />

37


Teil I Nachhaltigkeit — Konzepte und Instrumente: 2. Instrumente zur Nachhaltigkeitsbewertung<br />

Die folgende Tabelle fasst zusammen, inwieweit die Methode die Anforderungen erfüllt.<br />

Anforderungen an die Methode<br />

Bewertung von Zukunftsoptionen<br />

Untersuchungsraum Deutschland<br />

multi-kriteriell<br />

multi-dimensional<br />

multi-sektoral<br />

kann mit Unsicherheit u. geringer Validität der Daten umgehen<br />

kann mit geringer Datenverfügbarkeit umgehen<br />

eindeutiges Kriterium für die Gesamtbeurteilung<br />

Transparenz der Bewertung<br />

Einbezug qualitativer Größen (Kriterien)<br />

erfüllt von „Ökobilanz"?<br />

ja (mit Einschränkungen)<br />

ja<br />

ja<br />

nein, nur Umwelt<br />

ja<br />

nein<br />

nein<br />

nein<br />

ja<br />

nein<br />

Es existieren Methoden, die auf den Ergebnissen der Ökobilanz aufsetzen und eine gewichtete<br />

Aggregation in einen einzigen Indikator vornehmen, z. B. Eco-Indicator 99 5; dieser berücksichtigt<br />

die drei Dimensionen Verbrauch von mineralischen und fossilen Ressourcen,<br />

Schäden an Ökosystemen und Schäden an menschlicher Gesundheit, jedoch ohne die<br />

Wirkungskategorien Klimawandel, Eutrophierung, Versauerung und Ozonabbau. Allerdings<br />

sind beim Eco-Indicator 99 die Gewichte in der Methode festgelegt, eine Bewertung durch<br />

Akteure ist allenfalls für die abschließende Gewichtung der drei genannten Dimensionen<br />

vorgesehen. Daher fehlt dieser Methode die im vorliegenden Projekt erforderliche Transparenz<br />

der Bewertung.<br />

Produktlinienanalyse<br />

Eine Methode zur integrierten Analyse von ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten<br />

wurde 1987 vom Öko-Institut unter dem Namen „Produktlinienanalyse" in Grundzügen<br />

entwickelt (Öko-lnstitut, Projektgruppe Ökologische Wirtschaft, 1987). Die Methode wird<br />

beim Öko-Institut jetzt nicht mehr weiter entwickelt und wird durch die „PROSA"-Methode<br />

abgelöst. In der Produktlinienanalyse können auch Akteure beteiligt werden, sie ist daher<br />

nicht im strengen Sinne „akteursunabhängig".<br />

Im Unterschied zur Ökobilanz ist die Produktlinienanalyse nicht normiert, der Begriff wird für<br />

unterschiedliche Verfahren angewendet. Beispielsweise sind für Klöpffer (1991) »„Produktlinienanalyse"<br />

und „Ökobilanz" [...] Synonyma«. Nach dem ursprünglichen Ansatz verwendet<br />

die Produktlinienanalyse zur Erstellung der ökologischen Sach- und Wirkungsbilanz die<br />

Ökobilanz, geht aber über die Ökobilanz hinaus, indem erstens vor der Auswahl des zu<br />

analysierenden Produkts die Bedürfnislage hinterfragt wird, und zweitens nicht nur ökologische,<br />

sondern zusätzlich wirtschaftliche und gesellschaftliche Wirkungen untersucht werden.<br />

In der Produktlinienanalyse (PLA) ist außerdem eine Bewertung vorgesehen, es ist aber<br />

nicht festgelegt, wie diese durchgeführt werden soll: »Ein wichtiges Merkmal des ursprünglichen<br />

Konzepts der PLA war der Umgang mit der Bewertungsfrage. Dabei wurde zunächst<br />

davon ausgegangen, dass bereits die a priori getroffene Entscheidung, gleichgewichtig die<br />

5 http://www.pre.nl/eco-indicator99/default.htm (2005-12-02)<br />

38


2.2 Akteursunabhängige Verfahren<br />

Auswirkungen auf Natur, Gesellschaft und Wirtschaft zu betrachten, eine normative Wertsetzung<br />

darstellt. Eine weitere Anleitung zur Bewertung enthält die Produktlinienanalyse selbst<br />

nicht. Vielmehr wurde eine Bewertungsoffenheit postuliert, um damit den Bearbeiter und<br />

Benutzer einer PLA zu zwingen, sich über seine eigenen Bewertungskriterien und auch<br />

diejenigen seiner Opponenten klar zu werden, sie offen zu legen und sie damit auch für<br />

andere einsehbar zu machen.« (Weinbrenner, 1995).<br />

Bei detaillierter Durchführung stellt die Produktlinienanalyse die gleichen Anforderungen an<br />

Umfang und Qualität ökologisch relevanter Daten wie die Ökobilanz, zusätzlich werden noch<br />

Daten für den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Sektor benötigt. Wie zu erwarten, ist<br />

eine Quantifizierung der gesellschaftlichen Aspekte schwierig. So wurden in der „Produktlinienanalyse<br />

Waschen und Waschmittel" als Analyse-Tools eingesetzt: »Ökobilanzen, Lebenszykluskostenrechnung,<br />

statische 6 Erhebungen (Zeitverbrauch der Haushalte), qualitative<br />

Beschreibung sozialer Aspekte ("Fact Finding Report"); Risk Assessment von niederen<br />

Waschtemperaturen« (Öko-lnstitut, 2004).<br />

Die Produktlinienanalyse ist multikriteriell und im Unterschied zur Ökobilanz auch multidimensional.<br />

Eine multi-sektorale Bewertung ist im Konzept der Methode nicht vorgesehen,<br />

die sinngemäße Anwendung der Methode auf mehrere Sektoren ist aber prinzipiell möglich.<br />

Durch die Integration der Bewertung ist eine Gesamtbeurteilung möglich, dabei können auch<br />

akteursabhängige Verfahren eingesetzt werden.<br />

Die Produktlinienanalyse ist nicht so strikt definiert wie die Ökobilanz. Sie beschreibt eher<br />

eine Vorgehensweise als eine eindeutige Methode. Je nach ihrer konkreten Ausgestaltung<br />

können unterschiedliche Merkmale besonderes Gewicht bekommen: Wird der Schwerpunkt<br />

auf eine detaillierte Ökobilanz gelegt, dann treten die Merkmale einer Ökobilanz hervor (hoher<br />

Bedarf an validen Daten); wird der Schwerpunkt auf den Bewertungsprozess gelegt,<br />

dann können auch unsichere und qualitative Größen einbezogen werden.<br />

Eine Übertragung der Vorgehensweise auf die Bewertung von Zukunftsoptionen ist möglich,<br />

man verlässt dabei aber die ursprüngliche Intention der Produktlinienanalyse, insbesondere<br />

die Anknüpfung an die Bedürfnisfrage. Außerdem muss man dann auf detaillierte Ökobilanzen<br />

verzichten und die Ausprägung der Bewertungskriterien auf andere Weise ermitteln.<br />

Die folgende Tabelle fasst zusammen, inwieweit die Methode die Anforderungen erfüllt.<br />

6 (sic) Sollte vermutlich „statistische" lauten.<br />

39


Teil I Nachhaltigkeit – Konzepte und Instrumente: 2. Instrumente zur Nachhaltigkeitsbewertung<br />

Anforderungen an die Methode<br />

Bewertung von Zukunftsoptionen<br />

Untersuchungsraum Deutschland<br />

multi-kriteriell<br />

multi-dimensional<br />

multi-sektoral<br />

kann mit Unsicherheit u. geringer Validität der Daten umgehen<br />

kann mit geringer Datenverfügbarkeit umgehen<br />

eindeutiges Kriterium für die Gesamtbeurteilung<br />

Transparenz der Bewertung<br />

Einbezug qualitativer Größen (Kriterien)<br />

erfüllt von<br />

„Produktlinienanalyse"?<br />

im ursprünglichen Ansatz nicht, die<br />

Übertragung der Vorgehensweise<br />

ist aber möglich<br />

ja<br />

ja<br />

ja<br />

im ursprünglichen Ansatz nicht,<br />

aber prinzipiell möglich<br />

bei geeigneter Gestaltung des<br />

Bewertungsprozesses<br />

ja<br />

ja<br />

ja<br />

Wie bereits beschrieben, wird beim Öko-lnstitut die Produktlinienanalyse als Methode nicht<br />

mehr weiter entwickelt und durch die „PROSA"-Methode' ersetzt. PROSA ist die Abkürzung<br />

für „Product Sustainability Assessment". Sie ist eine Weiterentwicklung der Produktlinienanalyse<br />

und enthält als Bausteine Methoden zur Szenarien-Findung, zur Bilanzierung (z. B.<br />

Ökobilanz, Lebenszyklus-Kosten, Socio-Analyse) und zur Bewertung. Die Methode befindet<br />

sich noch (Jan. 2006) in Entwicklung, insbesondere die Bausteine „Socio-Analyse" und<br />

„Bewertungs-Modell Nachhaltigkeit".<br />

Stoffstromanalyse<br />

Die Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt" benutzt in ihrem Zwischenbericht<br />

1993 (Bundestags-Drucksache 12/5812) den Begriff „Stoffstromanalyse" nicht<br />

für eine Methode, sondern für die Aufgabenstellung einer »systematischen Bestandsaufnahme<br />

des Wegs eines chemischen Elements (z. B. Chlor, Cadmium), einer Verbindung<br />

(z. B. Benzol) oder eines Materials (z. B. Holz, Kies, PVC) im Naturkreislauf und/oder durch<br />

den Wirtschaftskreislauf«. Daher heißt es dort weiter: »Methodisch stehen für eine derartige<br />

Stoffstromanalyse vielfältige Verfahren zur Verfügung. Sie reichen von den Stücklisten, Inventarlisten<br />

über die „Stoffbuchhaltung", „Stofftabellen" hin zu anderen Erfassungsformen wie<br />

Stoff- und Materialbilanzen, Ablaufdiagramme, Stoffflussschemata, Stoffstromdiagramme<br />

usw.«<br />

Weinbrenner (1995) nennt die Stoffstromanalyse ein »makroökonomisches Informationssystem«<br />

im Gegensatz zu den »mikroökonomischen Informationssystemen der Produkt-Ökobilanz<br />

und der Produktlinienanalyse«.<br />

Während die Ökobilanz sich auf ein Produkt oder eine Dienstleistung konzentriert und alle<br />

damit verbundenen relevanten Stoff- und Energieströme betrachtet, konzentriert sich die<br />

Stoffstromanalyse auf einen Stoff und betrachtet alle Verwendungen und Transporte dieses<br />

Stoffs.<br />

40<br />

http://www.prosa.org (2005-11-29)


2.2 Akteursunabhängige Verfahren<br />

Mit dieser Fokussierung ist die Stoffstromanalyse nicht multikriteriell und damit nicht für die<br />

hier vorliegende Aufgabenstellung geeignet, sie kann aber als Hilfsmethode z. B. in einer<br />

Ökobilanz herangezogen werden.<br />

Die folgende Tabelle fasst zusammen, inwieweit die Methode die Anforderungen erfüllt.<br />

Anforderungen an die Methode<br />

Bewertung von Zukunftsoptionen<br />

Untersuchungsraum Deutschland<br />

multi-kriteriell<br />

multi-dimensional<br />

multi-sektoral<br />

kann mit Unsicherheit u. geringer Validität der Daten umgehen<br />

kann mit geringer Datenverfügbarkeit umgehen<br />

eindeutiges Kriterium für die Gesamtbeurteilung<br />

Transparenz der Bewertung<br />

Einbezug qualitativer Größen (Kriterien)<br />

erfüllt von „Stoffstromanalyse"?<br />

nein<br />

ja<br />

nein<br />

nein<br />

ja<br />

nein<br />

nein<br />

außerhalb der Fragestellung<br />

ja<br />

nein<br />

Umweltökonomische Gesamtrechnung<br />

Die Umweltökonomische Gesamtrechnung ist eine Erweiterung der Volkswirtschaftlichen<br />

Gesamtrechnung um Umweltbelastungen, Umweltzustand und Umweltmaßnahmen. Beide<br />

werden in Deutschland vom Statistischen Bundesamt durchgeführt.<br />

Die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) für Deutschland beschreiben das wirtschaftliche<br />

Geschehen in Produktion, Verteilung und Verwendung in makroökonomischen<br />

Größen. Diese Größen sind einerseits nach verschiedenen Branchen und privaten Haushalten,<br />

andererseits nach Warenkategorien aufgeschlüsselt. Angegeben werden Bestände und<br />

Ströme von Waren und Dienstleistungen in monetären Einheiten.<br />

Die Umweltökonomische Gesamtrechnung (UGR) erweitert die VGR um Umweltbelastungen<br />

durch Materialflüsse, wie z. B. die pro Jahr entnommenen Rohstoffe, die pro Jahr emittierten<br />

Schadstoffe usw. sowie um Umweltzustandsgrößen. Beim Umweltzustand handelt es sich im<br />

Gegensatz zu den Belastungen um die Beschreibung eines Bestandes. Beispielsweise soll<br />

dargestellt werden, wie viel Bodenfläche von welchem wirtschaftlichen Akteur zu einem<br />

bestimmten Zeitpunkt für Siedlungs- und Verkehrszwecke beansprucht wird.<br />

Sowohl bei den Umweltbelastungen als auch beim Umweltzustand besteht ein wesentlicher<br />

Unterschied zu den VGR-Konten darin, dass die Ströme bzw. Bestände nicht mehr in Geldeinheiten<br />

dargestellt werden, sondern in den „ursprünglichen" physischen Einheiten (Umweltnutzung<br />

und Wirtschaft, 2005).<br />

Die UGR haben eine ausschließlich beschreibende, also keine wertende Funktion. Vom<br />

Ansatz basieren sie auf Statistik, sind also retrospektiv und können keine Aussagen über<br />

Zukunftsszenarien machen. Jedoch können die in den VGR und UGR erstellten Input-<br />

Output-Tabellen in Analysen verwendet werden, siehe nächsten Abschnitt.<br />

Die folgende Tabelle fasst zusammen, inwieweit die Methode die Anforderungen erfüllt.<br />

41


Teil I Nachhaltigkeit – Konzepte und Instrumente: 2. Instrumente zur Nachhaltigkeitsbewertung<br />

Anforderungen an die Methode<br />

Bewertung von Zukunftsoptionen<br />

Untersuchungsraum Deutschland<br />

multi-kriteriell<br />

multi-dimensional<br />

multi-sektoral<br />

kann mit Unsicherheit u. geringer Validität der Daten umgehen<br />

kann mit geringer Datenverfügbarkeit umgehen<br />

eindeutiges Kriterium für die Gesamtbeurteilung<br />

Transparenz der Bewertung<br />

Einbezug qualitativer Größen (Kriterien)<br />

erfüllt von „Umweltökonomische<br />

Gesamtrechnung"?<br />

nein<br />

ja<br />

ja<br />

nur Ökonomie und Ökologie<br />

ja<br />

Die Methode stellt Daten zur Verfügung,<br />

aber nicht für die Zukunft<br />

nein<br />

ja<br />

nein<br />

Input-Output -Analyse<br />

Die Input-Output-Analyse ist ein Verfahren der empirischen Wirtschaftsforschung, das für<br />

volkswirtschaftliche Analysen eingesetzt wird. Kern der Input-Output-Analyse ist die Input-<br />

Output-Tabelle. In ihren Zeilen findet man die Information, wofür die Produktion (der Output)<br />

eines jeden Sektors verwendet wird. In den Spalten kann man ablesen, welche Vorprodukte<br />

und Produktionsfaktoren (Inputs) man für die Produktion benötigt. Der Tabellenwert a, ,k steht<br />

für die Lieferungen des Sektors i an den Sektor k. Alle Werte beziehen sich auf Geldeinheiten.<br />

Solche Tabellen werden z. B. in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung des Statistischen<br />

Bundesamts erstellt. Bei der Umweltökonomischen Gesamtrechnung kommen weitere Input-<br />

Output-Tabellen hinzu, in denen Stoff- und Energieströme verknüpft werden; diese werden<br />

nicht in Geldeinheiten, sondern in physischen Einheiten angegeben.<br />

Das Prinzip der Input-Output-Tabellen wird auch in Ökobilanzen angewendet, z. B. von<br />

Frischknecht et al. (1996). Dort sind die Tabellenwerte in physischen Einheiten angegeben<br />

(z. B. Material-Inputs in kg pro Stromerzeugung in kWh).<br />

Klann und Schulz (2003) verwenden die Input-Output-Analyse zur Erstellung nationaler<br />

Ökobilanzen. Weil die Methodik von Prozesskettenanalysen für Ökobilanzen sehr detaillierte<br />

Eingangsdaten erfordert, ist sie wenig geeignet, einen Überblick über größere Bereiche oder<br />

gar die gesamte Volkswirtschaft zu geben. Andererseits liefert die Input-Output-Analyse<br />

Daten nur in relativ groben Kategorien (nach Branchen und großflächig), so dass sie keine<br />

Aussage über bestimmte Anlagen oder Technologien machen kann. Aufgrund der verschiedenen<br />

Charakteristika ist es naheliegend, Input-Output-Analysen komplementär zu Prozesskettenanalysen<br />

einzusetzen: Man kann damit Werte für in Prozesskettenanalysen nicht<br />

beachtete Vorleistungen – insbesondere Dienstleistungen – abschätzen, wie z. B. in Marheineke<br />

(2002). Dabei muss man sich aber bewusst sein, dass eine solche Abschätzung auf<br />

derzeitigen Daten basiert und zukünftige Entwicklungen, beispielsweise Änderungen von<br />

Rohstoffbedarf, Arbeits- und Transportaufwand durch geänderte Produktionsverfahren, darin<br />

nicht berücksichtigt sind.<br />

Eine Analyse auf der Basis der Input-Output-Tabellen der Umweltökonomischen Gesamtrechnung<br />

ist multi-sektoral und multi-kriteriell, berücksichtigt aber im Wesentlichen nur die<br />

42


2.2 Akteursunabhängige Verfahren<br />

beiden Dimensionen Wirtschaft und Umwelt. Aussagen für den Untersuchungsraum<br />

Deutschland sind möglich, aber die Umweltdaten beschränken sich auf quantitativ bedeutsame<br />

Größen. Die Analyse von zukünftigen Entwicklungen und Zukunftsszenarien ist nicht<br />

möglich, da die Daten aus den Input-Output-Tabellen nur für das Erfassungsjahr gelten.<br />

Die folgende Tabelle fasst zusammen, inwieweit die Methode die Anforderungen erfüllt.<br />

Anforderungen an die Methode<br />

Bewertung von Zukunftsoptionen<br />

Untersuchungsraum Deutschland<br />

multi-kriteriell<br />

multi-dimensional<br />

multi-sektoral<br />

kann mit Unsicherheit u. geringer Validität der Daten umgehen<br />

kann mit geringer Datenverfügbarkeit umgehen<br />

eindeutiges Kriterium für die Gesamtbeurteilung<br />

Transparenz der Bewertung<br />

Einbezug qualitativer Größen (Kriterien)<br />

erfüllt von<br />

„Input-Output-Analyse"?<br />

nein<br />

ja<br />

ja<br />

nur Ökonomie und Ökologie<br />

ja<br />

Die Methode stellt Daten zur Verfügung,<br />

aber nicht für die Zukunft<br />

nein<br />

ja<br />

nein<br />

Umweltökonomische Simulationsmodelle<br />

Während die Volkswirtschaftliche und Umweltökonomische Gesamtrechnung die statistisch<br />

erfassten Vorgänge, also die Vergangenheit beschreiben, machen umweltökonomische<br />

Simulationsmodelle Prognosen des zukünftigen Verlaufs dieser Vorgänge. Im ökonomischen<br />

Modell werden bestimmte Zusammenhänge als gegeben vorausgesetzt und die Reaktion<br />

des Systems z. B. auf geänderte Steuern, Zinssätze oder Energiepreise berechnet. Der<br />

Umweltteil des Modells errechnet daraus die Umweltbelastungen, z. B. Emissionen, auf der<br />

Basis der Daten der Umweltökonomischen Gesamtrechnungen. Ein Beispiel für ein umweltökonomisches<br />

Simulationsmodell ist PANTA RHEI 8 . Mit diesem Modell werden Simulationen<br />

u. a. zur ökologischen Steuerreform, zu Emissionssteuern, verschiedenen Energiesteuern<br />

und dem Ausstieg aus der Kernenergie gerechnet.<br />

Das Simulationsmodell PANTA RHEI berechnet, welche Zukunftsentwicklung zu erwarten ist,<br />

wenn bestimmte (vor allem ökonomische) Randbedingungen gesetzt werden. Die Zukunftsentwicklungen<br />

der meisten Modellparameter können nicht extern vorgegeben werden, sondern<br />

werden modellintern berechnet. So wird z. B. der technologische Fortschritt als durch<br />

den Kostendruck und einen Zeitfaktor bedingte Effizienzsteigerung berechnet (Distelkamp et<br />

al. 2003). Auch in einer zukünftigen Weiterentwicklung des Modells, in der eine Wahl zwischen<br />

alternativen Technologien ermöglicht werden soll, soll diese Wahl modellintern auf der<br />

Basis des ökonomischen Vorteils getroffen werden (ebd.). In dieser Weise werden zwar<br />

gewisse zukünftige Entwicklungen berücksichtigt, jedoch beschränkt auf die im Modell vorgesehenen<br />

Zusammenhänge, die übrigen Daten werden auf der Basis der Input-Output-<br />

Tabellen fortgeschrieben. Davon abweichende Zukunftsentwicklungen können nicht modelliert<br />

werden. Durch die modellinterne Bereitstellung aller Daten stellt die Methode keine<br />

8 http://www.gws-os.de/Research/Modelle/panta%2Orhei/panta.htm (2005-11-30)<br />

43


Teil I Nachhaltigkeit – Konzepte und Instrumente: 2. Instrumente zur Nachhaltigkeitsbewertung<br />

hohen Anforderungen an die verfügbaren Daten, andererseits bedeutet dies aber, dass auch<br />

nur diese Daten verwendet werden können und keine anderen, die beispielsweise ein vorgegebenes<br />

Szenario beschreiben.<br />

Die folgende Tabelle fasst zusammen, inwieweit die Methode die Anforderungen erfüllt.<br />

Anforderungen an die Methode<br />

Bewertung von Zukunftsoptionen<br />

Untersuchungsraum Deutschland<br />

multi-kriteriell<br />

multi-dimensional<br />

multi-sektoral<br />

kann mit Unsicherheit u. geringer Validität der Daten umgehen<br />

kann mit geringer Datenverfügbarkeit umgehen<br />

eindeutiges Kriterium für die Gesamtbeurteilung<br />

Transparenz der Bewertung<br />

Einbezug qualitativer Größen (Kriterien)<br />

erfüllt von „Umweltökonomische<br />

Simulationsmodelle"?<br />

nur bestimmte Entwicklungen können<br />

modelliert werden, aber keine<br />

beliebig vorgegebenen Szenarien<br />

ja<br />

ja<br />

nur Ökonomie und Ökologie<br />

ja<br />

Die Methode stellt Daten zur<br />

Verfügung, aber nur eingeschränkt<br />

für Zukunftsoptionen<br />

nein<br />

ja<br />

nein<br />

Kosten-Nutzen-Analyse<br />

Die Kosten-Nutzen-Analyse (KNA) wird hauptsächlich dazu benutzt, die Effizienz von Projekten<br />

zu beurteilen, die nicht primär der Erzielung monetärer Gewinne dienen, insbesondere<br />

staatlicher Projekte. Sie ist für Projekte der Öffentlichen Hand in Deutschland vorgeschrieben.<br />

Im Gegensatz zu einer rein betriebswirtschaftlichen Rechnung werden dabei auch<br />

Kosten und Nutzen einbezogen, die extern (außerhalb der wirtschaftlichen Betrachtungseinheit)<br />

anfallen. Bei einem Autobahnbau sind direkte (interne) Kosten die Kosten für die<br />

Grundstücke und Bauarbeiten, diese trägt die Öffentliche Hand. Externe Kosten sind beispielsweise<br />

für Anwohner eine Verlängerung der Fahrtwege, wo die Autobahntrasse bisherige<br />

Nebenstraßen unterbricht, sowie der Verkehrslärm. Der externe Nutzen besteht in einer<br />

Verkürzung der Fahrzeit für die Benutzer der Autobahn. Zur Durchführung der KNA müssen<br />

alle Kosten und Nutzen monetarisiert werden.<br />

Problematisch bei dieser Methode ist erstens die Abgrenzung des Betrachtungsumfangs.<br />

Was ist als Kosten zu betrachten: Nur die Verlängerung der Fahrtwege für die Anwohner,<br />

oder z. B. auch die zusätzliche Lärmbelastung, Luftverschmutzung, Beeinträchtigung des<br />

Landschaftsbilds oder Beeinträchtigung von Ökosystemen? Was ist als Nutzen zu betrachten:<br />

Die Verringerung von Fahrzeiten, oder auch neue Gewerbeansiedlungen im durch die<br />

Autobahn erschlossenen Gebiet? Soll die Verringerung der Fahrzeit nur von deutschen<br />

Fahrzeugen oder auch von ausländischen Fahrzeugen als Nutzen eingerechnet werden? Ist<br />

eine etwaige Erhöhung des gesamten Verkehrsaufkommens durch das attraktivere Autobahnnetz<br />

den Nutzen, den Kosten, oder gar nicht anzurechnen?<br />

Zweitens ist die Monetarisierung von externen Kosten und Nutzen unsicher: Der monetäre<br />

Schaden durch die Lärmbelastung kann z. B. als Kosten von Lärmschutzmaßnahmen oder<br />

44


2.2 Akteursunabhängige Verfahren<br />

als Wertverlust von Grundstücken bzw. Verringerung von Mieteinnahmen oder als Kosten für<br />

lärmbedingte Erkrankungen oder Kombination dieser Kosten berechnet werden.<br />

Drittens hat bei der Kosten-Nutzen-Bilanz die Diskontierung von in der Zukunft anfallenden<br />

Kosten und Nutzen einen großen Einfluss, umstritten ist aber die Höhe des anzusetzenden<br />

Zinssatzes.<br />

Die Methode kann Zukunftsoptionen bewerten. Die Anwendung auf den Untersuchungsraum<br />

Deutschland ist prinzipiell möglich. Die Methode wurde bisher aber nur auf einzelne Projekte<br />

angewendet, nicht auf komplette Szenarien; für umfassende Szenarien ist es kaum möglich,<br />

valide Schätzungen von Kosten und Nutzen anzugeben, da die geringe Datenverfügbarkeit<br />

bereits bei einem einzelnen Projekt Probleme bereitet. Prinzipiell ist die Methode multikriteriell,<br />

multidimensional und multi-sektoral angelegt, unklar ist aber, wer die einzubeziehenden<br />

Kriterien auszuwählen hat. Die Methode liefert ein eindeutiges Kriterium für die Gesamtbeurteilung.<br />

Datenunsicherheit und geringe Datenverfügbarkeit führen aber zu geringer Belastbarkeit<br />

der Ergebnisse.<br />

Die Transparenz ist gering, weil Werturteile nicht explizit ausgewiesen werden. Einige qualitative<br />

Kriterien werden berücksichtigt, indem dafür Geldwerte angesetzt werden. Für diese<br />

Monetarisierung gibt es unterschiedliche Ansätze, die zu erheblichen Unterschieden im<br />

Ergebnis führen können.<br />

Die folgende Tabelle fasst zusammen, inwieweit die Methode die Anforderungen erfüllt.<br />

Anforderungen an die Methode<br />

Bewertung von Zukunftsoptionen<br />

Untersuchungsraum Deutschland<br />

multi-kriteriell<br />

multi-dimensional<br />

multi-sektoral<br />

kann mit Unsicherheit u. geringer Validität der Daten umgehen<br />

kann mit geringer Datenverfügbarkeit umgehen<br />

eindeutiges Kriterium für die Gesamtbeurteilung<br />

Transparenz der Bewertung<br />

Einbezug qualitativer Größen (Kriterien)<br />

erfüllt von<br />

„Kosten-Nutzen-Analyse"?<br />

nur für einzelne Projekte<br />

ja<br />

ja<br />

ja<br />

ja<br />

nein<br />

nein<br />

ja<br />

nein<br />

nur mittels Monetarisierung<br />

Kennzahlen<br />

Eine Kennzahl ist eine Zahl, die das Verhältnis zwischen einem Istwert und einem Zielwert<br />

(oder Grenzwert) ausdrückt. Häufig werden dabei mehrere Beiträge aggregiert.<br />

Die Eigenschaften von Kennzahlen lassen sich an der Kennzahl „Deutscher Umweltindex"<br />

(kurz DUX)9 des Umweltbundesamtes veranschaulichen:<br />

»Der DUX setzt sich aus den unterschiedlichen Werten der 9 Einzelindikatoren des Umwelt-<br />

Barometers zusammen. Jeder Einzelwert kann maximal 1000 Punkte erreichen. Allen Indika-<br />

9 http://www.umweltbundesamt.de/dux/dux.htm (2005-11-29)<br />

45


Teil I Nachhaltigkeit – Konzepte und Instrumente: 2. Instrumente zur Nachhaltigkeitsbewertung<br />

toren liegen quantitative Ziele zu Grunde. Die Anzahl der Punkte ist ein Maß für die Erreichung<br />

dieses Ziels gegenüber dem Bezugsjahr. Die Indikatoren des Umwelt-Barometers sind<br />

Klima, Luftqualität, Boden (Flächenverbrauch), Wasser, Energieproduktivität, Rohstoffproduktivität,<br />

Mobilität, Landwirtschaft (N-Überschuss) und Artenvielfalt.«<br />

Der Indikator „Luftqualität" beispielsweise ist wiederum ein aggregierter Wert. Er ist der Wert<br />

der »Emissionsminderung in Prozent von Schwefeldioxid (SO 2 ), Stickstoffoxid (NOx), Ammoniak<br />

(NH 3) und flüchtigen organischen Verbindungen (NMVOC) seit 1990 (Mittelwert).« Zielwert<br />

ist »Emissionsminderung [...] um 70% bis 2010 auf der Basis von 1990.«10<br />

Vorteile einer solchen Kennzahl sind: Sie bezieht sich auf Zielwerte und zeigt deren Erreichung<br />

an. Trends sind unmittelbar zu erkennen. Ein Nachteil ist die Beschränkung auf eine<br />

bestimmte Zielsetzung: »Für die Beschreibung der Umweltqualität in Deutschland als Ganzes<br />

kann der DUX nicht herangezogen werden; vielmehr stellt er eine Messlatte dar, die<br />

zeigt, inwieweit ausgewählte, in der Umweltpolitik formulierte Ziele erreicht worden sind.«11<br />

Die Setzung der Zielwerte erfordert Wertungen, die in der Methode nicht transparent gemacht<br />

werden.<br />

Die Daten zur Berechnung des DUX-Werts werden aus den Statistiken des Statistischen<br />

Bundesamts entnommen. Für Zukunftsoptionen sind keine Statistiken verfügbar, die Daten<br />

müssen dann auf andere Weise ermittelt werden. Hierzu könnten beispielsweise Ökobilanzen<br />

erstellt werden.<br />

Die folgende Tabelle fasst zusammen, inwieweit die Methode die Anforderungen erfüllt.<br />

Anforderungen an die Methode<br />

Bewertung von Zukunftsoptionen<br />

Untersuchungsraum Deutschland<br />

multi-kriteriell<br />

multi-dimensional<br />

multi-sektoral<br />

kann mit Unsicherheit u. geringer Validität der Daten umgehen<br />

kann mit geringer Datenverfügbarkeit umgehen<br />

eindeutiges Kriterium für die Gesamtbeurteilung<br />

Transparenz der Bewertung<br />

Einbezug qualitativer Größen (Kriterien)<br />

erfüllt von „Kennzahlen"?<br />

nein<br />

ja<br />

eingeschränkt<br />

nein<br />

ja<br />

nein<br />

nein<br />

ja<br />

nein<br />

nein<br />

2.2.2 Diskussion der Verfahren<br />

Charakteristisch für die „akteursunabhängigen" Verfahren ist, dass alle in irgendeiner Form<br />

eine Bilanzierung (unter Umständen auch qualitativ) vornehmen und bei einigen zusätzlich<br />

eine Wertung oder Aggregierung erfolgt. Indikatoren nehmen eine Sonderstellung ein, da sie<br />

kein Verfahren im eigentlichen Sinn darstellen, sondern den Betrachtungsumfang der Bilanzierung<br />

festlegen und die Schnittstelle zur Wertung oder Aggregierung bilden.<br />

10 http://www.umweltbundesamt.de/dux/lu-inf.htm (2005-11-29)<br />

11 http://www.umweltbundesamt.de/dux/faq.htm (2005-11-29)<br />

46


2.3 Akteursabhängige Verfahren<br />

Hinsichtlich der Bilanzierung lassen zwei Gruppen unterscheiden: Zum einen die Gruppe<br />

Ökobilanz, Produktlinienanalyse und PROSA, die bei der Bilanzierung von einem einzelnen<br />

Produkt ausgeht („mikro-ökonomisch" bzw. „mikro-ökologisch"), zum anderen die Gruppe<br />

Input-Output-Analyse, umweltökonomische Gesamtrechnung und umweltökonomische Simulationsmodelle,<br />

die eine gesamtwirtschaftliche Bilanzierung vornimmt („makro-ökonomisch"<br />

bzw. „makro-ökologisch"). Die beiden Gruppen unterscheiden sich auch hinsichtlich der<br />

benötigten Daten, so dass sie eine gegenseitige Ergänzung bilden können. Kosten-Nutzen-<br />

Analyse und Kennzahlen bauen auf den genannten Verfahren auf und nehmen aggregierende<br />

Wertungen vor.<br />

Hinsichtlich der Aggregierung und Wertung ergibt sich eine andere Einteilung: Ökobilanz,<br />

Input-Output-Analyse, umweltökonomische Gesamtrechnung und umweltökonomische Simulationsmodelle<br />

enthalten keine Aggregierung oder Wertung. Kennzahlen enthalten eine<br />

implizite, nicht transparente Aggregierung. Die Kosten-Nutzen-Analyse führt eine Bewertung<br />

mittels Monetarisierung durch, allerdings bisher ohne Beteiligung gesellschaftlicher Akteure.<br />

Produktlinienanalyse und PROSA nehmen multiattribute Wertungen vor, gegebenenfalls<br />

auch unter Einbezug gesellschaftlicher Akteure.<br />

Die Ergebnisse von Ökobilanzen und ähnlicher Verfahren sind allerdings nicht robust, sondern<br />

hängen davon ab, welche Materialien und Substanzen bilanziert werden und welche<br />

nicht, und welche Methodik im Detail gewählt wird. Außerdem können aus derselben Studie<br />

sehr unterschiedliche Schlussfolgerungen gezogen werden, abhängig davon, welche Fragen<br />

an die Studie gestellt werden, z. B. welche Bilanzergebnisse als besonders wichtig anzusehen<br />

sind (Finnveden 2000).<br />

Daher sollten „akteursunabhängige" Verfahren nur eingebettet in einen Prozess verwendet<br />

werden, in dem die von diesen Verfahren zu beantwortenden Fragen und die verwendete<br />

Methodik von den beteiligten Akteuren festgelegt werden.<br />

2.3 Akteursabhängige Verfahren<br />

In akteursabhängigen Verfahren wird auf der Basis vorliegender Informationen durch die<br />

beteiligten Akteure eine Gesamtbewertung vorgenommen. Die als Grundlage dienenden<br />

Informationen können u. a. von den im vorigen Abschnitt beschriebenen akteursunabhängigen<br />

Verfahren bereitgestellt werden. Als Beispiele werden im folgenden Planungswerkstatt,<br />

Planungszelle, Delphi-Verfahren und die Nutzwertanalyse dargestellt.<br />

Bei den akteursabhängigen Verfahren werden entweder Laien durch repräsentative Auswahl<br />

aus der Gesamtheit der Bürgerinnen und Bürger für einen Planungsprozess ausgewählt<br />

(Planungszelle) (Dienel 1978) oder in sog. Planungswerkstätten zusätzlich interessierte<br />

Vereine oder Ortsgruppen zur Abbildung des sozialen Strukturgefüges beteiligt (Tschiedel,<br />

1997; Tacke, 1999). Delphi-Verfahren beteiligen vornehmlich wissenschaftliche Experten. Die<br />

Nutzwertanalyse lässt die Art der partizipierenden gesellschaftlichen Gruppe uneingeschränkt.<br />

Die Beschreibung eines jeden Verfahrens beginnt mit einer Definition. Anschließend werden<br />

charakteristische Merkmale der jeweiligen Verfahren aufgezeigt. Darauf folgend werden mit<br />

dem Instrument intendierte Zielsetzungen heraus gestellt und die Anwendungsbereiche<br />

näher erläutert, bevor Aufbau sowie Vor- und Nachteile erörtert werden. Die Betrachtung<br />

47


Teil I Nachhaltigkeit – Konzepte und Instrumente: 2. Instrumente zur Nachhaltigkeitsbewertung<br />

schließt mit der Kurzbeschreibung eines Anwendungsbeispiels aus dem Bereich der netzgebundenen<br />

<strong>Versorgung</strong>.<br />

2.3.1 Planungszelle<br />

Begriff und Definition<br />

Der Begriff „Planungszelle" geht im deutschen Sprachraum auf Dienel (1971) zurück. Begriffe<br />

wie „Bürgerforum" konnten sich nicht durchsetzen. Der Begriff Planungszelle wurde auch in<br />

der japanischen Literatur übernommen Die englischen Veröffentlichungen sprechen von<br />

„Citizen Jury". In Südafrika wird von „Peoples Planning" gesprochen. Und in Spanien nennt<br />

sich die Merkmalskombination seit Ende der 80 Jahre „Nucleos de Intervention Participativa"<br />

(Dienel & Trütken, 1999). Durch eine repräsentative Auswahl aus der Gesamtheit der Bürgerinnen<br />

und Bürger werden Laien für einen Planungsprozess ausgewählt. Die Ergebnisse sind<br />

gemeinsam erarbeitete Empfehlungen, die zu einem sog. Bürgergutachten zusammengefasst<br />

werden (Dienel, 1978).<br />

Merkmale<br />

Kennzeichen der Planungszelle ist die aktive Beteiligung des Bürgers an Planungsprozessen.<br />

Den Beteiligungsprozess charakterisieren folgende Merkmale: Die Informiertheit der<br />

Teilnehmer. Diese wird dadurch sichergestellt, dass alle vom Problem Betroffenen Gelegenheit<br />

erhalten, sich zu Beginn der Planungszelle durch Referate, Hearings oder Ortsbegehungen<br />

zu informieren. Neben der Experteninformation ist als weiteres Kriterium das Gespräch<br />

zu nennen. Denn der direkte Austausch (deliberation) ist für die Meinungsbildung von großer<br />

Bedeutung. So sind die 25 Teilnehmer einer Planungszelle die meiste Zeit in fünf gleich<br />

großen Gruppen tätig, deren Zusammensetzung von Sitzung zu Sitzung rotiert. Außerdem<br />

müssen die Verfahrensbeteiligten an vier Arbeitstagen voll zur Verfügung stehen können, um<br />

hinreichend Zeit für die Bearbeitung der Problemstellung zu haben.<br />

Die Auswahl der Teilnehmer in einem Auswahlbezirk erfolgt per Zufallsprinzip, um eine Vielzahl<br />

von möglicherweise entgegenstehenden Teilinteressen einzubinden. Eine Verzerrung<br />

zugunsten bestimmter Interessengruppen, aber auch ein Missbrauch von „Profilierungssüchtigen"<br />

wird mit diesem Auswahlverfahren auszuschließen gesucht (Dienel & Trütken, 1999;<br />

Beckmann & Keck, 1999).<br />

Ein weiteres Merkmal der Planungszelle stellt der konkrete Auftrag durch einen meist öffentlichen<br />

Auftraggeber dar. Es wird nicht als Problem-Suchgruppe gearbeitet. Die Teilnehmer an<br />

einer Planungszelle sind in der Rolle eines unabhängigen Gutachters, da die Repräsentanten<br />

der organisierten Interessen nur als Referenten auftreten, aber kein Stimmrecht haben.<br />

Ziele bzw. Aufgaben<br />

Ziel dieses Instruments ist der verstärkte Einbezug des Bürgers in die Erörterung, Bewertung<br />

und Entscheidung der gegenwärtig anstehenden Probleme (Dienel & Trütken, 1999).<br />

Einsatzgebiete<br />

Die Planungszelle wurde zunächst vorwiegend bei öffentlichen Planungen auf kommunaler<br />

und regionaler Ebene eingesetzt. Die ersten Planungszellenprojekte waren in Schwelm in<br />

48


2.3 Akteursabhängige Verfahren<br />

den Jahren 1972/73 und in Hagen-Haspe im Jahr 1975. Für das Köln-Projekt aus den Jahren<br />

1979/80 wurde erstmals ein Bürgergutachten erstellt. (Für eine Übersicht über Anwendungen<br />

der Planungszelle, siehe Dienel, 2002.) Neuerdings wird die Planungszelle immer<br />

häufiger auch zur Lösung übergreifender Probleme, wie bei der Technikfolgeabschätzung,<br />

der Zukunftsforschung oder bei Ethikdiskursen eingesetzt (Dienel, 1999; Dienel & Trütken,<br />

1999).<br />

Aufbau<br />

Jeweils 25 im Zufallsverfahren ausgewählte Erwachsene werden in einer Planungszelle<br />

betraut, sich mit einem vorgegebenen Problem 4 Tage lang zu befassen und deren Lösungsalternativen<br />

zu verstehen und zu beurteilen. Je nach Größe des Projektes partizipieren in<br />

mehreren Zellen zwischen 100 und 250 Personen. Die Ergebnisse werden mit denjenigen<br />

anderer Gruppen, die an der gleichen Aufgabenstellung tätig waren, zu einem Bürgergutachten<br />

zusammengefasst. Das Verfahren setzt außer dem öffentlichen Auftraggeber eine unabhängige<br />

Institution zu dessen Durchführung voraus. Diese begleitet das Verfahren und erstellt<br />

abschließend das Bürgergutachten (Dienel & Trütken, 1999; Beckmann & Keck, 1999).<br />

Der Ablauf einer Planungszelle gliedert sich in Vorbereitungsphase, Durchführungsphase,<br />

Auswertungsphase und Umsetzungsphase.<br />

In der Vorbereitungsphase hat der Durchführungsträger zwei Aufgaben zu lösen. Zum einen<br />

muss er ein aufgabenorientiertes Arbeitsprogramm erarbeiten, in dem Teilziele definiert, die<br />

betroffenen Gruppen, Ämter und Personen identifiziert und Informations- und Bewertungsmaterialen<br />

zusammengestellt werden.<br />

Die eigentliche Planungszelle konstituiert sich in der Durchführungsphase, in der meist zwei<br />

Gruppen parallel und leicht zeitversetzt von verschiedenen Referenten Vorträge zur verstärkten<br />

Heranführung an die Problematik gehalten werden. Anschließend werden in Kleingruppen<br />

und auf Plenarebene Bewertungen der Ist-Situation, Problemlösungsvorschläge und<br />

Empfehlungen für die Auftraggeber oder Entscheidungsträger erarbeitet.<br />

In der Auswertungsphase werden von den Mitgliedern des Durchführungsteams die Diskussionsergebnisse<br />

und Empfehlungen qualitativ ausgewertet und zur Kontrolle den ehemaligen<br />

Laienjuroren zugeleitet. Danach wird eine gedruckte und vorlagegeeignete Zusammenfassung<br />

als Bürgergutachten erstellt.<br />

Die Umsetzungsphase beginnt mit der Überreichung der Bürgergutachten an die Planungszellenteilnehmer<br />

und den Auftraggeber. Das Bürgergutachten wird erfahrungsgemäß in den<br />

einzelnen Gremien bei der Entscheidung zugunsten einer Alternative eingehend erwogen<br />

(Dienel & Trütken, 1999).<br />

Vor- und Nachteile<br />

Der Vorzug der Planungszelle als Bürger-Beteiligungsverfahren liegt in der Art der Auswahl<br />

der Beteiligten mittels des Zufallsverfahrens, das nicht einzelne oder ganze Gruppen bevorzugt,<br />

ihre Interessen oder Wertanschauungen durchzusetzen. Ein weiterer Vorteil ist die<br />

Möglichkeit zum ausführlichen Austausch von Informationen und Argumenten.<br />

Als nachteilig kann sich jedoch die Bewertung von Planungsalternativen ohne strukturiertes<br />

formales Bewertungsverfahren erweisen.<br />

49


Teil I Nachhaltigkeit – Konzepte und Instrumente: 2. Instrumente zur Nachhaltigkeitsbewertung<br />

Anwendungsbeispiele<br />

Das Bürgergutachten „Klimaverträgliche Energie" (Akademie für Technikfolgenabschätzung<br />

in Baden-Württemberg) und die Planungszellen „Zukünftige Energiepolitik" (Programmgruppe<br />

„Mensch und Technik" der Kernforschungsanlage Jülich) aus dem Jahr 1985 sind Beispiele<br />

des Verfahrens zum Thema „Energie".<br />

Ziel der Planungszellen war nicht nur die Verbreitung des Wissens im Hinblick auf soziale<br />

Aspekte der Energieversorgung zu untersuchen, sondern darüber hinaus eine konkrete<br />

Entscheidungshilfe für die Energiepolitik und Energiewirtschaft anzubieten.<br />

Neben generellen Standpunkten der Bürger zum Problem der zukünftigen Energieversorgung,<br />

wie Sicherung des Friedens und der Arbeitsplätze sowie der Sorge um den Umweltschutz,<br />

wurden spezifische Empfehlungen zur zukünftigen Energiepolitik gegeben. Unter<br />

anderem wurde sich für eine Befriedigung der zukünftigen Energienachfrage mit Hilfe des<br />

verstärkten Einsatzes neuer technologischer Entwicklungen für die Stromerzeugung und das<br />

Energiesparen ausgesprochen. Jedoch sind Energieversorgungssysteme so auszulegen,<br />

dass die Gesundheit der Bevölkerung keinesfalls gefährdet wird. Sie sollen sicher im Betrieb<br />

und in der <strong>Versorgung</strong> sein sowie die Umwelt so wenig wie möglich belasten. Hinsichtlich der<br />

einzelnen Energieträger wurde beispielsweise angemahnt, den Bau weiterer Kraftwerke bis<br />

zur Lösung der Entsorgungsfrage zurück zu stellen und heimische Energiequellen zur Wahrung<br />

der <strong>Versorgung</strong>ssicherheit vorrangig einzusetzen (Dienel & Garbe, 1985).<br />

2.3.2 Planungswerkstatt<br />

Begriff und Definition<br />

Das Verfahren der Planungswerkstatt wurde in den 80er Jahren von Hülsmann (1990) und<br />

Tschiedel (1989) entwickelt. Danach sind Planungswerkstätten „Veranstaltungen und Verfahren<br />

zur demokratischen Zukunftsgestaltung" (Tschiedel, 1988). Die Planungswerkstatt integriert<br />

Verfahrenselemente von Zukunftswerkstatt (Albers 2001) und Planungszelle (Dienel,<br />

1971), wobei neben den Betroffenen von Zukunftsplanungen noch weitere interessierte<br />

lokale Vereine und Organisationen in den Gestaltungsprozess integriert werden (Tschiedel,<br />

1997; Tacke, 1999; Dienel & Trütken, 1999).<br />

Merkmale<br />

Die Auswahl der Teilnehmer erfolgt nicht nach dem Zufallsprinzip (Planungszelle) oder nach<br />

dem Grad der Betroffenheit (Zukunftswerkstatt), sondern zielt darauf ab, die problemzentrierte<br />

Kommunikationsstruktur in einem Diskurs zu organisieren (Tacke, 1999). In Form einer<br />

Quotenauswahl wird das im jeweiligen Problemkontext vorhandene soziale Strukturgefüge<br />

repräsentiert.<br />

Ziele bzw. Aufgaben<br />

Bei dieser Vorgehensweise steht die vorhandene soziale Handlungsstruktur, die durch den<br />

Einsatz und die Verbreitung technischer Innovationen von Veränderungen betroffen wird, im<br />

Mittelpunkt des Untersuchungs- und Gestaltungsinteresses (Tacke, 1999).<br />

50


2.3 Akteursabhängige Verfahren<br />

Einsatzgebiete<br />

Der Einsatz dieses Instrumentes erfolgt bei Planungsprozessen vornehmlich auf kommunaler<br />

Ebene.<br />

Aufbau<br />

Der Ablauf einer Planungswerkstatt umfasst drei Phasen. Die beiden ersten Phasen,<br />

Anknüpfungs- und Erkundungsphase dienen neben der Rekrutierung des Teilnehmerkreises<br />

vor allem der Identifikation, Präzisierung und Analyse des zu behandelnden Problems. In der<br />

Zukunftswerkstatt (Albers & Broux 1999) als dritte Phase sollen Entwürfe für die Lösung der<br />

bestehenden Problemlage erarbeitet werden.<br />

Die Anknüpfungsphase ist darauf ausgerichtet, die zu behandelnde Problematik festzulegen.<br />

Es gilt, eine konkrete Fragestellung zu erarbeiten und zu entscheiden, wer an der Planungswerkstatt<br />

teilnehmen soll. In einer zweiten Phase, der Erkundungsphase, werden die lokalen<br />

Rahmenbedingungen erforscht und die zur Diskussion stehende Situation hinsichtlich ihrer<br />

funktionalen Aspekte und Akteursbezüge analysiert. In der dritten Phase wird mit Hilfe der<br />

Zukunftswerkstatt Kritik an der bestehenden Situation gesammelt, systematisiert und bewertet.<br />

Nachfolgend werden Zukunftsentwürfe in Form von Szenarien ausgearbeitet und anschließend<br />

mit den realen Gegebenheiten konfrontiert, indem unter Einbeziehung von Experten<br />

die Problemlösungsentwürfe einer kritischen Prüfung unterzogen werden, die schließlich<br />

in durchführbare Maßnahmen zur Realisierung erwünschter Zukünfte in Form eines Durchsetzungskonzeptes<br />

münden (Tacke, 1999).<br />

Vor- und Nachteile<br />

Ein Vorzug des Instruments liegt darin, bei lokal begrenzten Problemkontexten den Ortsansässigen,<br />

unmittelbar betroffenen Bürgern die Möglichkeit zu geben, ihre Erfahrungen und<br />

Phantasie zur Problemlösung bei der Planung mit einzubringen.<br />

Anwendungsbeispiel<br />

Ein Beispiel einer Planungswerkstatt stellt das Verfahren zum Thema „Lokaler Raum und<br />

Telematik" im westfälischen Rheine in den Jahren 1987/88 dar. Dort wurde untersucht, wie<br />

die traditionellen Kommunikationsstrukturen des örtlichen Netzes von Beziehungen und<br />

Abhängigkeiten lokaler Organisationen und Vereine auf Veränderungen reagieren, die durch<br />

moderne Informations- und Kommunikationstechniken verursacht werden (Tacke, 1999).<br />

2.3.3 Delphi-Methode<br />

Begriff und Definition<br />

Bekannt wurde die Delphi-Methode durch einen von der RAND-Corporation in den USA im<br />

Jahr 1964 erarbeiteten „Report an a Long-Range Forecasting Study", der langfristige Vorhersagen<br />

über wissenschaftlich und technische Entwicklungen zum Thema hatte. Eine lange<br />

Tradition hat die Anwendung dieser Methodik auch in Japan.<br />

„Die Delphi-Methode ist eine systematische mehrstufige Expertenbefragung, die dazu dient,<br />

zukünftige Entwicklungen besser abschätzen zu können" (Wohinz, 1983).<br />

51


Teil I Nachhaltigkeit – Konzepte und Instrumente: 2. Instrumente zur Nachhaltigkeitsbewertung<br />

Merkmale<br />

Eine Besonderheit dieser Methode stellt die Heranziehung von Fach-Experten als Gruppe<br />

der Bewertenden dar. Die Formalisierung der Befragung mit Hilfe des Multiple-Choice-<br />

Aufbaus des Antwortkatalogs zu den einzelnen Fragestellungen und die Anonymität der<br />

Einzelantworten sind wesentliche Kennzeichen dieses Verfahrens.<br />

Weiteres Charakteristikum dieser Methodik ist, dass ein objektives Ergebnis durch mehrmalige<br />

„Fragerunden" angestrebt wird. Als Ergebnis einer Delphi-Befragung wird die demokratisch<br />

überwiegende Meinung als Gesamtmeinung der Experten akzeptiert (Hübner & Jahnes,<br />

1992).<br />

Ziele bzw. Aufgaben<br />

Ziel der Delphi-Studien ist es, einen fundierten Blick in die Zukunft zu werfen, um bestimmte<br />

Entwicklungen oder Folgen bereits gegenwärtig einschätzen zu können. Diese Informationen<br />

liefern die Basis, um evidente Fehlentwicklungen rechtzeitig zu bremsen oder dringend benötigte<br />

Innovationen schneller anzustoßen (Cuhls & Blind, 1999).<br />

Einsatzgebiete<br />

Typische Bereiche der Anwendung der Delphi-Methode sind z. B. die Bestimmung von Entwicklungsprognosen<br />

im Technologiebereich und die Abschätzung von ungenau bekannten<br />

Technikfolgen im Risikobereich. Als Prognosegegenstand eignen sich eher langfristige und<br />

komplex zu lösende Probleme. Unter der Bezeichnung Ideen-Delphi kann diese Methode<br />

auch zur Ideengenerierung oder Ideenbewertung durch Experten eingesetzt werden (Wilhelm,<br />

1999).<br />

Aufbau<br />

Das Delphi-Verfahren besteht aus zwei oder mehreren Befragungsrunden von ausgewählten<br />

Experten. Von einer Fachkommission erarbeitete Thesen (in der Regel zu Themen aus Wissenschaft<br />

und Technik) werden in Form eines standardisierten Fragebogens an die Experten<br />

verschickt. Diese müssen unabhängig voneinander und untereinander anonym ihre Stellungnahme<br />

bzw. Bewertung abgeben. Durch die Auswahl einer größeren Anzahl von Experten<br />

wird versucht, dem Einwand zu begegnen, dass aufgrund der engen Verzahnung großen<br />

Sachverstandes mit persönlichen Interessen eine objektive Aussage eines einzelnen Experten<br />

nicht möglich ist. Außerdem wird davon ausgegangen, dass bei einer großen Anzahl der<br />

Befragten die Wahrscheinlichkeit einer treffsicheren Prognose größer ist. Es werden des<br />

Weiteren bewusst keine Gruppen gebildet wie bei anderen Beteiligungsverfahren, um voreilige<br />

Stellungnahmen und gruppendynamische Einflüsse eines persönlichen Kontaktes auszuschalten.<br />

Nach Analyse und Bewertung der ersten Fragerunde durch die Koordinationsgruppe folgt<br />

mindestens noch eine zweite Befragung der ausgewählten Experten und gegebenenfalls<br />

noch weitere Runden, um unter dem Einfluss der Einschätzung anderer Fachkollegen eine<br />

erneute Urteilsbildung zu ermöglichen und zu einer homogenen Gruppenmeinung zu gelangen<br />

(Beckmann & Keck, 1999; Hübner & Jahnes, 1992).<br />

52


2.3 Akteursabhängige Verfahren<br />

Vor- und Nachteile<br />

Die Vorteile der Delphi-Methode bestehen in der Möglichkeit, eine größere Anzahl von Experten<br />

in die Befragung einzubeziehen. Gegenüber Gruppendiskussionen ist weiterhin die<br />

„objektivierte" Meinungsäußerung durch die Gewährleistung der Anonymität und der Ausschaltung<br />

gruppendynamischer Prozesse hervorzuheben.<br />

Als problematisch wird jedoch ein möglicher Konsensdruck durch ein zu starres Befragungsschema<br />

sowie in manipulierenden Interpretationen des Forschers, um eine einheitliche<br />

Gruppenmeinung zu erhalten, gesehen (Häder & Häder, 2000).<br />

Außerdem kann sich die lange Durchführungsdauer eines solchen Verfahrens als Hindernis<br />

erweisen.<br />

Ein Problem dieses Verfahrens ist sicherlich auch, dass Prognosen angesichts der Komplexität<br />

und Dynamik der Gesellschaft immer mit Unsicherheit behaftet sind, die aber in diesem<br />

Verfahren nicht herausgearbeitet wird (Hübner & Jahnes, 1992).<br />

Anwendungsbeispiele<br />

Die erste deutsche Delphi-Studie zur Entwicklung von Wissenschaft und Technik wurde im<br />

Jahr 1993 im Auftrag des BMFT (heute BMBF) durchgeführt. Da sich die erste deutsche<br />

Delphi-Studie in der Umsetzung und strategischen Nutzung für die Wirtschaft als hilfreich<br />

erwiesen hat, wurde im Jahr 1996 mit der Weiterentwicklung der Methode begonnen und die<br />

„Delphi 98" in 12 ausgewählten Feldern gestartet, u. a. „Information & Kommunikation" und<br />

„Energie & Rohstoffe" (Cuhls & Blind, 1999; Hübner & Jahnes, 1992; Wilhelm, 1999). Es<br />

wurde der Fragestellung nachgegangen, in welchen Innovationsfeldern die wirtschaftlich und<br />

gesellschaftlich bedeutungsvollste Innovationsdynamik ersichtlich wird.<br />

Ergebnis des Delphi 98-Verfahrens war beispielsweise im Bereich „Energie" ein Konsens der<br />

Delphi-Experten über die verstärkte Nutzung der Solarenergie im Zeitraum 2013 bis 2023.<br />

Denn erst in diesem Zeitraum gingen sie von einem Anteil regenerativer Energien (ohne<br />

Wasserkraft) an der Stromerzeugung in Deutschland von über 10 % aus. Zudem finden<br />

entsprechend auf die Nutzungsbedingungen ausgerichtete Brennstoffzellen in Wohngebäuden<br />

sowie in Industrie- und Gewerbebetrieben ihrer Ansicht nach verstärkt Anwendung<br />

(Cuhls, Blind & Grupp, 1998).<br />

2.3.4 Nutzwertanalyse<br />

Begriff und Definition<br />

Die Nutzwertanalyse (NWA) gehört, ebenso wie die Nutzen-Kosten-Analyse, zu den Nutzen-<br />

Kosten-Untersuchungen. Die Methode wurde aus den Ingenieurwissenschaften heraus in<br />

den 60er Jahren in den USA entwickelt und in Deutschland Anfang der 70er Jahre von Zangemeister<br />

(1976) verbreitet, um Probleme der Nutzen-Kosten-Analyse zu überwinden.<br />

„Nutzwertanalyse ist die Analyse einer Menge komplexer Handlungsalternativen mit dem<br />

Zweck, die Elemente dieser Menge entsprechend den Präferenzen des Entscheidungsträgers<br />

bezüglich eines multidimensionalen Zielsystems zu ordnen. Die Abbildung dieser Ordnung<br />

erfolgt durch die Angabe der Nutzwerte (Gesamtwerte) der Alternativen" (Zangemeister,<br />

1976) Diese sind relative Werte, die nicht monetär angegeben werden.<br />

53


Teil I Nachhaltigkeit – Konzepte und Instrumente: 2. Instrumente zur Nachhaltigkeitsbewertung<br />

Merkmale<br />

Die Nutzen-Kosten-Analyse bewertet nur die wirtschaftliche Effizienz und ist nur auf monetär<br />

bestimmte Ziele hin ausgerichtet. Die NWA hingegen ermöglicht bei der Auswahl und Bewertung<br />

komplexer Projektalternativen auch solche Bewertungskriterien einzubeziehen, die<br />

subjektiv und nicht in Geldeinheiten ausdrückbar sind (wie z. B. technische, psychologische<br />

oder soziale Bewertungskriterien). Die gesuchten Nutzwerte stellen jeweils das Ergebnis<br />

einer ganzheitlichen Bewertung sämtlicher Zielerträge einer Alternative dar.<br />

Ein Nutzwert ist jedoch nicht direkt als Ertragsgröße zu verstehen, sondern kann nur unter<br />

Zuhilfenahme eines zuvor aufgestellten Zielsystems und der zugehörigen Präferenzen des<br />

Entscheidungsträgers interpretiert werden (Zangemeister, 1976; Klenner, 2002).<br />

Ziele bzw. Aufgaben<br />

Zweck der Nutzwertanalyse ist die Ordnung einer Menge von Alternativen bei Vorliegen einer<br />

Mehrfach-Zielsetzung entsprechend den Präferenzen des Entscheidungsträgers (Zangemeister,<br />

1976). Dazu werden Alternativen und Varianten verglichen und dabei herauszufinden<br />

versucht, wie groß der Wert einer bestimmten Maßnahme oder Projektalternative ist<br />

(Nutzwert).<br />

Einsatzgebiete<br />

Aufgrund der leicht verständlichen Vorgehensweise zur Berücksichtigung aller relevanten<br />

Bewertungskriterien erscheint die NWA für die Entscheidungsunterstützung ökologieorientierter<br />

Problemstellungen besonders geeignet. Insbesondere ist sie in der wasserwirtschaftlichen<br />

Praxis ein häufig angewandtes Planungs- und Bewertungsinstrument. Auch wird sie in<br />

Kombination mit einer Delphi-Befragung eingesetzt, in der die Bewertungen der Experten<br />

beispielsweise hinsichtlich ökologischer Wirkungen bestimmter Alternativen mittels der<br />

Nutzwertanalyse in ein Ranking gebracht werden (Böhm et al., 2002; Wilhelm, 1999).<br />

Aufbau<br />

Die Nutzwertanalyse lässt sich in die drei Phasen Konzeption, Bewertung und Ergebnisdarstellung<br />

unterteilen.<br />

In der „Konzeptionsphase" wird das Zielsystem bestimmt, welches qualitative und quantitative<br />

Ziele umfassen kann. Diese sind Grundlage für die Bestimmung von Bewertungskriterien,<br />

nach denen die zuvor erarbeiteten Alternativen bewertet werden sollen. Dabei ist darauf zu<br />

achten, dass die Ziele nicht an den Ergebnissen orientiert werden, sondern von ihnen unabhängig<br />

sind. Zur Erstellung des Zielsystems werden die Ziele nach sachlichen Aspekten in<br />

Gruppen zusammengefasst und in eine hierarchische Ordnung gebracht.<br />

In der „Bewertungsphase" werden zuerst die Bewertungskriterien nach der Reihenfolge ihrer<br />

Bedeutung sortiert und eine entsprechende Gewichtung zugewiesen. Die Gewichtung besitzt<br />

rein subjektiven Charakter. Darauf werden die in der Konzeptionsphase ausgesuchten Alternativen<br />

im Hinblick auf den Zielerfüllungsgrad je Kriterium (= Zielerträge) bewertet. Anschließend<br />

werden die Zielerträge in eine gemeinsame Dimension überführt.<br />

In der „Ergebnisphase" erfolgt die Bestimmung der Teilnutzwerte für die einzelnen Bewertungskriterien<br />

durch Multiplikation des Kriteriengewichts mit den normierten Zielerträgen.<br />

Darauf können die einzelnen Teilnutzwerte innerhalb einer Alternative zusammen addiert<br />

54


2.3 Akteursabhängige Verfahren<br />

werden (= Wertsynthese). So entstehen die Gesamtnutzwerte der verschiedenen Alternativen,<br />

und es lässt sich eine Rangfolge der einzelnen Alternativen angeben (Klenner, 2002;<br />

Böhm et al., 2002).<br />

Vor- und Nachteile<br />

Gegenüber der Nutzen-Kosten-Analyse weist die Nutzwertanalyse methodische und praktische<br />

Vorteile auf, da sie mit weniger Präferenzinformationen als nutzentheoretisch gefordert<br />

auskommt. Beispielsweise wird in der NWA nicht gefordert, dass die Entscheidungsträger in<br />

der Lage sein müssen, Ausprägungsdifferenzen kardinal zu bewerten und Substitutionsraten<br />

zwischen den einzelnen Kriterien anzugeben.<br />

Die Nutzwertanalyse erlaubt es zudem, Entscheidungen bei mehrfachen Zielsetzungen<br />

abzubilden. Dabei verschafft die Dekomposition des Bewertungsprozesses in Teilaspekte<br />

höhere Transparenz. Zu den Vorteilen der NWA zählt auch, dass quantitative und qualitative<br />

Angaben kombiniert werden können und sie außerdem relativ einfach und kostengünstig im<br />

Vergleich zur KNA durchzuführen ist.<br />

Da es jedoch nicht möglich ist, formale allgemeingültige Kriterien der Güte der Bewertung<br />

anzugeben, fällt es schwer, die Qualität einer solchen Bewertung einzustufen. Auch ist die<br />

Nutzwertanalyse aufgrund einiger ihr zugrunde liegenden theoretischen Annahmen, wie z. B.<br />

Nutzenunabhängigkeit der Ziele und Additivität des Nutzteilwerte, oder Konstanz der Zielgewichte,<br />

nicht frei von Kritik. Eine Verzerrung des Gesamtnutzens kann sich aber auch bei der<br />

Abschätzung von solchen Nutzwerten ergeben, die sich nicht aus physikalischen Werten<br />

ableiten lassen, also einer kardinalen Skalierung zugänglich sind. Erzwungene ordinale<br />

Skalierungen können zu Ungenauigkeiten bei der Berechnung des Gesamtnutzens führen.<br />

Praktische Probleme bestehen insbesondere darin, dass es keine klare Vorgaben für die<br />

Auswahl von Kriterien gibt und dass manche Kriterien für mehrere Ziele bedeutsam sind<br />

(Gefahr der Doppelerfassung) (Klenner, 2002; Böhm et al., 2002; Hoffmeister, 2000).<br />

Anwendungsbeispiel<br />

Ein Beispiel der Nutzwertanalyse im <strong>Versorgung</strong>ssektor ist die „wasserwirtschaftliche Planung<br />

Emstal". Aufgabe des Verfahrens war es, verschiedene Alternativen und Varianten zum<br />

Hochwasserschutz und zur Wiederherstellung von historischen Brücken und Mühlen im<br />

Planungsgebiet „Ernster zu bewerten und die Alternativen in eine Rangfolge zu bringen<br />

(Rickert et al., 1993).<br />

55


56


Teil II Empirische Untersuchung<br />

57


Teil II Empirische Untersuchung: 1. Gegenstand und Ziel<br />

58


1.1 Die Zukunftsszenarien<br />

1. Gegenstand und Ziel<br />

Nachfolgend werden der Untersuchungsgegenstand und die Zielstellung der Untersuchung<br />

dargestellt.<br />

1.1 Die Zukunftsszenarien<br />

Den Ausgangspunkt der Untersuchung bilden vier Zukunftsszenarien <strong>netzgebundener</strong> <strong>Versorgung</strong><br />

mit räumlichem Fokus Deutschland und Zeithorizont 2025. Anhand eines softwaregestützten<br />

Verfahrens in Anlehnung an von Reibnitz (1987) wurden diese explorativen Szenarien<br />

entwickelt. Explorative Szenarien gehen im Gegensatz zu normativen Szenarien nicht<br />

von der Frage aus: „Welche Zukunft wollen wir", sondern von der Frage „Was könnte sein,<br />

wohin könnte sich die Zukunft entwickeln'?" Anlagenhersteller, <strong>Versorgung</strong>sdienstleister, <strong>Versorgung</strong>sunternehmen,<br />

industrielle Kunden, Vertreter der Umwelt- und Verbraucherverbände,<br />

Behörden, Gewerkschaft und Wissenschaftler aus allen vier Sektoren Strom, Gas, Wasser<br />

und Telekommunikation entwickelten gemeinsam in drei aufeinander folgenden, jeweils<br />

zweitägigen moderierten Szenario-Workshops diese gesamtgesellschaftlichen Zukunftsszenarien.<br />

Involviert waren somit Fachkompetenzen für sektorspezifische und sektorübergreifende<br />

Entwicklungen aus unterschiedlichen Perspektiven, um sich der Frage zu widmen, wie<br />

netzgebundene <strong>Versorgung</strong> im Jahre 2025 für Deutschland aussehen könnte und welche<br />

Entwicklungen heute plausibel erscheinen. Diese Zukunftsszenarien sind eine gemeinsame<br />

Antwort verschiedener gesellschaftlicher Akteure auf die Frage, mit welchen Entwicklungen<br />

in der <strong>Versorgung</strong> zu rechnen ist. Sie sind keine Prognose, sondern zeigen einen Möglichkeitsraum<br />

auf. Diesem Ansatz, mögliche Zukunftsoptionen im Austausch zwischen Wissenschaft<br />

und gesellschaftlichen Akteuren aus der Praxis der <strong>Versorgung</strong> zu entwickeln, liegt der<br />

Gedanke zugrunde, dass viele verschiedene gerade qualitative Einfußfaktoren in ihrer<br />

Wechselbezüglichkeit die Zukunft vorantreiben. Gerade diese galt es mit dem Erfahrungshorizont<br />

der Akteure einzufangen.<br />

Erkenntnisleitend war dabei die Hypothese, dass sich wichtige aktuelle Entwicklungstendenzen<br />

in den vier Sektoren durch folgende in allen Sektoren ähnliche Entwicklungen auszeichnen:<br />

(1) die Veränderung des Zentralisierungsgrades, d. h. beispielsweise eine Veränderung<br />

des Anteils dezentraler, „intelligenter" Netzstrukturen oder verteilter Stromerzeugung in Mikro-KWKs,<br />

(2) die Veränderung der Wechselwirkung zwischen den Sektoren, d. h. der Grad<br />

an Kopplung der Sektoren und Auflösung der Sektorengrenzen wie beispielsweise durch<br />

Synergien im Unterhalt, der Planung und im Betrieb der kostenaufwändigen Infrastrukturen<br />

der Sektoren oder eine Veränderung des Anteils an intelligenter Anlagen- und Gerätesteuerung<br />

wie „virtuellen Kraftwerken", und (3) die Veränderung der Dienstleistungsorientierung,<br />

d. h. der Grad der Orientierung des <strong>Versorgung</strong>sgeschäfts hin zu Kunden und Dienstleistungen.<br />

59


Teil II Empirische Untersuchung: 1. Gegenstand und Ziel<br />

Die Ausgangsfrage für die Entwicklung der Szenarien lautete:<br />

Wie sieht die Zukunft des <strong>Versorgung</strong>ssektors (für Strom, Gas, Wasser / Abwasser<br />

und Telekommunikation) aus hinsichtlich<br />

• Zentralisierungsgrad<br />

• Wechselwirkung der Sektoren<br />

• Dienstleistungsorientierung<br />

und von welchen Einflussfaktoren hängt dies ab?<br />

Im Folgenden werden die vier Zukunftsszenarien in ihren wesentlichen Grundzügen beschrieben<br />

und zur Verdeutlichung der Unterschiede tabellarisch gegenüber gestellt (siehe<br />

Tabelle 1 auf Seite 66; eine ausführliche tabellarische Gegenüberstellung siehe Anhang, Kapitel<br />

A.1). Eine detaillierte Beschreibung der Szenarien findet sich in Jäger et al. (2004).<br />

1.1.1 Szenario A<br />

Politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen<br />

Im Konsens getragene Leitbilder für den <strong>Versorgung</strong>ssektor können im Wege von Verhandlungs-<br />

und Beteiligungsprozessen seitens der Vertreter von Wirtschaft, Gesellschaft und<br />

Politik erzielt werden. Über das Primat von Umwelt und Klima besteht Einigkeit. Die vorgegebenen<br />

Umwelt- und Gesundheitsziele bleiben allerdings moderat. Das Hauptinstrument<br />

der politischen Steuerung ist der Emissionshandel, ergänzt durch wenige ordnungsrechtliche<br />

Maßnahmen. Auf diese Weise entsteht eine verlässliche Basis für Innovationen, die zudem<br />

von einem moderaten Wirtschaftswachstum von real 2% p.a. und entsprechend guten finanzwirtschaftlichen<br />

Randbedingungen profitieren. Das staatliche Budget für Innovationsförderung<br />

bleibt nahezu unverändert.<br />

Trotz rückläufiger Einwohnerzahl nimmt die kumulierte Wohnfläche zu, da zunehmend finanziell<br />

gut gestellte Ein- und Zwei-Personen-Haushalte wegen der besseren Umweltqualität<br />

aus Stadtwohnungen in Häuser auf dem Land umziehen. Der Wunsch nach Komfort einschließlich<br />

neuer Dienstleistungen im <strong>Versorgung</strong>sbereich steigt. Gesundheitsaspekte haben<br />

einen sehr hohen Stellenwert.<br />

Struktur und Entwicklung der <strong>Versorgung</strong>smärkte<br />

Als Folge dieser Entwicklungen treten in den <strong>Versorgung</strong>smärkten zahlreiche kleinere Unternehmen<br />

neben den etablierten Großversorgern auf. Gestützt wird diese Dekonzentration<br />

durch eine Marktregulierung, die auf eine Stärkung des Wettbewerbs zielt. Im Ergebnis ist<br />

der <strong>Versorgung</strong>smarkt 2025 durch eine Mischung aus Stadtwerken, neuen Dienstleistern,<br />

Handwerksbetrieben, ausländischen Anbietern sowie großen Versorgern (verbleibender<br />

Marktanteil 50%) gekennzeichnet.<br />

Ein lohnendes Investment sind Firmen, die dezentrale Technologien verstärkt nutzen oder<br />

ausschließlich Dienstleistungen anbieten. Konsequentes Unbundling der Wertschöpfungsstufen<br />

verhindert die Quersubventionen innerhalb großer Konzerne und ermöglicht fairen Wettbewerb.<br />

Die <strong>Versorgung</strong>ssektoren sind auch auf der Erzeugerseite zunehmend integriert<br />

(Multi-Utility-Konzept).<br />

60


1.1 Die Zukunftsszenarien<br />

Dienstleistungen, wie Smart Building, Rundum-Sorglos-Pakete werden nicht nur genutzt, um<br />

Komfortansprüche zu befriedigen, sondern auch aus Effizienzgründen. Smart Building-Anwendungen<br />

setzen sich auf breiter Front durch (Marktdurchdringung 30%). In Demand Side<br />

Management wird eine Möglichkeit gesehen, die ökonomische und ökologische Effizienz der<br />

<strong>Versorgung</strong>ssysteme zu steigern und gleichzeitig Exportmärkte für intelligente Steuerungstechnologie<br />

zu entwickeln (Marktdurchdringung 20%). Die bewusste Ausschöpfung von angebots-<br />

und nachfrageseitigen Effizienzpotenzialen sowie hohe Sparanstrengungen seitens<br />

der Bevölkerung führen zu einem deutlichen Rückgang des Verbrauchs an Strom, Wasser,<br />

Gas um real mehr als 5%.<br />

Der Anstieg der Verbraucherpreise ist gering (Strom und Gas 1 %/a, Wasser 2°/0/a). Transparenz<br />

sowohl bei den Preisen als auch hinsichtlich der Umweltwirkungen ist für die Kundenakzeptanz<br />

wichtig (Umwelt- und Preislabeling).<br />

Technologische Entwicklung<br />

Diese gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Prozesse resultieren in einer völlig veränderten<br />

Mischung bei den Energieträgern und Erzeugungsanlagen. Kernenergie wird 2025 nicht<br />

mehr genutzt, der Anteil der Kohle an der Stromproduktion halbiert sich auf 24%, und der<br />

Erdgaseinsatz vervierfacht sich auf rd. 45%. Rund ein Drittel des Stroms stammt aus Erneuerbaren<br />

Energien. Dezentrale Technologien und Verfahren werden stark ausgeweitet, dezentrale<br />

Mikro-KWK-Anlagen auf Erdgasbasis tragen dennoch nur 3%, Mini-KWK-Anlagen 5%<br />

zur gesamten Stromerzeugung bei, dezentrale Anlagen auf Basis erneuerbarer Energien<br />

immerhin 15%; ein stark verbreitetes Demand Side Management verkoppelt Produktion und<br />

Verbrauch. Verbunden ist diese Entwicklung mit einem starken Umbau der Netze in Richtung<br />

Verteilungsfunktion sowie mit einer umfangreichen Einbindung des TK-Sektors. Die verschiedenen<br />

Sektoren werden in virtuellen Kraftwerken integriert. Ermöglicht werden diese<br />

Entwicklungen durch eine umfassende sektorübergreifende Standardisierung.<br />

1.1.2 Szenario B<br />

Politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen<br />

Auf Grund unübersehbarer Verschlechterungen der Umweltbedingungen betreibt der Staat<br />

aktiv den Schutz von Klima und Umwelt. Die vorgegebenen Umwelt- und Gesundheitsziele<br />

bleiben allerdings moderat. Politisches Ziel ist die Beschleunigung der technologischen Entwicklung<br />

im Hinblick auf Klima und Umwelt, um eine effizientere Energiebereitstellung und<br />

eine Senkung des Verbrauchs zu erreichen. Dementsprechend wird das staatliche Budget für<br />

Innovationen im Energie- und <strong>Versorgung</strong>sbereich zwischen 2004 und 2025 um real 50%<br />

ausgeweitet. Regulatorisch flankiert wird dies durch eine Mischung aus Ordnungsrecht und<br />

marktwirtschaftlich-wettbewerbsrechtlichen Instrumenten, vornehmlich zur Stärkung der Effizienzoffensive<br />

der Unternehmen.<br />

Diese staatlich gesetzten Rahmenbedingungen fallen zusammen mit einer nur durchschnittlichen<br />

Entwicklung der Wirtschaft (Wirtschaftswachstum von real 1,5% p.a.). Dennoch steht<br />

der <strong>Versorgung</strong>sbranche ausreichend Kapital zur Verfügung, da innovative Technologien<br />

Wachstum versprechen.<br />

61


Teil II Empirische Untersuchung: 1. Gegenstand und Ziel<br />

Die Randlagen von Ballungsgebieten gewinnen an Attraktivität gegenüber ländlichen Gebieten.<br />

Die Zahl der Ein-Personen-Haushalte nimmt zu, ebenso die Wohnfläche pro Kopf. Hieraus<br />

resultiert eine verstärkte Nachfrage nach Endgeräten und <strong>Versorgung</strong>sleistungen, verbunden<br />

mit Wünschen nach Komfort. Auch Gesundheitsaspekte beeinflussen die Akzeptanz<br />

von <strong>Versorgung</strong>sprodukten.<br />

Struktur und Entwicklung der <strong>Versorgung</strong>smärkte<br />

Die starke Regulierung, insbesondere in Form des Wettbewerbsrechts, führt zu einer ausgeprägten<br />

Dekonzentration des Marktes. Großkonzerne erhalten Konkurrenz durch ausländische<br />

und durch mittelgroße inländische Firmen. Eine starke Dienstleistungsorientierung von<br />

Unternehmen wird zum Wettbewerbsfaktor. Man versucht, den Kundenwünschen nach Komfort<br />

zu entsprechen. Ein Strukturumbau der <strong>Versorgung</strong>smärkte ist jedoch auf die Ballungsgebiete<br />

beschränkt. Neue Dienstleistungen wie Rundum-Sorglos-Pakete, Smart Building<br />

werden noch wenig nachgefragt (Marktdurchdringung jeweils 5%). Außerdem wird begonnen,<br />

die Vorteile des Demand Side Managements zu nutzen (Marktdurchdringung 10%). Die<br />

Endnachfrage nach Strom, Gas und Wasser insgesamt bleibt etwa auf dem heutigen Wert;<br />

der Grund liegt in starken Effizienzsteigerungen auf der Angebots- und Nachfrageseite, die<br />

komfortbezogene Steigerungen des Strom-, Gas- und Wasserverbrauchs kompensieren.<br />

Der Anstieg der Verbraucherpreise ist relativ gering (Strom und Gas 1,5'%/a, Wasser 3c/o/a).<br />

Der Staat verordnet ein Umwelt- und Preislabeling.<br />

Technologische Entwicklung<br />

Im Bereich der Energiebereitstellung kommen die Förder- und Steuerungsmaßnahmen insbesondere<br />

einer Effizienzsteigerung bei zentralen Technologien zugute. Dies gilt sowohl für<br />

konventionelle Anlagen als auch für solche auf der Basis erneuerbarer Energien. Dabei wird<br />

Gas (Anteil am Energiemix 45%) auf Kosten von Kohle (24% Anteil) zum zentralen Pfeiler<br />

der Energieversorgung. Durch Großanlagen (Windparks, PV-Parks) steigt der Anteil der<br />

Erneuerbaren Energien an der Stromproduktion um das gut dreifache auf 30%. Hierin drückt<br />

sich der hohe Stellenwert des Klima- und Umweltschutzes aus. Dezentrale Mikro- und Mini-<br />

KWK-Anlagen auf Erdgasbasis tragen 1 % bzw. 3% zur gesamten Stromerzeugung bei,<br />

dezentrale Anlagen auf Basis erneuerbarer Energien 10%.<br />

Auch auf der Nachfrageseite ist eine Effizienzsteigerung zu verzeichnen, die durch Innovationen<br />

erzielt wird. Die dezentralen und integrativen Varianten der Technologien können ihren<br />

Marktanteil nur moderat ausweiten, da sie nicht in größerem Umfang wirtschaftlich erschließbar<br />

sind. Zudem finden sich innovative TK-Dienste, die eine Voraussetzung für derartige<br />

Technologien sind, lediglich in Ballungsräumen.<br />

1.1.3 Szenario C<br />

Politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen<br />

Durch eine massive Innovations- und Technologiepolitik (Erhöhung des staatlichen Budgets<br />

um real 50 %) soll der Erfolg deutscher Unternehmen gefördert werden. Umwelt- und Gesundheitsziele<br />

bleiben allerdings moderat und sind nachrangig; auch das öffentliche Umweltbewusstsein<br />

ist wenig entwickelt. Ziel der Politik ist ein wirtschaftlicher <strong>Versorgung</strong>smix. Die<br />

62


1.1 Die Zukunftsszenarien<br />

Finanzierungsbedingungen für Investitionen sind aufgrund attraktiverer Renditen in anderen<br />

Branchen schwierig.<br />

Der private Wohlstand (Wirtschaftswachstum von real 2% p.a.) ist relativ hoch und verursacht<br />

eine Zunahme von Wohneigentum – vor allem in den Randlagen der Ballungszentren<br />

– sowie eine Steigerung der Wohnfläche um 25%. Komfortaspekte gewinnen deutlich an<br />

Bedeutung. Gesundheitsaspekte haben ihnen gegenüber einen geringeren Stellenwert.<br />

Struktur und Entwicklung der <strong>Versorgung</strong>smärkte<br />

Die Struktur der Märkte ist in allen Sektoren durch starke Preisregulierung und scharfen<br />

Wettbewerb gekennzeichnet. Nur international tätige Großkonzerne haben die nötige Finanzkraft,<br />

um langfristig überleben zu können. Vier bis fünf Großunternehmen beherrschen den<br />

deutschen Markt, insbesondere im Sektor Strom. Der Anteil der Stadtwerke oder anderer<br />

kleiner Unternehmen am Energiemarkt ist mit 10% sehr gering. Der Zentralisierungsgrad ist<br />

also sehr hoch.<br />

Die <strong>Versorgung</strong>sunternehmen beziehen zunehmend den TK-Bereich in ihre Aktivitäten ein,<br />

um die wachsenden Komfortansprüche ihrer Kunden durch Dienstleistungen, wie Smart<br />

Building, Rundum-Sorglos-Pakete (Marktdurchdringung 20%) zu befriedigen. Smart Building-<br />

Anwendungen setzen sich auf breiter Front durch (Marktdurchdringung 30%). Die Einführung<br />

eines ausgeprägten Demand Side Managements (Marktdurchdringung 15%) wirkt Kosten<br />

dämpfend, da es hilft, Kapazitäten optimal auszulasten und unnötige Reserven zu vermeiden.<br />

Die Endnachfrage nach Strom und Gas steigt gegenüber heute mäßig an, denn angebots-<br />

und nachfrageseitige Effizienzzuwächse reichen nicht aus, um den Bedarf nach Strom<br />

und Gas auf Grund von Komfortsteigerungen und dem verstärkten Einsatz von gasgefeuerten<br />

Stromerzeugungstechnologien vollständig auszugleichen. Der Wasserbedarf ist leicht<br />

sinkend.<br />

Der Anstieg der Verbraucherpreise ist mäßig (Strom und Gas 2°/0/a, Wasser 3%/a). In diesem<br />

Szenario sind (im Gegensatz zu den anderen Szenarien) verbrauchsabhängige Preisbestandteile<br />

geringer gewichtet als verbrauchsunabhängige. Die Verbraucher sind an der<br />

Transparenz der Preise (Preislabeling) interessiert.<br />

Technologische Entwicklung<br />

Sowohl bei der Industrie als auch im privaten Bereich steht die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund;<br />

hierdurch entsteht ein verbreitertes Technologieportfolio, das heimische wirtschaftliche<br />

Primärenergieträger in den Vordergrund rückt. Der Primärenergie-Mix zur Stromerzeugung<br />

enthält somit große Teile an Kohle (etwa 50%) und Kernenergie (20%). Während der Anteil<br />

Erneuerbarer Energien (10%) stagniert, nehmen gasgefeuerte Anlagen bis 2025 von gegenwärtig<br />

9% auf 17% zu. Dezentrale Technologien haben aus ökonomischen Gründen oder auf<br />

Grund der begrenzten Ausdehnung ihrer Einsatzmöglichkeiten nur einen geringen Anteil.<br />

Hervorzuheben bei den dezentralen Technologien ist die starke Marktdurchdringung von<br />

Brennstoffzellenanlagen im Vergleich zur Gegenwart, allerdings ist ihr Beitrag zur Stromerzeugung<br />

immer noch gering: Dezentrale Mikro- und Mini-KWK-Anlagen auf Erdgasbasis<br />

tragen 1% bzw. 3% zur gesamten Stromerzeugung bei, dezentrale Anlagen auf Basis erneuerbarer<br />

Energien 5%. Auf der Verbraucherseite wird die Entwicklung effizienterer Technologien<br />

durch verstärkte Nachfrage vorangetrieben. Die Effizienz der Stromnetze wird in den<br />

63


Teil II Empirische Untersuchung: 1. Gegenstand und Ziel<br />

bestehenden Strukturen verbessert; virtuelle Kraftwerke und aktive Netze sind noch Ausnahmeerscheinungen.<br />

1.1.4 Szenario D<br />

Politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen<br />

Die Volkswirtschaft in Deutschland entwickelt sich nur schwach; im Zeitraum von 2004 bis<br />

2025 liegt das durchschnittliche Wachstum bei real 1% p.a. Sowohl in der Wirtschaft als<br />

auch beim Staat überwiegt das ökonomische Kalkül. Auf Grund der knappen öffentlichen<br />

Mittel sinkt das Budget für staatliche Innovationen im Betrachtungszeitraum um real 50%;<br />

nur die am Bedarf des Marktes orientierten Innovationen werden noch gefördert.<br />

Der Wettbewerb im <strong>Versorgung</strong>ssektor wird nicht sehr stark reguliert, so dass sich oligopolistische<br />

Marktstrukturen ausbilden. Durch Druck der so erstarkten Großunternehmen werden<br />

ordnungsrechtliche Regulierungsinstrumente zurückgefahren; 2025 finden sich nur noch<br />

marktwirtschaftliche Instrumente wie Steuern, Abgaben und gezielte Investitionen. Umweltund<br />

Gesundheitsziele bleiben moderat. Das Interesse der Bevölkerung an Umwelt- und<br />

Klimapolitik ist gering. Probleme im Umwelt- und Gesundheitsbereich werden zwar wahrgenommen,<br />

aber daraus wird nur ein geringer Handlungsdruck abgeleitet.<br />

Durch die makroökonomischen Verhältnisse entsteht eine Zwei-Klassen-Gesellschaft mit<br />

einer schmalen, finanzkräftigen Oberschicht. Deren privater Verbrauch ist konsum- und<br />

genussorientiert.<br />

In räumlicher Hinsicht besteht eine Tendenz der Bevölkerung zur Migration in Ballungszentren.<br />

Es erfolgt eine Ansiedlung in verdichteten städtischen Strukturen.<br />

Struktur und Entwicklung der <strong>Versorgung</strong>smärkte<br />

Hinsichtlich der Infrastrukturen der Märkte überwiegen die Beharrungskräfte. Wegen mangelnder<br />

Förderung und Steuerung sind die technischen Fortschritte nur gering, sodass zentrale<br />

<strong>Versorgung</strong>sstrukturen gefestigt werden.<br />

Wegen der schwachen Wirtschaftsentwicklung bleiben Investitionen in neue, effiziente Geräte<br />

weitgehend aus. Die Dienstleistungsorientierung ist zwar hoch, die marktbeherrschenden<br />

Großunternehmen orientieren sich aber primär am Shareholder Value und entsprechen<br />

Kundenwünschen nur bei befriedigenden Umsätzen. Smart Building-Angebote und Rundum-<br />

Sorglos-Pakete finden sich für Bürogebäude und die finanzkräftige Oberschicht. Ihre Marktdurchdringung<br />

beträgt jeweils 10%. Demand Side Management kann sich als Dienstleistung<br />

bei neuen Haustechnikinstallationen und <strong>Versorgung</strong>sverträgen in geringem Maße etablieren<br />

(über 10% Marktdurchdringung). Die Nachfrage nach Strom und Gas bleibt konstant, da<br />

komfortbezogene Zuwächse bei der „upper dass" durch Kauf von neuen effizienten Endgeräten<br />

kompensiert werden. Im Wassersektor sinkt sie trotz Wellness-Anwendungen im Haus<br />

der Oberschicht auf Grund des ökonomischen Sparzwangs der breiten Masse.<br />

Der Anstieg der Verbraucherpreise ist höher (Strom und Gas 2,5%/a, Wasser 4%/a).<br />

64


1.1 Die Zukunftsszenarien<br />

Technologische Entwicklung<br />

Hinsichtlich des Kraftwerksparks steht die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. Kohle dominiert<br />

mit 52% weiterhin die Stromerzeugung; Kernenergie wird auch 2025 noch erheblich genutzt<br />

(20%). Der Einsatz von Erdgas nimmt auf 17% zu. Der Anteil Erneuerbarer Energien an der<br />

Stromerzeugung stagniert bei 10%, da nur wirtschaftliche Technologien eingesetzt werden<br />

(Offshore-Windenergie; Biomasse-KWK). Dezentrale Technologien haben auf Grund der<br />

geringen Erweiterungsmöglichkeiten ihres Einsatzpotenzials sowie aus ökonomischen Gründen<br />

nur einen geringen Anteil: Dezentrale Mikro-KWK-Anlagen sind vernachlässigbar, Mini-<br />

KWK-Anlagen tragen 2% zur gesamten Stromerzeugung bei, dezentrale Anlagen auf Basis<br />

erneuerbarer Energien 5%. Auf Seiten der Verbraucher werden konservative Lösungen<br />

bevorzugt; entsprechend schwach ist die Verbreitung dezentraler Anlagen, die zudem nur<br />

selten zu virtuellen Kraftwerken vernetzt sind. Im Sektor Wasser ist die Dezentralisierung<br />

stärker fortgeschritten; hier treten bei konventioneller Technik in Ballungsgebieten <strong>Versorgung</strong>sprobleme<br />

auf.<br />

65


66<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

Umwelt- und Klimapolitik Primat von Umwelt und Klima in Staat betreibt aktiv Schutz von Umwelt- u. Gesundheitsziele nach- Interesse an Umwelt- und Klimapoligesellschaftlichem<br />

Konsens Umwelt und Klima rangig, Primat auf Wirtschaftlichkeit tik ist gering, Staat zieht sich zurück<br />

Dominanz marktwirtschaftlicher Mischung aus Ordnungsrecht und Dominanz marktwirtschaftlicher Abbau bestehender ordnungsrechtli-<br />

Instrumente marktwirtschaftlichen Instrumenten Instrumente cher u. marktwirtschaftl. Instrumente<br />

Wirtschaftswachstum 2% p.a. 1,5% p.a. 2% p.a. 1% p.a.<br />

Finanzierungsbedingungen günstig, Sollzinsen 6%/a ungünstig, Sollzinsen 9%/a günstig, Sollzinsen 6%/a<br />

staatliches Innovationsbudget bleibt gleich Erhöhung des staatlichen Innovationsbudgets um 50% Verringerung um 50%<br />

Siedlungsstruktur Migration in ländliche Gebiete Randlagen von Ballungszentren werden bevorzugt Konzentration in Ballungszentren<br />

Gesundheitsbewusstsein sehr hoch hoch nachrangig vorhanden, aber nicht umgesetzt<br />

Wirtschaftspolitik mittlere Marktregulierung zielt auf dominante wettbewerbsorientierte schwache Marktregulierung soll mittlere Marktregulierung soll Mini-<br />

Stärkung des Wettbewerbs Marktregulierung starke deutsche, international mum an Wettbewerb gewährleisten<br />

Unternehmensstruktur (in den Dekonzentration mit Kooperationen ausgerichtete Unternehmen fördern<br />

<strong>Versorgung</strong>sbereichen) insbes. im Bereich Ab-/Wasser Dekonzentration Oligopole Oligopole<br />

Dienstleistungen: Anteile von: Anlagencontracting 30% Anlagencontracting 5% Anlagencontracting 30% Anlagencontracting 10%<br />

Rundum-Sorglos-Pakete 15% Rundum-Sorglos-Pakete 5% Rundum-Sorglos-Pakete 20% Rundum-Sorglos-Pakete 10%<br />

Smart Building 30% Smart Building 5% Smart Building 30% Smart Building 10%<br />

Demand Side Management 20% Demand Side Management 10% Demand Side Management 15% Demand Side Management 10%<br />

Endverbrauch<br />

bei Strom, Gas und Wasser Rückgang<br />

um mehr als 5%<br />

bei Strom, Gas und Wasser gleich<br />

bleibend<br />

bei Strom und Gas Zunahme um 2%,<br />

bei Wasser leichter Rückgang<br />

bei Strom und Gas gleich bleibend,<br />

bei Wasser leichter Rückgang<br />

Preisanstieg bei Strom und Gas 1 %/a 1,5%/a 2%/a 2,5%/a<br />

Preisanstieg bei Wasser 2%/a 3%/a 3%/a 4%/a<br />

Preisstruktur stärkere Gewichtung von verbrauchsabhängigen geringere Gewichtung von stärkere Gewichtung von<br />

gegenüber verbrauchsunabhängigen Bestandteilen verbrauchsabhängigen Bestandteilen verbrauchsabhängigen Bestandteilen<br />

Anteile an d. Stromerzeug.: Erdgas 45% 45% 17% 17%<br />

Kohle (Braun- + Stein-) 24% (10% + 14%) 24% (8% + 16%) 52% (22% + 30%) 52% (30% + 22%)<br />

Erneuerbare Energien 30% 30% 10% 10%<br />

Kernkraft 0% 0% 20% 20%<br />

Anteil dezentraler Stromerzeugung 22,5% 14,0% 8,5% 7,5%<br />

Anteil Stromspeichertechnik 5% 2%


1.2 Ziel<br />

1.2 Ziel<br />

Ziel dieses Forschungsvorhabens ist die Konzipierung und Durchführung eines Verfahrens,<br />

das Entscheidungen für zukünftige Weichenstellung unter Unsicherheit unterstützt. Auf der<br />

Basis multi-kriterieller Verfahren und eines diskursiven Ansatzes gilt es, ein praktikables und<br />

transparentes Verfahren zu entwickeln und zu erproben.<br />

Bereits im Vorfeld manifester Entscheidungen sind Chancen und Risiken zukünftiger Entwicklungen<br />

<strong>netzgebundener</strong> <strong>Versorgung</strong> auszuloten. Dazu gehört es, abzuschätzen, welche<br />

ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen mit verschiedenen Entwicklungen verbunden<br />

sein können und wie bedeutsam diese vor dem Hintergrund unterschiedlicher gesellschaftlicher<br />

Zielvorstellungen und Interessen eingeschätzt werden. Ziel ist es, zu eruieren,<br />

welche Schwerpunkte aus der Sicht gesellschaftlicher Akteure gesetzt werden und welche<br />

Zielkorridore zukunftsträchtig sein könnten.<br />

2. Methode<br />

Im Folgenden werden die Grundzüge der Methode, auf die sich die Untersuchung stützt und<br />

die konkrete Konzeption des Verfahrens in der vorliegenden Untersuchung beschrieben.<br />

2.1 Hintergrund<br />

Unterschiedliche Pointierungen und Sichtweisen sind in Bezug auf die Ausgestaltung konstitutiver<br />

Elemente von Nachhaltigkeit, wie beispielsweise Ein-, Drei oder Mehr-Säulen-Konzepte,<br />

intra- und intergenerative Gerechtigkeit zu erkennen. Diesen liegen unterschiedliche<br />

Paradigmen zugrunde (siehe Teil I, Kapitel 1). Dem gemäß existieren verschiedene Methoden<br />

zur Bewertung von Nachhaltigkeit (siehe Teil I, Kapitel 2). Zwei Klassen von Methoden<br />

lassen sich hervorheben: (a) die wissenschaftlich-theoretische Ableitung zur Ermittlung von<br />

Zielen bis hin zu genauen Messgrößen zur Füllung der Nachhaltigkeitsdefinition und (b)<br />

diskursive Verfahren.<br />

Im ersten Fall werden z. B. theoretisch aus den Grunddaseinsfunktionen (Jäger, 2002) oder<br />

aus den konstitutiven Elementen erwachsene Anforderungen an Inhalte von Nachhaltigkeit<br />

Ziele nachhaltiger Entwicklung abgeleitet. Die weitere Präzisierung erfolgt z. B. durch Formulierung<br />

von Regeln und die Konkretisierung durch Bildung von Kriterien (Brandi et al., 2001).<br />

Im zweiten Fall erfolgt die Inhaltsbestimmung unter Einbeziehung gesellschaftlicher Akteure.<br />

Begründet wird dieses Vorgehen zum einen mit der Abhängigkeit nachhaltiger Politik von den<br />

jeweiligen Randbedingungen, wodurch sich keine allgemeinen Verhaltensregeln ableiten<br />

lassen. Zum anderen wird der Einsatz gesellschaftlicher Diskurse deshalb als einziges Mittel<br />

zur Rechtfertigung des Handels hervorgehoben, da die Entscheidungen über Naturerhalt und<br />

Naturnutzung Prozesse kollektiver Bewertung und Abwägung erfordern. Dazu muss sich die<br />

Gesellschaft über Präferenzen und Gewichtungen von Werten verständigen (Renn, 2002).<br />

67


Teil II Empirische Untersuchung: 2. Methode<br />

Zwar gibt es eine ganze Reihe solcher diskursiven Verfahren zur Bewertung einer nachhaltigen<br />

Entwicklung (siehe beispielhaft Teil I, Abschnitt 2.2), doch es soll ein Verfahren zur Anwendung<br />

gelangen, das in der Lage ist,<br />

• mehrdimensionale Kriterien zur Beurteilung von zukünftigen Entwicklungspfaden heranzuziehen,<br />

• neben monetären und physischen Wertmaßstäben auch qualitative zu berücksichtigen,<br />

• die explizite Trennung von Wirkungsanalyse und Bewertung vorzunehmen und<br />

• einen Vergleich der Zukunftsszenarien zu ermöglichen.<br />

Dazu eignen sich in besonderer Weise multi-kriterielle Entscheidungsverfahren.<br />

2.2 Multi-kriterielle Entscheidungsverfahren<br />

Multi-kriterielle Bewertungs- und Entscheidungsverfahren bilden die Grundlage der Bestimmung<br />

einer individuellen Ordnung von Handlungsalternativen bei Entscheidungen mit Mehrfachzielsetzung<br />

(von Winterfeldt, 1999). In der praktischen Anwendung steht eine Theorie im<br />

Mittelpunkt: die additive multiattribute Nutzentheorie (Multi-Attribute Utility Theory, MAUT).<br />

MAUT zielt darauf ab, eine Entscheidung zugunsten einer Option aus einer Auswahl von<br />

Alternativen anhand eines Bündels von Attributen (oder Kriterien) zu fällen. Attribute bezeichnen<br />

die Bewertungsaspekte, die bei der Beurteilung der Entscheidungsoptionen (hier:<br />

die Zukunftsszenarien) aus Sicht des Bewerters von Bedeutung sind. Die Entscheiderpräferenzen<br />

werden in einem formal-mathematischen Modell abgebildet.<br />

Die Grundannahme dieser Theorie besagt, dass ein schwieriges Entscheidungsproblem sich<br />

durch Dekomposition, d. h. das Zerlegen des Problems in einzelne Komponenten, das Erzeugen<br />

von Teilmodellen und anschließender Zusammenfassung in ein Gesamtmodell,<br />

besser lösen lässt. Dabei werden im Entscheidungsmodell zwei Kategorien von Input-Daten<br />

unterschieden: Zum einen Kenntnisse bzw. Erwartungen bezüglich der Konsequenzen bzw.<br />

Wirkungen, die sich aus den jeweiligen Optionen ergeben können. Hier geht es um mehr<br />

oder weniger gesichertes Faktenwissen. Zum anderen Wertungen, nämlich die Attribute<br />

(Kriterien), die die Ziele des Entscheidungsträgers und ihre Bedeutung offenbaren (Schneeweiß,<br />

1991). Die Dekomposition der Entscheidungssituation wird als grundlegende Vorgehensweise<br />

zur Förderung der Rationalität einer Entscheidungsunterstützung erachtet. So<br />

können Wertedebatten von Sachdebatten unterschieden werden mit dem Ziel, einen höheren<br />

Grad an Transparenz für Wert- und Sachergebnis zu erreichen (Oppermann & Langer, 2000;<br />

Skorupinski & Ott, 2000).<br />

2.2.1 Klassifikation von multi-kriteriellen Verfahren<br />

Es lassen sich zwei Klassen unterscheiden:<br />

• MADM-Verfahren und<br />

• Outranking-Verfahren<br />

Verfahren des MADM (engl. Multi Attribute Decision Making) fußen im Wesentlichen auf der<br />

MAUT. Diese hat unter anderem ihren Ursprung in der „Expected Utility Theory". Die MAUT<br />

spielt als präskriptive Anwendung der Entscheidungstheorie und nicht als deskriptives Ver-<br />

68


2.2 Multi-kriterielle Entscheidungsverfahren<br />

fahren eine zentrale Rolle. Präskriptive Ansätze stellen den Versuch dar, eine Entscheidungshilfe<br />

über die systematische und logisch fundierte Analyse bestehender Informationen<br />

zu erreichen (Keeney, 1992b). Genau auf die Strukturierung und Transparenz des Entscheidungsprozesses<br />

zielt die MAUT ab. Raiffa (1969) und Edwards (1971 und 1977) verliehen<br />

der MAUA (engl. Multi Attribute Utility Analysis) ihr Ansehen in der Praxis. Eine erstmals<br />

geschlossene Darstellung dieses Entscheidungsverfahrens ist bei Keeney & Raiffa (1976) zu<br />

finden (von Winterfeldt & Edwards, 1986).<br />

Zur Familie der MADM-Verfahren auf Basis von nutzen- und entscheidungstheoretischer<br />

Überlegungen gehört die Nutzwertanalyse als ältestem Verfahren (siehe Teil I, Abschnitt 2.1)<br />

Während die MAUT eine begründete Theorie darstellt, die streng auf die Einhaltung von<br />

nutzentheoretischen Rationalitätsaxiomen beruht, handelt es sich bei der Nutzwertanalyse<br />

um ein eher heuristisches Verfahren.<br />

Eine der bedeutendsten Weiterentwicklungen der MADM-Verfahren ist der AHP (engl. Analytic<br />

Hierarchy Process). Die Konzeption des AHP geht auf den Ökonomen und Mathematiker<br />

T. S. Saaty zurück, der diese Bewertungsmethode in den 70er Jahren entwickelte (Saaty,<br />

1972 und 1977). Saaty & Forman (1992) listen eine Sammlung von mehr als 500 Modellen<br />

auf, die in der Praxis erfolgreich angewandt wurden. Der AHP ist ein standardisiertes und<br />

prozessorientiertes Verfahren.<br />

Neben den MADM-Verfahren sind die sogenannten „Outranking-Verfahren" zu nennen. Die<br />

beiden bedeutendsten sind Electre und Promethee (Klenner, 2002; Benayoun et al., 1966).<br />

Im Gegensatz zu den oben aufgeführten Ansätzen sind „Outranking-Verfahren" jedoch nur in<br />

denjenigen Fällen eine gute Wahl, in denen eine Entscheidungssituation vorliegt, in der eine<br />

große Zahl von Alternativen durch wenige Kriterien beurteilt werden sollen (Triantaphyllou,<br />

2000)12.<br />

2.2.2 Anwendungen<br />

MADM-Verfahren finden Anwendung bei Entscheidungen mit multiplen Zielen und/oder<br />

mehreren Entscheidungsträgern. Insbesondere für Entscheidungen, bei denen nur wenig<br />

Feedback über deren Fehlerfreiheit zu erwarten ist, sind sie relevant (Katzman, 1987).<br />

MADM-Verfahren werden in zahlreichen Problemfeldern eingesetzt. Folgende für das Thema<br />

<strong>netzgebundener</strong> <strong>Versorgung</strong> relevante Anwendungsbeispiele lassen sich anführen:<br />

• Zur Konsensbildung bei Entscheidungen mit hohem Konfliktpotenzial<br />

Ein Beispiel hierfür ist die Entscheidung über die Wahl des besten Standortes einer Deponie<br />

für nukleare Sonderabfälle (Apostolakis & Picket, 1998) oder des Einsatzes von in der Öffentlichkeit<br />

sehr kontrovers diskutierter Energieversorgungstechnologien (Hämäläinen,<br />

1990).<br />

• Planungen des öffentlichen Sektors<br />

Beispiele sind die Bewertung von alternativen Energieversorgungsplänen zur Entscheidung<br />

über den vorzugswürdigsten Plan (Keeney & McDaniels, 1999; Hobbs & Meier, 1994; Hämäläinen<br />

& Seppäläinen, 1986), die strategische Planung des Einsatzes verschiedener Stro-<br />

12<br />

Im Folgenden wird nur auf die für die vorliegende Untersuchung relevanten MADM-Verfahren<br />

eingegangen<br />

69


Teil II Empirische Untersuchung: 2. Methode<br />

merzeugungstechnologien (Lo, Campo & Ma, 1987), Allokationspläne für die Verteilung der<br />

Energieressourcen auf die jeweiligen Industriezweige (Saaty & Mariano, 1979), die Entwicklung<br />

eines Plans zur Nutzung von Wasserressourcen (Keeney & Wood, 1977) oder die Planung<br />

einer Abwasserkläranlage einer Großstadt (Keeney, McDaniels & Ridge-Cooney, 1996).<br />

• Bereitstellung von Informationen für politische Entscheidungsträger als deren Entscheidungsgrundlage<br />

Beispielhaft für die Unterstützung nationaler Politiken sei die Bewertung alternativer Optionen<br />

der Energiepolitik für Deutschland genannt (Keeney, von Winterfeldt & Eppel, 1990). Andere<br />

Beispiele sind für USA Gholamnezhad & Saaty (1982), für Finnland Hämäläinen & Karjalainen<br />

(1992), für UK Jones, Hope & Hughes (1990) oder für China Zongxin & Zhihong (1997).<br />

• Bereitstellung von Informationen für Entscheidungsträger auf Unternehmensebene<br />

Beispiele sind der Einsatz zur Wahl der besten Option hinsichtlich alternativer Strategien zur<br />

Ausdehnung der Stromerzeugung eines Energieversorgungsunternehmens (Akash et al.,<br />

1999; Keeney, 1992a; Keeney & McDaniels, 1999) oder bei Entscheidungen im Informationstechnologiebereich<br />

hinsichtlich des geeignetsten Distributionskanals für ein bestimmtes<br />

Produkt (Roper-Lowe & Sharp, 1990; Keeney, 2001)<br />

2.2.3 Grundprinzip der MAUT und des AHP<br />

Die Grundstruktur eines Entscheidungsproblems kann beschrieben werden durch die Komponenten<br />

„Handlungsalternativen" (auch Optionen), deren „Konsequenzen" (auch Zielerreichungsgrad<br />

oder Attributausprägung der Alternative) sowie die Ziele des Entscheiders. Bewertet<br />

wird jede Alternative durch Attribute, die die Ziele des Entscheiders repräsentieren.<br />

Die Struktur des Entscheidungsproblems ist in Tabelle 2 dargestellt.<br />

Attribut K 1<br />

Attribut K2<br />

• • •<br />

Attribut Kn<br />

a1 1/1 (a1) V2 (a1) • - vn (a1)<br />

a 2 v1 (a2 ) v2 (a2 ) .... vn (a2)<br />

... ...<br />

a m v1 (a m ) v2 (a m ) ... vn (am)<br />

Tabelle 2: Struktur des Entscheidungsproblems bei multikriteriellen Entscheidungsverfahren<br />

Gegeben sind m Alternativen ..., a m. Die Alternativen sind durch n Attribute K gekennzeichnet.<br />

Es sind die Alternativen a 1 bis a m im Hinblick auf n Attribute zu bewerten. Die Ausprägung<br />

der Alternative ai auf dem k-ten Attribut wird mit vk (ai) bezeichnet.<br />

Das Entscheidungsmodell der MAUT ist die formalisierte Abbildung der für wesentlich erachteten<br />

Elemente und Beziehungen eines Entscheidungsproblems. Das Entscheidungsmodell<br />

ermöglicht die logische Ableitung einer Problemlösung. Gemäß der Grundidee der präskriptiven<br />

Entscheidungstheorie wird der Nutzen einer Alternative als Funktion der Teilnutzen, die<br />

die Alternative bzgl. der einzelnen Ziele aufweist, erfasst.<br />

70


2.2 Multi-kriterielle Entscheidungsverfahren<br />

Es wird angenommen, dass der Entscheider für alle Alternativen die relevanten Attribute<br />

kennt, dass er für jedes Attribut eine sog. Partialnutzenfunktion besitzt und jedem Attribut<br />

eine bestimmte Wichtigkeit w beimisst. Gemäß MAUT bestimmt der Entscheider für jede<br />

Alternative ihren Gesamtnutzenwert als die Summe aus den Produkten der Wichtigkeit mit<br />

den Partialnutzenwerten der Ausprägung auf alle Attribute. Formal heißt dies:<br />

Kai ) = Ewkyk(ai)<br />

k=1<br />

mit:<br />

v(a;) : Gesamtnutzenwert der Alternative ai<br />

Gewichte der k = 1 n Attribute<br />

vk (aJ) : bewertete Konsequenzen der Alternative a . über die k = 1 n Attribute (Partialnutzen)<br />

Die Reihung der Alternativen in eine besser / schlechter Anordnung stellt das Ergebnis dar.<br />

Der Entscheider wählt diejenige Option, die den höchsten Gesamtnutzen hat. Dabei wird<br />

unterstellt, dass er sich rational verhält und seinen Nutzen zu maximieren sucht (Eisenführ &<br />

Weber, 1999).<br />

Die MAUT gehört zu den kompensatorischen Entscheidungsregeln (Hogarth, 1987): Eine<br />

schlechte Ausprägung, die eine Option auf einem Attribut aufweist, kann grundsätzlich durch<br />

eine gute Ausprägung auf einem anderen Attribut kompensiert werden. Die additive Aggregation<br />

der Teilnutzen ist allerdings nur dann zulässig, wenn (a) die Vergleichbarkeit aller Attribute<br />

gegeben ist, damit eine Kompensierbarkeit aller Vor- und Nachteile vorhanden ist sowie<br />

(b) die präferentielle Unabhängigkeit zwischen den Attributen gewährleistet ist (von Nitzsch,<br />

1996).<br />

Der AHP basiert wie die MAUT auf einem linearen additiven Entscheidungsmodell. MAUT<br />

und AHP unterscheiden sich vor allem in drei Punkten:<br />

1. Während die MAUT mit einer nicht-hierarchischen Struktur des Entscheidungsproblems<br />

auskommen kann, erfordert der AHP explizit eine hierarchische Strukturierung.<br />

2. Während bei der MAUT die Attributausprägungen der Alternativen (Partialnutzen) explizit<br />

als Nutzenfunktion bestimmt werden, erfolgt beim AHP deren Bestimmung (Partialgewichte)<br />

anhand der sog. „Eigenwert-Methode" auf Basis des streng formalisierten<br />

Verfahrens des sukzessiven Paarvergleichs.<br />

3. Während die MAUT verschiedene Verfahren zur Bestimmung der Gewichte der Attribute<br />

zulässt, erlaubt der AHP nur das direkte Verfahren des Paarvergleichs.<br />

Kennzeichnend für den AHP ist die strenge Ordnung der Entscheidungssituation in hierarchische<br />

Ebenen (siehe beispielhaft Abbildung 1).<br />

71


Teil II Empirische Untersuchung: 2. Methode<br />

Zielebene 0<br />

Oberziel<br />

Zielebene 1<br />

Zielebene 2<br />

Abbildung 1: Hierarchische Struktur des AHP<br />

Aus einem Oberziel wird eine Zielhierarchie abgeleitet, wobei die Subziele auf der untersten<br />

Ebene analog zur MAUT als Attribute bezeichnet werden können. Die Zielerreichung wird an<br />

den Alternativen bestimmt, die das letzte Glied der Hierarchie darstellen. Im AHP werden alle<br />

Elemente in einer Hierarchieebene im Paarvergleich auf der neunstufigen AHP-Skala miteinander<br />

verglichen. Diese reicht von „absolut dominierend" (= 9) über „gleich gewichtig"(= 1)<br />

bis „absolut unterlegen" (= 1/9). Der AHP geht davon aus, dass sich der Entscheider bei<br />

seinen Aussagen reziprok verhält.<br />

Daher ergibt sich die Anzahl P der Paarvergleiche in der Subziel-Ebene E aus:<br />

n m .(m _1)<br />

P(E) = I<br />

2 I j=1<br />

mit Anzahl der Subziele unter dem Subziel j der übergeordneten Ebene (E-1), n: Anzahl<br />

der Subziele in der übergeordneten Ebene,<br />

sowie in der Ebene der Alternativen aus:<br />

m -(m -1)<br />

P(m,n)=<br />

2<br />

mit m: Anzahl der Alternativen, n: Anzahl der Attribute (Subziele der untersten Ebene).<br />

Im AHP werden die Gewichte durch die Eigenvektorisierung von Paarvergleichsmatrizen<br />

ermittelt. Die Teilgewichte werden relativ zum Oberziel ermittelt und in eine neue Matrix<br />

überführt. Diese Informationen werden aggregiert, um ein Gewicht für jede Alternative zu<br />

berechnen und damit ein Ranking zu erhalten. Mit der Eigenwert-Methode wird gleichzeitig<br />

für jede Paarvergleichsmatrix ein Konsistenztest durchgeführt.<br />

72


2.2 Multi-kriterielle Entscheidungsverfahren<br />

Das Vorgehen beider Bewertungs- und Entscheidungsverfahren, setzt sich aus folgenden<br />

fünf Schritten zusammen:<br />

• Strukturierung des Problems,<br />

• Formulierung der Ziele,<br />

• Impact Assessment,<br />

• Gewichtung der Ziele einschließlich je nach Verfahren die Bestimmung von Einzel-<br />

Wert-/Nutzenfunktionen, sowie<br />

• Bestimmung der Präferenz einer Alternative.<br />

2.2.3.1. Strukturierung des Problems<br />

Der erste Schritt jedes Entscheidungsprozesses ist die exakte Problemdefinition. Sie ergibt<br />

sich aus der Formulierung einer Leitfrage. Mögliche Zielsetzungen können diejenigen sein,<br />

die die Alternative ermitteln, die den größten Nutzen bringt, oder es soll jene Alternative<br />

heraus gearbeitet werden, die die geringsten Kosten verursacht oder das geringste Risiko in<br />

sich birgt, das beste Verhältnis aus Kosten-Nutzen-Risiko aufweist oder schließlich den<br />

größten Beitrag leistet (Meixner & Haas, 2002).<br />

Bei der Problemdefinition soll das Problemumfeld nicht außer Acht gelassen werden. Beachtet<br />

werden soll auch, dass die Ziele, die elizitiert werden sollen, auch in der Lage sind, auf<br />

die Lösung des Problems abzuzielen. Außerdem ist es wichtig die „richtigen" Teilnehmer an<br />

dem Entscheidungsprozess zu beteiligen, nämlich solche, die mit der Fragestellung in irgendeiner<br />

Weise verbunden sind (Saaty & Vargas, 2000).<br />

2.2.3.2. Formulierung von Zielen<br />

„Klarheit über Ziele ist ... eine Voraussetzung für die Rationalität von Entscheidungen" (Eisenführ<br />

& Weber, 1986, S. 907). Im Entscheidungsmodell multi-attributiver Verfahren sind die<br />

Attribute und die damit verbundenen Ziele die Komponente, mit denen die möglichen Konsequenzen<br />

der Alternativen/Optionen bestimmt werden können. Ist – wie im AHP – die Erstellung<br />

einer Zielhierarchie gefordert, stehen zwei Ansätze zur Verfügung:<br />

• Der Top-down-Ansatz und<br />

• der Bottom-up-Ansatz.<br />

Beim Top-down-Ansatz erfolgt die Entwicklung der Zielhierarchie durch Aufspaltung der<br />

Oberziele in Unterziele. Dieses Vorgehen bietet sich bei Entscheidungen an, bei denen man<br />

bereits eine gute Vorstellung von der Grobstruktur der für die Entscheidung wichtigen Aspekte<br />

hat. Die Entwicklung der Zielhierarchie im Bottom-up-Ansatz basiert auf der Auflistung<br />

aller möglichen Ziele, wobei zusammengehörige Ziele dann zusammengefasst werden.<br />

Dieses Vorgehen bietet sich bei neuartigen Problemen an. Meist erfolgt eine Kombination<br />

aus Top-down und Bottom-up-Verfahren (Eisenführ & Weber, 1999).<br />

Ein solches Verfahren der Zielerhebung ist die sog. „Wertbaum-Analyse". Ein Wertbaum<br />

umfasst eine geordnete Struktur von Werten eines Individuums oder einer Gruppe in Bezug<br />

auf verfügbare Entscheidungsmöglichkeiten, wobei sich Werte in Ziele umformulieren lassen<br />

(Keeney & McDaniels, 1999). Werte sind dabei definiert als „Konzepte des Wünschenswerten"<br />

(„conception of the desirable") (Kluckhohn, 1962), wobei hervorzuheben ist, dass die<br />

73


Teil II Empirische Untersuchung: 2. Methode<br />

Werteinschätzungen unterschiedlicher Gruppen oder Personen über ökonomische hinausgehen<br />

(Skorupinski & Ott, 2000). Werte werden in der Nutzentheorie nicht als abstrakte<br />

Orientierungsgrößen verstanden, sondern als Dimensionen, an denen der Grad der Erwünschtheit<br />

spezieller Handlungsalternativen oder Konsequenzen abgeschätzt werden soll<br />

(Keeney & Raiffa, 1976).<br />

Als wünschenswerte formale Eigenschaften der Zielhierarchie werden<br />

• Vollständigkeit,<br />

• Operationalität,<br />

• Dekomponierbarkeit,<br />

• Redundanzfreiheit und<br />

• Minimalität<br />

der erhobenen Ziele hervorgehoben (Keeney & Raiffa, 1976). Als vollständig ist eine Zielhierarchie<br />

dann anzusehen, wenn alle für die Bewertung relevanten Aspekte aus der Sicht der<br />

Bewerter integriert sind. Operationalität bezieht sich auf die Messbarkeit der Attribute. Dekomponierbar<br />

ist die Menge der Ziele dann, wenn sich die Merkmale zu disjunkten Teilmengen<br />

zusammenfassen lassen. Redundanzfreiheit liegt vor, wenn jedes Attribut vom anderen<br />

weitestgehend unabhängig ist, also kein Ziel mit einem anderen identisch ist oder in einem<br />

funktionalen Verhältnis zueinander steht. Praktikabilitätsgesichtspunkte gebieten eine Beschränkung<br />

der Anzahl der Attribute auf das unbedingt notwendige.<br />

2.2.3.3. Impact Assessment<br />

Eng mit der Wertelizitierung verbunden ist die Messung der „Impacts" („Konsequenzen" bzw.<br />

„Attributausprägungen") der zu beurteilenden Alternativen in Bezug auf die einzelnen Attribute.<br />

Die Attribute bieten den höchsten Detaillierungsgrad in der Zielehierarchie (Greening &<br />

Bernow, 2004). Jedes Attribut sollte eine geeignete Maßgröße beinhalten bzw. eine Ableitung<br />

ermöglichen (Keeney, 2001).<br />

Zur Bestimmung der Konsequenzen können verschiedene Quellen herangezogen werden.<br />

Diese Informationen können entweder der Literatur entnommen werden, in der solche Wirkungen<br />

in anderen Zusammenhängen bereits dargestellt wurden (wie z. B. aus den Berichten<br />

der Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages in der Studie Keeney, von<br />

Winterfeldt & Eppel, 1990). Liegen beispielsweise Risikoabschätzungen einzelner Technologien<br />

aufgrund von Risk Assessments vor, lassen sich diese in den Schritt der Wirkungsermittlung<br />

einspeisen (Apostolakis & Pickett, 1998). Des Weiteren kann auf Einschätzungen<br />

wissenschaftlicher Experten zurückgegriffen werden („expert judgments").<br />

Kennzeichnend für die Darstellung aller Wirkungen, die von den einzelnen Handlungsoptionen<br />

ausgehen, ist, dass ihre Beschreibung in quantitativer oder auch qualitativer Art in den<br />

Bewertungsprozess einfließen kann. Als quantitative Maßgrößen werden absolute Zahlen<br />

bzw. Bandbreiten bestimmter Größen herangezogen, um die Vielfalt der Expertisen sichtbar<br />

zu machen. Qualitative Maßstäbe können beispielsweise durch Angaben wie „hoch", „mittel",<br />

„niedrig" etc. als Vergleich der ausgewählten Alternativen formuliert werden (Meixner & Haas,<br />

2002).<br />

74


2.2 Multi-kriterielle Entscheidungsverfahren<br />

2.2.3.4. Gewichtung der Ziele<br />

Bei der Attributgewichtung geht es darum, die unterschiedliche Wichtigkeit, die verschiedene<br />

Attribute für den Bewerter haben, numerisch abzubilden. Dabei wird für jedes Attribut ein<br />

Gewichtungsfaktor wk bestimmt, der meist auf einer kardinalen Skala innerhalb des Intervalls<br />

[0;1] liegt, so dass gilt:<br />

VVk =1<br />

k=1<br />

Neben der Eigenvektormethode im Rahmen des AHP stehen verschiedene Gewichtungsverfahren<br />

zur Verfügung, die sich nach folgenden Dimensionen einteilen lassen (Fishburn,<br />

1967; Eisenführ & Weber, 1999):<br />

• Statistisch versus algebraisch,<br />

• holistisch versus dekompositorisch,<br />

• direkt versus indirekt.<br />

Statistische Verfahren, wie beispielsweise die Conjoint-Analyse, werden im folgenden nicht<br />

näher betrachtet, weil das additive Entscheidungsmodell unterstellt, dass der Entscheider<br />

bestimmbare Präferenzen hat und sich folglich auch Gewichtungen angeben lassen (Weber<br />

& Borcherding, 1993).<br />

Die beiden bekanntesten indirekten Verfahren sind die Swing-Gewichtung und das Trade-off-<br />

Verfahren. Die Rangbildungs-Methode und die Punktegewichtung gehören zu den direkten<br />

Verfahren.<br />

Das ganzheitliche Verfahren der Swing-Methode (von Winterfeldt & Edwards, 1986), erfordert<br />

vom Entscheider Präferenzurteile für eine vollständig definierte Alternativenmenge und<br />

damit die gleichzeitige Betrachtung aller Attributausprägungen in allen Alternativen über alle<br />

Ziele. Bei der Swing-Methode werden zunächst die schlechtestmögliche und die bestmögliche<br />

Ausprägung für jedes der Attribute festgelegt. Auf Basis der Konstruktion einer schlechtestmöglichen<br />

hypothetischen Option gibt dann der Entscheider an, auf welchem Attribut er<br />

eine Veränderung von der schlechtesten zur besten Ausprägung vornehmen würde (sog.<br />

Swing), wenn er ein Attribut verändern dürfte. Dadurch wird das wichtigste Attribut ermittelt.<br />

Bei Wiederholung dieses Vorgangs lassen sich auf diese Weise alle anderen Attribute ordnen<br />

und in eine Rangfolge bringen. Anschließend werden Punkte zwischen den Alternativen<br />

verteilt. Die beste Alternative erhält 100 Punkte, die schlechteste die geringste Punktezahl.<br />

Zur Ermittlung der Gewichte der einzelnen Alternativen werden die Punktzahlen normiert<br />

(Eisenführ & Weber, 1999).<br />

Als Dekompositionsverfahren findet die Trade-off Methode Anwendung (Keeney & Raiffa,<br />

1976). Die Gewichtsbestimmung mit Hilfe eines Trade-offs bedeutet, dass der Entscheider<br />

nach den Austauschraten zwischen zwei Attributausprägungen fragt, bei denen er indifferent<br />

ist. Dazu müssen die einzelnen Partialnutzenfunktionen der Attribute bekannt sein. Es wird<br />

so vorgegangen, dass jeweils Alternativenpaare konstruiert werden, die sich lediglich in zwei<br />

Attributen unterscheiden, wobei die zwei zu vergleichenden Optionen jeweils entgegengesetzt<br />

die schlechteste und die beste Ausprägung aufweisen sollen. Die Präferenz zwischen<br />

den beiden Alternativen wird ermittelt. Der Entscheider muss nun eine Ausprägung eines<br />

Attributes soweit erhöhen oder erniedrigen bis er indifferent bei Wahl dieser Option gegen-<br />

75


Teil II Empirische Untersuchung: 2. Methode<br />

über der zu vergleichenden ist. Die Partialnutzenfunktion, für die die Indifferenz festgestellt<br />

wurde, wird in das MAUT-Modell eingesetzt. Dieser Vorgang wird dann mit allen anderen<br />

Attributspaaren wiederholt. Aus dem so entstandenen Gleichungssystem lassen sich die<br />

Gewichtungen ermitteln (Eisenführ & Weber, 1999).<br />

Gewichte können auch nach der Rangbildungs-Methode ermittelt werden (Jungermann et<br />

al., 1998). Bei diesem direkten Verfahren müssen zunächst alle Attribute in einer Rangreihe<br />

geordnet werden. Es erfolgt die Zuordnung von Rangzahlen. Das wichtigste Attribut erhält<br />

den Rang R, = 1 bis zum unwichtigsten Attribut mit Rang m (bei m Attributen). Für jede<br />

Rangzahl wird der Reziprokwert gebildet. Die Gewichte ergeben sich durch Normierung auf<br />

das Intervall [0;1]:<br />

w,—<br />

1<br />

m<br />

1<br />

R, • E<br />

.J =1 Rj<br />

wobei w, die resultierende Wichtigkeit von Attribut i darstellt.<br />

Bei der Punktegewichtung wird vom Entscheider eine bestimmte Anzahl von Punkten (z. B.<br />

100) so auf die Attribute verteilt, dass die Punkte die relative Wichtigkeit der Attribute zueinander<br />

wiedergeben.<br />

2.2.3.5. Bestimmung der Präferenz einer Alternative<br />

Zur Bestimmung der Präferenz sind nicht-kompensatorische Verfahren von kompensatorischen<br />

Verfahren zu unterscheiden.<br />

Bei nicht-kompensatorischen Entscheidungsregeln wird eine Option dann nicht gewählt,<br />

wenn sie bestimmte vom Entscheider als notwendig erachtete Minimalniveaus auf einem<br />

oder mehreren Attributen nicht überschreitet oder wenn sie bestimmte als „absolut" wichtig<br />

erachtete Merkmale nicht besitzt, unabhängig davon, wie die Option auf anderen Attributen<br />

abschneidet.<br />

Wesentliche nicht-kompensatorische Entscheidungsregeln sind (Jungermann et al., 1998;<br />

Greening & Bernow, 2004):<br />

• Konjunktion: Es wird diejenige Option gewählt, die auf allen Attributen den jeweiligen<br />

Schwellenwert erfüllt.<br />

• Disjunktion: Es wird diejenige Option gewählt, die auf mindestens einem Attribut den<br />

Schwellenwert erfüllt.<br />

• Dominanzregel: Es wird diejenige Option gewählt, die auf allen Attributen mindestens<br />

so gut wie alle anderen Optionen und auf mindestens einem Attribut besser ist.<br />

• Minimax: Es wird die Option gewählt, deren schlechteste Ausprägung auf dem unwichtigsten<br />

Attribut liegt.<br />

Im Gegensatz dazu zählen MAUT und AHP zu den kompensatorischen Verfahren. Eine<br />

schlechte Ausprägung, die eine Option auf einem Attribut hat, kann durch gute Ausprägungen<br />

anderer Attribute ausgeglichen werden.<br />

76


2.3 Methodische Konzeption der Untersuchung<br />

Bei der MAUT wird diejenige Option gewählt, deren Partialnutzenwerte auf den einzelnen<br />

Attributen, jeweils mit den Gewichten der Attribute multipliziert und aufsummiert, den höchsten<br />

Gesamtwert ergibt (Merkhofer & Keeney, 1987, siehe Abschnitt 2.2.3). Dies gilt unter der<br />

Annahme der Nutzen- und Präfenzunabhängigkeit zwischen den jeweiligen Zielen. Andernfalls<br />

muss die lineare Gesamtnutzenfunktion Interaktionsterme enthalten, wodurch deren<br />

Bestimmung wesentlich erschwert wird. Sie wird zu einer multiplikativen oder multilinearen<br />

Nutzenfunktion (von Winterfeldt & Edwards, 1986; Katzman, 1987; Keeney, 1988).<br />

Die Präferenzfunktion im AHP wird durch den paarweisen Vergleich von Attributausprägungen<br />

der Alternativen ermittelt. Auf Basis der Eigenvektorberechnung erfolgt die Berechnung<br />

der Teilgewichte. Die Theoreme hierzu finden sich bei Saaty (1990b). Die Berechnung der<br />

Gesamtgewichte, um zu einem Ranking der Alternativen zu gelangen, erfolgt durch Aggregation<br />

der Teilgewichte.<br />

2.3 Methodische Konzeption der Untersuchung<br />

Ein Verfahren zur Entscheidungsunterstützung unter Unsicherheit erfordert einerseits, das<br />

verfügbare wissenschaftliche Wissen einzufangen und andererseits die gesellschaftlichen<br />

Prozesse abzubilden, die letztlich die Entscheidung für den einen oder anderen Weg in die<br />

Zukunft der <strong>Versorgung</strong> tragen. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, Weichenstellungen<br />

für zukünftige Entwicklungen in einem strukturierten Verfahren zu finden, das vorzeitigen<br />

Festlegungen und Positionen durch größtmögliche Transparenz der Entscheidungsgrundlagen<br />

den Nährboden entzieht. Es geht darum, Bewertungen und Entscheidungen schrittweise<br />

in wechselseitigem Austausch der relevanten gesellschaftlichen Akteure zu entwickeln und<br />

dabei wissenschaftliche Erkenntnisse und gesellschaftliche Interessen in aufeinander aufbauenden<br />

Verfahrensschritten zu berücksichtigen. Die Dekomposition des Entscheidungsproblems<br />

bei multi-kriteriellen Verfahren bietet die Grundlage für ein solches strukturiertes<br />

Vorgehen. Der hier vorgeschlagene Ansatz baut auf dem Verfahren der multi-kriteriellen<br />

Bewertung auf (Saaty, 1990; Keeney & Raiffa, 1976; siehe Abschnitt 2.2), adaptiert ihn aber<br />

an den vorliegenden Problemkontext (siehe Abschnitt 2.3.2).<br />

2.3.1 Diskursiver Ansatz<br />

Das Grundprinzip der Dekomposition des Entscheidungsproblems ermöglicht es, sowohl<br />

wissenschaftliches Wissen als auch Wertewissen in strukturierter Weise einzubringen. Dies<br />

öffnet den Weg zur Beteiligung gesellschaftlicher Akteure.<br />

Hinsichtlich partizipativer Prozesse und deren Ausgestaltung gibt es eine Reihe praktischer<br />

Erfahrungen (u. a. Renn, 1999; Greening & Bernow, 2004). Je nach der Zielsetzung der<br />

Untersuchung werden bei der Anwendung multi-kriterieller Verfahren als diskursive Entscheidungsprozesse<br />

(„deliberative decision making") in den einzelnen Phasen unterschiedliche<br />

Akteure miteinbezogen. Tabelle 3 zeigt beispielhaft unterschiedliche Diskurskonzepte.<br />

77


78<br />

Autoren Zielsetzung Beteiligte Gruppen Methoden<br />

Apostolakis & Pickett, Konsensbildung bei der Entschei- Einbindung von Gruppen gesellschaftlich MAUT zur Bestimmung der Präferenz der<br />

1998 dung über die beste Alternative zur Betroffener (Öffentlichkeit, Deponiebetreiber Alternativen<br />

Sanierung einer Sondermülldeponischen<br />

Aufsichtsbehörde)<br />

sowie Vertreter der nationalen und städti-<br />

Risk Assessment zur Bestimmung der Impacts<br />

AHP zur Bestimmung der Gewichtungen.<br />

Keeney & McDaniels, Konsensbildung bei Planungen Vertreter des Energieversorgers, Stakehol- MAUT zur Elizitierung von Zielen in Einzelinter-<br />

1999 des öffentlichen Sektors hinsicht- der als Vertreter verschiedener gesellschaft- views mit Vertretern des <strong>Versorgung</strong>sunterlich<br />

alternativer Energieversorgungsplänen<br />

licher Perspektiven, Vertreter der Behörde,<br />

die mit <strong>Versorgung</strong>sangelegenheiten betraut<br />

ist<br />

nehmens und der Aufsichtsbehörde sowie in<br />

einem Gruppentreffen aller Stakeholder<br />

Edwards, 1982 Entwicklung eines Plans zur Auf- Vertreter von verschiedenen gesellschaftli- Anwendung der verkürzten Form von MAUT<br />

hebung der Rassentrennung im chen Gruppen der Einwohner von Los Ange- (SMART) (unter Bestimmung von Gewichtun-<br />

Schuldistrikt Los Angeles<br />

les sowie Entscheidungsträgern der Schulbehörde<br />

zur Elizitierung von Werten und<br />

gen auf allen Ebenen des Wertebaums) als Teil<br />

einer Kosten-Nutzen-Analyse<br />

Bildung von Gewichtungsfaktoren:<br />

Experten der Schulbehörde zur Gewinnung<br />

von Nutzenfunktionen je Attribut<br />

Keeney, von Winter- Bewertung von alternativen Optio- Vertreter von betroffenen gesellschaftlichen Public value Forum (Kombination aus Fokusfeldt<br />

& Eppel, 1990 nen der Energiepolitik (verschiedene<br />

Gruppen zur Elizitierung von Werten und gruppen und MAUT)<br />

Energieszenarien)<br />

Erstellen eines gemeinsamen<br />

Wertbaums<br />

Tabelle 3: Beispiele für Diskurskonzepte<br />

Expert Judgements zur Ermittlung der Impacts<br />

Ingenieure, Lehrer der Sozialwissenschaften<br />

als Fokusgruppenteilnehmer zur Bildung von<br />

Einzelnutzenfunktionen und Gewichtungsfaktoren


2.3 Methodische Konzeption der Untersuchung<br />

Das Diskurskonzept der vorliegenden Untersuchung übernimmt die in den meisten Studien<br />

vorgenommene Trennung der Aufgaben, die wissenschaftlichen Experten einerseits und<br />

gesellschaftlichen Akteuren andererseits zukommt. Wissenschaftliche Experten treffen Aussagen<br />

über die „Wirkungen" der Zukunftsszenarien (Attributausprägungen bzw. Zielerreichungsgrad),<br />

gesellschaftliche Akteure bringen ihre Zielvorstellungen und Aussagen über die<br />

Wichtigkeit der Ziele (Zielhierarchie, Gewichtung) ein.<br />

Bei der Frage, welche gesellschaftlichen Akteure in die Untersuchung einbezogen werden<br />

sollen, zeigt sich, dass verschiedene theoretische Begründungen von Partizipationsverfahren<br />

auch zu Unterschieden in der Verfahrensgestaltung führen. Die diskurstheoretische Begründung,<br />

die auf Habermas (z. B. 1987) zurückgeht, verweist auf Verfahren, die sich auf eine<br />

breite Bürgerbeteiligung stützen. Wird hingegen die Legitimitätsfrage in den Blickpunkt gestellt,<br />

wie z. B. bei van den Daele (van den Daele & Neidhardt, 1996), verweist dies auf Verfahren<br />

mit Einbezug von „Stakeholdern" als Vertreter von Interessengruppen. Darüber hinaus<br />

ist anzumerken, dass es kein Verfahren gibt, das einer mathematischen Gleichung entsprechend<br />

zu einer eindeutigen Ableitung von Institutionen bzw. Personen führen würde. Ein<br />

solches Verfahren ist auch nicht denkbar, weil die in der Diskursforschung abstrakt herauskristallisierten<br />

Kriterien der Auswahl, wie z. B. Relevanz oder Fairness (Renn, Webler &<br />

Wiedemann, 1995), jeweils im Einzelfall über eine Verknüpfung mit dem jeweiligen Untersuchungskontext<br />

und Thema konkretisiert werden müssen. Diese Konkretisierung lässt sich nur<br />

im Wege der Interpretation erzielen.<br />

In der vorliegenden Untersuchung werden „Stakeholder" einbezogen. Edwards (1982,<br />

S. 170) definiert „Stakeholder" als ein „set of people, preferably organized, who know enough<br />

about the problem to have coherent and organized opinions and care enough to spent time<br />

working with the decision analyst". Nach Apostolakis & Pickett (1998, S. 623) ist ein „stakeholder"<br />

„any person or organization that may have a stake in the consequences of a particular<br />

decision". Das zentrale Kriterium für die konkrete Auswahl der Interessengruppen ist „die<br />

Betroffenheit" gesellschaftlicher Akteure von potentiellen Wandlungen in den <strong>Versorgung</strong>ssektoren.<br />

Die Betroffenheit der gesellschaftlichen Gruppen kommt dadurch zum Ausdruck,<br />

dass die jeweilige Gruppe in der Realisierung ihrer Ziele durch die Wirkungen, die von den<br />

Veränderungen in den Sektoren ausgehen können, berührt wird. Die Tangierung kann sowohl<br />

den Charakter einer Einschränkung bis hin zur Verhinderung als auch eine Erweiterung<br />

oder gar erst die Ermöglichung der Erreichung von Zielen haben. Diese Veränderungen in<br />

der Realisierung ihrer Ziele betreffen sowohl solche Gruppen, die mit <strong>Versorgung</strong>sleistungen<br />

in Verbindung stehen als auch solche, die vom Herstellungsprozess betroffen sind. Diejenigen<br />

Gruppen, deren Ziele durch die Veränderung der <strong>Versorgung</strong>sleistungen tangiert werden,<br />

können weiter untergliedert werden in solche Gruppen, die auf der Anbieterseite und<br />

solche, die auf der Nachfrageseite von <strong>Versorgung</strong>sleistungen stehen (siehe beispielhaft<br />

Tabelle 4). Aus den Organisationen werden diejenigen Teilnehmer gewählt, die sich in ihren<br />

Organisationen auch mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen und eine möglichst sektorübergreifende<br />

Kompetenz im Bereich der <strong>Versorgung</strong> mitbringen.<br />

79


80<br />

Organisation Wer wird Vertreten Art der Betroffenheit Wie äußert sich Betroffenheit (Beispiele)<br />

BGW<br />

DGB<br />

BDI als Anbieter<br />

Gas- und Wasserversorgungsunternehmen<br />

Arbeitnehmerseite der <strong>Versorgung</strong>swirtschaft<br />

Groß- bis mittlere <strong>Versorgung</strong>s-Unternehmen<br />

- Betroffene im Bereich <strong>Versorgung</strong>sleistungen<br />

und<br />

-dienstleistungen<br />

-- Anbieterseite<br />

Sektoren Wasser, Gas - Bei Veränderung der Marktposition, Markt- und Unternehmensstruktur<br />

infolge der Liberalisierung könnte im Gassektor<br />

die Integration von Unternehmen der einzelnen Wertschöpfungsstufen<br />

und die Wechselwirkung mit dem<br />

Stromsektor sowie im Wassersektor die Wasserqualität eine<br />

wichtige Rolle spielen.<br />

---- sektorübergreifend - Veränderung der Marktposition, Marktstruktur durch Unternehmenszusammenschlüsse<br />

und Auftritt von privaten/öffentlichen<br />

Haushalten als Strom-/Gasproduzenten<br />

könnten zu einer Veränderung der Beschäftigung bei den<br />

<strong>Versorgung</strong>sunternehmen führen<br />

- Veränderung der Dienstleistungsorientierung und der<br />

Marktposition der einzelnen Unternehmen könnte zu einer<br />

Veränderung der Arbeitsbedingungen (hinsichtlich Arbeitszeiten,<br />

Sonderzuwendungen, Arbeitsbelastung etc.) führen<br />

---- sektorübergreifend - Die Nachfrage nach veränderten Strom, Wärme und Telekommunikationsprodukten<br />

und weiteren Dienstleistungen<br />

kann zu einer Veränderung der Art und der Organisation<br />

des Bezugs von <strong>Versorgung</strong>sleistungen führen.<br />

Tabelle 4: Beispiele für potentielle Interessengruppen und ihre Betroffenheit von Veränderungen in den <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

(Fortsetzung auf der nächsten Seite)


Organisation Wer wird vertreten Art der Betroffenheit Wie äußert sich Betroffenheit (Beispiele)<br />

-- Nachfragerseite<br />

BDI als Nach- Groß- bis mittlere Unterneh- Industrie (sektorübergrei- - Betrieb der Produktion von Strom, Wärme und Wasser am<br />

frager men fend)<br />

Unternehmensstandort durch ein <strong>Versorgung</strong>sunternehmen<br />

oder Dienstleister könnte zu einer Veränderung der<br />

Organisation des Bezugs von <strong>Versorgung</strong>sleistungen führen.<br />

Bundesverband Privater Konsum ---- priv. Haushalte (sektorüber- - Veränderung in der Marktstruktur könnte zur Veränderung<br />

Verbraucherschutz<br />

greifend)<br />

der Strom-, Gas- und Wasserpreise und folglich des Kostenanteils<br />

am Haushaltsbudget führen.<br />

- Durch Veränderung des Marktes für TK-Dienste und infolgedessen<br />

die Größe der TK-Infrastruktur und durch Veränderungen<br />

der Wasserqualität könnte die Gesundheit der<br />

Konsumenten berührt werden.<br />

Deutscher Städ- Öffentlicher Konsum ---- öffentliche Haushalte (sek- - Veränderung der Organisation der Produktion von Versortetag<br />

torbergreifend)<br />

gungsleistungen könnte zu verstärktem Auftreten der öff.<br />

HH als Stromanbieter führen.<br />

- Betroffene vom Herstellungsprozess<br />

BUND Umwelt sektorübergreifend - Veränderungen im Energieerzeugungsmix und der Qualität<br />

der Abwasserbehandlung könnte zu Veränderung der Belastungen<br />

der einzelnen Medien (Luft, Wasser, Boden),<br />

führen.<br />

Tabelle 4 (fortgesetzt): Beispiele für potentielle Interessengruppen und ihre Betroffenheit von Veränderungen in den <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

81


Teil II Empirische Untersuchung: 2. Methode<br />

2.3.2 Verfahrensschritte<br />

Das hier vorgeschlagene Verfahren beinhaltet folgende Bausteine (siehe Abbildung 2): (a)<br />

die Erhebung einer Zielhierarchie zur Bewertung der Zukunftsszenarien, (b) die Erfassung<br />

der Gewichte, (c) die Erfassung der Wirkungen bzw. „Konsequenzen" der Szenarien (Attributausprägungen<br />

der Alternative) und (d) die abschließende Bewertung der Szenarien in<br />

einem Workshop gerade unter der Berücksichtigung der Zielerreichungsgrade der Szenarien.<br />

Gemäß dem diskursiven Ansatz der Untersuchung folgt der Baustein Ziele keinem normativen<br />

Ansatz, welcher Maßstab für Nachhaltigkeit anzulegen ist. Daher spielt die Frage der<br />

Ein- oder Mehrdimensionalität von Nachhaltigkeit keine Rolle (siehe Teil I). Es erfolgt vorab<br />

keine Festlegung. Gesellschaftliche Akteure, die letztlich für den Erfolg einer Entwicklungslinie<br />

entscheidend sind, sind es, die Ziele für die Bewertung der Zukunftsszenarien definieren<br />

und über die Gewichtung darlegen, worauf es ihnen besonders ankommt. Das Spektrum der<br />

Ziele hängt von den sie generierenden gesellschaftlichen Akteuren ab.<br />

Für die Gewichtung von Nachhaltigkeitszielen ist u. a. das Wissen darüber entscheidend,<br />

welche Konsequenzen mit den Zukunftsszenarien verbunden sind. Wissenschaftliche Experten<br />

untersuchen in der Impact-Analyse, inwieweit die Zukunftsszenarien mit den ermittelten<br />

Zielen in Einklang stehen. Den Schlusspunkt des Verfahrens bildet ein Workshop unter<br />

Beteiligung von Wissenschaftlern und gesellschaftlichen Akteuren, die im Vorfeld mitgewirkt<br />

haben. Für die Frage der Zukunftsfähigkeit der Szenarien ist entscheidend, wie die gesellschaftlichen<br />

Akteure die Stärken und Schwächen – wie sie von den wissenschaftlichen Experten<br />

aufgezeigt wurden – vor ihrem Interessenshintergrund einschätzen und gewichten.<br />

Die nachfolgende Graphik zeigt die Bausteine und Schritte der Nachhaltigkeitsbewertung der<br />

Zukunftsszenarien.<br />

Erhebung der Ziele<br />

7 Interviews<br />

w<br />

N<br />

Strukturierung der Ziele<br />

7<br />

Rückkopplung<br />

Gewichtung der Ziele<br />

7<br />

Fragebogen<br />

und Interviews<br />

Wirkungen<br />

Bewertung<br />

Impact-Analyse<br />

Chancen - Risiko -<br />

diskussion<br />

der Szenarien<br />

7<br />

7<br />

Zweitägiger<br />

Gutachten Wissenschaft<br />

Workshop<br />

Abbildung 2: Bausteine und Schritte der Nachhaltigkeitsbewertung<br />

82


2.3 Methodische Konzeption der Untersuchung<br />

Im Folgenden werden die einzelnen Schritte der hier vorgeschlagenen methodischen Konzeption<br />

im Überblick beschrieben.<br />

Schritt 1 und 2:<br />

Ziele bzw. diesen zugrunde liegende Werte für die Beurteilung der Nachhaltigkeit der Zukunftsszenarien<br />

werden anhand der Wertbaumanalyse erhoben. Dabei wird sowohl „topdown"<br />

als auch „bottom-up" vorgegangen. Aus den Ergebnissen der Einzelinterviews wird<br />

von den Autoren eine für alle gesellschaftlichen Akteure gemeinsame Zielhierarchie, der<br />

„Zielbaum", konzipiert. Ist der Zielbaum erstellt, erfolgt eine Rückkopplungsschleife mit den<br />

gesellschaftlichen Akteuren. Als Hintergrundinformation erhalten die Teilnehmer die ausführliche<br />

Beschreibung der Zukunftsszenarien.<br />

Schritt 3:<br />

Die Gewichtung erfolgt in einem Kontext kontroverser Auffassungen gesellschaftlicher Akteure<br />

darüber, was unter einer nachhaltigen netzgebundenen <strong>Versorgung</strong> zu verstehen ist. Mit<br />

„Sensibilitäten" der Akteure gegenüber der Offenlegung eigener Gewichtungen ist zu rechnen.<br />

Das hier vorgeschlagene Verfahren trägt diesem Umstand Rechnung. Die Gewichtung<br />

erfolgt zweifach, zum einen in Einzelinterviews und zum anderen in Schritt 5 im Rahmen des<br />

Workshops. Die Bestimmung der Gewichtungsfaktoren in Einzelinterviews erfolgt auf der<br />

Grundlage der gesamten Zielhierarchie und der Kenntnis der Alternativen (d. h. der Zukunftsszenarien).<br />

Die gemeinsame Gewichtung in Schritt 5 erfolgt vor dem Hintergrund der zusätzlichen<br />

Kenntnis der Attributausprägungen der Alternativen. Zur Bestimmung der Gewichtungsfaktoren<br />

in Einzelinterviews werden in einem zweistufigen Verfahren der Rang- und<br />

Punktgewichtung alle Ziele der Zielhierarchie relativ zueinander gewichtet. Die Berechnung<br />

der Gewichte basiert auf dem AHP. Die Ergebnisse sind – entgegen dem herkömmlichen<br />

Vorgehen multi-kriterieller Entscheidungsverfahren – nicht die Grundlage für die Ermittlung<br />

der individuellen Präferenzfunktionen, sondern werden als eigenständige Ergebnisse der<br />

Untersuchung betrachtet, die zudem die Basis für die Gestaltung des Schrittes 5 liefern.<br />

Schritt 4:<br />

Die Impact-Analyse in Bezug auf die in Schritt 1 und 2 ermittelten Attribute erfolgt auf der<br />

Basis von „expert judgments". Die Zukunftsszenarien besitzen zum einen nur mittleren Auflösungsgrad.<br />

Tiefenschärfe auf Indikatorenniveau ist allein für eine begrenzte Anzahl von Variablen<br />

vorhanden. Zum anderen sind die Zukunftsszenarien sektorübergreifend gebildet und<br />

damit von hoher Komplexität. Dies erfordert ein Verfahren, das die Unsicherheit in der Bewertung<br />

explizit erfasst. Methodisch wird für die Einschätzung der Attributausprägungen der<br />

Alternativen der AHP angewendet. Im Paarvergleich werden die Zukunftsszenarien anhand<br />

der AHP-Skala eingeschätzt. Die Konsistenzanalyse seitens des AHP unterstützt die Experten.<br />

Das herkömmliche Verfahren wird zudem mit einer Unsicherheitsanalyse gekoppelt.<br />

Diese beinhaltet Angaben a) zu den Begründungen für die Einschätzungen der Experten und<br />

b) zur jeweiligen Urteilssicherheit. Dies ermöglicht es nachzuvollziehen, welche Unsicherheiten<br />

vorhanden sind und worin Unterschiede in den Experteneinschätzungen begründet liegen.<br />

Schritt 5:<br />

Im Gegensatz zum im Abschnitt 2.2 beschriebenen Verfahren steht als letzter Baustein nicht<br />

die aus den vorhergegangenen Schritten rechnerisch abgeleitete Präferenz für ein Zukunftsszenario.<br />

Nicht die auf der Basis individueller Präferenzfunktionen im Konsens erarbei-<br />

83


Teil II Empirische Untersuchung: 3. Wertbaumanalyse<br />

tete eindeutige Entscheidung für ein Zukunftsszenario ist die Zielsetzung des vorliegenden<br />

Verfahrens, sondern vielmehr die sukzessive, über die verschiedenen Schritte des Prozesses<br />

immer konkreter werdende Bewertung von Chancen und Risiken expliziter Zukunftsoptionen.<br />

Um im gesamten Verfahren einen „black box"-Effekt und vor allem frühzeitige Positionskämpfe<br />

gesellschaftlicher Akteure zu vermeiden, werden die individuellen errechenbaren<br />

Präferenzfunktionen nicht in den Diskussionsprozess eingespeist. Vielmehr bilden alle in<br />

Schritt 1 bis 4 erarbeiteten Ergebnisse die Grundlage eines gemeinsamen Workshops. Damit<br />

gilt es, eine möglichst hohe Nachvollziehbarkeit in Bezug auf alle Verfahrensschritte zu erreichen.<br />

Auf der Basis der Experteneinschätzungen zu den Attributausprägungen der Szenarien<br />

werden zu allen Zielbereichen der Zielhierarchie das Für und Wider eines Zukunftspfades<br />

diskutiert. Auch Expertendissense sind Gegenstand der Diskussion. Vor diesem Hintergrund<br />

geht es vor allem um die Fragen: Wie schlagen sich als wichtig angesehene Ziele auf<br />

die Beurteilung der Zukunftsszenarien nieder? Welche Prioritäten werden gesetzt und wie<br />

werden sie begründet? Zu welchen Punkten sind sich die gesellschaftlichen Akteure weitgehend<br />

einig? Welcher der Zukunftspfade könnte eine Orientierung für die Zukunftsgestaltung<br />

bieten?<br />

3. Wertbaumanalyse<br />

Der erste und zweite Schritt des Verfahrens ist die Erstellung der Zielhierarchie. Die Erhebung<br />

der Zielvorstellungen, anhand derer die verschiedenen Zukunftsszenarien zu beurteilen<br />

sind, erfolgt anhand der Wertbaumanalyse. Im Folgenden sind der methodische Ansatz und<br />

die konkrete Umsetzung in der Untersuchung beschrieben. Auf der Basis der Erläuterung der<br />

Auswertung sind die Ergebnisse dargestellt.<br />

3.1 Durchführung<br />

3.1.1 Ansatz<br />

Die Wertbaumanalyse wurde als diskursive Methode zur Generierung und Strukturierung von<br />

Werten, Zielen bzw. Attributen von Keeney und Raiffa im Jahr 1976 in die Debatte eingeführt.<br />

Eine ausführliche Beschreibung findet sich z. B. bei von Winterfeldt & Edwards (1986).<br />

Werthierarchien werden nicht nach der subjektiven Wichtigkeit einzelner Werte, sondern<br />

nach dem Kriterium des Allgemeinheits- bzw. Abstraktionsgrades gebildet (Keeney, 1992b).<br />

Die nach der Strukturierung der Ziele erhaltene Hierarchie ist jedoch nicht dergestalt angelegt,<br />

dass ein Element der Zielhierarchie als Überkriterium für alle Elemente der darunter<br />

liegenden Zielebene fungieren muss, sondern jedes übergeordnete Ziel kann sich auf eine<br />

bestimmte Gruppe von Zielen unterer Ebenen beziehen (Saaty & Vargas, 2000). Die Elemente<br />

der verschiedenen Ebenen stehen jedoch in linearer Beziehung zueinander, d. h. Ziele<br />

der höheren Ebene können nicht von Zielen weiter unten liegender Ebenen dominiert werden<br />

(Saaty, 1990). Hinsichtlich der weiteren Nutzung der Zielhierarchien ist darauf hinzuweisen,<br />

dass diese nur in einem bestimmten Kontext, also bezüglich eines spezifischen Entscheidungs-<br />

bzw. Bewertungsproblems, gültig sind. Es können folglich keine Hierarchien in Bezug<br />

auf die generelle Bedeutung der aufgenommenen Werte gebildet werden (Brüggemann &<br />

Jungermann, 1996).<br />

84


3.1 Durchführung<br />

Ziel der Wertbaumanalyse ist es, bei Einbezug unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure<br />

einen Wertbaum zu erstellen. Die Wertbaumanalyse ist die „systematische Erfassung der<br />

Werte verschiedener Interessengruppen und die Zusammenstellung aller gesellschaftlich<br />

relevanten Wertmuster zu einem Grundmuster (Wertbaum)" (Opperman & Langer, 2000).<br />

Um zu einem solchen Wertbaum zu gelangen, sind in einem diskursiven Ansatz unterschiedliche<br />

Wege denkbar. Einer dieser Wege ist die Verhandlung. Jede Organisation konstruiert<br />

einen jeweils innerhalb der Organisation abgestimmten Teilbaum. Im Wege der Aus- und<br />

Verhandlung mit anderen gesellschaftlichen Akteuren kann dann ein Einigungsprozess stattfinden.<br />

Dazu braucht es Vertreter von Organisationen mit Mandat als Teilnehmer und ein<br />

Prozedere, wie z. B. Mediationsverfahren (Moore, 1986). Dies ist langwierig und birgt die<br />

Gefahr, dass der Wertbaum eine bloße Zusammenfassung gruppenspezifischer Teilbäume<br />

darstellt (Renn et al., 1985).<br />

Die Autoren entschieden sich für ein Verfahren, das den Akteuren die Mitwirkung erleichtert,<br />

indem sie von der Notwendigkeit „offizieller" Stellungnahmen der Organisation entlastet werden<br />

und die Synthese der jeweiligen Zielvorstellungen in den Händen der Forscher liegt. Die<br />

Hypothese dabei war, dass vor diesem Hintergrund es gelingen könnte, einen integrativen<br />

Wertbaum über unterschiedliche Interessenperspektiven hinweg zu erstellen, in dem sich die<br />

Akteure wiederfinden können, der jedoch nicht nur ein Nebeneinander von zielgruppenspezifischen<br />

Teilbäumen darstellt. Weiterhin war die Hypothese, dennoch durch den Prozess der<br />

gemeinsamen Entwicklung Bindungskraft für Verfahren und Ergebnisse erzeugen zu können.<br />

Im Einzelnen sah die Konzeption folgendes Vorgehen vor:<br />

Basis für den Wertbaum sind die jeweiligen Zielvorstellungen gesellschaftlicher Akteure. Sie<br />

bringen in Einzelinterviews ein, welche Ziele aus ihrer Sicht für die Bewertung der Zukunftsszenarien<br />

herangezogen werden sollen. Durch den Einbezug von Akteuren mit unterschiedlichen<br />

Interessenperspektiven werden verschiedene Dimensionen von Nachhaltigkeit abgedeckt.<br />

Festgelegt wird jedoch kein in der jeweiligen Organisation separat abgestimmter Teilbaum.<br />

Der Input der jeweiligen Akteure wird vielmehr von den Forschern weiterverarbeitet.<br />

Das Ergebnis – die Gesamtzielhierarchie – wird an die Akteure rückgekoppelt. Gefordert sind<br />

keine Deklaration eines Konsenses, sondern ein Einverständnis, dass das Ergebnis eine<br />

geeignete Grundlage darstellt und die Bereitschaft, mit diesem Zielkatalog weiterarbeiten zu<br />

wollen.<br />

3.1.2 Teilnehmer<br />

Das multi-kriterielle Bewertungsverfahren ist auf die Tiefenanalyse des Themas angelegt.<br />

Daher konzentriert sich das diskursive Konzept auf die Einbindung von Multiplikatoren, die<br />

über den gesamten Bewertungsprozess die Verfahrensschritte mit vollziehen (siehe Abschnitt<br />

2.3.1). Um eine möglichst breite Einbindung gesellschaftlicher Gruppen und Meinungsbilder<br />

bei der Entwicklung von Zielvorstellungen einer nachhaltigen <strong>Versorgung</strong> zu<br />

gewährleisten, ist eine stichprobenartige Integration einzelner Akteure der Wirtschaft oder<br />

Gesellschaft nicht zielführend. Erforderlich sind vielmehr auf der nächst höheren Aggregatsebene<br />

die Vertreter der einzelnen gesellschaftlichen Gruppen, wie z. B. Verbände.<br />

Da die Einbindung der Stakeholder über mehrere Phasen des Projektes notwendig war, wurde<br />

zu deren besseren Orientierung eine detaillierte Information über Ablauf und Schritte der<br />

85


Teil II Empirische Untersuchung: 3. Wertbaumanalyse<br />

Nachhaltigkeitsbewertung erstellt. Daraus ging ihre Rolle und Aufgabe im gesamten Prozess<br />

hervor. Nachfolgend aufgeführte Institutionen waren in die Wertbaumanalyse einbezogen13:<br />

Nr.<br />

Institution<br />

1 Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW)<br />

2 Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI)<br />

3 Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)<br />

4 Bündnis 90 / Grüne<br />

5 CDU-Bundestagsfraktion<br />

6 Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)<br />

7 Deutscher Städtetag<br />

8 Leitstelle Geschlechtergerechtigkeit und Nachhaltigkeit<br />

9 SPD-Bundestagsfraktion<br />

10 Verbraucherzentrale, Bundesverband<br />

Tabelle 5: Liste der Praxispartner bei der Wertbaumanalyse<br />

3.1.3 Vorgehen<br />

Die Erhebung der Ziele und Werte bei den betroffenen gesellschaftlichen Gruppen wurde<br />

mittels eines strukturierten Interviews anhand eines Interviewleitfadens durchgeführt. Eine<br />

spezifische Fragetechnik gewährleistete die systematische Erfassung sowohl globaler als<br />

auch möglichst konkreter Ziele und diente der Vorbereitung der hierarchischen Strukturierung<br />

des Wertbaumes. Im Vorfeld des Telefoninterviews wurde den Teilnehmern der Befragung<br />

Gelegenheit gegeben, sich über Ziele und evtl. bereits Strukturierung der Ziele Gedanken zu<br />

machen. Eventuelle Abstimmungsprozesse in den Organisationen konnten dabei vorgenommen<br />

werden. Die Dauer des Interviews war für ca. 60 Minuten angesetzt.<br />

Die Interviews zeigten, dass in der Regel eine Nachbereitung des Telefongesprächs in einem<br />

neuen Interviewtermin unerlässlich war. Dieser Termin diente dazu, durch gezieltes Nachfragen<br />

zu einer weiteren Vertiefung zu gelangen. Der komplexe Gegenstandsbereich der vier<br />

Sektoren machte es häufig zudem erforderlich, sektorspezifische Abteilungen innerhalb der<br />

Organisation hinzuzuziehen.<br />

Nach jedem Interview wurden die Ergebnisse graphisch als akteursspezifische Teilbäume<br />

aufbereitet. Unterschiede zwischen den Akteuren zeigen sich vor allem im Grad der Vertiefung<br />

bestimmter Zielbereiche. Während beispielsweise wirtschaftlich orientierte Gruppen<br />

ökonomische Aspekte stark ausdifferenzieren, spielen diese bei den Umweltgruppen kaum<br />

eine Rolle, bzw. werden nur Einzelaspekte stärker konkretisiert.<br />

13 Angefragt wurde auch die Freie Demokratische Partei (FDP).<br />

86


3.2 Auswertung<br />

3.2 Auswertung<br />

Bei der Entwicklung eines Wertbaums stellt sich nicht nur die Aufgabe, verschiedene Sichtweisen<br />

gesellschaftlicher Akteure, sondern auch verschiedene Sektoren der <strong>Versorgung</strong><br />

adäquat zu berücksichtigen. Diejenigen Zielkataloge für Nachhaltigkeit, die normativ bzw.<br />

aus der Wissenschaft generiert werden, sind entweder sektorunabhängig, daher aber abstrakt<br />

(z. B. CSD, 2001; OECD, 2003) oder aber konkret, dafür aber nur sektorspezifisch (z. B.<br />

UBA (2001) für Wasser, Nitsch & Rösch (2001) für Energie). Die Herausforderung bestand<br />

darin, einen Zielkatalog zu generieren, der für alle vier Sektoren Gültigkeit besitzt und<br />

zugleich konkret genug ist, um eine Bewertung der vier Zukunftsszenarien zu ermöglichen.<br />

Bei der Synthese der Ziele über alle Befragten wurde auf den akteursspezifischen Schwerpunkten<br />

in der Ausdifferenzierung aufgebaut. Die Ergebnisse der Interviews wurden so verdichtet<br />

und strukturiert, dass ähnliche Ziele zwar zusammengefasst, die jeweiligen Akzentuierungen<br />

der gesellschaftlichen Akteure aber hinreichend zum Ausdruck kamen. Bei der<br />

Festlegung der Begrifflichkeiten dienten die in der Literatur vorhandenen Zielsysteme nachhaltiger<br />

Entwicklung als Hintergrundfolie.<br />

Der Komplexität des Gegenstandsbereichs „vier Sektoren" wurde dadurch Rechnung getragen,<br />

dass bei der Konstruktion des Wertbaumes darauf geachtet wurde, dass auf der mittleren<br />

Abstraktionsebene möglichst sektorübergreifende Ziele dargestellt sind. Auf der untersten<br />

Ebene hingegen waren auch sektorspezifische Aspekte ausdifferenziert.<br />

3.3 Ergebnisse<br />

Der im Ergebnis auf der Basis der Interviewdaten hierarchisch strukturierte Wertbaum sektorübergreifender<br />

Nachhaltigkeit umfasst fünf Oberziele: „Umweltschutz", „Soziale Aspekte",<br />

„Wirtschaftliche Aspekte", „Gesundheitsschutz" und „<strong>Versorgung</strong>ssicherheit". Jeder dieser<br />

Teilbäume besteht aus drei Hierarchieebenen. Der Wertbaum stellt eine Gesamtschau verschiedener<br />

Perspektiven gesellschaftlicher Akteure dar, welche Kriterien zur Beurteilung der<br />

vier Zukunftsszenarien im Hinblick auf eine nachhaltige netzgebundene <strong>Versorgung</strong> mit<br />

Strom, Gas, Wasser und Telekommunikation zu berücksichtigen sind.<br />

Zusammengefasst lässt sich der Wertbaum wie folgt darstellen (Abbildung 3; eine detailliertere<br />

Beschreibung der einzelnen Ziele findet sich im Anhang, Kapitel A.2):<br />

87


Teil II Empirische Untersuchung: 3. Wertbaumanalyse<br />

rn<br />

rn<br />

Globale Ziele<br />

<strong>Versorgung</strong>s<br />

sicherheit<br />

Soziales<br />

Konkrete Ziele<br />

Aspekte, die sich auf die <strong>Versorgung</strong>sprodukte<br />

beziehen<br />

Aspekte, die sich auf das <strong>Versorgung</strong>ssystem<br />

beziehen <<br />

Gerechtigkeitsaspekte<br />

Aspekte sozialer Leistungen<br />

rn<br />

.r.<br />

.c<br />

_c<br />

Wirtschaft<br />

Markt Aspekte<br />

Aspekte, die sich auf die wirtschaftl.<br />

Handelnden beziehen \<br />

Gesundheit Aspekte. die die zur Belastung <<br />

führenden Wege beschreiben<br />

Umweltschutz<br />

Aspekte, die sich auf die<br />

Eintragsmedien beziehen<br />

Aspekte die sich auf das zu<br />

schützende Aggregat beziehen<br />

Abbildung 3: Ziele einer zukünftigen nachhaltigen <strong>Versorgung</strong><br />

In Abbildung 4 ist der Zielkatalog für den Bereich „Umweltschutz" dargestellt.<br />

1. Ebene 2. Ebene 3. Ebene<br />

— Klimaschutz<br />

— Landschaftsschutz<br />

— Gewässerschutz<br />

Umweltschutz —<br />

— Bodenschutz<br />

— Artenschutz<br />

— Ressourcenschonung<br />

Reduktion der CO2-Emissionen<br />

Reduktion von Methan-Emissionen<br />

Reduktion von N 20 aus Kläranlagen<br />

Vermeidung von Eingriffen in das<br />

Landschaftsbild (z.B. Sendemasten)<br />

Schaffung und Erhaltung von<br />

Erholungsgebieten<br />

Erhalt von Trinkwasserreservoiren<br />

Vermeidung von Schadstoffeinträgen<br />

in Wasserquellen (Oberflächengewässer,<br />

Grundwasser)<br />

Vermeidung von Bodenbelastung<br />

durch Unfälle in EVUs<br />

Deponieraum für radioaktive und<br />

toxische Abfälle<br />

Vermeidung von langfristigen<br />

Schadstoffakkumulationen<br />

Vermeidung der Übernutzung<br />

landwirtschaftlicher Flächen<br />

Schutz der Flora<br />

Schutz der Fauna<br />

Schutz von Habitaten<br />

— Materialien<br />

— Fläche<br />

Rohstoffe<br />

— Wald<br />

— Wasser<br />

Abbildung 4: Teilbaum „Umweltschutz"<br />

88


3.3 Ergebnisse<br />

In Abbildung 5 ist der Zielkatalog für den Bereich „Gesundheitsschutz" dargestellt.<br />

1. Ebene 2. Ebene 3. Ebene<br />

— Schutz vor Luftimmissionen<br />

Mortalität<br />

Morbidität<br />

Beeinträchtigungen<br />

Gesundheitsschutz —<br />

Schutz vor radioaktiver<br />

Strahlung<br />

Schutz vor Elektro-<br />

_<br />

magnetischen Feldern<br />

Mortalität<br />

Morbidität<br />

Beeinträchtigungen<br />

Mortalität<br />

Morbidität<br />

Beeinträchtigungen<br />

Schutz vor Belastung des<br />

Rohwassers / Trinkwassers<br />

Mortalität<br />

Morbidität<br />

Beeinträchtigungen<br />

Abbildung 5: Teilbaum „Gesundheitsschutz"<br />

In Abbildung 6 ist der Zielkatalog für den Bereich „<strong>Versorgung</strong>ssicherheit" dargestellt.<br />

1. Ebene 2. Ebene 3. Ebene<br />

— Räumliche Verfügbarkeit<br />

in Ballungsräumen<br />

in ländlichen Räumen<br />

in Randlagen von Ballungsräumen<br />

— Allzeitige Verfügbarkeit<br />

— Kostengünstige Verfügbarkeit<br />

— Sicherheit des Netzes<br />

— Veminderung von Störpotentialen —<br />

— Sicherheit der Anlagen<br />

<strong>Versorgung</strong>ssicherheit —<br />

Erhalt der Reversibilität innerhalb<br />

Anpassungsfähigkeit des<br />

des <strong>Versorgung</strong>ssystems<br />

<strong>Versorgung</strong>ssystems<br />

Fehlertoleranz<br />

— Qualität der <strong>Versorgung</strong><br />

Sicherung eines hohen Qualitätsniveaus<br />

Angebot einer Vielzahl von<br />

<strong>Versorgung</strong>sdienstleistungen<br />

Mittel- bis langfristig<br />

gesicherte Verfügbarkeit<br />

Unabhängigkeit von knappen<br />

Ressourcen<br />

Diversifikation von <strong>Versorgung</strong>squellen<br />

Diversifikation der Bezugsquellen<br />

Technologische Diversität<br />

Abbildung 6: Teilbaum „<strong>Versorgung</strong>ssicherheit"<br />

89


Teil II Empirische Untersuchung: 3. Wertbaumanalyse<br />

In Abbildung 7 ist der Zielkatalog für den Bereich „Wirtschaftliche Aspekte" dargestellt.<br />

1. Ebene 2. Ebene 3. Ebene<br />

Sicherung und Steigerung der<br />

Beschäftigung<br />

Wirtschaftliche<br />

Aspekte<br />

— Funktionsfähigkeit des Marktes<br />

— Vorbeugendes Wirtschaftshandeln<br />

— Kostendeckende Preise<br />

— Einkommensentwicklung<br />

— Effizienz der Leistungserstellung<br />

— Flexibilität<br />

Erhalt und Entwicklung<br />

des Wissenskapitals<br />

Pluralistische Marktstruktur (grikl<br />

öff./private)<br />

Internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

Investitionstätigkeit<br />

Innovationstätigkeit<br />

Investitionskosten<br />

Betriebskosten<br />

Internalisierte Kosten<br />

Abgaben<br />

Einkommenssteigerung<br />

Einkommenssicherung<br />

Innovationsfähigkeit<br />

Anpassungsfähigkeit an Markterfordernisse<br />

(Nachfrage, Angebot)<br />

Erhalt und Aufbau von Wissen zu<br />

bestehenden Technologien<br />

Erhalt und Entwicklung institutioneller<br />

Innovationen (Kooperation<br />

Unternehmen, Forschung)<br />

Aufbau und Entwicklung von Wissen<br />

zu neuen Technologien<br />

Abbildung 7: Teilbaum „Wirtschaft"<br />

90


3.3 Ergebnisse<br />

In Abbildung 8 ist der Zielkatalog für den Bereich „Soziale Aspekte" dargestellt.<br />

1. Ebene 2. Ebene 3. Ebene<br />

Soziale Aspekte –<br />

Soziale<br />

Gerechtigkeit<br />

Regionale<br />

Gerechtigkeit<br />

– Partizipation<br />

– Transparenz<br />

– Soziale Sicherheit<br />

Erhaltung der so-<br />

_<br />

zialen Ressourcen<br />

Sozialverträgliche Preise für Haushalte<br />

Gleichberechtigter Zugang zu Ressourcen<br />

von Haushalten, öffentlich. Einrichtungen<br />

und Unternehmen<br />

Gewährleistung einer Grundversorgung für<br />

alle<br />

Faire Rechts- und Vertragsgestaltung zur<br />

<strong>Versorgung</strong> für alle<br />

Vertretbares Wohlstandsgefälle<br />

Geschlechtergerechtigkeit<br />

Internationale Verteilungsgerechtigkeit der<br />

Ressourcennutzung (Industrie und<br />

Entwicklungsländer)<br />

Gleichheit der Lebensverhältnisse<br />

Gesellschaftliche Zielformulierung<br />

Planungsverfahren<br />

Verständlichkeit der Verbraucherinformation<br />

und Verträge zur <strong>Versorgung</strong><br />

Angabe der Höhe der Preise<br />

Angabe der Preisbestandteile (z.B.<br />

Netzkosten, Steueranteile)<br />

Angabe der Leistungsbestandteile (Herkunft<br />

und Art der Leistung)<br />

Angabe der Marktstrukturen<br />

— Vermeidung von Armut<br />

— Erhalt sozialer Sicherungssysteme<br />

Sicherung angemessener Mindestlöhne<br />

— Sicherung humaner Arbeitsbedingungen<br />

Sozialverträgliche Gestaltung des<br />

Beschäftigungswandels<br />

Übernahme von Verantwortung der Gesell-<br />

— schaft für nachfolgende Generationen<br />

Übernahme von Verantwortung der <strong>Versorgung</strong>sunternehmen<br />

für die Daseinsvorsorge<br />

Übernahme von Verantwortung von<br />

- Unternehmen in Entwicklungsländern<br />

Abbildung 8: Teilbaum „Soziales"<br />

Der Wertbaum wurde allen Befragten zugesandt. Als Hintergrundinformation erhielten die<br />

Teilnehmer zudem die Ausarbeitung der Szenarien.<br />

Alle Teilnehmer bewerteten die Zielhierarchie als geeignete Arbeitsgrundlage für die weiteren<br />

Schritte der Nachhaltigkeitsbewertung. Insbesondere wurde der hohe Differenzierungsgrad<br />

des Zielkataloges als positiv hervorgehoben. Ebenso fand positive Beachtung, dass die<br />

„Mehrdimensionalität" der Nachhaltigkeit sich nicht in einer starren Ausformulierung getrennter<br />

„Säulen" darstellt, sondern sich unter dem Thema „Wirtschaft" auch umweltorientierte Akzentuierungen,<br />

wie z. B. das Ziel „vorbeugendes Wirtschaftshandeln", oder unter dem Thema<br />

„<strong>Versorgung</strong>ssicherheit" sich Ziele wie z. B. „Anpassungsfähigkeit des <strong>Versorgung</strong>ssystems"<br />

fanden. Dies führte dazu, dass nicht automatisch eine Identifikation einer Gruppe nur mit<br />

einem bestimmten Teilbaum gegeben war, sondern sich alle Teilnehmer durchaus mit allen<br />

Aspekten des Wertbaumes auseinander zu setzen hatten. Genau das zu erreichen, war das<br />

Ziel des angewendeten Verfahrens der Wertbaumanalyse.<br />

91


Teil II Empirische Untersuchung: 4. Gewichtung der Ziele<br />

4. Gewichtung der Ziele<br />

Die Gewichte der Ziele sind eine wesentliche Komponente des multi-attributen Gesamtmodells.<br />

Im vorliegenden Verfahren hat die Ermittlung der Gewichte einen eigenen Erkenntniswert.<br />

Sie soll aufzeigen, welche Ziele gesellschaftliche Akteure bei der Entscheidung für die<br />

eine oder andere Zukunftsoption besonders erfüllt wissen wollen. Im Folgenden wird die<br />

Bedeutung der Erhebung von Gewichten im vorliegenden Kontext der Untersuchung thematisiert,<br />

das Vorgehen, die Auswertung und die Ergebnisse dokumentiert.<br />

4.1 Durchführung<br />

4.1.1 Ansatz<br />

Der Begriff der Nachhaltigkeit ist durch ein Dilemma gekennzeichnet: auf der einen Seite<br />

besitzt er hohe Integrationskraft für Vertreter unterschiedlicher Interessen. Diese Kraft entfaltet<br />

er jedoch umso weniger, je stärker er konkretisiert wird. Auf der anderen Seite braucht es<br />

aber eine konkrete Operationalisierung und Auseinandersetzung mit Zielkonflikten, um daraus<br />

belastbare Handlungen ableiten zu können.<br />

Seit dem Rio-Gipfel 1992 wird die Gleichgewichtigkeit der ökonomischen, ökologischen und<br />

sozialen Säulen postuliert. Jedes auf dem Grundsatz der Gleichgewichtigkeit der „Säulen"<br />

entwickelte Nachhaltigkeitssystem konstatiert allerdings darüber hinaus die Notwendigkeit<br />

einer Abwägung der verschiedenen Zielkriterien, verlagert diese jedoch auf den konkreten<br />

Fall. Erst im konkreten Fall gilt es – so wird gefordert – zu entscheiden, wie am besten die<br />

verschiedenen Zielkriterien integriert bzw. welche Prioritäten gesetzt werden sollen.<br />

Dies alleine ist jedoch nicht zielführend. Weichenstellungen müssen im Vorfeld konkreter<br />

Fälle erfolgen. Ziel muss es sein, bereits zu einem frühen Zeitpunkt, Chancen und Risiken für<br />

eine nachhaltige Entwicklung so konkret wie möglich abschätzbar zu machen, um Ressourcen<br />

zielgerecht zu allokieren. Darüber hinaus besteht zum späten Zeitpunkt der konkreten<br />

Fallentscheidung bereits meist eine konkrete Konfliktlage zwischen unterschiedlichen Interessen.<br />

Im Vorfeld manifester Entscheidungsoptionen müssen Korridore unter Unsicherheit<br />

beschritten werden. Die Unsicherheit betrifft nicht nur die potentiellen ökologischen, ökonomischen<br />

und sozialen Folgen, sondern auch die Frage, wie sich gesellschaftliche Akteure<br />

dazu positionieren werden.<br />

Zur Erreichung einer hohen Handlungsrelevanz bedarf es eines möglichst konkreten Katalogs<br />

von Zielvorstellungen. Kein Zukunftspfad der <strong>Versorgung</strong> kann alle Zielvorstellungen in<br />

gleichem Masse erfüllen. Daher setzt jede Weichenstellung eine Abwägung zwischen verschiedenen<br />

Zielkriterien voraus. Dieser Abwägungsprozess wird bestimmt durch die jeweilige<br />

Gewichtung der Ziele. Die Gewichtung von Zielen vor dem Hintergrund potentieller Zukunftsoptionen<br />

liefert eine Werterichtschnur. Sie ist ein Anhaltspunkt, mit welchen Konfliktlinien im<br />

Verlaufe von Entwicklungen zu rechnen ist. Die Gewichtung der Ziele ist ein Mittelweg, der<br />

zwar Zielkorridore vorzeichnet und damit handlungsrelevant wird, jedoch für die Beteiligten<br />

Spielräume offen lässt und damit seine integrative Kraft nicht einbüßt.<br />

Um dies zu leisten, muss der Ansatz der multi-kriteriellen Bewertung (Saaty, 1990; Keeney &<br />

Raiffa, 1976) modifiziert werden. Herkömmlich wurde der Ansatz für die Frage „Was ist die<br />

beste Entscheidung" verwendet. Im vorliegenden Fall geht es um die Frage „Welche Korrido-<br />

92


4.1 Durchführung<br />

re sind zukunftsträchtig und welche nicht?". Herkömmlich handelt es sich um eine ergebnisoffene<br />

Situation, in der alle Entscheider an der Identifikation und der Offenlegung ihrer „wahren"<br />

Gewichtungen interessiert sind, um auf dieser Grundlage eine Entscheidung für eine<br />

konkrete Option zu treffen. Im Projektkontext geht es darum, in einer Situation, in der die<br />

Offenlegung der Gewichtungen ein „sensibles" Thema für gesellschaftliche Akteure bedeutet,<br />

Konsenspotentiale auszuloten bzw. zu entwickeln und die Entscheidungsrationale transparent<br />

zu machen.<br />

4.1.2 Teilnehmer<br />

Die im Verfahren entwickelte Zielhierarchie eröffnet die Möglichkeit, ein differenziertes Bild<br />

der Einschätzungen verschiedener gesellschaftlicher Akteure zu gewinnen. Daher wurde der<br />

Teilnehmerkreis erweitert. Damit wird erreicht, die gesellschaftlichen Betroffenheiten nicht nur<br />

in der Breite, sondern auch in der Tiefe abdecken zu können. Insgesamt wurden 22 gesellschaftliche<br />

Akteure befragt.<br />

Die im Bundesverband der Industrie (BDI) vereinigten Perspektiven von Anbietern als auch<br />

Nachfragern von <strong>Versorgung</strong>sleistungen wurden aufgelöst durch Hinzunahme von Einzelperspektiven.<br />

Auf der Anbieterseite wurde gemäß der Wertschöpfungsstufen für die erste Stufe<br />

— der Erzeugung — der Verband der Großkraftwerksbetreiber (VGB) hinzugenommen sowie<br />

auf der Verteilungsstufe der Verband der Verbundunternehmen und regionalen Energieversorger<br />

(VRE). Dieser repräsentiert zudem auch gleichzeitig in der Gruppe der Erzeuger die<br />

kleinen Unternehmen. Um die privatwirtschaftliche Perspektive der Energieversorgung um<br />

öffentliche Sichtweisen zu ergänzen, wurde der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU)<br />

in die Bewertung miteinbezogen. Zusätzlich wurde der Verband der Maschinen- und Anlagenhersteller<br />

(VDMA) mit einbezogen, um die Perspektive der Lieferanten für Vorleistungen,<br />

wie z. B. von Energieerzeugungsanlagen, abzudecken.<br />

Zur Vervollständigung des Bereichs der Produktion von <strong>Versorgung</strong>sleistungen wurde neben<br />

den Sektoren Strom/Gas und Wasser die Perspektive des Telekommunikationssektors durch<br />

den Verband BITKOM hinzugefügt.<br />

Die Nachfrageseite von <strong>Versorgung</strong>sleistungen wurde im Bereich der industriellen Nachfrage<br />

anhand der energieintensivsten Branchen, die von Veränderungen in der Stromwirtschaft<br />

stark betroffen wären, weiter differenziert. Für die Gewichtung gewonnen wurden der Verband<br />

der Chemischen Industrie (VCI) und der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung<br />

(WSM).<br />

Um das Gleichgewicht gesellschaftlicher Perspektiven zu erhalten, wurde neben der Ausdifferenzierung<br />

der Wirtschaftsperspektive auch die Umweltperspektive erweitert. Zur Stärkung<br />

der internationalen Umwelt- und Entwicklungsperspektive wurde in das Verfahren der Gewichtung<br />

das Forum Umwelt und Entwicklung einbezogen. Zur Verstärkung von Umweltaspekten<br />

im Sektor Wasser wurde die Grüne Liga gewonnen. Der Naturschutzbund Deutschland<br />

(NABU) wurde als Pate für die Perspektive allgemeiner Umwelt- und insbesondere<br />

Naturschutzgesichtspunkte herangezogen. Ebenso nahm an der Gewichtung der Deutsche<br />

Bauernverband in seiner Funktion als Produzent von Vorprodukten, wie z. B. Raps zum Be-<br />

93


Teil II Empirische Untersuchung: 4. Gewichtung der Ziele<br />

trieb von Biomassekraftwärmekopplungsanlagen, teil, als auch als Betroffener durch beispielsweise<br />

Windkraftanlagen in der Weidewirtschaft.14<br />

In Tabelle 6 sind die Teilnehmer der Gewichtung aufgeführt.<br />

Nr.<br />

Institution<br />

1-10 Siehe Tabelle 5 (Seite 86)<br />

11 Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom)<br />

12 Deutscher Bauernverband e.V. (DBV)<br />

13 EnBW Energie Baden-Württemberg AG<br />

14 Forum Umwelt und Entwicklung<br />

15 Grüne Liga e.V.<br />

16 Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)<br />

17 Verband der Chemischen Industrie (VCI)<br />

18 Verband der Investitionsgüterindustrie (VDMA)<br />

19 Verband der Großanlagenbetreiber VGB PowerTech e.V.<br />

20 Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU)<br />

21 Verband der Verbundunternehmen und regionalen Energieversorger in Deutschland (VRE)<br />

22 Wirtschaftsverband Stahl und Metallverarbeitung e.V. (WSM-Industrie)<br />

Tabelle 6: Liste der Praxispartner bei der Gewichtung des Wertbaumes<br />

4.1.3 Vorgehen<br />

Die Ziele des Wertbaumes repräsentieren die Menge an bewertungsrelevanten, zwischen<br />

den Zukunftsoptionen (Szenarien A-D) differenzierenden Kriterien. Die hierarchische Struktur<br />

des Wertebaumes erlaubt es, eine große Anzahl von Kriterien zu berücksichtigen, indem nur<br />

die jeweils in einem Zweig und auf einer Hierarchieebene vorhandenen Kriterien (Geschwister-Kriterien)<br />

gegeneinander gewichtet werden. Die Wichtigkeit eines Ziels bzw. Kriteriums ist<br />

im vorliegenden Fall immer relativ zum spezifischen Bewertungsproblem (Szenarien A-D)<br />

und relativ zu den anderen Kriterien.<br />

14 Angefragt wurden für die Perspektive der Energieerzeugung der Verband der Deutschen Elektrizitätswirtschaft<br />

(VDEW) und Verband der Deutschen Netzbetreiber (VDN). Nachfragerseitig wurde im<br />

Bereich der Industrie die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) und der Zentralverband<br />

des Deutschen Handwerks (ZDH) kontaktiert, bei den privaten Nachfragern der Bundesverband der<br />

Deutschen Wohnungsunternehmen, die Bundesarchitektenkammer sowie der Paritätische Wohlfahrtsverband.<br />

94


4.2 Auswertung<br />

Folgendes Gewichtungsverfahren wurde eingesetzt:<br />

• Vorlage eines „Gewichtungsbogens" auf der Basis der Zielhierarchie<br />

• Definitionen der Ziele als „Prompting" für die Befragung<br />

• Individuelle Erhebung der Gewichtungen anhand eines zweistufigen Gewichtungsverfahrens<br />

• Gemeinsame Diskussion von Gewichtungen im Workshop (siehe Kapitel 5)<br />

Anhand eines Gewichtungsbogens wurde die Gewichtung in zwei Schritten vollzogen. Im<br />

ersten Schritt waren die Befragten dazu aufgefordert, die Menge an k Kriterien jedes Astes<br />

nach ihrer Wichtigkeit für die vergleichende Beurteilung der Zukunftsszenarien im Hinblick<br />

auf Nachhaltigkeit in eine Rangreihe zu bringen. Indifferenz konnte durch Vergabe gleicher<br />

Rangplätze zum Ausdruck gebracht werden. Im zweiten Schritt wurde im persönlichen bzw.<br />

Telefoninterview eine Punktegewichtung durchgeführt. Dazu erhielt Rangplatz 1 jeweils als<br />

Ankerwert 100 Punkte. Punkte waren dann so auf die Kriterien zu verteilen, dass sie die relative<br />

Wichtigkeit der Kriterien zueinander widerspiegeln. Bei Indifferenz war die gleiche Punktzahl<br />

zu vergeben. Die Ziele, die aus der Sicht des Befragten bei der Bewertung der Zukunftsoptionen<br />

keine Berücksichtigung finden sollten, erhielten das Gewicht mit dem Wert Null.<br />

Verschiedene Studien zur Validität der Wichtigkeitsurteile zeigten systematische Urteilstendenzen,<br />

je nachdem, welche Methode der Vorgabe der Kriterien und der Erhebung der Urteile<br />

verwandt wird. Die Untersuchung von Borcherding und von Winterfeldt (1988) zeigte, dass<br />

die Bewerter Ziele umso wichtiger einschätzten, je weiter oben sie in der Hierarchie platziert<br />

waren und wenn sie in Unterziele aufgespalten waren (hierarchy bias).<br />

Der hier vorgeschlagene Ansatz sah vor, bei der Bildung der Rangfolge mit der Ebene der<br />

Oberziele (1. Ebene) zu beginnen, die Punktgewichtung hingegen in der umgekehrten Reihenfolge<br />

von den konkreten Unterzielen (3. Ebene) zu den abstrakten Oberzielen (1. Ebene)<br />

zu erheben, um zu belastbaren Aussagen zu gelangen. Die Zieldefinitionen, die sich auf die<br />

Interviews im Rahmen der Wertbaumanalyse gründeten (siehe Anhang, Kapitel A.2), wurden<br />

bei Unklarheiten eingespeist. In diesem Verfahren kam es darauf an, die Facetten der Ziele,<br />

die die Befragten vor Augen hatten, bei der Gewichtung zugrunde zu legen. Die Definition<br />

diente dem „Prompting" der Befragten und dort, wo es nötig war, dem Vorbeugen bzw. Ausräumen<br />

von Missverständnissen. Da keine Definition alle Facetten erfassen kann, sollte der<br />

Interpretationsspielraum nicht zu eng gefasst werden. Der erste Schritt der Rangbildung<br />

diente dazu, die Befragten mit den Zielen und dem Verfahren der Präferenzbildung vertraut<br />

zu machen. Der zweite Schritt der Punktegewichtung diente der Vertiefung. Im zweiten<br />

„Durchgang" nahmen alle Befragten mehr oder weniger umfangreiche Korrekturen vor und<br />

begründeten diese. Die Dauer der Erhebung der Gewichtung betrug jeweils ca. 2 Stunden.<br />

Auch hier wurde den gesellschaftlichen Akteuren die Gelegenheit gegeben, sich in der Organisation<br />

rückzukoppeln und etwaige Änderungen vorzunehmen.<br />

4.2 Auswertung<br />

Anhand der Ergebnisse der Befragung wurden die relativen und absoluten Gewichte der<br />

Ziele berechnet. Die relativen Gewichte geben Auskunft über die Wichtigkeit von Kriterien<br />

innerhalb eines Zweiges auf einer Hierarchieebene. Die absoluten Gewichte ermöglichen<br />

Aussagen über die Wichtigkeit der Kriterien über alle Zweige auf einer Hierarchieebene.<br />

95


Teil II Empirische Untersuchung: 4. Gewichtung der Ziele<br />

G rell<br />

W.<br />

kI<br />

I wj<br />

j=1<br />

Die so berechneten relativen Gewichte sind Werte im Intervall [0;1], ihre Summe über alle<br />

Geschwister-Kriterien beträgt 1.<br />

Die absoluten Gewichte erhält man, indem die relativen Gewichte mit den Gewichten der<br />

jeweils auf einer höheren Ebene ihres Zweiges liegenden Kriterien multipliziert werden. Das<br />

absolute Gewicht eines Kriteriums berechnet sich also als Produkt der relativen Gewichte, so<br />

z. B. das absolute Gewicht des Kriteriums „Reduktion der CO 2-Emissionen" als<br />

Gabs, Reduktion der CO2-Emissionen<br />

= Grel, Umweltschutz X Grel, Klimaschutz X Grel, Reduktion der CO2-Emissionen<br />

Bei dieser Vorgehensweise ist die Summe aller absoluten Gewichte einer Ebene = 1.<br />

4.3 Ergebnisse<br />

4.3.1 Relative Gewichte der Zielkriterien<br />

Tabelle 7 listet die Ergebnisse der Gewichtung für die fünf Oberziele nachhaltiger <strong>Versorgung</strong><br />

auf.<br />

Sektorübergreifende Nachhaltigkeit<br />

Arithmetisches<br />

Mittel<br />

In der Gewichtungs-Befragung hat der Bewerter für jedes der zu vergleichenden k Geschwister-Kriterien<br />

einen Wert W, zwischen 0 und 100 Punkten vergeben. Aus diesen Punkte-<br />

Werten werden gemäß dem AHP die relativen Gewichte G reu berechnet, indem auf die<br />

Summe der Punkte-Werte normiert wird:<br />

Standardabweichung<br />

Gesundheitsschutz 0,21 0,03<br />

Umweltschutz 0,21 0,04<br />

<strong>Versorgung</strong>ssicherheit 0,20 0,03<br />

Wirtschaftliche Aspekte 0,20 0,04<br />

Soziale Aspekte 0,19 0,04<br />

Tabelle 7: Kennwerte der relativen Gewichte der fünf Oberziele sektorübergreifender Nachhaltigkeit<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass im Mittel über alle Befragten sowohl der Gesundheits- als auch<br />

der Umweltschutz vorrangig für eine nachhaltige Zukunft der <strong>Versorgung</strong> erfüllt sein müssen.<br />

An letzter Stelle sind es die sozialen Aspekte, die bei der Entscheidung um eine nachhaltige<br />

<strong>Versorgung</strong> aus der Sicht der Befragten zu berücksichtigen sind. Die Unterschiede zwischen<br />

den fünf Zielen nachhaltiger <strong>Versorgung</strong> sind jedoch im Mittel gering.<br />

96


4.3 Ergebnisse<br />

Die Analyse der Streuung der Gewichtungen gibt Aufschluss darüber, wie einig sich die<br />

Befragten in ihren Urteilen sind (siehe Tabelle 7; Abbildung 9)15.<br />

A. Soziale Aspekte<br />

B. <strong>Versorgung</strong>ssicherheit<br />

C. Gesundheitsschutz<br />

D. Wirtschaftliche Aspekte<br />

E. Umweltschutz<br />

A B c D E<br />

Abbildung 9: Verteilung der Werte für die fünf Oberziele nachhaltiger <strong>Versorgung</strong> (Boxplot)<br />

Dem Gesundheitsschutz hohe Priorität einzuräumen, darüber sind sich die Akteure weitgehend<br />

einig. Bezüglich des Umweltschutzes und wirtschaftlicher Aspekte streuen die Werte<br />

stärker. Sowohl jenseits des 75. Perzentils (hohes relatives Gewicht) als auch des 25. Perzentils<br />

(geringes relatives Gewicht) sind in beiden Fällen Ausreißer zu verzeichnen. Der<br />

Interquartilbereich ist bei den im Mittel am niedrigsten bewerteten sozialen Aspekte groß.<br />

In Tabelle 8 sind die relativen Gewichte für die Unterkriterien des Umweltschutzes auf der 2.<br />

Hierarchieebene aufgeführt.<br />

Umweltschutz<br />

Arithmetisches<br />

Mittel<br />

Standardabweichung<br />

Klimaschutz 0,20 0,04<br />

Landschaftsschutz 0,11 0,05<br />

Gewässerschutz 0,19 0,03<br />

Bodenschutz 0,16 0,03<br />

Artenschutz 0,14 0,04<br />

Ressourcenschonung 0,20 0,04<br />

Tabelle 8: Kennwerte der relativen Gewichte der Unterkriterien „Umweltschutz"<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass im Mittel über alle Befragten dann, wenn es um den Umweltschutz<br />

zukünftiger <strong>Versorgung</strong> geht, der Klimaschutz und die Ressourcenschonung am<br />

wichtigsten sind. Im Vergleich zu den anderen Kriterien ist für die ökologische Beurteilung<br />

der Zukunftspfade der Landschaftsschutz nachrangig, d. h. die Vermeidung von Eingriffen<br />

durch Windräder oder Sendemasten in das Landschaftsbild und der Erhalt von Erholungsge-<br />

15 Der Boxplot gibt den Median (Balken innerhalb des Kastens) sowie das 75. und 25. Perzentil an.<br />

50% der Fälle haben Werte innerhalb des Kastens. Die „Schnurrhaare" geben den kleinsten und<br />

größten Wert an, der kein Ausreißer ist. Der Kreis repräsentiert Ausreißer, der Stern Extremwerte.<br />

97


Teil II Empirische Untersuchung: 4. Gewichtung der Ziele<br />

bieten. Seitens der Akteure werden hier jedoch unterschiedliche Akzentuierungen gesetzt.<br />

Dies zeigt die Abbildung 10.<br />

0.4<br />

A. Klimaschutz<br />

07<br />

B. Landschaftsschutz<br />

0.3-<br />

010<br />

06<br />

C. Gewässerschutz<br />

D. Bodenschutz<br />

0.2<br />

E. Artenschutz<br />

F. Ressourcenschonung<br />

0.1 -<br />

021<br />

07<br />

0.0<br />

A<br />

Abbildung 10: Verteilung der Werte für die Kriterien des Umweltschutzes (Boxplot)<br />

Der Interquartilbereich für den Landschaftsschutz ist groß. Einer der Befragten vergab für<br />

den Landschaftsschutz ein Null-Gewicht.<br />

Die Ressourcenschonung ist im Vergleich zu anderen Ökologie-Kriterien besonders wichtig.<br />

Dazu gehören vor allem der sparsame Einsatz von Wasser in Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

oder zur Wasserbereitstellung und die Vermeidung von Wasserverlusten<br />

durch Rohrbrüche oder Leckagen sowie die Schonung von Rohstoffen, d. h. der sparsame<br />

Einsatz von Brennstoffen zur Produktion von <strong>Versorgung</strong>sleistungen bei Herstellung und<br />

Betrieb (siehe Tabelle 9).<br />

Umweltschutz / Ressourcenschonung<br />

Arithmetisches<br />

Mittel<br />

Standardabweichung<br />

Schonung Materialien 0,15 0,05<br />

Schonung Fläche 0,18 0,05<br />

Schonung Rohstoffe 0,24 0,09<br />

Schonung Wald 0,17 0,05<br />

Schonung Wasser 0,25 0,06<br />

Tabelle 9: Kennwerte der relativen Gewichte der Unterkriterien „Ressourcenschonung"<br />

Die Schonung von Materialien, d. h. der sparsame Einsatz von Stoffen, die während des<br />

Baus, Betriebs oder bei der Demontage von <strong>Versorgung</strong>sanlagen eingesetzt werden, wie<br />

z. B. Sand oder Mineralien, weist hingegen im Mittel das geringste relative Gewicht auf. Beim<br />

Thema „Rohstoffe" setzen einige Akteure deutliche Akzente in der Gewichtung (siehe<br />

Abbildung 11).<br />

98


4.3 Ergebnisse<br />

0.7<br />

A. Materialien<br />

0 .6- *7 B. Fläche<br />

0 .5-<br />

0 .4-<br />

0 .3- 812<br />

C. Rohstoffe<br />

01 D. Wald<br />

E. Wasser<br />

0 .2-<br />

0 .1 -<br />

0.0<br />

0 7<br />

841<br />

A B c D E<br />

Abbildung 11: Verteilung der Werte für die ökologischen Kriterien „Ressourcenschonung" (Boxplot)<br />

Neben dem Umweltschutz wurde im Mittel der Gesundheitsschutz als besonders wichtig für<br />

die Beurteilung von Zukunftsoptionen eingeschätzt. Tabelle 10 zeigt, welche der verschiedenen<br />

Gesundheitsrisiken dabei besonderes Gewicht erhalten sollen.<br />

Gesundheitsschutz<br />

Arithmetisches<br />

Mittel<br />

Standardabweichung<br />

Luftimmissionen 0,27 0,06<br />

Radioaktive Strahlung 0,27 0,07<br />

Elektromagnetische Felder 0,15 0,06<br />

Belastung Roh-/Trinkwasser 0,31 0,12<br />

Tabelle 10: Kennwerte der relativen Gewichte der Unterkriterien „Gesundheitsschutz"<br />

An erster Stelle steht im Mittel der Schutz vor einer Belastung des Roh- bzw. Trinkwassers,<br />

gefolgt vom Schutz vor radioaktiver Strahlung und Luftimmissionen. Das Thema der Elektromagnetischen<br />

Felder (EMF) wird als weniger bedeutsam für Zukunftsentscheidungen in der<br />

netzgebundenen <strong>Versorgung</strong> gesehen. Wie Abbildung 12 zeigt, gibt es bei den meisten<br />

Gesundheitsrisiken eine hohe Übereinstimmung zwischen den befragten Akteuren: Lediglich<br />

die Bedeutung, die dem Schutz vor EMF im Vergleich zu den anderen Gesundheitsrisiken<br />

bei der Beurteilung nachhaltiger Zukunftsoptionen eingeräumt werden soll, wird leicht unterschiedlich<br />

eingestuft.<br />

99


Teil II Empirische Untersuchung: 4. Gewichtung der Ziele<br />

1.0<br />

0 .8-<br />

0 .6-<br />

0 .4- 06<br />

A. Schutz vor Luftimmissionen<br />

B. Schutz vor radioaktiver Strahlung<br />

*10<br />

C. Schutz vor elektromagnetischen<br />

Feldern<br />

D. Schutz vor Belastung des Rohwassers<br />

/ Trinkwassers<br />

07<br />

0 .2-<br />

0.0<br />

06<br />

* 10<br />

*10<br />

A B c<br />

Abbildung 12: Verteilung der Werte für die Kriterien des Gesundheitsschutzes (Boxplot)<br />

Hinsichtlich der <strong>Versorgung</strong>ssicherheit entscheidet sich die Nachhaltigkeit <strong>netzgebundener</strong><br />

<strong>Versorgung</strong> nicht so sehr an der Anpassungsfähigkeit des <strong>Versorgung</strong>ssystems. Ob die<br />

Modifizierbarkeit der Technologiepfade dahingehend erhalten bleibt, dass irreparable Schäden<br />

vermeidbar sind oder aber eine hohe Fehlertoleranz des <strong>Versorgung</strong>ssystems gewährleistet<br />

ist, so dass auch mit einer begrenzten Zahl fehlerhafter Subsysteme durch redundante<br />

Komponenten die Funktion der <strong>Versorgung</strong> erfüllbar bleibt, sind im Mittel der Befragten nicht<br />

die Hauptaspekte. Auch die kostengünstige Verfügbarkeit von Rohstoffen (Brennstoffen) bzw.<br />

Leistungen steht im Mittel nicht an erster Stelle. Wohl zeigt die Abbildung 13 deutliche Pointierungen<br />

seitens einzelner Akteure, die die Bedeutung der kostengünstigen Verfügbarkeit<br />

relativ zu den anderen Kriterien deutlich höher oder aber deutlich niedriger als der Durchschnitt<br />

einschätzen.<br />

Arithmetisches<br />

Mittel<br />

Standardabweichung<br />

Räumliche Verfügbarkeit 0,14 0,06<br />

Allzeitige Verfügbarkeit 0,15 0,04<br />

Kostengünstige Verfügbarkeit 0,13 0,05<br />

Verminderung von Störpotentialen 0,13 0,03<br />

Anpassungsfähigkeit. d. <strong>Versorgung</strong>ssystems 0,12 0,04<br />

Qualität der <strong>Versorgung</strong> 0,16 0,04<br />

Mittel- bis langfristig gesicherte Verfügbarkeit 0,17 0,03<br />

Tabelle 11: Kennwerte der relativen Gewichte der Unterkriterien ,<strong>Versorgung</strong>ssicherheit"<br />

Die Nachhaltigkeit unter dem Blickwinkel der <strong>Versorgung</strong>ssicherheit entscheidet sich vor<br />

allem daran, inwieweit die Verfügbarkeit der Ressourcen und Leistungen mittel- bis langfristig<br />

gesichert sind (siehe Tabelle 11). Hierin sind sich die befragten Akteure auch weitgehend<br />

einig (siehe Abbildung 13).<br />

100


4.3 Ergebnisse<br />

0.4<br />

A.<br />

B.<br />

Räumliche Verfügbarkeit<br />

Allzeitige Verfügbarkeit<br />

0.3-<br />

04<br />

076<br />

04<br />

C.<br />

Kostengünstige Verfügbarkeit<br />

D. Verminderung von Störpotentialen<br />

0.2-<br />

014<br />

T E.<br />

Anpassungsfähigkeit des <strong>Versorgung</strong>ssystems<br />

F. Qualität der <strong>Versorgung</strong><br />

0.1 -<br />

G. Mittel- bis langfristig gesicherte<br />

0.0<br />

06<br />

014<br />

A<br />

04<br />

B<br />

1016<br />

c<br />

F 0<br />

Verfügbarkeit<br />

Abbildung 13: Verteilung der Werte für die Kriterien der <strong>Versorgung</strong>ssicherheit (Boxplot)<br />

Deutlich unterschiedlicher Auffassung ist man allerdings in der Frage, ob zur Sicherung der<br />

Verfügbarkeit die Unabhängigkeit von knappen Ressourcen maßgeblich ist. Zwar wird dieses<br />

Kriterium relativ zu den anderen im Mittel am höchsten eingeschätzt, jedoch streuen die<br />

Werte stark (siehe Tabelle 12; Abbildung 14).<br />

<strong>Versorgung</strong>ssicherheit /<br />

Mittel- bis langfristig gesicherte Verfügbarkeit<br />

Arithmetisches<br />

Mittel<br />

Standardabweichung<br />

Unabhängigkeit von knappen Ressourcen 0,29 0,09<br />

Diversifikation von <strong>Versorgung</strong>squellen 0,25 0,04<br />

Diversifikation der Bezugsquellen 0,23 0,06<br />

Technologische Diversität 0,23 0,08<br />

Tabelle 12: Kennwerte der relativen Gewichte der <strong>Versorgung</strong>ssicherheits-Kriterien „Mittel- bis langfristig<br />

gesicherte Verfügbarkeit"<br />

Wesentlich größere Einigkeit besteht darin, dass es eine Diversifikation von <strong>Versorgung</strong>squellen<br />

geben muss. Für den Strom- und Gassektor bedeutet dies eine möglichst starke<br />

Mischung aus verschiedenen klassischen und erneuerbaren Energieträgern. Inwieweit auch<br />

möglichst verschiedene Technologien zur Sicherstellung der <strong>Versorgung</strong> eingesetzt werden<br />

sollen, die unterschiedliche Ressourcen nutzen und unterschiedliche Einsatzgebiete aufweisen<br />

wie z. B. Grundlast, Mittellast, Spitzenlast für den Strom- und Gassektor, sehen die Akteure<br />

unterschiedlich. Im Mittel ist diese technologische Diversität ebenso wie die Diversifikation<br />

der Bezugsquellen, also z. B. die räumliche Verteilung der Lagerstätten je Energieträger,<br />

relativ zu den anderen Kriterien zur Sicherung der mittel- bis langfristigen Verfügbarkeit von<br />

untergeordneter Bedeutung.<br />

101


Teil II Empirische Untersuchung: 4. Gewichtung der Ziele<br />

01<br />

0s<br />

A. Unabhängigkeit von knappen<br />

Ressourcen<br />

B. Diversifikation von <strong>Versorgung</strong>squellen<br />

C. Diversifikation der Bezugsquellen<br />

D. Technologische Diversität<br />

0.6<br />

0.5-<br />

0.4-<br />

0.3-<br />

0.2-<br />

0.1<br />

0.0<br />

*10<br />

B<br />

010 020<br />

c<br />

Abbildung 14: Verteilung der Werte für die <strong>Versorgung</strong>ssicherheits-Kriterien „Mittel- bis langfristig<br />

gesicherte Verfügbarkeit" (Boxplot)<br />

Die Ergebnisse zu den wirtschaftlichen Aspekten zeigen, dass die befragten Akteure im Mittel<br />

vor allem der Frage der Beschäftigung und der Effizienz der Leistungserstellung hohe Bedeutung<br />

einräumen (siehe Tabelle 13). Zukünftige <strong>Versorgung</strong>ssysteme sind wirtschaftlich<br />

nachhaltig, wenn sie einen Beitrag zur Sicherung und Steigerung der Beschäftigung in den<br />

<strong>Versorgung</strong>ssektoren, aber auch gesamtwirtschaftlich leisten. Ebenso ist es die Effizienz der<br />

Leistungserstellung, z. B. der sparsame Einsatz von Geldmitteln oder erhaltener öffentlicher<br />

Fördermittel durch die Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren, die die wirtschaftliche Nachhaltigkeit<br />

ausmachen. Wie die Abbildung 15 zeigt, gibt es jedoch vor allem bei der Bewertung<br />

der Frage der Beschäftigung einige „Ausreißer". Sie räumen diesem Aspekt im Vergleich<br />

zum Durchschnitt der Befragten geringe Bedeutung bei.<br />

Arithmetisches<br />

Mittel<br />

Standardabweichung<br />

Sicherung / Steigerung der Beschäftigung 0,14 0,04<br />

Funktionsfähigkeit des Marktes 0,12 0,05<br />

Vorbeugendes Wirtschaftshandeln 0,13 0,04<br />

Kostendeckende Preise 0,13 0,06<br />

Einkommensentwicklung 0,10 0,05<br />

Effizienz der Leistungserstellung 0,14 0,04<br />

Flexibilität 0,11 0,03<br />

Erhalt / Entwicklung des Wissenskapitals 0,13 0,03<br />

Tabelle 13: Kennwerte der relativen Gewichte der Unterkriterien „Wirtschaftliche Aspekte"<br />

102


4.3 Ergebnisse<br />

0.3<br />

A. Sicherung und Steigerung der<br />

Beschäftigung<br />

0.2-<br />

0416<br />

020<br />

04<br />

6<br />

B. Funktionsfähigkeit des Marktes<br />

C. Vorbeugendes Wirtschaftshandeln<br />

012<br />

D. Kostendeckende Preise<br />

E. Einkommensentwicklung<br />

0.1 -<br />

021<br />

* 10<br />

04<br />

_L<br />

00<br />

_L<br />

0.0 *11 V14<br />

A C D F G H<br />

F. Effizienz der Leistungserstellung<br />

G. Flexibilität<br />

H. Erhalt und Entwicklung des Wissenskapitals<br />

Abbildung 15: Verteilung der Werte für die Kriterien der „Wirtschaftlichen Aspekte" (Boxplot)<br />

Im Mittel gehört auch das vorbeugende Wirtschaftshandeln zur wirtschaftlichen Nachhaltigkeit.<br />

Ähnlich der Frage der Beschäftigung gibt es aber auch hier markante „Ausreißer". Vorbeugung<br />

bedeutet Investitionstätigkeit und Innovationstätigkeit gleichermaßen (siehe Tabelle<br />

14). Regelmäßige Investitionen gemäß dem Stand der Technik zur Vermeidung noch höherer<br />

Investitionskosten z. B. durch den Ausfall von <strong>Versorgung</strong>sanlagen und -netzen werden im<br />

Mittel ebenso wichtig erachtet wie kontinuierliche F+E-Aktivitäten bzw. der Einsatz neuer<br />

Technologien in den Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren.<br />

Wirtschaft /<br />

Vorbeugendes Wirtschaftshandeln<br />

Arithmetisches<br />

Mittel<br />

Standardabweichung<br />

Investitionstätigkeit 0,48 0,10<br />

Innovationstätigkeit 0,52 0,10<br />

Tabelle 14: Kennwerte der relativen Gewichte der Wirtschaftlichkeits-Kriterien „Vorbeugendes Wirtschaftshandeln"<br />

Die Abbildung 16 zeigt die geringe Streuung der Werte. Die Ausreißer zeigen gegenläufige<br />

Bewertungen. Während die einen die Investitionstätigkeit hoch, die Innovationstätigkeit jedoch<br />

gering gewichten, messen die anderen gerade der Innovationstätigkeit die entscheidende<br />

Bedeutung gegenüber der gering gewichteten Investitionstätigkeit zu. Welche Kriterien<br />

als Maß für vorbeugendes Wirtschaftshandeln herangezogen werden sollen, wird also<br />

von einigen Akteuren unterschiedlich eingeschätzt.<br />

103


Teil II Empirische Untersuchung: 4. Gewichtung der Ziele<br />

0.9<br />

A. Investitionstätigkeit<br />

*10 *20 B. Innovationstätigkeit<br />

021<br />

0.5<br />

021<br />

0.8-<br />

0.7-<br />

0.6-<br />

0.4-<br />

0.3-<br />

0.2-<br />

*20 *10<br />

0.1 -<br />

0.0<br />

A<br />

B<br />

Abbildung 16: Verteilung der Werte für die Wirtschaftlichkeits-Kriterien „Vorbeugendes Wirtschaftshandeln"<br />

(Boxplot)<br />

Ein ähnliches Bild im Detail zeigen die Ergebnisse zur Frage der Funktionsfähigkeit des<br />

Marktes. Abbildung 17 zeigt, dass sich die Befragten im Mittel in der Beurteilung dieses<br />

Aspektes gegenüber anderen wirtschaftlichen Kriterien sehr unterscheiden. Der Interquartilbereich<br />

ist groß. Ein Akteur vergab ein Null-Gewicht und vertritt die Auffassung, dass dieses<br />

Kriterium nicht zur Beurteilung wirtschaftlicher Nachhaltigkeit herangezogen werden sollte.<br />

Ob eine pluralistische Marktstruktur oder aber die internationale Wettbewerbsfähigkeit als<br />

Kriterium zur Beurteilung von Zukunftsoptionen im Hinblick auf die Funktionsfähigkeit des<br />

Marktes herangezogen werden soll, bleibt im Mittel unentschieden. Beide Kriterien sind im<br />

Mittel relativ zueinander gleichgewichtig (siehe Tabelle 15).<br />

Wirtschaft /<br />

Funktionsfähigkeit des Marktes<br />

Arithmetisches<br />

Mittel<br />

Standardabweichung<br />

Pluralistische Marktstruktur 0,50 0,15<br />

Internationale Wettbewerbsfähigkeit 0,50 0,15<br />

Tabelle 15: Kennwerte der relativen Gewichte der Wirtschaftlichkeits-Kriterien „Funktionsfähigkeit des<br />

Marktes"<br />

In Abbildung 17 liefert der Ausreißer einen Hinweis darauf, dass in der individuellen Gewichtung<br />

durchaus gegenläufige Gewichtungen gesetzt werden. Dies zeigt auch die Auswertung<br />

der Rohdaten. Während einige Akteure die Marktaktivität von großen und kleinen Unternehmen<br />

der <strong>Versorgung</strong>ssektoren in öffentlicher und privatwirtschaftlicher Rechtsform hervorheben,<br />

setzen andere auf den Fortbestand deutscher Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

gegenüber internationalen Wettbewerbern als Bewertungskriterium für die Funktionsfähigkeit<br />

des Marktes.<br />

104


4.3 Ergebnisse<br />

1.0<br />

0 .s-<br />

0 .6-<br />

017 05<br />

A. Pluralistische Marktstruktur (gr./kI.,<br />

öff./private)<br />

B. Internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

0 .4-<br />

0 .2-<br />

05 017<br />

0.0<br />

A<br />

B<br />

Abbildung 17: Verteilung der Werte für die Wirtschaftlichkeits-Kriterien „Funktionsfähigkeit des Marktes"<br />

(Boxplot)<br />

Bei den sozialen Aspekten zeigen die Ergebnisse im Mittel eine eindeutige Priorität für die<br />

soziale Gerechtigkeit und den Erhalt sozialer Ressourcen als Bewertungskriterien für die<br />

Zukunftsoptionen <strong>netzgebundener</strong> <strong>Versorgung</strong>. Hierin sind sich die Befragten auch weitgehend<br />

einig. Die Streuung ist bei beiden Kriterien am geringsten (siehe Tabelle 16). Partizipation,<br />

also die Teilhabe der Bevölkerung in Deutschland an der gesellschaftlichen Zielfindung<br />

bzw. die Teilnahme an Planungsverfahren, wird im Vergleich zu allen anderen sozialen Kriterien<br />

im Mittel am geringsten gewichtet. Nachhaltige Zukunftsoptionen entscheiden sich aus<br />

sozialer Sicht nicht an der Partizipation.<br />

Soziale Aspekte<br />

Arithmetisches<br />

Mittel<br />

Standardabweichung<br />

Soziale Gerechtigkeit 0,21 0,03<br />

Regionale Gerechtigkeit 0,15 0,05<br />

Partizipation 0,13 0,05<br />

Transparenz 0,15 0,06<br />

Soziale Sicherheit 0,17 0,07<br />

Erhalt sozialer Ressourcen 0,20 0,04<br />

Tabelle 16: Kennwerte der relativen Gewichte der Unterkriterien „Soziale Aspekte"<br />

Etwas anders hingegen wird beispielsweise die Transparenz beurteilt. Im Mittel soll für die<br />

Beurteilung nachhaltiger <strong>Versorgung</strong>ssysteme eine Rolle spielen, inwieweit Verbraucherinformationen<br />

verständlich sind, der Gesamtpreis pro Einheit <strong>Versorgung</strong>sleistung dargelegt,<br />

die Preisbestandteile für die Wertschöpfungsbereiche Exploration/Erzeugung, Transport und<br />

Verteilung oder die Leistungsbestandteile angegeben und offen gelegt werden oder aber die<br />

Eigentümerschaft von Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren angegeben wird. Letzteres<br />

wird allerdings am wenigsten wichtig für die Herstellung der Transparenz angesehen.<br />

Abbildung 18 zeigt, dass gerade bei der Transparenz einige Akteure deutliche Akzente setzen<br />

und dieses Kriterium wichtiger erachten als der Durchschnitt der Befragten.<br />

105


Teil II Empirische Untersuchung: 4. Gewichtung der Ziele<br />

A. Soziale Gerechtigkeit<br />

B. Regionale Gerechtigkeit<br />

C. Partizipation<br />

D. Transparenz<br />

E. Soziale Sicherheit<br />

F. Erhaltung der sozialen Ressourcen<br />

0.4<br />

0.3-<br />

0.2<br />

0.1 -<br />

07<br />

* 14<br />

012<br />

0.0 Os 011<br />

A<br />

Abbildung 18: Verteilung der Werte für die Kriterien „Soziale Aspekte" (Boxplot)<br />

So eindeutig das Votum der Befragten im Mittel für die soziale Gerechtigkeit ist, so unterschiedlich<br />

werden die Aspekte beurteilt, die die soziale Gerechtigkeit ausmachen. Fast alle<br />

Kriterien weisen eine starke Streuung auf (siehe Tabelle 17; Abbildung 19).<br />

Soziale Aspekte/ Soziale Gerechtigkeit<br />

Arithmetisches<br />

Mittel<br />

Standardabweichung<br />

Sozialverträgliche Preise für Haushalte 0,19 0,05<br />

Gleichberechtigter Zugang zu Ressourcen 0,21 0,07<br />

Grundversorgung für alle 0,24 0,06<br />

Faire Rechts- u. Vertragsgestaltung 0,18 0,06<br />

Vertretbares Wohlstandsgefälle 0,12 0,08<br />

Geschlechtergerechtigkeit 0,06 0,07<br />

Tabelle 17: Kennwerte der relativen Gewichte des sozialen Kriteriums „Soziale Gerechtigkeit"<br />

Aus der Sicht der befragten Akteure sind die Zukunftsoptionen dann sozial gerecht, wenn<br />

eine Grundversorgung für alle und ein gleichberechtigter Zugang zu den Ressourcen gewährleistet<br />

ist. Dies bedeutet beispielsweise, dass kein Haushalt in finanziellen Notlagen von<br />

<strong>Versorgung</strong>sleistungen ausgeschlossen werden darf oder aber ein bevorrechtigter Zugang<br />

eines volkswirtschaftlichen Sektors zulasten der anderen Sektoren ermöglicht wird.<br />

106


4.3 Ergebnisse<br />

0.4<br />

014<br />

Os<br />

A. Sozialverträgliche Preise für<br />

Haushalte<br />

0 .2- ternehmen<br />

0 .1 -<br />

0 .3-<br />

B. Gleichberechtigter Zugang zu<br />

Ressourcen von Haushalten, öffentlichen<br />

Einrichtungen und Un-<br />

C. Gewährleistung einer Grundversorgung<br />

für alle<br />

010 0s D. Faire Rechts- und Vertragsgestaltung<br />

zur <strong>Versorgung</strong> für alle<br />

0.0 E. Vertretbares Wohlstandsgefälle<br />

A<br />

F. Geschlechtergerechtigkeit<br />

Abbildung 19: Verteilung der Werte für die sozialen Kriterien „Soziale Gerechtigkeit" (Boxplot)<br />

Eher unbedeutend im Vergleich zu allen anderen Kriterien werden im Mittel für eine soziale<br />

Nachhaltigkeit der Beitrag der <strong>Versorgung</strong>ssektoren zur Erreichung eines vertretbaren<br />

Wohlstandsgefälles und der Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit eingeschätzt. Ob zukünftige<br />

Wege der <strong>Versorgung</strong> sozial nachhaltig sind, beurteilt sich nach der überwiegenden<br />

Meinung der Akteure kaum danach, inwieweit die <strong>Versorgung</strong>ssektoren dazu beitragen,<br />

Einkommensunterschiede zwischen den obersten und untersten 10% der Bevölkerung in<br />

Deutschland nicht zu groß werden zu lassen oder inwieweit sie die Nutzungsprofile der<br />

<strong>Versorgung</strong> an den Bedürfnissen beider Geschlechter ausrichten bzw. Chancengleichheit<br />

innerhalb der Unternehmen umsetzen. Vier der 22 Befragten entschieden, dass das Ziel<br />

eines vertretbaren Wohlstandsgefälles nicht als Kriterium zur Beurteilung der Nachhaltigkeit<br />

herangezogen werden soll und vergaben ein Null-Gewicht. Acht der 22 Befragten entschieden<br />

dies für das Kriterium der Chancengleichheit.<br />

4.3.2 Bewertungsprofile der Befragten<br />

Die Korrelationsmatrix der absoluten Gewichte auf der zweiten Ebene des Wertbaums zeigt<br />

eine Reihe signifikanter Zusammenhänge in der Bewertung der Kriterien.<br />

Der Klimaschutz wurde im Mittel von den Befragten als das wichtigste ökologische Kriterium<br />

für eine nachhaltige <strong>Versorgung</strong> herausgestellt (siehe Tabelle 8). Je bedeutsamer der Klimaschutz<br />

für eine nachhaltige <strong>Versorgung</strong> von den Befragten eingeschätzt wurde, desto höher<br />

wurden auch andere ökologische Ziele, wie der Gewässerschutz (r = 0,44; p = 0,04) sowie<br />

der Artenschutz (r = 0,49; p = 0,02) und die Ressourcenschonung (r = 0,63; p = 0,00) eingeschätzt.<br />

Eine signifikante negative Korrelation hingegen besteht zwischen dem Klimaschutz<br />

und der Effizienz der Leistungserstellung (r = -0,51; p = 0,02) sowie dem Klimaschutz und<br />

der Verminderung von Störpotentialen (r = -0,48; p = 0,03). Je höher der Klimaschutz gewichtet<br />

wurde, desto weniger bedeutsam wurden diese beiden Ziele eingestuft.<br />

Die Effizienz der Leistungserstellung gehört aus der Sicht der Befragten im Mittel zu den<br />

wichtigsten wirtschaftlichen Nachhaltigkeitskriterien (siehe Tabelle 13). In Bezug auf die<br />

Bedeutung der Effizienz der Leistungserstellung sind folgende Zusammenhänge statistisch<br />

signifikant: Je höher die Effizienz der Leistungserstellung gewichtet wurde, desto geringer<br />

107


Teil II Empirische Untersuchung: 4. Gewichtung der Ziele<br />

wurden nicht nur der Klimaschutz, sondern ebenso alle anderen ökologischen Kriterien mit<br />

Ausnahme der Ressourcenschonung gewichtet. Eine negative Korrelation besteht also zwischen<br />

der Gewichtung der Effizienz und der Gewichtung des Landschaftsschutzes (r = -0,5;<br />

p = 0,02), des Gewässerschutzes (r = -0,47; p = 0,03), des Bodenschutzes (r = -0,6;<br />

p = 0,00) sowie des Artenschutzes (r = -0,74; p = 0,00). Zudem zeigen die Ergebnisse eine<br />

negative Korrelation zwischen der Einschätzung der Effizienz und der Gewichtung des Kriteriums<br />

„Schutz vor radiaktiver Strahlung" (r = -0,67; p = 0,00). Je höher die Effizienz gewichtet<br />

wurde, desto weniger bedeutend wurde die Vermeidung von Gesundheitsrisiken durch<br />

radioaktive Strahlung als Kriterium einer nachhaltigen <strong>Versorgung</strong> angesehen. Auf der anderen<br />

Seite korreliert die Bewertung der Effizienz der Leistungserstellung positiv mit der Gewichtung<br />

des Kriteriums „kostendeckende Preise" (r = 0,64; p = 0,00) und „kostengünstige<br />

Verfügbarkeit" (r = 0,54; p = 0,01). Zudem besteht ein positiver Zusammenhang zwischen<br />

der Gewichtung der Effizienz und dem Gewicht, das dem Kriterium „Entwicklung und Erhalt<br />

des Wissenskapitals" (r = 0,61; p = 0,00), und dem Kriterium „Erhalt sozialer Ressourcen"<br />

(r = 0,5; p = 0,09) beigemessen wurde. Je mehr Gewicht die Befragten auf das Kriterium der<br />

Effizienz als relevant für die Beurteilung einer nachhaltigen <strong>Versorgung</strong> gelegt haben, umso<br />

stärker gewichteten sie die Notwendigkeit, Wissen über bestehende und/oder neue Technologien<br />

bzw. institutionelle Kooperationen beispielsweise zwischen Wirtschaft und Universitäten<br />

sowie soziale Ressourcen, wie beispielsweise Verantwortung der Unternehmen in Entwicklungsländern,<br />

zu erhalten und aufzubauen.<br />

In Bezug auf die <strong>Versorgung</strong>ssicherheit wurde im Mittel die mittel- bis langfristige Verfügbarkeit<br />

der Ressourcen als am wichtigsten gewertet (siehe Tabelle 11). Die Ergebnisse zeigen<br />

keine statistisch signifikanten Zusammenhänge in der Bewertung mit den anderen Kriterien.<br />

Positiv korreliert allerdings die Gewichtung des Kriteriums der „allzeitigen Verfügbarkeit" mit<br />

der kostengünstigen Verfügbarkeit (r = 0,68; p = 0,00) und der Forderung nach einem flexiblen<br />

<strong>Versorgung</strong>ssystem (r = 0,45; p = 0,04). Je höher das Kriterium der Rund-um-die-Uhr-<br />

<strong>Versorgung</strong> eingeschätzt wurde, desto wichtiger war es den Befragten, dass eine kostengünstige<br />

Verfügbarkeit gewährleistet ist und das <strong>Versorgung</strong>ssystem sich durch Innovationsfähigkeit<br />

und/oder Anpassungsfähigkeit an Markterfordernisse auszeichnet. Auf der anderen<br />

Seite zeigen die Ergebnisse, dass eine höhere Gewichtung der allzeitigen Verfügbarkeit mit<br />

einer geringeren Gewichtung sozialer Kriterien einhergeht. Je mehr Wert auf eine Rund-umdie-Uhr-<strong>Versorgung</strong><br />

gelegt wurde, umso weniger wichtig wurden die soziale Gerechtigkeit<br />

(r = -0,54; p = 0,01), die soziale Sicherheit (r = -0,43; p = 0,05) und die Partizipation<br />

(r = -0,46; p = 0,05) als Ziele einer nachhaltigen <strong>Versorgung</strong> eingeschätzt. Diese Zusammenhänge<br />

sind statistisch signifikant. Ebenso statistisch signifikant sind die Zusammenhänge<br />

zwischen der Gewichtung der räumlichen Verfügbarkeit und der kostengünstigen Verfügbarkeit<br />

einerseits (r = -0,45; p = 0,04) und der Gewichtung der räumlichen Verfügbarkeit und<br />

der Qualität der <strong>Versorgung</strong> anderseits (r = 0,53; p = 0,01). Je bedeutsamer die Befragten<br />

die räumliche Verfügbarkeit der <strong>Versorgung</strong>sleistungen in Ballungszentren, Randlagen und/<br />

oder Land einschätzten, desto stärker gewichteten sie die Qualität der <strong>Versorgung</strong>sleistungen<br />

und desto geringer gewichteten sie den Aspekt der kostengünstigen Verfügbarkeit von<br />

Rohstoffen (Brennstoffen) und <strong>Versorgung</strong>sdienstleistungen.<br />

„Soziale Gerechtigkeit" ist im Mittel das bedeutendste Ziel der sozialen Nachhaltigkeit (siehe<br />

Tabelle 16). Je höher dieses Kriterium gewichtet wurde, desto bedeutsamer wurde auch das<br />

Kriterium der regionalen Gerechtigkeit eingestuft (r = 0,52; p = 0,01). Ein negativer Zusammenhang<br />

besteht allerdings nicht nur zur allzeitigen Verfügbarkeit als Aspekt der Versor-<br />

108


4.3 Ergebnisse<br />

gungssicherheit, sondern auch zu wirtschaftlichen Kriterien, nämlich den Kriterien „Funktionsfähigkeit<br />

des Marktes" (r = 0,45; p = 0,04) und „Flexibilität" (r = -0,45; p = 0,04). Je relevanter<br />

das Kriterium der sozialen Gerechtigkeit für eine nachhaltige <strong>Versorgung</strong> gewichtet<br />

wurde, umso weniger Gewicht wurde auf die Gewährleistung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />

und/oder dem Vorhandensein einer pluralistischen Marktstruktur sowie auf die<br />

Innovations- und Anpassungsfähigkeit des <strong>Versorgung</strong>ssystems an Markterfordernisse gelegt.<br />

Die Auswertung nach Akteursgruppen zeigt, dass es signifikante Unterschiede in der Gewichtung<br />

der Ziele zwischen Wirtschaftsakteuren und Sozial- bzw. Umweltakteuren gibt. Die<br />

Auswertung erfolgte anhand folgender Gruppen16:<br />

• Gruppe 1 umfasst 13 Akteure<br />

• Gruppe 2 umfasst 9 Akteure.<br />

Die beiden Gruppen unterscheiden sich vor allem in der Gewichtung wirtschaftlicher Kriterien.<br />

Die Gruppe der Wirtschaftsakteure gewichtete die Effizienz der Leistungserstellung im<br />

Mittel signifikant höher als die Gruppe der Sozial- und Umweltakteure (t = 3,14; df = 16,2;<br />

p = 0,01). Ebenso höher gewichteten sie die Funktionsfähigkeit des Marktes in ihrer Relevanz<br />

für die Nachhaltigkeit der <strong>Versorgung</strong> (t = 2,78; df = 14,05; p = 0,02) sowie die Flexibilität<br />

des <strong>Versorgung</strong>ssystems (t = 2,52; df = 19,32; p = 0,02). In Bezug auf andere wirtschaftliche<br />

Kriterien, wie z. B. die Bedeutung der Sicherung und Steigerung der Beschäftigung oder<br />

eines vorbeugenden Wirtschaftshandelns für eine nachhaltige Entwicklung gibt es keine<br />

signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.<br />

In Bezug auf ökologische Kriterien zeigen sich beispielsweise beim Klimaschutz als eines<br />

der im Mittel über alle Befragten am wichtigsten eingestuften ökologischen Kriterien ebenfalls<br />

keine signifikanten Unterschiede. Wohl aber bei der Bewertung der Kriterien „Bodenschutz"<br />

(t = -2,41; df = 16,84; p = 0,03) und „Artenschutz" (t = -4,53; df = 19,98; p = 0,00). Der<br />

Schutz des Bodens beispielsweise durch die Vermeidung der Nutzung als Deponieraum für<br />

radioaktive und toxische Abfälle wird von den Sozial- und Umweltakteuren im Mittel signifikant<br />

höher bewertet. Gleiches gilt für den Artenschutz.<br />

Auch in der Bedeutung des Schutzes vor radioaktiver Strahlung als Kriterium zur Beurteilung<br />

der Nachhaltigkeit unterscheiden sich die beiden Gruppen (t = -2,33; df = 20; p = 0,03).<br />

Dieses Kriterium wird von der Gruppe der Sozial- und Umweltakteure im Mittel signifikant<br />

höher eingeschätzt. Hinsichtlich sozialer Kriterien zeigen die Ergebnisse bei dem über alle<br />

Befragten im Mittel wichtigsten Kriterium die „soziale Gerechtigkeit" keine signifikanten Unterschiede.<br />

Eine unterschiedliche Gewichtung zeigt sich in Bezug auf die Kriterien „Partizipation"<br />

und „Erhalt sozialer Ressourcen". Während das Kriterium einer stärkeren Teilhabe der<br />

Gesellschaft an Entscheidungen von der Gruppe der Sozial- und Umweltakteuren bedeutsamer<br />

eingestuft wird (t = -2,33; df = 16,79; p = 0,03), wird die Bedeutung des Erhalts sozialer<br />

Ressourcen von den Wirtschaftsakteuren im Mittel stärker gewichtet (t = 2,5; df = 19,5;<br />

p = 0,01).<br />

16 Der Gruppe 1 wurden folgende Institutionen zugeordnet: BGW, BDI, BITKOM, DBV, EnBW, VCI,<br />

VDMA, VGB, VKU, VRE, WSM-Industrie, Deutscher Städtetag und die CDU.<br />

Der Gruppe 2 wurden folgende Institutionen zugeordnet: BUND, DGB, Life e.V., vzbv, Forum Umwelt<br />

und Entwicklung, Grüne Liga, NABU, SPD und Bündnis 90/Grüne.<br />

109


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

5. Impact-Analyse<br />

Die Ermittlung der Konsequenzen bzw. Wirkungen der Zukunftsszenarien (Attributausprägungen)<br />

sind der vierte Schritt des Verfahrens (siehe Abschnitt 2.3.2). Anhand von „expert<br />

judgement" werden diese in Bezug auf die 3. Ebene der Zielhierarchien bestimmt. Um Unsicherheiten<br />

und Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten in den Expertenurteilen herauszuarbeiten,<br />

wird ein Kategoriensystem vorgestellt, anhand dessen die Auswertung erfolgt. Nachfolgend<br />

sind Durchführung, Auswertung und Ergebnisse dargestellt.<br />

5.1 Durchführung<br />

5.1.1 Ansatz<br />

Aufgabe der Impact-Analyse ist die wissenschaftliche Einschätzung der Ausprägungen, die<br />

die vier Zukunftsszenarien auf den jeweiligen in der Wertbaumanalyse gewonnenen Attributen<br />

einnehmen, wie z. B. die Höhe der CO 2-Emissionen je Szenario. Welche ökologischen,<br />

sozialen und wirtschaftlichen Wirkungen mit den Zukunftspfaden verknüpft sind, ist unsicher.<br />

Zum einen sind die Szenarien selbst mit Unsicherheit behaftet. Die Szenarien stellen urteilsbegründete<br />

Zusammenhänge auf einem mittleren Auflösungsgrad dar. Nur punktuell liegt<br />

Tiefenschärfe auf Indikatorenniveau vor. Mit Unvollständigkeit und Ungenauigkeit ist bei der<br />

Abschätzung umzugehen. Zum anderen liegen für die Beurteilung, ob die jeweilige zukünftige<br />

Entwicklung bestimmte Zielkriterien erfüllt, häufig keine abgesicherten und belastbaren<br />

Informationen vor. Selbst dort, wo empirische Studien zum Zusammenhang zwischen bestimmten<br />

Szenario-Elementen und deren Wirkungen, wie z. B. Gesundheitsrisiken oder<br />

Beschäftigungseffekten, vorliegen, stellt sich beispielsweise immer noch die Frage nach der<br />

Qualität dieser Studien, die unterschiedliche Experten verschieden beurteilen können. Abschätzungsunsicherheiten<br />

sind häufig gepaart mit kontroversen Auffassungen ihrer Bewertung<br />

(Expertendilemma).<br />

Die Konzeption der Impact-Analyse sieht daher vor, Transparenz zu schaffen. „Expert judgements"<br />

wurden so abgefragt, dass deutlich wird, wo Unsicherheiten liegen und worin sich<br />

Experten in ihren Einschätzungen unterscheiden. Wesentliche Bausteine der hier konzipierten<br />

Evidenz-/Unsicherheitsanalyse sind die Angabe<br />

1. der Begründungen für die Einschätzungen der Experten und<br />

2. der Urteilssicherheit.<br />

5.1.2 Teilnehmer<br />

Bei der Auswahl der wissenschaftlichen Experten wurde darauf geachtet, dass möglichst alle<br />

Ziele des Zielkataloges fachspezifisch abgedeckt sind. Die Beurteilung der Zukunftsszenarien<br />

auf den Zielen erforderte zum Teil auch sektorspezifische Kompetenzen. Um zumindest<br />

in beschränktem Rahmen Expertenpluralität zu gewährleisten, wurden für Umweltschutz,<br />

Wirtschaft und <strong>Versorgung</strong>ssicherheit mehrere Experten mit den gleichen Aufgaben betraut.<br />

In Tabelle 18 sind die Gutachter der Impact-Analyse aufgeführt.<br />

110


5.1 Durchführung<br />

Nr. Institution Einschätzung der Zielbereiche<br />

1 Herr Prof. Dr.-Ing. Holländer<br />

Universität Leipzig<br />

Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät<br />

2 Herr Prof. Dr.-Ing. Londong<br />

Universität Weimar<br />

Fakultät Bauingenieurwesen/<br />

Siedlungswasserwirtschaft<br />

3 Frau Dipl.-Ing. Tanja Leinweber<br />

Universität Hannover<br />

Institut für Landschaftspflege und Naturschutz<br />

4 Herr Dr. Bradke<br />

Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und<br />

Innovationsforschung (ISI)<br />

Abt. Energietechnik<br />

5 Herr Prof. Dr.-Ing. Pfaffenberger<br />

bremer energie institut<br />

6 Herr Dr. Duscha<br />

ifeu - Institut für Energie- und Umweltforschung<br />

Heidelberg GmbH<br />

7 Herr Dr. Markewitz<br />

Forschungszentrum Jülich<br />

Programmgruppe Systemforschung und Tech -<br />

nologische Entwicklung (STE)<br />

8 Herr Dipl.-Ing. Pötter<br />

Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und<br />

Mikrointegration (IZM)<br />

Abt. Environmental Engineering<br />

9 Herr Dr. Jakobs<br />

Institut für Geophysik und Meteorologie<br />

Außenstelle für atmosphärische Umweltforschung<br />

Universität Köln<br />

10 Herr Dr. Csicsaky<br />

Niedersächsisches Ministerium für Soziales,<br />

Familie und Gesundheit<br />

11 Prof. Dr. Lange<br />

Universität Bremen<br />

Forschungszentrum Arbeit und Technik<br />

Wirtschaft<br />

<strong>Versorgung</strong>ssicherheit (vor allem Verfügbarkeit)<br />

Umweltschutz (vor allem Wasserreservoire)<br />

Sektor Wasser<br />

<strong>Versorgung</strong>ssicherheit<br />

Umweltschutz (vor allem Emissionen, Ressourcenschonung)<br />

Sektor Wasser, insbesondere dezentrale technische<br />

Abwasseranlagen<br />

Umweltschutz (vor allem Schutz von Landschaft,<br />

Boden, Wasser, Arten)<br />

Sektoren Energie, Wasser<br />

Umwelt<br />

Wirtschaft<br />

<strong>Versorgung</strong>ssicherheit<br />

Sektor Energie<br />

Wirtschaft<br />

<strong>Versorgung</strong>ssicherheit<br />

Sektor Energie<br />

Umweltschutz<br />

<strong>Versorgung</strong>ssicherheit<br />

Sektor Energie<br />

Wirtschaft<br />

<strong>Versorgung</strong>ssicherheit<br />

Umweltschutz (vor allem Emissionen, Ressourcenschonung)<br />

Sektor Energie<br />

<strong>Versorgung</strong>ssicherheit (Kosten, Sicherheit)<br />

Umweltschutz (Klimaschutz, Landschaftsbild,<br />

Ressourcenschonung)<br />

Sektor TK mit Einfluss auf Sektor Energie<br />

Gesundheit (Luftimmissionen)<br />

Sektor Energie<br />

Gesundheit<br />

Sektoren: Energie, Wasser, TK<br />

Soziales<br />

Sektoren: Energie, Wasser, TK<br />

Tabelle 18: Liste der Gutachter<br />

5.1.3 Vorgehen<br />

Als Arbeitsgrundlage für die wissenschaftlichen Experten wurden für alle Experten einheitliche<br />

Datenblätter zur Abgabe ihrer Urteile und eine ausführliche Instruktion erstellt. Im Einzelnen<br />

hatten die Gutachter folgende Aufgaben zu bearbeiten:<br />

111


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

1. Auf der konkreten Ebene des Zielkatalogs (Ebene 3, siehe Abbildung 4 bis Abbildung 8 ab<br />

Seite 88), waren die vier Szenarien einzuschätzen. Liegen die Ziele noch auf einem zu<br />

hohen Aggregationsniveau vor, waren sie in einem ersten Schritt entsprechend zu operationalisieren,<br />

damit konkrete Aussagen möglich sind.<br />

2. Wo immer möglich, war eine quantitative Abschätzung gefordert. Abgestuft dazu waren<br />

die Angabe eines „ranges", in dem aus der Sicht des Experten wahrscheinlich die Werte<br />

liegen, und die Angabe des wahrscheinlichsten Wertes, möglich.<br />

3. War eine quantitative Angabe nicht möglich, waren gemäß dem AHP Paarvergleichsurteile<br />

für alle vier Szenarien in Bezug auf das jeweilige Kriterium auf folgender in beide Richtungen<br />

neunstufigen verbal verankerten Rating-Skala abzugeben (siehe Saaty, z. B. 1990).<br />

Wie gut erfüllt Szenario X im Vergleich zu Szenario Y das Kriterium x.<br />

Gleich Etwas Erheblich Sehr viel Absolut dominiegut<br />

besser besser besser rend<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

2, 4, 6, 8 sind Zwischenwerte zur Feinabstufung<br />

Zudem waren verbale Einschätzungen anzugeben, die die Unterschiede zwischen den Szenarien<br />

verdeutlichen.<br />

1. Die Urteilssicherheit war auf einer fünfstufigen Rating-Skala für jedes Urteil abzugeben.<br />

0= Ich bin mir meiner Angabe völlig unsicher;<br />

5= Ich bin mir meiner Angabe ganz sicher.<br />

2. Für jede Einschätzung waren Begründungen anzugeben. Es war deutlich zu machen,<br />

worauf sich die jeweiligen Einschätzungen stützen, welche Annahmen und Hypothesen<br />

dem Urteil zugrunde liegen bzw. welche Szenario-Elemente für das Urteil herangezogen<br />

wurden.<br />

3. Nach Abschluss aller Gutachten waren die eigenen Urteile vor dem Hintergrund der Einschätzungen<br />

der anderen Experten zu überprüfen.<br />

In der vorliegenden Konzeption basieren die Experteneinschätzungen nicht nur auf vergleichbaren<br />

Maßstäben, sondern durch die Evidenzanalyse wird die Frage der Vergleiche<br />

von Experteneinschätzungen vor dem Hintergrund des sog. Expertendilemmas explizit gemacht.<br />

5.2 Auswertung<br />

Die Ergebnisse der Expertengutachten (Datenblätter und textliche Begründung) wurden so<br />

aufbereitet, dass der Vergleich zwischen den Einschätzungen verschiedener Experten auf einen<br />

Blick möglich ist. Hierzu wurde eine einheitlich strukturierte tabellarische Darstellung gewählt,<br />

die a) die aus den qualitativen Einschätzungen der Paarvergleiche extrahierten Rangfolgen<br />

in der Form „A>B»C=D" angibt, was zu lesen ist als „A ist besser als B, B ist deutlich<br />

besser als C, C ist gleich gut wie D", b) die aus den Texten extrahierten ausschlaggebenden<br />

Begründungen in Stichworten, c) die Szenario-Elemente, auf die sich das Urteil gründet, und<br />

d) die jeweilige Urteilssicherheit angibt. Diese Tabelle wurde in mehreren Rückkopplungsschleifen<br />

mit den Experten generiert. Dabei galt es, etwaige Inkonsistenzen in der Bewertung<br />

zu diskutieren und Missverständnisse zu klären. Ergebnis ist ein mit den jeweiligen Experten<br />

112


5.2 Auswertung<br />

abgestimmtes Synthesepapier aller Gutachten, das im Anhang (Kapitel A.3) wiedergegeben<br />

ist.<br />

In der „Delphi-Runde" wurde dieses Synthesepapier versendet, wobei die Namen der anderen<br />

Experten anonymisiert waren. Korrekturen der Experteneinschätzungen wurden in die<br />

zusammenfassenden Tabellen übernommen.<br />

Obwohl in der Delphi-Runde einige Experteneinschätzungen revidiert wurden, verblieben<br />

doch bei einigen Kriterien mehr oder weniger große Unterschiede zwischen den Experten.<br />

Insgesamt zeigen die Ergebnisse aber, dass trotz hoher Unsicherheit in der Mehrzahl der<br />

Fälle eine gute Übereinstimmung in der Bewertung zwischen den Experten vorliegt. Dies<br />

spricht für die grundsätzliche Belastbarkeit der Expertenurteile.<br />

Das vorliegende Konzept der Impact-Analyse ermöglicht es, herauszuarbeiten, worin die Unterschiede<br />

in den Experteneinschätzungen liegen. Unterschiede lassen sich in verschiedene<br />

Fälle kategorisieren (Kasten 1). Diese Kategorien wurden zunächst aufgrund von theoretischen<br />

Überlegungen aufgestellt und dann anhand der konkret auftretenden Fälle ergänzt.<br />

113


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Zu unterscheiden sind zunächst zwei Gruppen von Differenzen zwischen den Experten:<br />

Gruppe A. Im Ergebnis kommen die Experten zur gleichen Rangfolge der Szenarien.<br />

Gruppe B. Im Ergebnis kommen die Experten zu einer unterschiedlichen Rangfolge der<br />

Szenarien.<br />

In die Gruppe A fallen auch Expertenurteile, die (a) sich lediglich in den Begründungen<br />

unterscheiden oder (b) die Höhe der relativen Unterschiede zwischen den Szenarien unterschiedlich<br />

einschätzen.<br />

Die Gruppe B lässt sich zum einen durch (a) sachbezogene und zum anderen durch (b)<br />

beurteilungsrelevante Differenzen charakterisieren.<br />

I. Sachbezogene Differenzen aufgrund sektorspezifischer und/oder fachspezifischer Fokussierung<br />

des Beurteilungsgegenstandes.<br />

Die Erfüllung des Kriteriums (des Attributs) ist sektorspezifisch. Die Einschätzung eines<br />

Experten gilt nur für die Erfüllung des Kriteriums in dem von ihm beurteilten Sektor.<br />

Beispielsweise ist die Sicherheit des Stromversorgungsnetzes zu unterscheiden<br />

von der Sicherheit des Wasserversorgungsnetzes.<br />

lb. In einzelnen Fällen gibt es sachbezogene Differenzen in den Einschätzungen desselben<br />

Experten, z. B. aufgrund der Betrachtung unterschiedlicher räumlicher Bereiche<br />

oder unterschiedlicher Schadstoffe.<br />

II. Beurteilungsbezogene Differenzen zwischen den Experten<br />

1. Die Experten unterscheiden sich in der Höhe der relativen Einschätzungen der Szenarien<br />

nur wenig, auch wenn die Rangfolge im Ergebnis unterschiedlich ist.<br />

1 b. Die Experten schätzen den Rang der Szenarien teils gleich, teils unterschiedlich ein,<br />

es lässt sich aber eine gemeinsame, d. h. zu allen Experteneinschätzungen kompatible<br />

Reihenfolge der Szenarien angeben.<br />

2. Die Experten nennen die gleichen Faktoren, die das Urteil begründen, halten sie a-<br />

ber für unterschiedlich wichtig, oder schätzen unterschiedliche Faktoren als wichtig<br />

ein.<br />

3. Die Experten nutzen den Interpretationsspielraum der Szenarien unterschiedlich.<br />

4. Die Experten legen unterschiedliche Hypothesen über Wirkungszusammenhänge zu<br />

Grunde.<br />

5. Experten weichen von der weitgehend übereinstimmenden Einschätzung anderer<br />

Experten ab, geben aber selbst eine große Unsicherheit ihrer Einschätzung an, während<br />

die anderen Experten eine geringere Unsicherheit angeben.<br />

Kasten 1: Kategoriensystem zur Analyse von Expertendifferenzen<br />

Die Analyse individueller Experteneinschätzungen ist die Grundlage dafür, ein Konzept für<br />

die daraus resultierende Gesamtbewertung der Szenarien zu entwickeln:<br />

Keine Probleme mit der Aggregation mehrerer Experteneinschätzungen bestehen für die<br />

erste Gruppe der Einschätzungen mit gleicher Rangfolge (Gruppe A). Liegen Unterschiede in<br />

der Rangfolge vor (Gruppe B), ist je nach Art der Differenzen verschieden zu verfahren:<br />

114


5.2 Auswertung<br />

Sachbezogene Differenzen erfordern eine nach Sektoren (Strom / Gas vs. Wasser vs. Telekommunikation)<br />

getrennte Auswertung:<br />

Im Bereich „Umweltschutz" wurden 12 Kriterien für die Sektoren Strom / Gas und Wasser<br />

gemeinsam, 5 Kriterien (CO 2-Freisetzung, Methan-Freisetzung, Schadstoffakkumulationen<br />

im Boden, Schonung von Materialien, und Schonung von Rohstoffen) getrennt behandelt, 1<br />

Kriterium trifft nur auf den Sektor Strom zu (Unfälle in EVUs). Der Sektor Telekommunikation<br />

wurde hauptsächlich im Hinblick auf die Anwendung von TK-Einrichtungen in den Sektoren<br />

Strom / Gas und Wasser betrachtet, dies ist in die Einschätzungen für diese Sektoren eingeflossen.<br />

Im Bereich „Gesundheitsschutz" ist das Kriterium „Schutz vor Belastung des Rohwassers /<br />

Trinkwassers" aus Sicht des Sektors Wasser eingeschätzt, das Kriterium „Schutz vor elektromagnetischen<br />

Feldern" aus gemeinsamer Sicht von Stromversorgung und Telekommunikation.<br />

Bei den Kriterien „Schutz vor Luftimmissionen" und „Schutz vor radioaktiver Strahlung"<br />

bildet die Gesamtexposition der Bevölkerung die Basis der Einschätzung, beispielsweise<br />

sind bei Luftimmissionen neben den Emissionen aus dem Sektor Strom / Gas auch die E-<br />

missionen von Verkehr, Industrie, Gewerbe, Haushalten und Landwirtschaft berücksichtigt.<br />

Im Bereich „<strong>Versorgung</strong>ssicherheit" wurden alle Kriterien separat nach den Sektoren Strom /<br />

Gas einerseits und Wasser andererseits behandelt, weil die technischen Randbedingungen<br />

und die äußeren Einflüsse, die die Ausprägungen im Bereich <strong>Versorgung</strong>ssicherheit beeinflussen,<br />

für die beiden Sektoren unterschiedlich sind. Der Sektor Telekommunikation (TK)<br />

wurde im Hinblick auf die Anwendung von TK-Einrichtungen in den Sektoren Strom / Gas<br />

und Wasser betrachtet; dies ist in die Einschätzungen für diese Sektoren eingeflossen, z. B.<br />

dadurch, dass TK-Systeme die Fehlererkennungsmöglichkeiten und somit die <strong>Versorgung</strong>ssicherheit<br />

verbessern.<br />

Im Bereich „Wirtschaftliche Aspekte" wurden 12 Kriterien für die Sektoren Strom / Gas und<br />

Wasser gemeinsam behandelt, weil dabei auch die Experten sektorübergreifende Begründungen<br />

angegeben haben. 5 Kriterien wurden getrennt behandelt (Sicherung und Steigerung<br />

der Beschäftigung, Investitionstätigkeit, Effizienz der Leistungserstellung, Innovationsfähigkeit,<br />

und Aufbau und Entwicklung von Wissen zu neuen Technologien), weil dabei sektorabhängig<br />

deutlich unterschiedliche Begründungen angegeben wurden. Der Sektor Telekommunikation<br />

fließt indirekt ein, indem er bereits in der Definition der Szenarien als Enabler für<br />

bestimmte Entwicklungen in den anderen Sektoren wirkt.<br />

Im Bereich „Soziale Aspekte" sind die Einschätzungen durchweg sektorübergreifend.<br />

115


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Bereich<br />

Sektoren gemeinsam<br />

Kriterien insgesamt<br />

nach Sektoren getrennt<br />

(Strom / Gas; Wasser; Telekomm.)<br />

Umweltschutz 13<br />

Gesundheitsschutz 3<br />

<strong>Versorgung</strong>ssicherheit 0<br />

Wirtschaftliche Aspekte 12<br />

Soziale Aspekte<br />

23<br />

19<br />

4<br />

15<br />

17<br />

23<br />

1<br />

6<br />

(6 ; 5; 3)<br />

1<br />

(0 ; 1 ; 0)<br />

15<br />

(15 ; 11 ; 0)<br />

5<br />

(5 ; 5 ; 0)<br />

0<br />

Tabelle 19: Anzahl der sektorübergreifenden und sektorspezifischen Experteneinschätzungen<br />

Bei beurteilungsbezogenen Differenzen ist eine Aggregation – unabhängig davon welches<br />

konkrete Verfahren dazu gewählt wird – nicht immer zielführend. In dem hier vorgeschlagenen<br />

Ansatz der multi-kriteriellen Bewertung geht es darum, die Unsicherheit, mit der Urteile<br />

verknüpft sind, transparent zu machen. In der Regel stehen sich kontroverse Experteneinschätzungen<br />

gegenüber. Wie belastbar die jeweiligen Einschätzungen sind, lässt sich nur<br />

durch die Offenlegung der Beurteilungsbasis nachvollziehen. Eine Entscheidung für oder<br />

gegen Optionen zukünftiger Entwicklung muss diese Unsicherheiten einkalkulieren. Daher<br />

müssen in den Fällen, in denen substantielle Unterschiede vorliegen, diese auch kenntlich<br />

gemacht werden. Eine Aggregation bei den beurteilungsbezogenen Differenzen empfiehlt<br />

sich daher nur im Falle der geringen Differenzen in der Einschätzung der Höhe der Unterschiede<br />

zwischen den Szenarien (Kategorie B II 1 und B II 1b, siehe Kasten 1). In allen<br />

anderen Fällen sind die Einschätzungen der einzelnen Experten separat darzustellen. Die<br />

Aggregation dient hier lediglich der Veranschaulichung, welche Gesamtbewertung bei einem<br />

fiktiven Abstimmungsprozess zustande kommen würde, nimmt man den Mittelwert über die<br />

unterschiedlichen Einschätzungen.<br />

Für die Aggregation von Paarvergleichen gibt es unterschiedliche Regeln, die in der Literatur<br />

diskutiert sind. Basis für die Aggregation sind die Werte auf der AHP-Skala, die Paarvergleichs-Faktoren<br />

von 1 bis 9 (Saaty, 1990; Forman & Selly, 2002). Die vorliegende Auswertung<br />

beruht auf dem bewährten Verfahren der Aggregation bei Gruppenentscheidungen. Hier<br />

bietet sich die Bildung des Mittelwerts an (Meixner & Haas, 2002), indem für jeden Paarvergleich<br />

der Ausprägungen der geometrische Mittelwert über die Paarvergleichs-Faktoren aller<br />

Experten berechnet wird. Der geometrische Mittelwert ist dem arithmetischen hier vorzuziehen,<br />

weil nur beim geometrischen Mittelwert der Mittelwert unabhängig von der Reihenfolge<br />

der Bewerter ist (Meixner & Haas, 2002). Für die in den folgenden Kapiteln abgebildeten<br />

Grafiken werden entsprechend dem Verfahren im „Analytic Hierarchy Process" (AHP) aus<br />

den Paarvergleichs-Faktoren die Ausprägungen der Optionen (d. h. der vier Szenarien) auf<br />

jedem Kriterium mittels Eigenvektor der Vergleichsmatrix berechnet, und zwar in jedem Fall<br />

116


5.3 Ergebnisse<br />

für die aggregierten Paarvergleichs-Faktoren und im Falle von Differenzen zwischen den<br />

Experten-Einschätzungen auch für die Paarvergleichs-Faktoren der einzelnen Experten. Die<br />

resultierenden Ausprägungen sind relative Werte zwischen 0 und 1, deren Summe für jedes<br />

Kriterium jeweils = 1 ist. Sind die vier Szenarien hinsichtlich dieses Kriteriums gleichwertig,<br />

dann sind die Ausprägungen alle = 0,25. Sind die Unterschiede zwischen den Ausprägungen<br />

der Szenarien groß und gibt es dabei einen Konsens der Experten, dann weichen die Ausprägungen<br />

stark von 0,25 ab. Der Wert ist kleiner als 0,25, wenn das Szenario als schlechter,<br />

größer als 0,25, wenn das Szenario als besser eingeschätzt wurde. Daher werden graphisch<br />

die Abweichungen der Ausprägungen von dem mittleren Wert 0,25 dargestellt.<br />

5.3 Ergebnisse<br />

Die Ergebnisse der Gutachten zeigen, dass quantitative Abschätzungen in der Regel nicht<br />

möglich waren. Für einige Ziele gaben die Experten an, aufgrund der Ungenauigkeit der<br />

Szenarien keine Aussagen treffen zu können. Dies spiegelt die Situation hoher Unsicherheit<br />

wieder. (Das im Anhang, Kapitel A.3 wiedergegebene „Synthesepapier" enthält die Zusammenstellung<br />

der Experteneinschätzungen in Tabellenform einschließlich der Selbsteinschätzung<br />

der Urteilssicherheit der Experten.)<br />

Schon bei der Entwicklung der Szenarien zeigte sich, dass der Schwerpunkt der Zukunftsszenarien<br />

auf dem Energiesektor und dem Wassersektor liegt. Der Sektor Telekommunikation<br />

wurde in Bezug auf seine Wechselwirkung mit den anderen <strong>Versorgung</strong>ssektoren als<br />

Enabler betrachtet, um solche Dienstleistungsangebote wie Smart Building oder die Entstehung<br />

virtueller Kraftwerke mittels aktiver Netze erst zu ermöglichen. Jedoch wurden die<br />

Wirkungen anderer <strong>Versorgung</strong>ssektoren auf den TK-Sektor als marginal eingestuft. Die<br />

Einflussfaktoren, die genuin die Zukunftsentwicklung des TK-Sektors bestimmen, spielten<br />

aus der Sicht der Teilnehmer der Szenario-Workshops bei der sektorübergreifenden Betrachtung<br />

nur eine untergeordnete Rolle.<br />

Die Gutachten zum Sektor Telekommunikation zeigen nun überdies, dass dieser Sektor<br />

kaum zwischen den Szenarien im Hinblick auf ökologische Kriterien differenziert, insbesondere<br />

sind seine Beiträge zur CO 2-Freisetzung oder zum Materialverbrauch vernachlässigbar.<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse für alle fünf Zielbereiche „Umweltschutz" „Gesundheitsschutz",<br />

<strong>Versorgung</strong>ssicherheit", „Wirtschaftliche Aspekte" und „Soziale Aspekte" dargestellt.<br />

17 Die Beschreibung der Ergebnisse beginnt für jeden Zielbereich mit einer Zusammenfassung<br />

der Stärken und Schwächen der Szenarien (Attributausprägungen) aus der Sicht der<br />

wissenschaftlichen Experten sowie die wesentlichen Einflussfaktoren, die diese begründen.<br />

Dann werden für jedes einzelne Kriterium angegeben: Die Kategorie der Übereinstimmung<br />

der Experteneinschätzungen, eine grafische Darstellung der Ergebnisse der Paarvergleiche,<br />

stichpunktartig in einer Tabelle die von den Experten für die Einschätzung herangezogenen<br />

Einflussfaktoren, sowie gegebenenfalls ein Auszug aus den Begründungen der Experten.<br />

Richtung und Größe der jeweiligen Einflüsse werden in den Tabellen durch folgende Symbole<br />

dargestellt:<br />

17 In den Beschreibungen werden grundsätzlich die Einschätzungen der Experten wiedergegeben,<br />

auch dort, wo nicht ausdrücklich darauf hingewiesen ist. Bei Anmerkungen, die nicht von den Experten<br />

stammen, wird die Quelle angegeben.<br />

117


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

++ starker positiver Einfluss<br />

+ positiver Einfluss<br />

(+) schwacher positiver Einfluss<br />

± neutral<br />

(-) schwacher negativer Einfluss<br />

negativer Einfluss<br />

starker negativer Einfluss<br />

Abschließend wird mit Blick auf die Frage der Nachhaltigkeit dezentraler Systeme deren<br />

Beitrag analysiert.<br />

5.3.1 Umweltschutz<br />

5.3.1.1. Zusammenfassung<br />

Stärken und Schwächen der Szenarien<br />

Die Stärken von Szenario A liegen in der „Reduktion der CO 2-Emissionen" und „Schonung<br />

von Rohstoffen", in der „Schonung von Wasser" und „Erhalt von Trinkwasserreservoiren", in<br />

geringerer Gefahr von „Bodenbelastung durch Unfälle in EVUs" und geringerer Belastung<br />

des Bodens als „Deponieraum für radioaktive Abfälle". Die „Vermeidung von Schadstoffakkumulationen<br />

im Boden" ist im Sektor Strom und Gas gut, aber im Sektor Wasser schlecht.<br />

Schwächen hat Szenario A bei „Schonung von Flächen", „Eingriffen ins Landschaftsbild",<br />

„Schaffung und Erhalt von Erholungsgebieten" und beim „Schutz von Fauna, Flora und Habitaten".<br />

Eine weitere Schwäche liegt bei der geringen „Schonung von Materialien".<br />

Insgesamt ist Szenario A charakterisiert durch ausgeprägte Stärken, aber andererseits einige<br />

ausgeprägte Schwächen.<br />

Szenario B hat wie Szenario A Stärken bei „Reduktion der CO2-Emissionen" und „Schonung<br />

von Rohstoffen", jedoch nicht so ausgeprägt wie bei Szenario A. Weitere Stärken von Szenario<br />

B sind - wie bei Szenario A - die geringere Gefahr von „Bodenbelastung durch Unfälle in<br />

EVUs" und geringerem „Deponieraum für radioaktive Abfälle". Im Gegensatz zu Szenario A<br />

ist „Schaffung und Erhalt von Erholungsgebieten" in Szenario B eine Stärke.<br />

Bei Szenario B entfallen die bei Szenario A ausgeprägten Schwächen bei „Schonung von<br />

Flächen und Wald", „Eingriffen ins Landschaftsbild" und beim „Schutz von Fauna, Flora und<br />

Habitaten", die Einschätzungen für diese Kriterien liegen im Mittelfeld. Auch die Ausprägungen<br />

der meisten anderen Kriterien liegen im Mittelfeld. Schwächen gibt es lediglich bei „Erhalt<br />

von Trinkwasserreservoiren" und in geringerem Maße bei „Schonung von Materialien".<br />

Insgesamt ist Szenario B im Umweltschutzbereich ein sehr ausgeglichenes Szenario, bei<br />

dem die Stärken zwar nicht so ausgeprägt sind wie bei Szenario A, aber voll zum Tragen<br />

kommen, weil sich nur wenig Schwächen zeigen.<br />

Die Szenarien C und D sind bei vielen Kriterien sehr ähnlich eingeschätzt. Sie haben die<br />

gleichen ausgeprägten Schwächen bei „Reduktion der CO 2-Emissionen", „Schonung von<br />

Rohstoffen", „Schonung von Wasser", „Erhalt von Trinkwasserreservoiren", „Bodenbelastung<br />

durch Unfälle in EVUs" und „Deponieraum für radioaktive Abfälle". Eine weitere Schwäche in<br />

Szenario D ist die mangelnde „Vermeidung von Schadstoffakkumulationen im Boden"; in<br />

118


5.3 Ergebnisse<br />

Szenario C ist dies nur im Sektor Strom und Gas eine Schwäche, im Sektor Wasser hingegen<br />

eine Stärke, so dass diese sich gegenseitig aufheben. Von beiden Szenarien hat im<br />

Umweltschutzbereich nur Szenario D eindeutige Stärken, und zwar bei „Schonung von Flächen",<br />

„Vermeidung von Eingriffen ins Landschaftsbild", „Schutz von Fauna und Habitaten"<br />

und „Schonung von Materialien".<br />

Wesentliche Einflussfaktoren<br />

Der Endenergieverbrauch, der in Szenario A um 5% geringer ist, und der Energiemix zur<br />

Stromerzeugung haben nach Einschätzung der Experten wesentlichen Einfluss auf Klimaschutz<br />

und Ressourcenschonung.<br />

Der höhere Anteil erneuerbarer Energien in Szenario A und (etwas geringer) in B und die<br />

Substitution von Kohle durch Erdgas ist nicht nur vorteilhaft für die Kriterien „Schonung von<br />

Rohstoffen" (Brennstoffen) und die „Reduktion der CO 2-Emissionen", sondern auch für die<br />

Reduktion der Schadstoffemissionen aus der Kohleverbrennung, die sich auf die Kriterien<br />

„Vermeidung von langfristigen Schadstoffakkumulationen" (Bodenschutz) und „Vermeidung<br />

von Schadstoffeinträgen in Wasserquellen" (Gewässerschutz) auswirken. Andererseits ist<br />

aber zu befürchten, dass ein verstärkter Anbau von Biomasse als nachwachsender Energieträger<br />

die „Übernutzung landwirtschaftlicher Flächen" (Bodenschutz) und damit die „langfristigen<br />

Schadstoffakkumulationen" im Boden und die „Schadstoffeinträge in Wasserquellen"<br />

verschlechtert. Schadstoffeinträge sind jedoch nicht zwangsläufig hoch, sondern werden<br />

möglicherweise durch Umweltschutzmaßnahmen reduziert, die durch staatliche Auflagen und<br />

Kontrollen sowie durch den Druck der Bevölkerung, basierend auf verstärktem Gesundheitsbewusstsein,<br />

eingeführt werden. Beide, Gesundheitsbewusstsein und staatliche Eingriffe,<br />

sind in Szenario D am geringsten. Auch bei der Windenergie werden Nachteile angeführt,<br />

diese liegen in „Eingriffen ins Landschaftsbild", geringerer „Schonung von Flächen" und<br />

geringerem „Schutz von Flora, Fauna und Habitaten".<br />

Einfluss auf die größte Zahl der Kriterien im Umweltschutz (10 von insgesamt 19) hat die<br />

Siedlungsstruktur Die in Szenario A angenommene „Siedlungsbewegung aufs Land" mit den<br />

dafür erforderlichen Verkehrswegen hat die am stärksten verringerte „Schonung von Flächen"<br />

und „Wald", verringerten „Schutz von Flora, Fauna und Habitaten", mehr „Eingriffe ins<br />

Landschaftsbild" und weniger „Erholungsgebiete", mehr „Verbrauch von Rohstoffen" und<br />

„Materialien" und mehr „Schadstoffeinträge in Wasserquellen" zur Folge. Das Siedeln in<br />

Ballungsräumen (Szenario D) hat die geringsten negativen Auswirkungen, Siedlungen in<br />

Randgebieten von Ballungsräumen (Szenarien B und C) liegen in den Auswirkungen dazwischen.<br />

Ähnliche Folgen hat der Abbau von Braunkohle (besonders hoch in Szenario D): Er<br />

betrifft 9 von 19 Kriterien, dabei entfallen „Materialverbrauch" und „Schadstoffe in Wasserquellen",<br />

dafür kommt geringerer „Erhalt von Trinkwasserreservoiren" hinzu. Allerdings sind<br />

die Auswirkungen begrenzt auf die Braunkohlenreviere.<br />

Kleine, dezentrale Anlagen bedingen einen erhöhten Materialverbrauch (geringere „Schonung<br />

von Materialien") sowohl im Sektor Strom als auch im Sektor Wasser, allerdings wird<br />

dies im Sektor Wasser durch geringeren Materialverbrauch für die Netze kompensiert. Die<br />

Abwasserbehandlung in kleinen, dezentralen Anlagen hat positiven Einfluss auf die „Schonung<br />

von Wasser" und „Erhalt von Trinkwasserreservoiren", aber die Gefahr von mehr<br />

„Schadstoffeinträgen in Böden und Wasserquellen".<br />

119


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

5.3.1.2. Einzelbeschreibung<br />

Klimaschutz<br />

Klimaschutz — Reduktion der CO2-Emissionen<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas<br />

Gleiche Rangfolge bei allen Experten<br />

A<br />

B<br />

c<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0200 0,300<br />

Abbildung 20: Mittlere Einschätzung der Experten zur CO 2-Freisetzung, Sektor Strom und Gas (Klimaschutz)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ geringerer Energie- gleich bleibender Ener- - höherer Energie- gleich bleibender Energieverbrauch<br />

gieverbrauch verbrauch verbrauch<br />

++ geringerer Anteil von ++ geringerer Anteil von - höherer Anteil von Braun-<br />

Kohle, mehr Erdgas, Kohle, mehr Erdgas,<br />

kohle<br />

mehr erneuerbare mehr erneuerbare<br />

- geringere Wirkungsgrade<br />

Energien Energien durch mehr ältere Anlagen<br />

Wichtigste Einflussgrößen sind – für alle Experten übereinstimmend – Endenergieverbrauch<br />

und Energiemix zur Stromerzeugung. Demgegenüber sind die Beiträge der Sektoren Wasser<br />

und Information / Telekommunikation zur CO 2-Freisetzung so gering, dass sie nicht nennenswert<br />

zu Unterschieden zwischen den Szenarien beitragen. Daher wird das Kriterium<br />

sektorspezifisch betrachtet. Dabei kommen die Experten im wesentlichen zu übereinstimmenden<br />

Einschätzungen: In den Szenarien A und B wird deutlich weniger CO 2 freigesetzt als<br />

in den Szenarien C und D, weil bei der in A und B vermehrten Verwendung von Erdgas und<br />

erneuerbaren Energien weniger CO 2 anfällt als bei der Gewinnung der gleichen Energie aus<br />

Kohle. Die CO 2-Freisetzung ist in A noch geringer als in B wegen des geringeren Endenergieverbrauchs.<br />

Obwohl der Endenergieverbrauch in C höher ist als in D, wird in D mehr CO2<br />

freigesetzt als in C: Wegen des höheren Anteils von Braunkohle, bei der ein höherer spezifischer<br />

Emissionsfaktor zu berücksichtigen ist, und wegen geringerer Wirkungsgrade durch<br />

den Weiterbetrieb älterer Anlagen.<br />

Die CO 2-Freisetzung ist eines der wenigen Kriterien, für das quantitative Abschätzungen<br />

erstellt wurden. Diese sind in der folgenden Tabelle wiedergegeben.<br />

120


5.3 Ergebnisse<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

1. Experte l8 180 (170-190) Mt 187 (180-200) Mt 262 (260-280) Mt 264 (260-280) Mt<br />

2. Experte 215 Mt 226 Mt 337 Mt 349 Mt<br />

3. Experte 194 Mt 203 Mt 274 Mt 288 Mt<br />

Tabelle 20: Ergebnisse der quantitativen Abschätzung der CO 2-Emissionen aus der Stromerzeugung<br />

(Klimaschutz). Werte in Millionen Tonnen (Mt) pro Jahr.<br />

Sektor Wasser<br />

Der Beitrag des Sektors Wasser zur CO 2-Freisetzung ist so gering, dass er nicht nennenswert<br />

zu Unterschieden zwischen den Szenarien beiträgt.<br />

Klimaschutz — Reduktion der Methan - Emissionen<br />

Kategorie A: Gleiche Rangfolge bei allen Experten<br />

Die Methan-Freisetzung wird von allen Experten übereinstimmend als vernachlässigbar<br />

angesehen gegenüber anderen Quellen, insbesondere der Landwirtschaft, die aber außerhalb<br />

des Betrachtungsrahmens der Studie liegen. Daher gibt es innerhalb des Betrachtungsrahmens<br />

hinsichtlich der Freisetzung von Methan keine wesentlichen Unterschiede zwischen<br />

den Szenarien. Im Sektor Strom und Gas, isoliert betrachtet, wird als Haupteinfluss der<br />

Verbrauch an Erdgas gesehen, was zu der Rangfolge D>C>A>B führt. Im Sektor Wasser,<br />

isoliert betrachtet, wird ein höherer Anteil dezentraler Abwasserreinigungsanlagen negativ<br />

gewertet, weil in dezentralen Anlagen (im Gegensatz zu zentralen) das entstehende Methan<br />

nicht aufgefangen wird; das ergibt die Rangfolge D>C>B>A.<br />

Klimaschutz — Reduktion von N 20-Emissionen aus Kläranlagen<br />

Kategorie A: Gleiche Rangfolge bei allen Experten<br />

Die Freisetzung von N 20 aus Kläranlagen wird von allen Experten übereinstimmend als<br />

vernachlässigbar angesehen gegenüber anderen Quellen, insbesondere der Landwirtschaft,<br />

die aber außerhalb des Betrachtungsrahmens der Studie liegen. Daher gibt es innerhalb des<br />

Betrachtungsrahmens hinsichtlich der Freisetzung von Methan und N 20 keine wesentlichen<br />

Unterschiede zwischen den Szenarien.<br />

Ressourcenschonung<br />

Ressourcenschonung — Schonung von Rohstoffen (Brennstoffen)<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas:<br />

Kategorie B.II.1: Geringe beurteilungsbezogene Differenzen<br />

18 Hier sind (im Gegensatz zum Synthesepapier (Anhang, Kapitel A.3)) die Experten bei jedem Kriterium<br />

neu nummeriert, die Nummerierung ist daher weder zwischen den einzelnen Kriterien noch mit<br />

dem Synthesepapier vergleichbar.<br />

121


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100<br />

0,200 0,300<br />

Abbildung 21: Mittlere Einschätzung der Experten zur Schonung der Rohstoffe (Ressourcenschonung)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ geringerer Energieverbrauch<br />

- höherer Energieverbrauch<br />

++ höherer Anteil er- ++ höherer Anteil er- - höherer Anteil von - höherer Anteil von<br />

neuerbarer Energien neuerbarer Energien Kohle Kohle<br />

[- Siedlungsbewegung<br />

aufs Land erfordert<br />

höheren Verbrauch für<br />

Gebäudeheizung und<br />

Verkehr]<br />

[- höherer Verbrauch<br />

von Braunkohle]<br />

[+ Siedlungsbewegung<br />

in Ballungszentren<br />

erfordert geringeren<br />

Verbrauch für Gebäudeheizung<br />

und Verkehr]<br />

Beim Rohstoff- (Brennstoff-) Verbrauch besteht darin Übereinstimmung, dass der in den<br />

Szenarien A und B verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien zu einem geringeren Brennstoffverbrauch<br />

führt als in den Szenarien C und D. Der Brennstoffverbrauch im Wasser- und<br />

Telekommunikationssektor ist demgegenüber unbedeutend19.<br />

Der Brennstoffverbrauch ist wegen des geringeren Endenergieverbrauchs in Szenario A noch<br />

geringer als in B. Wenn man allerdings annimmt (wie einer der Experten), dass der Endenergieverbrauch<br />

in Szenario A wegen der Siedlungsbewegung aufs Land höher ist als in B (d. h.<br />

höher als in der Szenario-Beschreibung angegeben), dann hätte Szenario A einen höheren<br />

Brennstoffverbrauch als B.<br />

Wegen des höheren Endenergieverbrauchs hat Szenario C gegenüber D einen höheren<br />

Brennstoffverbrauch. Weil aber die Braunkohle-Reserven geringer sind als die Steinkohle-<br />

Reserven, ist der in D höhere Verbrauch von Braunkohle kritischer einzuschätzen, daher<br />

wird Szenario D geringfügig schlechter eingeschätzt als C.<br />

Sektor Wasser<br />

Der Beitrag des Sektors Wasser zum Rohstoff- (Brennstoff-) Verbrauch ist so gering, dass er<br />

nicht nennenswert zu Unterschieden zwischen den Szenarien beiträgt.<br />

Ressourcenschonung - Schonung von Materialien<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas:<br />

Gleiche Rangfolge bei allen Experten<br />

19 Die Einschätzung, dass der Rohstoffverbrauch in den Sektoren Wasser und TK gegenüber dem<br />

Sektor Strom unbedeutend ist, basiert allein auf dem unmittelbaren Verbrauch. Der Rohstoffverbrauch<br />

für Herstellung und Entsorgung wurde nicht berücksichtigt.<br />

122


5.3 Ergebnisse<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0200 -0,100 0,000 0,100 0200 0,300<br />

Abbildung 22: Mittlere Einschätzung der Experten zur Schonung der Materialien (Ressourcenschonung)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

- kleine Anlagen haben - kleine Anlagen haben + große Anlagen haben + große Anlagen haben<br />

höheren Materialbedarf höheren Materialbedarf weniger Materialbedarf weniger Materialbedarf<br />

als große als große als kleine als kleine<br />

- Wirtschaftswachstum - Wirtschaftswachstum<br />

- Baumaterial für Siedlungsbewegung<br />

aufs<br />

verbrauch<br />

- höherer Energie-<br />

Land<br />

+ Weiternutzung bestehender<br />

Anlagen (auch<br />

Kernkraftwerke) schont<br />

Materialressourcen<br />

Kleine Anlagen, die in den Szenarien A und B einen höheren Anteil haben (Dezentralisierung),<br />

benötigen pro erzeugter Energie mehr Materialeinsatz als große, dagegen spart die<br />

Weiterverwendung bestehender Anlagen (insbesondere in Szenario D) Material ein. Höheres<br />

Wirtschaftswachstum (in Szenarien A und C) führt zu höherem Materialverbrauch. Siedlungen<br />

auf dem Land (in Szenario A) verbrauchen mehr Material als konzentrierte Bebauung in<br />

Städten (Szenario D) oder am Stadtrand (Szenarien B und C).<br />

Sektor Wasser:<br />

(nur 1 Experte)<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0200 0,300<br />

Abbildung 23: Einschätzung des Experten zur Schonung der Materialien (Ressourcenschonung)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

- Materialbedarf für<br />

dezentrale Anlagen<br />

- Materialbedarf für<br />

dezentrale Anlagen<br />

- Materialbedarf für - Materialbedarf für<br />

Netze<br />

Netze<br />

Nach Einschätzung des Experten heben sich der Mehrbedarf an Material bei den dezentralen<br />

Anlagen, die einen hohen Anteil in Szenarien A und B haben, und die durch dezentrale<br />

Anlagen mögliche Materialeinsparung bei den Netzen in etwa auf.<br />

123


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Ressourcenschonung - Schonung von Fläche<br />

Kategorie B.II.1: Geringe beurteilungsbezogene Differenzen<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 24: Mittlere Einschätzung der Experten zur Schonung von Fläche (Ressourcenschonung)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

-- Siedlungsbewegung - Siedlung am Stadt- - Siedlung am Stadt- ± Konzentration in<br />

aufs Land rand rand Ballungsräumen<br />

(-) Windkraft erfordert (-) Braunkohleabbau (-) Braunkohleabbau<br />

Fläche<br />

Die Experten sehen übereinstimmend die Siedlungsstruktur und die dafür erforderlichen<br />

Verkehrswege als Haupteinflussgröße auf den Flächenverbrauch: Die Siedlungsbewegung<br />

aufs Land in Szenario A hat den höchsten, die Siedlungsbewegung in Ballungsräume in<br />

Szenario D den geringsten Flächenverbrauch. Welche Rolle Windkraftanlagen (höchster<br />

Anteil in Szenario A) und Braunkohletagebaue (höchster Anteil in Szenario D) für den Flächenverbrauch<br />

spielen, wird unterschiedlich eingeschätzt.<br />

Ressourcenschonung - Schonung von Wald<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 25: Mittlere Einschätzung der Experten zur Schonung von Wald (Ressourcenschonung)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

-- Siedlungsbewegung - Siedlung am Stadt- - Siedlung am Stadt- ± Konzentration in<br />

aufs Land rand rand Ballungsräumen<br />

- Braunkohleabbau - Braunkohleabbau<br />

Negativen Einfluss auf die Waldfläche haben die Zersiedelung und die dafür benötigten Verkehrswege,<br />

die in Szenario A am stärksten, in D am geringsten, in B und C mäßig stark sind.<br />

Einen geringeren negativen Einfluss haben Braunkohletagebaue, die in Szenario D am intensivsten<br />

genutzt werden. Diese Einflüsse werden jedoch abgemildert durch bestehende Gesetze,<br />

die den Erhalt oder den Ersatz von Waldflächen fordern.<br />

124


5.3 Ergebnisse<br />

Ressourcenschonung - Schonung von Wasser<br />

Kategorie B.II.1: Geringe beurteilungsbezogene Differenzen<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 26: Mittlere Einschätzung der Experten zur Schonung von Wasser (Ressourcenschonung)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ geringerer Wasserverbrauch<br />

+ höherer Anteil dezentraler<br />

Versickerung<br />

+ geringere Wasserverluste<br />

im Netz durch<br />

dezentrale Anlagen<br />

- höherer Wasserverbrauch<br />

- höhere Wasserverluste<br />

im Netz durch geringere<br />

Investitionen<br />

[+ höherer Anteil dezen- [+ höherer Anteil dezen- [- höherer Anteil zentra- [- höherer Anteil zentratraler<br />

Stromerzeugung traler Stromerzeugung ler Stromerzeugung] ler Stromerzeugung]<br />

und Erneuerbarer und Erneuerbarer<br />

Energien]<br />

Energien]<br />

Wichtige Einflüsse auf die Ressource „Wasser' sind der in den Szenariobeschreibungen angegebene<br />

Wasser-Endverbrauch (am geringsten in A, am größten in C), Wasserverluste im<br />

Netz, und Regenerierung der Wasserressourcen durch dezentrale Versickerung. Ein weiterer<br />

Einfluss könnte der Wasserverbrauch von zentralen Stromerzeugungsanlagen m sein, deren<br />

Anteil in den Szenarien C und D höher ist. (Anm. der Autoren: Da dabei in der Regel Flusswasser<br />

verbraucht wird und staatliche Auflagen die Entnahme nur soweit gestatten, dass der<br />

Mindestwasserpegel des Flusses gewährleistet bleibt, ist fraglich, ob dadurch die Trinkwasserreserven<br />

verringert werden.)<br />

Gewässerschutz<br />

Gewässerschutz - Erhalt von Trinkwasserreservoiren<br />

Kategorie B.II.1: Geringe beurteilungsbezogene Differenzen<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 27: Mittlere Einschätzung der Experten zum Erhalt von Trinkwasserreservoiren (Gewässerschutz)<br />

20 Anm. der Autoren: Bezogen auf eine Kraftwerksleistung von 1000 MW verdunsten in einem Nasskühlturm<br />

je nach Betriebsweise und Witterungsverhältnissen 0,08 bis 0,63 m 3 Wasser pro Sekunde,<br />

das sind rund 7000 bis 54000 m 3 pro Tag. Quelle (2005-04-21):<br />

http://www.bayern.de/Ifw/technik/abwasser/infoblaetter/thermkw_kuehl/wasserverbrauch.htm<br />

125


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ geringerer Wasser- - höherer Wasser- (+) gleicher oder gerinverbrauch<br />

verbrauch gerer Wasserverbrauch<br />

++ viel mehr Grauwasser-<br />

u. Regenwassernutzung<br />

+ mehr Grauwasser- u.<br />

Regenwassernutzung<br />

+ Erhalt von Trinkwas- (-) weniger Trinkwas- - noch weniger Trink- -- viel weniger Trinkser-Schutzgebieten<br />

ser-Schutzgebiete wasser-Schutzgebiete wasser-Schutzgebiete<br />

- Grundwasserabsenkung<br />

für Braunkohletagebaue<br />

- Grundwasserabsenkung<br />

für Braunkohletagebaue<br />

Je höher der Wasserverbrauch (höher in Szenario C, geringer in Szenario A), desto schwieriger<br />

ist der Erhalt von Trinkwasserreservoiren. Grauwasser- und Regenwassernutzung<br />

tragen partiell zu einer notwendigen Schonung bei. Bei dezentraler Wassergewinnung (Szenario<br />

A) werden viele, auch kleine Wasserschutzgebiete erhalten, bei zentraler Wassergewinnung<br />

(Szenarien C, D) werden nur wenige große Wasserschutzgebiete erhalten und viele<br />

kleine aufgegeben, zum Teil unwiederbringlich. Ein Abbau von Regelungen und Überwachung<br />

durch den Staat kann zu Lockerung der Auflagen in Wasserschutzzonen führen, mit<br />

potentiell negativem Einfluss auf den Erhalt von Trinkwasserreservoiren (Szenarien C, D).<br />

Staatlicher Schutz von Umwelt wirkt sich positiv auf den Gewässerschutz und damit auf<br />

Grund- und Oberflächenwasser zur Trinkwassernutzung aus, dies führt zur Abwertung von<br />

Szenario C und D. Außerdem beeinträchtigen Grundwasserabsenkungen für Braunkohletagebaue<br />

(Szenarien C, D) die Trinkwasserreservoire.<br />

Gewässerschutz – Vermeidung von Schadstoffeinträgen in Wasserquellen<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas:<br />

Kategorie B.II.2: Beurteilungsbezogene Differenzen, unterschiedliche Wichtigkeit der Einflussfaktoren<br />

1. Exp 21 .: A=B>C=D, Urteilssicherheit 3<br />

2. Exp.: A>B>C=D, Urteilssicherheit 1<br />

3. Exp.: D>C=B>A, Urteilssicherheit 3<br />

A<br />

- 200<br />

e.,<br />

N.,<br />

o<br />

M<br />

3<br />

I<br />

.0, M<br />

-0,100 0,000 0 100 0,200 0,300<br />

Abbildung 28: Mittlere Einschätzung der Experten zur Vermeidung von Schadstoffeinträgen in Wasserquellen,<br />

Sektor Strom u. Gas (Gewässerschutz)<br />

21 Hier sind (im Gegensatz zum Synthesepapier) die Experten bei jedem Kriterium neu nummeriert,<br />

die Nummerierung ist daher weder zwischen den einzelnen Kriterien noch mit dem Synthesepapier<br />

vergleichbar.<br />

126


5.3 Ergebnisse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

1. Ex- - höherer Anteil von - höherer Anteil von<br />

perte Strom aus Kohle und Strom aus Kohle und<br />

Kernenergie<br />

Kernenergie<br />

2. Ex- ++ hohes Bewusst- + mäßig hohes - wenig Bewusstsein - kaum Bewusstsein<br />

perte sein für Gesundheit Bewusstsein für für Gesundheit für Gesundheit<br />

Gesundheit<br />

3. Ex- - Nitrat und Phos- - Nitrat und Phos- - viel Kohleabbau und - viel Kohleabbau und<br />

perte phat aus Anbau phat aus Anbau Kohlekraftwerke Kohlekraftwerke<br />

nachwachsender nachwachsender<br />

Energieträger Energieträger<br />

-- Zersiedelung - Zersiedelung - Zersiedelung<br />

Bei der Einschätzung von Schadstoffeinträgen in Wasserquellen aus dem Sektor Strom<br />

werden unterschiedliche Einflussgrößen als wichtig angesehen, die zu unterschiedlichen<br />

Einschätzungen führen. Eine eindeutige Rangfolge ist nicht feststellbar.<br />

Der 1. Experte betrachtet als Quellen für Schadstoffeinträge klassische Schadstoffe (z. B.<br />

SO 2) und radioaktive Stoffe aus der Abluft von Kernkraftwerken und schätzt daher die Szenarien<br />

C und D mit höherem Anteil von Strom aus Kohle und Kernenergie schlechter ein.<br />

Für den 2. Experten ist das Gesundheitsbewusstsein, das in Szenario A besonders hoch,<br />

dagegen in C und D gering ist, ausschlaggebend für Maßnahmen zur Reduzierung von<br />

Schadstoffeinträgen.<br />

Der 3. Experte sieht Quellen für Schadstoffeinträge in den Emissionen aus Kohleabbau,<br />

Kohlehalden und Kohlekraftwerken, die in Szenarien C und D verstärkt zu erwarten sind, in<br />

Ausschwemmungen von Nitrat und Phosphat aus dem Anbau nachwachsender Energieträger,<br />

die in A und B einen höheren Anteil haben, sowie in Verkehrsunfällen mit Ölaustritt und<br />

in Undichtigkeiten im Abwassernetz, die in Szenario A wegen der dezentralen Siedlungsstruktur<br />

in größerem Umfang zu erwarten sind.<br />

Sektor Wasser:<br />

Kategorie B.II.2: Beurteilungsbezogene Differenzen, unterschiedliche Wichtigkeit der Einflussfaktoren<br />

4. Exp.: A>B>C>D, Urteilssicherheit 4<br />

5. Exp. ((Schwer-)Metalle): B=C>D>A, Urteilssicherheit 4<br />

5. Exp. (Nitrat): A=B>C=D, Urteilssicherheit 4<br />

A<br />

• E<br />

-0200<br />

-0,100 0,000 0,100 0 200 0,300<br />

Abbildung 29: Mittlere Einschätzung der Experten zur Vermeidung von Schadstoffeinträgen in Wasserquellen,<br />

Sektor Wasser (Gewässerschutz)<br />

127


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

4. Ex- ++ weniger Misch- und + etwas weniger Misch- ++ zentrale + zentrale Anlagen<br />

perte Regenwassereinleitung und Regenwassereinlei- Anlagen reinigen das Abwasser<br />

in Gewässer wegen tung in Gewässer we- reinigen das besser, aber weniger<br />

dezentraler Versicke- gen dezentraler Versi- Abwasser gute Überwachung<br />

rung<br />

++ weniger Schmutzckerung<br />

+ etwas weniger<br />

besser, außerdem<br />

bessere<br />

wasseraustritt aus<br />

undichten Kanälen<br />

wegen geringerer<br />

Netzlänge durch dezentrale<br />

Anlagen<br />

Schmutzwasseraustritt<br />

aus undichten Kanälen<br />

wegen geringerer Netzlänge<br />

durch dezentrale<br />

Anlagen<br />

Überwachung<br />

5. Ex- -- dezentrale Abwas- - der Staat zieht sich<br />

perte seranlagen sind aus der Überwachung<br />

(Schwer<br />

metalle)<br />

schlechter überwacht,<br />

daher fließen aus ihnen<br />

mehr Schadstoffe ab<br />

5. Ex- + mehr Umweltbe- + mehr Umweltbewusstperte<br />

wusstsein führt zu ge- sein führt zu geringerer<br />

(Nitrat) ringerer Nitratbelastung Nitratbelastung<br />

zurück, daher fließen<br />

aus Abwasseranlagen<br />

mehr Schadstoffe ab<br />

Bei der Einschätzung von Schadstoffeinträgen in Wasserquellen aus dem Sektor Wasser<br />

werden unterschiedliche Einflussgrößen als wichtig angesehen, die zu unterschiedlichen<br />

Einschätzungen führen. Eine eindeutige Rangfolge ist nicht feststellbar.<br />

4. Experte: »Wesentliche Eintragspfade für Verschmutzungen aus dem Sektor Wasser sind:<br />

(1) Abläufe von Kläranlagen, (2) Mischwasserabschläge und Regenwassereinleitungen aus<br />

urbanen Gebieten und (3) Infiltration von Abwasser in Grundwasser bei undichten Kanälen.<br />

[1] Bei zentralen Kläranlagen erfolgt in der Regel eine Einleitung in Oberflächengewässer.<br />

[...] Zentrale Anlagen werden gut überwacht und arbeiten relativ stabil und sicher. Dezentrale<br />

kleine Kläranlagen werden nicht anhand der Ablaufwerte kontrolliert, sondern es wird eine<br />

sog Einhaltefiktion definiert, die sich an der Bauartzulassung der Anlage und einer regelmäßigen<br />

Wartung orientiert. Für den Vergleich wird unterstellt, dass bis 2025 nur noch Anlagen<br />

existieren, die o.g. Anforderungen erfüllen. Dann wird die Reinigungsleistung bei Einleitung<br />

in ein Oberflächengewässer nur leicht schlechter sein als bei einer zentralen Anlage. Staatlicher<br />

Schutz von Umwelt wirkt sich positiv auf Gewässerschutz aus, führt zur Abwertung von<br />

C und D. [...] [2] Mischwasserabschläge stellen in vielen Gebieten heute schon den Haupteintragspfad<br />

in Oberflächengewässer dar. Bei einem Trennsystem, vor allem aber bei Regenwasserversickerung<br />

können die Belastungen für die Oberflächengewässer verringert<br />

werden. Eine Zunahme an Dezentralisierung, die einher geht mit einer dezentralen Versickerung<br />

und einer Reduktion von Kanallängen (geringer Infiltration) wird die Belastung aus<br />

Misch und Regenwasser verringern. Aufmerksamkeit muss der Bodenbelastung bei Versickerung<br />

geschenkt werden. Dies wird unter dem Punkt Bodenschutz bewertet. [3] Je geringer<br />

die Länge der Kanäle, desto weniger Abwasser kann ins Grundwasser austreten.«<br />

Der 5. Experte differenziert zwischen Schwermetall-Einträgen und Nitrat-Einträgen. »Cadmium,<br />

Katalysatormetalle aus diffusen Quellen wie Verkehr, privaten Haushalten einschließlich<br />

Schlammnutzung in der Landwirtschaft sind Hauptkomponenten, die die Probleme von<br />

Schadstoffeinträgen in Wasserquellen ausmachen. Bestimmende Größe für die Einschätzung<br />

der Szenarien ist der Anteil dezentraler Anlagen, denn es wird davon ausgegangen,<br />

128


5.3 Ergebnisse<br />

dass dezentrale Anlagen schlechter als zentrale überwacht werden. Daher ist Szenario A mit<br />

einem besonders hohen Anteil mit der schlechtesten Bewertung versehen und Szenario D<br />

mit der zweitschlechtesten, weil in diesem Szenario der Staat sich zurück zieht, also auch<br />

keine Kontrollaufgaben wahrnimmt. In den Szenarien A und B werden dagegen Kontrollaufgaben<br />

im gegenwärtigen Umfang durchgeführt.«<br />

In den Szenarien A und B sei mit geringeren Nitrat-Einträgen zu rechnen als in C und D.<br />

»Begründet wird dies mit dem hohen Umweltbewusstsein der Bevölkerung bzw. den staatlichen<br />

Umweltschutzaktivitäten in den Szenarien A und B im Gegensatz zu den Szenarien C<br />

und D. Als Hauptemissionsquellen werden die Landwirtschaft sowie bestehende Rückhaltungen<br />

im Boden gesehen.«<br />

Bodenschutz<br />

Bodenschutz — Vermeidung von Bodenbelastung durch Unfälle in EVUs<br />

Das Kriterium betrifft nur den Sektor Strom und Gas.<br />

Kategorie A: Gleiche Rangfo ge bei allen Experten<br />

B<br />

c<br />

1<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 30: Mittlere Einschätzung der Experten zur Vermeidung von Bodenbelastung durch Unfälle<br />

in EVUs (Bodenschutz)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

- Anteil Kernenergie - Anteil Kernenergie<br />

[(-) höherer Gesamtstromverbrauch]<br />

Die Experten sind sich einig darüber, dass hier der Anteil der Kernenergie bestimmend ist,<br />

der in Szenarien A und B gleich Null ist und in Szenario D genauso groß wie in Szenario C.<br />

Der 2. Experte sieht zusätzlich Szenario D »etwas besser« als C wegen des in C höheren<br />

Stromverbrauchs (und daher auch mehr Strom aus Kernenergie). Der Unterschied im Stromverbrauch<br />

ist aber nur gering.<br />

Bodenschutz – Deponieraum für radioaktive und toxische Abfälle<br />

Es wurden nur Einschätzungen für den Sektor Strom und Gas abgegeben.<br />

Kategorie A: Gleiche Rangfolge bei allen Experten<br />

B<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 31: Mittlere Einschätzung der Experten zur Vermeidung von Deponieraum für radioaktive<br />

und toxische Abfälle (Bodenschutz)<br />

129


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

- Anteil Kernenergie - Anteil Kernenergie<br />

[(-) höherer Gesamtstromverbrauch]<br />

Die Experten sind sich einig darüber, dass hier der Anteil der Kernenergie bestimmend ist,<br />

der in Szenarien A und B gleich Null ist und in Szenario D genauso groß wie in Szenario C.<br />

Ein Experte sieht zusätzlich Szenario D »etwas besser« als C wegen des in C höheren<br />

Stromverbrauchs (und daher auch mehr Strom aus Kernenergie). Der Unterschied im Stromverbrauch<br />

ist aber nur gering. Der erste Experte relativiert den Unterschied: »In allen Szenarien<br />

wird durch den Abriss der Kernkraftwerke Deponieraum für radioaktive Stoffe benötigt.<br />

Dieser Bedarf ist durch den Weiterbetrieb der bestehenden Kernkraftwerke in den Szenarien<br />

C und D nur leicht höher.«<br />

Bodenschutz – Vermeidung von langfristigen Schadstoffakkumulationen<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas:<br />

Kategorie B.II.1: Geringe beurteilungsbezogene Differenzen<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 32: Mittlere Einschätzung der Experten zur Vermeidung von langfristigen Schadstoffakkumulationen<br />

aus dem Sektor Strom und Gas (Bodenschutz)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

(-) Anbau nachwach- (-) Anbau nachwach- - Kohleabbau und - Kohleabbau und<br />

sender Energieträger sender Energieträger Kohlekraftwerke Kohlekraftwerke<br />

++ hohes Bewusstsein + mäßig hohes Be- (-) kaum Bewusstsein<br />

für Gesundheit<br />

wusstsein für Gesundheit<br />

für Gesundheit<br />

Wichtige Quellen für Schadstoffeinträge sind klassische Schadstoffe (z. B. SO 2 ) und radioaktive<br />

Stoffe aus der Abluft von Kernkraftwerken, daher werden die Szenarien C und D mit<br />

höherem Anteil von Strom aus Kohle und Kernenergie schlechter eingeschätzt. Zwar könnte<br />

ein höheres Gesundheitsbewusstsein politischen Druck erzeugen, um durch technische<br />

Maßnahmen die Schadstoffemissionen zu reduzieren, das Gesundheitsbewusstsein ist<br />

jedoch gerade in den Szenarien C und D gering. Der Anbau nachwachsender Energieträger,<br />

die in A und B einen höheren Anteil haben, könnte die Schadstoffakkumulationen im Boden<br />

erhöhen, dieser Einfluss wird jedoch als geringer gesehen als der Einfluss der klassischen<br />

Schadstoffe.<br />

130


5.3 Ergebnisse<br />

Sektor Wasser:<br />

(nur 1 Experte)<br />

A<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 33: Einschätzung des Experten zur Vermeidung von langfristigen Schadstoffakkumulationen<br />

aus dem Sektor Wasser (Bodenschutz)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

- mehr Emissionen aus<br />

Klärschlammverbrennung<br />

- Schadstoffeinträge - Schadstoffeinträge aufgrund geringerer<br />

aus dezentraler Re- aus dezentraler Re- staatlicher Auflagen<br />

genwasserversickerung genwasserversickerung<br />

Zitat aus dem Gutachten: »Es wird davon ausgegangen, dass bis 2025 die Verbrennung von<br />

Klärschlamm und die Einhaltung strenger Regeln für die Abluftbehandlung die Regel ist. Bei<br />

zentraler Entsorgung ist die Bodenbelastung aus diesem Kompartiment dann nicht weiter bedeutend.<br />

Sollten Umweltauflagen reduziert werden (D) wird Belastung aus Abluft ansteigen.<br />

Dezentral entstehender Klärschlamm ist in der Regel problemlos aus Sicht des Bodenschutzes<br />

landwirtschaftlich verwertbar.« »Die Gefahr einer langfristigen Bodenbelastung bei der<br />

Regenwasserversickerung ist unklar. Es gibt kaum Langzeiterfahrungen. Die Unsicherheit ist<br />

entsprechend groß.«<br />

Bodenschutz - Vermeidung der Übernutzung landwirtschaftlicher Flächen<br />

Kategorie B.lI.5: Beurteilungsbezogene Differenzen bei hoher Unsicherheit eines der Experten<br />

1. Exp.: C=D=A=B, Urteilssicherheit 3<br />

2. Exp.: A>B>C=D, Urteilssicherheit 1<br />

3. Exp.: C=D>A=B (aber nur geringer Unterschied), Urteilssicherheit 3<br />

B<br />

D<br />

e›•<br />

4<br />

-0,200 -0.100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 34: Mittlere Einschätzung der Experten zur Vermeidung der Übernutzung landwirtschaftlicher<br />

Flächen (Bodenschutz)<br />

131


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

1. Experte<br />

2. Experte<br />

3. Experte<br />

Unterschiede sind nicht in den Szenariobeschreibungen enthalten bzw. schlüssig aus diesen<br />

ableitbar<br />

++ hohes Bewusstsein für<br />

Gesundheit<br />

- mehr Anbau nachwachsender<br />

Energieträger<br />

+ mäßig hohes Bewusstsein<br />

für Gesundheit<br />

- mehr Anbau nachwachsender<br />

Energieträger<br />

Während der 1. Experte bei der Übernutzung landwirtschaftlicher Flächen keinen Unterschied<br />

zwischen den Szenarien sieht, begründet der 2. Experte den Unterschied mit dem<br />

besonders in Szenario A höheren Gesundheitsbewusstsein, gibt aber eine hohe Unsicherheit<br />

an. Der 3. Experte sieht einen geringen Unterschied auf Grund des in A und B vermehrten<br />

Anbaus nachwachsender Energieträger. Als aggregierte Einschätzung ergibt sich fast eine<br />

Gleichbewertung aller 4 Szenarien, weil sich die Einschätzungen von Experte 2 und 3 gegenseitig<br />

nahezu aufheben. Obwohl die Einschätzungen in Kategorie B.II.5 fallen (Experte 2<br />

hat eine hohe Unsicherheit angegeben), erscheint es nicht angemessen, die Einschätzung<br />

von Experte 2 zu ignorieren, weil auch Experte 3 dahingehend argumentiert, dass die tatsächlichen<br />

Auswirkungen eines verstärkten Anbaus nachwachsender Energieträger erheblich<br />

vom Ausmaß der Verwendung von Düngemitteln und Pestiziden abhängen, und so die<br />

Einschätzung von Experte 2 als Ergänzung der Einschätzung von Experte 3 erscheint.<br />

Artenschutz<br />

Artenschutz — Schutz der Flora<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

A<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 35: Mittlere Einschätzung der Experten zum Schutz der Flora (Artenschutz)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

-- Zersiedelung - Zersiedelung - Zersiedelung<br />

- Gewinnung von - Gewinnung von - Braunkohle-Tagebaue -- Braunkohle-Tagebaue und<br />

Biomasse Biomasse schlechte Renaturierung<br />

Während ein Experte keinen Unterschied zwischen den Szenarien sieht, erfolgt nach Einschätzung<br />

des 2. Experten »der Schutz der Flora vor allem über den Schutz von Flächen,<br />

die Pflanzen Lebensraum bieten. Ursache für den Artenschwund sind vor allem die direkte<br />

Zerstörung und mechanische Schädigung sowie die Verinselung und Zerschneidung der<br />

Lebensräume, insbesondere durch den Städtebau, den Bau von Verkehrswegen und den<br />

Abbau von Rohstoffen. Den wichtigsten Einfluss auf den Schutz der Flora hat daher die Form<br />

der Siedlungsentwicklung inklusive ihrer dazu erforderlichen Infrastruktur. Dabei hat die<br />

Zunahme der Wohnbebauung im ländlichen Raum mit dem parallel erfolgenden Ausbau der<br />

132


5.3 Ergebnisse<br />

Verkehrsinfrastruktur (Szenario A) die negativsten Auswirkungen, da sie in einem größeren<br />

Umfang Lebensräume für die Flora beeinträchtigt, zerschneidet oder zerstört. [...] Die Gewinnung<br />

der Rohstoffe zur Energiegewinnung kann ebenfalls zu Auswirkungen auf das<br />

Schutzgut Flora führen. Die Gewinnung der Braunkohle im Tagebau führt hierbei zu den<br />

weitreichendsten Beeinträchtigungen und zur Umwandlung von ganzen Landschaften. Deshalb<br />

werden die Szenarien C und D mit einem jeweiligen Kohleanteil an den Energieträgern<br />

von 52% eine viel größere Flächeninanspruchnahme im Verhältnis zu den Szenarien A und<br />

B mit einem Kohleanteil von nur 24% bewirken. Bei Szenario A wird zudem die Renaturierung<br />

der Bergbaufolgenlandschaft für die Flora aufgrund der ökologischen Einstellung der<br />

Bevölkerung und der Administration und des starken Ordnungsrechtes zu den positivsten<br />

Ergebnissen im Vergleich der vier Szenarien gelangen. Etwas schlechter werden die Renaturierungsmaßnahmen<br />

im Szenario B durchgeführt werden, da dort die Renaturierungsmaßnahmen<br />

nur gestützt auf eine starke Administration und das starke Ordnungsrecht durchgeführt<br />

wird, während die Unterstützung durch die Bevölkerung und damit der gesellschaftliche<br />

Druck weitgehend fehlen. Bei Szenario C wird aufgrund der moderaten Umweltziele der<br />

Politik und des geringen Interesses der Bevölkerung eine weit weniger ambitioniertere Umsetzung<br />

der Renaturierungsmaßnahmen zu erwarten sein. Bei Szenario D spielen Renaturierungsmaßnahmen<br />

aufgrund der starken Orientierung auf wirtschaftliche Aspekte und eines<br />

weitgehend fehlenden Umweltbewusstseins nur eine sehr untergeordnete Bedeutung und<br />

werden vermutlich zu großen Teilen gar nicht durchgeführt. [...] Insgesamt erscheinen durch<br />

die Nutzung von Biomasse einerseits leicht positive Auswirkungen auf die Flora durch die<br />

Nutzung von Landschaftspflegematerial und andererseits jedoch auch schwerer wiegende<br />

negative Auswirkungen durch die leichte Ausweitung der Ackernutzung und die negativen<br />

Auswirkungen auf die Waldlebensräume für Pflanzen und Tiere zu erwarten sein. Da aufgrund<br />

der geringen Angaben nicht beurteilt werden kann, inwieweit der politische und ökonomische<br />

Rahmen bestimmte Formen der Biomassegewinnung über das hier angenommene<br />

Maß hinaus forciert, wird hier angenommen, dass die negativen Auswirkungen ungefähr<br />

doppelt so schwer wiegen als die positiven.« Der 3. Experte hat in der Delphi-Runde die<br />

Einschätzung des 2. Experten übernommen.<br />

Artenschutz – Schutz der Fauna und Schutz von Habitaten<br />

(Diese beiden Kriterien wurden exakt gleich eingeschätzt.)<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

A -E<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 36: Mittlere Einschätzung der Experten zum Schutz der Fauna und Schutz von Habitaten<br />

(Artenschutz)<br />

133


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

-- Zersiedelung - Zersiedelung - Zersiedelung<br />

- Gewinnung von - Gewinnung von -- Braunkohle- -- Braunkohle-Tage-<br />

Biomasse Biomasse Tagebaue baue und schlechte<br />

- Windenergieanlagen - Windenergieanlagen Renaturierung<br />

Während ein Experte keine Unterschiede zwischen den Szenarien feststellt, sind in der<br />

Einschätzung des 2. Experten zunächst die gleichen Einflussfaktoren entscheidend wie bei<br />

der Einschätzung des Kriteriums „Schutz der Flora", die im vorigen Abschnitt beschrieben<br />

wurde. Bei Fauna und Habitaten werden zusätzlich die Windenergieanlagen als negativer<br />

Einfluss genannt: »[...] können Windenergieanlagen insbesondere durch die Scheuchwirkung<br />

der Rotorblätter und der Betriebsgeräusche umfangreiche negative Auswirkungen auf<br />

die Vogelwelt, insbesondere die Zug- und Rastvögel haben. [...] Für die Einschätzung der<br />

Szenarien wird [...] davon ausgegangen, dass von Offshore und Onshore Windenergieanlagen<br />

in der Summe vermutlich gleich schwere Beeinträchtigungen für die Fauna ausgehen<br />

werden. Es wird im Rahmen der Beurteilung der Szenarien daher nur zwischen denjenigen<br />

mit einem hohen Anteil von Anlagen auf Basis erneuerbarer Energien mit einem entsprechenden<br />

Anteil Windenergie von je 30% (Szenarien A und B) und denjenigen mit einem<br />

geringen Anteil von je 10% (Szenarien C und D) unterschieden.« Der 3. Experte hat in der<br />

Delphi-Runde die Einschätzung des 2. Experten übernommen.<br />

Landschaftsschutz<br />

Landschaftsschutz - Vermeidung von Eingriffen in das Landschaftsbild<br />

Kategorie B.lI.2: Beurteilungsbezogene Differenzen, unterschiedliche Wichtigkeit der Einflussfaktoren<br />

1. u. 2. Exp.: D>C>B>A, Urteilssicherheit 3, 3<br />

3. Exp.: B>D>C=A, Urteilssicherheit 4<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 37: Einschätzungen der Experten zur Vermeidung von Eingriffen in die Landschaft (Landschaftsschutz)<br />

134


5.3 Ergebnisse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

1. Experte<br />

-- Zersiedelung<br />

-- Windkraftanlagen<br />

- Zersiedelung<br />

-- Windkraftanlagen<br />

- Zersiedelung<br />

2. Experte<br />

- Windkraftanlagen<br />

(+) weniger Stromleitungen<br />

durch dezentrale<br />

Erzeugung<br />

- Windkraftanlagen (-) Windkraftanlagen<br />

3. Experte<br />

Zersiedelung - Zersiedelung - Zersiedelung<br />

-- Braunkohletagebaue<br />

-- Braunkohletagebaue<br />

Die Experten sind sich einig darin, dass Zersiedelung, Windkraftanlagen und Braunkohletagebaue<br />

das Landschaftsbild stören, jedoch schätzt jeder der Experten einen anderen dieser<br />

Faktoren als geringfügig ein. Die Zersiedelung betrifft besonders stark Szenario A, mäßig B<br />

und C, und gering D. Windkraftanlagen betreffen die Szenarien A und B. Braunkohletagebaue<br />

werden vor allem in den Szenarien D und C genutzt.<br />

Landschaftsschutz - Schaffung und Erhaltung von Erholungsgebieten<br />

Kategorie B.II.2: Beurteilungsbezogene Differenzen, unterschiedliche Wichtigkeit der Einflussfaktoren<br />

1. Exp.: A=B=C=D, Urteilssicherheit 3<br />

2. Exp.: B>D=C=A, Urteilssicherheit 1<br />

3. Exp.: B=D>C>A, Urteilssicherheit 4<br />

A<br />

-0 . 200 -0100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 38: Mittlere Einschätzung der Experten zur Schaffung und Erhaltung von Erholungsgebieten<br />

(Landschaftsschutz)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

1. Experte<br />

Hinweise sind nicht in den Szenariobeschreibungen enthalten, die erkennen lassen, dass<br />

Unterschiede existieren<br />

2. Experte<br />

-- Zersiedelung<br />

- Zersiedelung<br />

- Zersiedelung<br />

+ Gesundheitsbewusstsein<br />

+ Gesundheitsbewusstsein<br />

- Gesundheitsbewusstsein<br />

3. Experte<br />

-- Zersiedelung - Zersiedelung - Zersiedelung<br />

- Braunkohleabbau - Braunkohleabbau<br />

Ein Experte hat keine Unterschiede zwischen den Szenarien festgestellt. Der anderen Experten<br />

stimmen überein, dass die Siedlungsstruktur einen hohen Einfluss auf den Erhalt von<br />

Erholungsgebieten hat. Dieser wird aus Sicht des 2. Experten durch den gegenläufigen<br />

Einfluss des Gesundheitsbewusstseins weitgehend kompensiert, so dass nur ein leichter<br />

Vorteil für Szenario B verbleibt. In der Einschätzung des 3. Experten spielt neben der Sied-<br />

135


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

lungsstruktur der Braunkohleabbau eine wesentliche Rolle, wobei diese beiden Einflüsse in<br />

den Szenarien B und D gegenläufig sind, so dass B und D gleich eingeschätzt werden.<br />

5.3.2 Gesundheitsschutz<br />

5.3.2.1. Zusammenfassung<br />

Im Gutachten zu gesundheitlichen Auswirkungen wird unter anderem begründet, warum es<br />

schwierig ist, separate Einschätzungen für Beeinträchtigungen, Erkrankungen und Todesfälle<br />

anzugeben: »Beeinträchtigungen, Erkrankungen und Todesfälle korrelieren positiv miteinander;<br />

unterschiedlich ist bei gleicher Dosis (=Expositionshöhe x Einwirkungsdauer) nur die<br />

Zahl der Betroffenen: viele werden beeinträchtigt, einige erkranken und wenige sterben.<br />

Durchbrochen wird dieser Grundsatz bei niedriger Expositionshöhe, wenn die für jeden der<br />

genannten Effekte unterschiedlich hoch liegende Wirkungsschwelle nicht erreicht wird. Dann<br />

gilt die Regel: Beeinträchtigung vor Erkrankung vor Todesfall. Ein weiterer Sonderfall sind die<br />

krebserzeugenden Stoffe, für die es nach heutigem Wissenschaftlerkonsens keine Wirkungsschwelle<br />

gibt. Bei diesen Stoffen tritt die Wirkung schon bei geringsten Expositionshöhen,<br />

aber sehr verzögert auf (Krebslatenz), so dass der Erkrankung keine Beeinträchtigungen<br />

vorgeschaltet sind. Bei schwer heilbaren Krebsen wie Lungen- und Leberkrebs sind die<br />

Erkrankungsfälle mit den Sterbefällen zahlenmäßig gleichzusetzen. Ansonsten gilt auch hier,<br />

dass es bei gegebener Expositionshöhe mehr Erkrankte als zusätzliche Tote gibt.«<br />

Aus diesen Gründen werden die Einschätzungen für den gesamten Komplex gesundheitlicher<br />

Wirkungen, d. h. für Beeinträchtigungen, Erkrankungen und Todesfälle, gemeinsam<br />

angegeben.<br />

Stärken und Schwächen der Szenarien<br />

Stärken von Szenario A sind der Schutz vor Luftimmissionen und vor radioaktiver Strahlung,<br />

dies sind Schwächen der Szenarien C und D. Der „Schutz vor Belastung des Trinkwassers"<br />

wird in den Szenarien A und C als mäßige Schwäche, in B als Stärke gesehen. Die Szenarien<br />

C und D haben im Gesundheitsschutz keine Stärken.<br />

Wesentliche Einflussfaktoren<br />

Haupteinfluss auf Gesundheitseffekte, und zwar infolge von Luftimmissionen, hat die Menge<br />

der zur Energieerzeugung verbrannten Kohle. Der Anteil der Steinkohle führt außerdem noch<br />

zu radioaktiver Belastung. Dezentrale Anlagen zur Abwasserbehandlung und Wasseraufbereitung<br />

können die bakterielle Belastung von Roh- und Trinkwasser beeinflussen, aber sowohl<br />

positiv als auch negativ, so dass dieser Einfluss nicht eindeutig eingeschätzt werden<br />

kann.<br />

136


5.3 Ergebnisse<br />

5.3.2.2. Einzelbeschreibungen<br />

Schutz vor Mortalität, Morbidität und Beeinträchtigungen durch Belastung des<br />

Roh- oder Trinkwassers<br />

Es wurden nur Einschätzungen für den Sektor Wasser abgegeben.<br />

Kategorie B.Ib: Sachbezogene Differenzen in der Einschätzung eines Experten<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0200 -0,100 0,000 0,100 0200 0,300<br />

Abbildung 39: Einschätzung des Experten zu Schutz vor Mortalität, Morbidität und Beeinträchtigungen<br />

durch Belastung des Roh- oder Trinkwassers<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

- schlechtere Kontrolle bei - weniger Erneuerung und<br />

dezentralen Anlagen<br />

Pflege der Anlagen wegen<br />

ungünstiger Finanzierungsbedingungen<br />

-- hoher Anteil Regen- und - mäßiger Anteil Regen- und<br />

Grauwassernutzung<br />

Grauwassernutzung<br />

++ starke Nutzung der + mäßige Nutzung der<br />

Membrantechnik<br />

Membrantechnik<br />

Bakterielle Belastungen des Rohwassers können auftreten, wenn Abwasseranlagen ungenügend<br />

überwacht oder gepflegt werden, bakterielle Belastungen des Trinkwassers, wenn ungenügend<br />

gereinigtes Regenwasser oder Grauwasser verwendet wird.<br />

Der 2. Experte gibt keine Gesamteinschätzung für das Kriterium an, weil er zwei gegenläufige<br />

Einflüsse sieht und nicht sicher ist, welcher Einfluss stärker ist.<br />

Der 1. Experte wertet Szenario A ab wegen des höheren Anteils dezentraler Anlagen; mit<br />

dem gleichen Argument müsste dann aber auch Szenario D abgewertet werden, denn darin<br />

ist der Anteil dezentraler Anlagen ähnlich hoch wie in A. Er wertet Szenario C ab, weil wegen<br />

ungünstiger Finanzierungsbedingungen weniger Erneuerung und Pflege der Anlagen stattfinde.<br />

Mit einem ähnlichen Argument könnte aber auch Szenario D abgewertet werden, denn<br />

dort könnte die Erneuerung und Pflege der Anlagen wegen geringen Interesses an Umweltund<br />

Gesundheitsschutz und geringen Wirtschaftswachstums vernachlässigt werden.<br />

Insgesamt ist die Einschätzung dieses Kriteriums sehr unsicher.<br />

Schutz vor Mortalität, Morbidität und Beeinträchtigungen durch radioaktive<br />

Strahlung<br />

Es wurden nur Einschätzungen für den Sektor Strom und Gas abgegeben.<br />

(nur 1 Experte)<br />

137


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0200 0,300<br />

Abbildung 40: Einschätzung des Experten zu Mortalität, Morbidität und Beeinträchtigungen durch<br />

radioaktive Strahlung<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ keine Kernenergienutzung<br />

+ keine Kernenergienutzung<br />

+ Anteil von Steinkohle (+) Anteil von Steinkohle - Anteil von Steinkohle (-) Anteil von Steinkohle<br />

14% 16% 30% 22%<br />

Wesentliche Quellen für radioaktive Strahlenbelastung aus dem Sektor Strom und Gas sind<br />

zum einen die Kernenergienutzung, zum anderen die Steinkohleverbrennung. Diese Strahlenbelastung<br />

aus dem Sektor Strom und Gas ist aber gering gegenüber anderen Quellen,<br />

wie z. B. der natürlichen Strahlenbelastung und der Strahlenbelastung durch medizinische<br />

Anwendungen, so dass die Reduktion des zivilisatorisch bedingten Krebsrisikos für die Szenarien<br />

A und B auf etwa 10%, in D auf 5% und in C auf 4% eingeschätzt wird.<br />

Schutz vor Mortalität, Morbidität und Beeinträchtigungen durch Luftimmissionen<br />

Es wurden nur Einschätzungen für den Sektor Strom und Gas abgegeben.<br />

(nur 1 Experte)<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0200 -0,100 0,000 0,100 0200 0,300<br />

Abbildung 41: Einschätzung des Experten zu Mortalität, Morbidität und Beeinträchtigungen durch<br />

Luftimmissionen<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ geringerer Anteil von + geringerer Anteil von - höherer Anteil von - höherer Anteil von<br />

Kohle an der Stromer- Kohle an der Stromer- Kohle an der Stromer- Kohle an der Stromerzeugung<br />

zeugung zeugung zeugung<br />

(-) höherer Anteil von (-) höherer Anteil von<br />

Braunkohle als in B<br />

Braunkohle als in C<br />

Die Einschätzung der durch Luftimmissionen verursachten Gesundheitseffekte erfolgte in<br />

zwei separaten Gutachten.<br />

Im ersten Gutachten wurden für die vier Szenarien die Emissionen eingeschätzt und die<br />

daraus resultierenden orts- und zeitabhängigen Immissionen angegeben. Dazu wurden die<br />

138


5.3 Ergebnisse<br />

vier Zukunftsszenarien A B C und D verglichen mit Szenarien des EMEP-Programms 22 , für<br />

die bereits Immissionsrechnungen vorlagen. Dieser Vergleich ergab, dass eines der EMEP-<br />

Szenarien den Emissionen in den Szenarien A und B, ein anderes den Szenarien C und D<br />

entspricht, jedoch weder zwischen den Szenarien A und B noch zwischen den Szenarien C<br />

und D differenziert werden kann. Die Emissionen in A und B betragen etwa 75% der Emissionen<br />

in C und D. Bei der absoluten Höhe der Emissionen sind die Emissionen aus allen<br />

Sektoren berücksichtigt, für die Unterschiede zwischen den Szenarien aber nur die Unterschiede<br />

der Emissionen aus Großfeuerungsanlagen (Sektor Strom und Gas).<br />

Im zweiten Gutachten wurden aus den Ergebnissen des ersten Gutachtens (orts- und zeitabhängige<br />

Immissionen) die Gesundheitseffekte abgeschätzt. In der Tendenz müsste der in<br />

A gegenüber B und in D gegenüber C höhere Anteil von Braunkohle an der Stromerzeugung<br />

einen negativen Einfluss auf die Gesundheitseffekte haben, wie in der Tabelle der Einflussfaktoren<br />

angegeben ist. Da aber im ersten Gutachten bei den Emissionen kein Unterschied<br />

zwischen den Szenarien A und B und ebenfalls kein Unterschied zwischen den Szenarien C<br />

und D gemacht werden konnte, konnte auch das zweite Gutachten etwaige Unterschiede bei<br />

den Gesundheitseffekten nicht quantifizieren.<br />

Schutz vor Mortalität, Morbidität und Beeinträchtigungen durch elektromagnetische<br />

Felder<br />

Betrachtet wurden die Sektoren Strom und Gas sowie Information und Telekommunikation.<br />

(nur 1 Experte)<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 42: Einschätzung des Experten zu Mortalität, Morbidität und Beeinträchtigungen durch<br />

elektromagnetische Felder<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

(-) höherer Anteil von (-) höherer Anteil von<br />

Smart Building<br />

Smart Building<br />

Im Sektor Strom und Gas spielen nur niederfrequente Felder eine Rolle. Bei diesen gibt es<br />

zwar schwache Hinweise auf eine mögliche krebserzeugende Wirkung, die Exposition mit<br />

diesen Feldern hängt aber nicht von den in den Szenarien spezifizierten Einflussgrößen ab,<br />

daher gibt es hier keine Unterschiede zwischen den Szenarien.<br />

Im Sektor Information und Telekommunikation gibt es zwar bei der Exposition möglicherweise<br />

Unterschiede zwischen den Szenarien, und zwar unter anderem durch den Anteil von<br />

Smart Building, ob dies aber tatsächlich zu unterschiedlicher Exposition führt, kann aus den<br />

Angaben in den Szenariobeschreibungen und den derzeitigen Informationen zu Smart Build-<br />

22 Das EMEP-Programm („Co-operative Programme for Monitoring and Evaluation of the Long-range<br />

Transmission of Air pollutants in Europe", http://www.emep.inti) befasst sich mit der grenzüberschreitenden<br />

Messung und Prognose von Emission, Transport und Ablagerung luftgetragener<br />

Schadstoffe in Europa.<br />

139


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

ing nicht geschlossen werden. Zudem gibt es keine wissenschaftlichen Hinweise auf Gesundheitseffekte<br />

durch die bei Smart Building auftretenden Felder.<br />

Insgesamt gibt es wahrscheinlich keine Unterschiede bei Gesundheitseffekten durch elektromagnetische<br />

Felder, allenfalls eine erhöhte Exposition bei Smart Building.<br />

5.3.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit<br />

5.3.3.1. Zusammenfassung<br />

Die Faktoren, die die <strong>Versorgung</strong>ssicherheit beeinflussen, und die Merkmale, an denen sie<br />

zu messen ist, sind in den Sektoren so verschieden, dass alle Kriterien im Bereich <strong>Versorgung</strong>ssicherheit<br />

sektorspezifisch behandelt werden (Kategorie B.I).<br />

Stärken und Schwächen der Szenarien<br />

Im Bereich <strong>Versorgung</strong>ssicherheit hat jedes der Szenarien sowohl Stärken als auch Schwächen.<br />

Szenario A hat Vorteile bei der „Unabhängigkeit von knappen Ressourcen", bei der „Fehlertoleranz"<br />

und bei „Angebot einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen". Nachteile sehen die<br />

Experten bei „räumlicher Verfügbarkeit" und „kostengünstiger Verfügbarkeit". Hinsichtlich der<br />

kostengünstigen Verfügbarkeit gibt es jedoch unterschiedliche Einschätzungen, da einerseits<br />

laut Beschreibung in Szenario A die geringsten Preissteigerungen für Strom, Gas, Wasser<br />

und Telekommunikationsleistungen stattfinden, andererseits einige Experten dies anzweifeln<br />

und der Auffassung sind, dass dezentrale Systeme und Erneuerbare Energien teurer sind als<br />

zentrale Systeme und fossile Energieträger.<br />

Szenario B hat eine Stärke bei „Unabhängigkeit von knappen Ressourcen", eine Schwäche<br />

bei „Angebot einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen".<br />

Szenario C hat Stärken im Sektor Strom und Gas bei „Angebot einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen",<br />

im Sektor Wasser bei „allzeitiger Verfügbarkeit" und „Sicherheit der Anlagen".<br />

Schwächen bestehen bei „Unabhängigkeit von knappen Ressourcen", im Sektor Strom<br />

und Gas bei „Fehlertoleranz" und im Sektor Wasser bei „Sicherheit der Netze" und „Angebot<br />

einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen".<br />

Szenario D hat Stärken im Sektor Wasser bei „räumlicher Verfügbarkeit", Schwächen bei<br />

„Unabhängigkeit von knappen Ressourcen", „Fehlertoleranz" und „Angebot einer Vielzahl<br />

von <strong>Versorgung</strong>sleistungen".<br />

Wesentliche Einflussfaktoren<br />

Im Sektor Strom und Gas wird am häufigsten der Anteil dezentraler Anlagen als Einflussfaktor<br />

genannt, dabei wird dieser Einfluss hinsichtlich „Diversifikation" und „Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>squellen"<br />

positiv, hinsichtlich „Kostengünstigkeit" negativ, hinsichtlich „Sicherheit des<br />

Netzes", „Sicherheit der Anlagen" und „Fehlertoleranz" unterschiedlich eingeschätzt. Der<br />

Einfluss des Anteils Erneuerbarer Energien wird hinsichtlich der „Unabhängigkeit von knappen<br />

Ressourcen" und „Unabhängigkeit von Bezugsquellen" positiv, hinsichtlich „allzeitiger<br />

Verfügbarkeit" negativ, hinsichtlich „Sicherheit des Netzes" unterschiedlich eingeschätzt. Ein<br />

140


5.3 Ergebnisse<br />

hoher Anteil von Erdgas ist ungünstig hinsichtlich „Unabhängigkeit von knappen Ressourcen"<br />

und „Unabhängigkeit von Bezugsquellen". Im Sektor Wasser wird am häufigsten der<br />

Einfluss staatlicher Auflagen und Kontrollen genannt, der für „Qualitätsniveau", „allzeitige<br />

Verfügbarkeit", „Sicherheit des Netzes" und „Sicherheit der Anlagen" als vorteilhaft eingeschätzt<br />

wird, allerdings negativ auf die „kostengünstige Verfügbarkeit" wirkt.<br />

5.3.3.2. Einzelbeschreibungen<br />

Mittel- bis langfristige Verfügbarkeit<br />

Mittel- bis langfristige Verfügbarkeit — Unabhängigkeit von knappen Ressourcen<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas:<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

B<br />

c<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 43: Mittlere Einschätzung der Experten zu Unabhängigkeit von knappen Ressourcen,<br />

Sektor Strom und Gas (Mittel- bis langfristige Verfügbarkeit)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ geringerer Endenergieverbrauch<br />

- höherer Endenergieverbrauch<br />

+ hoher Anteil Erneuer- + hoher Anteil Erneuer- - geringer Anteil Erneu- - geringer Anteil Erneubarer<br />

Energien barer Energien erbarer Energien erbarer Energien<br />

(-) hoher Erdgasanteil (-) hoher Erdgasanteil (+) geringerer Erdgasanteil<br />

(+) geringerer Erdgasanteil<br />

Der 1. Experte schreibt dazu: »Die heute bekannten Kohlereserven führen zu Reichweiten,<br />

die um eine Zehnerpotenz und mehr über denen von Öl und Gas liegen. Eine mögliche<br />

Verknappung der Kohleressourcen ist vor diesem Hintergrund eher von untergeordneter<br />

Bedeutung. Das Zielkriterium der Unabhängigkeit von knappen Ressourcen ist daher insbesondere<br />

im Hinblick auf Öl und Gas zu sehen. Der Einsatz erneuerbarer Energien sowie eine<br />

Reduzierung des Strom- und Gasverbrauchs führt zu größerer Unabhängigkeit von knappen<br />

Ressourcen. Die Szenarien A und B besitzen aufgrund des hohen Anteils von Erneuerbaren<br />

daher Vorteile. Andererseits liegen die Anteile des Erdgaseinsatzes mit 45% sehr hoch, was<br />

negativ zu werten ist. Demgegenüber ist durch die Diversifikation des Energieträgereinsatzes<br />

der Gasanteil an der Stromerzeugung in den Szenarien C und D deutlich geringer. Aufgrund<br />

des hohen Anteils Erneuerbarer und eines sinkenden Strom- und Gasverbrauchs besitzt<br />

Szenario A leichte Vorteile gegenüber allen anderen Szenarien.« Die Begründungen der<br />

anderen Experten sind ähnlich, mit leicht unterschiedlichen Gewichtungen der einzelnen<br />

Einflussfaktoren.<br />

141


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Sektor Wasser:<br />

(nur 1 Experte)<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 44: Einschätzung des Experten zu Unabhängigkeit von knappen Ressourcen, Sektor Wasser<br />

(Mittel- bis langfristige Verfügbarkeit)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

++ geringerer Wasserverbrauch + etwas gerin-<br />

+ Erhalt von Wasserschutzzonen ++ Erhalt von Wasserschutzzonen<br />

gerer Wasserverbrauch<br />

++ Schonung von Rohstoffen + Schonung von Rohstoffen (Dün-<br />

(Dünger) durch Nutzung von ger) durch Nutzung von Klär-<br />

Klärschlamm<br />

schlamm<br />

Begründung des Experten: »Sinkender Wasserverbrauch verbessert die Unabhängigkeit von<br />

knappen Wasser-Ressourcen, die lokal gegeben sein können: Vorteile für A und D. Sinkender<br />

Wasserverbrauch, Zusammenschluss von Versorgern führt dazu, dass Kapazitätsreserven<br />

abgebaut werden können. Dies kann zur Aufgabe von Wasserschutzgebieten führen.<br />

Vorteil für Szenario B, bei dem dies nicht geschieht. Die Sicherung einer hohen Qualität von<br />

Oberflächengewässern und Grundwasser sichert langfristig die Ressource Wasser: Positive<br />

Bewertung von A und B. In zentralen Abwasserentsorgungsszenarios (C, D) wird Klärschlamm<br />

nicht in die Landwirtschaft verbracht, Teilströme werden kaum genutzt. Daher<br />

werden nur A und B positiv bewertet.«<br />

Mittel- bis langfristige Verfügbarkeit – Diversifikation von <strong>Versorgung</strong>squellen<br />

Es wurden nur Einschätzungen für den Sektor Strom / Gas abgegeben:<br />

Kategorie B.II.2: Beurteilungsbezogene Differenzen, unterschiedliche Wichtigkeit der Einflussfaktoren<br />

1. Experte 23 : C=D>A=B, Urteilssicherheit 3<br />

2. Experte: A>B>C=D, Urteilssicherheit 4<br />

3. Experte: A»B>C=D, Urteilssicherheit 4<br />

4. Experte: C=D=B>A, Urteilssicherheit nicht angegeben<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

I<br />

• ■<br />

•<br />

• N.- • •<br />

• e. • •<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

•<br />

Abbildung 45: Mittlere Einschätzung der Experten zur Diversifikation von <strong>Versorgung</strong>squellen, Sektor<br />

Strom und Gas (Mittel- bis langfristige Verfügbarkeit)<br />

23 Hier sind (im Gegensatz zum Synthesepapier) die Experten bei jedem Kriterium neu nummeriert,<br />

die Nummerierung ist daher weder zwischen den einzelnen Kriterien noch mit dem Synthesepapier<br />

vergleichbar.<br />

142


5.3 Ergebnisse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

1. Experte<br />

+ viele unterschiedliche<br />

Technologien<br />

+ viele unterschiedliche<br />

Technologien<br />

2. u. 3.<br />

Experte<br />

++ höchster Anteil<br />

dezentraler Anlagen<br />

an der Stromerzeugung<br />

+ hoher Anteil dezentralerAnlagen<br />

an der<br />

Stromerzeugung<br />

geringer Anteil dezentralerAnlagen<br />

an der<br />

Stromerzeugung<br />

geringer Anteil dezentralerAnlagen<br />

an der<br />

Stromerzeugung<br />

4. Experte<br />

- hohe Abhängigkeit<br />

von Erdgas<br />

Ein Experte sieht eine Diversifikation von <strong>Versorgung</strong>squellen dann als gegeben, wenn viele<br />

verschiedene Technologien genutzt werden, und hält daher die Szenarien C und D für vorteilhaft.<br />

Zwei Experten sehen das Kriterium erfüllt bei einem hohen Anteil dezentraler Anlagen<br />

wie in den Szenarien A und B. Der vierte Experte sieht die Diversifikation von <strong>Versorgung</strong>squellen<br />

durch die in den Szenarien A und B hohe Abhängigkeit vom Erdgas gefährdet.<br />

Mittel- bis langfristige Verfügbarkeit - Diversifikation der Bezugsquellen<br />

Es wurden nur Einschätzungen für den Sektor Strom / Gas abgegeben:<br />

Kategorie B.II.1: Geringe beurteilungsbezogene Differenzen<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100<br />

0200 0,300<br />

Abbildung 46: Mittlere Einschätzung der Experten zur Diversifikation der Bezugsquellen, Sektor Strom<br />

und Gas (Mittel- bis langfristige Verfügbarkeit)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

-- hohe Abhängigkeit von -- hohe Abhängigkeit von (-) Abhängigkeit von (-) Abhängigkeit von<br />

Erdgas Erdgas Kernbrennstoffen Kernbrennstoffen<br />

[++ geringe Abhängigkeit<br />

bei Erneuerbaren Energien]<br />

[+ geringe Abhängigkeit bei<br />

Erneuerbaren Energien]<br />

Die Experten sind sich darüber einig, dass Erdgas ungünstig hinsichtlich der Diversifikation<br />

der Bezugsquellen ist und daher die Szenarien A und B wegen des hohen Anteils von Erdgas<br />

schlechter einzuschätzen sind. Der 3. Experte sieht dies jedoch mehr als kompensiert durch<br />

die von Bezugsquellen wenig abhängigen Erneuerbaren Energien, die in A und B einen<br />

hohen Anteil haben.<br />

143


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Mittel- bis langfristige Verfügbarkeit – technologische Diversität<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas<br />

Kategorie B.lI.2: Beurteilungsbezogene Differenzen, unterschiedliche Wichtigkeit der Einflussfaktoren<br />

1. Experte: A>B>C>D, Urteilssicherheit 4<br />

2. Experte: D=C»B=A, Urteilssicherheit 4<br />

3. Experte: C>A=B>D, Urteilssicherheit 3<br />

4. Experte: A=B=C=D, Urteilssicherheit nicht angegeben<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

e..<br />

♦ 1<br />

ev<br />

».<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 47: Mittlere Einschätzung der Experten zur technologischen Diversität, Sektor Strom und<br />

Gas (Mittel- bis langfristige Verfügbarkeit)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

1. Experte<br />

+ viele unterschiedliche<br />

Technologien<br />

- Kernenergie fehlt<br />

2. Experte<br />

- Kernenergie fehlt - Kernenergie fehlt<br />

3. Experte<br />

+ hohes Budget zur<br />

Innovationsförderung<br />

+ hohes Budget zur<br />

Innovationsförderung<br />

- geringes Budget zur<br />

Innovationsförderung<br />

+ hoher Anteil Smart<br />

Building<br />

+ hoher Anteil Smart<br />

Building<br />

4. Experte<br />

Technologische Diversität ist in allen Szenarien gegeben<br />

Die Experten schätzen die technologische Diversität unterschiedlich ein. 1. Experte: »Die<br />

technologische Diversität ist in den Szenarien A und B am ausgeprägtesten. Das Spektrum<br />

der Technologien reicht hierbei von Erneuerbaren bis hin zu Kohle- und Gaskraftwerken und<br />

Speichertechnologien. Andererseits spielt in den Szenarien A und B der Kernenergieeinsatz<br />

keine Rolle mehr.« 2. Experte: »Der Verzicht auf die Kernenergie ist ein deutlicher Verlust in<br />

Bezug auf die technologische Diversität. Die Szenariobeschreibung gibt keine Hinweise auf<br />

eine stärkere Diversifizierung bei den Techniken zur Nutzung der erneuerbaren Energiequellen.«<br />

Der 3. Experte gründet seine Einschätzung auf die Einflussfaktoren „staatliches Budget<br />

zur Innovationsförderung" und „Anteil Smart Building". Der 4. Experte sieht technologische<br />

Diversität in allen Szenarien als gegeben.<br />

144


5.3 Ergebnisse<br />

Sektor Wasser:<br />

(nur 1 Experte)<br />

B<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0200 0,300<br />

Abbildung 48: Einschätzung des Experten zur technologischen Diversität, Sektor Wasser (Mittel- bis<br />

langfristige Verfügbarkeit)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

++ Dezentralisierung + Dezentralisierung<br />

++ Marktregulierung, geringer<br />

Anteil Großversorger<br />

+ Marktregulierung, geringer<br />

Anteil Großversorger<br />

+ Innovationsförderung ++ Innovationsförderung ++ Innovationsförderung<br />

Begründung des Experten: »Die mittlere Marktregulierung in Szenario A verstärkt Dekonzentration,<br />

diese verstärkt Angebot einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sdienstleistungen. Wird das<br />

Angebot auf wenige Großversorger reduziert (C, D) wird die technologische Diversität reduziert.<br />

Eine Ausweitung von Förderung von Innovation führt zu Neuentwicklungen und somit<br />

zur Erhöhung der Diversität.«<br />

Qualität der <strong>Versorgung</strong><br />

Qualität der <strong>Versorgung</strong> - Sicherung eines hohen Qualitätsniveaus<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas<br />

Kategorie B.II.1: Geringe beurteilungsbezogene Differenzen<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0200 0,300<br />

Abbildung 49: Mittlere Einschätzung der Experten zur Sicherung eines hohen Qualitätsniveaus, Sektor<br />

Strom und Gas (Qualität der <strong>Versorgung</strong>)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

- etwas Einspeisung (-) wenig Einspeisung ± kaum Einspeisung ± kaum Einspeisung<br />

von Biogas von Biogas von Biogas von Biogas<br />

+ Rundum-Sorglos- ± Rundum-Sorglos- + Rundum-Sorglos- (+) Rundum-Sorglos-<br />

Pakete 15% Pakete 5% Pakete 20% Pakete 10%<br />

Die Experten sind sich einig, dass die Qualität der <strong>Versorgung</strong> grundsätzlich gewährleistet<br />

ist. Die Qualität des im Netz verteilten Gases wird geringfügig negativ beeinflusst durch die<br />

Einspeisung von Biogas (besonders in Szenarien A und B). Rundum-Sorglos-Pakete, die vor<br />

145


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

allem in den Szenarien C und A verbreitet sind, wirken positiv, weil sie dem Kunden eine<br />

definierte <strong>Versorgung</strong>squalität garantieren, aber auch dieser Einfluss ist gering.<br />

Sektor Wasser<br />

(nur 1 Experte)<br />

A<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 50: Einschätzung des Experten zur Sicherung eines hohen Qualitätsniveaus, Sektor Wasser<br />

(Qualität der <strong>Versorgung</strong>)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ Rohwasserqualität + Anlagenstandard - Abbau von Regelungen<br />

und Überwachung<br />

durch den Staat<br />

- Abbau von Regelungen<br />

und Überwachung<br />

durch den Staat<br />

Begründung des Experten: »Ein Abbau von Regelungen und Überwachung durch den Staat<br />

kann zu Lockerung der Auflagen in Wasserschutzzonen, bei Betriebsregeln, bei der Überwachung<br />

von Roh-, Trink- und gereinigtem Abwasser führen, dies verringert das Qualitätsniveau<br />

(C, D). Die Qualität des für die Trinkwasseraufbereitung genutzten Grundwassers und Oberflächenwassers<br />

wird aufgrund des höheren staatlichen Engagements bei A am besten, bei D<br />

am schlechtesten beurteilt.«<br />

Qualität der <strong>Versorgung</strong> - Angebot einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas<br />

Kategorie B.II.1: Geringe beurteilungsbezogene Differenzen<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 51: Mittlere Einschätzung der Experten zum Angebot einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen,<br />

Sektor Strom und Gas (Qualität der <strong>Versorgung</strong>)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

++ Anlagencontracting ++ Anlagencontracting (+) Anlagencontracting<br />

+ Rundum-Sorglos- ++ Rundum-Sorglos- (+) Rundum-Sorglos-<br />

Pakete Pakete Pakete<br />

++ Demand Side Management<br />

++ dezentrale Technologien<br />

+ dezentrale Technologien<br />

+ Demand Side Management<br />

146


5.3 Ergebnisse<br />

Anlagencontracting, Rundum-Sorglos-Pakete, Demand Side Management und dezentrale<br />

Technologien erhöhen die Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen, damit sind die Szenarien A<br />

und C deutlich besser als B und D. Ob Rundum-Sorglos-Pakete oder Demand Side Management<br />

diesbezüglich einen höheren Einfluss haben, wird unterschiedlich eingeschätzt,<br />

was die Rangfolge der Szenarien A und C bestimmt, der Unterschied ist aber nur gering. Die<br />

Rangfolge von B und D hängt davon ab, ob ein positiver Einfluss dezentraler Systeme berücksichtigt<br />

wird oder nicht, dies ergibt ebenfalls nur einen geringen Unterschied zwischen B<br />

und D.<br />

Sektor Wasser<br />

(nur 1 Experte)<br />

A<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 52: Einschätzung des Experten zum Angebot einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen,<br />

Sektor Wasser (Qualität der <strong>Versorgung</strong>)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

++ Dezentralisierung + Dezentralisierung<br />

+ Marktregulierung + Marktregulierung<br />

Begründung des Experten: »Wasserversorgung mit Wasserdurchleitungsrechten ist erheblich<br />

problematischer als bei den anderen Sektoren, da sich verschiedene Wässer nur schwer<br />

mischen lassen. Der Anteil an Durchleitung wird daher in allen Szenarien als verschwindend<br />

gering eingeschätzt. Der Bürger hat also keine Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen<br />

Wasseranbietern.« Entsprechend dem Zentralisierungsgrad schneiden die Szenarien C und<br />

D schlechter ab als A und B und A besser als B. »Zentrale Abwasserentsorgung wird ein<br />

Gebietsmonopol bleiben, da Abwassertransport netzgebunden ist und meist im Freigefälle<br />

erfolgt. Eine freie Wahl für die Dienstleistung Abwasserentsorgung bleibt also nur bei dezentralen<br />

Lösungen. Die mittlere Marktregulierung in Szenario A verstärkt Dekonzentration,<br />

diese verstärkt das Angebot einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sdienstleistungen. Wird das Angebot<br />

auf wenige Großversorger reduziert (C, D), wird das Angebot einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sdienstleistungen<br />

reduziert.«<br />

Allzeitige Verfügbarkeit<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 53: Mittlere Einschätzung der Experten zur allzeitigen Verfügbarkeit, Sektor Strom und Gas<br />

147


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

(-) Anteil Erneuerbarer (-) Anteil Erneuerbarer<br />

Energien mit schwan- Energien mit schwankendem<br />

Angebot (Wind, kendem Angebot (Wind,<br />

Sonne)<br />

Sonne)<br />

+ Anteil Stromspeicher- (+) Anteil Stromspeitechnologien<br />

5% chertechnologien 2%<br />

Die allzeitige Verfügbarkeit kann grundsätzlich in allen Szenarien gewährleistet werden. Die<br />

Schwankungen im Angebot der nicht allzeitig verfügbaren Erneuerbaren Energien Wind und<br />

Sonne können durch Gas-Kraftwerke gut ausgeregelt werden, außerdem sind in den Szenarien<br />

A und B Stromspeichertechnologien verfügbar.<br />

Sektor Wasser<br />

(nur 1 Experte)<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 54: Einschätzung des Experten zur allzeitigen Verfügbarkeit, Sektor Wasser<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

- Vorrang für Wirtschaftlichkeit<br />

- geringere staatliche Überwachung - geringere staatliche Überwachung<br />

++ Zentralisierung + Zentralisierung<br />

Als wesentlich wird der Netzbetrieb einschließlich der Reinvestition in Netze und Anlagen<br />

angesehen. Bei extremer Ausrichtung auf wirtschaftliche Aspekte (z. B. durch Rückzug des<br />

Staates in Szenario D) besteht die Gefahr, dass vorbeugende Maßnahmen und Bestandserhalt<br />

an Bedeutung verlieren.<br />

Zieht sich der Staat aus der Überwachung zurück, wird die zeitliche Verfügbarkeit sinken.<br />

Szenarien C und D werden daher gegenüber A und B abgewertet.<br />

Ein hoher Zentralisierungsgrad macht schnelles Handeln bei Störfallsuche und Beseitigung<br />

möglich: Vorteile für C und D.<br />

Kostengünstige Verfügbarkeit<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas<br />

Kategorie B.II.3: Beurteilungsbezogene Differenzen, Szenarien unterschiedlich interpretiert<br />

1. Experte: A>B>C>D, Urteilssicherheit 4<br />

2. Experte: C>D>B>A B=A), Urteilssicherheit 3<br />

3. Experte: D>C»B=A (D EC), Urteilssicherheit 5<br />

4. Experte: D=C=B>A, Urteilssicherheit nicht angegeben<br />

148


1<br />

5.3 Ergebnisse<br />

A<br />

B<br />

c<br />

•<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 55: Mittlere Einschätzung der Experten zur kostengünstigen Verfügbarkeit, Sektor Strom<br />

und Gas<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

1. Experte<br />

+ Preissteigerung f.<br />

Strom u. Gas 1 %/a<br />

(+) Preissteigerung f.<br />

Strom u. Gas 1,5%/a<br />

(-) Preissteigerung f.<br />

Strom u. Gas 2%/a<br />

- Preissteigerung f.<br />

Strom u. Gas 2,5%/a<br />

2. Experte<br />

- höhere Kosten für<br />

Infrastruktur und<br />

Regelenergie<br />

- höhere Kosten für<br />

Infrastruktur und<br />

Regelenergie<br />

(+) hohes Innovationsbudget<br />

+ langjährig erprobte<br />

Technologien<br />

(+) hohes Innovationsbudget<br />

+ langjährig erprobte<br />

Technologien<br />

3. Experte<br />

(+) lange Nutzung<br />

abgeschriebener<br />

Anlagen<br />

+ lange Nutzung<br />

abgeschriebener<br />

Anlagen<br />

4. Experte<br />

- höhere spezifische<br />

Investitionskosten bei<br />

dezentralen als bei<br />

zentralen Anlagen<br />

Ein Experte bezieht sich auf die in den Szenariobeschreibungen angegebene Preissteigerungsrate<br />

für Strom und Gas, hinsichtlich derer Szenario A am besten abschneidet. Die<br />

anderen drei Experten weichen davon ab, begründet wird dies z. B. wie folgt: Die Szenarien<br />

C und D setzen zu einem Großteil auf langjährig erprobte Technologien, die im hohen Maße<br />

standardisiert sind und kostenseitig deutlich Vorteile gegenüber neuen dezentralen Techniken<br />

besitzen. Die Verfügbarkeit kostengünstiger Techniken wird durch eine Erhöhung des<br />

staatlichen Innovationsbudgets (Szenarien B und C) begünstigt. Erneuerbare Energien sind<br />

trotz höherer Preise für fossile Energien gegenüber Kosten bei abgeschriebenen (Kern-)<br />

Kraftwerken nicht konkurrenzfähig.<br />

Die Frage, ob Erneuerbare Energien und dezentrale Anlagen höhere Stromkosten bedingen<br />

oder nicht und ob die geringe Preissteigerung für Strom und Gas in den Szenarien A und B<br />

trotz (oder wegen) der vermehrten Verwendung Erneuerbarer Energien und dezentraler<br />

Anlagen realistisch ist oder nicht, wurde auch im Ergebnisworkshop diskutiert. Demnach<br />

entscheidet sich diese Frage daran, ob die Rohstoffpreise der fossilen Energieträger bis zum<br />

Stichjahr der Szenarien so stark angestiegen sind, dass die Kosten für Strom aus fossilen<br />

Energien die Kosten für Strom aus Erneuerbaren Energien erreichen oder übersteigen.<br />

149


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Sektor Wasser<br />

Kategorie B.lb: Sachbezogene Differenzen in den Einschätzungen eines Experten<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 56: Mittlere Einschätzung der Experten zur kostengünstigen Verfügbarkeit, Sektor Wasser<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

- geringe Netzdichte in - geringere Netzdichte - geringere Netzdichte -- noch geringere<br />

Städten wegen Sied- in ländlichen Räumen in ländlichen Räumen Netzdichte in ländlichen<br />

lungsbewegung aufs und kaum dezentrale Räumen<br />

Land<br />

Anlagen<br />

- höhere Kapitalkosten<br />

durch ungünstige Finanzierungsbedingungen<br />

+ geringere Betriebskosten<br />

durch Zentralisierung<br />

+ Kostensenkung durch + Kostensenkung durch<br />

Innovation<br />

Innovation<br />

++ geringere Betriebskosten<br />

durch Zentralisierung<br />

und weniger<br />

Vorschriften und Überwachung<br />

Während ein Experte als einzigen Einflussfaktor die Netzdichte heranzieht, dabei aber einen<br />

Unterschied sieht zwischen Ballungsräumen und ländlichen Räumen, berücksichtigt der<br />

andere Experte zusätzlich Finanzierungsbedingungen, staatliche Überwachung und Vorschriften,<br />

sowie Innovationsförderung. Bei hoher Netzdichte sind die Netzkosten für Wasser<br />

und Abwasser geringer. Die Netzdichte ist abhängig von den Siedlungsbewegungen. Daher<br />

ist die Netzdichte in den Städten bei einem hohen Anteil der Bevölkerung in ländlichen Räumen<br />

wie in Szenario A im Vergleich zu den Szenarien B bis D am geringsten und daher die<br />

Kosten am höchsten. In den Szenarien B bis D sind in den Städten die Kosten aufgrund der<br />

bevorzugten Bevölkerungssiedlung in Ballungsräumen und daher einer höheren Netzdichte<br />

wesentlich geringer und somit die kostengünstige Verfügbarkeit höher. Im ländlichen Raum<br />

steigen die Kosten bei sinkendem Anteil dezentraler Anlagen von Szenario B nach D und<br />

ebenfalls fallender Bevölkerungsdichte von Szenario B nach D. Günstige Finanzierungsbedingungen<br />

in den Szenarien A, B und D führen für C zu höheren Kapitalkosten. Der Rückzug<br />

des Staates aus der Überwachung und die Lockerung von Regeln (C, D) werden zu Kosteneinsparungen<br />

im Betrieb führen. Bei starker Förderung von Innovation (B, C) besteht die<br />

Chance, dass sich kostensenkende Technik entwickeln lässt. Die Unterschiede in den Experteneinschätzungen<br />

sind weniger auf unterschiedliche Beurteilung (Kategorie II), sondern<br />

eher auf gleichzeitig wirkende und zum Teil gegenläufige Einflüsse zurückzuführen. Daher<br />

wird hier trotz der Unterschiede in den Experteneinschätzungen aggregiert.<br />

150


5.3 Ergebnisse<br />

Räumliche Verfügbarkeit<br />

Räumliche Verfügbarkeit — in Ballungsräumen und Randlagen von Ballungsräumen<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas<br />

Gleiche Rangfolge bei allen Experten<br />

A<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0200 0,300<br />

Abbildung 57: Mittlere Einschätzung der Experten zur räumlichen Verfügbarkeit in Ballungsräumen<br />

und Randlagen von Ballungsräumen, Sektor Strom und Gas<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

keine Unterschiede zwischen den Szenarien<br />

Die Experten stimmen überein, dass in Ballungsräumen und Randlagen von Ballungsräumen<br />

die <strong>Versorgung</strong> mit Strom und Gas für alle zur Verfügung stehen wird.<br />

Sektor Wasser<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0200 0,300<br />

Abbildung 58: Mittlere Einschätzung der Experten zur räumlichen Verfügbarkeit in Ballungsräumen<br />

und Randlagen von Ballungsräumen, Sektor Wasser<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

1. Experte<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

räumliche Verfügbarkeit ist in allen Szenarien gegeben<br />

2. Ex- + großer Anteil der + großer Anteil der ++ großer Anteil der<br />

perte Bevölkerung in Rand- Bevölkerung in Rand- Bevölkerung in Ballagen<br />

von Ballungs- lagen von Ballungs- lungsräumen erzeugt<br />

räumen erzeugt räumen erzeugt großen politischer<br />

großen politischer großen politischer Druck zur Sicherung<br />

Druck zur Sicherung<br />

der Verfügbarkeit<br />

Druck zur Sicherung<br />

der Verfügbarkeit<br />

der Verfügbarkeit<br />

Für den einen Experten ist die räumliche Verfügbarkeit der Wasserversorgung in allen Szenarien<br />

gegeben, da er voraussetzt, dass der Grundsatz „Wasserversorgung gehört zu den<br />

staatlichen Aufgaben der Daseinsvorsorge" nicht geändert wird, und zwar sowohl für Ballungsräume<br />

als auch für den ländlichen Raum und für Randlagen von Ballungsräumen. Die<br />

Wasserentsorgung in Ballungsräumen und deren Randlagen ist entweder staatlich gesichert<br />

oder (bei Rückzug des Staates wie in Szenario D) für potentielle Anbieter wirtschaftlich und<br />

151


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

wird daher auch angeboten. Der andere Experte sieht die Wasserversorgung in Ballungsräumen<br />

und Randlagen umso besser gesichert, je mehr Bevölkerung dort lebt und politischen<br />

Druck erzeugt, die <strong>Versorgung</strong> zu sichern.<br />

Räumliche Verfügbarkeit - in ländlichen Räumen<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

A<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 59: Mittlere Einschätzung der Experten zur räumlichen Verfügbarkeit in ländlichen Räumen,<br />

Sektor Strom und Gas<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

1.-3.<br />

Experte<br />

4. Experte<br />

- steigende Anforderungen an<br />

die Netze durch die Siedlungsbewegung<br />

aufs Land<br />

räumliche Verfügbarkeit ist in allen Szenarien gegeben<br />

Drei Experten sehen bezüglich der räumlichen Verfügbarkeit keinen Unterschied zwischen<br />

den Szenarien. Der vierte sieht tendenziell Probleme durch steigende Anforderungen an die<br />

Netze auf Grund der Siedlungsbewegung in ländliche Gebiete in Szenario A.<br />

Sektor Wasser<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 60: Mittlere Einschätzung der Experten zur räumlichen Verfügbarkeit in ländlichen Räumen,<br />

Sektor Wasser<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

1. Experte<br />

2. Experte<br />

- hoher Anteil dezentraler<br />

Anlagen in<br />

ländlichen Räumen<br />

räumliche Verfügbarkeit ist in allen Szenarien gegeben<br />

Für den einen Experten ist die räumliche Verfügbarkeit der Wasserversorgung in allen Szenarien<br />

gegeben, da er voraussetzt, dass der Grundsatz „Wasserversorgung gehört zu den<br />

152


5.3 Ergebnisse<br />

staatlichen Aufgaben der Daseinsvorsorge" nicht geändert wird, und zwar sowohl für Ballungsräume<br />

als auch für den ländlichen Raum und für Randlagen von Ballungsräumen.<br />

Bezüglich der Wasserentsorgung sieht er kein technisches Problem, allenfalls ein finanzielles,<br />

daher sei auch diese in allen Szenarien gegeben. Der andere Experte sieht hinsichtlich<br />

der Wasserversorgung bei abnehmenden Sommerniederschlägen und zunehmendem<br />

Verbrauch für Bewässerung die Gefahr eines Mangels in Wasser führenden Schichten und<br />

damit ein Verfügbarkeitsproblem für dezentrale Anlagen, das besonders in Szenario A mit<br />

einem hohen Anteil dezentraler Anlagen relevant wird.<br />

Verminderung von Störpotentialen<br />

Verminderung von Störpotentialen - Sicherheit des Netzes<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas<br />

Kategorie B.II.2: Beurteilungsbezogene Differenzen, unterschiedliche Wichtigkeit der Einflussfaktoren<br />

1. Experte: D>C»B>A, Urteilssicherheit 3<br />

2. Experte: A>B>C=D, Urteilssicherheit 4<br />

3. Experte: A=B=C=D, Urteilssicherheit nicht angegeben<br />

4. Experte: A=B=C=D, Urteilssicherheit nicht angegeben<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

e. •<br />

1<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0 300<br />

Abbildung 61: Mittlere Einschätzung der Experten zur Sicherheit des Netzes, Sektor Strom und Gas<br />

(Verminderung von Störpotentialen)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

1. Experte<br />

2. Experte<br />

3. Experte<br />

4. Experte<br />

-- viel Erneuerbare<br />

Energien und dezentrale<br />

Anlagen<br />

++ viele dezentrale<br />

Strukturen<br />

- (nicht ganz so) viel<br />

Erneuerbare Energien<br />

und dezentrale<br />

Anlagen<br />

+ dezentrale Strukturen<br />

+ bestehende Netzstruktur<br />

mit bekannter,<br />

niedriger Störanfälligkeit<br />

(+) etwas dezentrale<br />

Strukturen<br />

+ bestehende Netzstruktur<br />

mit bekannter,<br />

niedriger Störanfälligkeit<br />

Hinsichtlich technischer <strong>Versorgung</strong>ssicherheit keine Unterschiede zwischen den Szenarien<br />

Die Sicherheit des Netzes hängt von der Auslegung ab, sie ist in allen Szenarien möglich.<br />

Während zwei Experten keinen Unterschied zwischen den Szenarien sehen, sieht einer der<br />

Experten in Erneuerbaren Energien und dezentralen Anlagen einen negativen, ein anderer<br />

einen positiven Einfluss auf die Sicherheit des Netzes. Nach der einen Einschätzung »erfordert<br />

ein höherer Anteil von erneuerbaren Energien sowie von Dezentralisierung erhebliche<br />

Modifikationen des Stromnetzes, die mit entsprechenden Störpotenzialen einhergehen könnten.<br />

Während es sich bei den Szenarien C und D um bestehende Infrastruktur handelt, für<br />

153


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

deren Betrieb langjährige Erfahrungen vorliegen, wird in A und B eine neue Netzstruktur<br />

aufgebaut, mit all den damit verbundenen Unwägbarkeiten und nicht vorhandenem Erfahrungsschatz.«<br />

Nach der anderen Einschätzung »haben dezentrale Erzeugungsstrukturen<br />

(vor allem in Szenarien A und B) Vorteile bei der Sicherheit des Netzes aufgrund der einfacheren<br />

Reservehaltung und der kürzeren Transportentfernungen.«<br />

Sektor Wasser<br />

(nur 1 Experte)<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 62: Einschätzung des Experten zur Sicherheit des Netzes, Sektor Wasser (Verminderung<br />

von Störpotentialen)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ dezentrale autarke + Zentralisierung + Zentralisierung<br />

Systeme - geringere staatliche - geringere staatliche<br />

Überwachung<br />

Überwachung<br />

- ungünstige Finanzierungsbedingungen<br />

für<br />

Instandhaltung<br />

Ein hoher Zentralisierungsgrad macht schnelles Handeln bei Störfallsuche und Beseitigung<br />

möglich: Vorteile für C und D. Die Zunahme von komplett dezentralen Lösungen ohne Netzabhängigkeit<br />

bringt Vorteile für Szenario A. Ein Rückzug des Staates aus der Überwachung<br />

und die Lockerung von Regeln (C, D) werden zu einem Rückgang der Sicherheit im Netzbetrieb<br />

führen. Günstige Finanzierungsbedingungen (A, B, D) ermöglichen Investitionen ins<br />

Netz, z. B. zur vorbeugenden Instandhaltung.<br />

Verminderung von Störpotentialen – Sicherheit der Anlagen<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas<br />

Kategorie B.II.2: Beurteilungsbezogene Differenzen, unterschiedliche Wichtigkeit der Einflussfaktoren<br />

1. Experte: A=B=C=D, Urteilssicherheit nicht angegeben<br />

2. Experte: D=C>B>A, Urteilssicherheit 3<br />

3. Experte: A>B»C>D, Urteilssicherheit 4<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0 100 0 000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 63: Mittlere Einschätzung der Experten zur Sicherheit der Anlagen, Sektor Strom und Gas<br />

(Verminderung von Störpotentialen)<br />

154


5.3 Ergebnisse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

1. Experte<br />

Die Sicherheit der Anlagen hängt von der Auslegung ab, sie ist in allen Szenarien möglich.<br />

2. Experte<br />

-- viel neuartige<br />

Technologien<br />

- virtuelle Kraftwerke<br />

- (nicht ganz so) viel<br />

neuartige Technologien<br />

+ bestehende Anlagen<br />

mit bekannter,<br />

niedriger Störanfälligkeit<br />

+ bestehende Anlagen<br />

mit bekannter,<br />

niedriger Störanfälligkeit<br />

3. Experte<br />

(+) viele dezentrale<br />

Strukturen<br />

(+) dezentrale Strukturen<br />

- große Anlagen,<br />

Kernkraftwerke<br />

- große Anlagen,<br />

Kernkraftwerke<br />

Während ein Experte die Sicherheit der Anlagen in allen Szenarien als machbar ansieht, ist<br />

für einen anderen »ein hoher Anteil neuer noch nicht langjährig erprobter Technologien bzw.<br />

Anlagen ein Störpotential«, für den dritten »haben dezentrale Erzeugungsstrukturen Vorteile<br />

bei der Sicherheit der Anlagen aufgrund der einfacheren Reservehaltung. Zentrale Anlagen<br />

großer Leistung können bei Ausfällen größere Schäden anrichten, sie sind für bewusste<br />

Störungen von außen attraktiver. Kernkraftwerke stellen hier ein relativ großes Potential dar.<br />

Sektor Wasser<br />

(nur 1 Experte)<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0200 -0,100 0,000 0,100 0200 0,300<br />

Abbildung 64: Einschätzung des Experten zur Sicherheit der Anlagen, Sektor Wasser (Verminderung<br />

von Störpotentialen)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ Innovationsförderung + Innovationsförderung<br />

+ Zentralisierung ++ Zentralisierung + Zentralisierung<br />

- geringere staatliche - geringere staatliche<br />

Überwachung<br />

Überwachung<br />

- ungünstige Finanzierungsbedingungen<br />

für<br />

Instandhaltung<br />

Bei starker Förderung von Innovation (B, C) besteht die Chance, dass sich sicherere Technik<br />

entwickeln lässt. Die Zunahme von komplett dezentralen Lösungen ohne Netzabhängigkeit<br />

hat eine Zunahme an Anlagen zur Folge. Mit der zunehmenden Anzahl steigt das Störfallrisiko,<br />

allerdings sind die Auswirkungen einer Störung bei einer kleinen Anlage geringer als bei<br />

einer großen: Dennoch Vorteile für Szenario C und D. Ein hoher Zentralisierungsgrad macht<br />

schnelles Handeln bei Störfallsuche und Beseitigung möglich: Vorteile für C und D. Rückzug<br />

des Staates aus der Überwachung und die Lockerung von Regeln (C, D) werden zum Rückgang<br />

der Sicherheit im Anlagenbetrieb führen.<br />

155


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Anpassungsfähigkeit des <strong>Versorgung</strong>ssystems<br />

Anpassungsfähigkeit des <strong>Versorgung</strong>ssystems — Erhalt der Reversibilität innerhalb<br />

des <strong>Versorgung</strong>ssystems<br />

Es wurden nur Einschätzungen für den Sektor Strom und Gas abgegeben<br />

Kategorie B.lI.2: Beurteilungsbezogene Differenzen, unterschiedliche Wichtigkeit der Einflussfaktoren<br />

1. Experte: B>A=C>D, Urteilssicherheit 3<br />

2. Experte: A>B»C=D, Urteilssicherheit 4<br />

3. Experte: A=C>B=D, Urteilssicherheit 3<br />

4. Experte: B=C=D>A, Urteilssicherheit nicht angegeben<br />

B<br />

c<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 65: Mittlere Einschätzung der Experten zur Erhalt der Reversibilität innerhalb des <strong>Versorgung</strong>ssystems,<br />

Sektor Strom und Gas (Anpassungsfähigkeit des <strong>Versorgung</strong>ssystems)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

1. Ex- + viele dezentrale + viele dezentrale<br />

perte Anlagen und Gaskraftwerke<br />

Anlagen und Gaskraftwerke<br />

2. Experte<br />

- hohe Investitionen<br />

in neue Strukturen<br />

++ viele dezentrale<br />

Anlagen<br />

+ dezentrale Anlagen - große Anlagen,<br />

Kernkraftwerke<br />

3. Ex- + Anlagen werden + Anlagen werden<br />

perte schneller ausgetauscht<br />

schneller ausgetauscht<br />

4. Experte<br />

- irreversibler Rückbau<br />

zentraler Netze<br />

- große Anlagen,<br />

Kernkraftwerke<br />

Hinsichtlich der Reversibilität werden kleine Anlagen (die vermehrt in den Szenarien A und B<br />

eingesetzt werden) durchweg günstiger eingeschätzt als große (Szenarien C und D). Unterschiede<br />

in den Einschätzungen liegen darin begründet, inwieweit die hohen Investitionen in<br />

den Umbau der <strong>Versorgung</strong>sstruktur (besonders in Szenario A) oder dieser Umbau selbst die<br />

Reversibilität negativ beeinflussen.<br />

156


5.3 Ergebnisse<br />

Anpassungsfähigkeit des <strong>Versorgung</strong>ssystems - Fehlertoleranz<br />

Es wurden nur Einschätzungen für den Sektor Strom und Gas abgegeben<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0200 0,300<br />

Abbildung 66: Mittlere Einschätzung der Experten zur Fehlertoleranz, Sektor Strom und Gas (Anpassungsfähigkeit<br />

des <strong>Versorgung</strong>ssystems)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

++ viele dezentrale + dezentrale Anlagen - große Anlagen - große Anlagen<br />

Anlagen<br />

(+) Entwicklung im TK-<br />

Bereich<br />

+ Demand Side Management<br />

-- komplexe Steuerungssysteme<br />

- komplexe Steuerungssysteme<br />

(+) Demand Side Management<br />

Die Experten stimmen in der Einschätzung und den Begründungen näherungsweise überein:<br />

Kleinere Gaskraftwerke ermöglichen eine flexible Reaktion auf Störungen. Die Reaktion auf<br />

Störungen in Großkraftwerken ist relativ schwierig (Szenarien C, D), Weiterentwicklungen im<br />

TK-Bereich (z. B. Demand Side Management) können die Störungserkennung und Beseitigung<br />

fördern (Szenarien A und C). Einer der Experten sieht die höhere Fehlertoleranz dezentraler<br />

Systeme aufgewogen durch die höhere Fehleranfälligkeit der für die Koordination<br />

dieser Systeme erforderlichen Informationstechnik.<br />

5.3.4 Wirtschaftliche Aspekte<br />

5.3.4.1. Zusammenfassung<br />

Stärken und Schwächen der Szenarien<br />

Die Stärken von Szenario A liegen in „Investitionstätigkeit" vor allem in dezentrale Anlagen<br />

und dadurch bedingt „Sicherung und Steigerung der Beschäftigung", „Einkommenssteigerung"<br />

und „Einkommenssicherung", „institutionelle Innovationen", „Anpassungsfähigkeit an<br />

Markterfordernisse" und „Aufbau und Entwicklung von Wissen zu neuen Technologien". Die<br />

Dekonzentration der Unternehmen verwirklicht eine „pluralistische Marktstruktur". Andererseits<br />

bedingt die Dezentralisierung weniger „kostendeckende Preise", die pluralistische<br />

Marktstruktur und die kostenintensiven dezentralen Anlagen eine geringere „internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit". Der „Erhalt des Wissens zu bestehenden Technologien" ist gefährdet.<br />

Szenario B hat Stärken bei „Innovationstätigkeit" und „Innovationsfähigkeit", bedingt durch<br />

die Kombination eines hohen Innovationsbudgets und Investitionen in neue Technologien. Es<br />

hat wie A eine „pluralistische Marktstruktur" und „Anpassungsfähigkeit an Markterfordernisse".<br />

Wie in A ist die „internationale Wettbewerbsfähigkeit" schwach, im Gegensatz zu A je-<br />

157


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

doch auch die „Einkommenssteigerung", die „Sicherung und Steigerung der Beschäftigung",<br />

und, in geringerem Maße, die „Effizienz der Leistungserstellung". Wie in Szenario A ist „Aufbau<br />

und Entwicklung von Wissen zu neuen Technologien" stark, „Erhalt des Wissens zu<br />

bestehenden Technologien" schwach.<br />

Die Stärken von Szenario C liegen bei „internationaler Wettbewerbsfähigkeit", „Erhalt des<br />

Wissens zu bestehenden Technologien" und „Einkommenssteigerung", Schwächen bei „Investitionstätigkeit",<br />

„Anpassungsfähigkeit an Markterfordernisse", „pluralistischer Marktstruktur",<br />

„Aufbau und Entwicklung von Wissen zu neuen Technologien" und, in geringerem Maße,<br />

„Innovationstätigkeit".<br />

Szenario D hat nur wenige Stärken: Bei „internationaler Wettbewerbsfähigkeit" und „Erhalt<br />

des Wissens zu bestehenden Technologien". Es ist schwach bei „Investitionstätigkeit", „Innovationstätigkeit",<br />

„Innovationsfähigkeit" und „institutionellen Innovationen", bei „Sicherung und<br />

Steigerung der Beschäftigung", „Einkommenssteigerung" und „Einkommenssicherung",<br />

„Anpassungsfähigkeit an Markterfordernisse", „pluralistischer Marktstruktur" und „Aufbau und<br />

Entwicklung von Wissen zu neuen Technologien".<br />

Wesentliche Einflussfaktoren<br />

Der besonders in Szenario A stattfindende Umbau der <strong>Versorgung</strong>ssysteme mit Dezentralisierung<br />

sowie Wechsel von Kohle und Kernenergie auf Gas und Erneuerbare Energien ist<br />

nur mit hoher „Investitionstätigkeit" zu erreichen und im Sektor Strom und Gas auch mit<br />

„Innovationstätigkeit" verbunden. Er schafft „Sicherung und Steigerung der Beschäftigung",<br />

möglicherweise auch „Einkommenssteigerung", und verbessert die „Anpassungsfähigkeit an<br />

Markterfordernisse". Er ist aber kostspielig, so dass in Anbetracht der in Szenario A geringen<br />

Preissteigerung kaum „kostendeckende Preise" zu erzielen sind und die „internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit" gefährdet ist. Vermehrte Dienstleistungen (z. B. Rundum-Sorglos-<br />

Pakete) begünstigen „Innovationstätigkeit", „institutionelle Innovationen" und „Sicherung und<br />

Steigerung der Beschäftigung".<br />

5.3.4.2. Einzelbeschreibungen<br />

Sicherung und Steigerung der Beschäftigung<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas:<br />

Kategorie B.II.1: Geringe beurteilungsbezogene Differenzen<br />

B<br />

c<br />

D<br />

r-7<br />

-0,200 0,100 0,000 0,100 0200 0,300<br />

Abbildung 67: Mittlere Einschätzung der Experten zu Sicherung und Steigerung der Beschäftigung,<br />

Sektor Strom und Gas<br />

158


5.3 Ergebnisse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ hohes Wirtschafts- ± mäßiges Wirtschafts- + hohes Wirtschafts- - schwaches Wirtwachstum<br />

wachstum wachstum schaftswachstum<br />

+ verstärkte Aktivitäten ± kaum Aktivitäten im + verstärkte Aktivitäten ± kaum Aktivitäten im<br />

im Dienstleistungsbe- Dienstleistungsbereich im Dienstleistungsbe- Dienstleistungsbereich<br />

reich reich (+) Kernenergie<br />

(+) Kernenergie<br />

(-) Substitution Kohle<br />

durch Gas<br />

+ Erneuerbare Energiequellen<br />

+ effiziente Stromerzeugung<br />

und -nutzung<br />

(-) Substitution Kohle<br />

durch Gas<br />

(+) Erneuerbare Energiequellen<br />

+ effiziente Stromerzeugung<br />

und -nutzung<br />

+ Dezentralisierung (+) Dezentralisierung<br />

Obwohl die Experten sich in den Einschätzungen nur wenig unterscheiden und die Haupteinflussfaktoren<br />

zum Teil gleich sind, sind die Begründungen wesentlich vielschichtiger und<br />

zeigen die hohe Unsicherheit, die mit der Einschätzung dieses Kriteriums verbunden ist:<br />

1. Experte: »Prinzipiell ist anzumerken, das die von Veränderungen des Energiesystems<br />

ausgehenden Beschäftigungseffekte das Arbeitslosenproblem im Grundsatz nicht lösen<br />

werden. In aktuellen Diskussion wird diesem Kriterium zu viel Gewicht eingeräumt. Bei der<br />

Sicherung und Steigerung von Beschäftigung ist zu unterscheiden, ob die Effekte im Ausland<br />

oder im Inland ausgelöst werden. Bereits heute werden eine Vielzahl von Kraftwerksbauteilen<br />

im Ausland gefertigt. Weiterhin ist zu sehen, dass durch den Bau neuer <strong>Versorgung</strong>sanlagen<br />

oftmals nur zeitweilig neue Arbeitsplätze und keine Dauerarbeitsplätze entstehen. Von<br />

positiver Wirkung dürften dagegen verstärkte Aktivitäten im Dienstleistungsbereich sein.<br />

Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass ein höheres Wirtschaftwachstum positive Beschäftigungseffekte<br />

auslöst. Aufgrund der hohen Investitionen, die in den Szenarien A und B<br />

für den Bau von <strong>Versorgung</strong>sanlagen und Infrastruktur zu tätigen sind, werden zumindest<br />

kurzzeitig größere direkte Beschäftigungseffekte ausgelöst. Andererseits ist davon auszugehen,<br />

dass die in den Szenarien A und B implementierten Maßnahmen erhebliche Kosten<br />

erfordern, die auf die Preise umgelegt werden und von den Verbrauchern bezahlt werden<br />

müssen. Die indirekten negativen Beschäftigungseffekte dürften nicht unerheblich sein.«<br />

2. Experte: »Eine der schwersten zu beantwortenden Fragen. Studien zu dieser Fragestellung<br />

kommen je nach politischer Färbung, gewähltem methodischen Ansatz und Abschneidekriterien<br />

zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Während die direkten Beschäftigungseffekte<br />

in der Elektrizitätswirtschaft relativ gut abschätzbar sind, wird es bei den Anlagenherstellern<br />

und der Zulieferindustrie aufgrund möglicher Exportvorteile schon schwieriger. Preissteigerungen<br />

beim Strom können die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen<br />

beinträchtigen. Allerdings werden nicht alle Kostensteigerungen von der Elektrizitätswirtschaft<br />

an die Industriekunden weitergegeben. Auch ist der Stromkostenanteil für eine Reihe<br />

exportintensiver Industriezweige relativ gering, so dass sich Strompreissteigerungen nicht<br />

nennenswert auf den Verkaufspreis und damit auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirken.<br />

Welche Art von Produkten oder Dienstleistungen von den Privatkunden bei höheren Stromkosten<br />

weniger nachgefragt werden und die hierdurch ausgelösten möglichen Arbeitsplatzeffekte<br />

in Deutschland erscheint höchst unsicher. Insgesamt dürfte eine Substitution von fossiler<br />

oder nuklearer Energie durch Erneuerbare Energiequellen und eine effiziente Stromerzeugung<br />

und -nutzung zu positiven Netto-Beschäftigungseffekten in Deutschland führen.«<br />

159


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

3. Experte: »Wirtschaftswachstum und Dezentralisierung der Energieversorgung fördern die<br />

Beschäftigung, haben jedoch auch negative Effekte auf die Gesamtbeschäftigung. Substitution<br />

von Kohle durch Gas verringert die heimische Wertschöpfung. Kernenergie ist verbunden<br />

mit hohem Dienstleistungsanteil.«<br />

Sektor Wasser:<br />

(nur 1 Experte)<br />

A<br />

B<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 68: Einschätzung des Experten zu Sicherung und Steigerung der Beschäftigung, Sektor<br />

Wasser<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ hoher Anteil dezentra- (+) mäßig hoher Anteil<br />

ler Systeme<br />

dezentraler Systeme<br />

Ein hoher Anteil dezentraler Technologien benötigt mehr Service. Daher wird in den Szenerien<br />

A und D aufgrund höherer Anteile dezentraler Technologien eine leichte Beschäftigungszunahme<br />

im Wassersektor erwartet.<br />

Effizienz der Leistungserstellung<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas:<br />

Kategorie B.II.1b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

1. Experte: A>B>C>D, Urteilssicherheit 3<br />

2. Experte: C=D»A=B, Urteilssicherheit 1<br />

3. Experte: A>B>C>D, Urteilssicherheit nicht angegeben<br />

A<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 69: Mittlere und einzelne Einschätzungen der Experten zu Effizienz der Leistungserstellung,<br />

Sektor Strom und Gas<br />

160


5.3 Ergebnisse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

1. Experte<br />

2. Experte<br />

3. Experte<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ Einsatz ordnungsrechtlicher<br />

Instrumente<br />

- Investition in neue<br />

Anlagen<br />

+ Preiserhöhung f.<br />

Strom u. Gas 1%<br />

± Policy-Mix - vorwiegend Einsatz<br />

marktwirtschaftlicher<br />

Instrumente<br />

- Investition in neue<br />

Anlagen<br />

± Preiserhöhung f.<br />

Strom u. Gas 1,5%<br />

+ Weiterbetrieb bestehender<br />

Anlagen<br />

- Preiserhöhung f.<br />

Strom u. Gas 2%<br />

-- Konzentration auf<br />

markwirtschaftliche<br />

Instrumente<br />

+ Weiterbetrieb bestehender<br />

Anlagen<br />

-- Preiserhöhung f.<br />

Strom u. Gas 2,5%<br />

Der erste Experte begründet die Wahl der Einflussgröße damit, dass »ordnungspolitische<br />

Instrumente im Hinblick auf umweltpolitische Ziele effizienter als marktwirtschaftliche« seien.<br />

Der zweite Experte sieht die Effizienz durch hohe Investitionskosten für den Ersatz alter<br />

durch neue Anlagen beeinträchtigt. Der dritte Experte zieht als Maßstab für die Effizienz die<br />

Verbraucherpreisentwicklung heran, »da Kosten in den einzelnen Szenarien aufgrund unterschiedlicher<br />

Produkte bzw. Leistungen nicht miteinander vergleichbar sind«. Diese unterschiedlichen<br />

Einflussfaktoren schließen einander aber nicht aus, sondern stellen eine gegenseitige<br />

Ergänzung dar, so dass trotz der durch die Experten unterschiedlich eingeschätzten<br />

Rangfolgen eine Aggregation der Einschätzungen sinnvoll erscheint. Daher werden<br />

entsprechend diesem Vorgehen diese Einschätzungen der Kategorie B.II.1b zugeordnet,<br />

obwohl rein formal die Kategorie B.Il.5 vorliegt, da der zweite Experte für seine Einschätzung<br />

eine hohe Unsicherheit angibt.<br />

Sektor Wasser:<br />

(nur 1 Experte)<br />

B<br />

c<br />

D<br />

1<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 70: Einschätzung des Experten zu Effizienz der Leistungserstellung, Sektor Wasser<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

-- höchster Anteil geringer Anteil dezen- geringer Anteil dezen- - hoher Anteil dezentradezentraler<br />

Systeme traler Systeme traler Systeme ler Systeme<br />

Begründung des Experten: Die Kosten der <strong>Versorgung</strong> steigen mit der Nutzung dezentraler<br />

Systeme.<br />

161


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Kostendeckende Preise<br />

Kostendeckende Preise — für Investitionskosten<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 71: Mittlere Einschätzung der Experten zu Kostendeckende Preise für Investitionskosten<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ höhere verbrauchsund<br />

leistungsunabhängige<br />

Preiskomponente<br />

- Preissteig. 1 %/a ± Preissteig. 1,5%/a + Preissteig. 2%/a ++ Preissteig. 2,5%/a<br />

(-) stärkerer Liberalisierungsdruck<br />

(-) stärkerer Liberalisierungsdruck<br />

(-) höhere Sollzinsen<br />

- rückläufige Strom- ± gleich bleibende + steigende Stromnach- ± gleich bleibende<br />

nachfrage Stromnachfrage frage Stromnachfrage<br />

Drei Experten halten kostendeckende Preise in allen Szenarien für gegeben mit den Begründungen:<br />

»Grundlegende Voraussetzung für eine Investition sind kostendeckende Preise.«<br />

»Langfristig werden Produkte nur angeboten, wenn stets die Kosten gedeckt sind.«<br />

»Kostendeckende Preise werden in allen Szenarien erhoben und auf den Verbraucher umgelegt.«<br />

Der zweite Experte begründet Unterschiede wie folgt: »Szenario C ist das einzige<br />

mit einer hohen verbrauchs- und leistungsunabhängigen und einer niedrigen verbrauchsund<br />

leistungsabhängigen Komponente. Weitere Faktoren sind der stärkere Liberalisierungsdruck<br />

bei A und B, der insgesamt zu niedrigeren Einnahmemöglichkeiten führt, was sich<br />

auch in den Strompreissteigerungen widerspiegelt. Die rückläufige Entwicklung der Stromnachfrage<br />

in Szenario A gegenüber der Zunahme in Szenario C dürfte ungünstiger wirken als<br />

die höheren Sollzinsen in Szenario C.«<br />

Kostendeckende Preise - für Betriebskosten und Abgaben<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 72: Mittlere Einschätzung der Experten zu Kostendeckende Preise für Betriebskosten und<br />

Abgaben<br />

162


5.3 Ergebnisse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ höhere verbrauchsund<br />

leistungsunabhängige<br />

Preiskomponente<br />

- Preissteig. 1 %/a ± Preissteig. 1,5%/a + Preissteig. 2%/a ++ Preissteig. 2,5%/a<br />

(-) stärkerer Liberalisierungsdruck<br />

(-) stärkerer Liberalisierungsdruck<br />

- rückläufige Strom- ± gleich bleibende + steigende Stromnach- ± gleich bleibende<br />

nachfrage Stromnachfrage frage Stromnachfrage<br />

Drei Experten halten kostendeckende Preise in allen Szenarien für gegeben mit Begründungen<br />

wie: »Grundlegende Voraussetzung für eine Investition mit den damit einhergehenden<br />

Betriebskosten sind kostendeckende Preise.« »Langfristig werden Produkte nur angeboten,<br />

wenn stets die Kosten gedeckt sind.« »Kostendeckende Preise werden in allen Szenarien<br />

erhoben und auf den Verbraucher umgelegt.« Der zweite Experte begründet Unterschiede<br />

wie folgt: »Szenario C ist das einzige mit einer hohen verbrauchs- und leistungsunabhängigen<br />

und einer niedrigen verbrauchs- und leistungsabhängigen Komponente. Weitere Faktoren<br />

sind der stärkere Liberalisierungsdruck bei A und B, der insgesamt zu niedrigeren Einnahmemöglichkeiten<br />

führt, was sich auch in den Strompreissteigerungen widerspiegelt. Die<br />

rückläufige Entwicklung der Stromnachfrage in Szenario A dürfte sich ungünstig auswirken,<br />

die Zunahme in Szenario C hingegen günstig.«<br />

Kostendeckende Preise – für internalisierte Kosten<br />

Kategorie B.II.2: Beurteilungsbezogene Differenzen, unterschiedliche Wichtigkeit der Einflussfaktoren<br />

1. Experte: A=B>C>D, Urteilssicherheit 3<br />

2. Experte: D>C>B>A, Urteilssicherheit 1<br />

3. Experte: A=B=C=D, Urteilssicherheit nicht angegeben<br />

4. Experte: A=B=C=D, Urteilssicherheit nicht angegeben<br />

A<br />

-0200 -0100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 73: Mittlere und einzelne Einschätzungen der Experten zu Kostendeckende Preise für<br />

internalisierte Kosten<br />

163


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ höhere verbrauchsund<br />

leistungsunabhängige<br />

Preiskomponente<br />

- Preissteigerung ± Preissteigerung + Preissteigerung ++ Preissteigerung<br />

1%/a 1,5%/a 2'3/0/a 2,5%/a<br />

(-) stärkerer Liberalisierungsdruck<br />

(-) stärkerer Liberalisierungsdruck<br />

- rückläufige Strom- ± gleich bleibende + steigende Strom- ± gleich bleibende<br />

nachfrage Stromnachfrage nachfrage Stromnachfrage<br />

Zwei Experten halten kostendeckende Preise in allen Szenarien für gegeben mit den Begründungen:<br />

»Langfristig werden Produkte nur angeboten, wenn stets die Kosten gedeckt<br />

sind.« »Kostendeckende Preise werden in allen Szenarien erhoben und auf den Verbraucher<br />

umgelegt.« Der erste Experte begründet Unterschiede wie folgt: »Die Internalisierung von<br />

externen Kosten hängt von den umweltpolitischen Vorgaben und deren Ausgestaltung ab.<br />

Das Strompreisniveau liegt in Szenario D am höchsten und erlaubt nur wenig Spielraum für<br />

eine Internalisierung.« Der zweite Experte argumentiert in gleicher Weise wie bei seiner<br />

Einschätzung des Kriteriums „Kostendeckende Preise für Betriebskosten".<br />

Vorbeugendes Wirtschaftshandeln<br />

Vorbeugendes Wirtschaftshandeln - Investitionstätigkeit<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas:<br />

Gleiche Rangfolge bei allen Experten<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 74: Mittlere Einschätzung der Experten zu Investitionstätigkeit, Sektor Strom und Gas<br />

(Vorbeugendes Wirtschaftshandeln)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

++ Bau vieler neuer + Bau mäßig vieler - ungünstige Finanzie-<br />

Anlagen neuer Anlagen rungsbedingungen<br />

Die Experten sind sich einig, dass der Wechsel von Kohle und Kernenergie auf Erdgas (Szenarien<br />

A, B) und von großen zentralen auf kleine dezentrale Anlagen (Szenario A) hohe<br />

Investitionen erfordert.<br />

164


5.3 Ergebnisse<br />

Sektor Wasser:<br />

(nur 1 Experte)<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 75: Einschätzung des Experten zu Investitionstätigkeit, Sektor Wasser (Vorbeugendes<br />

Wirtschaftshandeln)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

++ geringste Siedlungs- + höhere Siedlungsdich- + höhere Siedlungs- - hohe Siedlungsdichte<br />

dichte te dichte<br />

+ viele dezentrale + viele dezentrale<br />

Anlagen<br />

Anlagen<br />

Geringere Siedlungsdichte (Szenario A) erfordert höhere Investitionen in Wasser- und Abwassernetze.<br />

Dezentrale Anlagen erfordern höhere Investitionen in Anlagen.<br />

Vorbeugendes Wirtschaftshandeln – Innovationstätigkeit<br />

Es wurden nur Einschätzungen für den Sektor Strom / Gas abgegeben:<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 76: Mittlere Einschätzung der Experten zu Innovationstätigkeit, Sektor Strom und Gas<br />

(Vorbeugendes Wirtschaftshandeln)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ Strukturwechsel<br />

erfordert Innovation<br />

+ Strukturwechsel<br />

erfordert Innovation<br />

± mäßige Innovations- + hohe Innovationsför- + hohe Innovationsför- - geringe Innovationsförderung<br />

derung derung förderung<br />

+ erneuerbare Energieträger<br />

+ Vernetzung dezentraler<br />

Systeme<br />

+ neue Dienstleistungskonzepte<br />

+ erneuerbare Energieträger<br />

+ Vernetzung dezentraler<br />

Systeme<br />

+ neue Dienstleistungskonzepte<br />

Beide Experten sehen den Strukturwechsel in der Energieversorgung, d. h. wachsende Anteile<br />

erneuerbarer Energien und dezentraler Anlagen, sowie die Innovationsförderung als treibende<br />

Kräfte für Innovationen an. Ein Experte nennt zusätzlich neue Dienstleistungskonzepte<br />

als innovationsfördernd.<br />

165


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Erhalt und Entwicklung des Wissenskapitals<br />

Erhalt und Entwicklung des Wissenskapitals — Erhalt und Aufbau von Wissen zu<br />

bestehenden Technologien<br />

Es wurden nur Einschätzungen für den Sektor Strom / Gas abgegeben:<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 77: Mittlere Einschätzung der Experten zu Erhalt und Aufbau von Wissen zu bestehenden<br />

Technologien, Sektor Strom und Gas (Erhalt und Entwicklung des Wissenskapitals)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

- bestehende Techno- - bestehende Techno- + bestehende Techno- + bestehende Technologien<br />

werden in hohem logien werden in hohem logien werden in ähnli- logien werden in ähnli-<br />

Maße durch neue Maße durch neue chem Umfang weiter chem Umfang weiter<br />

ersetzt (noch mehr als<br />

in B)<br />

ersetzt genutzt genutzt<br />

Die Experten sind sich einig, dass beim Einsatz bestehender Technologien das Wissen über<br />

diese erhalten bleibt. Unterschiede in der Einschätzung bestehen darüber, ob Unterschiede<br />

im Umfang der Nutzug bestehender Technologien zu Unterschieden im Wissen über diese<br />

Technologien führen oder nicht. Unstrittig ist ein Rückgang des Wissens über die Kernenergie<br />

in den Szenarien A und B, in denen diese überhaupt nicht mehr genutzt wird, dennoch<br />

berücksichtigt der 3. Experte dies nicht in seiner Rangfolge der Szenarien.<br />

Erhalt und Entwicklung des Wissenskapitals —Aufbau und Entwicklung von Wissen zu<br />

neuen Technologien<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas:<br />

Gleiche Rangfolge bei allen Experten<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 78: Mittlere Einschätzung der Experten zu Aufbau und Entwicklung von Wissen zu neuen<br />

Technologien, Sektor Strom und Gas (Erhalt und Entwicklung des Wissenskapitals)<br />

166


5.3 Ergebnisse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

++ stärkster Einsatz + starker Einsatz neuer ± geringer Einsatz neuer - geringer Einsatz<br />

neuer Technologien Technologien Technologien neuer Technologien<br />

Die Experten sind sich einig, dass das Wissen über neue Technologien mit dem Umfang<br />

ihres Einsatzes steigt. Das Innovationsbudget wird auch als Einflussfaktor genannt, hat<br />

jedoch nur geringen Einfluss auf die Einschätzung der Rangfolge der Szenarien.<br />

Sektor Wasser:<br />

(nur 1 Experte)<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 79: Einschätzung des Experten zu Aufbau und Entwicklung von Wissen zu neuen Technologien,<br />

Sektor Wasser (Erhalt und Entwicklung des Wissenskapitals)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

± gleich bleibendes + erhöhtes Innovations- + erhöhtes Innovations- - Rückgang des Inno-<br />

Innovationsbudget budget budget vationsbudgets<br />

Hier wird das Innovationsbudget als (einziger) wichtiger Einflussfaktor genannt.<br />

Erhalt und Entwicklung des Wissenskapitals - Erhalt und Entwicklung institutioneller<br />

Innovationen<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 80: Mittlere Einschätzung der Experten zu Erhalt und Entwicklung institutioneller Innovationen<br />

(Erhalt und Entwicklung des Wissenskapitals)<br />

167


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

++ Anlagencontracting ± Anlagencontracting ++ Anlagencontracting + Anlagencontracting<br />

30% 5% 30% 10%<br />

+ Rundum-Sorglos- ± Rundum-Sorglos- ++ Rundum-Sorglos- + Rundum-Sorglos-<br />

Pakete 15% Pakete 5% Pakete 20% Pakete 10%<br />

+ viel Multi-Utility<br />

++ großer Anpassungs- + mäßige Anpassungs- + mäßige Anpassungs- - geringe Anpassungsfähigkeit<br />

staatlicher fähigkeit staatlicher fähigkeit staatlicher fähigkeit staatlicher<br />

Vorschriften Vorschriften Vorschriften Vorschriften<br />

Zwei Experten sehen institutionelle Innovationen in erweiterten Dienstleistungen (Anlagencontracting,<br />

Rundum-Sorglos-Pakete, Multi-Utility), einer außerdem in der Anpassungsfähigkeit<br />

staatlicher Vorschriften, während ein Experte hinsichtlich institutioneller Innovationen<br />

keine Unterschiede zwischen den Szenarien auszumachen vermag.<br />

Funktionsfähigkeit des Marktes<br />

Funktionsfähigkeit des Marktes – pluralistische Marktstruktur<br />

Es wurden nur Einschätzungen für den Sektor Strom / Gas abgegeben:<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D I<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 81: Mittlere Einschätzung der Experten zu pluralistische Marktstruktur, Sektor Strom und<br />

Gas (Funktionsfähigkeit des Marktes)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ Dekonzentration + Dekonzentration - Internationale Oligopole<br />

- Internationale Oligopole<br />

Während zwei Experten für ihre Einschätzung direkt das Szenario-Merkmal „Marktstruktur"<br />

heranziehen, schätzt der dritte Experte die Auswirkungen dieses Merkmals auf den Markt ein<br />

und kommt dabei zu dem Schluss, dass die Marktstruktur in allen vier Szenarien angemessen<br />

ist.<br />

168


5.3 Ergebnisse<br />

Funktionsfähigkeit des Marktes - internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

Es wurden nur Einschätzungen für den Sektor Strom / Gas abgegeben:<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0200 -0,100 0,000 0,100 0200 0,300<br />

Abbildung 82: Mittlere Einschätzung der Experten zu internationale Wettbewerbsfähigkeit, Sektor<br />

Strom und Gas (Funktionsfähigkeit des Marktes)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

- Dekonzentration - Dekonzentration + Oligopole + Oligopole<br />

+ Energiepreisanstieg (+) Energiepreisanstieg ± Energiepreisanstieg (-) Energiepreisanstieg<br />

1% 1,5% 2% 2,5%<br />

- viel Erneuerbare - viel Erneuerbare + Nutzung von Kern- + Nutzung von Kern-<br />

Energien Energien energie energie<br />

Oligopolistische Unternehmen werden als wettbewerbsfähiger eingeschätzt als eine Vielzahl<br />

kleinerer Unternehmen. Ein Anstieg der Energiepreise verringert die Wettbewerbsfähigkeit,<br />

der Einfluss ist jedoch zu relativieren gegenüber anderen Kosten. Erneuerbare Energien<br />

verursachen höhere Stromerzeugungskosten und verringert damit die Wettbewerbsfähigkeit,<br />

während Kernenergie niedrigere Kosten verursacht und damit die Wettbewerbsfähigkeit<br />

erhöht. Die Einschätzungen sind unsicher, weil die internationale Wettbewerbsfähigkeit nur<br />

zu einem Teil von den Bedingungen in Deutschland abhängt, aber der andere Teil, nämlich<br />

die wirtschaftlichen Randbedingungen in den konkurrierenden Ländern, in den Szenarien<br />

nicht angegeben ist. Der dritte Experte sieht die Wettbewerbsfähigkeit in erster Linie durch<br />

Arbeitskosten und nur in einigen Branchen durch Energiekosten beeinflusst und weiterhin<br />

davon abhängig, inwieweit die Kosten an die Kunden weitergegeben werden können. Dennoch<br />

sei die Wettbewerbsfähigkeit nach Einschätzung des dritten Experten in allen Szenarien<br />

gegeben.<br />

Flexibilität<br />

Flexibilität - Innovationsfähigkeit<br />

Kategorie B.I: Sachbezogene Differenzen: Sektorspezifische Betrachtung<br />

Sektor Strom und Gas:<br />

Kategorie B.II.2: Beurteilungsbezogene Differenzen, unterschiedliche Wichtigkeit der Einflussfaktoren<br />

1. Experte: B>C>A>D, Urteilssicherheit 3<br />

2. Experte: A>B>C=D, Urteilssicherheit 2<br />

169


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

A<br />

c<br />

-0200 -0100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 83: Mittlere Einschätzung der Experten zu Innovationsfähigkeit, Sektor Strom und Gas<br />

(Flexibilität)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

1. Experte<br />

± gleich bleibendes<br />

Innovationsbudget<br />

+ erhöhtes Innovationsbudget<br />

+ erhöhtes Innovationsbudget<br />

- Rückgang des<br />

Innovationsbudgets<br />

2. Experte<br />

+ viel Wettbewerb (+) mäßig viel Wettbewerb<br />

(-) weniger Wettbewerb<br />

(-) weniger Wettbewerb<br />

Für den ersten Experten ist das Innovationsbudget entscheidend, nach Einschätzung des<br />

zweiten werden Innovationen durch viel Wettbewerb begünstigt.<br />

Sektor Wasser:<br />

(nur 1 Experte)<br />

A<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 84: Einschätzung des Experten zu Innovationsfähigkeit, Sektor Wasser (Flexibilität)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

± gleich bleibendes + erhöhtes Innovations- + erhöhtes Innovations- - Rückgang des Inno-<br />

Innovationsbudget budget budget vationsbudgets<br />

Hier wird das Innovationsbudget als (einziger) wichtiger Einflussfaktor genannt.<br />

Flexibilität -Anpassungsfähigkeit an Markterfordernisse<br />

Kategorie B.II.1: Geringe beurteilungsbezogene Differenzen<br />

A<br />

B<br />

D<br />

-0,200 -0,100<br />

0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 85: Mittlere Einschätzung der Experten zu Anpassungsfähigkeit an Markterfordernisse<br />

(Flexibilität)<br />

170


5.3 Ergebnisse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ viele kleine und mittlere + viele kleine und mittlere - wenige zentrale - wenige zentrale<br />

Anlagen Anlagen große Anlagen große Anlagen<br />

+ kleinere Unternehmen,<br />

große Zahl an Versorgern<br />

+ höherer Anteil Erdgas<br />

und Erneuerbare Energien<br />

+ kleinere Unternehmen,<br />

große Zahl an Versorgern<br />

+ höherer Anteil Erdgas<br />

und Erneuerbare Energien<br />

+ größere Vielzahl von + größere Vielzahl von<br />

Technologien und Dienstleistungen<br />

Technologien und Dienstleistungen<br />

- hohe Investitionen in<br />

neue Strukturen (z. B.<br />

virtuelle Kraftwerke) behindern<br />

Anpassungsfähigkeit<br />

- kleine Zahl an<br />

Versorgern<br />

- kleine Zahl an<br />

Versorgern<br />

Es besteht weitgehend Übereinstimmung darin, dass kleinere Anlagen und kleinere Unternehmen<br />

anpassungsfähiger sind als große Anlagen und Unternehmen. Weitere Einflussfaktoren,<br />

die von einzelnen Experten genannt werden, ändern die Rangfolge nur unwesentlich.<br />

Einkommensentwicklung<br />

Einkommensentwicklung - Einkommenssteigerung<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 86: Mittlere Einschätzung der Experten zu Einkommenssteigerung (Einkommensentwicklung)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ Wirtschaftswachstum (+) Wirtschaftswachs- + Wirtschaftswachstum ± Wirtschaftswachstum<br />

2 (Yo / a tum 1,5%/a 2%/a 1 %/ a<br />

+ innovative dezentrale<br />

Anlagen<br />

Zwei Experten leiten die Einkommenssteigerung vom Einflussfaktor „Wirtschaftswachstum"<br />

ab. Ein Experte sieht eine Einkommenssteigerung durch neue dezentrale Technologien<br />

begünstigt: »Durch Einführung von dezentralen Anlagen in hohem Maße unter der Vorraussetzung<br />

der Entwicklung neuer Technologien wird eine höhere Produktivität und somit die<br />

Möglichkeit eines Beschäftigungsanstiegs im <strong>Versorgung</strong>ssektor gepaart mit Einkommenszuwächsen<br />

gesehen, allerdings nur in Szenario A aufgrund des höchsten Anteils von dezentralen<br />

Anlagen, bei denen in einem ausreichenden Maße neue Technologien implementiert<br />

werden können, die eine durchschlagende Produktivitätssteigerung bei den betriebenen<br />

dezentralen Anlagen ermöglichen.«<br />

171


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Einkommensentwicklung – Einkommenssicherung<br />

Kategorie B.11.1 b: Beurteilungsbezogene Differenzen, aber gleiche Rangfolge<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Abbildung 87: Mittlere Einschätzung der Experten zu Einkommenssicherung (Einkommensentwicklung)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ innovative dezen- - Beschäftigungsmangel, daher<br />

trale Anlagen<br />

erhebliche Schwierigkeiten bei<br />

der Einkommenssicherung<br />

Der erste Experte sieht die Einkommenssicherung im wesentlichen durch Beschäftigungsmangel<br />

(Zwei-Klassen-Gesellschaft) in Szenario D gefährdet, der zweite Experte sieht eine<br />

Einkommenssteigerung durch neue dezentrale Technologien begünstigt (Argumentation wie<br />

bei Einkommenssteigerung).<br />

5.3.5 Soziale Aspekte<br />

5.3.5.1. Zusammenfassung<br />

Stärken und Schwächen der Szenarien<br />

Im Text des Gutachtens werden keine Aussagen zu einzelnen Kriterien gemacht, »da es<br />

schwer fällt, die Relevanz der Szenarienelemente bezüglich ihrer sozialen Aspekte klar von<br />

einander zu unterscheiden«. Es findet sich aber folgende Gesamtbewertung (Zitat aus dem<br />

Gutachten):<br />

»Insgesamt schneiden [...] unter dem Gesichtspunkt der „sozialen Aspekte" die Szenarien A<br />

und B deutlich besser ab als die Szenarien C und D. Szenario B setzt weniger Aktivismus24<br />

voraus als Szenario A. Es ist insofern pragmatischer und in seinen sozialen Umsetzungsmöglichkeiten<br />

vermutlich besser handhabbar.<br />

Szenario D erscheint insgesamt noch ausschließlicher auf die Logik wirtschaftlicher Zielstellungen<br />

privater Unternehmen zentriert, als das in Szenario C der Fall ist. Es ist damit<br />

zugleich dasjenige, in dem soziale Aspekte vergleichsweise am stärksten am Rande stehen.«<br />

24 Szenario B setzt weniger Aktivismus voraus, weil hier die Entwicklung hauptsächlich in staatlicher<br />

Regie verläuft, während in Szenario A zunächst der gesellschaftliche Konsens hergestellt werden<br />

muss.<br />

172


5.3 Ergebnisse<br />

Wesentliche Einflussfaktoren<br />

Positiv für soziale Aspekte sind die nur in Szenario A ausgeprägte öffentliche Konsensbildung<br />

und die besonders in Szenario B, mit Abstrichen auch in Szenario A vorhandene Setzung<br />

von Standards durch den Staat. Negativ sind ausschließlich an der Wirtschaftlichkeit orientierte<br />

Handlungen und Maßnahmen.<br />

Die Einflussfaktoren im Überblick:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

Akzeptanz + öffentliche Kon- (-) Wirtschaftlich- - Wirtschaftlich- - Wirtschaftlichsensbildung<br />

keitsüberlegungen keitsüberlegungen keitsüberlegungen<br />

Transparenz (+) durch öffentli- + staatlich verordne- - wenig Interesse - wenig Interesse<br />

chen Konsens tes Umwelt- und an Umwelt- und an Umwelt- und<br />

getragenes Umweltund<br />

Preislabeling<br />

Preislabeling Preislabeling Preislabeling<br />

Politik und (+) soziale Rah- + soziale Rahmen- - soziale Rahmen- - soziale Rahmen-<br />

Wirtschaft menbedingungen bedingungen und bedingungen und bedingungen und<br />

und Standards im Standards in staatli- Standards bleiben Standards bleiben<br />

Konsens cher Regie Unternehmen überlassen<br />

Unternehmen überlassen<br />

Innovations- (-) der Innovations- + gezielte Innovati- (-) Innovationsför- - generell zu wenig<br />

förderung förderung mangelt onsförderung auch derung nur im Innovationsfördean<br />

finanzieller<br />

Masse<br />

in sozialer Hinsicht Hinblick auf Wirtschaftlichkeit<br />

rung<br />

Marktstruktur (+) dezentralisierte + gut regulierte - hohe Unterneh- - hohe Unternehund<br />

Regulierunte<br />

aber wenig regulier-<br />

Marktstruktur menskonzentration menskonzentration<br />

Marktstruktur<br />

Die Kriterien lassen sich nach der Einschätzung der Rangfolge der Szenarien in zwei Kategorien<br />

einteilen.<br />

Bei 11 der 23 Kriterien wurde die Rangfolge der Szenarien mit B>A>C>D oder B>A>C=D<br />

eingeschätzt. Dies sind die Kriterien aus der Gruppe „Soziale Gerechtigkeit" (mit Ausnahme<br />

von „Sozialverträgliche Preise"), die Gruppe „Transparenz" und das Kriterium „Gleichheit der<br />

Lebensverhältnisse" aus der Gruppe „Regionale Gerechtigkeit".<br />

Haupteinflussfaktor für diese Einschätzung ist die besonders in Szenario B stattfindende<br />

staatliche Regelung der entsprechenden Bereiche. Zitat: »Eine moderierende Rahmung und<br />

ein politischer Abschluss derartiger Prozesse [Setzung von Rahmenbedingungen und Standards]<br />

in staatlicher Regie dürfte jedoch in der Regel breitere Möglichkeiten bieten, dem<br />

Gebot sozialer Gerechtigkeit zu entsprechen, als wenn dies den Unternehmen und ihren<br />

Wirtschaftlichkeitserwägungen vorbehalten bleibt.« »Am sozial akzeptabelsten erscheint<br />

Szenario B mit einer hohen, aber sowohl im Einsatz der Instrumente als auch in der Zieldimension<br />

differenzierten Perspektive. Hier kann am breitesten versucht werden, [...] den<br />

sechs Teilzielen des Zielkatalogs „soziale Gerechtigkeit", den beiden Teilzielen des Zielkatalogs<br />

„Regionale Gerechtigkeit" und in Grenzen auch den fünf Teilzielen des Zielkatalogs<br />

„Soziale Sicherheit" zu entsprechen. [...]<br />

Innovationen und die Diffusion entsprechender Produkte und Dienstleistungen berühren aber<br />

zugleich auch die Seite der Arbeitsanforderungen („humane Arbeitsanforderungen") und der<br />

Verdienstmöglichkeiten („Sicherung angemessener Mindestlöhne").<br />

173


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Vor diesem Hintergrund besitzt auch Szenario A eine gewisse soziale Resonanzfähigkeit.<br />

Szenario C und Szenario D sind gegenüber den hier zur Debatte stehenden sozialen Anforderungen<br />

eher zu eng. Die hohe Unternehmenskonzentration stellt darüber hinaus auch ein<br />

Machtpotential dar, das nur schwer zu beeinflussen ist, wenn es sich erst einmal konsolidiert<br />

hat.<br />

Im Falle gravierender Umbrüche in der Fertigung, in der Produktstruktur, in der quantitativen<br />

Bedeutung herkömmlicher Produkte einerseits und neuer Produkte andererseits werden aber<br />

wohl – vorübergehend oder auf Dauer – auch überkommene soziale Sicherheiten in Frage<br />

gestellt und neue Möglichkeiten und Grenzen gesetzt. Insofern können auch die Teilziele<br />

„Sozialverträgliche Gestaltung des Beschäftigungswandels" und im Extremfall und bezogen<br />

auf das speziell betroffene Beschäftigungssegment auch der „Erhalt sozialer Sicherungssysteme"<br />

oder gar der „Vermeidung von Armut" berührt werden.«<br />

Bei der anderen Kategorie von Kriterien (12 von 23) ist die Rangfolge A>B>C>D oder<br />

A>B>C=D. Hierunter fallen „Sozialverträgliche Preise", „Internationale Verteilungsgerechtigkeit"<br />

und die Kriterien in den Gruppen „Partizipation", „Soziale Sicherheit" und „Erhalt der<br />

sozialen Ressourcen".<br />

Beim Kriterium „Sozialverträgliche Preise" ist die Höhe der Verbraucherpreise ausschlaggebend,<br />

die in Szenario A am niedrigsten ist. Für andere Kriterien dieser Kategorie ist als Einflussfaktor<br />

die Unternehmenskonzentration angegeben, die in Szenario A am geringsten ist.<br />

Zitat: »Die hohe Unternehmenskonzentration stellt [...] ein Machtpotential dar, das nur mehr<br />

schwer zu beeinflussen ist, wenn es sich erst einmal konsolidiert hat. Im Falle gravierender<br />

Umbrüche in der Fertigung, in der Produktstruktur, [...] werden aber [...] auch überkommene<br />

soziale Sicherheiten in Frage gestellt und neue Möglichkeiten und Grenzen gesetzt. Insofern<br />

können auch die Teilziele „Sozialverträgliche Gestaltung des Beschäftigungswandels" und im<br />

Extremfall und bezogen auf das speziell betroffene Beschäftigungssegment auch der „Erhalt<br />

sozialer Sicherungssysteme" oder gar der „Vermeidung von Armut" berührt werden. Machtkonzentrationen<br />

dieses Umfangs erscheinen nicht zuletzt unter dem Gesichtspunkt der<br />

sozialen Teilziele „Übernahme von Verantwortung der Gesellschaft für nachfolgende Generationen"<br />

und „Übernahme von Verantwortung von Unternehmen in Entwicklungsländern"<br />

bedenklich.«<br />

Hinsichtlich „Partizipation" und „Transparenz" »schneidet Szenario A vergleichsweise am<br />

positivsten ab, weil hier die öffentliche Konsensbildung im Vordergrund steht. Wirtschaftlichkeitsüberlegungen<br />

als zusätzliches bzw. auf konträre praktische Konsequenzen (weniger<br />

Transparenz bei Preisen und Öko-Anforderungen) zielendes Kriterium wie in Szenario B<br />

dürften nur bedingt als sozial angemessen akzeptiert werden. Die Szenarien C und D erscheinen<br />

vor diesem Hintergrund als kaum akzeptanzfähig.<br />

Es ist allerdings davon auszugehen, dass das in Szenario A angenommene hohe Interesse<br />

an öffentlicher Aushandlung nicht durchgängig relevant sein wird. [...] Solange sie keine<br />

spektakulären und entsprechend skandalisierbaren Defizite aufweisen, dürfte sich das hohe<br />

Interesse an Gesundheitsverträglichkeit und Ressourceneffektivität neuer Produkte eher im<br />

Sinne entsprechender Kontroll- und Regulierungsanforderung an den Staat auswirken. [...]<br />

Unter dem Gesichtspunkt sozialer Gerechtigkeit ist dies auch die naheliegende Option für<br />

jene Teile der Bevölkerung, die [...] als materiell weniger gut gestellt, oft weniger gut informiert<br />

und gesellschaftlich weniger artikulationsgewohnt und -interessiert angesprochen<br />

werden: Während es für [die wohlhabenden Teile der Bevölkerung] eine Frage der Pragmatik<br />

174


5.3 Ergebnisse<br />

ist, sich nur in herausragenden Fällen öffentlich einzumischen, im übrigen aber den Staat als<br />

eine Art Dienstleister für die Einhaltung von Standards verantwortlich zu machen, ist es [...]<br />

stärker eine Frage des Schutzes und der Fürsorglichkeit in Bezug auf schwächere Teile der<br />

Bevölkerung.<br />

In beiderlei Hinsicht ist ein staatlich verordnetes Umwelt- und Preislabeling die naheliegendste<br />

Option. Diese wird aber nicht in Szenario A, sondern in Szenario B am deutlichsten profiliert.<br />

Szenario C und D können insofern als sozial am wenigsten angemessen und akzeptanzfähig<br />

gelten.« (Zitat)<br />

5.3.5.2. Einzelbeschreibungen<br />

Soziale Gerechtigkeit<br />

Sozialverträgliche Preise für Haushalte<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

Abbildung 88: Einschätzung des Experten zu Sozialverträgliche Preise für Haushalte (Soziale Gerechtigkeit)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ Preissteigerung f. (+) Preissteigerung f. (-) Preissteigerung f. - Preissteigerung f.<br />

Strom u. Gas 1%/a Strom u. Gas 1,5%/a Strom u. Gas 2`)/o/a Strom u. Gas 2,5%/a<br />

Die sozialverträglichen Preise können unmittelbar aus der in der Szenariobeschreibung<br />

angegebenen Preisentwicklung abgeleitet werden.<br />

Gleichberechtigter Zugang zu Ressourcen, Gewährleistung einer Grundversorgung für<br />

alle, faire Rechts- und Vertragsgestaltung, vertretbares Wohlstandsgefälle,<br />

Geschlechtergerechtigkeit<br />

Abbildung 89: Einschätzung des Experten zu Gleichberechtigter Zugang zu Ressourcen (Soziale<br />

Gerechtigkeit)<br />

0,400<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

Abbildung 90: Einschätzung des Experten zu Gewährleistung einer Grundversorgung für alle (Soziale<br />

Gerechtigkeit)<br />

175


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

B<br />

c<br />

-0,200 -0,100 0,0000,100 0200 0,300 0,400<br />

Abbildung 91: Einschätzung des Experten zu den 3 Kriterien Faire Rechts- und Vertragsgestaltung,<br />

Vertretbares Wohlstandsgefälle und Geschlechtergerechtigkeit (Soziale Gerechtigkeit)<br />

Diese 5 Kriterien des Bereichs Soziale Gerechtigkeit sieht der Gutachter am ehesten durch<br />

staatliche Setzung von Rahmenbedingungen und Standards erfüllt.<br />

Erhaltung der sozialen Ressourcen<br />

Übernahme von Verantwortung der Gesellschaft für nachfolgende Generationen<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

Abbildung 92: Einschätzung des Experten zu Übernahme von Verantwortung der Gesellschaft für<br />

nachfolgende Generationen (Erhaltung der sozialen Ressourcen)<br />

Übernahme von Verantwortung der <strong>Versorgung</strong>sunternehmen für die<br />

Daseinsvorsorge, Übernahme von Verantwortung von Unternehmen in<br />

Entwicklungsländern<br />

B<br />

L<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

Abbildung 93: Einschätzung des Experten zu Übernahme von Verantwortung der <strong>Versorgung</strong>sunternehmen<br />

für die Daseinsvorsorge (Erhaltung der sozialen Ressourcen)<br />

B<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

Abbildung 94: Einschätzung des Experten zu Übernahme von Verantwortung von Unternehmen in<br />

Entwicklungsländern (Erhaltung der sozialen Ressourcen)<br />

Wichtigste Einflussgrößen für die Gruppe „Erhaltung der sozialen Ressourcen":<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ Unternehmenskon- (+) Unternehmenskon- - Unternehmenskon- - Unternehmenskonzentration<br />

gering zentration etwas höher zentration hoch zentration hoch<br />

Der Gutachter führt für diese Gruppe von Kriterien als Einflussfaktor die Unternehmenskonzentration<br />

an, die in Szenario A am geringsten ist.<br />

176


5.3 Ergebnisse<br />

Soziale Sicherheit<br />

Vermeidung von Armut, Erhalt sozialer Sicherungssysteme, Sicherung angemessener<br />

Mindestlöhne, Sicherung humaner Arbeitsbedingungen, Sozialverträgliche Gestaltung<br />

des Beschäftigungswandels<br />

A<br />

1<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

Abbildung 95: Einschätzung des Experten zu Soziale Sicherheit<br />

Wichtigste Einflussgrößen für die Gruppe „Soziale Sicherheit":<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ Unternehmenskon- (+) Unternehmenskon- - Unternehmenskon- - Unternehmenskonzentration<br />

gering zentration etwas höher zentration hoch zentration hoch<br />

Der Gutachter führt für diese Gruppe von Kriterien als Einflussfaktor die Unternehmenskonzentration<br />

an, die in Szenario A am geringsten ist.<br />

Regionale Gerechtigkeit<br />

Internationale Verteilungsgerechtigkeit der Ressourcennutzung<br />

A<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

Abbildung 96: Einschätzung des Experten zu Internationale Verteilungsgerechtigkeit der Ressourcennutzung<br />

(Regionale Gerechtigkeit)<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

+ Unternehmenskon- (+) Unternehmenskon- - Unternehmenskon- - Unternehmenskonzentration<br />

gering zentration etwas höher zentration hoch zentration hoch<br />

Obwohl der Gutachter für dieses Kriterium als Einflussfaktor die staatliche Setzung von<br />

Rahmenbedingungen und Standards angibt, dürfte angesichts der angegebenen Rangfolge<br />

die Unternehmenskonzentration der Haupteinflussfaktor sein, die bei anderen Kriterien explizit<br />

genannt ist und von der Begründung her auch hier zutreffen könnte.<br />

Gleichheit der Lebensverhältnisse<br />

B<br />

c<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

Abbildung 97: Einschätzung des Experten zu Gleichheit der Lebensverhältnisse (Regionale Gerechtigkeit)<br />

177


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Wichtigste Einflussgrößen:<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

Primat von Klima und Staat setzt sich gegen Wirtschaftlichkeit steht Wirtschaftlichkeit steht<br />

Umwelt im gesellschaft- Unternehmensinteres- im Vordergrund im Vordergrund<br />

lichen Konsens sen zugunsten von Zwei-Klassen-<br />

Klima und Umwelt durch<br />

Gesellschaft, finanzkräftige<br />

Oberschicht<br />

Der Gutachter sieht die regionale Gerechtigkeit am ehesten durch staatliche Setzung von<br />

Rahmenbedingungen und Standards erfüllt.<br />

Transparenz<br />

Verständlichkeit der Verbraucher-Information und Verträge, Angabe der Höhe der<br />

Preise, Angabe der Preisbestandteile, Angabe der Leistungsbestandteile, Angabe der<br />

Marktstrukturen<br />

A<br />

B<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

Abbildung 98: Einschätzung des Experten zu Verständlichkeit der Verbraucher-Information und Verträge<br />

(Transparenz)<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

Abbildung 99: Einschätzung des Experten zu Angabe der Höhe der Preise (Transparenz)<br />

A<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

Abbildung 100: Einschätzung des Experten zu den 3 Kriterien Angabe der Preisbestandteile, Angabe<br />

der Leistungsbestandteile und Angabe der Marktstrukturen (Transparenz)<br />

Wichtigste Einflussgrößen für die Gruppe „Transparenz":<br />

Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

(+) Verbraucherinteres- + staatlich verordnetes Verbraucherinteresse an Kein Verbraucherintese<br />

an Umwelt- und Umwelt- und Preislabeling<br />

Preislabeling<br />

resse an Labeling<br />

Preislabeling<br />

Der Gutachter sieht die Transparenz durch staatlich verordnetes Labeling am besten gewährleistet.<br />

Dies ist in Szenario B am deutlichsten ausgeprägt.<br />

178


5.3 Ergebnisse<br />

Partizipation<br />

Gesellschaftliche Zielformulierung, Planungsverfahren<br />

B<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

Abbildung 101: Einschätzung des Experten zu Gesellschaftliche Zielformulierung (Partizipation)<br />

c<br />

D<br />

-0,200 -0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

Abbildung 102: Einschätzung des Experten zu Planungsverfahren (Partizipation)<br />

Der Gutachter gibt für die Kriterien der Gruppe „Partizipation" explizit keinen Einflussfaktor<br />

an. Von der eingeschätzten Rangfolge her könnten als Einflussfaktoren die Unternehmenskonzentration<br />

(in Szenario A am geringsten) oder die Akzeptanz (Szenario A: gesellschaftlicher<br />

Konsens für das Primat von Klima und Umwelt) zutreffen.<br />

5.3.6 Zusammenfassung<br />

Bei den meisten Kriterien gaben die Gutachter keine quantitativen Einschätzungen ab. Dies<br />

liegt einerseits daran, dass die dafür erforderlichen Informationen in den Szenariobeschreibungen<br />

nicht oder nicht ausreichend detailliert enthalten sind, andererseits ist bei vielen der<br />

Kriterien (wie z. B. Artenschutz, Reversibilität des <strong>Versorgung</strong>ssystems, Innovationsfähigkeit)<br />

offen, über welche Indikatoren sie quantifiziert werden könnten. Die AHP-Methode 25 erlaubt<br />

es dennoch, mittels Paarvergleichen relative Urteile über die Ausprägungen der Szenarien<br />

auf den Kriterien abzugeben26.<br />

Außer im Bereich „soziale Aspekte" musste bei den meisten Kriterien sachbezogen zwischen<br />

dem Sektor „Strom und Gas" und dem Sektor „Wasser" differenziert werden. Zum einen<br />

unterscheidet sich der Beurteilungsgegenstand, so ist z. B. die „Sicherheit des Netzes" für<br />

das Stromversorgungsnetz etwas anderes als für das Wasserversorgungsnetz. Zum anderen<br />

unterscheidet sich die Ausprägung der Dezentralität in den beiden Sektoren: Der Anteil dezentraler<br />

Stromerzeugungsanlagen ist in den Szenarien A und B am höchsten, der Anteil<br />

dezentraler Wasserver- und -entsorgungsanlagen in den Szenarien A und D.<br />

Für alle Kriterien, die sektorübergreifend oder spezifisch für den Sektor Strom und Gas beurteilt<br />

wurden, liegen Experteneinschätzungen vor, dagegen wurde für den Sektor Wasser für<br />

einige Kriterien keine Einschätzung abgegeben.<br />

Die Grafiken mit den Einschätzungen der Experten sind in den Tabellen 21 bis 25 im Anschluss<br />

an diese Zusammenfassung noch einmal im Überblick dargestellt.<br />

25 beschrieben im Abschnitt 2.2.3<br />

26 beschrieben im Abschnitt 5.1.3<br />

179


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Die meisten beurteilungsbezogenen Differenzen zwischen den Experten traten im Bereich<br />

„<strong>Versorgung</strong>ssicherheit" auf (bei 43% der Kriterien) im Vergleich zu den Bereichen „Umweltschutz"<br />

(24%) und „Wirtschaft" (20%). Der größte Teil der Differenzen im Bereich „<strong>Versorgung</strong>ssicherheit"<br />

beruht auf unterschiedlicher Auffassung darüber, ob die Kriterien „Sicherheit<br />

des Netzes", "Sicherheit der Anlagen", „Reversibilität innerhalb des <strong>Versorgung</strong>ssystems"<br />

und „technologische Diversität" besser durch kleine, dezentrale Anlagen und erneuerbare<br />

Energien oder durch große, zentrale Anlagen und konventionelle Energieträger zu erfüllen<br />

sind. Ein dritter Standpunkt hierzu ist, dass diese Kriterien sowohl mit dezentralen als auch<br />

mit zentralen Anlagen zu erfüllen seien, es hier vielmehr darauf ankomme, wie viel in die<br />

technische Zuverlässigkeit investiert werde (was aber in den Szenariobeschreibungen nicht<br />

spezifiziert ist). Der zweite Komplex wichtiger Beurteilungsunterschiede liegt in einer vermuteten<br />

Inkonsistenz der Szenariobeschreibungen: Es wurde bezweifelt, ob in Szenario A angesichts<br />

hoher Investitionen (insbesondere in dezentrale Anlagen) und durch dezentrale<br />

Systeme und verstärkte Dienstleistungsangebote bedingter hoher Beschäftigung die laut<br />

Szenariobeschreibung niedrigen Preise kostendeckend sein könnten.<br />

Bei der Mehrzahl der Kriterien werden zwar die Szenarien A und B besser eingeschätzt als C<br />

und D, jedoch hat insbesondere Szenario A auch Schwächen. Im Bereich „soziale Aspekte"<br />

ist Szenario A die bessere Zukunftsoption hinsichtlich „sozialer Sicherheit" und „Partizipation",<br />

entsprechend dem Szenarioelement des gesellschaftlichen Konsenses, Szenario B<br />

hinsichtlich „sozialer Gerechtigkeit" und „Transparenz', entsprechend dem Szenarioelement<br />

der staatlichen Regulierung. Im Bereich „Umweltschutz" liegen die Szenarien A und B vorn<br />

bei der „Schonung von Rohstoffen" und der „Minderung der CO 2-Emissionen" sowie im „Gesundheitsschutz"<br />

beim „Schutz vor Luftimmissionen", allein schon wegen des Energiemixes<br />

(verstärkte Nutzung von Erdgas und erneuerbaren Energien gegenüber Kohle). Schwächen<br />

zeigt Szenario A bei „Landschaftsschutz', „Artenschutz" und „Schonung von Flächen" wegen<br />

der dezentralen Siedlungsstruktur, sowie beim „Materialverbrauch", der bei kleinen dezentralen<br />

Anlagen höher ist als bei großen zentralen. Die Szenarien C und D haben eine eindeutige<br />

Stärke im Bereich „wirtschaftliche Aspekte" bei der „internationalen Wettbewerbsfähigkeit",<br />

das wird allerdings erkauft mit mangelnder „pluralistischer Marktstruktur", geringerer „Investitionstätigkeit",<br />

geringerer „Anpassungsfähigkeit an Markterfordernisse" und höheren<br />

„Verbraucherpreisen".<br />

Für eine Gesamtbewertung ist wesentlich, ob beispielsweise die Kriterien, bei denen A besonders<br />

gut abschneidet, seitens der gesellschaftlichen Akteure ein hohes Gewicht erhalten<br />

oder die Kriterien, bei denen A besonders schlecht abschneidet. Die Gesamtbewertung wird<br />

im abschließenden Ergebnisworkshop vorgenommen, siehe Kapitel 6.<br />

180


Bodenbel. d. Unfälle; Deponieraum<br />

f. radioakt. u. tox. Abfälle<br />

langfristige Schadstoffakkumulationen<br />

im Boden<br />

Übernutzung landwirtschaftlicher<br />

Flächen<br />

Schonung von Rohstoffen<br />

(Brennstoffen)<br />

Tabelle 21: Überblick über die Experten-Einschätzungen im Bereich Umweltschutz<br />

181


A<br />

B<br />

Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Die Tabelle für den Bereich „Gesundheitsschutz“ befindet sich aus Platzgründen auf Seite 184.<br />

Räumliche Verfügbarkeit<br />

in Ballungsräumen und Randlagen<br />

Strom / Gas<br />

Wasser<br />

0,100 0,200 0,300<br />

in ländlichen Räumen<br />

0,000<br />

0,100 0,200 0,300<br />

Allzeitige Verfügbarkeit<br />

0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Kostengünstige Verfügbarkeit<br />

0,000<br />

0,100 0,200 0,300<br />

Verminderung von Störpotentialen<br />

Sicherheit des Netzes<br />

0,000<br />

0,300<br />

Sicherheit der Anlagen<br />

Anpassungsfähigkeit des <strong>Versorgung</strong>ssystems<br />

Erhalt der Reversibilität innerhalb<br />

des <strong>Versorgung</strong>ssystems<br />

- 0,100 0,000<br />

0,300<br />

Fehlertoleranz<br />

Qualität der <strong>Versorgung</strong><br />

Qualitätsniveau<br />

Angebot einer Vielzahl von<br />

<strong>Versorgung</strong>sleistungen<br />

Mittel- bis langfristig gesicherte Verfügbarkeit<br />

Unabhängigkeit von knappen<br />

Ressourcen<br />

Diversifikation der <strong>Versorgung</strong>squellen<br />

Diversifikation der Bezugsquellen<br />

Technologische Diversität<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

- 0,200 - 0,100 0,000 0,100 0,200 0,3<br />

Tabelle 22: Überblick über die Experten-Einschätzungen im Bereich <strong>Versorgung</strong>ssicherheit<br />

182


- 0,200 - 0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

5.3 Ergebnisse<br />

A<br />

Sicherung und Steigerung der<br />

B<br />

C<br />

D<br />

Beschäftigung- 0,200<br />

Wasser<br />

- 0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Funktionsfähigkeit des Marktes<br />

Pluralistische Marktstruktur<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

- 0,200<br />

0,200 0,300<br />

Internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

Vorbeugendes Wirtschaftshandeln<br />

Investitionstätigkeit<br />

0,000<br />

0,100 0,200 0,300<br />

Innovationstätigkeit<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

- 0,200 0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Kostendeckende Preise<br />

für Investitionskosten<br />

für Betriebskosten<br />

für Abgaben<br />

für internalisierte Kosten<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

- 0,200 - 0,100 0,100<br />

0,200<br />

0,300<br />

- 0,200<br />

-0,100<br />

0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Einkommensentwicklung<br />

Einkommenssteigerung<br />

Einkommenssicherung<br />

Effizienz der Leistungserstellung<br />

-0,200 -0,100<br />

0,000 0,100<br />

0,200<br />

0,300<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

- 0,2<br />

- 0,100<br />

0,000 0,100<br />

0,200 0,300<br />

Flexibilität<br />

A<br />

Innovationsfähigkeit<br />

B<br />

C<br />

D<br />

-0,200<br />

-0,100 0,000<br />

0,100<br />

Anpassungsfähigkeit an Markterfordernisse<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

- 0,200<br />

- 0,100<br />

0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Erhalt und Entwicklung des Wissenskapitals<br />

Aufbau u. Entw. v. Wissen z.<br />

bestehend. Technolog.<br />

Erhalt und Entwicklung institutioneller<br />

Innovationen<br />

Aufbau u. Entw. v. Wissen zu<br />

neuen Technologien<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

- 0,200<br />

- 0,100 0,000 0,200 0,300<br />

Tabelle 23: Überblick über die Experten-Einschätzungen im Bereich Wirtschaftliche Aspekte<br />

183


A<br />

Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Wasser<br />

Schutz vor Luftimmissionen<br />

Schutz vor radioaktiver<br />

Strahlung<br />

Schutz vor EMF<br />

B<br />

C<br />

D<br />

- 0,200 - 0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Schutz vor Belastung des<br />

Rohwassers / Trinkwassers<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

- 0,200 - 0,100 0,000 0,100 0,200 0,300<br />

Tabelle 24: Überblick über die Experten-Einschätzungen im Bereich Gesundheitsschutz<br />

Soziale Gerechtigkeit<br />

Sozialverträgliche Preise<br />

Gleichberechtigter Zugang zu Ressourcen<br />

Grundversorgung für alle<br />

Faire Rechts- und Vertragsgestaltung<br />

Vertretbares Wohlstandsgefälle<br />

Gesch lechtergerechtig keit<br />

- 0,200 - 0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

Regionale Gerechtigkeit<br />

Internationale Verteilungsgerechtigkeit der Ressourcennutzung<br />

Gleichheit der Lebensverhältnisse<br />

0,100 0,200 0,300 0,400<br />

Partizipation<br />

Gesellschaftliche Zielformulierung<br />

Planungsverfahren<br />

Transparenz<br />

Verständlichkeit der Verbraucher-Information<br />

Angabe der Höhe der Preise<br />

Angabe der Preisbestandteile<br />

Angabe der Leistungsbestandteile<br />

Angabe der Marktstrukturen<br />

Soziale Sicherheit<br />

Vermeidung von Armut<br />

Erhalt sozialer Sicherungssysteme<br />

Sicherung angemessener Mindestlöhne<br />

Sicherung humaner Arbeitsbedingungen<br />

Sozialverträgliche Gestaltung des Beschäftigungswandels<br />

0,100 0,200 0,300 0,400<br />

- 0,200 - 0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

- 0,200 - 0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

Erhaltung der sozialen Ressourcen<br />

Übern. v. Verantw. d. Gesellschaft f. nachfolgende Generationen<br />

Übern. v. Verantw. d. <strong>Versorgung</strong>suntern. f. d. Daseinsvorsorge<br />

Übern v Verantw v Unternehmen in Entwicklungsländern<br />

- 0,200 - 0,100 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400<br />

Tabelle 25: Überblick über die Experten-Einschätzungen im Bereich Soziale Aspekte<br />

184


5.3 Ergebnisse<br />

5.3.7 Dezentralisierung und Nachhaltigkeit<br />

Die vier Varianten zukünftiger Entwicklung <strong>netzgebundener</strong> <strong>Versorgung</strong> unterscheiden sich –<br />

gemäß der Ausgangsfrage (siehe Abschnitt 1.1) – vor allem hinsichtlich ihres De-/Zentralisierungsgrades.<br />

Bei der Zentralisierung oder Dezentralisierung ist zu unterscheiden zwischen<br />

Einflüssen durch dezentrale Anlagen zur Stromversorgung, durch dezentrale Anlagen zur<br />

Abwasseraufbereitung und durch dezentrale wirtschaftliche Strukturen der <strong>Versorgung</strong>sunternehmen.<br />

Im Folgenden wird daher untersucht, welchen Einfluss die Zentralisierung oder Dezentralisierung<br />

auf die Ausprägung der Kriterien seitens der Experteneinschätzungen hat. Einflüsse<br />

aus dem Sektor Telekommunikation spielen nach Einschätzung der Experten fast keine<br />

Rolle.<br />

Die Stärken dezentraler Anlagen liegen bei der Schonung der Wasserreserven, der Diversifikation<br />

der <strong>Versorgung</strong>squellen, dem Angebot einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen und<br />

der Einkommenssteigerung und -sicherung. Die Anpassungsfähigkeit an Markterfordernisse<br />

wird sowohl durch dezentrale Anlagen als auch durch dezentrale Wirtschaftsstrukturen gefördert.<br />

Schwächen zeigen dezentrale Anlagen bei der kostengünstigen Verfügbarkeit und in<br />

gleicher Weise bei der Effizienz der Leistungserstellung. Sie sind außerdem ungünstig für die<br />

Schonung von Materialien. Die Auswirkung dezentraler Anlagen auf die Sicherheit von Netzen<br />

und Anlagen und die Fehlertoleranz wird von den Experten unterschiedlich eingeschätzt.<br />

Im Detail sind die Wirkungen dieser Einflüsse auf die Kriterien in der folgenden Tabelle zusammengestellt.<br />

185


Teil II Empirische Untersuchung: 5. Impact-Analyse<br />

Kriterium<br />

dezentrale<br />

Stromerzeugung<br />

Umweltschutz: Schonung von Materialien -<br />

dezentrale<br />

Abwasseraufbereitung<br />

": Schutz von Trinkwasserreservoiren +<br />

": Schonung von Wasser + +<br />

": Vermeidung von Schadstoffeinträgen in Wasserquellen + / -<br />

": Vermeidung von langfristigen Schadstoffakkumulationen<br />

im Boden<br />

<strong>Versorgung</strong>ssicherheit: Diversifikation von <strong>Versorgung</strong>squellen<br />

": Technologische Diversität + / - +<br />

+<br />

-<br />

dezentrale<br />

Wirtschaftsstrukturen<br />

": Angebot einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen + + +<br />

": Allzeitige Verfügbarkeit -<br />

": Kostengünstige Verfügbarkeit - -<br />

": Räumliche Verfügbarkeit -<br />

": Sicherheit des Netzes + : -<br />

": Sicherheit der Anlagen + : - -<br />

": Erhalt der Reversibilität + : -<br />

": Fehlertoleranz + : -<br />

Wirtschaftliche Aspekte: Sicherung und Steigerung der<br />

Beschäftigung<br />

+ +<br />

": Effizienz der Leistungserstellung - -<br />

": Investitionstätigkeit + +<br />

": Innovationstätigkeit +<br />

": Pluralistische Marktstruktur +<br />

": Internationale Wettbewerbsfähigkeit -<br />

": Anpassungsfähigkeit an Markterfordernisse + + +<br />

": Einkommenssteigerung + +<br />

": Einkommenssicherung + +<br />

Gesundheitsschutz: Schutz vor Belastung des Wassers + / -<br />

Soziale Aspekte: (Kein Einfluss)<br />

Hierin bedeutet:<br />

+ Dezentralität hat positiven Einfluss auf Erfüllung des Kriteriums<br />

- Dezentralität hat negativen Einfluss auf Erfüllung des Kriteriums<br />

+ / - Dezentralität hat sowohl positiven als auch negativen Einfluss<br />

+ : - der Einfluss wird von verschiedenen Experten unterschiedlich eingeschätzt<br />

Bei den CO2-Emissionen und dem Rohstoffverbrauch wurde die Dezentralität nicht als Einflussfaktor<br />

genannt. Sie hat darauf allerdings indirekt einen Einfluss, falls sie zu einem höheren Anteil von Kraft-<br />

Wärme-Kopplung bei der Stromerzeugung führt.<br />

Tabelle 26: Einfluss von Zentralisierung und Dezentralisierung auf die Ausprägung der Kriterien<br />

186


6.1 Ansatz<br />

6. Ergebnisworkshop<br />

Der Ergebnisworkshop ist der letzte Schritt des hier vorgeschlagenen Verfahrens. Im Folgenden<br />

sind Ansatz, Durchführung und Ergebnisse beschrieben.<br />

6.1 Ansatz<br />

Im Ansatz der multi-kriteriellen Bewertung kommen den im Verfahren involvierten Akteuren<br />

unterschiedliche Rollen zu. Faktenwissen wird von den wissenschaftlichen Experten geliefert,<br />

Ziel- bzw. Wertewissen von den gesellschaftlichen Akteuren. Es sind nicht die gesellschaftlichen<br />

Akteure, die aus ihrer Interessensperspektive heraus beurteilen, wie gut oder<br />

schlecht die Zukunftsszenarien Nachhaltigkeitszielen entsprechen. Es sind vielmehr die<br />

wissenschaftlichen Experten, die dies einschätzen (siehe Abschnitt 2.3.2). Gesellschaftliche<br />

Akteure beurteilen, für wie bedeutsam sie die jeweiligen Nachhaltigkeitswirkungen der Szenarien<br />

vor dem Hintergrund ihrer Zielvorstellungen und Interessen erachten. Die Zukunftsszenarien<br />

und ihre von den Experten eingeschätzten Wirkungen sind die Ausgangsbasis, um<br />

unterschiedliche Zielvorstellungen nicht abstrakt, sondern im konkreten „virtuellen" Kontext<br />

zu entwickeln, zu reflektieren und sich darüber auszutauschen. Der Ergebnisworkshop zielt<br />

darauf ab, gemeinsam Zielkorridore und Zielhierarchien auszuloten. Dabei geht es um folgende<br />

Fragen:<br />

• Welche Nachhaltigkeitsziele sind besonders wichtig bei der Entscheidung für einen Zukunftspfad<br />

in der <strong>Versorgung</strong>?<br />

• Warum muss darauf besonders geachtet werden?<br />

• Welche Vor- und Nachteile werden den Zukunftsszenarien attestiert?<br />

• Gibt es gemeinsam getragene Prioritäten, wenn es um Zukunftsentscheidungen in der<br />

<strong>Versorgung</strong> geht?<br />

• Gibt es gemeinsame Vorstellungen darüber, was erwartbar und machbar sein könnte?<br />

Die Herausforderung für die Konzeption des Ergebnisworkshops war es, ein Setting zu<br />

schaffen, das a) statt eines Dialogs über Positionen zwischen den gesellschaftlichen Akteuren,<br />

z. B. zur dezentralen <strong>Versorgung</strong>, einen Dialog über Interessen und Zielvorstellungen<br />

ermöglicht und b) strategisch vorgefertigte Einschätzungen der Pro's und Kontra's der Zukunftsszenarien<br />

überwindet zugunsten eines offeneren Dialogs über Chancen und Risiken<br />

der Zukunftsszenarien.<br />

6.2 Durchführung<br />

Insgesamt 16 Teilnehmer der bereits im Vorfeld involvierten Akteure nahmen am zweitägigen<br />

Workshop teil. Im Workshop wurde die unterschiedliche Rollenverteilung zwischen den gesellschaftlichen<br />

Akteuren (12 Teilnehmer) und den wissenschaftlichen Experten (4 Teilnehmer)<br />

explizit eingeführt.<br />

Nachfolgend sind die Bausteine des Workshops aufgeführt.<br />

187


Teil II Empirische Untersuchung: 6. Ergebnisworkshop<br />

Schritte Beschreibung Zielsetzung<br />

Szenario-Cafes • Diskussion der Szenarien und ihrer • Sondierungsprozess<br />

Stärken und Schwächen sowie • Auseinandersetzung mit<br />

Auswahl der wichtigsten je Zielkategorie<br />

und<br />

Experteneinschätzungen<br />

Szenario<br />

Zweierdiskussion • Meinungsaustausch zwischen zwei • Förderung des Verständi-<br />

Stakeholdern mit unterschiedlicher gungsprozesses<br />

Gewichtung derselben Ziele in der<br />

Vorbefragung<br />

Prioritätensetzung I • Ranking der wichtigsten Stärken • Ausloten von Gewichtunund<br />

Schwächen für eine nachhaltige<br />

<strong>Versorgung</strong> je Szenario und<br />

gen und Zielkorridoren,<br />

Unterschieden und Ge-<br />

Diskussion der Gründe<br />

meinsamkeiten<br />

Prioritätensetzung II • Direktes Ranking der Zukunftsopti- • Ausloten tragfähiger Zuonen<br />

kunftslösungen<br />

Podiumsdiskussion • Präsentation und Diskussion der • Reflexionsprozess und<br />

identifizierten Stellschrauben der Ausblick für weitere Schrit-<br />

Szenarien zu mehr oder weniger te zur Gestaltung der Zu-<br />

Nachhaltigkeit durch die wissenschaftlichen<br />

Experten<br />

kunft der <strong>Versorgung</strong><br />

Tabelle 27: Bausteine des Ergebnisworkshops<br />

Als Input in den Workshop dienten die Ergebnisse der vorangegangenen Schritte des Verfahrens:<br />

(1) Im Vorfeld des Ergebnisworkshops erfolgte die individuelle Gewichtung der Ziele (siehe<br />

Kapitel 4). Die Ergebnisse dienten als Grundlage für den Baustein „Zweierdiskussion". Diejenigen<br />

Akteure, die in der individuellen Gewichtung die größten Differenzen aufwiesen, wurden<br />

miteinander ins Gespräch gebracht. Als Grundlage für die Diskussion erhielten die Akteure<br />

die Zielhierarchie und die Beschreibung des jeweiligen zu diskutierenden Attributs, die<br />

mittlere Einschätzung aller Befragten dazu sowie ihre jeweiligen Gewichtungen in den Einzelinterviews.<br />

Argumente wurden ausgetauscht und etwaige Änderungen in der Auffassung<br />

dokumentiert.<br />

(2) Die Ergebnisse der Impact-Analyse (siehe Kapitel 5) wurden aufbereitet und dienten den<br />

Teilnehmern als Diskussionsgrundlage für die Einschätzung der Vor- und Nachteile der Szenarien.<br />

Damit erfolgte keine abstrakte, vom Kontext losgelöste Diskussion, sondern basierend<br />

auf den Zukunftsszenarien und ihrer Attributausprägungen.<br />

Einen weiteren Input lieferten die wissenschaftlichen Experten während des Workshops.<br />

(3) Die Experten speisten Erläuterungen der Ergebnisse der Impact-Analyse in die gesellschaftliche<br />

Debatte um Vor- und Nachteile der Szenarien ein. Weiterhin erarbeiteten die<br />

Experten im Workshop die wesentlichen Stellgrößen der Szenarien zu mehr oder weniger<br />

Nachhaltigkeit und stellten die Ergebnisse zur Diskussion. Sie legten dar, welche Elemente<br />

der Szenarien es sind, die wesentlich die Ausprägung der Ziele bedingen.<br />

Die Diskussion gesellschaftlicher Akteure um die Relevanz von Zielkriterien und die Zuschreibung<br />

von Stärken und Schwächen der Zukunftsszenarien erfolgte in zwei Schritten:<br />

188


6.3 Ergebnisse<br />

Im ersten Schritt wurden in Arbeitsgruppen für die vier Szenarien von den gesellschaftlichen<br />

Akteuren für die Zielbereiche „Gesundheit", „Wirtschaft", „Umwelt", „Soziales" und „<strong>Versorgung</strong>ssicherheit"<br />

in der Auseinandersetzung mit den Experteneinschätzungen jeweils die<br />

zwei wesentlichsten Zielkriterien, die für bzw. gegen das jeweilige Szenario sprechen, benannt.<br />

Im zweiten Schritt wurde in Arbeitsgruppen über alle Zielbereiche hinweg eine Rangfolge der<br />

wesentlichen drei Stärken und Schwächen herausgearbeitet. Der Einigungsprozess erfolgte<br />

gestuft. Jeweils zwei Arbeitsgruppen bearbeiten dasselbe Szenario, stellten ihre Prioritätensetzung<br />

vor und versuchten, sich auf ein gemeinsames Ranking zu einigen.<br />

6.3 Ergebnisse<br />

6.3.1 Stärken und Schwächen der Szenarien je Zielbereich<br />

Im Einzelnen wurden auf der Basis der Experteneinschätzungen folgende Gewichtungen<br />

der Kriterien und damit die Zuweisung von Stärken und Schwächen je Szenario vorgenommen:<br />

Szenario A<br />

Im Bereich Umweltschutz wurden als Stärken die Kriterien „Reduktion der CO2-Emissionen"<br />

und „Schonung von Rohstoffen" ausgewählt. Diese sind in Szenario A aufgrund des hohen<br />

Anteils an Erneuerbaren Energien und der sinkenden Nachfrage nach Energie besonders<br />

stark ausgeprägt.<br />

Als wichtigste Schwächen ausgewählt wurden die mangelnde „Schonung von Materialien",<br />

bedingt durch den höheren Materialbedarf bei kleinen Anlagen und erneuerbaren Energien,<br />

sowie die Mängel bei „Schonung von Flächen" und „Artenschutz" auf Grund der Siedlungsbewegung<br />

aufs Land.<br />

Von den vier Kriterien im Bereich Gesundheitsschutz wurden der „Schutz vor radioaktiver<br />

Belastung" und der „Schutz vor Luftimmissionen" als wesentliche Stärken angesehen, die<br />

durch den Ausstieg aus der Kernenergie und den Rückgang der Kohleverbrennung geprägt<br />

sind.<br />

Eine Schwäche (allerdings wenig ausgeprägt) liegt im „Schutz vor Belastung des Trinkwassers".<br />

Im Bereich <strong>Versorgung</strong>ssicherheit wurden „Fehlertoleranz" und „Unabhängigkeit von knappen<br />

Ressourcen" als wesentliche Stärken erachtet. Eine hohe Fehlertoleranz ist nach Einschätzung<br />

der wissenschaftlichen Experten in Szenario A deshalb gegeben, weil der Anteil<br />

kleiner, dezentraler Anlagen zur Stromerzeugung in diesem Szenario hoch ist und der Ausfall<br />

einer kleinen Anlage geringere Konsequenzen hat als der Ausfall einer großen Anlage. Dieser<br />

Punkt wurde seitens der gesellschaftlichen Akteure als wichtiges Merkmal von Szenario A<br />

angesehen. Hohe Anteile erneuerbarer Energien und dezentraler Abwasserversickerung<br />

sowie Verbrauchsrückgänge verbessern die Unabhängigkeit von knappen Ressourcen.<br />

Allerdings zweifelten einige Akteure die Unabhängigkeit von knappen Ressourcen an, da in<br />

diesem Szenario eine hohe Abhängigkeit vom Erdgas besteht.<br />

189


Teil II Empirische Untersuchung: 6. Ergebnisworkshop<br />

Schwächen bestehen nach Experten-Einschätzung lediglich bei der „räumlichen Verfügbarkeit"<br />

und der „kostengünstigen Verfügbarkeit". Diese wurden von den Workshop-Teilnehmern<br />

als potentielle Schwächen ausgewählt, gleichzeitig aber angemerkt, dass bei der kostengünstigen<br />

Verfügbarkeit eine Inkonsistenz bestehe zwischen der laut Szenario-Beschreibung<br />

in A geringsten Preissteigerung und der negativen Experten-Einschätzung des Kriteriums<br />

„kostengünstige Verfügbarkeit".<br />

Im Bereich Wirtschaft wurden die Kriterien „Sicherung und Steigerung der Beschäftigung"<br />

und „Investitionstätigkeit" als wesentliche Stärken ausgewählt.<br />

Als wesentliche Schwäche des Szenarios wurde zum einen die geringe „Entwicklung des<br />

Wissens zu bestehenden Technologien" angesehen, da aufgrund des Ausstiegs aus der<br />

Kernenergie und aufgrund der Verringerung des Anteils konventioneller Stromerzeugung<br />

durch Kohle gefeuerte Kraftwerke Wissen in diesem Bereich nicht mehr fortentwickelt wird.<br />

Zum anderen wurde das Kriterium „kostendeckende Preise" auf Basis der Experten-Einschätzung<br />

als Schwäche ausgewählt; auch hier wurde die gleiche Inkonsistenz gesehen wie<br />

bei der „kostengünstigen Verfügbarkeit".<br />

Im Bereich Soziales wurden von den gesellschaftlichen Akteuren die „Grundversorgung für<br />

alle" sowie die „Generationengerechtigkeit" als wesentliche Stärken herausgestellt, obwohl<br />

die „Grundversorgung für alle" nach Experteneinschätzung nur mittelmäßig ist. Schwächen<br />

wurden keine verzeichnet.<br />

Szenario B<br />

Im Umweltschutz wurden der Klimaschutz durch „Reduktion der CO 2-Emissionen" sowie die<br />

Ressourcenschonung bei „Schonung von Rohstoffen" als wesentliche Stärken des Szenarios<br />

gewürdigt. Denn ein wesentliches Charakteristikum dieses Szenarios sind staatliche Aktivitäten,<br />

die auf Effizienzerfolge bei <strong>Versorgung</strong>stechnologien zugunsten des Umweltschutzes<br />

und der Verringerung des Ressourcenverbrauchs abzielen. Schwächen wurden keine gesehen.<br />

Bezüglich des Gesundheitsschutzes wurden der „Schutz vor Belastung des Trinkwassers"<br />

sowie der „Schutz vor Luftimmissionen" als Stärken ausgewählt. Schwächen wurden keine<br />

ausgemacht, da hier keine negativen Experten-Einschätzungen vorliegen.<br />

im Bereich der <strong>Versorgung</strong>ssicherheit wurde das Kriterium „Unabhängigkeit von knappen<br />

Ressourcen" als wesentliche Stärke erachtet.<br />

Als größte Schwächen in Bezug auf die Sicherstellung der <strong>Versorgung</strong> wurde zum einen der<br />

Kompetenzverlust der <strong>Versorgung</strong>sunternehmen durch Beschränkung auf Kerngeschäfte<br />

infolge der Verringerung des „Angebots einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen" und des<br />

verstärkten Wettbewerbsdrucks gesehen, zum anderen eine geringere „technologische<br />

Diversität", insbesondere bei den Anlagen zur Stromversorgung aufgrund des Ausstiegs aus<br />

der Kernenergie und dem Fehlen innovativer Technologien bei Steinkohlekraftwerken (wie<br />

Anlagen mit integrierter Kohlevergasung). Hier haben die Akteure aus den unterschiedlichen<br />

Einschätzungen der Experten diejenigen übernommen, die hinsichtlich der technologischen<br />

Diversität bei Szenario B eher Schwächen sehen.<br />

Für den Bereich Wirtschaft wurden die Kriterien „Pluralistische Marktstruktur", „Innovationsfähigkeit"<br />

und „Innovationstätigkeit" als wesentliche Stärken identifiziert. Zudem wurde die<br />

„Innovationsfähigkeit" als Voraussetzung für „Innovationstätigkeit" gesehen. Die Wichtigkeit<br />

190


6.3 Ergebnisse<br />

der innovationsbezogenen Kriterien liegt nach Auffassung der gesellschaftlichen Akteure in<br />

ihrer Bedeutsamkeit für die Erreichung anderer Zielkategorien, wie „Umweltschutz", „Ressourcenschonung"<br />

oder „Kostengünstige Verfügbarkeit" durch Schaffung von entsprechenden<br />

Umwelt-, Energie und Kosteneffizienzpotenzialen.<br />

Als eine der zwei größten Schwächen des Szenarios wird von den Akteuren der Beschäftigungsrückgang<br />

genannt. Dieser tritt ein unter der Annahme, dass staatliche Marktliberalisierungsbemühungen<br />

in den <strong>Versorgung</strong>ssektoren durch entsprechende Regulierung zu einer<br />

Ausweitung der Anzahl der <strong>Versorgung</strong>sunternehmen und damit zu verstärkter Wettbewerbsintensität<br />

führt. Die Folge sind Entlassungen der Beschäftigten in der <strong>Versorgung</strong>swirtschaft<br />

aufgrund verstärkten Kostendrucks. Als zweite wird die geringe „Effizienz der Leistungserstellung"<br />

auf Grund des Verlusts von Synergien durch die Trennung der <strong>Versorgung</strong>sbereiche<br />

Strom, Gas und Wasser hervorgehoben, denn beispielsweise bedeutet die getrennte Abrechnung<br />

und Rechnungserstellung von Strom, Gas und Wasser durch verschiedene <strong>Versorgung</strong>sunternehmen<br />

einen höheren Aufwand an Personal, Betriebsmitteln etc. als wenn<br />

dies ein Unternehmen für alle drei Sektoren durchführen würde. Indem die Akteure sich<br />

dieser Argumentation anschließen, ersetzen sie die uneinheitliche Einschätzung der Experten<br />

durch eine eindeutig negative.<br />

Im Bereich Soziales galten den Akteuren die Kriterien „Gleichheit der Lebensverhältnisse",<br />

„Grundversorgung für alle" und „gleichberechtigter Zugang zu Ressourcen" (im Workshop<br />

unter „Verteilungsgerechtigkeit" zusammengefasst) sowie die „Transparenz bezüglich Marktstrukturen<br />

und Leistungsbestandteilen" (z. B. mittels Windkraft, Mikro-KWK etc.) als wichtigste<br />

Vorzüge dieses Szenarios.<br />

Die größte Schwäche dieses Szenarios besteht nach Ansicht der Akteure im „Verlust sozialer<br />

Ressourcen", sowohl durch die Verringerung des Dienstleistungsumfangs als auch durch<br />

eine Verminderung der Dienstleistungsqualität zu Lasten der Nachfrager, besonders in den<br />

Sektoren Strom/Gas. Ein geringerer Dienstleistungsumfang bedeutet in diesem Szenario für<br />

die Interessenvertreter ein ausschließliches Angebot der Kernprodukte Strom, Gas und<br />

Wasser. Unter abnehmender Qualität wurde beispielsweise der wenig kundenfreundliche<br />

Service über eine Hotline mit personenloser Menüführung verstanden.<br />

Szenario C<br />

Von den gesellschaftlichen Akteuren wurden im Bereich Umweltschutz das Fehlen des Klimaschutzes<br />

infolge der Innovationsschwäche im Bereich erneuerbare Energien negativ gewertet.<br />

Die Innovationsschwäche besteht im Sektor Strom/Gas aufgrund der an Wirtschaftlichkeitskriterien<br />

orientierten Politik, die der Fortentwicklung von konventionellen Technologien<br />

den Vorzug gibt. Das gleiche Argument der Orientierung an Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten<br />

führt auch zur ebenfalls ausgewählten geringen Ressourceneffizienz hinsichtlich<br />

„Schonung von Rohstoffen".<br />

Unter den Zielen des Gesundheitsschutzes wurden die „Belastung der Trink- und Badegewässer"<br />

aufgrund geringerer Erneuerung und Pflege von Abwassersystemen durch ungünstige<br />

Finanzierungsbedingungen sowie der geringe „Schutz vor Luftimmissionen" und „Schutz<br />

vor Radioaktivität" aufgrund des höheren Anteils an Kohle befeuerten Stromerzeugungsanlagen<br />

und des Einsatzes von Kernenergie hervorgehoben.<br />

191


Teil II Empirische Untersuchung: 6. Ergebnisworkshop<br />

Im Bereich <strong>Versorgung</strong>ssicherheit wurden die „kostengünstige Verfügbarkeit" (im Sektor<br />

Strom/Gas) sowie das „Angebot einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen" (ebenfalls nur im<br />

Sektor Strom/Gas) als wesentliche Stärken dieses Szenarios angesehen. Kostengünstige<br />

Verfügbarkeit liegt in diesem Szenario aus der Sicht einiger Experten deshalb vor, weil keine<br />

Investitionskosten für abgeschriebene Kraftwerke (insbesondere Kernkraftwerke) anzusetzen<br />

sind und durch den geringen Anteil von erneuerbaren Energien nur geringe Kosten für neue<br />

Infrastruktur und für Regelenergie einzukalkulieren sind. Die in diesem Szenario zweithöchsten<br />

Preissteigerungen sprechen jedoch gegen eine kostengünstige Verfügbarkeit. Die gesellschaftlichen<br />

Akteure schließen sich jedoch der ersten Auffassung der Experten an und<br />

schreiben dem Szenario hier eine Stärke zu. Die Zielsetzung einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen<br />

ist in Szenario C auch aus Sicht der Akteure erfüllt, da Dienstleistungen wie Anlagencontracting,<br />

Rundum-Sorglos-Pakete und Demand Side Management hohe Marktdurchdringungen<br />

aufweisen.<br />

Die geringe „Unabhängigkeit von knappen Ressourcen" wurde als wesentlicher Mangel bewertet,<br />

da im Sektor Strom/Gas der Anteil an Erneuerbaren Energien gering ist und der Anteil<br />

an Kohle zur Stromerzeugung als endlicher Energieträger hoch ist. Dies wird durch den<br />

steigenden Verbrauch noch verschärft. Auch im Sektor Wasser trifft ein erhöhter Verbrauch<br />

mit der Tendenz zusammen, dass auf Grund der Zentralisierung die Anzahl der Wasserschutzgebiete<br />

zurückgeht.<br />

Im Bereich Wirtschaft wurden in Szenario C die „internationale Wettbewerbsfähigkeit" und<br />

der „Erhalt des Wissens zu bestehenden Technologien", jeweils im Sektor Strom/Gas, als die<br />

bedeutenden Stärken des Szenarios eingeschätzt. Denn in diesem Szenario wird eine wirtschaftsorientierte<br />

Politik betrieben, die die Wettbewerbsfähigkeit von Großkonzernen in Form<br />

eines gesteigerten staatlichen Innovationsbudgets zu stärken sucht und eine Regulierung<br />

betreibt, die den Markteintritt von kleinen Newcomern erschwert.<br />

Als Schwächen wurden die „Innovationstätigkeit" und die „Investitionstätigkeit" sowie die<br />

„Effizienz der Leistungserstellung" (als Ausdruck geringer Ressourceneffizienz) genannt.<br />

Im sozialen Bereich wurde die Transparenz als Stärke ausgewählt, obwohl diese vom Experten<br />

negativ eingeschätzt wurde. Für eine positivere Einschätzung als in Szenario D spricht<br />

das in Szenario C ausgewiesene Verbraucherinteresse an Preislabeling.<br />

Als besonders negativ herausgestellt wurden von den Akteuren die geringe „internationale<br />

Verteilungsgerechtigkeit" sowie die geringe Möglichkeit zur „Partizipation und gesellschaftlichen<br />

Zielformulierung". In Bezug auf die geringe Zielerfüllung internationaler Verteilungsgerechtigkeit<br />

wird auch unter sozialen Aspekten die vornehmliche Wirtschaftlichkeitsorientierung<br />

von den Akteuren als kritisch angesehen.<br />

192


6.3 Ergebnisse<br />

Szenario D<br />

Im Umweltschutz wurde die „Schonung von Materialien" und „Schonung von Flächen" von<br />

den Akteuren als wesentliche Stärken herausgestellt. Nach Experteneinschätzung ist der<br />

hohe Anteil konventioneller zentraler Technologien zur Stromerzeugung für den geringen<br />

Materialverbrauch je Einheit erzeugten Strom verantwortlich. Der geringe Flächenverbrauch<br />

im Szenarienvergleich entsteht durch die Konzentration der Bevölkerung in den Ballungszentren.<br />

Als eine der wesentlichen Schwächen wurde der mangelnde Klimaschutz durch geringe<br />

„Reduktion der CO 2-Emissionen" beklagt. Denn diese wurde von den gesellschaftlichen<br />

Akteuren bei sehr langfristiger Betrachtung als wichtigste Vorraussetzung für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung aufgrund zu befürchtender Kosten zum Schutz gegen die Auswirkungen des<br />

Klimawandels und die Beschäftigung angesehen. Die zweite wesentliche Schwäche des<br />

Szenarios lag nach Meinung der Akteure in der geringen Zielerfüllung der „Vermeidung von<br />

langfristigen Schadstoffakkumulationen im Boden".<br />

Im Bereich Gesundheitsschutz wurden die Probleme hinsichtlich des „Schutzes vor Luftimmissionen"<br />

sowie des „Schutzes vor radioaktiver Strahlung" gesehen. Der mangelnde Schutz<br />

vor Luftimmissionen wurde deshalb als so gravierend eingestuft, da nach Einschätzung der<br />

Akteure von diesem Problem die gesamte Bevölkerung betroffen ist. Der mangelnde Schutz<br />

vor radioaktiver Strahlung wurde als zweite wesentliche Schwäche des Szenarios aufgrund<br />

der negativen Experteneinschätzung identifiziert.<br />

Im Bereich <strong>Versorgung</strong>ssicherheit wurden geringe „Fehlertoleranz" im Sektor Strom/Gas und<br />

eine geringe „Unabhängigkeit von knappen Ressourcen" in beiden Sektoren als Hauptschwächen<br />

angesehen. Eine geringe Fehlertoleranz wird auf die zentrale <strong>Versorgung</strong>sstruktur<br />

zurückgeführt und kann zusammen mit einer hohen Fehlerhäufigkeit, die auf Grund der<br />

überalterten <strong>Versorgung</strong>ssysteme erwartet wird, umso mehr zu einer geringen <strong>Versorgung</strong>ssicherheit<br />

führen. Auch die geringe Unabhängigkeit von knappen Ressourcen wird als kritisch<br />

gesehen, da von den wissenschaftlichen Experten die Reichweite von Uran bei erwarteter<br />

Zunahme der weltweiten Nachfrage als sehr begrenzt angesehen wurde. Im Falle der<br />

Ressource Wasser wird von den Experten infolge des Konzentrationsprozesses auf dem<br />

Wassermarkt ein Abbau von Kapazitätsreserven unterstellt mit der Folge der Aufgabe von<br />

Wasserschutzgebieten und daher die Übernutzung von Wasserreservoiren befürchtet.<br />

In diesem Szenario sind im Bereich Wirtschaft die Kosteneffizienz („Effizienz der Leistungserstellung")<br />

und das „Wissen zu bestehenden Technologien" aus Sicht der gesellschaftlichen<br />

Akteure die wesentlichen Stärken, obwohl die wissenschaftlichen Experten die Effizienz eher<br />

negativ eingeschätzt haben. Die kostengünstige Stromerzeugung basiert auf der Annahme<br />

der Experten, dass die Investitionen der Kraftwerke zumeist vollständig abgeschrieben sind<br />

und die Unternehmen für ihre Kalkulationsbasis nur die Betriebskosten zugrunde legen<br />

müssen.<br />

Besonders hervorgehoben wurden als Schwächen die mangelnde „Sicherung der Beschäftigung"<br />

sowie die „Innovationsfähigkeit" im Sektor Strom/Gas. Die Innovationsfähigkeit wurde<br />

auch als Vorraussetzung für andere Ziele gesehen.<br />

Im Bereich Soziales wurde aufgrund des Beschäftigungsmangels, der in diesem Szenario<br />

vorherrscht, die „Vermeidung von Armut" als Bestandteil sozialer Sicherheit von den gesellschaftlichen<br />

Akteuren als wesentliches Ziel, das verfehlt wird, eingestuft. Eine weitere we-<br />

193


Teil II Empirische Untersuchung: 6. Ergebnisworkshop<br />

sentliche Schwäche des Szenarios besteht aufgrund der im Szenarienvergleich stärksten<br />

Preissteigerung für <strong>Versorgung</strong>sleistungen in einem Mangel an sozialverträglichen Preisen,<br />

denn diese wurden als Basis für die Vermeidung von Armut eingestuft.<br />

6.3.2 Gewichtungen und ihre Begründungen<br />

Insgesamt wurden 30 Argumentationsrunden in Form von „Zweiergesprächen" durchgeführt.<br />

Kriterium für die Auswahl der zu diskutierenden Attribute und der „Partner" waren die „Extrempaare"<br />

im Hinblick auf die absoluten Gewichte – maximale Differenz zwischen Maximum<br />

und Minimum – aus den Einzelinterviews. Im Ergebnis hielten sich Annäherungen und unverrückbare<br />

Positionen in etwa die Waage. Die Annäherung konnte sowohl nur in einer Richtung<br />

erfolgen als auch in beide Richtungen, d. h. beide Akteure bewegten sich in ihren Auffassungen<br />

aufeinander zu.<br />

Nachfolgend sind zwei Beispiele für Annäherung und zwei Beispiele für unveränderte Einschätzungen<br />

seitens der Akteure dargestellt.<br />

In Bezug auf das Kriterium „Sozialverträgliche Preise", d. h. die Preishöhe je Einheit <strong>Versorgung</strong>sleistung,<br />

die einen bestimmten Anteil des durchschnittlichen Haushaltseinkommens<br />

nicht überschreiten soll (als ein Aspekt im Bereich „Soziales") wurden folgende Argumente<br />

ausgetauscht.<br />

h h<br />

Daseinsvorsorge = für jeden Geldbeutel bezahlbar<br />

Subventionierung vermeiden, Grundversorgung<br />

besser staatlich organisieren<br />

Grundbedürfnisse sollten gedeckt werden können<br />

Gemeinwohlinteresse geht vor Profitinteresse<br />

Verbraucher hat keine Alternative<br />

Hohe Preise geben Anreiz zum Sparen<br />

Mindeststandard sollte leistbar sein, aber nicht<br />

„neurotischer Duscher" (Staffelpreise wären<br />

denkbar)<br />

Preis als staatliches Steuerungsinstrument ist<br />

zu eng.<br />

Im Ergebnis wurde die niedrige Gewichtung „sozialverträglicher Preise" zugunsten einer<br />

höheren Gewichtung relativiert.<br />

Im nachfolgenden Beispiel zeigten die Ergebnisse der Einzelinterviews eine gegenläufige<br />

Gewichtung zweier Attribute.<br />

h h w du ,Si h h it N t '<br />

Der Ausfall eines Netzknotens führt schon zum<br />

<strong>Versorgung</strong>sausfall<br />

Bei Windkraft-Nutzung ist das Netz besonders<br />

wichtig zum Leistungsausgleich<br />

Pr<br />

gen"<br />

ni ri w rtun Sich rh it r nl<br />

Bei intaktem Netz ist der Ausfall von bis zu 2 Blöcken<br />

der größten Leistungsklasse ohne <strong>Versorgung</strong>sausfälle<br />

möglich<br />

Netze"<br />

i i rt Si h h it<br />

Bei dezentralen Anlagen ist das Netz weniger<br />

wichtig<br />

r h h w rtun Sich rh it r nl<br />

gen"<br />

Angriffe auf die Anlagen sind denkbar<br />

194


6.3 Ergebnisse<br />

Während ein Akteur die „Sicherheit des Netzes" am höchsten, die „Sicherheit der Anlagen"<br />

hingegen am niedrigsten gewichtete, maß ein anderer Akteur gerade der Sicherheit der<br />

Anlagen" das höchste Gewicht und der „Sicherheit des Netzes" das geringste Gewicht bei.<br />

Beide Kriterien sind Attribute des Bereichs „<strong>Versorgung</strong>ssicherheit".<br />

Der Austausch der Argumente führte zu einer geänderten Auffassung eines Akteurs: „die<br />

Sicherheit des Netzes" wurde höher gewichtet als ursprünglich und zugleich die „Sicherheit<br />

der Anlagen" geringer gewichtet.<br />

Bei dem Thema der „kostengünstigen Verfügbarkeit", d. h. die Verfügbarkeit von Rohstoffen<br />

für das Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren als Produzent sowie von <strong>Versorgung</strong>sleistungen<br />

für dessen Kunden (im Bereich „<strong>Versorgung</strong>ssicherheit") blieben die Akteure bei ihren<br />

ursprünglichen Auffassungen. Nachfolgend sind die Argumente unterschiedlicher „Akteurspaare"<br />

aufgeführt.<br />

r h h w rtun<br />

Nachhaltigkeit bedeutet Gleichrangigkeit, Ausgleich<br />

muss stattfinden, nicht Öko-Vorrang.<br />

Beschäftigungseffekte werden erzielt<br />

Wirtschaftspolitik nur wenn Rohstoffe kostengünstig<br />

—> Arbeitsplätze<br />

Verbrauchsverhalten wird nicht durch Energiepreise<br />

gesteuert<br />

Beschäftigungsabbau [ist] ein Risiko von Preissteigerungen<br />

für Steuerung des Verbrauchsverhaltens.<br />

r ni riw rtun<br />

Gleichgewichtigkeit ist Augenwischerei, eine<br />

Säule wird stets bevorzugt, Verfügbarkeit von<br />

Energie ist noch keine soziale Frage, noch kein<br />

Aspekt der sozialen Gerechtigkeit.<br />

Energiepreise werden ansteigen, um<br />

Verbrauchsverhalten zu ändern.<br />

Bei der Einschätzung liegt der Fokus auf<br />

Verbraucher<br />

Pr h h w rtun<br />

Beeinflusst internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

Wirkt auf andere NH-Felder<br />

Nur wirtschaftlich gesunde Felder können soziale<br />

Aspekte gewährleisten.<br />

Hohe Energiepreise sind unsozial (auf der<br />

Verbraucherseite)<br />

Ob hohe Kosten oder niedrige Kosten spielt<br />

keine Rolle. Kosten beeinflussen nur z.T. Energieverbrauch,<br />

nur wenn ganz hohe Kosten, dann<br />

Veränderung des Verbraucherverhaltens<br />

Über Ordnungsrecht Verbrauch senken, Industrie<br />

kann ausweichen<br />

Pr ni ri w rtun<br />

Unterschied zwischen Preis und Kosten.<br />

Durch energieeffiziente Maßnahmen Preise<br />

niedrig => internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

Strom darf teuer sein, damit wenig Energie<br />

verbraucht wird.<br />

Energieeffizienz geht auch bei Produzenten.<br />

Internalisierung externer Kosten, dann Kosten<br />

weniger<br />

Obwohl in vielen Punkten keine Veränderung in den Einschätzungen erzielt wurde, konstatierten<br />

alle Teilnehmer des Workshops, dass dieses Vorgehen die gegenseitige Verständigung<br />

fördern konnte.<br />

195


Teil II Empirische Untersuchung: 6. Ergebnisworkshop<br />

6.3.3 Rangfolge der Stärken und Schwächen der Szenarien<br />

Aus den – wie im Abschnitt 6.3.1 beschrieben – für jeden Zielbereich ausgewählten Stärken<br />

und Schwächen wurden in zwei Arbeitsgruppen über alle Zielbereiche hinweg eine Rangfolge<br />

der wesentlichen drei Stärken und Schwächen herausgearbeitet und anschließend im<br />

Plenum beider Gruppen diskutiert. In den Tabellen 28 und 29 sind die Ergebnisse der Diskussion<br />

aufgeführt. In den Fällen, in denen zwei Ziele in einer Zelle stehen, konnte keine<br />

Einigung über die Rangfolge erzielt werden.<br />

Ränge<br />

Stärken<br />

Szenarien<br />

Rang 1 Steigerung der Innovations- Internationale Aufbau von<br />

Beschäftigung fähigkeit und Wettbewerbs- Wissen zu<br />

Klimaschutz -tätigkeit fähigkeit bestehenden<br />

Klimaschutz Angebot einer Technologien<br />

Vielzahl v. <strong>Versorgung</strong>sleistungen<br />

Kosteneffizienz<br />

Rang 2 Klimaschutz Klimaschutz Aufbau von Kosteneffizienz<br />

Generationen- Verteilungs- Wissen zu Aufbau von<br />

gerechtigkeit/ gerechtigkeit bestehenden Wissen zu<br />

Sicherung der (Gleichheit der Technologien bestehenden<br />

sozialen Ressourcen<br />

Lebensverhältnisse)<br />

Technologien<br />

Rang 3 Generationen- Unabhängigkeit Kostengünstige Schonung von<br />

gerechtigkeit/ von knappen Verfügbarkeit Materialien<br />

Sicherung der<br />

sozialen Ressourcen<br />

Ressourcen<br />

Steigerung der<br />

Beschäftigung<br />

Tabelle 28: Stärken der Szenarien aus der Sicht gesellschaftlicher Akteure<br />

Der Diskurs zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren vor dem von Experten<br />

eingebrachten Hintergrundwissen im Workshop zeigte, dass es gerade der Klimaschutz ist,<br />

der für die Einschätzung der Chancen und Risiken der Zukunftsszenarien maßgeblich ist.<br />

Zukunftspfaden wie Szenario C oder D, die bezüglich des Klimaschutzes deutlich schlechter<br />

abschneiden, wird dies als bedeutsame Schwäche attestiert (siehe Tabelle 29). Hingegen<br />

wird der bessere Klimaschutz bei Szenario A und B von allen Beteiligten als Vorteil dieser<br />

Zukunftspfade angesehen. Alle Akteure waren der Auffassung, dass in einer Langfristperspektive<br />

die Verletzung des Klimaschutzes Nachteile auch in anderen Zielbereichen, wie<br />

Wirtschaft und Soziales, mit sich bringen wird.<br />

196


6.3 Ergebnisse<br />

Schwächen<br />

Ränge<br />

Szenarien<br />

Rang 1 Ressourcen- Beschäftigungs- Fehlender Mangelnde<br />

verbrauch/ rückgang Klimaschutz soziale<br />

Flächen, Materia Geringere Effizienz<br />

der Leistungserstellung<br />

Gerechtigkeit<br />

Rang 2 Abbau von Geringere Effi- Geringere Fehlender<br />

Wissen zu zienz der Leis- Ressourcen- Klimaschutz<br />

bestehenden tungserstellung effizienz<br />

Technologien Verlust sozialer<br />

Ressourcen<br />

Rang 3 Geringerer Verlust sozialer geringe Investiti- Mangelnde<br />

Artenschutz Ressourcen onstätigkeit Innovations-<br />

Kompetenz- keine Partizipati- fähigkeit<br />

verlust<br />

on/ gesellschaftliche<br />

Zielformulierung<br />

Tabelle 29: Schwächen der Szenarien aus der Sicht gesellschaftlicher Akteure<br />

Abhängigkeit von<br />

knappen Ressourcen<br />

In der Diskussion der wichtigsten Schwächen wurde noch einmal aufgegriffen, dass die<br />

Workshop-Teilnehmer in Szenario A eine Inkonsistenz zwischen Schwächen bei „kostengünstiger<br />

Verfügbarkeit" und „kostendeckenden Preisen" und einer Stärke bei „Investitionstätigkeit"<br />

gesehen haben. Laut Beschreibung ist in den Szenarien A bis C der „Preisanstieg in<br />

allen Sektoren moderat", von drei der Experten wurde jedoch Szenario A hinsichtlich der<br />

kostengünstigen Verfügbarkeit am schlechtesten eingeschätzt mit der Begründung, dass<br />

erneuerbare Energien und dezentrale Erzeugung teurer sind. Es wurde gefragt, womit die in<br />

A hohe Investitionstätigkeit bezahlt werden solle, wenn die Preise moderat und nach Experteneinschätzung<br />

nicht kostendeckend seien. Ein Experte erläuterte hierzu, dass er bezweifle,<br />

dass die erforderlichen Investitionen und die erneuerbaren Energien mit moderaten Preisen<br />

kostendeckend finanzierbar seien, dass aber drei andere Experten kein Problem mit kostendeckenden<br />

Preisen sähen, weil nur dann etwas produziert werde, wenn die Preise kostendeckend<br />

seien. Von mehreren wurde angemerkt, dass zwar ein höherer Anstieg der Energiepreise<br />

erwartet werde (als in der Szenario-Beschreibung angegeben), dass dieser aber u. U.<br />

im Vergleich zum Preisanstieg in den anderen Szenarien relativ moderat sei, wenn die Preise<br />

für fossile Energien stärker stiegen als die für erneuerbare. Da keine Einigung erzielt<br />

wurde, wurden die „kostengünstige Verfügbarkeit" und die „kostendeckenden Preise" bei den<br />

drei wichtigsten Schwächen des Szenarios A nicht berücksichtigt.<br />

Des Weiteren zeigte sich im Diskurs der gesellschaftlichen Akteure, dass neben dem Klimaschutz<br />

auch die Ressourcenschonung für die Einschätzung der Chancen und Risiken der<br />

vier Zukunftspfade entscheidend ist. So wird bei den Szenarien A und C der hohe Ressourcenverbrauch<br />

als wesentliche Schwäche erachtet. Jedoch unterscheiden sich die beiden<br />

Szenarien in der Art des als kritisch angesehenen hohen Ressourcendurchsatzes. Während<br />

in Szenario A der hohe Materialienverbrauch aufgrund der Ausdehnung des Anteils Erneuerbarer<br />

Energien und dezentraler Energieversorgungsanlagen für problematisch gehalten wird,<br />

zeigt sich die Schwäche von Szenario C insbesondere im Einsatz von Rohstoffen (Brennstoffen)<br />

mit relativ geringer Effizienz.<br />

197


Teil II Empirische Untersuchung: 6. Ergebnisworkshop<br />

Im Gegensatz dazu wird in Szenario B die starke Schonung von Rohstoffen bezüglich der<br />

Energieerzeugung aufgrund von hohen Wirkungsgraden durch den verstärkten Einsatz von<br />

GuD-Kraftwerken, insbesondere in der Ausführung als Kraft-Wärmekopplungs-Anlagen, als<br />

Stärke hervorgehoben. Denn ein wesentliches Charakteristikum dieses Szenarios sind staatliche<br />

Aktivitäten, die auf Effizienzerfolge bei <strong>Versorgung</strong>stechnologien zugunsten der Verringerung<br />

des Ressourcenverbrauchs abzielen. In Szenario D ist es der geringe Materialverbrauch,<br />

der von allen Beteiligten als wesentlicher Vorzug gesehen wird. Dieser resultiert<br />

aus dem geringen Anteil dezentraler Anlagen und dem marginalen Neubau von Kraftwerken<br />

im Kontext der schwachen Wirtschaftsentwicklung.<br />

In der Prioritätensetzung zeigen sich aber auch kontroverse Auffassungen. So wurde beispielsweise<br />

vor allem aus der Sicht der Energieerzeugungswirtschaft die Innovationsfähigkeit<br />

der <strong>Versorgung</strong>ssysteme als am wichtigsten betrachtet, da diese als wesentliche Grundlage<br />

für weitere Ziele, Klimaschutz und Ressourcenschonung erachtet wurde. Vertreter von Politik<br />

und der Perspektive des nationalen und internationalen Umweltschutzes messen hingegen<br />

dem Klimaschutz die oberste Priorität zu, denn bei sehr langfristiger Betrachtung (Zeithorizont<br />

von 50 Jahren) dürften alle wirtschaftlichen Aktivitäten durch extrem ansteigende Umweltschutzkosten<br />

geprägt sein, so dass zu deren Vermeidung dem Klimaschutz der erste<br />

Rang einzuräumen sei.<br />

Unterschiedliche Auffassungen zwischen den Akteuren zeigten sich auch in der Priorisierung<br />

von „Klimaschutz" versus „Beschäftigungseffekte". Dies zeigt sich zum Beispiel in der Diskussion<br />

um Vor- und Nachteile von Szenario A und Szenario B. Szenario A schneidet in<br />

beiden Punkten positiv im Vergleich zu den anderen Szenarien ab und dies wird auch von<br />

allen gesellschaftlichen Akteuren als bedeutsam vor dem Hintergrund ihrer Interessenslagen<br />

bewertet. Während die Umweltverbände den Klimaschutz als wichtiger im Hinblick auf die<br />

Chancen, die dieser Zukunftspfad eröffnet, einschätzten, sah die <strong>Versorgung</strong>swirtschaft die<br />

Beschäftigung an erster Stelle. Die Sicherung und Steigerung der Beschäftigung wurde als<br />

Voraussetzung für andere Ziele, wie soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Entwicklung,<br />

angesehen.<br />

6.3.4 Stärken und Schwächen im Ergebnisworkshop im Vergleich<br />

zur Impact-Analyse<br />

In den folgenden Tabellen sind für die vier Szenarien die zwei Arten von Ergebnissen des<br />

vorliegenden multi-kriteriellen Verfahrens gegenübergestellt. Zum einen die Kriterien, die<br />

aufgrund der Bewertung der Attribute in der Impact-Analyse als Stärken und Schwächen zu<br />

bezeichnen sind, zum anderen die, die im Ergebnisworkshop von den gesellschaftlichen<br />

Akteuren als wesentlich gewichtet wurden.<br />

Die Auswahl aus den Ergebnissen der Impact-Analyse basiert auf der Ausprägung des Kriteriums,<br />

die aus den Paarvergleichen der Experten ermittelt wurde. Sie ist eine Zahl zwischen<br />

0 und 1, wobei die Summe der Ausprägungen aller vier Szenarien auf einem Kriterium 1<br />

beträgt. Das bedeutet, wenn die Ausprägung aller vier Szenarien auf einem Kriterium gleich<br />

ist, dann ist sie für alle vier Szenarien 1/4 = 0,25. In der Spalte „Imp.-An." wird ein Kriterium<br />

dann als Stärke „+" oder Schwäche „-" aufgelistet, wenn die Ausprägung um mehr als 0,06<br />

über oder unter dem Indifferenzwert 0,25 liegt und die Einschätzungen der verschiedenen<br />

Experten in die gleiche Richtung gehen und (in der Regel, aber nicht immer) die Einschät-<br />

198


6.3 Ergebnisse<br />

zungen für den Sektor Wasser und den Sektor Strom und Gas nicht stark von einander abweichen.<br />

(In einigen Fällen von Abweichung zwischen den Sektoren Wasser und Strom / Gas<br />

wird die Einschätzung für Strom / Gas als dominierend angesehen und allein für die Beurteilung<br />

als Stärke oder Schwäche herangezogen.)<br />

Darüber hinaus ist ein Kriterium in den Tabellen aufgeführt, wenn es zwar nicht diesen Auswahlkriterien<br />

entspricht, es aber von den Workshop-Teilnehmern als Stärke oder Schwäche<br />

ausgewählt wurde. In einigen Fällen sind die Workshopteilnehmer von der Experteneinschätzung<br />

abgewichen, oder haben sich einer der von einander abweichenden Expertenmeinungen<br />

angeschlossen, oder haben ein Kriterium ausgewählt, dessen Ausprägung nur gering<br />

vom Indifferenzwert abweicht. Solche Kriterien sind in der Spalte „Imp.-An." bei von einander<br />

abweichenden Experten-Einschätzungen mit „+/—", bei wenig oder nicht vom Indifferenzwert<br />

abweichender Ausprägung mit „(+)", „(—)" oder „(0)" gekennzeichnet.<br />

In den drei Spalten unter der Überschrift „Workshop" ist angegeben, wie die Kriterien von den<br />

Teilnehmern des Ergebnisworkshops gewichtet wurden. Die zunächst (wie in Abschnitt 6.3<br />

beschrieben) aus jedem der fünf Bereiche (Umweltschutz, Gesundheitsschutz, <strong>Versorgung</strong>ssicherheit,<br />

wirtschaftliche Aspekte und soziale Aspekte) ausgewählten jeweils (maximal) zwei<br />

Stärken und Schwächen sind in der Spalte „erste Ausw." markiert. Die daraus (wie in Abschnitt<br />

6.3.3 beschrieben) ausgewählten drei wichtigsten Stärken und Schwächen sind in<br />

den Spalten „wichtigste drei" für jede der zwei Arbeitsgruppen eingetragen. Die Rangfolge ist<br />

durch die Zahlen 1 bis 3 gekennzeichnet, wobei die Rangfolge der Schwächen in Negativdruck<br />

(0 , ©, angegeben ist.<br />

199


Teil II Empirische Untersuchung: 6. Ergebnisworkshop<br />

Szenario A<br />

Imp.<br />

An.<br />

Workshop<br />

erste wichtigste drei<br />

Ausw. Gr.1 : Gr.2<br />

Reduktion der CO 2-Emissionen + + 2 1<br />

Erhalt von Trinkwasserreservoiren +<br />

Vermeidung von Schadstoffakkumulationen im Boden (Strom/Gas) +<br />

Schonung von Rohstoffen + +<br />

Schonung von Wasser +<br />

Deponieraum für radioaktive Abfälle +<br />

Bodenbelastung durch Unfälle in EVU +<br />

Schaffung und Erhalt von Erholungsgebieten -<br />

Vermeid. Eingriffe ins Landschaftsbild -<br />

Artenschutz - -<br />

Schonung von Flächen und Materialien - -<br />

Schutz vor radioaktiver Strahlung + +<br />

Schutz vor Luftimmissionen + +<br />

Schutz vor Belastung des Trinkwassers (-) -<br />

Fehlertoleranz + +<br />

Angebot einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen +<br />

Unabhängigkeit von knappen Ressourcen + + *<br />

kostengünstige Verfügbarkeit +/- - 4<br />

räumliche Verfügbarkeit - -<br />

1 1<br />

Sicherung und Steigerung der Beschäftigung + + 1 3<br />

Investitionstätigkeit + +<br />

pluralistische Marktstruktur +<br />

Anpassungsfähigkeit an Markterfordernisse +<br />

Aufbau u. Entwicklung von Wissen zu neuen Technologien (Strom/Gas) +<br />

institutionelle Innovationen +<br />

Einkommenssteigerung und -sicherung +<br />

kostendeckende Preise (für internalisierte Kosten kontrovers) (-)<br />

internationale Wettbewerbsfähigkeit -<br />

Erhalt des Wissens zu bestehenden Technologien - - E E<br />

Erh. d. soz. Ressourcen: Generationengerechtigkeit + + 3 2<br />

Internationale Verteilungsgerechtigkeit +<br />

Partizipation: Gesellschaftliche Zielformulierung, Planungsverfahren +<br />

Erh. d. soz. Ressourcen: Verantw. der VU für die Daseinsvorsorge +<br />

Erh. d. soz. Ressourcen: Verantw. v. Untern. in Entwickl.ländern +<br />

Grundversorgung für alle (0) +<br />

Sozialverträgliche Preise für Haushalte +<br />

soziale Sicherheit (5 Unterkriterien) +<br />

Tabelle 30: Vergleich der Stärken und Schwächen von Szenario A aus der Impact-Analyse mit denen<br />

aus dem Ergebnis-Workshop<br />

Anmerkungen:<br />

* Einige Workshop-Teilnehmer zweifelten die Unabhängigkeit von knappen Ressourcen an, da in<br />

diesem Szenario eine hohe Abhängigkeit vom Erdgas besteht.<br />

Bei den Punkten „kostengünstige Verfügbarkeit" und „kostendeckende Preise" besteht ein Dissens<br />

der Experten, wie in Abschnitt 6.3.3 beschrieben.<br />

200


6.3 Ergebnisse<br />

Szenario B<br />

Imp.<br />

-An.<br />

Workshop<br />

erste wichtigste drei<br />

Ausw. Gr.1 : Gr.2<br />

Reduktion der CO 2-Emissionen + + 2 1<br />

Schaffung und Erhalt von Erholungsgebieten +<br />

Schonung von Rohstoffen + +<br />

Deponieraum für radioaktive Abfälle +<br />

Bodenbelastung durch Unfälle in EVU +<br />

Erhalt von Trinkwasserreservoiren -<br />

Schonung von Materialien -<br />

Schutz vor Belastung des Trinkwassers + +<br />

Schutz vor Luftimmissionen + +<br />

Unabhängigkeit von knappen Ressourcen + + 3 3<br />

geringere Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen (Strom/Gas) - -<br />

technologische Diversität (in Impact-Analyse kontrovers) g +/- -<br />

Innovationstätigkeit und -fähigkeit + + 1<br />

pluralistische Marktstruktur + +<br />

Anpassungsfähigkeit an Markterfordernisse +<br />

Aufbau und Entwicklung von Wissen zu neuen Technologien +<br />

Sicherung und Steigerung der Beschäftigung (-)<br />

Effizienz d. Leistungserstellung („Minderung d. Verlust an Synergien" ") +/- - *<br />

internationale Wettbewerbsfähigkeit -<br />

Erhalt des Wissens zu bestehenden Technologien -<br />

Einkommenssteigerung -<br />

Gleichheit der Lebensverhältnisse, im Workshop +<br />

Grundversorgung für alle, „Verteilungs- + + 2<br />

gleichberechtigter Zugang zu Ressourcen gerechtigkeit" +<br />

faire Rechts- und Vertragsgestaltung +<br />

vertretbares Wohlstandsgefälle +<br />

Geschlechtergerechtigkeit +<br />

Transparenz (5 Unterkriterien) + +<br />

Erhalt der sozialen Ressourcen („Dienstleistung nimmt ab") (-)<br />

internationale Verteilungsgerechtigkeit -<br />

Tabelle 31: Vergleich der Stärken und Schwächen von Szenario B aus der Impact-Analyse mit denen<br />

aus dem Ergebnis-Workshop<br />

Anmerkungen:<br />

Die Entwicklung der Beschäftigung ist von den Workshop-Teilnehmern negativer eingeschätzt worden<br />

als von den Experten. Diese Einschätzung wurde damit begründet, dass die staatliche Regulierung<br />

hohen Wettbewerbsdruck erzeuge und dadurch zu Entlassungen führen würde.<br />

* Von den Experten wurde die Effizienz der Leistungserstellung im Sektor Strom/Gas kontrovers<br />

eingeschätzt, die Workshopteilnehmer hoben den „Verlust an Synergien durch Trennung der <strong>Versorgung</strong>sbereiche"<br />

hervor und stuften das Kriterium daher als Schwäche ein.<br />

-<br />

E<br />

M<br />

201


Teil II Empirische Untersuchung: 6. Ergebnisworkshop<br />

Szenario C<br />

Imp.<br />

An.<br />

Reduktion der CO 2-Emissionen - -<br />

Reduktion von Schadstoffeinträgen in Wasserquellen -<br />

Erhalt von Trinkwasserreservoiren -<br />

Schonung von Rohstoffen -<br />

Schonung von Wasser -<br />

Deponieraum für radioaktive Abfälle -<br />

Bodenbelastung durch Unfälle in EVU -<br />

Schutz vor Belastung des Trinkwassers (-) -<br />

Schutz vor radioaktiver Strahlung - -<br />

Schutz vor Luftimmissionen - -<br />

Workshop<br />

erste wichtigste drei<br />

Ausw. Gr.1 I Gr.2<br />

allzeitige Verfügbarkeit (Wasser) +<br />

kostengünstige Verfügbarkeit (Strom/Gas; Impact-Analyse kontrovers) +/- 3 3<br />

Sicherheit der Anlagen (Wasser) +<br />

Angebot einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen (Strom/Gas) + + 1<br />

Sicherheit des Netzes (Wasser) -<br />

Fehlertoleranz (Strom/Gas) -<br />

Angebot einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen (Wasser) -<br />

Unabhängigkeit von knappen Ressourcen - -<br />

internationale Wettbewerbsfähigkeit + + 1<br />

Erhalt des Wissens zu bestehenden Technologien + + 2 2<br />

Einkommenssteigerung +<br />

Effizienz der Leistungserstellung +/- - *<br />

E *<br />

Innovationstätigkeit (-) - z<br />

Investitionstätigkeit - -<br />

pluralistische Marktstruktur -<br />

Anpassungsfähigkeit an Markterfordernisse -<br />

Aufbau und Entwicklung von Wissen zu neuen Technologien -<br />

Transparenz (5 Unterkriterien) -<br />

+ x<br />

alle sozialen Kriterien -<br />

internationale Verteilungsgerechtigkeit - -<br />

Partizipation: gesellschaftliche Zielformulierung - -<br />

Tabelle 32: Vergleich der Stärken und Schwächen von Szenario C aus der Impact-Analyse mit denen<br />

aus dem Ergebnis-Workshop<br />

Anmerkungen:<br />

* Im Workshop wurde „geringe Ressourceneffizienz" als Schwäche ausgewählt. Darunter wurden<br />

sowohl die wirtschaftliche Effizienz der Leistungserstellung (Bereich Wirtschaft) als auch die Schonung<br />

von Rohstoffen (Bereich Umwelt) verstanden.<br />

# Einige Workshop-Teilnehmer zweifelten die kostengünstige Verfügbarkeit an, d. h. die Annahme,<br />

dass Kohle und Kernenergie kostengünstig seien.<br />

Z Einige Workshop-Teilnehmer äußerten Zweifel, ob die Investitionstätigkeit in Szenario C wirklich so<br />

gering ist, wie von den Experten eingeschätzt. Ein Experte wies darauf hin, dass Investitionen in allen<br />

Szenarien stattfinden, nur eben in C vergleichsweise weniger als in A und B. Außerdem würden Investitionen<br />

außerhalb der <strong>Versorgung</strong>ssektoren stattfinden.<br />

• In Anbetracht der Szenario-Beschreibung, nach der in Szenario D kein Interesse an Labeling besteht,<br />

in Szenario C aber immerhin ein Verbraucher-Interesse an Preislabeling, stellen die Workshop-<br />

Teilnehmer die gleich negative Experten-Einschätzung der Transparenz in den Szenarien C und D in<br />

Frage und schätzen abweichend von der Einschätzung der Experten in Szenario C die Transparenz<br />

als Stärke ein.<br />

202


6.3 Ergebnisse<br />

Szenario D<br />

Imp.<br />

An.<br />

Workshop<br />

erste wichtigste drei<br />

Ausw. Gr.1 : Gr.2<br />

Schutz von Fauna und Habitaten +<br />

Vermeid. Eingriffe ins Landschaftsbild +<br />

Schonung von Flächen + +<br />

Schonung von Materialien + + 3 3<br />

Reduktion der CO 2-Emissionen -<br />

Erhalt von Trinkwasserreservoiren -<br />

- E E<br />

Vermeidung von Schadstoffakkumulationen im Boden - -<br />

Schonung von Rohstoffen -<br />

Schonung von Wasser -<br />

Deponieraum für radioaktive Abfälle -<br />

Bodenbelastung durch Unfälle in EVU -<br />

Schutz vor radioaktiver Strahlung - -<br />

Schutz vor Luftimmissionen - -<br />

räumliche Verfügbarkeit (Wasser) +<br />

Fehlertoleranz - -<br />

Angebot einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen -<br />

Abhängigkeit von knappen Ressourcen - -<br />

Effizienz der Leistungserstellung („Kosteneffizienz") +1- + • 2 1<br />

internationale Wettbewerbsfähigkeit +<br />

Erhalt des Wissens zu bestehenden Technologien + + 1 2<br />

Sicherung und Steigerung der Beschäftigung (Strom) - -<br />

Einkommenssteigerung und Einkommenssicherung -<br />

Innovationstätigkeit -<br />

Investitionstätigkeit -<br />

pluralistische Marktstruktur -<br />

Innovationsfähigkeit - -<br />

Anpassungsfähigkeit an Markterfordernisse -<br />

Aufbau und Entwicklung von Wissen zu neuen Technologien -<br />

institutionelle Innovationen -<br />

alle sozialen Kriterien -<br />

Vermeidung von Armut - -<br />

sozialverträgliche Preise - -<br />

Tabelle 33: Vergleich der Stärken und Schwächen von Szenario D aus der Impact-Analyse mit denen<br />

aus dem Ergebnis-Workshop<br />

Anmerkungen:<br />

* Die Effizienz der Leistungserstellung (im Workshop hier als „Kosteneffizienz" bezeichnet) ist von den<br />

Experten für den Sektor Strom kontrovers eingeschätzt worden. Die Workshop-Teilnehmer haben hier<br />

die Einschätzung (positiv) und Begründung (Weiterbetrieb bestehender Anlagen ist kostengünstig) von<br />

Experte 2 übernommen.<br />

# Die beiden Gruppen hatten jeweils eines dieser Kriterien auf den dritten Rang gesetzt. In der Diskussion<br />

einigte man sich darauf, dass beide Kriterien den dritten Rang haben.<br />

203


Teil II Empirische Untersuchung: 6. Ergebnisworkshop<br />

6.3.5 Präferenzen für die Zukunftsszenarien<br />

Die gesellschaftlichen Akteure gaben zu Beginn und am Ende des Workshops ein holistisches,<br />

direktes Gesamtrating der Zukunftsszenarien ab. Tabelle 34 zeigt das Ergebnis der<br />

Abstimmung über die Wünsch- und Machbarkeit der vier Zukunftsszenarien.<br />

Zu Beginn<br />

Am Ende<br />

Machbarkeit<br />

Wünschbarkeit<br />

Szenario A 0 0 14<br />

Szenario B 6 9 2<br />

Szenario C 3 3 0<br />

Szenario D 7 4 0<br />

Tabelle 34: Ergebnis der Abstimmung über die Wünsch- und Machbarkeit der vier Zukunftsszenarien<br />

Tabelle 34 zeigt, dass sich die Einschätzung der Machbarkeit der Zukunftsszenarien über die<br />

vertiefte Diskussion der Chancen und Risiken im Verlauf des Workshops verändert hat. Zu<br />

Beginn des Workshops hielt noch eine Mehrheit der Teilnehmer Szenario D für einen plausiblen<br />

zukünftigen Weg nachhaltiger <strong>Versorgung</strong>. Am Ende hatte sich die Mehrheit (9 von 16<br />

Akteuren) zugunsten Szenario B verschoben. Hinsichtlich der Wünschbarkeit ergibt sich ein<br />

eindeutiges Bild. Alle Akteure präferierten Szenario A, hielten diesen Zukunftspfad aber<br />

zugleich für nicht machbar. An zweiter Stelle stand Szenario B, dem zugleich eine Mehrheit<br />

der Teilnehmer am Ende des Workshops Machbarkeit bescheinigte.<br />

6.3.6 Stellgrößen der Szenarien zu mehr Nachhaltigkeit<br />

Nach Abschluss der Bewertung der Zukunftsszenarien erfolgte ein Ausblick auf die Frage der<br />

notwendigen Schritte zu einer netzgebundenen nachhaltigen <strong>Versorgung</strong>. Die Experten<br />

stellten die Elemente vor, die ihrer Ansicht nach szenarienübergreifend die entscheidenden<br />

Stellgrößen zu mehr oder weniger Nachhaltigkeit darstellen. Verändert man diese Elemente,<br />

so ergeben sich deutliche Änderungen vor allem in den ökologischen und ökonomischen<br />

Nachhaltigkeitswirkungen.<br />

Tabelle 35 zeigt, dass die Effizienz eine wesentliche Stellgröße der Szenarien darstellt. Höhere<br />

Wirkungsgrade der Stromerzeugungsanlagen ermöglichen geringere Emissionen und<br />

somit Beiträge zu verbessertem Klimaschutz. Ein geringerer Einsatz von Rohstoffen (Brennstoffen)<br />

ermöglicht die längere Nutzung endlicher Ressourcen und sichert damit die Verfügbarkeit<br />

von solchen Brennstoffen. Aber auch Kosteneffizienz spielt eine Rolle. Sie ermöglicht<br />

die anderweitige Verwendung von Finanzmitteln. Der Energiemix ist für alle Zielbereiche<br />

relevant, z. B. für den Bodenschutz und den Klimaschutz, spielt aber auch bei der Frage der<br />

<strong>Versorgung</strong>ssicherheit, dem Gesundheitsschutz und wirtschaftlichen Aspekten, wie der Frage<br />

der Wettbewerbsfähigkeit, eine Rolle. Für die Emissionen aus dem Sektor Stromerzeugung<br />

ist neben dem Energiemix vor allem die staatliche Aufsicht entscheidend. Ohne Dezentralität<br />

der Unternehmensstrukturen ist Wettbewerb im Wassersektor kaum denkbar. Auch<br />

auf die Beschäftigung wirkt Dezentralität positiv (allerdings ist der Beitrag der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

zur Gesamtzahl der Arbeitsplätze gering). Die höhere Beschäftigung sowie die bei<br />

204


6.3 Ergebnisse<br />

kleineren Anlagen insgesamt höheren Investitionskosten sind aber negativ in Hinblick auf<br />

kostengünstige Verfügbarkeit. Ob bei dezentralen Strukturen die Anpassungsfähigkeit besser<br />

und die Störanfälligkeit geringer ist als bei zentralen Strukturen oder eher umgekehrt, ist<br />

strittig. Die Störanfälligkeit wird aber stärker von anderen Faktoren beeinflusst, z. B. dem<br />

Umfang von Investitionen in Netze und Anlagen. Auch die Netzlänge erhöht die Kosten. Sie<br />

wird hauptsächlich durch die Dezentralität der Siedlungsstrukturen verursacht. Diese Stellgrößen<br />

sind die zentralen Aspekte für die Weichenstellung der Zukunft der <strong>Versorgung</strong>.<br />

Die gesellschaftlichen Akteure waren sich einig, dass die in dem Gesamtverfahren vorliegenden<br />

sehr differenziert erarbeiteten Ergebnisse als Grundlage für die gemeinsame Ausarbeitung<br />

eines konkreten Nachhaltigkeitsprogramms dienen können.<br />

Gesundheit Umwelt <strong>Versorgung</strong>ssicherheit Wirtschaft<br />

Z<br />

sich de<br />

Verfüg arkeit<br />

vucaucuclu.,111,,jnelt<br />

Staatliche<br />

Aufsicht<br />

Staatliche<br />

Aufsicht<br />

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Innovationspotential<br />

knstehngünstige<br />

Verfügbarkeit<br />

Wettbewerb<br />

Qualität<br />

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Wettbewerb<br />

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Braunkohle vs,- — vs. EE<br />

Gas EE_ ---<br />

gesicherte<br />

I osten<br />

Luftemissionen Ec Verfügbarkeit Wettbewerbsfähigkeit<br />

Wirtschaftswachstum<br />

Beschäftigung<br />

Tabelle 35: Stellgrößen der Szenarien zu mehr Nachhaltigkeit<br />

205


Teil II Empirische Untersuchung<br />

7. Diskussion<br />

Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, Entscheidungen über nachhaltige zukünftige Entwicklungen<br />

der <strong>Versorgung</strong> zu unterstützen. Eine der wesentlichen methodischen Herausforderungen,<br />

dies zu leisten, ist die Verknüpfung von wissenschaftlichem Wissen mit „Stakeholder-Prozessen".<br />

Eine solche Verknüpfung wurde vom National Research Council (1996)<br />

im Sinne eines „analytic-deliberative approach" empfohlen. „Deliberation" wurde definiert als<br />

„any formal or informal process for communication and collective consideration of issues.<br />

Participants in deliberation discuss, ponder, exchange observation and views, reflect upon<br />

information and judgements concerning matters of mutual interest and attempt to persuade<br />

each other." Wissenschaftliche Analyse hingegen „uses rigorous, replicable methods, evaluated<br />

under the agreed protocols of an expert community (...) to arrive at answers to factual<br />

questions". Multi-kriterielle Verfahren liefern aufgrund ihres dekompositorischen Ansatzes die<br />

Struktur für eine solche Verknüpfung.<br />

Bei der Konzeption analytisch-deliberativer Verfahren ist eine Reihe von Problemen zu bearbeiten.<br />

Das National Center for Environmental Decision Making Research (NCEDR, 1996)<br />

unterscheidet vier Arten von Problemen: (a) „information flow problems", d. h. Probleme<br />

bezüglich der Produktion relevanter wissenschaftlicher Informationen, deren Kommunikation<br />

und Erörterung mit anderen Entscheidungsträgern (b) „decision process problems", d. h.<br />

Probleme bei der Organisation des Entscheidungsablaufes, (c) „methods problems", d. h.<br />

Probleme im Umgang mit Unsicherheiten, mit Expertendissens, der Gewichtung von Zielen<br />

und der Aggregation von multidimensionalen Bewertungen sowie (d) „participation problems",<br />

d. h. Probleme bei der Auswahl von legitimen Interessenvertretern, bezüglich des Modus der<br />

partizipativen Entscheidung.<br />

Die Komplexität des Themas <strong>netzgebundener</strong> <strong>Versorgung</strong> verbunden mit der hohen Unsicherheit,<br />

die die Zukunftsszenarien ausmachen, stellte spezifische methodische Anforderungen,<br />

die oben genannten Probleme zu bewältigen. In Bezug auf den „Informationsfluss" war<br />

die zielgruppengerechte Aufbereitung der Fülle an Informationen eine wesentliche Schwierigkeit<br />

des Verfahrens. Für die wissenschaftlichen Experten galt es, die Zukunftsszenarien so<br />

detailliert wie nötig und doch so komprimiert wie gerade vertretbar zu dokumentieren. Für die<br />

gesellschaftlichen Akteure mussten sowohl Zukunftsszenarien als auch wissenschaftliche<br />

Aussagen möglichst anschaulich und nachvollziehbar aufbereitet werden. Hinzukommt das<br />

Problem der Akzeptanz. Die gesellschaftlichen Akteure hatten die Zukunftsszenarien, die<br />

nicht von ihnen selbst erarbeitet waren, als Grundlage ihrer Bewertung anzuerkennen. Das<br />

Vorgehen des Verfahrens, von Anfang an die jeweiligen Rollen der im Verfahren involvierten<br />

Akteure zu klären, die Notwendigkeit herauszustellen, Aufgaben, die jeweils unterschiedliche<br />

Akteure erfordern, voneinander abzugrenzen, nämlich die Aufgabe der Szenario-Konstruktion<br />

mit der Frage „Was könnte sein" und die Aufgabe der Bewertung mit der Frage „Was<br />

wollen wir", sowie dies durch die Gestaltung des Verfahrensprozesses zu untermauern, ist<br />

ein Erfolgsfaktor. Zudem erwies es sich als hilfreich, den Akteuren im Bewertungsworkshop<br />

die Möglichkeit einzuräumen, etwaige aus ihrer Sicht vorhandene Inkonsistenzen der Zukunftsszenarien<br />

zu diskutieren und den Einfluss auf ihre Bewertung abzuwägen.<br />

Für das „decision process" Problem ist die Transparenz aller Verfahrensschritte, die Kontinuität<br />

des Arbeitsprozesses über einen definierten Zeitraum mit einem festen Kreis an Teilnehmern<br />

und die Klärung der Arbeitsbeziehungen maßgeblich von Bedeutung. Dabei kann das<br />

206


7. Diskussion<br />

Verfahren ohne formale Geschäftsordnung auskommen, wie sie z. B. bei Mediationsverfahren<br />

unerlässlich ist (Moore, 1986). Die Untersuchung zielte nicht auf eine konsensuale Entscheidung<br />

für ein bestimmtes Zukunftsszenario. Ziel war die reflektierte Bewertung der<br />

Chancen und Risiken potentieller Zukunftspfade. Die mit den Akteuren entwickelte Zielhierarchie<br />

war als Arbeitsgrundlage anerkannt. Das hier vorgeschlagene Verfahren mündet<br />

nicht in eine für alle bindende Entscheidung bzw. Empfehlung, sondern erhöht vielmehr die<br />

Chance zu Lernprozessen der Akteure. Unabdingbar ist dafür jedoch, auch in einem mulitkriteriellen<br />

Verfahren, die Komponente „Stakeholder-Diskurs" mit einem unabhängigen externen<br />

Moderator durchzuführen.<br />

Entscheidend bei der Durchführung analytisch-deliberativer Prozesse ist die Frage des Umgangs<br />

mit „methods problems". Die Methodenprobleme bei Wichtigkeitsurteilen sind hinlänglich<br />

beschrieben (z. B. Weber & Borcherding, 1993; Borcherding et al., 1995). Paarvergleichsurteile<br />

oder indirekte Verfahren, wie die Swing-Gewichtung, sind zeitintensiv. Solche<br />

Verfahren sind für Interessenvertreter wenig praktikabel, insbesondere dann, wenn die gesamte<br />

Zielhierarchie Grundlage des Gewichtungsverfahrens sein soll. Erst der Einbezug aller<br />

Hierarchieebenen erbringt jedoch ein differenziertes Bild davon, worauf es den gesellschaftlichen<br />

Akteuren bei der Nachhaltigkeit ankommt. Der vorliegende Ansatz setzt deshalb auf die<br />

mehrfache individuelle Reflexion von Gewichtungen in Einzelinterviews und schließlich die<br />

kooperative Gewichtung im Bewertungsworkshop. Individuelle Gewichtungen werden zudem<br />

nicht als Komponente des Entscheidungsmodells zur Errechung der individuellen Präferenzen<br />

benützt, sondern führen im Ergebnis vielmehr zu einer handlungsrelevanten Konkretisierung<br />

des Nachhaltigkeitsbegriffs. Im Vorfeld konkreter Entscheidungen werden damit zum<br />

einen Zielkonflikte transparent und zum anderen offenbar, mit welchen Abwägungsprozessen<br />

im konkreten Fall zu rechnen ist.<br />

Der Umgang mit Unsicherheit stellt die größte methodische Schwierigkeit dar. Auf der einen<br />

Seite liegt ein differenzierter Zielkatalog vor, welche Kriterien bei der Beurteilung von Zukunftsoptionen<br />

zu berücksichtigen sind. Auf der anderen Seite bieten die Zukunftsszenarien<br />

für die Bewertung ihrer Folgen nicht für alle Kriterien eine ausreichend belastbare Datengrundlage.<br />

Hinzu kommt, dass Szenarien Systemgrenzen zugrunde legen müssen. Zwar<br />

enthalten sie Informationen für alle vier Sektoren Strom, Gas, Wasser und Telekommunikation,<br />

schließen jedoch andere Sektoren aus, wie z. B. den Sektor Verkehr, der jedoch für die<br />

Bewertung nachhaltiger <strong>netzgebundener</strong> <strong>Versorgung</strong> relevant sein kann. Eine weitere Systemgrenze<br />

stellt der räumliche Fokus eines Szenarios dar, in diesem Fall Deutschland. Der<br />

hier vorgeschlagene Ansatz, verschiedene Arten von Unsicherheiten der „expert judgements"<br />

explizit zu thematisieren und transparent zu machen, hat sich bewährt. Erst die Verknüpfung<br />

des AHP-Ansatzes mit der Unsicherheitsanalyse erbrachte eine belastbare Basis für den<br />

„Stakeholder-Diskurs". Der AHP gewährleistete zum einen den Vergleich zwischen den Expertenurteilen<br />

durch die einheitliche AHP-Skala zur Beurteilung der Attributausprägungen der<br />

Zukunftsszenarien und zum anderen ein fundiertes Urteil durch seine Konsistenzanalyse. Die<br />

Unsicherheitsanalyse erlaubte anhand der Kategorisierung der Expertenurteile auf der Basis<br />

der AHP-Bewertung und ihrer Begründungen einen systematischen Umgang mit Expertendissensen.<br />

Eine Weiterentwicklung dieses Verfahrens kann darin bestehen, dieses Vorgehen<br />

mit einem „Expertenworkshop" zu ergänzen, der weitergehend als die hier eingesetzte abschließende<br />

Delphi-Runde einen Austausch der Begründungen und damit eine potentielle<br />

Annäherung divergierender Auffassungen ermöglichen könnte. Der Einsatz eines „Expertenworkshops"<br />

oder die Anwendung eines „Delphi-Verfahrens" alleine ist jedoch nicht zielfüh-<br />

207


Teil II Empirische Untersuchung<br />

rend. Nur eine vertiefte Analyse in der Form ausgearbeiteter Gutachten gepaart mit der Anwendung<br />

eines standardisierten Beurteilungsformates für die Bewertung kann bei dem komplexen<br />

Gegenstandsbereich gesamtgesellschaftlicher Zukunftsszenarien die Annahmen und<br />

Einflussfaktoren, die die Expertenurteile begründen, explizit machen und diese in vergleichbare<br />

Urteile abbilden.<br />

Deliberative Verfahren hängen auch davon ab, wie erfolgreich der Einbezug relevanter gesellschaftlicher<br />

Akteure gelingt. Die Frage, wer in ein solches Verfahren einzubinden ist und<br />

welcher Modus der Partizipation vorliegt, hängt von der Ziel- und Fragestellung ab. Im Ansatz<br />

des kooperatives Diskurses (Renn, 1999b) werden beispielsweise „citizen panels" zur<br />

Bewertung von Optionen vorgeschlagen. In der vorliegenden Untersuchung galt es, wie z. B.<br />

bei Apostolakis & Pickett (1998), Multiplikatoren für die abschließende Bewertung der Zukunftsszenarien<br />

einzubinden. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, diejenigen, die<br />

maßgeblich von Entscheidungen über die Zukunft <strong>netzgebundener</strong> <strong>Versorgung</strong> betroffen<br />

sind, in ein strukturiertes Forum für Lern- und Reflexionsprozesse zu involvieren. Dabei<br />

stand die Frage der Repräsentanz institutionalisierter Interessen im Vordergrund. Die Mitwirkung<br />

der Akteure über den gesamten Bewertungsprozess ist ein Erfolgsfaktor für ein solches<br />

Verfahren.<br />

Die Güte analytisch-deliberativer Bewertungs- und Entscheidungsprozesse ist an verschiedenen<br />

Kriterien zu messen. Janis & Mann (1977) schlagen vor, die Beurteilung der Entscheidungsgüte<br />

auf den Prozess des Entscheidens zu beziehen. Beierle (2002) zog für seine<br />

Analyse der Qualität von „stakeholder-basierten" Entscheidungen beispielsweise die Kriterien<br />

„Kosteneffizienz" und „Beitrag zu innovativen Ideen und Analysen" heran. Multi-kriterielle<br />

Verfahren sind zeit- und ressourcenintensiv. Die vorliegende Konzeption ist ein Vorschlag zu<br />

einem dennoch praktikablen Verfahren. Die Ergebnisse haben – nach Einschätzung der<br />

Teilnehmer des Prozesses – einen hohen Anregungs- und Orientierungswert.<br />

Das Verfahren lieferte im Ergebnis einen differenzierten Zielkatalog, der die Debatte um die<br />

Nachhaltigkeit <strong>netzgebundener</strong> <strong>Versorgung</strong> voranbringen kann. Aus dem Vergleich des<br />

Zielkatalogs mit aus der Wissenschaft definierten Zielvorstellungen ist ersichtlich, dass die<br />

meisten Studien „Klimaschutz", „Ressourcenschonung", „Risikoarmut und Fehlertoleranz",<br />

„Wirtschaftlichkeit" sowie „<strong>Versorgung</strong>ssicherheit" sowohl in den Energiesektoren als auch im<br />

Wassersektor als Oberziele anführen. Als operationalisierte Zielsetzungen werden in der<br />

ökologischen Dimension am häufigsten der „Schutz der Flächen", „Erhöhung der Produktion<br />

und der Nutzung der umweltfreundlichen Energiequellen", „rationelle Energiewandlung",<br />

„Minimierung des Materialverbrauchs" sowie „Artenvielfalt" und „Schutz der Lebensräume"<br />

für wichtig erachtet. Im Sektor Wasser werden am häufigsten die „Reduktion der Quellenverschmutzung"<br />

und der „Erhalt des quantitativen Zustands" genannt (z. B. UBA, 2002; Enquete-Kommission,<br />

2002; Nitsch & Rösch, 2001). In der Gesamtschau der Zielvorstellungen gesellschaftlicher<br />

Akteure sind diese Ziele ebenfalls relevant. Der Vorteil des Zielkatalogs liegt<br />

darin, dass er sektorübergreifend Gültigkeit besitzt, jedoch konkret genug ist, die spezifischen<br />

Anforderungen jedes Sektors abzubilden.<br />

Die Einschätzung der Ausprägungen der Szenarien auf den Kriterien durch die Experten<br />

erbrachte ein differenziertes Bild.<br />

Keines der Szenarien hat ausschließlich Vor- oder Nachteile.<br />

Szenario A ist dasjenige, das dem hypothetischen Zukunftsbild „Integrierte Mikrosysteme"<br />

am nächsten kommt. Es zeichnet sich durch einen umweltorientierten Energiemix aus: 45 %<br />

208


7. Diskussion<br />

Erdgas, 30 % Erneuerbare Energien und ein hoher Anteil dezentraler Anlagen prägen das<br />

Szenario. Die Dezentralität spiegelt sich auch im Dekonzentrationsprozess der Unternehmen<br />

in den <strong>Versorgung</strong>ssektoren wieder. Szenario A ist aus Sicht der Teilnehmer, die die Szenarien<br />

entwickelten, nur bei einem guten Wirtschaftswachstum und einem hohen gesamtgesellschaftlichen<br />

Konsens für das Primat des Umweltschutzes denkbar.<br />

Die dezentralen Anlagen und Unternehmen in Szenario A tragen nach Ansicht der Experten<br />

zur „Sicherung und Steigerung der Beschäftigung" bei, da die dezentralen Anlagen zuerst<br />

gebaut und dann betrieben und gewartet werden müssen. Allerdings tragen die <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

nur in geringem Maße zur gesamtwirtschaftlichen Arbeitsplatzsituation bei.<br />

Die Dezentralität führt andererseits aber zu höheren Kosten für die Erstellung von <strong>Versorgung</strong>sleistungen.<br />

Das wirkt sich negativ auf die „Effizienz der Leistungserstellung" und die<br />

„internationale Wettbewerbsfähigkeit" aus.<br />

Für die Ökologie hat die Dezentralität sowohl positive als auch negative Effekte. Einerseits<br />

erlauben dezentrale Anlagen tendenziell einen höheren Anteil von Kraft-Wärme-Kopplung,<br />

andererseits ist der Materialverbrauch für kleine zentrale Anlagen höher als für große zentrale.<br />

Daneben ist die in Szenario A angenommene dezentrale Siedlungsstruktur eindeutig<br />

negativ wegen des Verbrauchs an Fläche und Landschaft und dem daraus folgenden Mangel<br />

beim Artenschutz, außerdem müssten noch die längeren Fahrstrecken mit dem dadurch<br />

bedingten Energieverbrauch und den entsprechenden Emissionen berücksichtigt werden,<br />

aber der Sektor Verkehr liegt außerhalb des Untersuchungsrahmens.<br />

Ob dezentrale Anlagen auf die Sicherheit der Netze und der Anlagen positiv, negativ oder<br />

indifferent wirken, wurde für den Sektor Strom und Gas unterschiedlich eingeschätzt. Der<br />

Ausfall einer kleinen (dezentralen) Anlage hat eine geringere Auswirkung auf die <strong>Versorgung</strong><br />

als der Ausfall einer großen Anlage; die „Fehlertoleranz" wird entsprechend positiv eingeschätzt.<br />

Dezentrale technische Strukturen sind daher weniger lohnende Ziele für bewusste<br />

Störungen von außen (z. B. terroristische Angriffe). Dieses Argument wird dadurch entkräftet,<br />

dass auch der Ausfall einer großen Anlage durch ein dafür ausgelegtes Netz ausgeglichen<br />

werden kann. Vielmehr wird argumentiert, dass die Sicherheit dezentraler Strukturen geringer<br />

sei, da diese neuen Technologien, Netzstrukturen und Steuerungen noch nicht praxisbewährt<br />

seien. Weiterhin wird zwar konstatiert, dass die Umschlagzeiten bei dezentralen Anlagen<br />

schneller sind und damit eine höhere Reversibilität einmal eingeschlagener Wege gegeben<br />

sei, jedoch der Rückbau der Hochspannungsnetze, die bei dezentralen Anlagen nicht<br />

mehr gebraucht werden, dies konterkariert.<br />

Im Sektor Wasser hat die Dezentralität unterschiedliche Auswirkungen. So können bei dezentraler<br />

Wasserversorgung zwar mehr Grundwasserreserven genutzt und bei dezentraler<br />

Abwassernutzung auch geschont werden, ein überregionaler Ausgleich zwischen niederschlagsarmen<br />

und niederschlagsreichen Gebieten ist aber schwieriger als bei zentral strukturierten<br />

Netzen. Zudem ist die Qualitätssicherung bei dezentralen, in privater Verantwortung<br />

befindlichen Anlagen schwieriger als bei öffentlichen Netzen. Aber nur die Dezentralisierung<br />

ermöglicht im Wassersektor einen Wettbewerb verschiedener Anbieter, da eine Durchleitung<br />

durch Netze anderer Anbieter bei Wasser viel schwieriger ist als bei Strom.<br />

Auch die in Szenario A hohe Dienstleistungsorientierung führt einerseits zu erhöhter Beschäftigung,<br />

da sie aber auch finanziert werden muss, andererseits zu höheren Kosten.<br />

Im Bereich <strong>Versorgung</strong>ssicherheit sind neben der bereits erwähnten „Fehlertoleranz" auch<br />

bezüglich der „Unabhängigkeit von knappen Ressourcen" Stärken zu verzeichnen, bedingt<br />

209


Teil II Empirische Untersuchung<br />

durch den ökologischen Energiemix und den Rückgang des Verbrauchs an Strom, Gas und<br />

Wasser.<br />

Im Bereich „soziale Aspekte" ist Szenario A zwar in den meisten Fällen, aber nicht durchgängig<br />

positiv eingeschätzt. So sind z. B. die soziale Gerechtigkeit (mit Ausnahme der sozialverträglichen<br />

Preise) und die Transparenz in Szenario B besser eingeschätzt als in Szenario A,<br />

weil sie nach Ansicht des Experten unter staatlicher Aufsicht besser zu realisieren sind als in<br />

gesellschaftlicher Konsensbildung.<br />

Charakteristisch für Szenario B ist die Förderung der Ökologie und des Verbraucherschutzes<br />

durch den Staat. Das Wirtschaftswachstum ist nur mäßig. Die starke staatliche Regulierung<br />

führt zu einer Dekonzentration der Unternehmen, allerdings nicht ganz so weit wie in<br />

Szenario A. Der Energiemix ist wie in Szenario A durch einen hohen Anteil von Erdgas und<br />

erneuerbaren Energien geprägt. Der Anteil dezentraler Stromerzeugungsanlagen ist geringer<br />

als in Szenario A, aber immer noch höher als in C und D. Der Anteil dezentraler Anlagen im<br />

Wassersektor ist im Vergleich der vier Szenarien bei B am geringsten.<br />

Bei den wirtschaftlichen Kriterien führt die Trennung der <strong>Versorgung</strong>sbereiche zum Verlust<br />

von Synergieeffekten und damit zu einer geringeren Effizienz der Leistungserstellung. Bei<br />

der „Sicherung und Steigerung der Beschäftigung" wird Szenario B negativ eingeschätzt<br />

wegen des mäßigen Wirtschaftswachstums, allerdings nicht ganz so negativ wie Szenario D.<br />

Die ökologischen Kriterien sind in Szenario B im Wesentlichen durch den ökologisch orientierten<br />

Energiemix geprägt, die Dezentralität spielt demgegenüber nur eine unwesentliche<br />

Rolle. Entsprechend ist die CO 2-Freisetzung gering, jedoch wegen des höheren Stromverbrauchs<br />

nicht so gering wie in A. Der Nachteil des höheren Materialverbrauchs ist wegen<br />

des geringeren Anteils dezentraler Anlagen nicht so ausgeprägt wie in A. Die mittlere Siedlungsstruktur<br />

(Zubau in Randlagen von Ballungsräumen) hat einen nur mäßigen Flächenund<br />

Landschaftsverbrauch zur Folge.<br />

Im Bereich <strong>Versorgung</strong>ssicherheit wird wegen der geringen Dienstleistungsorientierung das<br />

geringe „Angebot einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen" bemängelt. Dagegen ist die<br />

„Unabhängigkeit von knappen Ressourcen" fast so gut wie in Szenario A.<br />

Bei den sozialen Aspekten liegt Szenario B nicht ganz so oft vorn wie Szenario A. Die Schaffung<br />

der in Szenario B dafür vorausgesetzten gesellschaftlichen Randbedingungen wird<br />

allerdings als praktikabler eingeschätzt.<br />

Insgesamt zeigt Szenario B zwar nicht ganz so deutlich ausgeprägte Stärken wie Szenario A,<br />

andererseits aber auch wenig ausgeprägte Schwächen.<br />

In Szenario C wird an zentralen <strong>Versorgung</strong>sstrukturen festgehalten, die Verbesserung der<br />

Effizienz wird vom Staat gefördert. Die dadurch pro erzeugter Energie erzielte Verringerung<br />

von Rohstoffverbrauch und CO 2-Freisetzung wird aber von der Steigerung des Endverbrauchs<br />

mehr als kompensiert. Zusammen mit dem eher konventionellen Energiemix mit<br />

einem hohen Anteil von Kohle bedingt dies eine negative Einschätzung bei Klimaschutz und<br />

Schonung von Rohstoffen. Siedlungsstruktur und Flächenverbrauch liegen wie bei Szenario<br />

B im Mittelfeld.<br />

Durch eine schwache Marktregulierung beherrschen zwei Großunternehmen den Energiemarkt<br />

und integrieren auch den Bereich Telekommunikation. Dies bedingt eine schlechte<br />

Einschätzung hinsichtlich „pluralistischer Marktstruktur". Wegen der relativ hohen Preise für<br />

<strong>Versorgung</strong>sleistungen ist die „Effizienz der Leistungserstellung" nur mittelmäßig.<br />

210


7. Diskussion<br />

Die Dienstleistungsorientierung ist unter allen Szenarien am höchsten, was im Sektor Strom<br />

und Gas zur positiven Einschätzungen bei der „Qualität der <strong>Versorgung</strong>" führt. Demgegenüber<br />

wird im Wassersektor das „Qualitätsniveau" an staatliches Engagement und das „Angebot<br />

einer Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungen" an Dezentralität geknüpft, darum ist hier die<br />

„Qualität der <strong>Versorgung</strong>" in den Szenarien C und D gering.<br />

Die bedeutendste Stärke dieses Szenarios liegt bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit,<br />

die durch eine massive Erhöhung des staatlichen Innovationsbudgets gefördert wird.<br />

Die Einkommensentwicklung ist (bedingt durch das Wirtschaftswachstum) positiv. Die Beschäftigung<br />

ist relativ hoch, allerdings nicht so hoch wie in Szenario A.<br />

Das Szenario D ist die Folge eines längerfristig allein an Wirtschaftlichkeitsüberlegungen<br />

orientierten Handelns, bei dem der Staat sich zurückzieht.<br />

Der Weiterbetrieb alter Anlagen und der wie in Szenario C konventionelle Energiemix bedingen<br />

das unter den vier Szenarien schlechteste Abschneiden bei Klimaschutz und Rohstoffverbrauch;<br />

durch den Weiterbetrieb alter Anlagen werden aber auch Materialien geschont,<br />

die zum Bau neuer, insbesondere kleiner dezentraler Anlagen erforderlich wären. Wegen der<br />

zentralen Siedlungsstruktur hat Szenario D im ökologischen Bereich auch Pluspunkte bei<br />

Schonung von Flächen und Artenschutz.<br />

Im wirtschaftlichen Bereich ist ähnlich wie in Szenario C eine Konzentration der Unternehmen<br />

zu verzeichnen, die dem Ziel einer „pluralistischen Marktstruktur" entgegensteht. Allein<br />

bei der „internationalen Wettbewerbsfähigkeit" schneidet Szenario D positiv ab, bei allen<br />

anderen wirtschaftlichen Kriterien aber negativ – trotz der Orientierung an Wirtschaftlichkeitsüberlegungen.<br />

Im sozialen Bereich hat Szenario D bei allen Kriterien die schlechteste Einschätzung, da eine<br />

„Zweiklassengesellschaft" zu bemängeln ist, die durch die wirtschaftlichen Randbedingungen<br />

entsteht.<br />

Insgesamt wurde Szenario D von den Experten bei der Mehrzahl der Kriterien als das<br />

schlechteste eingeschätzt<br />

Viele Ergebnisse der Experten-Einschätzungen ließen sich nur erzielen, weil die Untersuchung<br />

sich auf Szenarien und nicht nur auf die isolierte Betrachtung von Technologien stützt.<br />

Auch für die gesellschaftlichen Akteure war wichtig, dass Zielvorstellungen an konkreten<br />

Zukunftsszenarien diskutiert werden konnten. Die isolierte Betrachtung von Technologien –<br />

ohne aus einem Szenario die Randbedingungen zu kennen – wurde bereits von IER und ISI<br />

in der im Auftrag des UBA von prognos durchgeführten Studie bemängelt (Bohnenschäfer et<br />

al., 2003). Auch bei der Delphi-Studie „EurEnDel" (2004) besteht keine Vorgabe, unter welchen<br />

Rahmenbedingungen sich die befragten Experten die Zukunft der Technologie vorstellen.<br />

Die Studie versucht dies aufzufangen, indem indirekt eine Zuordnung von Technologien<br />

zu vorgegebenen Szenarien vorgenommen wurde.<br />

Im übrigen kommt die prognos-Studie hinsichtlich der CO 2-Emissionen zu der gleichen<br />

Schlussfolgerung wie die in der hier vorliegenden Studie eingebundenen Experten, dass<br />

Stromerzeugungstechnologien, die auf Kohle basieren, ungünstiger sind als eine mit Erdgas<br />

befeuerte GuD-Anlage. Im Unterschied zur vorliegenden Studie werden hinsichtlich der<br />

Beschäftigungsintensität den Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien (EE) gegenüber<br />

der Vergleichstechnologie Erdgas-GuD-Kraftwerk trotz der dezentralen Erzeugungsstruktur<br />

keine Vor- oder Nachteile zugeordnet, wohl aber ökologische Vorteile (wie vorlie-<br />

211


Teil II Empirische Untersuchung<br />

gend) und ökonomische Vorteile (vorliegend wird argumentiert, dass wir die künftige Entwicklung<br />

der Preise bei konventionellen und erneuerbaren Energien nicht kennen). Beim Vergleich<br />

der mit Erdgas betriebenen Technologien werden bei den dezentralen (KWK, Mikroturbine)<br />

leichte soziale und vor allem ökologische Vorteile gegenüber GuD-Anlagen im Kondensationsbetrieb<br />

ausgemacht (wie vorliegend), beim ökonomischen Kriterium wird kein Voroder<br />

Nachteil zwischen diesen Technologien gesehen (in der vorliegenden Studie haben<br />

dezentrale Anlagen ökonomische Nachteile).<br />

Aus der Sicht gesellschaftlicher Akteure wird Szenario A im Hinblick auf eine nachhaltige<br />

Zukunft – und zwar von allen – als wünschenswert erachtet, jedoch als nicht plausibel eingeschätzt.<br />

Szenario B wird von den Akteuren als plausibler angesehen als Szenario A. Szenario<br />

D wurde zu Beginn des Workshops von der Mehrheit der Teilnehmer als das plausibelste<br />

angesehen. Nach dem gemeinsamen Diskussionsprozess verschob sich diese Einschätzung<br />

zugunsten Szenario B.<br />

Die Stärken im Klimaschutz und der Ressourcenschonung, die dem Szenario A von den<br />

wissenschaftlichen Experten einheitlich attestiert wurden, werden seitens der gesellschaftlichen<br />

Akteure auch als bedeutsam bewertet. Jedoch wird von den Interessenvertretern das<br />

Risiko einer mangelnden kostengünstigen Verfügbarkeit von Rohstoffen (Brennstoffen) für<br />

das Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren als Produzent sowie von <strong>Versorgung</strong>sleistungen<br />

für dessen Kunden hervorgehoben. Dieses Risiko wird von den wissenschaftlichen Experten<br />

auch nicht einheitlich ausgeschlossen. Je nachdem wie realistisch die in Szenario A ausgewiesene<br />

Preisentwicklung für dezentrale und erneuerbare Energien eingeschätzt wird, wird<br />

die kostengünstige Verfügbarkeit im Szenario A in Frage gestellt. Einerseits wurde argumentiert,<br />

dass die Verbraucherpreise von Szenario A nach D zunehmen und daher Szenario A<br />

am Besten zu bewerten ist. Unter anderem Blickwinkel schneiden jedoch Szenario C und D<br />

besser ab, nämlich, wenn man besonderes Gewicht auf die Kosten legt, die durch erprobte<br />

Technik und Nutzung vorhandener Anlagen in C und D geringer sind und durch Erneuerbare<br />

Energien und Neuinvestitionen in dezentrale Anlagen in A und B höher sind.<br />

Die Bewertung der Frage der Sicherstellung der kostengünstigen Verfügbarkeit stellt eine<br />

Konfliktlinie zwischen den gesellschaftlichen Akteuren dar. Aus der Sicht von Wirtschaftsakteuren<br />

geht eine mangelnde kostengünstige Verfügbarkeit mit sinkender Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Wirtschaft und dem Verlust von Arbeitsplätzen (außerhalb der <strong>Versorgung</strong>ssektoren)<br />

einher. Dieses Risiko wird in der Bedeutung höher gewichtet als der in diesem Szenario<br />

vorhandene Nutzen des besseren Umweltschutzes. Beide Aspekte begründen einen Zielkonflikt,<br />

der je nach Interessenslage zu einer unterschiedlichen Einschätzung des Szenarios A<br />

führt. Wie bedeutsam diese Konfliktlinie einzuschätzen ist, zeigen die Ergebnisse der „Zweiergespräche"<br />

im Bewertungs-Workshop. Hier sind sich diejenigen, die sich in der Gewichtung<br />

dieses Kriteriums in den Einzelinterviews am stärksten unterschieden, auch durch den<br />

Austausch von Argumenten nicht näher gekommen.<br />

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die starke Ausdifferenzierung der Zielhierarchie und<br />

die dazu vorhandenen Attributausprägungen dazu verhalfen, eine vertiefte Diskussion um<br />

Zielvorstellungen führen zu können.<br />

Einig war man sich in der prinzipiell hohen Gewichtung des Klimaschutzes, die sich sowohl<br />

in den Einzelinterviews, als auch in der gemeinsamen Gewichtung im Workshop niederschlug.<br />

Ebenso gibt es weitgehend Einigkeit in der Frage der Bedeutung der Innovationsfähigkeit<br />

der <strong>Versorgung</strong>ssysteme und der Sicherung von Arbeitsplätzen für eine nachhaltige<br />

212


7. Diskussion<br />

Zukunft. Selbst in dem Fall, in dem die Experten – wie bei Szenario B – einer Meinung sind,<br />

dass mit einem Beschäftigungsrückgang nicht zu rechnen sei, wird der potentiellen Gefahr<br />

seitens der gesellschaftlichen Akteuren hohe Bedeutung beigemessen. Bei einem moderaten<br />

Wirtschaftswachstum von 1,5% befürchten die Akteure einen negativen Saldo von Entlassungen<br />

in der Steinkohleindustrie und den positiven Beschäftigungseffekten bei den Erneuerbaren<br />

Energien und dem Dienstleistungsmarkt.<br />

Viele der Kriterien flossen in die Debatte bei der Bewertung der Zukunftsoptionen ein. Der<br />

Rückbezug auf die Szenarien ermöglichte eine Konkretisierung der Nachhaltigkeitsdiskussion.<br />

Im Ergebnis zeigte sich, dass die Präferenz für oder gegen einen Zukunftspfad seitens<br />

der gesellschaftlichen Akteure maßgeblich von den Kriterien Klimaschutz, Schonung von<br />

Rohstoffen, Effizienz der Leistungserstellung, kostengünstige Verfügbarkeit, Sicherung und<br />

Steigerung der Beschäftigung, Innovationsfähigkeit, Erhalt und Ausbau von Wissensressourcen<br />

und die sozialen Aspekte der Gerechtigkeit und des Erhalts der sozialen Ressourcen<br />

geprägt ist. Stand der Gesundheitsschutz bei der individuellen Gewichtung an erster Stelle<br />

mit einer geringen interindividuellen Varianz, gelangte man in der kooperativen Bewertung zu<br />

der Auffassung, dass andere Ziele vorrangig zu gewichten seien. Die Akteure teilten die<br />

Einschätzung der Experten, dass die Gewährleistung des Gesundheitsschutzes mit der<br />

Sicherung anderer Kriterien einhergeht, die es folglich prioritär zu fordern gilt. Die Ergebnisse<br />

der individuellen Gewichtung sozialer Kriterien zeigen eine hohe Varianz. In der kooperativen<br />

Gewichtung fokussierte man sich auf einige wenige, wie die soziale Gerechtigkeit. Dabei war<br />

man sich einig, dass diese generell bei der Beurteilung der Nachhaltigkeit von Zukunftspfaden<br />

zu berücksichtigen sind. Lediglich hinsichtlich ihres Stellenwertes im Vergleich zu anderen<br />

Kriterien war man unterschiedlicher Auffassung.<br />

Im Ergebnis lieferte das Verfahren transparente und nicht nur für die Beteiligten, sondern<br />

auch für Außenstehende nachvollziehbare Bewertungsprozesse. Die vertiefte Diskussion<br />

über Chancen und Risiken potenzieller Zukunftspfade im „Stakeholder"-Workshop machte<br />

Zielkonflikte offenbar und erbrachte in vielen Punkten eine Annäherung. Dieser Lernprozess<br />

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224


Anhang<br />

225


226


Inhaltsverzeichnis<br />

A.1 Tabellarische Darstellung der Szenarien 228<br />

A.2 Beschreibung der Ziele 234<br />

A.2.1 Umweltschutz 234<br />

A.2.2 Gesundheitsschutz 236<br />

A.2.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit 237<br />

A.2.4 Wirtschaftliche Aspekte 238<br />

A.2.5 Soziale Aspekte 240<br />

A.3 Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)243<br />

A.3.1 Umweltschutz 243<br />

A.3.2 Gesundheitsschutz 257<br />

A.3.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit 261<br />

A.3.4 Wirtschaftliche Aspekte 278<br />

A.3.5 Soziale Aspekte 293<br />

227


228 A.1. Tabellarische Darstellung der Szenarien<br />

A.1 Tabellarische Darstellung der Szenarien<br />

Inhalte Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

Allg. Rahmenbedingungen<br />

Wirtschaftswachstum 2%/a 1,5%/a 2%/a 1,0%/a<br />

Demographische Entwicklung Schrumpfung der Bevölkerung um 1,5%;<br />

Erhöhung des Bevölkerungsanteils der über 60-jährigen von 25% auf 33%<br />

Räumliche Veränderung der<br />

Verbraucherstrukturen<br />

Gesellschaft und Akzeptanz<br />

Generelle Charakterisierung<br />

Gesellschaftl. Akzeptanz neuer DL<br />

+Technologien<br />

Gesundheitsbezogene Akzeptanz<br />

von <strong>Versorgung</strong>sprodukten<br />

Bedeutung von Transparenz für<br />

Kundenakzeptanz<br />

Komfortbezogene Akzeptanz der<br />

Kunden/Nutzer<br />

Binnenmigration in ländliche<br />

Gebiete<br />

Primat von Klima und Umwelt im<br />

gesellschaftlichen Konsens<br />

Staat setzt sich gegen<br />

Unternehmensinteressen<br />

zugunsten von Klima und Umwelt<br />

durch<br />

Gesundheitsschutz hat hohen Stellenwert<br />

Verbraucherinteresse an Umweltund<br />

Preislabeling<br />

Komfort hat sehr hohen<br />

Stellenwert<br />

staatlich verordnetes Umwelt- und<br />

Preislabeling<br />

Ökologisches Bauen und Wohnen Realisierung auf breiter Front Realisierung in moderatem<br />

Umfang<br />

Nachfragemenge Sinkende Nachfrage n.<br />

Strom/Gas/Wasser >5%;<br />

TK wächst um


Politik<br />

Nationale Umwelt- und<br />

Gesundheitsziele<br />

Inhalte Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

Policy-Mix der Energie- und<br />

Umweltpolitik<br />

Verlagerungen von Entscheidungen<br />

nach Europa<br />

Staatliches Budget zur<br />

Innovationsförderung<br />

Politische Anforderungen an die<br />

<strong>Versorgung</strong>ssicherheit (Zugang)<br />

Investitionen und<br />

Kapitalmärkte<br />

Finanzierungsbedingungen<br />

Sollzinsen<br />

Umschlagszeiten von<br />

Infrastrukturteilen<br />

Durchführung von<br />

Infrastrukturinvestitionen<br />

Größe und Struktur des<br />

Kraftwerksparks<br />

Deckung des Ersatzbedarfs durch<br />

kleine u. mittlere Kraftwerksgrößen<br />

Investitionsbedarf im<br />

Abwasserbereich<br />

Politik folgt gesellschaftlichem<br />

Konsens zugunsten moderater<br />

Umwelt- und Gesundheitsziele<br />

Dominanz marktwirtschaftlicher<br />

Instrumente z. Förderung v.<br />

gesellschaftl. und techn.<br />

Innovationen<br />

Umweltpolitik setzt verlässlichen<br />

Rahmen juristisch und finanziell;<br />

Besonders strenge Grenzwerte<br />

und Verbote für einzelne Stoffe<br />

Staat betreibt aktiv Schutz von<br />

Klima und Umwelt bei Vorgabe<br />

moderater Ziele<br />

Mix aus Ordnungsrecht und<br />

marktwirtschaftl. Instr. z. Fortführung<br />

der Effizienzoffensive<br />

zwecks Beschreitung eines<br />

umweltfreundl. Technologiepfades<br />

Primat auf Wirtschaftlichkeit und<br />

weniger auf Umweltschutz<br />

Dominanz marktwirtschaftlicher<br />

Instr. f. eine forcierte<br />

Technologiepolitik zwecks<br />

Wettbewerbsfähigkeit der<br />

Industrie<br />

Deutliche Verlagerung der Kompetenzen auf die EU-Ebene<br />

Erlass von weiteren Grenzwerten<br />

und Verboten für einzelne Stoffe<br />

Kein Erlass von weiteren<br />

Grenzwerten und Verboten für<br />

einzelne Stoffe<br />

Staat zieht sich zurück<br />

Abbau bestehender<br />

ordnungsrechtlicher und<br />

marktwirtschaftlicher Instrumente<br />

zwecks Stabilisierung der<br />

wirtschaftlichen Situation<br />

Aufweichung von bestehenden<br />

Grenzwerten und Verboten für<br />

einzelne Stoffe<br />

Konstant (+/-10%) Massive Ausweitung um 50% Rückgang um 50%<br />

Fortsetzung des heutigen Ansatzes<br />

einer Strategie der Diversifikation der Energieträgerstruktur und Bezugsquellen<br />

sowie Nutzung von Rationalisierungspotenzialen<br />

Günstig<br />

6%/a<br />

Ungünstig<br />

9%/a<br />

Günstig<br />

6%/a<br />

Nehmen ab Konstant Nehmen ab Konstant<br />

Zum Zubau, Erwelerung, Reparatur<br />

oder Instandhaltung techn. Anlagen<br />

Ersatzbedarf des Kraftwerksparks<br />

zur Stromerzeugung von 50%<br />

Zu 50% Zu 30%<br />

Ausbau- und Sanierungsmaßnahmen umfassen<br />

Kläranlagen, Pumpstationen, Kanalnetze<br />

229 A.1. Tabellarische Darstellung der Szenarien


230 A.1. Tabellarische Darstellung der Szenarien<br />

Inhalte Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

Marktstruktur und<br />

Regulierung<br />

Intensität der Marktregulierung<br />

Mittlere Intensität der<br />

Marktregulierung verstärkt<br />

Dekonzentration<br />

Dominante,<br />

wettbewerbsorientierte<br />

Regulierung erzeugt<br />

Dekonzentration<br />

Schwache Intensität der<br />

Marktregulierung soll die<br />

Entstehung starker deutscher<br />

international ausgerichteter Player<br />

fördern<br />

Mittlere Intensität der<br />

Marktregulierung soll Minimum an<br />

Wettbewerb gewährleisten<br />

Liberalisierungsdruck Hoch durch kartellrechtliche Hoch durch kartellrechtliche Niedrig, lediglich kartellrechtliche Vorgaben<br />

Vorgaben und Unbundling Vorgaben und Unbundling sowie<br />

Preisregulierung<br />

Unternehmens-/ Dekonzentration Oligopol<br />

Marktkonzentration<br />

Jedoch Gesamtzahl der Zudem spielen internationale priv. Nur zwei deutsche international 4-5 deutsche Versorger<br />

<strong>Versorgung</strong>sunternehmen Firmen im Wassersektor eine tätige Großunternehmen prägen dominieren den Markt, im Bereich<br />

schrumpft infolge Kooperationen<br />

von deutschen Unternehmen im<br />

Bereich Ab-/Wasser<br />

wichtigere Rolle<br />

neben ausländischen den Markt,<br />

Integration des TK-Bereichs, im<br />

Wassersektor ist Konzentration<br />

niedriger<br />

(Ab)wasser übernehmen sie<br />

ehemals öffentl. Aufgaben<br />

Marktanteile der 4-5 größten 50% >50% >90% >90%<br />

<strong>Versorgung</strong>sunternehmen<br />

Infrastrukturelle Konvergenz (Multi- MU-Konzepte zielen auf: MU-Konzepte zielen auf: MU-Konzepte zielen auf: MU-Konzepte zielen auf:<br />

Utility)<br />

Nutzung dezentr. Technologien,<br />

Kundenbetreuung,<br />

Netzbetrieb<br />

Kundenbetreuung,<br />

Netzbetrieb<br />

Dezentr., integr. Erzeugungseinh.<br />

Kundenbetreuung,<br />

Netzbetrieb in begrenzt. Umfang<br />

Sektorübergreifende Zunehmende Standardisierung und Integration Zunehmende Standardisierung<br />

Standardisierung zwischen Strom, Gas, (Ab-)Wasser und TK und Integration zw. Strom, Gas,<br />

(Ab-)Wasser und in geringem<br />

Maße TK<br />

Standardisierung innerh. d. Sekt.<br />

Bei Kundenbetreuung und Bei Kundenbetreuung und Bei Einf. dezentr. Bei Kundenbetreuung und<br />

Netzbetrieb, insbes. im Zuge der Netzbetrieb Erzeugungseinheiten Netzbetrieb<br />

Einf. dezentr Erzeugungseinh.<br />

Nimmt zu<br />

Anforderungsprofile der Sektor übergreifende Berufsbilder Erste Sektor übergreifende Neue Berufsbilder im Bereich Geringe Querschnitts-<br />

Beschäftigten<br />

mit Fachkompetenzen in<br />

mehreren <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

Berufsbilder mit Fachkompetenzen<br />

in mehreren<br />

dezentraler <strong>Versorgung</strong>ssysteme anforderungen an Beschäftigte<br />

<strong>Versorgung</strong>ssektoren


Inhalte Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

Produkte und<br />

Dienstleistungen<br />

Dienstleistungsorientierung<br />

Unternehmen sind kunden- und<br />

dienstleistungsorientiert<br />

Ausmaß der Integriertes Facility Management Ausführung komfortbezogener Integriertes Facility Management Ausführung komfortbezogener<br />

Dienstleistungsorientierung bei priv. HH und Unternehmen Dienstleistungen je Sektor primär bei priv. HH und Unternehmen Dienstleistungen je Sektor bei<br />

durch Spezialanbieter und bei Unternehmen durch Versorger durch Versorger privaten HH (Oberschicht) durch<br />

Versorger und kooperierende Versorger<br />

Handwerksbetriebe<br />

Marktdurchdringung von:<br />

Anlagencontracting 30% 5% 30% 10%<br />

Rundum-Sorglos-Paketen 15% 5% 20% 10%<br />

Marktentwicklung von „Smart Einsatz bei priv. HH und Primär Einsatz bei Unternehmen Einsatz bei priv. HH und Einsatz bei priv. HH und<br />

Building" Unternehmen Unternehmen Unternehmen<br />

Marktdurchdringung 30% 5% 30% 10%<br />

Integration von dezentralen Stark ausgeprägt Findet nur vereinzelt statt Bildet die Ausnahme Keine<br />

Anlagen zu „virtuellen Kraftwerken"<br />

Demand Side Management Realisierung auf breiter Basis bei Unklare Randbedingungen Moderate Realisierung bei Schwache Verbreitung trotz ververlässlichem<br />

Regelungsrahmen erschweren Verbreitung verlässlichem Regelungsrahmen lässlichen Regelungsrahmens<br />

aufgrund Konzentration auf<br />

Ballungszentren<br />

Marktdurchdringung 20% 10% 15% 10%<br />

Endverbraucher-Preisentwicklung Preisanstieg in allen Sektoren moderat Deutlicher Preisanstieg in<br />

allen Sektoren<br />

Preiserhöhungen für:<br />

Strom und Gas 1%/a 1,5%/a 2%/a 2,5%/a<br />

Wasser 2%/a 3%/a 3%/a 4%/a<br />

TK 0,5%/a 1,0%/a 1,0%/a 1,5%/a<br />

Preisstruktur Stärkere Gewichtung von verbrauchsabh. Geringere Gewichtung von Stärkere Gewichtung von<br />

gegenüber verbrauchsunabh. Bestandteilen<br />

verbrauchsabh. gegenüber verbrauchsabh. gegenüber<br />

verbrauchsunabh. Bestandteilen verbrauchsunabh. Bestandteilen<br />

231 A.1. Tabellarische Darstellung der Szenarien


232 A.1. Tabellarische Darstellung der Szenarien<br />

Inhalte Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

Technische Entwicklung<br />

Nutzung dezentraler Technologien Dezentrale Technologien prägen Zentrale Technologien prägen Mix Zentrale Technologien prägen den Zentrale Technologien prägen den<br />

und Verfahren Mix bei hohem Anteil v. Tech- bei hohem Anteil dezentr. Tech- Mix; Brennstoffzellen haben Mix; Dezentrale Anlagen<br />

nologien a. Gasbasis als gesellschaftl.<br />

nolog. a. Basis Erneuerb. Energ. Konjunktur überzeugen Bevölkerung nicht<br />

tragfähige Innovation<br />

Anteil a. d. Stromerzeugung 22,5% 14,0% 8,5% 7,5%<br />

Energiemix Orientierung an Umweltschutzzielen Orientierung an Wirtschaftlichkeit<br />

->Gas und Erneuerbare Energien gewinnen stark an Bedeutung; -> Dominanz der Kohle, Nutzung heimischer Braunkohle aber nicht<br />

Nutzung heimischer Braunkohle aber nicht heimischer Steinkohle<br />

heimischer Steinkohle (keine Subventionierung)<br />

Ausstieg aus Kernenergie<br />

Weiternutzung der Kernenergie<br />

Anteil a. d. Stromerzeugung:<br />

Gas Nimmt stark zu auf 45% Nimmt geringfügig zu auf 17%<br />

Öl bleibt konstant bei 1% bleibt konstant bei 1%<br />

Kohle nimmt stark ab auf 24% bleibt konstant bei 52%<br />

Braunkohle / Steinkohle 10% / 14% 8% / 16% 22% / 30% 30% / 22%<br />

Erneuerbare Energien nimmt stark zu auf 30% kaum Zubau gegenüber heute auf 10%<br />

Kernkraft nimmt stark ab auf 0% nimmt ab auf 20%<br />

Zentrale Anlagen auf Basis Offshore Windkraft, Offshore Windkraft, Geringe Wirtschaftlichkeit bremst Ausbau<br />

Erneuerb. Energien<br />

Wasserkraft, Biomasse sind<br />

wettbewerbsfähig<br />

Biomasse, PV-Parks;<br />

nur Wasserkraft ist<br />

Offshore Windkraft (vereinzelt errichtet),<br />

Wasserkraft, Biomasse sind wettbewerbsfähig<br />

wettbewerbsfähig<br />

Anteil. a. d. Stromerzeug. 15% 20% 5%<br />

Dezentrale Anlagen auf Basis Onshore Windkraft, Wasserkraft, Onshore Windkraft, Wasserkraft, Onshore Windkraft, Wasserkraft, PV;<br />

Erneuerb. Energien<br />

Biomasse, PV sind Biomasse sind wettbewerbsfähig,<br />

Nur Biomasse ist wettbewerbsfähig<br />

wettbewerbsfähig<br />

PV wird gefördert<br />

Anteil. a. d. Stromerzeug. 15% 10% 5%<br />

Dezentrale Anlagen auf Gasbasis Mikro- u. Mini-KWK Mini-KWK<br />

(Brennstoffzellen, Stirlingmotoren,<br />

gr. Motoren, Mikrogasturbinen)<br />

(Brennstoffzellen, gr. Motoren,<br />

Mikrogasturbinen)<br />

(Brennstoffzellen, gr. Motoren,<br />

Mikrogasturbinen)<br />

(Brennstoffzellen, gr. Motoren,<br />

Mikrogasturbinen)<br />

Anteil. a. d. Stromerzeug. 7,5% 4% 3,5% 2%<br />

Entw. v. Technolog. z. Effizienz- Hohe Effizienz bei der Erzeugung Orientierung an Rentabilität und<br />

steigerung auf Erzeugerseite<br />

bewährter Technik<br />

Reduktionspot. b. Anl. z. Stromerz 20% 10%


Inhalte Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D<br />

Technische Entwicklung<br />

Entwicklung von Entsorgungs-/ Verstärkte Nutzung dezentraler Nutzung dezentraler Technologien Nutzung dezentraler Technologien Ordnungsrechtliche Vorgaben<br />

Aufbereitungstechnologien im Technologien, verkoppelt mit durch priv. HH durch priv. HH determinieren Nutzung dezentr.<br />

Wassersektor Energieversorgung, durch priv. Technologien durch priv. HH und<br />

Marktdurchdringung von: HH und Unternehmen Unternehmen<br />

Regenwasser-Nutzung 30% 15% 15% 20%<br />

Grauwasser-Recycling 30% 10% 10% 15%<br />

Urin-Separation 5% 0% 1% 0%<br />

Wärmerückgewinn. aus Abwasser 20% 5% 5% 5%<br />

dezentraler Versickerung keine Angabe keine Angabe keine Angabe keine Angabe<br />

Entwicklung von Technologien zur Effizientere Technik spart Effizientere Technik spart Effizientere Technik spart Strom,<br />

Effizienzsteigerung auf der Strom, Wärme und Wasser in Strom, Wärme und Wasser in Wärme und Wasser in priv. HH<br />

Nachfrageseite priv. HH, Gewerbe, Handel und Industrie priv. HH, Gewerbe, Industrie (Oberschicht), Gewerbe, Industrie<br />

Reduktionspotenziale bei:<br />

Strom und Wärme 25% 15% 5%<br />

Im Bereich Wasser 20% 10% 5-10%<br />

TK-Technologien als Enabler für<br />

andere <strong>Versorgung</strong>stechnologien<br />

Einheitliche Plattform seitens TK als<br />

Voraussetzung von Smart-Building<br />

Entwicklung von Netztechnologien Bei Strom: Umbau von Bei Strom: Keine wesentl. Bei Strom: Optimierung der Netze Bei Strom: Keine wesentl.<br />

in den Sektoren Strom+TK Übertragung zu Verteilung Veränderung des Netzes bei bestehender Struktur Veränderung des Netzes<br />

Bei Gas: leichter Ausbau der Verteilung<br />

Gas: punktuell. Ausb. d. Verteilg.<br />

Bei TK: Ausbau der Software und Bei TK: vereinzelter Ausbau der Bei TK: Ausbau der Software und Bei TK: Ausbau der Software und<br />

Netzdienste für „aktive" Netze Software und Netzdienste für Netzdienste für „aktive" Netze nur Netzdienste für „aktive" Netze nur<br />

„aktive" Netze in Pilotprojekten in Pilotprojekten<br />

Entwicklung von Stromspeicher-<br />

Kleine Speicher sind marktreif und zu marktfähigen Preisen verfügbar<br />

technologien: Marktdiffusion 5% 2%


A.2. Beschreibung der Ziele<br />

A.2 Beschreibung der Ziele<br />

A.2.1 Umweltschutz<br />

Ziele<br />

Klimaschutz<br />

Reduktion der CO 2-<br />

Emissionen<br />

Reduktion der Methan-<br />

Emissionen<br />

Reduktion von N 20 aus<br />

Kläranlagen<br />

Landschaftsschutz<br />

Vermeidung von Eingriffen in<br />

das Landschaftsbild<br />

Schaffung und Erhaltung von<br />

Erholungsgebieten<br />

Gewässerschutz<br />

Vermeidung von Schadstoffeinträgen (Nitrat, Schwermetalle, Arzneimit-<br />

tel) in Wasserreservoire (Oberflächengewässer, Grundwasser) zur<br />

Trinkwassererzeugung<br />

Erhalt von Trinkwasserreservoiren<br />

Vermeidung von Schadstoffeinträgen<br />

in Wasserquellen<br />

(Oberflächengewässer,<br />

Grundwasser)<br />

Bodenschutz<br />

Verringerung des Deponieraums zur Senkung der Gefahr von Boden-<br />

kontaminationen in Lagerstätten für radioaktive und toxische Abfälle<br />

Vermeidung von Bodenbelastung<br />

durch Unfälle in<br />

EVU's<br />

Vermeidung von Deponieraum<br />

für radioaktive und<br />

toxische Abfälle<br />

Definition<br />

Reduktion der CO 2-Emissionen von Haushalten, produzierenden<br />

Unternehmen und von Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

Beispiel: Verbesserung der Wirkungsgrade oder Einbau weiterer Luftfilter<br />

bei Kraftwerken<br />

Reduktion der Methan-Emissionen von Haushalten, produzierenden<br />

Unternehmen und von Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren bzw.<br />

ihrer Netze<br />

Beispiel: Vermeidung der Entstehung und des Austritts von Methan aus<br />

Kläranlagen und Abwasserkanälen<br />

Reduktion der N 20-Emissionen von Haushalten, produzierenden<br />

Unternehmen und Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

Beispiel: Reduktion durch geschlossene Anlagen<br />

Vermeidung der Störung des Blicks eines Betrachters durch Objekte<br />

aus den <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

Beispiele: Sendemasten für den Mobilfunk, Masten für Windkraftanlagen<br />

Ausweisung und Erhaltung von Gebieten primär zu Zwecken der<br />

Erholung der Bevölkerung aus ländlichen und Ballungsgebieten<br />

Beispiel: Naturparks, Landschaftsschutzgebiete<br />

Erhalt von Grundwasser führenden Schichten durch Neubildung aus<br />

Fließgewässern und Seen sowie Oberflächengewässern mit Trinkwasserqualität<br />

Beispiele: Wasserschutzgebiete, Trinkwassertalsperren<br />

Beispiel: hormonhaltige/Arzneimittelhaltige Einträge in Seen oder<br />

Flüsse durch Kläranlagen der Siedlungswasserwirtschaft oder durch<br />

die Landwirtschaft<br />

Vermeidung von Bodenbelastungen im Umfeld von Unternehmen der<br />

<strong>Versorgung</strong>ssektoren infolge von Unfällen<br />

Beispiel Austritt von radioaktivem Kühlwassers von Kernkraftwerken<br />

und Verseuchung des Bodens<br />

Beispiel: Bodeneinträge durch die Lagerung von verunreinigtem Gips<br />

aus der Kohleentschwefelung<br />

234


A.2.1 Umweltschutz<br />

Nutzung landwirtschaftlicher Flächen im Rahmen der Energieversor-<br />

gung<br />

Ziele<br />

Vermeidung von langfristigen<br />

Schadstoffakkumulationen<br />

Vermeidung der Übernutzung<br />

landwirtschaftlicher Flächen<br />

Artenschutz<br />

Schutz der Flora<br />

Schutz der Fauna<br />

Schutz von Habitaten<br />

Ressourcenschonung<br />

Materialien<br />

Fläche<br />

Rohstoffe<br />

Wald<br />

Wasser<br />

Definition<br />

Vermeidung von kontinuierlichen Einträgen von Pflanzenschutzmitteln<br />

oder Schwermetallen im Boden<br />

Beispiel: Pestizideinträge bei landwirtschaftlich genutzten Flächen für<br />

die Biotreibstofferzeugung; Schwermetalleinträge im Umfeld von Kohlekraftwerken<br />

Beispiel: Auslaugung des Bodens infolge Anbaus nur einer Pflanzensorte<br />

zur Erzeugung von Biotreibstoffen<br />

Schutz der Pflanzen zwecks Arterhaltung und zur Biodiversität<br />

Beispiel: Schutz einer Pflanzenart, die von Aussterben bedroht ist<br />

Schutz der Pflanzen zwecks Arterhaltung und zur Biodiversität<br />

Beispiel: Schutz einer Tierart, die vom Aussterben bedroht ist<br />

Abiotische Areale zum Erhalt von Rückzugsgebieten für Tiere und<br />

Pflanzen<br />

Beispiele: Seen aufgrund von Tagebauen, aufgelassene Abraumhalden<br />

Sparsamer Einsatz von Stoffen, die während des Baus, Betriebs oder<br />

bei der Demontage von <strong>Versorgung</strong>sanlagen (Kraftwerke, Windräder,<br />

Heizungen) eingesetzt werden<br />

Beispiel: Sand, Mineralien, Metalle zum Bau von Kraftwerken<br />

Ausmaß der anthropogenen Nutzung von Flächen<br />

Beispiele: Errichtung von Siedlungen, Gewerbe- und Industriegebieten,<br />

Gelände für <strong>Versorgung</strong>sunternehmen einschließlich Abraumhalden,<br />

Tagebaugebieten<br />

Sparsamer Einsatz von Brennstoffen zur Produktion von <strong>Versorgung</strong>sleistungen<br />

bei Herstellung und Betrieb<br />

Beispiele: Öl, Gas, Kohle<br />

Vermeidung der Umwandlung des Waldes in andere anthropogene<br />

Nutzungszwecke sowie seine energetische Nutzung<br />

Beispiele: Errichtung von Siedlungen, Gewerbe- und Industriegebieten,<br />

Gelände für <strong>Versorgung</strong>sunternehmen<br />

Sparsamer Einsatz von Wasser in Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

oder zur Wasserbereitstellung; Vermeidung von Wasserverlusten<br />

durch Rohrbrüche oder Leakagen<br />

Beispiele: Sparsamer Einsatz zu Kühlzwecken in <strong>Versorgung</strong>sunternehmen;<br />

Gereinigte Wassermenge für Haushalte und produzierende Unternehmen<br />

zu Konsum- oder Produktionszwecken<br />

235


A.2. Beschreibung der Ziele<br />

A.2.2 Gesundheitsschutz<br />

Ziele<br />

Definition<br />

Schutz vor Luftimmissionen<br />

Mortalität<br />

Morbidität<br />

Beeinträchtigungen<br />

Todesfälle in der Bevölkerung aufgrund von Luftimmissionen<br />

Beispiel: Lungenkrebs durch Feinstäube aus Dieselruß<br />

Körperliche Erkrankungen der Bevölkerung aufgrund von Luftimmissionen<br />

Beispiel: Atemwegserkrankungen durch bodennahes Ozon<br />

Immissionen, die keine gesundheitlichen Schäden, doch Beeinträchtigungen<br />

des Lebensgefühls hervorrufen<br />

Beispiel: Kopfschmerzen, Übelkeit durch Einatmung von Schwefelverbindungen<br />

in der Umgebung von Kraftwerken<br />

Schutz vor radioaktiver Strahlung<br />

Mortalität<br />

Morbidität<br />

Beeinträchtigungen<br />

Todesfälle des Personals und der Bevölkerung aufgrund starker Exposition<br />

radioaktiver Strahlungen aus Kernkraftwerken und Endlagern<br />

während des gewöhnlichen Betriebs, bei Unfällen oder aufgrund von<br />

Terrorangriffen<br />

Körperliche Erkrankungen des Personals und der Bevölkerung aufgrund<br />

Exposition radioaktiver Strahlungen während des Betriebs von<br />

Kernkraftwerken und Endlagern sowie aufgrund der weiteren Verwendung<br />

des Schutts nach Abriss der Anlagen sowie der Metalle der<br />

Brennelemente<br />

Beispiel: Leukämieerkrankungen aufgrund eines Reaktorunfalls<br />

Expositionen, die keine gesundheitlichen Schäden, doch Beeinträchtigungen<br />

des Lebensgefühls hervorrufen<br />

Schutz vor Elektromagnetischen Feldern<br />

Mortalität<br />

Morbidität<br />

Beeinträchtigungen<br />

Todesfälle der Bevölkerung aufgrund starker Exposition elektromagnetischer<br />

Felder<br />

Körperliche Erkrankungen der Bevölkerung aufgrund starker Exposition<br />

elektromagnetischer Felder<br />

Expositionen, die keine gesundheitlichen Schäden, doch Beeinträchtigungen<br />

des Lebensgefühls oder komfortbezogene Einschränkungen<br />

oder wirtschaftliche Schäden hervorrufen<br />

Schutz vor Belastung des Rohwassers/Trinkwassers<br />

Mortalität<br />

Morbidität<br />

Beeinträchtigungen<br />

Todesfälle in der Bevölkerung aufgrund Genusses von verschmutztem<br />

Trinkwassers<br />

Beispiel: Kindersterblichkeit durch verunreinigtes Trinkwasser nach<br />

einem Unfall in einem Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

Körperliche Erkrankungen durch mikrobielle Einträge oder Erkrankungen<br />

durch Schwermetalle oder terroristische Wasserverunreinigungen<br />

Beispiel: Durchfall aufgrund von E.Coli-Bakterien,<br />

Beeinträchtigung infolge der verstärkten Desinfektion des Rohwassers<br />

in Form von Geruch oder schlechtem Geschmack des Wassers<br />

Beispiel: starke Chlorierung des Wassers bei niedriger Rohwasserqualität<br />

236


A.2.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit<br />

A.2.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit<br />

Ziele<br />

Räumliche Verfügbarkeit<br />

In Ballungsräumen<br />

In ländlichen Räumen<br />

Hohe Anschlussdichte von Strom, Gas, Wasser und Telekommunikati-<br />

an für Haushalte, öffentliche und private Unternehmen in Gebieten mit<br />

geschlossener Bebauung in städtischen Randlagen<br />

In Randlagen von Ballungsgebieten<br />

Allzeitige Verfügbarkeit<br />

Verfügbarkeit von Rohstoffen für das Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>s-<br />

sektoren als Produzent sowie von <strong>Versorgung</strong>sleistungen für dessen<br />

Kunden<br />

Kostengünstige Verfügbarkeit<br />

Verminderung von Störpotenzialen<br />

Sicherheit des Netzes<br />

Sicherheit der Anlagen<br />

Anpassungsfähigkeit des <strong>Versorgung</strong>ssystems<br />

Erhalt der Reversibilität<br />

innerhalb des <strong>Versorgung</strong>ssystems<br />

Fehlertoleranz<br />

Qualität der <strong>Versorgung</strong><br />

Sicherung eines hohen<br />

Qualitätsniveaus<br />

Angebot einer Vielzahl von<br />

<strong>Versorgung</strong>sleistungen<br />

Definition<br />

Hohe Anschlussdichte von Strom-, Gas-, Wasser- und Telekommunikation<br />

für Haushalte, öffentliche und private Unternehmen in Gebieten mit<br />

geschlossener Bebauung in den Kernstädten<br />

Beispiel: Stromanschluss direkt am Grundstück des Wohnhauses<br />

Hohe Anschlussdichte von Strom, Gas, Wasser und Telekommunikation<br />

für Haushalte, öffentliche und private Unternehmen in Gebieten mit<br />

geschlossener Bebauung in ländlichen Gebieten<br />

Verfügbarkeit einer ausreichenden <strong>Versorgung</strong> (Strom, Gas, Wasser,<br />

Telekommunikationsdiensten)<br />

Beispiel: 24h <strong>Versorgung</strong> mit Wasser<br />

Beispiel: Kostengünstige Verfügbarkeit von Kohle für das Strom erzeugende<br />

<strong>Versorgung</strong>sunternehmen<br />

Vermeidung von technischen Netzausfällen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

Beispiel Gas: Ausfall des Gasnetzes infolge eines Rohrbruchs<br />

Vermeidung von technischen Ausfällen von <strong>Versorgung</strong>sanlagen<br />

Beispiel Wasser: Aufbereitungsanlagen, Pumpen<br />

Erhaltung der Modifizierbarkeit von Technologiepfaden dahingehend,<br />

dass Wiederherstellbarkeit des Ursprungszustandes ermöglicht wird<br />

und keine Schäden verursacht werden, die irreparabel sind<br />

Beispiel: Nutzung der Windkraft, die nach dessen technischer Überalterung<br />

keine Folgen hinterlässt<br />

Fähigkeit eines <strong>Versorgung</strong>ssystems auch mit einer begrenzten Zahl<br />

fehlerhafter Subsysteme, Komponenten etc. seine spezifische Funktion<br />

der <strong>Versorgung</strong> mit Strom, Gas, Wasser und Telekommunikation zu<br />

erfüllen. Diese wird gewährleistet durch redundante Komponenten etc.<br />

Beispiel: Vermeidung eines Stromausfalls aufgrund techn. Störung in<br />

einem Kraftwerksblock durch Übernahme der Stromproduktion mittels<br />

eines zweiten Blocks<br />

Erhalt eines hohen Qualitätsniveaus von <strong>Versorgung</strong>sleistungen<br />

Beispiel Strom: Sicherstellung der Konstanz von Spannung und Frequenz<br />

im Netz<br />

Angebotsvielfalt an <strong>Versorgung</strong>sleistungen umfasst neben den Kernprodukten<br />

Strom, Gas, Wasser und Telekommunikationsgrunddiensten<br />

(Telefonie) weitere <strong>Versorgung</strong>sleistungen, wie Contracting, Rundum-<br />

Sorglos-Pakete<br />

237


A.2. Beschreibung der Ziele<br />

Ziele<br />

Mittel- bis langfristige gesicherte Verfügbarkeit<br />

Unabhängigkeit von knappen<br />

Ressourcen<br />

Diversifikation von <strong>Versorgung</strong>squellen<br />

Diversifikation von Bezugsquellen<br />

Technologische Diversität<br />

Definition<br />

Langfristig endliche Ressourcen, wie fossile Energieträger, seltene<br />

Metalle, sollen substituiert werden<br />

Für die Strom- und Wärmeerzeugung: Möglichst starke Mischung aus<br />

verschiedenen klassischen (Gas, Öl, Kohle, Kernkraft) und erneuerbaren<br />

Energiequellen (Sonne, Wind, Wasser)<br />

Räumliche (globale) Verteilung der Lagerstätten je Energieträger,<br />

Wasserreservoir<br />

Beispiel: Lagerstätten von Kohle in Europa, Südamerika, Asien etc.<br />

Es sollen möglichst zahlreiche unterschiedliche Verfahrentechniken zur<br />

Sicherstellung der <strong>Versorgung</strong> eingesetzt werden, die unterschiedliche<br />

Ressourcen nutzen und unterschiedliche Einsatzgebiete (Grundlast,<br />

Mittellast, Spitzenlast) aufweisen<br />

Beispiel Strom: Braunkohlekraftwerke mit optimierter Anlagetechnik,<br />

GuD-Kraftwerke, Brennstoffzellen, Spitzenlastturbinen;<br />

A.2.4 Wirtschaftliche Aspekte<br />

Ziele<br />

Erhalt bestehender Arbeitsverhältnisse und Entstehung neuer Arbeits-<br />

plätze bei Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren sowie der Beitrag<br />

der <strong>Versorgung</strong>ssektoren zur gesamtwirtschaftlichen Beschäftigung<br />

und innerhalb der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

Sicherung und Steigerung<br />

der Beschäftigung<br />

Funktionsfähigkeit des Marktes<br />

Pluralistische Marktstruktur<br />

Fortbestand deutscher Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren gegen-<br />

über internationalen Wettbewerbern durch Sicherung des Umsatzes<br />

von <strong>Versorgung</strong>sleistungen<br />

Internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

Vorbeugendes Wirtschaftshandeln<br />

Investitionstätigkeit<br />

Innovationstätigkeit<br />

Definition<br />

Beispiel Erhalt von Arbeitsplätzen im Kohlekraftwerksbereich, jedoch<br />

auch im Bereich von Biomasse gefeuerten BHKW's<br />

Marktaktivität von großen und kleinen Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

in öffentlicher und privatwirtschaftlicher Rechtsform<br />

Beispiele: international tätiger Großversorger, Stadtwerk,<br />

Beispiel: Kontinuierliche Umsatzsteigerungen eines deutschen Gasversorgungsunternehmens<br />

durch Ausdehnung seiner Unternehmensaktivitäten<br />

in Deutschland und im Ausland<br />

Regelmäßige Investitionen gemäß Stand der Technik zur Vermeidung<br />

von noch höheren Investitionskosten durch Totalausfall von <strong>Versorgung</strong>sanlagen<br />

und -netzen<br />

Beispiel: Kontinuierliche Investitionen zur Erhaltung des Wassernetzes<br />

Kontinuierlicher Betrieb von F + E-Aktivitäten sowie Einsatz neuer<br />

Technologien in Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren, um die Vorreiterfunktion<br />

im Vergleich zu den Wettbewerbern zu übernehmen<br />

Beispiel: Bau eines Kohlekraftwerks als Modellanlage mit CO2-<br />

Abscheidung<br />

238


A.2.4 Wirtschaftliche Aspekte<br />

Ziele<br />

Kostendeckende Preise<br />

Deckung der Investitionskosten<br />

Deckung der Betriebskosten<br />

Deckung der internalisierten<br />

Kosten<br />

Deckung der Abgaben<br />

Einkommensentwicklung<br />

Einkommenssteigerung<br />

Einkommenssicherung<br />

Effizienz der Leistungser-<br />

Stellung<br />

Flexibilität<br />

Innovationsfähigkeit<br />

Definition<br />

Vollständige Deckung der fixen Bestandteile der Produktionskosten bei<br />

Erzeugung/Exploration, Transport und Verteilung in den Unternehmen<br />

der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

Beispiel: Deckung der Investitionen in die Modernisierung von Kraftwerken<br />

Vollständige Deckung der variablen Bestandteile der Produktionskosten<br />

Erzeugung/Exploration, Transport und Verteilung bei Unternehmen<br />

der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

Beispiel: Deckung der Kosten für Roh-, Betriebs- und Hilfsstoffe zur<br />

Stromerzeugung in einem Kraftwerk<br />

Vollständige Deckung internalisierter externer Produktionskosten bei<br />

Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

Beispiele: Maßnahmen zur Grundwasserneubildung, Mineralölsteueranteil<br />

als Ökosteuer, Stromsteuer, CO2-Emissionszertifikate<br />

Vollständige Deckung der Abgaben, die aus dem Betrieb von Unternehmen<br />

in den <strong>Versorgung</strong>ssektoren resultieren<br />

Beispiel: Körperschafts-, Gewerbesteuer<br />

Zuwachs des nationalen Volkseinkommens (BIP)<br />

Dabei ist der Einfluss der <strong>Versorgung</strong>ssektoren auf den Zuwachs des<br />

nationalen Volkseinkommens zu würdigen<br />

Konstanz des nationalen Volkseinkommens (BIP)<br />

Dabei ist der Einfluss der <strong>Versorgung</strong>ssektoren auf die Konstanz des<br />

nationalen Volkseinkommens zu würdigen<br />

Kosten bezogene Effizienz bedeutet den sparsamen Einsatz von<br />

Geldmitteln durch die Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren zur<br />

Erstellung ihrer <strong>Versorgung</strong>sleistungen als auch hinsichtlich des Einsatzes<br />

der erhaltenen öffentlichen Fördermittel.<br />

Beispiel: Stetige Investitionen zur Erhaltung des Wassernetzes im<br />

Vergleich zur einmaligen Generalsanierung des gesamten Netzes<br />

Gesamtwirtschaftl. Effizienz bedeutet eine Preisbildung für <strong>Versorgung</strong>sleistungen,<br />

die Monopolgewinne vermeidet<br />

Beispiel: Idealtypische Situation: Grenzkosten gleich Preis<br />

Umwelt bezogene Effizienz bedeutet einen möglichst geringen Einsatz<br />

von realen Größen (Stoffen/Gütern) zur Erzeugung von <strong>Versorgung</strong>sleistungen<br />

Beispiel: Sparsamer Einsatz von Ressourcen zur Stromerzeugung<br />

Maß, in wieweit Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren in der Lage<br />

sind technische Neuerungen bei konventionellen oder bei innovativen<br />

Technologien in ihren Unternehmen zu implementieren<br />

Beispiel: Hinzunahme von gasgefeuerten GuD-Kraftwerken und Brennstoffzellen<br />

in das unternehmenseigene Portfolio zur Stromerzeugung<br />

239


A.2. Beschreibung der Ziele<br />

Ziele<br />

Anpassungsfähigkeit an<br />

Markterfordernisse<br />

Erhalt und Entwicklung des Wissenskapitals<br />

Erhalt von Wissen zu bestehenden<br />

Technologien<br />

Erhalt und Entwicklung<br />

institutioneller Innovationen<br />

Aufbau von Wissen zu neuen<br />

Technologien<br />

Erhalt der Reversibilität<br />

innerhalb des <strong>Versorgung</strong>ssystems<br />

Fehlertoleranz<br />

Definition<br />

Fähigkeit von Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren sich sowohl<br />

angebotsseitigen als auch nachfrageseitigen Erfordernissen anzupassen.<br />

Beispiel: Angebotsseite: Orientierung an den eingesetzten Technologien<br />

der Wettbewerber<br />

Beispiel Nachfrageseite: Orientierung an Kundenwünschen, wie Ausweis<br />

von Preisbestandteilen oder des eingesetzten Anlagenmixes zur<br />

Stromerzeugung in der Rechnung<br />

Erhalt des Fachwissens in den Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

bezüglich des Betriebs von <strong>Versorgung</strong>sanlagen durch Begrenzung<br />

der Auslagerung an Fremdfirmen<br />

Beispiel: Stadtwerk behält Kernbestand an Personal zum Betrieb,<br />

Wartung, und Reparatur von Stromerzeugungsanlagen<br />

Erhalt und Ausbau von Kooperationen zwischen Unternehmen der<br />

<strong>Versorgung</strong>ssektoren oder produzierenden Unternehmen und Forschungsinstitutionen<br />

zwecks Generierung neuer Produkte, Produktionsprozesse<br />

und zur Verringerung von Herstellungskosten<br />

Beispiel: Vergabe von Forschungsaktivitäten an entsprechende Institute<br />

von Hochschulen<br />

Aufbau des Fachwissens in den Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

bezüglich neuester <strong>Versorgung</strong>stechnologieentwicklungen durch<br />

Weiterbildung und eigener F+E-Aktivitäten<br />

Beispiel: Stadtwerk hält sich eigene Personalkapazitäten, die die<br />

Entwicklung der Technologien von Stromerzeugungsanlagen verfolgen<br />

Erhaltung der Modifizierbarkeit von Technologiepfaden dahingehend,<br />

dass Wiederherstellbarkeit des Ursprungszustandes ermöglicht wird<br />

und keine Schäden verursacht werden, die irreparabel sind<br />

Beispiel: Nutzung der Windkraft, die nach dessen technischer Überalterung<br />

keine Folgen hinterlässt<br />

Fähigkeit eines <strong>Versorgung</strong>ssystems auch mit einer begrenzten Zahl<br />

fehlerhafter Subsysteme, Komponenten etc. seine spezifische Funktion<br />

der <strong>Versorgung</strong> mit Strom, Gas, Wasser und Telekommunikation zu<br />

erfüllen. Diese wird gewährleistet durch redundante Komponenten etc..<br />

Beispiel: Vermeidung eines Stromausfalls aufgrund techn. Störung in<br />

einem Kraftwerksblock durch Übernahme der Stromproduktion mittels<br />

eines zweiten Blocks<br />

A.2.5 Soziale Aspekte<br />

Beispiel: kein bevorrechtigter Zugang von landwirtschaftlichen Betrie-<br />

ben zur Wassernutzung gegenüber den Haushalten<br />

Ziele<br />

Soziale Gerechtigkeit<br />

Sozialverträgliche Preise für<br />

Haushalte<br />

Gleichberechtigter Zugang zu<br />

Ressourcen von Haushalten,<br />

öffentlichen Einrichtungen<br />

und Unternehmen<br />

Definition<br />

Preishöhe je Einheit <strong>Versorgung</strong>sleistung, die einen bestimmten Anteil<br />

des durchschnittlichen Haushaltseinkommens nicht überschreitet<br />

Beispiel: Wasserpreis pro m 3 sollte bestimmten Anteil des durchschnittlichen<br />

Haushaltseinkommens nicht überschreiten<br />

Kein bevorrechtigter Zugang eines volkswirtschaftlichen Sektors<br />

zulasten der anderen Sektoren<br />

240


A.2.5 Soziale Aspekte<br />

Ziele<br />

Gewährleistung einer Grundversorgung<br />

für alle<br />

Faire Rechts- und Vertragsgestaltung<br />

zur <strong>Versorgung</strong> für<br />

alle<br />

Vertretbares Wohlstandsgefälle<br />

Geschlechtergerechtigkeit<br />

Regionale Gerechtigkeit<br />

Gleichberechtigter Zugang der Bevölkerungen in Industrie- und Ent-<br />

wicklungsländern zu Ressourcen<br />

Beispiel: Energieträger (Öl, Erdgas, Biogas, Kohle, Wasserstoff,<br />

Erneuerbare Energie) zur Strom- und Wärmeerzeugung<br />

Internationale Verteilungsgerechtigkeit<br />

der Ressourcennutzung<br />

(Industrie- und<br />

Entwicklungsländer)<br />

Gleichheit der Lebensverhältnisse<br />

Partizipation<br />

Gesellschaftliche Zielformulierung<br />

Planungsverfahren<br />

Transparenz<br />

Verbraucherinformation der <strong>Versorgung</strong>ssektoren für die privaten<br />

Haushalte sollen Abrechnungsmodalitäten, Nennung von Qualitätspa-<br />

rametern übersichtlich dargestellt enthalten.<br />

Verständlichkeit der Verbraucherinformation<br />

und Verträge<br />

der <strong>Versorgung</strong><br />

Angabe der Höhe der Preise<br />

Angabe der Preisbestandteile<br />

Definition<br />

Kein Ausschluss von <strong>Versorgung</strong>sleistungen (Wasser/Abwasser,<br />

Strom, Gas) in finanziellen Notlagen von privaten Haushalten<br />

Beispiel: keine Absperrung des Wassers bei Insolvenz eines Haushalts<br />

Stärkung der Mängelrechte für private Haushalte sowie Einräumung<br />

von Kündigungsmöglichkeiten<br />

Beispiel: Verstärkung der Mängelrechte von privaten Haushalten bei<br />

Stromausfall<br />

Einkommensunterschiede zwischen obersten und untersten 10% der<br />

Bevölkerung von Deutschland sollte nicht zu groß sein. Dabei ist der<br />

Einfluss der <strong>Versorgung</strong>ssektoren auf das Wohlstandsgefälle zu<br />

würdigen<br />

Ausrichtung der Nutzungsprofile an den Bedürfnissen beider Geschlechter<br />

sowie Chancengleichheit innerhalb der Unternehmen<br />

Beispiel: Tarifangebote zugeschnitten auf weibliche Bedürfnisse;<br />

Chancengleichheit bei der Erlangung von Führungspositionen in<br />

Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

Trend zur gleichmäßigen Verteilung des BIP Wachstums im Raum.<br />

Dabei ist der Einfluss der <strong>Versorgung</strong>ssektoren auf die Verteilung des<br />

BIP Wachstums zu würdigen.<br />

Beispiel: Gleiche Steigerungsraten des BIP in Ballungs- und ländlichen<br />

Räumen<br />

Teilnahme der Bevölkerung in Deutschland an der gesellschaftlichen<br />

Zielfindung und an Umsetzungsstrategien auf lokaler, nationaler und<br />

internationaler Ebene<br />

Beispiel: lokale Agenda 21, Nachhaltigkeitsstrategie<br />

Dabei ist der Einfluss der <strong>Versorgung</strong>ssektoren auf gesellschaftliche<br />

Zielfindungen zu würdigen.<br />

Teilnahme der Bürger in Deutschland an Planungsverfahren in Bezug<br />

auf die <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

Beispiel: Bebauungsplan, Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

Beispiele: Abrechnungszeitraum, Häufigkeit der Vorauszahlung; Gute<br />

Gliederung, verständliche Sprache in der Abrechnung, Nennung von<br />

Zahlungsbedingungen<br />

Offenlegung des Gesamtpreises pro Einheit <strong>Versorgung</strong>sleistung<br />

Beispiel: Durchschnittlicher Gesamtpreis pro Einheit für Gas, Strom,<br />

Wasser auf der Rechnung<br />

Offenlegung der Preisbestandteile für die Wertschöpfungsbereiche<br />

Exploration/Erzeugung, Transport, Verteilung einschließlich aller<br />

241


A.2. Beschreibung der Ziele<br />

Ziele<br />

Angabe über die Bereitstellung der reinen <strong>Versorgung</strong>sleistung oder<br />

zusätzlich weiterer Dienstleistungen sowie Angabe der Herstellungs-<br />

weise von <strong>Versorgung</strong>sleistungen<br />

Angabe der Leistungsbestandteile<br />

(Herkunft und Art<br />

der Leistung)<br />

Angabe der Marktstrukturen<br />

Soziale Sicherheit<br />

Vermeidung von Armut<br />

Sicherstellung einer medizinischen Grundversorgung sowie Altersver-<br />

sorgung der Beschäftigten von Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

Erhalt sozialer Sicherungssysteme<br />

Sicherung angemessener<br />

Mindestlöhne<br />

Sicherung humaner Arbeitsbedingungen<br />

Sozialverträgliche Gestaltung<br />

des Beschäftigungswandels<br />

Erhaltung der sozialen Ressourcen<br />

Übernahme von Verantwortung<br />

der Gesellschaft für<br />

nachfolgende Generationen<br />

Erhalt von unterstützenden Aktivitäten von Unternehmen der Versor-<br />

gungssektoren zur Funktionsfähigkeit des Gemeinwesens einer<br />

Gebietskörperschaft<br />

Beispiele: Sponsoring von örtlichen Vereinen, Vergabe von Mitteln zur<br />

Förderung der Jugendarbeit<br />

Übernahme von Verantwortung<br />

der <strong>Versorgung</strong>sunternehmen<br />

für die Daseinsvorsorge<br />

Schaffung sozialer Standards in Entwicklungsländern durch Unter-<br />

nehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren aus Industrieländern<br />

Übernahme von Verantwortung<br />

von Unternehmen in<br />

Entwicklungsländern<br />

Definition<br />

Steuern pro Einheit Gas, Strom, Wasser auf der Rechnung<br />

Beispiel: Netzkosten für Strom als Preisbestanteil der Wertschöpfungsstufe<br />

Transport<br />

Beispiel: Vertragsbestandteile sind die Lieferung von Strom als auch<br />

die monatliche Darstellung des Strombezugsprofils; zudem Angabe<br />

der Anlagengröße (Kraftwerk, BHKW) oder der Energiequelle (Gas,<br />

Kohle, Erneuerbare Energien)<br />

Transparenz der Eigentümerschaft von Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

Beispiel: Angabe des Anteils eines privaten <strong>Versorgung</strong>sunternehmens<br />

an einem Stadtwerk<br />

Vermeidung von finanzieller Armut von arbeitslos gewordenen Beschäftigten<br />

von Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren durch Existenz<br />

einer Arbeitslosenversicherung<br />

Beispiel: Zahlung von Arbeitslosengeld an einen Mitarbeiter, dessen<br />

Arbeitsplatz durch die Stillegung eines Kernkraftwerks verloren ging<br />

Einhaltung von Mindestlöhnen bei Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren,<br />

die einen angemessenen Beitrag zum Lebensstandard in<br />

Deutschland ermöglichen<br />

Beispiel: keine Dumping-Löhne<br />

Begrenzung der täglichen Arbeitszeit sowie Gewährleistung des<br />

Arbeitsschutzes bei Unternehmen der <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

Beispiel: Einhaltung der maximalen täglichen Arbeitszeit von 12 h<br />

Vermeidung von Friktionen (Anstieg der Anforderungen an Mitarbeiter<br />

steigen infolge Erweiterung oder Neuausrichtung der Tätigkeitsfelder)<br />

beim Strukturwandel in den <strong>Versorgung</strong>ssektoren<br />

Beispiele: Fortbildungen der Mitarbeiter,<br />

Erhalt der Aktivitätsvielfalt zukünftiger Generationen<br />

Dabei ist der Einfluss der <strong>Versorgung</strong>ssektoren auf den Erhalt der<br />

Aktivitätsvielfalt zukünftiger Generationen zu würdigen<br />

Beispiel: Vermeidung der Nutzungseinschränkung von Landschaftsteilen<br />

durch Lager für Kernbrennelemente<br />

Beispiele: Zulassung von Gewerkschaften, keine Kinderarbeit<br />

242


A.3 Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Hinweis: Die Nummerierung der Experten ist konsistent in allen 5 folgenden Abschnitten.<br />

A.3.1 Umweltschutz<br />

Ziele<br />

Reduktion der<br />

CO2-Emissionen<br />

(Strom/Gas)<br />

Vergleich<br />

Szenarien<br />

A > B»C > D<br />

Experte 1<br />

A = B»D = C<br />

Experte 2<br />

revidiert zu<br />

A > B»D > C<br />

Gesichtspunkte<br />

Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

CO2-Emissionen hängen vorwiegend v Einsatz<br />

fossiler Energieträger ab. Verstärkte Nutzung<br />

Erneuerbarer Energien inkl. Gruben-, Klär- und<br />

Deponiegas führt zur Reduktion. Vermehrter<br />

Einsatz von Gas anstelle von Kohle verringert<br />

Emissionen. Emissionen werden u.a. wirtschaftlicher<br />

Entwicklung beeinflusst. Emissionen<br />

steigen bei erhöhtem Verkehrsaufkommen.<br />

Anteil von Kohle an Stromerzeugung<br />

Gasanteil an Stromerzeugung<br />

Anteil EE an Stromerzeugung<br />

Anteil KWK an Stromerzeugung<br />

Gas- u. Stromverbrauch<br />

Siedlungsstruktur<br />

Rechnung u. Gesamtbewertung nur für Stromerzeugung,<br />

aus Erzeugung, Technikmix, Wirkungsgrad<br />

u. Brennstoffumsatz, ohne Vorketten,<br />

ergibt CO2-Freis.:<br />

(berechneter Wert)<br />

CO2-Freis. d. Stromerz. bezogen auf Szen. A<br />

CO2-Freis. d. Stromerz. bezogen auf 2003<br />

Bewertung für gesamte CO2-Freis. (auch für<br />

nicht-Stromerzeugung) auf Basis eigener Überschlagsrechnung.<br />

Kriterien: Nachfrage, Anlagenmix,<br />

Effizienzsteigerung.<br />

Gesamtfreisetzung<br />

Gesamtfreisetzung bezogen auf heute<br />

(Gesamtfreisetzung bezogen auf A)<br />

(Freisetzung nur aus Stromerzeugung u. FW)<br />

(nur aus Stromerzeug. u. F1714 bezogen auf A)<br />

gering (+)<br />

steigt (+)<br />

steigt (+)<br />

gehen zurück (+)<br />

"aufs Land" (-)<br />

Stromerzeugung<br />

sinkt um 5%<br />

170-190 Mt<br />

(180 Mt)<br />

-48%...-42%<br />

Szenarien<br />

A B C D<br />

714 Mt<br />

-156 Mt<br />

-17% (-15%...-20%)<br />

(215 Mt)<br />

gering (+)<br />

steigt (+)<br />

steigt (+)<br />

konstant<br />

Stadtrand<br />

Stromerzeugung<br />

gleich<br />

180-200 Mt<br />

(187 Mt)<br />

=1,04xA<br />

-45%...-39%<br />

751 Mt<br />

-120 Mt<br />

-14% (-10%...-15%)<br />

(=1,05xA)<br />

(226 Mt)<br />

(=1,05xA)<br />

hoch (-)<br />

steigt gering (-)<br />

bei 10% (-)<br />

20% (+)<br />

steigen mäßig (-)<br />

Stadtrand<br />

Stromerzeugung<br />

wächst um 2% 1<br />

260-280 Mt<br />

(262 Mt)<br />

=1,46xA<br />

-21%...-15%<br />

875 Mt<br />

+5 Mt<br />

-0% (-3%...+2%)<br />

(=1,23xA)<br />

(337 Mt)<br />

(=1,57xA)<br />

hoch (-)<br />

steigt gering (-)<br />

bei 10% (-)<br />

20% (+)<br />

konstant<br />

Konz.i Ballungsz(+)<br />

Stromerzeugung<br />

gleich<br />

260-280 Mt<br />

(264 Mt)<br />

=1,47xA<br />

-21%...-15%<br />

876 Mt<br />

+6 Mt<br />

+1% (0%...+5%)<br />

(=1,23x4)<br />

(349 Mt)<br />

(=1,63xA)<br />

Urteilssicherheit<br />

4<br />

5<br />

1 Die Steigerung der gesamten Strom-Nachfrage in Szenario C ist in der Szenario-Beschreibung nur qualitativ angegeben. In Abstimmung mit den Experten wurde die Steigerung auf 2% festgelegt.<br />

243 A.3.1 Umweltschutz


244 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele Vergleich Gesichtspunkte Szenarien Urteils-<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D sicherheit<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

A > B»C > D Rechnung u. Gesamtbewertung nur für Strom- Stromerzeugung: Stromerzeugung: Stromerzeugung: Stromerzeugung: 3<br />

erzeugung, aus Erzeugung, Technikmix, Wirkungsgrad<br />

u. Brennstoffumsatz, einschl.<br />

geht um 5% zurück gleich wächst um 2% 1 gleich<br />

Experte 3<br />

Gewinnung der Primärenergieträger; Öl-KW u.<br />

Mikro-KWK als vernachlässigbar ausgelassen<br />

CO2-Freis. d. Stromerz. absolut (berechnet) (194 Mt) (203 Mt) (274 Mt)) (288 Mt)<br />

CO2-Freis. d. Stromerz. bezogen auf Szen. A =1,04xA =1,41xA =1,48xA<br />

CO2-Freis. d. Stromerz. bezogen auf "heute -35% -32% -8% -4%<br />

Reduktion der D > B > C > A Steigerung Bedarf el. Energie gegenüber 2004 Um 1- 4 Prozent Um 0,5 – 1 Prozent Um 1- 3 Prozent keine nennenswerte<br />

2<br />

CO2-Emissionen Experte 8<br />

(Unter Zugrundlegung d. Strommenge v. 2004)<br />

Änderung<br />

(luK)<br />

Bedarf an elektrischer Energie in Deutschland<br />

durch vermehrten Einsatz v. Mess- und Regeltechnik<br />

(Betrachtung d. Betriebs) wg.<br />

virtuellen Kraftwerken,<br />

dezentraler Energiewandlung, Gebäudeautomation,<br />

Energieeffizienzdienstleistungen<br />

Reduktion der A>B=C>D Wesentlichen Einfluss auf CO2-Emissionen hat<br />

3<br />

CO2-Emissionen Experte 6<br />

der Energieverbrauch. Dezentrale Anlagen zur<br />

Wasseraufbereitung (Grauwasser, Regenwasser)<br />

und technischen Abwasserreinigung haben<br />

(Wasser)<br />

einen höheren Energieverbrauch als eine<br />

zentrale Wasserversorgung. (Einsparungen bei<br />

den zentralen Systemen sind berücksichtigt)<br />

Strommehrverbrauch inf. Regenwassernutzung 187 GWh/a 94 GWh/a 94 GWh/a 125 GWh/a<br />

Strommehrverbrauch inf. Grauwassernutzung 580 GWh/a 193 GWh/a 193 GWh/a 483 GWh/a<br />

Wärmerückgewinnung kann den Energiemehrverbrauch<br />

teilweise kompensieren: -812 GWh/a -204 GWh/a -204 GWh/a -204 GWh/a<br />

Rückgang oder Anstieg des Energieverbrauchs<br />

durch dezentrale Abwassertechnik, Regen- u.<br />

Grauwassernutzung insgesamt -45 GWh/a +83 GWh/a +83 GWh/a +404 GWh/a<br />

Anmerk. von MUT: Für Bereich Wasser<br />

signifikant (A>B=C>D), insgesamt unbedeutend<br />

(


"Absolut gesehen<br />

sind Unterschiede<br />

unbedeutend"<br />

Ziele Vergleich Gesichtspunkte Szenarien Urteils-<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D sicherheit<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Reduktion der insg. gering Methan wird vorwiegend in Landwirtschaft,<br />

2<br />

Kohlebergbau, bei Erdgasverteilung und in<br />

Methan-<br />

für Strom/Gas:<br />

Abfallwirtschaft (Deponien) freigesetzt. Verstärkte<br />

Nutzung von Gruben-, Klär- und Depo-<br />

Emissionen D>C>A>B<br />

(Strom/Gas) Experte 1<br />

niegas führt zur Reduktion.<br />

Betrachtet werden aber nur energiebedingte<br />

Emissionen inkl. Steinkohlenbergbau und<br />

Gasverteilung<br />

Gasanteil an Stromerzeugung steigt (-) steigt (-) steigt gering (0) steigt gering (0)<br />

Nutzung der heimischen Kohle keine (+) keine (+) keine (+) keine (+)<br />

Gas- und Stromverbrauch gehen zurück (+) konstant (0) steigen mäßig (-) konstant (0)<br />

Wirtschaftswachstum 2% 1,5% (+) 2% 1% (+)<br />

Nutzung von Klär-, Deponie- und Biogas verstärkt (+) verstärkt (+) verstärkt (+) weniger<br />

Bei Bergbau kein Unterschied. Unterschiede<br />

zwischen den jeweiligen Szenarien sind daher<br />

auf verstärkte Nutzung von Gruben- und Klärgas<br />

oder die absolute Höhe der Gasverbräuche<br />

zurückzuführen. Absolut gesehen sind<br />

Unterschiede unbedeutend da andere<br />

Hauptemittenten (Landwirtschaft > 60%)<br />

A = B = C = D<br />

Experte 2<br />

Aus den Szenarienbeschreibungen ergeben<br />

sich keine eindeutigen Hinweise. Emissionen<br />

etwa wie heute etwa wie heute etwa wie heute etwa wie heute 4<br />

hängen vor allem von Leckagen ab, nicht von<br />

siehe hierzu Aus-<br />

Fördervolumen. Viel Biogas + viel Hausansage<br />

Experte 1:<br />

schlüsse + viel Biomasse-Verrottung = hohe<br />

Methanemissionen. Entscheidend ist Wille zur<br />

Reduktion der Methanemissionen. In den<br />

Szenarienbeschreibungen aber nicht erkennbar.<br />

Nach Szenario-Kurzdarstellung, Zeile 3<br />

müsste jedoch A besser B besser C besser D<br />

sein.<br />

keine Aussage Wegen widersprechender Tendenzen und Freisetzung aus Freisetzung aus<br />

Experte 3<br />

extremer Unsicherheit: Keine Aussage möglich Gasproduktion Gasproduktion<br />

höher, aus Abfällen höher, aus Abfällen<br />

und Tierhaltung<br />

geringer<br />

und Tierhaltung<br />

geringer<br />

Reduktion der D > C > B > A Hauptquellen sind anaerobe Faulgruben. Eine A, B: 3<br />

Methan- Experte 6 Gasnutzung findet i.d.R. nicht statt, da auf<br />

Emissionen<br />

(Wasser)<br />

Hausbasis mit üblicher Technik nicht wirtschaftlich.<br />

Jede Ausweitung der dezentralen anaeroben<br />

Vorbehandlung ist schlechter (6,6 kg<br />

CH4/Einw a) im Verhältnis zur zentralen<br />

Technik. Emission aus Kläranlagen ist im<br />

Verhältnis zu anderen Quellen gering.<br />

Methan aus Kleinkläranlagen ++ +++<br />

C, D: 5<br />

245 A.3.1 Umweltschutz


246 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele Vergleich Gesichtspunkte Szenarien Urteils-<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D sicherheit<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Reduktion der A = B = C = D Hauptverursacher sind industr. Prod. und 1<br />

N 20-Emissionen Experte 1 Landwirtschaft.<br />

N20 aus Kläranl. ist unbedeutend.<br />

aus Kläranlagen<br />

A = B = C = D Vermutlich technisch lösbar, unabhängig von etwa wie heute etwa wie heute etwa wie heute etwa wie heute 3<br />

Experte 2<br />

Anlagenstruktur (zentral/dezentral). Nach<br />

Szenario-Kurzdarstellung (Zeile 3) müsste A<br />

besser B besser C besser D sein, allerdings<br />

finden sich in den Szenarienbeschreibungen<br />

m.E. keine eindeutigen Hinweise auf die<br />

Umsetzung.<br />

keine Aussage keine Aussage<br />

Experte 3<br />

A = B = C = D<br />

Experte 6<br />

Emissionen sind sehr gering und hängen nicht<br />

von der Technik ab<br />

4<br />

Vermeidung von D > C > B > A Zersiedelung incl. Verkehrswege, Windkraftanl. 3<br />

Eingriffen in das Experte 2<br />

Landschaftsbild<br />

Schaffung und<br />

Erhaltung von<br />

Erholungsgebieten<br />

Eingriffe in das Landschaftsbild im Wesentlichen<br />

durch Zersiedelung. Ob stärkere Nutzung<br />

reg. Energie od. dezentr. Erzeug. wesentlich zu<br />

Beeinflussung d. Landschaftsbilds beiträgt, ist<br />

aus Sz. nicht ableitbar<br />

Eingriffsintensität hoch moderat gering Vermeid. v. Eingr.<br />

D > C > B > A Übertragungsnetze weniger konst. konst. konst. 3<br />

Experte 3 Inlandwindanlagen mehr konst. konst. konst.<br />

Offshorewindanlagen viel mehr viel mehr wenige Ausbau<br />

B > D > C = A Zersiedelung und Bauen sehr schlecht schlecht schlecht etwas schlecht 4<br />

Experte 4<br />

Kraftwerkspark (gleich wg. gegenlf. Effekte) gleich schlecht gleich schlecht gleich schlecht gleich schlecht<br />

Telekomm: kein Ausbau gleich gleich gleich gleich<br />

Rohstoffgewinnung etwas schlecht (etwas) schlecht erh.-sehr schlecht sehr schlecht<br />

Biomassegewinnung etwas gut etwas gut neutral neutral<br />

Gesamtbewertung schlecht etwas schlecht schlecht etw. schl. - schl.<br />

keine Aussage Hinweise sind nicht in den Szenariobeschreibungen<br />

3<br />

Experte 2<br />

enthalten<br />

revidiert zu:<br />

revidiert zu Hinweise sind nicht in den Szenariobeschreibungen<br />

enthalten, die erkennen<br />

A = B = C = D<br />

lassen, dass Unterschiede existieren<br />

B>A=C=D Siedlungsstruktur B>A B=C C C > A Zersiedelung und Bauen sehr schlecht schlecht schlecht etwas schlecht 4<br />

Experte 4<br />

Kraftwerkspark (gleich wg. gegenlf. Effekte) gleich schlecht gleich schlecht gleich schlecht gleich schlecht<br />

Telekomm: kein Ausbau gleich gleich gleich gleich<br />

Rohstoffgewinnung etwas schlecht (etwas) schlecht erh.-sehr schlecht sehr schlecht<br />

Gesamtbewertung erheblich schlecht schlecht schl. - erh. schl. schlecht


Ziele<br />

Erhalt von<br />

Trinkwasserreservoiren<br />

Vergleich<br />

Szenarien<br />

keine Aussage<br />

Experte 2<br />

revidiert zu<br />

A = B = C = D<br />

A>D>B>C<br />

Experte 3<br />

A»B = D > C<br />

Experte 4<br />

A>B>C=D<br />

Experte 6<br />

A»B > C > D<br />

Experte 7<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

A B C D<br />

Hinweise sind nicht in den Szenariobeschreibungen<br />

enthalten<br />

revidie r zu<br />

Hinweise : sind nicht in den Szenariobeschreibungen<br />

enthalten, die erkennen<br />

lassen, dass Unterschiede existieren<br />

Wasserverbrauch Rückgang >5% bleibt gleich steigt leicht bleibt gleich oder<br />

sinkt leicht<br />

Wasserverbrauch<br />

zentrale / dezentrale Wassergewinn.flächen<br />

Braunkohleabbau<br />

Gesamtbewertung<br />

Grauwasser- u. Regenwassernutzung<br />

Wasserschutzzonen<br />

Gewässerschutz<br />

Gesamtbewertung<br />

Erhalt d. Trinkwasser-Schutzgebiete<br />

(Prozentwerte: Änderungen gegenüber heute)<br />

gut<br />

gut<br />

etwas schlecht<br />

gut<br />

++<br />

+<br />

++<br />

+++++<br />

0% (0...-15%)<br />

Keine oder nur<br />

geringe Abnahme<br />

neutral<br />

schlecht<br />

etwas schlecht<br />

neutr. - etw. schl.<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+++<br />

-5% (-5%...-10%)<br />

Weniger<br />

schlecht<br />

schlecht<br />

sehr schlecht<br />

schl. - sehr schl.<br />

-10% (-5%...-20%)<br />

Weniger<br />

gut<br />

schlecht<br />

sehr schlecht<br />

neutr.- etw. schl.<br />

-15% ( 5%...-20%)<br />

Weniger<br />

Urteilssicherheit<br />

3<br />

3<br />

3<br />

2<br />

3<br />

247 A.3.1 Umweltschutz


248 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele Vergleich Gesichtspunkte Szenarien Urteils-<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D sicherheit<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Vermeidung von A = B > C = D klassische Luftschadstoffe (z.B. S02) und<br />

3<br />

Schadstoff- Experte 2<br />

nukleare Abluft<br />

Emissionen aus Kernenergie und Kohle, jedoch geringer Anteil von geringer Anteil von höher Anteil von höher Anteil von<br />

einträgen in begrenzt durch Filter und Vorschriften Kernenergie und Kernenergie und Kernenergie und Kernenergie und<br />

Wasserquellen Weitere Emiss. aus Industrie und Verkehr Kohle Kohle Kohle Kohle<br />

A>B>C=D Nitratgrenzwert 50 mg/I gleich gleich gleich gleich 1<br />

Experte 3<br />

Bewusstsein f Gesundheit sehr hoch hoch gering Nebensache<br />

D > C = B > A Kohleabbau, -halden, -KW: Schwermet., PAK etwas schlecht etwas schlecht schlecht schlecht 3<br />

Experte 4<br />

Ackerbau für Biomasse: Nitrat, Phosphat etwas schlecht etwas schlecht neutral neutral<br />

Zersiedelung erheblich schlecht schlecht schlecht etwas schlecht<br />

Gesamtbewertung schlecht etw. schl. - schl. etw. schl. - schl. etwas schlecht<br />

A>B>C>D Annahme: Bis 2025 erfüllen alle dezentralen 4<br />

Experte 6<br />

Abwasser-Reinigungsanlagen den Stand der<br />

Technik, d.h. etwa gleiche Reinigungsleistung<br />

wie zentrale.<br />

Staatlicher Umweltschutz wäre positiv, führt zur<br />

Abwertung von C und D.<br />

Dezentrale Versickerung u. Reduktion von<br />

Kanallängen reduziert Gewässerbelastung<br />

(aber erhöht Bodenbelastung).<br />

Urinabtrenn. verringert Gewässerbelast. (Sz.A)<br />

Abläufe von Kläranlagen ++<br />

Misch- u. Regenwasser aus urbanen Gebieten +++ ++<br />

Abwasser aus undichten Kanälen ++ +<br />

Gesamtbewertung +++++ +++ ++<br />

Regen- und Mischwasser<br />

eher positiv,<br />

Kläranlagen eher<br />

negativ<br />

Mischwasser führt<br />

hier zur Abwertung<br />

B = C > D > A<br />

Experte 7<br />

Emission von (Schwer-)Metallen in Gewässer<br />

(Cd, Katalysatormetalle, Metall-Organyl-Verbindungen);<br />

diffuse Quellen wie Verkehr, private<br />

Haushalte einschl. Schlammnutzung in der<br />

Landwirtschaft<br />

keine Fortschritte,<br />

regional auch Verschlecht.<br />

mögl.<br />

gut gut mittel 4<br />

A = B > C = D Nitratfrachten in oberirdischen Gewässern: An- 40% (30%...50%) 40% (30%...50%) 25% (20%...30%) 25% (20%...30%) 4<br />

Experte 7 teil der Messstellen in einem definierten Gebiet nach DUX2 nach DUX nach DUX nach DUX<br />

oberirdischer Gewässer, bei denen d. Gesamtstickstoff<br />


Ziele<br />

Vermeidung von<br />

Bodenbelastungen<br />

durch Unfälle<br />

in EVUs<br />

Deponieraum für<br />

radioaktive und<br />

toxische Abfälle<br />

Vergleich<br />

Szenarien<br />

A = B»C = D<br />

Experte 2<br />

A = B»D > C<br />

Experte 3<br />

A = B»C = D<br />

Experte 4<br />

A = B > C = D<br />

Experte 2<br />

A = B»D > C<br />

Experte 3<br />

A = B»C = D<br />

Experte 4<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

A B C D<br />

radioaktive Stoffe<br />

Betrieb und Abriss von KKW nur Abriss nur Abriss Betrieb und Abriss Betrieb und Abriss<br />

Urteilssicherheit<br />

Anteil Kernkraft und Stromverbrauchsentwicklung<br />

1<br />

hohe statistische Unsicherheit<br />

Anteil Kernenergie sehr gut sehr gut sehr schlecht sehr schlecht 3<br />

In allen Szenarien wird durch den Abriss der<br />

Kernkraftwerke Deponieraum für radioaktive<br />

Stoffe benötigt. Dieser Bedarf ist durch den<br />

Weiterbetrieb der bestehenden Kernkraftwerke<br />

in den Szenarien C und D nur leicht höher.<br />

Anteil Kernkraft und Stromverbrauchsentwicklung<br />

Weiterbetrieb KKW Weiterbetrieb KKW 3<br />

keine Kernkraft keine Kernkraft Kernkraft Kernkraft, aber geringerer<br />

Stromverbr<br />

Kernenergie-Endlager sehr gut sehr gut sehr schlecht sehr schlecht 2<br />

3<br />

3<br />

249 A.3.1 Umweltschutz


250 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Urteilssicherheit<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Vermeidung von A = B > C = D radioaktive Stoffe, klassische Luftschadstoffe höherer Anteil höherer Anteil 3<br />

langfristigen Experte 2 (z.B. S02), Bauabfälle von Häusern Kernenergie und Kernenergie und<br />

Kohle<br />

Kohle<br />

Schadstoffakkumulationen<br />

im<br />

A>B>C>D<br />

(negativ) Menge des Kohleeinsatzes (aus Sz.-B.: 24%) (aus Sz.-B.: 24%) (aus Sz.-B.: 52%) (aus Sz.-B.: 52%) 3<br />

Experte 3<br />

(pos.:) Gesundheitsbewusstsein: Bemühung<br />

Boden um Schadstoff-Reduzierung, z.B. SO2 sehr hoch hoch gering Nebensache<br />

(Strom/Gas) A = B > C = D Kohleabbau und -KW: Schwermet., PAK etwas schlecht etwas schlecht schlecht schlecht 3<br />

Experte 4<br />

Radioaktive Belastungen werden nicht als<br />

Schadstoffe gewertet.<br />

Anbau Biomasse: Nitrat, Phosphat, Pflanzenschutzm.,<br />

Schwermetalle, Tierarzneimittel neutr. - etw. schl. neutr. - etw. schl. neutral neutral<br />

Gesamtbewertung etwas schlecht etwas schlecht etw. schl. - schl. etw. schl. - schl.<br />

Vermeidung von C > A = B = D Umgang mit Klärschlamm + B: 3<br />

langfristigen Experte 6 Regenwasserversickerung + +<br />

A,C,D: 2<br />

Abwasser aus undichten Kanälen 0 0 0 0<br />

Schadstoffakku-<br />

Gesamtbewertung + + ++ +<br />

mulationen im<br />

Boden (Wasser)<br />

Vermeidung der<br />

Übernutzung<br />

landwirtschaftlicher<br />

Flächen<br />

A = B = C = D nicht in den Szenariobeschreibungen enthalten<br />

3<br />

Experte 2<br />

bzw. schlüssig aus diesen ableitbar. Möglicherweise<br />

könnte eine zu starke Nutzung von<br />

Biomasse für energetische Zwecke zu einer<br />

Übernutzung führen. Allerdings könnte man<br />

unterstellen, dass bei einer stärkeren Biomassenutzung<br />

auch auf deren Nachhaltigkeit<br />

geachtet wird<br />

A>B>C=D Nitratgrenzwert 50 mg/I gleich gleich gleich gleich 1<br />

Experte 3<br />

Bewusstsein f Gesundheit sehr hoch hoch gering Nebensache<br />

C = D > A = B Anbau Biomasse (aber nur geringer Einfluss) etwas schlecht etwas schlecht neutral neutral 3<br />

Experte 4


Ziele Vergleich Gesichtspunkte Szenarien Urteils-<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D sicherheit<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Schutz der Flora A = B = C = D nicht in den Szenariobeschreibungen enthalten<br />

3<br />

Experte 2<br />

bzw. schlüssig aus diesen ableitbar<br />

A>B>C=D Umwelt und Gesundheitsbewusstsein sehr hoch hoch gering Nebensache 1<br />

Experte 3<br />

revidiert zu<br />

B=D=C>A<br />

B = D = C > A Siedlungsentwicklung und zugeh. Infrastruktur sehr schlecht schlecht schlecht etwas schlecht 4<br />

Experte 4<br />

(hoher Einfluss)<br />

Tagebaue und Renaturierung (geringer Einfl.) etwas schlecht etwas schl. bis schl. erh. schl.-sehr schl. sehr schlecht<br />

Nutzung von Biomasse (geringer Einfl.) schlecht schlecht etwas schlecht etwas schlecht<br />

Schutz der Fauna A = B = C = D<br />

Gesamtbewertung erheblich schlecht schlecht schlecht schlecht<br />

nicht in den Szenariobeschreibungen enthalten<br />

3<br />

Experte 2<br />

bzw. schlüssig aus diesen ableitbar<br />

A>B>C=D Umwelt und Gesundheitsbewusstsein sehr hoch hoch gering Nebensache 1<br />

Experte 3<br />

revidiert zu<br />

D>C=B>A<br />

D > C = B > A Siedlungsentwicklung und zugeh. Infrastruktur sehr schlecht schlecht schlecht etwas schlecht 3<br />

Experte 4<br />

(hoher Einfluss)<br />

Windenergie (geringer Einfl.) erhebt. schlecht erhebt. schlecht etwas schlecht etwas schlecht<br />

Tagebaue und Renaturierung (geringer Einfl.) etwas schlecht etwas schl. bis schl. erh. schl.-sehr schl. sehr schlecht<br />

Nutzung von Biomasse (geringer Einfl.) schlecht schlecht etwas schlecht etwas schlecht<br />

Schutz von Habitaten<br />

A = B = C = D<br />

Gesamtbewertung erheblich schlecht schlecht schlecht etw. schl. - schl.<br />

nicht in den Szenariobeschreibungen enthalten<br />

3<br />

Experte 2<br />

bzw. schlüssig aus diesen ableitbar<br />

A>B>C=D Umwelt und Gesundheitsbewusstsein sehr hoch hoch gering Nebensache 1<br />

Experte 3<br />

revidiert zu<br />

D>C=B>A<br />

D > C = B > A Siedlungsentwicklung und zugeh. Infrastruktur sehr schlecht schlecht schlecht etwas schlecht 3<br />

Experte 4<br />

(hoher Einfluss)<br />

Windenergie (geringer Einfl.) erhebt. schlecht erhebt. schlecht etwas schlecht etwas schlecht<br />

Tagebaue und Renaturierung (geringer Einfl.) etwas schlecht etwas schl. bis schl. erh. schl.-sehr schl. sehr schlecht<br />

Nutzung von Biomasse (geringer Einfl.) schlecht schlecht etwas schlecht etwas schlecht<br />

Gesamtbewertung erheblich schlecht schlecht schlecht etw. schl. - schl.<br />

251 A.3.1 Umweltschutz


252 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele Vergleich Gesichtspunkte Szenarien Urteils-<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D sicherheit<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Schonung von D > C > B > A Baustoffe, Eisen,Stahl 3<br />

Materialien Experte 1 Mit der Größe der Anlage sinkt bezogen auf die<br />

(S /Gas Leistung der spezifische Materialbedarf. Gaskraftwerke<br />

haben einen deutlich niedrigeren<br />

Materialbedarf als alle anderen konventionellen<br />

Kraftwerkstypen. Wirtschaftswachstum bedeutet<br />

auch Mehrverbrauch an Materialien.<br />

Anteil Kohle gering (+) gering (+) hoch (–) hoch (–)<br />

Anteil Gas steigt (+) steigt (+) steigt gering (–) steigt gering (–)<br />

Anteil erneuerbare Energien (EE) steigt (–) steigt (–) 10% (–) 10% (–)<br />

Gas- und Stromverbrauch sinkt (+) bleibt steigt mäßig (–) bleibt<br />

Anteil kleine und mittlere KW 50% d. Ers. (–) 30% d. Ers. (–) 30% d. Ers. (–) 30% d. Ers. (=)<br />

Anteil dezentraler Techn. 22,5% (–) 14% (–) 8,5% (–) 7% (=)<br />

Siedlungsstruktur aufs Land (–) Stadtrand (=) Stadtrand (=) Konzentration (+)<br />

Wirtschaftswachstum 2%<br />

Wg. Rückg. Stromverbr.<br />

u. höh. Anteil<br />

1,5%<br />

Wg. Rückg. Stromverbr.<br />

u. höh. Anteil<br />

2%<br />

f. Stromerz. nur<br />

leicht geringerer<br />

1%<br />

f. Stromerz. nur<br />

leicht geringerer<br />

Gaskraftw. sinkt Gaskraftw. sinkt Materialv. als heute Materialv. als heute<br />

Schonung von<br />

Materialien (Wasser)<br />

D > C > B > A<br />

Experte 2<br />

keine Aussage<br />

Experte 3<br />

A > B > C = D<br />

Experte 6<br />

Baustoffe (Beton), Stahl, Kupfer<br />

Weiternutzung bestehender Anlagen (auch<br />

Kernkraftwerke) schont Materialressourcen.<br />

Große, fossil befeuerte Anlagen haben pro<br />

erzeugter Strommenge kleineren bis viel<br />

kleineren Materialbedarf als dezentrale bzw.<br />

regenerative Energie umw. Anlagen. Metalle<br />

sind gut zu recyceln, da sie in großen Mengen<br />

konzentriert und sortenrein anfallen.<br />

Einfamilienhäuser haben vergl. mit Mehrfamilienhäusern<br />

deutlich größeren Materialbedarf.<br />

bei ern. En. und dezentralen Strukturen höherer<br />

Materialverbrauch; gegenläufig: Materialverbrauch<br />

durch Konsumgüter<br />

keine valide Aussage möglich<br />

(Zentrale und) dezentrale Wasser- und Abwasseranlagen<br />

haben in etwa gleichen Materialverbrauch.<br />

Zentral steckt Material im Netz, dezentral<br />

ist Materialeinsatz vor Ort.<br />

Urinseparation hat höheren Materialverbrauch,<br />

kommt aber nur wenig zur Anwendung<br />

Materialv. gegenüb.<br />

heute, gebremst d.<br />

Trend zu kleineren<br />

Einheiten. Wg.<br />

Materialv. gegenüb.<br />

heute, gebremst d.<br />

Trend zu kleineren<br />

Einheiten. Wg.<br />

Wanderung aufs Wanderung z.<br />

Land deutl. erh. Bedarf<br />

an Baumateri-<br />

erh. Bedarf<br />

Stadtrand leicht<br />

al. Zusätzl. Bedarf<br />

d. Wirtsch.wachst.<br />

dezentrale (–)<br />

regenerative (–)<br />

kleine (–)<br />

Wg. Wanderung z.<br />

Stadtrand leicht<br />

erh. Bedarf<br />

Wg. Konzentr. in<br />

Ballungsräumen<br />

relativ unveränderter<br />

Bedarf<br />

Weiternutzung<br />

bestehender<br />

Anlagen (+)<br />

4<br />

A, B: 3<br />

C, D: 4


Ziele Vergleich Gesichtspunkte Szenarien Urteils-<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D sicherheit<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Schonung von D > C > B > A Flächenverbrauch wegen der hohen Leistungsdichte<br />

4<br />

bei konventionellen Anlagen sehr viel<br />

Flächen<br />

Experte 1<br />

geringer als bei dezentralen. Wind und PV<br />

benötigen mehr Fläche als fossile KW. Hoher<br />

Braunkohleanteil an Stromerzeugung bedeutet<br />

hohe Flächeninanspruchnahme. Bau von Infrastrukturen<br />

(z.B. Fernwärmeversorgung) führt zu<br />

höherem Flächenbedarf. Siedlungsstrukturen<br />

im ländlichen Bereich nehmen größere Flächen<br />

in Anspruch. Höheres Wirtschaftswachstum<br />

führt zu höheren Einkommen und ermöglicht<br />

den Kauf größere Grundstücke<br />

Kraftwerksbau, insb. erneuerbare (EE) EE 30% (–) EE steigt (–) EE 10% (+) EE 10% (+)<br />

Braunkohletagebaue 10% (+) 8% (+) 22% (–) 30% (–)<br />

Gas- und Stromverbrauch sinkt (+) bleibt (=) steigt mäßig (–) bleibt (=)<br />

Siedlungsstruktur aufs Land (–) Stadtrand (=) Stadtrand (=) Konzentration (+)<br />

f. Stromerz. rel.<br />

hoher Flächenverbrauch,<br />

d. Wanderung<br />

aufs Land<br />

zusätzlich hoher<br />

Bedarf, in Summe<br />

erheblich mehr als<br />

heute<br />

f. Stromerz. hoher<br />

Flächenverbrauch,<br />

d. Wand. z. Stadtrand<br />

leicht höher, in<br />

Summe geringfügig<br />

höher als heute<br />

f. Stromerz. nur<br />

leicht verändert, d.<br />

Wand. z. Stadtrand<br />

leicht höher, in<br />

Summe leicht<br />

höher als heute<br />

f. Stromerz. nur<br />

leicht verändert, d.<br />

Konz. in Ballungsr.<br />

rel. unverändert, in<br />

Summe konst.<br />

D > C = B > A Siedlungsfläche, Fläche f. Windkraftanlagen 4<br />

Experte 2<br />

Zersiedelung der Landschaft im Zusammenh.<br />

m. d. Wanderungsbewegungen u. d. Präferenzen<br />

für Siedlungs- bzw. Gebäudestruktur und<br />

revidiert zu<br />

D > C > B > A den damit verbund. Verkehrswegen. Ob stärkere<br />

Nutzung regenerativer Energien oder dezentraler<br />

Erzeugung wesentlich zu Ausweitung der<br />

Flächennutzung beiträgt, ist nicht ableitbar<br />

keine Aussage am ehesten Analogieschluss über 0<br />

Experte 3<br />

Umwelt und Gesundheitsbewusstsein sehr hoch hoch gering Nebensache<br />

revidiert zu<br />

(A>B>C=D)<br />

B=D>C>A<br />

B = D > C > A Zersiedelung und Bauen (hoher Einfluss) sehr schlecht schlecht schlecht etwas schlecht 3<br />

Experte 4 Tagebaue und Renaturierung (geringer Einfl.) etwas schlecht etwas schl. bis schl. erh. schl.-sehr schl. sehr schlecht<br />

Gesamtbewertung erheblich schlecht schlecht schl. - erh. schl. schlecht<br />

253 A.3.1 Umweltschutz


254 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele Vergleich Gesichtspunkte Szenarien Urteils-<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D sicherheit<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Schonung von B > A»D > C Rohstoffbedarf der Kraftwerke hängt vorwiegend<br />

4<br />

von Wirkungsgraden und Strommix ab.<br />

Rohstoffen Experte 1<br />

Hoher Anteil an REG führt zu niedrigem Rohstoffbedarf.<br />

Rohstoffbedarf sinkt mit geringerem<br />

(Brennstoffe)<br />

(Strom/Gas)<br />

Wirtschaftswachstum. Wanderungsbewegung<br />

aufs Land führen zu mehr Verkehr und zu<br />

höherem Rohstoffverbrauch<br />

Anteil Kohle gering gering hoch (–) hoch (–)<br />

Anteil EE steigt (+) steigt (+) 10% (–) 10% (–)<br />

Anteil Gas steigt (+) steigt (+) steigt gering (–) steigt gering (–)<br />

Gas- und Stromverbrauch sinkt (+) (') steigt mäßig (–) (=)<br />

Siedlungsstruktur aufs Land (–) Stadtrand (=) Stadtrand (=) Konzentration (+)<br />

Trotz rel. hoh. Wirtsch.wachst. Rohstoffbedarf<br />

aufgrund verstärkt. Einsatz erneuerb. Energien<br />

in Sz. A am niedrigsten, in C und D höher. Wg.<br />

hohen Wirtsch.wachst. C schlechter als D.<br />

(Hinweis: Bereich Mobilität ist in Szenarienbeschreib.<br />

ausgeklammert. Würde er berücksichtigt,<br />

fiele Rohstoffbedarf für Szenarien mit<br />

ländlichen Siedl.strukt. höher aus. Gleiches gilt<br />

f. Zusammenh. v. Wirtsch.wachst. u. Mobilität.)<br />

MUT: B>A ist nur verständlich wenn Siedlungsstruktur<br />

berücksichtigt wurde<br />

A> B»C = D A und B mit höherem Anteil regenerativer 5<br />

Experte 2<br />

Energieträger sowie höheren Effizienz haben<br />

deutlichen Vorteil bezgl. Ressourcenschonung<br />

von Kohle, Gas, Uran gegenüber C und D. Es<br />

stellt sich jedoch die Frage, ob Kohle, Gas u.<br />

Uran gleich zu bewerten sind.<br />

A>B>C>D Verbrauch nichtregenerativer Energieträger Kohleverbrauch Verbrauch geringer<br />

Verbr. wie C, aber 3<br />

Experte 3<br />

noch geringer als in als in C, D<br />

Reserve an Braunkohle<br />

geringer als<br />

B<br />

Steinkohle<br />

Schonung von<br />

Rohstoffen<br />

(Brennstoffe)<br />

(Wasser)<br />

keine Aussage<br />

Experte 7<br />

Wärmerückgewinnung aus Brauchwasser wird<br />

bei dezentralen Anlagen nur bei Wässern zur<br />

Anwendung gelangen, die ohne Fäkalien und<br />

möglichst fettfrei sind. Aufgrund der schwierigen<br />

Handhabung mit häufiger Spülung oder<br />

Reinigung der Systeme wird deren Einführung<br />

nur vereinzelt und zwar nur in Szenario A aufgrund<br />

der hohen Aufgeschlossenheit der Bevölkerung<br />

für umweltbezogene Innovationen gesehen.<br />

Andere Wege zur Warmwasserherstellung,<br />

wie Solarthermie werden als wesentlich<br />

kostengünstiger und einfacher in der Handhabung<br />

bezeichnet.


Ziele Vergleich Gesichtspunkte Szenarien Urteils-<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D sicherheit<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Schonung von A = B = C = D Veränderungen im Bereich 'Wald" vernachlässigbar<br />

4<br />

(schon alleine aufgrund bestehender<br />

Wald<br />

Experte 1<br />

Gesetze)<br />

A = B = C = D nicht in den Szenariobeschreibungen enthalten<br />

3<br />

Experte 2<br />

bzw. schlüssig aus diesen ableitbar<br />

keine Aussage<br />

Experte 3<br />

keine valide Angabe möglich mit den gegebenen<br />

Daten<br />

B = D > C > A Zersiedelung und Bauen (hoher Einfluss) sehr schlecht schlecht schlecht etwas schlecht 3<br />

Experte 4<br />

Tagebaue und Renaturierung (geringer Einfl.) etwas schlecht etwas schl. bis schl. erh. schl.-sehr schl. sehr schlecht<br />

Gesamtbewertung erheblich schlecht schlecht schl. - erh. schl. schlecht<br />

255 A.3.1 Umweltschutz


256 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele Vergleich Gesichtspunkte Szenarien Urteils-<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D sicherheit<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Schonung von A > B»C > D Anteil von Kohle gering gering (+) hoch (–) hoch (–) 4<br />

Wasser Experte 1<br />

Anteil von Gas steigt steigt (+) steigt gering (–) steigt gering (–)<br />

Anteil EE steigt steigt (+) 10% (–) 10% (–)<br />

Wasserverbrauch sinken (+)<br />

konst<br />

sinkt leicht (+) sinkt leicht (+)<br />

Anteil dezentraler Technologien hoch (+)<br />

14%<br />

Grundsätzlich ist Wasserverbrauch durch<br />

Einsatz erneuerbarer Energien und Einsatz von<br />

KWK deutlich niedriger als bei konventionellen<br />

Anlagen. Daher sind A und B deutlich positiver<br />

als C und D. Wasserverbrauch sinkt insgesamt<br />

in A, bleibt annähernd konstant in B, daher A<br />

besser als B<br />

A = B = C = D Aufgrund der unterschiedlich zu gewichtenden 4<br />

Experte 2<br />

Auswirkung der unterschiedlichen Nutzungen<br />

des Wassers und teilweise gegenläufiger Einflüsse<br />

erscheint mir eine zusammenfassende<br />

Bewertung nicht möglich<br />

A>D>B>C<br />

primär Wasserverbrauch Rückgang >5% bleibt gleich steigt leicht bleibt gleich oder<br />

3<br />

Experte 3<br />

sinkt leicht<br />

A>B=C=D Vermeidung der Übernutzung Keine Übernutzung Keine Übernutzung Keine Übernutzung Keine Übernutzung<br />

Experte 7<br />

Die weitere Ausdehnung der Nutzung von de- bei Ausdehnung bei Ausdehnung bei Ausdehnung bei Ausdehnung<br />

zentralen Regenwassernutzungsanlagen, ins- der dezentralen der dezentralen der dezentralen der dezentralen<br />

besondere im ländlichen Raum, aufgrund von Regenwasserbe- Regenwasserbe- Regenwasserbe- Regenwasserbegeringeren<br />

Kosten im Vergleich zu zentralen wirtschaftung und wirtschaftung und wirtschaftung und wirtschaftung und<br />

Systemen ermöglicht eine Versickerung und weiterer GW- weiterer GW- weiterer GW- weiterer GWdamit<br />

eine weitere Grundwasseranreicherung. Anreicherung Anreicherung Anreicherung Anreicherung 3<br />

Daher wird Szen. A mit dem größten Anteil<br />

dezentraler Regenwassernutzungsanlagen und<br />

dem höchsten Anteil ländlicher Bevölkerung als<br />

vorteilhafter in Bezug auf die Grundwasserneubildung<br />

angesehen als die Szen. B, C und D.<br />

A>B=C>D<br />

Experte 7<br />

Wasserverluste d. Leckagen und Rohrbrüche 5% (3%...15%) 8% (3%...15%) 8% (3%...15%) 10% (3%...15%) 3


A.3.2 Gesundheitsschutz<br />

Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

A B C D<br />

Berechnung der Experte 9 Emissionen: gegenüber Sz. C u. D insgesamt starke Emissionen etwa so hoch wie heute<br />

- Szenarien enthalten nur den Einfluss des Verringerung von NO2, S02, CO und (2002)<br />

Immissionen als<br />

Energieträgermixes, die Emissionsminderung PM10. Weniger starke Verringerung von<br />

Ausgangsbasis<br />

im Verkehrssektor (durch techn. Verbess.) ist Ozon<br />

für die Einschätzung<br />

nicht zu betrachten.<br />

der Gesund-<br />

- Anteile der Energieversorgung an den Emis-<br />

sionen ist je nach Schadstoff unterschiedlich.<br />

heitseffekte<br />

- Bezüglich Emissionen sind Sz. A und B als<br />

gleich zu betrachten, ebenso C und D.<br />

- daher werden für A und B die Emissionen des<br />

Jahres 2010 und für C und D die Emissionen<br />

d.J. 2002 aus EMEP (2004) 3 herangezogen.<br />

Experte 9<br />

Immissionen:<br />

wurden aus den o.g. Emissionen mit dem wahrscheinlichster Wert (Bereich): wahrscheinlichster Wert (Bereich):<br />

EURAD-Modell berechnet. Dies ergibt:<br />

max. Tagesmittelwerte v. SO2 80 (40...100) pg / m 3 150 (80...200) pg / m 3 3<br />

max. Tagesmittelwerte v. Staub (PM10) 80 (35...125) pg / m3 (heute 100pg/m 3) 120 (50...150) pg / m 3 (heute 100pg/m 3) 2<br />

Jahresmittelwerte von Staub (PM10) 20 (12...25) pg / m3 (heute 25pg/m 3 ) 25 (15...35) pg / m 3 (heute 25pg/nl 4<br />

maximale 8 h-Werte von Ozon 130 (80...150) pg / m 3 (heute 150pg/m 3) 150 (100...180) pg / m 3 (heute 150pg/m 3 ) 3<br />

Schutz vor Luft- B > A»C > D Gesamtbewertung für Mortalität, Morbidität und Rückgang der Atemfunktionsbeeinträchti- kein Rückgang der Atemfunktionsbeein- 3<br />

schadstoffen Experte 10 Beeinträchtigungen gungen durch Rauchgase wg. Umstieg trächtigungen durch Rauchgase wg.<br />

auf erneuerbare Ene gien + KWK hohem Kohleverfeuerungsanteil<br />

etwas schlechter<br />

etwas schlechter<br />

wg. höherem<br />

wg. höherem<br />

Braunkohleanteil<br />

Braunkohleanteil<br />

Urteilssicherheit<br />

3 EMEP (2004): Co-operative Programme for Monitoring and Evaluation of the Long-Range Transmission of Air pollutants in Europe http://www.emep.int/REVIEW/2004/Nat_tot_emis1-6.html<br />

257 A.3.2 Gesundheitsschutz


258 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Schutz vor Mortalität<br />

durch Luftimmissionen<br />

Vergleich<br />

Szenarien<br />

Experte 10<br />

aus den angegebenen<br />

Zahlenwerten<br />

Gesichtspunkte<br />

Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Mortalität<br />

Die Zahl der Akut-Todesfälle durch mehrtägige<br />

Spitzenkonzentrationen von SO2 und Staub<br />

wurde aus den Konzentrationen über lineare<br />

Extrapolation einer für hohe Dosen ermittelten<br />

A B<br />

Szenarien<br />

C D<br />

Urteilssicherheit<br />

folgt<br />

A=B>C=D Beziehung in den Niedrigdosisbereich berech- wahrscheinlichster Wert (Bereich): wahrscheinlichster Wert (Bereich):<br />

net: Todesf./Mill.E = 25,5 x S0 2[mg/m 3] x<br />

Staub[mg/m 3]. Dies ergibt: 0,16 (0,08 .. 0,20) Todesf. / Mill. Expon. 0,46 (0,24 .. 0,61) Todesf. / Mill. Expon. 3<br />

Die Abnahme der jährlichen Todesfälle durch<br />

eine verringerte Langzeitexposition mit Staub<br />

(Sz. A u. B) wurde über lineare Extrapolation<br />

mit einer aus aktuellen Studien ermittelten<br />

Beziehung berechnet:<br />

Todesf./Mill.E = 400 x (Staub [pg/m 3 ] / 10pg<br />

Staubitt:1'). Dies ergibt: -200 (-520 ... 0) Todesf. / Mill. Expon. 0 (-400 ... +400) Todesf. / Mill. Expon. 4<br />

Die Abnahme vorgezogener jährlicher Todesfälle<br />

(bei bereits geschwächten Personen)<br />

durch verringerte Spitzenkonzentrationen von<br />

Ozon (Sz. A u. B) wurde über lineare Extrapolation<br />

mit einer aus aktuellen Studien ermittelten<br />

Beziehung berechnet:<br />

Todesf./Mill.E = 80 x (Ozon [pg/m 3] / 10 pg<br />

Ozon/m ). Dies ergibt: -160 (-560 0) Todesf. / Mill. Expon. 0 (-400 +240) Todesf. / Mill. Expon. 3


Ziele<br />

Schutz vor Morbidität<br />

durch Luftimmissionen<br />

Vergleich<br />

Szenarien<br />

Experte 10<br />

aus den angegebenen<br />

Zahlenwerten<br />

folgt<br />

A=B>C=D<br />

Gesichtspunkte<br />

Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Morbidität<br />

Die Abnahme von Krankenhauseinweisungen<br />

(Herz-Kreislauf-Erkr.) d. verringerte mehrtägige<br />

Spitzenkonzentrationen von Staub (Sz. A u. B)<br />

wurde über lineare Extrapolation mit einer aus<br />

aktuellen Studien ermittelten Beziehung<br />

berechnet:<br />

Kr./Mill.E = 100 x (Staub [pg/m 3] / 10pg Staub /<br />

m 3). Dies ergibt:<br />

Szenarien<br />

A B C D<br />

wahrscheinlichster Wert (Bereich):<br />

-200 (-650 ...+250) Kr. / Mill. Expon.<br />

wahrscheinlichster Wert (Bereich):<br />

+200 (-500 ...+500) Kr. / Mill. Expon.<br />

Urteilssicherheit<br />

2...3<br />

Die Abnahme von Krankenhauseinweisungen<br />

(Atemwegserkr.) durch verringerte Spitzenkonzentrationen<br />

von Ozon über 3 oder mehr Tage<br />

wurde über lineare Extrapolation mit einer aus<br />

aktuellen Studien ermittelten Beziehung<br />

berechnet:<br />

Kr./Mill.E = 160 x (Ozon [pg/m1 / 10pg Ozon /<br />

m 3). Dies ergibt:<br />

-320 (-1120 ... 0) Kr. / Mill. Expon.<br />

0 (-800 ... +480) Kr. / Mill. Expon.<br />

3<br />

Schutz vor elektromagnetischen<br />

Feldern – luK<br />

hinsichtlich CO also<br />

A = B = C = D<br />

B = D 2 A = C<br />

Experte 10<br />

In Deutschland sind die anthropogenen Kohlenmonoxidemissionen<br />

rückläufig. Im Gegensatz<br />

zur Nachkriegszeit, wo es im Zusammenhang<br />

mit winterlichen Inversionswetterlagen bis in die<br />

späten achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts<br />

immer wieder zu Smogepisoden mit<br />

gesundheitlich bedenklichen CO-Anreicherungen<br />

in der Außenluft kam, werden unter heutigen<br />

Bedingungen gesundheitsschädliche CO-<br />

Konzentrationen praktisch nicht mehr erreicht.<br />

Keine nachgewiesenen Gesundheitseffekte,<br />

angesichts der wissenschaftlichen Unsicherheit<br />

ist es vernünftig, die Exposition so klein wie<br />

möglich zu halten, ohne dabei technische<br />

Entwicklungen zu blockieren.<br />

Schutz vor elektromagnetischen<br />

Feldern –<br />

Energietechnik<br />

A = B = C = D<br />

Experte 10<br />

Anteil Smart Building<br />

Exposition<br />

"es gibt begrenzte Beweise für eine krebserzeugende<br />

Wirkung niederfrequenter Magnetfelder<br />

in Bezug auf Leukämie bei Kindern" (IARC,<br />

2002)<br />

Die Exposition hängt jedoch nicht von den<br />

Unterschieden zwischen den Szenarien ab.<br />

höher<br />

kein Unterschied<br />

wenn leitungsgebundene<br />

Technik,<br />

potentiell höher<br />

wenn drahtlose<br />

Technik<br />

höher<br />

kein Unterschied<br />

wenn leitungsgebundene<br />

Technik,<br />

potentiell höher<br />

wenn drahtlose<br />

Technik<br />

259 A.3.2 Gesundheitsschutz


260 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele Vergleich Gesichtspunkte Szenarien Urteils-<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D sicherheit<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Schutz vor Beeinträchtigungen<br />

B = D » A = C<br />

bakterielle Belastungen weniger sicher sicher weniger sicher sicher 3<br />

Experte 7<br />

Sz. A. schlechtere Kontrolle bei dezentralen<br />

Anlagen<br />

d. Belast. des<br />

Sz. C: weniger Erneuerung und Pflege wegen<br />

Rohwassers/<br />

ungünstiger Finanzierungsbedingungen<br />

Trinkwassers<br />

Wegen der Trinkwasseraufbereitung und -kontrolle<br />

Experte 10<br />

gibt es keinen unmittelbaren Zusammen-<br />

hang zwischen Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der Abwassersituation und potenziellen Gefahren<br />

für Roh- und Trinkwasser. Beim Regenwas-<br />

Gesamtbewertung<br />

unklar wegen gegenläufiger<br />

Einflüsse<br />

ser muss man eigentlich differenzieren zwischen<br />

den Risiken der Nutzung nicht hygienisierten<br />

Regenwassers im Haushalt (B=C>D>A): am schlechtesten am besten am besten mittel<br />

und dem Schutz vor Erkrankungsrisiken durch<br />

Einführung der Membrantechnik in die Regenund<br />

Grauwasseraufbereitung (A>D>B=C): am besten am schlechtesten am schlechtesten mittel<br />

letztere wirkt auch weiter über die höhere<br />

Wasserqualität in den Vorflutern und damit<br />

letztlich auch an den Flussbadestellen<br />

Schutz vor Morbidität<br />

A>D>B=C<br />

bakterielle/virale Belastungen<br />

4/3/3/3<br />

durch Belas- Experte 10<br />

Rückgang der Infektionen bei Badegästen an<br />

Badestellen durch dezentrale Abwassertung<br />

der Badegewässer<br />

behandlung (Membrantechnik) ja gering gering gering<br />

Schutz vor Morbi- A>B>D>C AKW Stillegung Stillegung<br />

dität durch radio-<br />

Experte 10<br />

Steinkohleeinsatz Reduktion um 57%<br />

zivilisatorisch bed. Krebsrisiko Rückgang


A.3.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit<br />

Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Urteilssicherheit<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Räumliche Verfüg- A = B = C = D Netzdichte Hoch, keine Hoch, keine Hoch, keine Hoch, keine 5<br />

barkeit in Ballungsräumen<br />

den Ballungsräumen zur Verfügung stehen.<br />

Experte 1<br />

Veränderung Veränderung Veränderung Veränderung<br />

Grundsätzlich werden Strom und Gas für alle in<br />

(Strom/Gas)<br />

Ausbau des Gas- bzw. Fernwärmenetzes wird<br />

zum Anschluss von noch mehr Kunden führen<br />

A = B = C = D Netzdichte hoch, keine hoch, keine hoch, keine hoch, keine 4<br />

Experte 2 Veränderung Veränderung Veränderung Veränderung<br />

Anteil Erneuerbare Energien-Einsatz (EE) 30% 30% 10% 10%<br />

zwecks autonomer Stromproduktion<br />

Grundsätzlich werden Strom und Gas für alle in<br />

den Ballungsräumen zur Verfügung stehen<br />

Räumliche Verfügbarkeit<br />

in Ballungsräumen<br />

(Wasser)<br />

A = B = C = D Moderne Verteilungssysteme Verfügbarkeit Verfügbarkeit Verfügbarkeit Verfügbarkeit Nicht angege-<br />

Experte 3<br />

räumlich gleichverteilteilteilt<br />

räumlich gleichver-<br />

räumlich gleichver-<br />

räumlich gleichverteilt<br />

ben<br />

A = B = C = D<br />

Experte 6<br />

Auch im Falle staatlichen Rückzuges aus der<br />

Aufgabe Abwasserentsorgung in Ballungsräumen<br />

aufgrund wirtschaftlicher Attraktivität<br />

dieses Wirtschaftszweiges sehr hohe räumliche<br />

Verfügbarkeit gegeben<br />

D>B=C>A Räumliche allzeit. Verfügbarkeit 3<br />

Experte 7<br />

Binnenwanderung In ländliche Räume In Randlagen von In Randlagen von In Ballungszentren<br />

Ballungsgebieten Ballungsgebieten<br />

Anteil dezentraler Anlagen hoch niedriger niedriger niedriger<br />

Politische Macht z. Sicherung der Verfügbarkeit<br />

ist abh. v. Anteil der in Ballungsgebieten<br />

lebenden Bev.<br />

Räuml. allz. Verfügbark. in allen Szenarien<br />

gesichert<br />

4<br />

261 A.3.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit


262 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Urteilssicherheit<br />

Szenerien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Räumliche Verfüg- A = B = C = D Netzdichte Hoch, keine Hoch, keine Hoch, keine Hoch, keine 5<br />

barkeit in ländlichen Experte 1<br />

Veränderung Veränderung Veränderung Veränderung<br />

Grundsätzlich werden Strom und Gas für alle in<br />

Räumen<br />

den Ballungsräumen zur Verfügung stehen.<br />

(Strom/Gas)<br />

Ausbau des Gas- bzw. Fernwärmenetzes wird<br />

zum Anschluss von noch mehr Kunden führen<br />

A = B = C = D Netzdichte hoch, keine hoch, keine hoch, keine hoch, keine 4<br />

Veränderung Veränderung Veränderung Veränderung<br />

Experte 2<br />

Anteil Erneuerbare Energien-Einsatz (EE) 30% 30% 10% 10%<br />

zwecks autonomer Stromproduktion.<br />

Grundsätzlich werden Strom und Gas für alle<br />

in ländlichen Räumen zur Verfügung stehen<br />

A = B = C = D Moderne Verteilungssysteme Verfügbarkeit Verfügbarkeit Verfügbarkeit Verfügbarkeit Nicht angege-<br />

Experte 3<br />

räumlich gleichverteilteilteilt<br />

räumlich gleichver-<br />

räumlich gleichver-<br />

räumlich gleichverteilt<br />

ben<br />

Räumliche Verfügbarkeit<br />

in ländlichen<br />

Räumen<br />

(Wasser)<br />

B = C = D > A<br />

Experte 5<br />

A = B = C = D<br />

Experte 6<br />

Anteil dezentr. Anlagen<br />

Tendenziell Probleme für räuml. Verfügbarkeit<br />

in Szen A aufgr. hoher Anford. durch Migration<br />

in ländl. Geb.<br />

Abwasserbeseitigung außerhalb von im<br />

Zusammenhang bebauter Gebiete ist für<br />

Grundstückseigentümer rein finanzielles, kein<br />

technisches Problem ist. Die räumliche Verfügbarkeit<br />

wird daher in allen Szenarien sehr gut<br />

gegeben sein. Es bestehen keine Unterschiede<br />

in der Bewertung<br />

Am höchsten niedriger niedriger niedriger Nicht angegeben<br />

B=C=D>A Räumliche allzeit. Verfügbarkeit 3<br />

Experte 7<br />

Binnenwanderung In ländliche Räume In Randlagen von In Randlagen von In Ballungszentren<br />

Ballungsgebieten Ballungsgebieten<br />

Anteil dezentraler Anlagen hoch niedriger niedriger niedriger<br />

Abnehmende Sommerniederschläge und<br />

zunehmende Bewässerung führen zu einem<br />

Mangel bei wasserführenden Schichten f.<br />

dezentrale Anlagen<br />

Räuml. allz. Verfügbark. in Szen. A nicht<br />

gesichert<br />

3,4,3,3


Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Szenerien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

A B C D<br />

Räumliche Verfüg- A = B = C = D Netzdichte Hoch, keine Hoch, keine Hoch, keine Hoch, keine 5<br />

barkeit in Randlagen<br />

von Ballungsräumen<br />

(Strom/Gas)<br />

Räumliche Verfügbarkeit<br />

in Randlagen<br />

von Ballungsräumen<br />

(Wasser)<br />

Experte 1<br />

Veränderung Veränderung Veränderung Veränderung<br />

Urteilssicherheit<br />

Grundsätzlich werden Strom und Gas für alle in<br />

den Ballungsräumen zur Verfügung stehen.<br />

Ausbau des Gas- bzw. Fernwärmenetzes wird<br />

zum Anschluss von noch mehr Kunden führen<br />

A = B = C = D Netzdichte hoch, keine hoch, keine hoch, keine hoch, keine 4<br />

Experte 2 Veränderung Veränderung Veränderung Veränderung<br />

Anteil EE-Einsatz für automome Stromproduktion<br />

30% 30% 10% 10%<br />

Grundsätzlich werden Strom und Gas für<br />

alle in den Ballungsräumen zur Verfügung<br />

stehen<br />

A = B = C = D Moderne Verteilungssysteme Tendenziell Verfügbarkeit Verfügbarkeit Verfügbarkeit Nicht angege-<br />

Experte 3<br />

Probleme für<br />

räumliche Verfügbarkeit<br />

räumlich gleichverteilt<br />

räumlich gleichverteilt<br />

räumlich gleichverteilt<br />

A = B = C = D Innerhalb im Zusammenhang bebauter Gebiete<br />

3,4,3,3<br />

Experte 6<br />

in Randlagen von Ballungsräumen oder rel.<br />

dichter Bebauung werden sich aufgrund<br />

wirtschaftlicher Attrak-tivität Betreiber techn.<br />

Anlagen finden, die eine hohe Verfügbarkeit<br />

sicherstellen.<br />

D>B=C>A Räumliche allzeit. Verfügbarkeit 3<br />

Experte 7<br />

Binnenwanderung In ländliche Räume In Randlagen von In Randlagen von In Ballungszentren<br />

Ballungsgebieten Ballungsgebieten<br />

Anteil dezentraler Anlagen hoch niedriger niedriger niedriger<br />

Politische Macht z. Sicherung der Verfügbarkeit<br />

ist abh. v. Anteil der in Ballungsgebieten<br />

lebenden Bev.<br />

Räuml. allz. Verfügbark. in allen Szenarien<br />

gesichert<br />

ben<br />

263 A.3.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit


264 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele Vergleich Gesichtspunkte Szenarien Urteils-<br />

Szenerien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D sicherheit<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Allzeitige Verfüg- A = B = C = D Gesetzliche Maßnahmen gegeben gegeben gegeben gegeben 3<br />

barkeit<br />

Experte 1<br />

Wirtschaftliche Gegebenheiten und Anreize gegeben gegeben gegeben gegeben<br />

Allzeitige Verfügbarkeit ist grundsätzlich zu<br />

(Strom/Gas)<br />

gewährleisten. Ob sie in Anspruch genommen<br />

wird, hängt von den Kunden (bzw. ihrer<br />

Zahlungsbereitschaft) ab.<br />

D = C = B = A Anteil dezentr. Erzeugungsstrukt. 22,5% 14% 8,5% 7,5% 4<br />

Experte 2 Anteil Gaskraftwerke 37,5% 41% 17% 17%<br />

Generell sinkt (ohne entspr. Gegenmaßnahmen)<br />

allzeitig. Verfügbarkeit mit Zunahme der<br />

fluktuierenden regenerativen Energieträger.<br />

Jedoch Gas-KW sind in der Lage, schnell<br />

regelbar auf Schwankungen beim Angebot der<br />

Erneuerbaren zu reagieren.<br />

A>B>C=D Politische Anforderungen Fortsetzung Fortsetzung Fortsetzung Fortsetzung Nicht angege-<br />

Experte ben<br />

des heutigen des heutigen des heutigen des heutigen<br />

Anforderung an d. Zuverlässigkeit<br />

Marktdiffusion von Stromspeichertechnologien Ansatzes Ansatzes Ansatzes Ansatzes<br />

(ergebnisbestimmend) Moderat<br />

5 %<br />

Moderat<br />

2 %<br />

Moderat<br />

unter 1 %<br />

Moderat<br />

unter 1%.<br />

A = B = C = D Zeitliche Verfügbarkeit in Spitzenlastsituationen Nicht angege-<br />

Experte 5<br />

(Winterspitze Heizung und Strom) Allzeitige Verfügbarkeit möglich ben<br />

Allzeitige Verfüg- C > B = A = D Störanfälligkeit von Netz und Anl. + +<br />

barkeit Experte 6 Betrieb + +<br />

Dauer von Störungen<br />

(Wasser )<br />

++<br />

Höhere Betriebsstabilität durch kl. Anlagen bei<br />

Betrachtung der ges. Ab-/Wasserinfrastruktur<br />

Netzaufbau/-betrieb wesentlich f. Verfügbark.<br />

b. zentr. (Ab-) Wasserent-/-versorgung<br />

Extreme Ausrichtung auf wirtschaftliche<br />

Aspekte (z.B. durch Rückzug des Staates)<br />

bedingt Rückzug aus Bestandserhalt durch<br />

Streckung v. Reinvest. in Netze/Anl., jedoch<br />

erleichtert hoh. Zentralisierungsgrad schnelle<br />

Störfallsuche und Beseitigung


Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Szenerien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

A B C D<br />

Kostengünstige C>D>B>A Anteil an der Stromerzeugung 3<br />

Verfügbarkeit Experte 1 Erneuerbare Energien Steigt (-) steigt (-) 10% 10%<br />

Gas steigt steigt Steigt gering steigt gering<br />

(Strom/Gas) C . D; B .-- A Kohle gering gering hoch(+) hoch(+)<br />

Kernkraft 0% 0% 20% (+) 20% (+)<br />

Wettbewerbsdruck hoch (+) hoch (+) niedrig niedrig<br />

Innovationsbudget +/-10% +50%(+) +50% (+) -50%(-)<br />

Urteilssicherheit<br />

Erprobte Techniken sind kostengünstiger<br />

Hohes Innovationspotenzial begünstigt Entwicklung<br />

von kostengünstigen Anlagen<br />

Hoher Wettbewerb begünstigt Entwicklung von<br />

kostengünstigen Anlagen<br />

D > C»B = A Anteil von Kernkraftwerken an der Stromerz. 0% 0% 20% 20% 5<br />

Experte 2<br />

lnv. z. Ausgleich v. naturbedingten Produktionsausfällen<br />

bei Erneuerbaren Energien<br />

Hoch Weniger hoch Geringer Niedrig<br />

D ^C Preise für fossile Energien 1%/a 1,5%/a 2%/a 2,5%/a<br />

Erneuerbare Erneuerbare Kostengünstige Kostengünstigste<br />

Energien sind trotz<br />

höherer Preise für<br />

fossile Energien<br />

gegenüber Kosten<br />

bei abgeschriebenen<br />

(Kern)Kraftwerken<br />

nicht konkurrenzfähig<br />

Energien sind trotz<br />

höherer Preise für<br />

fossile Energien<br />

gegenüber Kosten<br />

bei abgeschriebenen<br />

(Kern)Kraftwerken<br />

nicht konkurrenzfähig<br />

Verfügbarkeit durch<br />

hohen Anteil<br />

abgeschriebener<br />

(Kern)Kraftwerke<br />

und geringeren<br />

Investitionen für<br />

Regelenergie trotz<br />

höherer Preise für<br />

fossile Energien<br />

Verfügbarkeit<br />

durch hohen Anteil<br />

abgeschriebener<br />

(Kern)Kraftwerke<br />

und niedrigen<br />

Investitionen für<br />

Regelenergie trotz<br />

noch höherer<br />

Preise für fossile<br />

Energien<br />

A>B>C>D Preissteigerungen f. Strom/Gas 1%/a 1,5%/a striktes Achten auf 2,5%/a 4<br />

Experte 3<br />

Wirtschaftlichkeit;<br />

Preissteigerungen<br />

für Energieversorger<br />

und Endkunden<br />

am niedrigsten, da<br />

Anteil nicht regenerativer<br />

Energien<br />

klein ist.<br />

Preissteigerungen<br />

für Energieversorger<br />

und Endkunden<br />

am niedrigsten, da<br />

Anteil nicht regenerativer<br />

Energien<br />

klein ist.<br />

2%/a<br />

Preissteigerungen<br />

für Energieversorger<br />

und Endkunden am<br />

höchsten, da Anteil<br />

nicht regenerativer<br />

Energien groß ist.<br />

Preissteigerungen<br />

für Energieversorger<br />

und Endkunden<br />

am höchsten,<br />

da Anteil nicht<br />

regenerativer<br />

Energien groß ist.<br />

B = C = D > A<br />

Anteil dezentr. Anlagen hoch niedriger niedriger niedriger Nicht angegeben<br />

Experte 5<br />

Preisniveau abh. v. Kostenstruktur; höhere<br />

spezifische Inv.-Kosten bei dezentr. als b.<br />

zentr. Anl.<br />

A = B = C = D Nicht relevant, da Mess- und Regeltechnik Kein Unterschied zwischen den Szenarien 4<br />

Experte 8<br />

Basistechnologie f. virtuelle Kraftwerke,<br />

dezentr. Energiewandlung und -einspeisung,<br />

Gebäudeautomation sowie Energieeffizienz-DL<br />

265 A.3.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit


266 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Kostengünstige<br />

Verfügbarkeit<br />

(Wasser)<br />

Vergleich<br />

Szenerien<br />

D>B=C>A<br />

Experte 6<br />

B = C = D»A<br />

Experte 7<br />

A>B>C>D<br />

Experte 7<br />

Gesichtspunkte<br />

Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Kapitalkosten f. Anlagen<br />

Betriebskosten<br />

Reinvestitionsbedarf<br />

Günstige Finanzierungsbeding. führen zu<br />

höheren Kapitalkosten<br />

Betriebsk. bei zentr. Strukturen sind geringer<br />

als bei dezentralen<br />

Bei starker Förderung v. Innovation besteht<br />

Chance d. Entw. kostensenkender Technik<br />

In Ballungsräumen<br />

Netzdichte<br />

Binnenmigration<br />

Bei hoher Netzdichte sind Netzkosten für<br />

(Ab-)Wasser geringer<br />

Netzdichte ist abh. von der Siedlungsdichte<br />

Kostengünstig. Verfügbark. nur in Szen. A nicht<br />

gesichert<br />

In ländlichen Räumen<br />

Netzdichte<br />

Anteil dezentraler Anlagen<br />

Kosten abh. von Netzdichte und Zahl dezentr.<br />

Anlagen<br />

Gesamtkosten für Wasser und Abwasser<br />

steigen in allen Szenarien<br />

Szenarien<br />

A B C D<br />

geringer<br />

in ländliche Räume<br />

gering<br />

am höchsten<br />

Höher<br />

In Randlagen von<br />

Ballungsgebieten<br />

Nicht so gering<br />

Nicht ganz so hoch<br />

+<br />

+<br />

Höher<br />

In Randlagen von<br />

Ballungsgebieten<br />

Höher<br />

geringer<br />

+<br />

++<br />

Höher<br />

In Ballungszentren<br />

Am höchsten<br />

gering<br />

Urteilssicherheit<br />

2,2,3,4<br />

4<br />

2


Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Szenerien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

A B C D<br />

Sicherheit des D > C»B > A hoher Einfl.: 3<br />

Netzes Experte 1 Gas-, Strom- und Wasserverbrauch Geht zurück (+) konstant Steigt mäßig Konstant/sinkt<br />

Anteil an der Stromerzeugung:<br />

(Strom/Gas) Dezentrale Anlagen 22,5% 14% 8,5% 7,5%<br />

Erneuerbare Energien 30%, steigt(-) 30%, steigt(-) 10% (+) 10%(+)<br />

Gas steigt steigt steigt gering(+) steigt gering(+)<br />

Kohle gering gering hoch(+) hoch(+)<br />

Kernkraft 0% 0% 20%(+) 20%(+)<br />

Virtuelle Kraftwerke stark ausgeprägt(-) vereinzelt Ausnahme keine<br />

Wanderungsbewegung aufs Land(-) Randlagen von Randlagen von Ballungsgebiete<br />

Urteilssicherheit<br />

Ballungsgeb. Ballungsgeb.<br />

geringer Einfl.:<br />

Störpotenziale durch Terrorangriffe<br />

Durch Investition in neue Netze wird Störanfälligkeit<br />

vermindert.<br />

Mit Netzlänge steigt Risiko für Störungen -><br />

Dezentralisierung fördert Sicherheit<br />

Virtuelle Kraftwerke stellen hohe Ansprüche an<br />

das Netz<br />

Ein hoher Anteil an EE wirkt sich negativ auf<br />

die Netzsicherheit aus.<br />

Preis-/Kostendruck führt zur Hinauszögerung<br />

von Investitionen<br />

A>B>C=D Anteil dezentraler Erzeugungsstrukturen a. d. 22,5% 14% 8,5% 7,5% 4<br />

Experte 2<br />

Stromerzeugung<br />

A = B = C = D<br />

Experte 3<br />

A = B = C = D<br />

Experte 5<br />

Einfachere Reservehaltung u. kürzere Transportentfernungen<br />

b. dezentr. Erzeugungsstrukturen<br />

Anforderungen an techn. Zuverlässigkeit moderat moderat moderat moderat Nicht angegeben<br />

Unterschiedl. Sicherheitskonzept<br />

Bei dezentr. Anlagen: Schwerpunkt d. Sicherheit<br />

auf Anl., bei geringen Netzkapazitäten -<br />

Bei zentr. Anlagen: Ausgl. Probleme einzeln.<br />

Anl. durch hohe Netzkapazitäten; -> Je nach<br />

Auslegung Gewährleistung d. Netzsicherheit in<br />

allen Szen. mögl.<br />

Nicht angegeben<br />

Keine Aussage Nicht relevant, da Mess- und Regeltechnik Basistechnologie für virtuelle Kraftwerke, dezentr. Energiewandlung und -einspeisung, Nicht angegemöglich<br />

Gebäudeautomation sowie Energieeffizienz-DL ist und vermehrter Einsatz nichts mit den Auswirkungen auf Netzsicherheit bei einem<br />

ben<br />

hohen Einsatzes von virtuellen Kraftwerken etc. zu tun hat<br />

Experte 8<br />

267 A.3.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit


268 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Sicherheit des<br />

Netzes<br />

(Wasser)<br />

Vergleich<br />

Szenerien<br />

A > B = D > C<br />

Experte 6<br />

Gesichtspunkte<br />

Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Netzkonzept (techn. Entwicklung)<br />

Zentralisierungsgrad<br />

Betriebsregeln<br />

Reinvestition, Instandhaltung<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

Szenarien<br />

A B C D<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

Urteilssicherheit<br />

3,3,4,4<br />

Verbundlösungen im Trinkw. führen zur<br />

Erhöhung d. <strong>Versorgung</strong>ssicherheit<br />

Netzsicherheit ist abhängig vom Grad dezentraler<br />

Lösungen<br />

sowie vom Aktivitätsgrad des Staates bzgl.<br />

Überwachung etc.<br />

Hoher Zentralitätsgrad/ komplett dezentr.<br />

Lösungen erleichtern Störfallsuche, Netzinvestitionen<br />

abhängig von Finanzierungsbedingungen


Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Urteilssicherheit<br />

Szenerien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Sicherheit der D = C > B > A Nicht langjährig erprobte Technologien (hoher Hoch Geringer Niedrig Niedrig 3<br />

Anlagen Experte 1 Einfl.)<br />

Deckung Ersatzbedarf durch kleine/mittlere<br />

(Strom/Gas)<br />

Anlagen<br />

zu 50% (+) zu 30% Zu 30% Zu 30%<br />

Anteil an der Stromerzeugung Gasanteil steigt (+) vereinzelt Hoh. Ant. Kernkr.(-) Hoh.Ant. Kernkr.(-)<br />

Hoh.Anteil Kohle (+)<br />

Virtuelle Kraftwerke Stark ausgepr. (-) hoch Ausnahme keine<br />

Wettbewerbsdruck Hoch(-) Hoch (-) niedrig niedrig<br />

Störpotenziale durch Terroraktionen (geringer Niedriger Niedriger Höher Höher<br />

Einfl.)<br />

kleine KW erfordern weniger Reservekapazität<br />

Preis-/Kostendruck führt zur Hinauszögerung<br />

von Investitionen<br />

Standardisierung senkt Ausfallsrisiko<br />

Je weniger Anlagen erforderlich sind, desto<br />

weniger können ausfallen<br />

Einfache Technologien leichter zu handhaben<br />

Bekannte Technologien leichter zu handhaben<br />

Erhöhung der Anlagensicherheit durch Weiterentwicklungen<br />

im IT-Bereich<br />

A > B»C > D Anteil an der Stromerzeugung: Dezentr. 22,5% 14% 8,5% 7,5% 4<br />

Erzeugungsstrukturen (geringer Einfl.)<br />

A^ B, C.-- D<br />

Kernkraftwerke (hoher Einfluss)<br />

Experte 2<br />

0% 0% 20% 20%<br />

keine Aussage<br />

Experte 3<br />

A = B = C = D<br />

Experte 5<br />

Keine Aussage möglich<br />

Unterschiedl. Sicherheitskonzept<br />

Bei dezentr. Anlagen: Schwerpunkt der Sicherheit<br />

auf Anlagen, bei geringen Netzkapazitäten<br />

- Bei zentr. Anlagen: Ausgleich der Probleme<br />

einzeln. Anl. durch hohe Netzkapazitäten; -> Je<br />

nach Auslegung Gewährleistung d. Anl.-<br />

Sicherheit in allen Szen. mögl.<br />

Nicht angegeben<br />

Nicht angegeben<br />

Sicherheit der C > B = D > A Netzkonzept (techn. Entwicklung) ++ + Nicht angege-<br />

Anlagen Experte 6 Zentralisierungsgrad<br />

+ + ben<br />

Betriebsregeln, Reinv., lnstandh.<br />

(Wasser)<br />

Förderung von Innovation ermöglicht Entwicklung<br />

sicherer Technik<br />

Durch komplett dezentr. Lösungen ohne<br />

Netzabh. folgt Zunahme an Anlagen, wodurch<br />

Störfallrisiko steigt<br />

Hoher Zentralisierungsgrad ermöglicht schneles<br />

Handeln bei Störfallsuche u. Beseitigung<br />

Rückzug des Staates aus der Überwachung/<br />

Lockerung von Regeln führen zum Rückgang<br />

der Sicherheit im Anlagenbetrieb<br />

269 A.3.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit


270 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Szenerien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

A B C D<br />

Erhalt der Reversi- B > A = C > D Anteil an der Stromerzeugung 3<br />

bilität innerhalb des Experte 1<br />

dezentrale Anlagen 22,5%(+) 14% 8,5% 7,5%<br />

Erneuerbare Energien steigt(+) steigt(+) 10% 10%<br />

<strong>Versorgung</strong>s- Gas steigt(+) steigt(+) steigt gering(-) steigt gering<br />

systems Kohle gering(+) gering(+) hoch(-) hoch<br />

(Strom/Gas) Kernkraft 0% 0% 20%(-) 20%<br />

Investitionen in neue Strukturen Einspartechn. stark ausgeprägt (-) vereinzelt Ausnahme keine<br />

(virtuelle KW/DSM)<br />

Gas-, Strom- u. Wasserverbrauch sinkt(+) konstant steigen mäßig(-) konstant/sinkt<br />

Ersatzbedarfsdeckung durch kl/mittlere Anlagen<br />

50%(+) 30%(+) 30% 30%<br />

Urteilssicherheit<br />

Kleine KW sind flexibler austauschbar,<br />

Investitionskosten für Gaskraftwerke gering =><br />

kurze Amortisationsdauer<br />

Preis-/Kostendruck führt zur Hinauszögerung<br />

von Investitionen<br />

Einspartechniken erfordern hohe Investitionen,<br />

die sich u.U. erst langfristig auszahlen<br />

A > B»C = D Anteil an der Stromerzeugung: 4<br />

Experte 2 dezentrale Anlagen 22,5% 14% 8,5% 7,5%<br />

Kernkraft 0% 0% 20% 20%<br />

A .-, B<br />

Kohle 24% 24% 52% 52%<br />

Grad der Systemfestschreibung abh. v. Anteil<br />

dezentr. Anlagen<br />

Ausmaß der längerfr. Umweltausw. abh. v.<br />

Betrieb von KK und fossilen Erzeugungseinheiten<br />

A = C»B = D Geschwindigkeit des Anlagenaustausches Verkürzt sich Wie heute Verkürzt sich Wie heute 3<br />

Experte 3<br />

B = C = D > A Anteil dezentraler Anlagen Hoch niedriger Nicht angege-<br />

Experte 5 Rückbau großräu- Aufrechterhaltung zentralerer Netze schließt dagegen nicht ben<br />

miger <strong>Versorgung</strong>snetze<br />

dezentralere Erzeugungsvarianten aus.<br />

aufgrund ho-<br />

hen Anteils dezentraler<br />

Anlagen, jedoch<br />

ist Vorgehen<br />

im Hinblick auf<br />

mögliche künftige<br />

Entwicklung, bei<br />

denen zentrale<br />

<strong>Versorgung</strong>snetze<br />

erforderlich sind,<br />

nicht reversibel.


Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Szenerien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

A B C D<br />

Fehlertoleranz A>B>C>D Anteil an der Stromerzeugung 3<br />

(Strom/Gas) Experte 1 kl. <strong>Versorgung</strong>seinheiten<br />

Gas<br />

hoch<br />

steigt(+)<br />

weniger hoch<br />

Steigt(+)<br />

niedrig<br />

steigt gering<br />

Kernkraft 0% 0% 20%(-) 20%(-)<br />

Deckung Ersatzbedarf von kl/mittleren Anlagen 50%(+) 30% 30% 30%<br />

Virtuelle Kraftwerke stark ausgeprägt (-) Vereinzelt Ausnahme keine<br />

niedrig<br />

steigt gering<br />

Kleine Anlagen können flexibler gefahren<br />

werden<br />

Durch Informationstechniken werden Fehler<br />

schneller erkannt und behoben werden<br />

Einfache Technologien sind leichter zu hand- Insbesondere<br />

haben kleinere Gaskraft- Insbesondere Anpassung an Anpassung an<br />

Bekannte Technologien sind leichter zu werke als kleine kleinere Gaskraft- Störungen mit Groß- Störungen mit<br />

handhaben<br />

Urteilssicherheit<br />

<strong>Versorgung</strong>seinheiten<br />

ermöglichen<br />

durch ihre flexiblere<br />

Fahrweise eine flexible<br />

Reaktion auf<br />

Störungen<br />

werke ermöglichen<br />

eine flexible<br />

Reaktion auf<br />

Störungen<br />

kraftwerken relativ<br />

schwierig, jedoch<br />

Entwicklung im TK-<br />

Bereich fördert<br />

Störungserkennung<br />

und Beseitigung<br />

Großkraftwerken<br />

relativ schwierig<br />

A > B»C = D Anteil an der Stromerzeugung: 4<br />

Experte 2 dezentrale Anlagen 22,5% 14% 8,5% 7,5%<br />

Kernkraftwerke 0% 0% 20% 20%<br />

Fehler b. gr. zentr. Systemen wirken sich<br />

stärker aus als bei kleinen dezentr. Systemen<br />

A>B>C>D Anteil dezentraler Anlagen an der Stromerzeu- 22,5% 14% 8,5% 7,5% Nicht angege-<br />

Experte 3<br />

gung 20% 10% 15% 10% ben<br />

A = B = C = D<br />

Experte 5<br />

DSM-Verbreitung<br />

Anteil dezentraler Anlagen an der Stromerzeugung<br />

Koordination der dezentr. Anl. mit Hilfe eines<br />

zentr. Info-Systems<br />

Höheren Fehlertoleranzen von dezentr. Anl.<br />

stehen höhere Fehlerpotenziale durch zentr.<br />

Informationssystem dieser Anl. entgegen -><br />

Daher keine Unterschiede zw. den Systemen<br />

ableitbar<br />

Hoch weniger hoch Niedriger Niedrig Nicht angegeben<br />

Hoch Nicht ganz so hoch niedriger niedrig<br />

271 A.3.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit


272 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Sicherung eines<br />

hohen Qualitätsniveaus<br />

(Strom/Gas)<br />

Sicherung eines<br />

hohen Qualitätsniveaus<br />

(Wasser)<br />

Vergleich<br />

Szenerien<br />

D>C>B>A<br />

Experte 1<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

A B C D<br />

Biogasanteil 5%(-) 3%(-),<br />

3%(+),<br />

Netzeinsp. 80% Netzeinsp. 50%<br />

Gas- und Stromverbrauch sinken(-) konstant Steigen mäßig(+) konstant<br />

Einspeisung von Biogas u.ä. vermindert<br />

Gasqualität<br />

Urteilssicherheit<br />

1%(+) 3<br />

C>A>D>B Marktdurchdringung Rundum-Sorglos-Pakete; 15 % 5 % 20 % 10 % 3<br />

Experte 2<br />

Qualität des Gases, Konstanz der Stromfrequenz<br />

wird in Rundum-Sorglos-Paketen<br />

garantiert<br />

D = C = B = A<br />

Experte 3<br />

Qualität gleich Qualität gleich Qualität gleich Qualität gleich Nicht angegeben<br />

A = B = C = D<br />

Experte 5<br />

Keine systematische Unterscheidung zwischen<br />

den Szenarien<br />

Nicht angegeben<br />

A = B»C = D<br />

5,4,3,2<br />

Experte 6<br />

Anlagenstandard, inkl. Zustand der Wasservorräte<br />

Netzzustand<br />

Betrieb<br />

Sinkender Wasserverbrauch, Zusammenschluss<br />

v. Versorgern kann durch Abbau von<br />

Kapazitätsreserven zur Aufgabe von Wasserschutzgebieten<br />

führen.<br />

Abbau von Regelungen und Überwachung<br />

durch Staat kann zu Lockerung der Auflagen in<br />

Wasserschutzzonen, bei Betriebsregeln etc.<br />

führen<br />

Qualität d. Grund-/Oberflächenwassers<br />

korreliert mit Intensität staatlichen Engagements<br />

+<br />

+++<br />

+<br />

+<br />

++


Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Szenerien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

A B C D<br />

Angebot einer A>C>B>D Marktdurchdringung von: Anlagencontracting 30%(+) 5%(-) 30%(+) 10%(-) 3<br />

Vielzahl von Ver- Experte 1 Rundum-Sorglos-Pakete 15%(+) 5%(-) 20%(+) io%(-)<br />

DMS 20%(+) 10%(-) 15%(+) io%(-)<br />

sorgungsleistungen Anteil dezentraler Technologien 22,5%(+) 14%(+) 8,5% 7%<br />

(Strom/Gas) C>A>D>B Marktdurchdringung von: 3<br />

Experte 2 Rundum-Sorglos-Pakete 15 % 5 `Y. 20 % 10 %<br />

C > A»D > B Marktdurchdringung von: 3<br />

Experte 3<br />

Anlagencontracting (hoher Einfl.) 30% 5% 30% 10%<br />

Rundum-Sorglos-Pak. (hoh. Einfl.) 15% 5% 20% 10%<br />

DMS (niedriger Einfl.) 20% 10% 15% 10%<br />

Urteilssicherheit<br />

A = B > C = D Vielfalt der Angebote Hoch Hoch Niedriger Niedriger Nicht angege-<br />

Experte 5 Zahl an Unternehmen Viele kleine Nicht ganz so viele wenige wenige ben<br />

Angesichts der Angesichts der<br />

größeren Zahl kl. größeren Zahl kl.<br />

Firmen, die keine Firmen, die keine<br />

überregionalen überregionalen<br />

Angebote machen Angebote machen<br />

können, wird diese können, wird diese<br />

Vielfalt nicht für alle Vielfalt nicht für alle<br />

Verbraucher Verbraucher<br />

nutzbar.<br />

nutzbar.<br />

Angebot einer A>B>C=D Zentralisierungsgrad ++ + Nicht angege-<br />

Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sleistungegung<br />

nur bei dezentralen Lösungen<br />

Experte 6<br />

Marktregulierung + + ben<br />

Freie Wahl f. Dienstleistung Abwasserentsor-<br />

(Wasser)<br />

Dekonzentration verstärkt Angebot einer<br />

Vielzahl von <strong>Versorgung</strong>sdienstleistungen<br />

273 A.3.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit


274 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Urteilssicherheit<br />

Szenerien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Unabhängigkeit von A>B>D>C Anteile an der Stromerzeugung: 3<br />

knappen Ressour- Experte 1 Erneuerbare Energien 30 %(+) 30%(+) 10 %(-) 10 %(-)<br />

Kernkraft 0% 0% 20 %(+) 20 %(+)<br />

cen<br />

B .=-- D<br />

Erdgas 45%, steigt stark(-) 45%, steigt stark(-) 17%, steigt gering 17%, steigt gering<br />

(Strom/Gas) Verbrauch von Strom- und Gas sinkt(+) konstant steigen mäßig(-) konstant(+)<br />

Wanderungsbewegung aufs Land(-) Randlagen Ballungsgeblungsgeb.<br />

Randlagen Bal-<br />

Ballungsgeb.<br />

Zu den knappen Ressourcen gehören die<br />

fossilen Energieträger Erdgas, Kohle und Öl.<br />

Verbrauch dieser Energieträger wird verringert;<br />

im Bereich des Endverbrauchs durch eine<br />

höhere Energieeffizienz bzw. Verringerung der<br />

Aktivitäten; Im Umwandlungsbereich durch<br />

Verbesserungen der Effizienz (Ausnutzungsgrad)<br />

d. Anlagen, bzw. Subst. d. Energieträger<br />

durch EE<br />

A = B > C = D Anteile an der Stromerzeugung: 4<br />

Experte 2 Erneuerbare Energien (hoh. Einfl) 30 % 30% 10% 10 %<br />

Kernkraft (geringer Einfluss) 0% 0% 20 % 20 %<br />

Erdgas (geringer Einfluss) 45% 45% 17% 17%<br />

Kohle mittlerer Einfluss) 24% 24% 52% 52%<br />

Reichweite von Erdgas und Uran rel. begrenzt<br />

im Vgl. zu Kohle<br />

A = B»C = D Anteile an der Stromerzeugung: Nicht angege-<br />

Experte 3 Kohle 24% 24% 52% 52% ben<br />

Erdgas: 45% 45% 17% 17%<br />

Kohle hat gr. Reichweite als Gas<br />

A = B > C = D<br />

Experte 5<br />

Anteil erschöpfbarer Ressourcen<br />

an der Stromversorgung<br />

niedrig niedrig hoch hoch Nicht angegeben<br />

Flächeninanspruchnahme von Erneuerbaren hoch hoch klein klein<br />

Energien<br />

Abh. von knappen Ressourcen auch bei Szen.<br />

A) und B) durch flächenintensive Erzeugung<br />

mittels erneuerb. Energieträger<br />

Unabhängigkeit von A > B»D > C Wasserverbrauchsentwicklung ++ Nicht angegeknappen<br />

Ressourcen<br />

Möglichkeit des Recyclings von.Nährstoffen ++<br />

Experte 6<br />

Umgang mit Wasserreservoirs und Wasserschutzzonen<br />

+<br />

++ ben<br />

(Wasser)<br />

Sinkender Wasserverbrauch verbessert Unabhängigkeit<br />

von knappen Wasser-Ressourcen<br />

Sinkender Wasserverbrauch, Zusammenschluss<br />

von Versorgern kann durch Abbau von<br />

Kapazitätsreserven zur Aufgabe Wasserschutzgebieten<br />

führen<br />

In zentr. Abwasserentsorgung wird Klärschlamm<br />

nicht in die Landwirtschaft verbracht,


Ziele<br />

Vergleich<br />

Szenerien<br />

Gesichtspunkte<br />

Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Szenarien<br />

A B C D<br />

Urteilssicherheit<br />

Teilströme werden kaum genutzt<br />

Diversifikation von D = C > A = B Anteile an der Stromerzeugung: 3<br />

<strong>Versorgung</strong>squellen Experte 1 Erneuerbare Energien steigt Steigt 10%(+) 10%(+)<br />

Kernkraft 0% 0% 20%(+) 20%(+)<br />

(Strom/Gas) Erdgas steigt(-) steigt(-) steigt gering(+) steigt gering(+)<br />

Kohle gering gering hoch (+) hoch(+)<br />

Verbrauch von Strom- und Gas sinkt(+) konstant steigt mäßig konstant<br />

Anteil Biogasnutzung 5%(+) 3% 3% 1%<br />

(80% Netzeinsp)(+) (50% Netzeinsp)<br />

Hohe Diversifizierung von <strong>Versorgung</strong>squellen,<br />

wenn viele unterschiedliche Technologien f.<br />

<strong>Versorgung</strong>saufgabe zur Verfügung stehen. Zu<br />

berücksichtigen ist hierbei insbesondere die<br />

Struktur des Kraftwerksparks (Anteile der<br />

Energieträger, Größe und Art der Kraftwerke)<br />

A>B>C=D Installierte Leistung ? ? ? ? 4<br />

Experte 2<br />

Anteil dezentraler Anlagen an der Stromerzeugung<br />

22,5% 14% 8,5% 7,5%<br />

A»B > C = D Anteil an der Stromerzeugung 4<br />

Experte 3 Erneuerbare Energien 30 % 30 % 10% 10%<br />

dezentrale Anlagen 22,5 % 14% 8,5% 7,5%<br />

B=C=D>A<br />

Experte 5<br />

Abhängigkeit von Erdgas groß niedriger niedriger niedriger Nicht angegeben<br />

275 A.3.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit


276 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Szenerien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

A B C D<br />

Diversifikation der C = D > A = B Anteil an der Stromerzeugung 4<br />

Bezugsquellen Experte 1 Kernkraft 0% 0%. 20%. 20%<br />

Kohle 24% 24%. 52%. 52%<br />

(Strom/Gas) Erdgas 45%, steigt stark 45%, steigt stark 17%, steigt gering 17%, steigt gering<br />

Erneuerbare Energien 30% 30% 10% 10%<br />

Urteilssicherheit<br />

Hohe Diversifizierung von Bezugsquellen ausgewogene An- ausgewogene An- ausgewogene ausgewogene<br />

bedeutet Bezug v. eingesetzten Rohstoffen aus zahl von Bezugs- zahl von Bezugs- Anzahl von Bezugs- Anzahl von<br />

unterschiedlichen Regionen<br />

quellen, insbesondere<br />

quellen, insbesondere<br />

quellen<br />

Bezugsquellen<br />

durch leitungs-<br />

ungebundene fossile<br />

Energieträger,<br />

jedoch Abhängigkeit<br />

vom leitungsgebundenen<br />

Energieträger<br />

Gas hoch<br />

durch leitungs-<br />

ungebundene fossile<br />

Energieträger,<br />

jedoch Abhängigkeit<br />

vom leitungsgebundenen<br />

Energieträger<br />

Gas hoch<br />

A = B = C = D Anteil an der Stromerzeugung: Erdgas 45% 45% 17% 17% 4<br />

Experte 2 Kohle 24% 24% 52% 52%<br />

Kernbrennstoffe 0% 0% 20% 20%<br />

Erdgas, Kernbrennstoffe: relativ wenige<br />

Lieferländer mit gesicherten Ressourcen;<br />

Kohle: weltweit gleichmäßig und reichlich<br />

verteilt<br />

Kombinationen von Ressourcen unterschiedl.<br />

Verfügbarkeit und räuml. Verteilung Maß für<br />

Diversifikation v. Bezugsquellen<br />

A>B>C=D Anteil an der Stromerzeugung: 3<br />

Experte 3 dezentr. Erneuerbarer Energien 15% 10% 5% 5%<br />

fossile Ressourcen niedrig niedrig hoch hoch<br />

Dr.--C>A:=B<br />

Experte 5<br />

Abhängigkeit vom Erdgas<br />

Abhängigkeit von Kohle<br />

Wenige Länder verfügen über dominante<br />

Erdgasquellen<br />

Kohle auf der Welt breit verteilt<br />

Diversifikation am<br />

höchsten aufgrund<br />

des relativ hohen<br />

Anteils dezentraler<br />

EE und geringer<br />

Herkunft der<br />

(fossilen) Ressourcen<br />

aus dem<br />

Ausland<br />

Abhängigkeit vom<br />

Erdgas kritischer<br />

einzuschätzen als<br />

von Kohle<br />

Diversifikation<br />

geringer aufgrund<br />

des nicht ganz so<br />

hohen Anteils<br />

dezentraler EE und<br />

geringer Herkunft<br />

der (fossilen)<br />

Ressourcen aus<br />

dem Ausland<br />

Diversifikation<br />

geringer aufgrund<br />

des relativ geringen<br />

Anteils dezentraler<br />

EE und großer<br />

Mengen (fossiler)<br />

Ressourcen aus<br />

dem Ausland<br />

Diversifikation<br />

geringer aufgrund<br />

des relativ geringen<br />

Anteils<br />

dezentraler EE und<br />

großer Mengen<br />

(fossiler) Ressourcen<br />

aus dem<br />

Ausland<br />

Nicht angegeben


Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Szenerien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

A B C D<br />

Technologische A>B>C>D Anteil an der Stromerzeugung: 4<br />

Diversität Experte 1 Erneuerbare Energien 30%, steigt 30%, steigt 10% 10%<br />

Kohle 24%, geringer werd 24%, geringer werd 52% 52%<br />

(Strom/Gas) Erdgas 45%, steigt 45%, steigt 17%, steigt gering 17%, steigt gering<br />

Kernenergie 0% 0% 20% 20%<br />

Virtuelle Kraftwerke ist stark ausgeprägt vereinzelt Ausnahme keine<br />

Anteil von Klär-, Deponie- und Biogas am 5% 3% 3% 1%<br />

gesamten Gasbedarf<br />

Innovationsbudget +/-10% +50% +50% -50%<br />

Gas- und Stromverbrauch geht zurück konstant steigt konstant<br />

Einsparungspotenziale v. Technolog. z.<br />

Effizienzsteigerung<br />

(Anlagenmix) 20% 20% 10% 10%<br />

Diversifizierung des Angebotspektrums stark relativ stark stark relativ stark<br />

Urteilssicherheit<br />

Hohe technolog. Diversität liegt bei Verfügbarkeit<br />

unterschiedlicher Technologien vor, wozu<br />

u.a. hohe Innovationstätigkeit beiträgt<br />

C = D»A = B Anteil an der Stromerzeugung: 4<br />

Experte 2 Kernenergie 0% 0% 20% 20%<br />

Erneuerbarer Energien 30% 30% 10% 10%<br />

Vorteilhaftigkeit von Kernenergienutzung für<br />

technolog. Div.<br />

Kein Hinweis auf technolog. Div. durch Erneuerb.<br />

Energien<br />

C > A = B > D Akzeptanz neuer Technologien Widersprüchlich auf Widersprüchlich auf Widersprüchlich auf Widersprüchlich 3<br />

Experte 3 gegenwärtigem gegenwärtigem gegenwärtigem auf gegenwärtigem<br />

Niveau Niveau Niveau Niveau<br />

Steigerung Budget zur Innovationsförderung +/- 10 % + 50 % + 50 % - 50 %<br />

Marktdurchdringung v. Smart-Building 30% 5% 30% 10%<br />

A = B = C = D<br />

Experte 5<br />

Technolog. Diversität ist in allen Szenarien<br />

gegeben<br />

Nicht angegeben<br />

Technologische A>B>C>D Zentralisierung ++ + 3<br />

Diversität Experte 6 Marktregulierung, Anteil Großversorger ++<br />

+<br />

Innovation +<br />

++<br />

(Wasser)<br />

++<br />

Dekonzentration verstärkt Angebot einer<br />

Vielzahl v. <strong>Versorgung</strong>sdienstleistungen<br />

Ausweitung von Förderung von Innovation führt<br />

zu Neuentw.<br />

277 A.3.3 <strong>Versorgung</strong>ssicherheit


278 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

A.3.4 Wirtschaftliche Aspekte<br />

Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Szenerien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Sicherung und A=C>B>D Wirtschaftswachstum 2%/a(+) 1,5%/a 2%/a(+) 1%/a(-) 3<br />

Steigerung der Experte 1<br />

Beschäftigung (in<br />

den <strong>Versorgung</strong>ssektoren)<br />

(Strom/Gas)<br />

Diversifikation d. Angebotsspektrums<br />

Entw. Technolog. zur Effizienzsteigerung<br />

Hohes Wirtschaftswachstum wirkt positiv auf<br />

Beschäftigung<br />

Hoher Wettbewerb wirkt neg. auf Beschäftigung<br />

relativ stark<br />

höher<br />

stark<br />

moderat<br />

stark<br />

moderat<br />

relativ stark<br />

sehr moderat<br />

Positives Investitionsklima fördert wirtsch. Entw.<br />

Verstärkte Aktivitäten im Dienstleistungsbereich<br />

fördern Beschäftigung<br />

A>B>C=D Anteil a. d. Stromerzeug.: 4<br />

Experte 2<br />

Erneuerbare Energien 30% 30% 10% 10%<br />

Kohle 24% 24% 52% 52%<br />

Kernkraft 0% 0% 20% 20%<br />

Einsparpotenzial v. Technolog. (Anlagenmix) 20% 20% 10% 10%<br />

Substitution von fossilen/ KK durch EE und<br />

effiziente Stromerzeugung führen zu mehr<br />

Beschäftigung<br />

Urteilssicherheit<br />

A = C > B > D<br />

Experte 5<br />

Wirtschaftswachstum<br />

Anteil a. d. Stromerzeug.:<br />

2%/a (++) 1,5%/a (+) 2%/a(++) 1%/a(-) Nicht angegeben<br />

Kohle 24% 24% 52% 52%<br />

Gas 45% 45% 17% 17%<br />

Kernkraft 0% 0% 20% 20%<br />

dezentraler Anlagen 22,5% 14% 8,5% 7,5%<br />

Wirtschaftswachstum und Dezentralisierung der<br />

Energieversorgung fördern Beschäftigung,<br />

jedoch auch neg. Effekte auf Gesamtbeschäft.<br />

Substitution Kohle durch Gas verringert heimische<br />

Wertschöpfung<br />

Kernenergie ist verbunden mit hohem Dienstleistungsanteil<br />

Sicherung und A>D>B=C Anteil dezentraler Technologien Am höchsten niedriger niedriger Nicht ganz so hoch 3<br />

Steigerung der Experte 7<br />

Beschäftigung (in<br />

den <strong>Versorgung</strong>ssektoren)<br />

(Wasser)<br />

Beschäftigungszunahme bei verstärktem<br />

Einsatz dezentr. Anlagen aufgrund verstärkt<br />

benötigtem Service<br />

Beschäftigungszunahme im (Ab-)Wassersektor<br />

nur in Szen. A und B


Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Urteilssicherheit<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Pluralistische A=B>Cz-D Marktstruktur Dekonzentration Dekonzentration Internationale Internationale 3<br />

Marktstruktur Experte 1<br />

Oligopole<br />

Oligopole<br />

Hoher Wettbewerb wirkt positiv auf pluralistische<br />

Marktstruktur<br />

Verstärkte Aktivitäten im Dienstleistungsbereich<br />

fördern pluralistische Marktstruktur<br />

A = B»C = D Marktstruktur Dekonzentration Dekonzentration Oligopol Oligopol 2<br />

Experte 2<br />

A = B = C = D<br />

Experte 5<br />

Pluralistische Marktstruktur ist für Potenzial von<br />

Marktentwicklung von Bedeutung<br />

Marktstruktur Dekonzentration Dekonzentration Oligopol Oligopol Nicht angegeben<br />

Pluralistische<br />

Marktstrukt.<br />

bedeutsam in<br />

Phase der Neuentwicklung<br />

v. Produkten<br />

durch kl.<br />

Unternehmen im<br />

Hinblick auf<br />

Potenzial v.<br />

Marktentwicklung<br />

Pluralistische<br />

Marktstrukt.<br />

bedeutsam in<br />

Phase der Neuentwicklung<br />

v. Produkten<br />

durch kl.<br />

Unternehmen im<br />

Hinblick auf<br />

Potenzial v.<br />

Marktentwicklung<br />

Bei Oligopolistischen<br />

Marktstrukturen<br />

sind es die<br />

Großunternehmen<br />

selbst, die die<br />

Entwicklung neuer<br />

Produkte vorantreiben.<br />

Da größere Veränderungen<br />

nicht<br />

erwünscht sind, ist<br />

oligopolistische<br />

Marktstruktur unter<br />

Einsatz von<br />

kartellrechtlichen<br />

Instrumenten<br />

angemessen<br />

279 A.3.4 Wirtschaftliche Aspekte


280 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Urteilssicherheit<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Internationale C>D>A>B Umweltschutzziele moderat moderat moderat moderat 3<br />

Wettbewerbs- Experte 1 Energiepreisanstieg 1%/a 1,5%/a 2%/a 2,5%/a<br />

Marktstruktur Dekonzentration Dekonzentration Internationale Internationale<br />

fähigkeit<br />

Oligopole<br />

Oligopole<br />

Ambitionierte nationale Energie- und Umweltpolitik<br />

kann zu neg. Effekt führen<br />

Hohe Energieträgerpreise belasten Wirtschaft<br />

„Starke" Unternehmen sind international<br />

konkurrenzfähiger<br />

C = D »A = B Anteil a. d. Stromerzeug.: 3<br />

Experte 2 Erneuerbare Energien 30% 30% 10% 10%<br />

Kernkraft 0% 0% 20% 20%<br />

Marktstrukturen Dekonzentration Dekonzentration Oligopole Oligopole<br />

A = B = C = D<br />

Experte 5<br />

Internationale Wettbewerbsfähigkeit determiniert<br />

durch Arbeitskosten und in einigen Branchen<br />

durch Energiekosten, wobei Höhe abhängig,<br />

in wieweit Kosten der Umweltanforderungen<br />

von Unternehmen oder Verbraucher zu<br />

tragen sind -> hierzu keine eindeutigen Schlüsse<br />

ableitbar Dennoch grundsätzlich Wettbewerbsfähigkeit<br />

gegeben<br />

Höhere Stromerzeugungskosten<br />

aufgrund der<br />

starken Nutzung<br />

von EE und des<br />

Verzichts auf KK<br />

führen zu einem<br />

Verlust internationaler<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

Höhere Stromerzeugungskosten<br />

aufgrund der<br />

starken Nutzung<br />

von EE und des<br />

Verzichts auf KK<br />

führen zu einem<br />

Verlust internationaler<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

Oligopolistische<br />

Marktstrukturen<br />

erleichtern den<br />

Großunternehmen,<br />

ausländische<br />

Wettbewerber von<br />

Heimatmarkt<br />

fernzuhalten und in<br />

ausländ. Märkte<br />

einzudringen.<br />

Oligopolistische<br />

Marktstrukturen<br />

erleichtern den<br />

Großunternehmen,<br />

ausländische<br />

Wettbewerber von<br />

Heimatmarkt<br />

fernzuhalten und in<br />

ausländ. Märkte<br />

einzudringen.<br />

Nicht angegeben


Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Szenerien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Investitionstätigkeit A>B>D>C Umweltschutzziele moderat moderat moderat moderat 3 (2)<br />

(Strom/Gas) Experte 1 Wirtschaftswachstum 2%/a<br />

1,5%/a<br />

2%/a<br />

1%/a<br />

Finanzierungsbedingung.: günstig<br />

günstig<br />

ungünstig<br />

günstig<br />

Investitionsbedarf hoch hoch niedrig niedrig<br />

Ambitionierte nationale Energie- und Umweltpolitik<br />

kann zu erhöhten Investitionsaktivitäten<br />

führen<br />

Beeinflussung Niveau der Investitionsaktivitäten<br />

durch Wirtschaftswachst. Umlaufzeiten sind<br />

Indikatoren für Investitionstätigkeiten<br />

A>B>D>C Anteil a. d. Stromerzeug.: 3<br />

Experte 2<br />

Erneuerbare Energien 30% 30% 10% 10%<br />

Erdgas 45% 45% 17% 17%<br />

Kernkraftwerke 0% 0% 20% 20%<br />

Keine Aussage<br />

Experte 5<br />

Investitionshöhe<br />

Verzicht auf<br />

Weiterbetrieb v.<br />

Kernkraftwerken<br />

induziert verstärkten<br />

Zubau von<br />

Kraftwerken auf der<br />

Basis von Erdgas<br />

und erneuerbaren<br />

Verzicht auf<br />

Weiterbetrieb der<br />

Kernkraftwerke<br />

induziert verstärkten<br />

Zubau von<br />

Kraftwerken auf der<br />

Basis von Erdgas<br />

und erneuerbaren<br />

Der Weiterbetrieb<br />

von Kernkraftwerken<br />

erfordert einen<br />

geringeren Zubau<br />

von Kraftwerken<br />

auf der Basis von<br />

Erdgas und<br />

erneuerbaren<br />

Der Weiterbetrieb<br />

von Kernkraftwerken<br />

erfordert einen<br />

geringeren Zubau<br />

von Kraftwerken<br />

auf der Basis von<br />

Erdgas und<br />

erneuerbaren<br />

Energieträgern Energieträgern Energieträgern Energieträgern<br />

hoch Nicht ganz so hoch In geringem Investitionen<br />

Umfang<br />

beschränken sich<br />

auf Ersatzbedarf<br />

Rel. höhere Inv. führen zu rel. höheren Kosten<br />

und daher möglicherweise zu höheren Preisen -<br />

> Jedoch mögl. Diskrepanz zw. Inv.-Höhe und<br />

Preisentw.<br />

Investitionstätigkeit A>B>D=D Binnenmigration In ländliche Räume In Randlagen von In Randlagen von In Ballungszentren 3<br />

(Wasser) Experte 7 Ballungsgebieten Ballungsbebieten<br />

Anteil dezentraler Technologien Am höchsten Nicht ganz so hoch niedriger niedriger<br />

Siedlungsdichte ist abh. von Binnenmigration<br />

Netzinv. abhängig von Siedlungsdichte<br />

lnv. abh. v. Anteil dezentr. Technologien<br />

Vornehmlich lnv. in Anl. in Szen. A und B, in<br />

Netze in Szen. C und D<br />

Urteilssicherheit<br />

Nicht angegeben<br />

281 A.3.4 Wirtschaftliche Aspekte


282 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Vergleich<br />

Szenarien<br />

Gesichtspunkte<br />

Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Szenarien<br />

A B C D<br />

Innovations- B>C=A>D Marktstruktur Dekonzentration Dekonzentration Oligopol Oligopol 3<br />

tätigkeit Experte 1 Preissteigerungen 1%/a 1,5%/a 2,0%/a 2,5%/a<br />

Innovationsbudget +/-10% +50% +50% -50%<br />

Politische Impulse (z.B. F&E), ein hohes Preisniveau<br />

und hoher Wettbewerbsdruck fördern<br />

Innovationstätigkeit<br />

A = B > C > D Innovationsbudget +/- 10% +50% +50% -50% 2<br />

Experte 2<br />

Anteil Erneuerbarer Energien 30% 30% 10% 10%<br />

Bildung virtueller Kraftw. stark ausgeprägt vereinzelt Ausnahme keine<br />

Dienstleistungen hoch niedrig Nicht ganz so hoch niedriger<br />

Marktstruktur Dekonzentration Dekonzentration Oligopol Oligopol<br />

Keine Aussage<br />

Experte 5<br />

Hohes Innovationsbudget, viele neuartige<br />

Dienstleistungskonzepte, hohe Einbindung<br />

erneuerbarer Energieträger in die Stromerzeugung,<br />

Vernetzung dezentraler Systeme,<br />

hohe Dekonzentration des Marktes ist förderlich<br />

für Innovationstätigkeit<br />

Aufgrund unterschiedl. Umweltzielsetzungen<br />

zw. den Szen. ist Variation der Innovationstätigkeit<br />

zw. Szen. nicht vergleichbar<br />

Urteilssicherheit<br />

Nicht angegeben<br />

Kostendeckende A = B = C = D Marktstruktur Dekonzentration Dekonzentration Oligopol Oligopol 3<br />

Preise für lnvestitionskosten<br />

Experte 1<br />

Preiserhöhungen 1%/a 1,5%/a 2%/a 2,5%/a<br />

Unternehmen investieren nur, wenn ihre Kosten<br />

gedeckt werden<br />

C > D > B > A Preisstruktur, verbrauchs-abhängige Komponente<br />

Hoch Hoch niedrig Hoch 2<br />

Experte 2<br />

Preissteigerungen für Strom/Gas 1%/a 1,5%/a 2%/a 2,5%/a<br />

Stromnachfrage Rückgang konstant mäßig steigend konstant<br />

Finanzierungsbeding 6%/a 6%/a 9%/a 6%/a<br />

.Liberalisierungsdruck hoch hoch niedrig niedrig<br />

Senkung der Einnahmemögl. durch hohe verbrauchs-/<br />

leistungsabhängige Komponente des<br />

Preises, stärkerer Liberalisierungsdruck sowie<br />

rückläufige Entwicklung der Stromnachfrage<br />

A = B = C = D<br />

Experte 5<br />

Langfristig werden Produkte nur angeboten,<br />

wenn stets die Kosten gedeckt sind.<br />

Nicht angegeben<br />

A = B = C = D Kostendeckende Preise in allen Szen. gegeben,<br />

da diese auf den Konsumenten überge-<br />

Experte 7<br />

wälzt werden


Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Kostendeckende A = B = C = D Marktstruktur Dekonzentration Dekonzentration Oligopol Oligopol 3<br />

Preise für Betriebskosten<br />

Experte 1<br />

D > C > B > A<br />

Experte 2<br />

A = B = C = D<br />

Experte 5<br />

A = B = C = D<br />

Experte 7<br />

Preiserhöhungen<br />

1%/a 1,5%/a 2%/a 2,5%/a<br />

Urteilssicherheit<br />

Unternehmen betreiben ihre Anlagen nur, wenn<br />

ihre Kosten gedeckt werden<br />

Preisstruktur, verbrauchs-abhängige Komponente<br />

Hoch Hoch niedrig Hoch 2<br />

Preissteigerungen für Strom/Gas 1%/a 1,5%/a 2%/a 2,5%/a<br />

Stromnachfrage Rückgang konstant mäßig steigend konstant<br />

Finanzierungsbeding. 6%/a 6%/a 9%/a 6%/a<br />

Liberalisierungsdruck hoch hoch niedrig niedrig<br />

Senkung der Einnahmemögl. durch hohe<br />

verbrauchs-/ leistungsabhängige Komponente<br />

des Preises, stärkerer Liberalisierungsdruck<br />

sowie rückläufige Entwicklung der Stromnachfrage<br />

Langfristig werden Produkte nur angeboten,<br />

Nicht angegeben<br />

wenn stets die Kosten gedeckt sind.<br />

Kostendeckende Preise in allen Szen. gegeben,<br />

da diese auf den Konsumenten übergewälzt<br />

werden<br />

Nicht angegeben<br />

283 A.3.4 Wirtschaftliche Aspekte


284 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Urteilssicherheit<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Kostendeckende A = B > C > D Umweltpolitische Vorgaben Marktwirtschaftliche Marktwirtschaftliche Marktwirtschaftliche Marktwirtschaftliche 3<br />

Preise für interna- Experte 1 Preissteigerungen für Strom/Gas Instrumente Instrumente Instrumente Instrumente<br />

Marktstruktur 1%/a 1,5%/a 2%/a 2,5%/a<br />

lisierte Kosten<br />

B C Internalisierung abh. v. umweltpol. Vorgaben<br />

Dekonzentration Dekonzentration Oligopol Oligopol<br />

D > C > B > A<br />

Experte 2<br />

A = B = C = D<br />

Experte 5<br />

A = B = C = D<br />

Experte 7<br />

Hohes Preisniv.<br />

schränkt Spielraum<br />

für weitere Kostenaufschläge<br />

ein<br />

Preisstruktur, verbrauchs-abhängige Komponente<br />

Hoch Hoch niedrig Hoch 1<br />

Preissteigerungen für Strom/Gas 1%/a 1,5%/a 2%/a 2,5%/a<br />

Stromnachfrage Rückgang konstant mäßig steigend konstant<br />

Finanzierungsbeding. 6%/a 6%/a 9%/a 6%/a<br />

Liberalisierungsdruck hoch hoch niedrig niedrig<br />

Senkung der Einnahmemögl. durch hohe verbrauchs-/<br />

leistungsabhängige Komponente des<br />

Preises, stärkerer Liberalisierungsdruck sowie<br />

rückläufige Entwicklung der Stromnachfrage<br />

Da langfristig Produkte nur angeboten werden,<br />

wenn stets die Kosten gedeckt sind, werden<br />

auch internalisierte Kosten in allen Szen.<br />

gedeckt; Im Einzelnen ist jedoch aus den<br />

Szenariobeschreibungen nicht ableitbar,<br />

inwieweit sich Szenarien quantitativ voneinander<br />

unterscheiden.<br />

Kostendeckende Preise in allen Szen. gegeben,<br />

da diese auf den Konsumenten übergewälzt<br />

werden<br />

Nicht angegeben<br />

Nicht angegeben


Ziele Vergleich Gesichtspunkte Szenarien Urteils-<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

A B C D sicherheit<br />

Kostendeckende D > C > B > A Preisstruktur, verbrauchs-abhängige Komponente<br />

Hoch Hoch niedrig Hoch 0<br />

Preise für Abgaben Experte 2<br />

Preissteigerungen für Strom/Gas 1%/a 1,5%/a 2%/a 2,5%/a<br />

Stromnachfrage Rückgang konstant mäßig steigend konstant<br />

Finanzierungsbeding. 6%/a 6%/a 9%/a 6%/a<br />

Liberalisierungsdruck hoch hoch niedrig niedrig<br />

Verringerung der Einnahmemögl durch hohe<br />

verbrauchs-/ leistungsabhängige Komponente<br />

des Preises, stärkerer Liberalisierungsdruck<br />

sowie durch rückläufige Entwicklung der<br />

Stromnachfrage<br />

A = B = C = D Langfristig werden Produkte nur angeboten,<br />

wenn stets die Kosten gedeckt sind.<br />

Experte 5<br />

A = B = C = D<br />

Experte 7<br />

Kostendeckende Preise in allen Szen. gegeben,<br />

da diese auf den Konsumenten übergewälzt<br />

werden<br />

Einkommens- A=C>B>D Wirtschaftswachstum 2%/a 1,5%/a 2%/a 1%/a 3<br />

steigerung Experte 1 annähernd konstant annähernd konstant annähernd konstant annähernd konstant<br />

Bevölkerungsentwicklung<br />

Anstieg des BIP bei konstanter Bevölkerung<br />

deutet auf Einkommenssteigerung hin.<br />

Keine Aussage<br />

Experte 2<br />

A=C>B>D<br />

Experte 5<br />

A>B=C=D<br />

Experte 7<br />

Einkommen steigt<br />

um über 60%<br />

Einkommen steigt<br />

um über 45%<br />

Einkommen steigt<br />

um über 60%<br />

Einkommen steigt<br />

um über 25%<br />

Allg. wirtsch. Entw. Deutschlands dürfte hier<br />

1<br />

dominieren, jedoch darf m. E. nicht eine exogen<br />

vorgegebene Randbedingung Kriterium für die<br />

Bewertung eines Szen. sein.<br />

Wirtschaftswachstum 2%/a 1,5%/a 2%/a 1%/a Nicht angegeben<br />

Szenariounterschiede hinsichtlich Wirtschaftswachstum;<br />

eigenständige Größe Einkommenssteigerung<br />

kann es folglich nicht geben.<br />

Anteil dezentr. Technologien<br />

Produktivitätszuwachs abh. von Anteil dezentr.<br />

(neuer) Technologien<br />

Beschäftigung abh. von Produktivität<br />

Beschäftigungszuwachs führt zu Einkommenssteigerung<br />

Am höchsten niedriger niedriger niedriger Nicht angegeben<br />

285 A.3.4 Wirtschaftliche Aspekte


286 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Vergleich<br />

Szenarien<br />

Gesichtspunkte<br />

Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Szenarien<br />

A B C D<br />

Einkommens- A= B= C»D Wirtschaftswachstum 2%/a 1,5%/a 2%/a 1%/a 3<br />

sicherung Experte 1 Bevölkerungsentwicklung annähernd konstant annähernd konstant annähernd konstant annähernd konstant<br />

Urteilssicherheit<br />

Hohe Einkommenssteigerung lässt hohen<br />

breite Masse der<br />

Spielraum für Einkommenssicherung<br />

Bevölk. leidet an<br />

Beschäftigungsmangel,<br />

daher<br />

erhebl. Schwierigkeiten<br />

bei der<br />

Einkommenssich.<br />

Keine Aussage Die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung 1<br />

Experte 2<br />

Deutschlands dürfte hier dominieren, jedoch<br />

darf m. E. nicht eine exogen vorgegebene<br />

Randbedingung Kriterium f. d. Bew. eines<br />

Szenarios sein.<br />

Keine Aussage Einkommensentwicklung im Szenariozeitraum<br />

Nicht angegeben<br />

Experte 5<br />

festgelegt, daher Frage, inwieweit durch<br />

Struktur des Sozialprodukts Einkommensentw.<br />

nach der Szenarioperiode beeinflusst wird.<br />

Jedoch liegen für benötigte Rahmenbedingungen<br />

der nachfolgenden Zeit keine Angaben vor.<br />

A>B=C=D<br />

Experte 7<br />

Anteil dezentr. Technologien<br />

Produktivitätszuwachs abh. von Anteil dezentr.<br />

(neuer) Technologien<br />

Beschäftigung abh. von Produktivität<br />

Beschäftigungszuwachs führt zu Einkommenssteigerung<br />

Am höchsten niedriger niedriger niedriger Nicht angegeben


Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Effizienz der A>B>C>D Instrumente Einsatz von Einsatz eines vorwiegend Einsatz Konzentration auf 3<br />

Urteilssicherheit<br />

Leistungserstellung<br />

(Strom/Gas)<br />

Experte 1<br />

hoher Wettbewerb fördert gesamtwi. Effizienz<br />

Ordnungspolitische Instrumente sind u.U. im<br />

Hinblick auf umweltpol. Ziele effizienter als<br />

marktwirtschaftliche.<br />

Instrumenten mit<br />

exakter Zielerreichung<br />

(z.B. Emissionshandel)<br />

Policy-Mixes<br />

markwirtschaftlicher<br />

Instrumente<br />

markwirtschaftliche<br />

Instrumente<br />

C = D»A = B Anteil a. d. Stromerzeug.: 1<br />

Experte 2 Kernkraft 0% 0% 20% 20%<br />

Erdgas 45% 45% 17% 17%<br />

Erneuerbare Energien 30% 30% 10% 10%<br />

Marktstruktur Dekonzentration Dekonzentration Oligopol Oligopol<br />

hohe Kosten durch Investition in neue Anlagen hoch hoch gering gering<br />

A> B > C > D<br />

Experte 5<br />

Effizienz ausgedrückt durch Einheit erzeugten<br />

Stroms<br />

Verbraucherpreisentwicklung für Energie bis<br />

2025 im Vergl. zu Szen. A<br />

12,7% 26,6% 41,8% Nicht angegeben<br />

Verbraucherpreisentwicklung als<br />

Effizienzkriterium aufgrund v. Angaben<br />

in Szen.<br />

Aussagen über Kosteneffizienz als Kriterium<br />

nicht möglich, da Kosten in den einzelnen<br />

Szen. aufgrund unterschiedl. Produkte/ Leistungen<br />

nicht miteinander vergleichbar sind<br />

Effizienz der B = C > D > A Anteil dezentraler Technologien Am höchsten Niedrig Niedrig Nicht ganz so hoch 3<br />

Leistungserstellung<br />

(Wasser)<br />

Experte 7<br />

Kosten der <strong>Versorgung</strong> sind abh. v. Nutzung<br />

dezentr. Systeme<br />

287 A.3.4 Wirtschaftliche Aspekte


288 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Szenerien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Innovations- B > C > A> D Innovationsbudget +/-10% +50%(+) +50%(+) -50%(-) 3<br />

fähigkeit Experte 1 Marktstrukturen Dekonzentration Dekonzentration Oligopole Oligopole<br />

Preissteigerungen für Strom/Gas 1%/a 1,5%/a 2%/a 2,5%/a<br />

(Strom/Gas) Förderung Innovationsfähigkeit durch politische wg Neuaufbau von wg. hoher F&E hohes Potenzial für wg. geringer F&E<br />

Nicht angegeben<br />

Innovationsfähigkeit<br />

(Wasser)<br />

Impulse (z.B. F&E) gefördert.<br />

Strukturen wenig<br />

Spielraum für<br />

weitere Innovationen<br />

Ausgaben relativ<br />

hohes Potenzial<br />

Neuerungen<br />

Ausgaben relativ<br />

geringes Potenzial<br />

A>B>C=D Marktstrukturen Dekonzentration Dekonzentration Oligopol Oligopol 2<br />

Experte 2 Dienstleistungsumfang hoch niedrig Nicht ganz so hoch niedriger<br />

Keine Aussage<br />

Experte 5<br />

B=C>A>D<br />

Experte 6<br />

Zwang v. kl. Unt. bei starkem Wettbewerb zu<br />

Innovationen; Annahme schlechterer Ausgangsbedingung<br />

bei kleinen als bei großen Unt.<br />

Da Umweltzielsetzungen zw. Szen. sich unterscheiden,<br />

variiert auch Innovationsfähigkeit zw.<br />

Szen.<br />

Urteilssicherheit<br />

Innovationsbudget ++ ++ Nicht angegeben<br />

Förderung von Innovation führt zu Neuentwicklungen


Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Urteilssicherheit<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

A B C D<br />

Anpassungs- B > A = C > D Gas- und Stromverbrauch Sinkt(+) Konstant Steigt mäßig an(-) Konstant Nicht angegefähigkeit<br />

an Markt- Experte 1 Deckung Ersatzbedarf v. kl/mittleren KW 50% 30%<br />

ben<br />

Marktdurchdringung DSM (als Neue Techniken 20%(-)<br />

10%<br />

30°/0 30%<br />

erfordernisse<br />

a. d. Endverbraucherseite)<br />

15%<br />

10%<br />

Virtuelle Kraftwerke stark ausgeprägt vereinzelt<br />

Anteil a. d. Stromerzug.:<br />

dezentraler Technologien 22,5%(+)<br />

14%(+)<br />

Ausnahme<br />

keine<br />

Kohle gering(+) gering(+) 8,5% 7%<br />

Erdgas steigt(+) steigt(+) hoch(-) hoch(-)<br />

Erneuerbare Energien 30%(+) 30%(+) steigt gering(-) steigt gering(-)<br />

Kernkraft 0% 0%<br />

10%(-) 10%(-)<br />

20%(-) 20%(-)<br />

Kleine KW sind flexibler austauschbar; Inv.-<br />

kosten f. Gas-KW gering => kurze Amortisationsdauer.<br />

Preis-/Kostendruck führt z. Hinauszögerung<br />

v. Investitionen<br />

Einspartechniken erfordern hohe Inv., die sich<br />

u.U. erst langfr auszahlen<br />

A = B > C = D Marktstrukturen Dekonzentration Dekonzentration Oligopol Oligopol 1<br />

Experte 2<br />

Dienstleistungsumfang hoch niedrig Nicht ganz so hoch niedriger<br />

Bei stärker wettbewerbl. orientiertem Markt,<br />

großer Technologie- und DL-Vielfalt müssen<br />

insbes. kI. Unt. flexibel sein, um wirtschaftl. zu<br />

überleben<br />

In allen Szenarien passen sich Unternehmen a.<br />

d. jeweiligen Bed. an.<br />

A = B = C = D<br />

Experte 5<br />

A>B>C=D Marktstruktur Polypolistisch Polypolistisch Oligopolistisch Oligopolistisch 3<br />

Experte 7<br />

Anteil dezentraler Systeme Am höchsten Nicht ganz so hoch niedriger niedriger<br />

Viele kleine Unternehmen sind anpassungsfähiger<br />

als wenige große Versorger<br />

Dezentr. Systeme ermögl. flexibl. Reaktion auf<br />

Binnenmigration<br />

Nicht angegeben<br />

289 A.3.4 Wirtschaftliche Aspekte


290 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Aufbau und Ent- C = D > B > A Neue Techn. a. Endverbraucherseite z.B. DSM 20%(-) 10% 15% 10% 4<br />

wicklung von Experte 1 Gas- und Stromverbrauch sinkt(+) konstant steigt mäßig(-) konstant<br />

Deckung Ersatzbedarf v. kl/mittl. KW 50%(+) 30%(+) 30% 30%<br />

Wissen zu beste- B ,-. A Anteil a. d. Stromerzeug.<br />

henden Technolo- Dezentrale Anlagen 22,5%, hoch(+) 14% 8,5% 7%<br />

gien Erneuerbare Energien steigt(+) steigt(+) 10%(-) 10%<br />

Erdgas steigt(+) steigt(+) steigt gering(-) steigt gering<br />

Kohle gering(+) gering(+) hoch(-) hoch<br />

Kernkraft 0% 0% 20%(-) 20%<br />

Urteilssicherheit<br />

Beim Einsatz „alter" Technologien bleibt das<br />

Wissen über diese erhalten<br />

C = D»A = B Anteil Kernenergie 0% 0% 20% 20% 3<br />

Experte 2<br />

Nutzung v. Kernenergie führt zu Wissen in<br />

diesem Technologiebereich<br />

A = B = C = D<br />

Experte 5<br />

Bestehende Technolog. kommen (wenn auch in<br />

unterschiedlichem Umfang) mit Ausnahme<br />

Kernenergie in allen Szen weiter vor. Insofern<br />

ist Erhalt v. Wissen bzgl. bestehender Technolog.<br />

in allen Szen. gegeben<br />

Frage nach erforderlicher Infrastruktur (Ausbildung,<br />

Forschung) wird in Szenarien nicht<br />

angesprochen<br />

Nicht angegeben


Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Szenerien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Erhalt und Ent- A>C>B>D Multi-Utility überwiegt Steigt an Steigt an Steigt an 3<br />

wicklung institutio- Experte 1 Anlagencontracting 30%(+) 5%(-) 30%(+) 10%(-)<br />

Rundum-Sorglos Pakete 15%(+) 5%(-) 20%(+) 10%(-)<br />

Heller Innovationen Marktstruktur Dekonzentration Dekonzentration Oligopol Oligopol<br />

Innovationsbudget +/-10% +50% +50% -50%<br />

Aktivitäten in neuen Arbeitsfeldern führen zu<br />

institut. Veränderungen<br />

Bei vielen Versorgern mit geringen Marktanteilen,<br />

wenig Kapitalkraft bei hartem Wettbewerb<br />

wird eigene Forschung die Ausnahme sein,<br />

Kooperation mit öffentlichen Forschungseinrichtungen<br />

die Regel<br />

A = B = C = D Keine eindeutigen Hinweise auf deutliche 2<br />

Unterschiede zwischen den Szenarien<br />

Experte 2<br />

Keine Aussage<br />

Experte 5<br />

Beim Erhalt institut. Innov handelt es sich<br />

weniger um ein Ziel als um die Form, in der<br />

andere Ziele umgesetzt werden<br />

A>B=C>D Dienstleistungsumfang Am höchsten Niedriger Niedriger Niedrig 3<br />

Experte 7 Anpassungsfähigkeit staatl. Vorschriften Am höchsten Niedriger Niedriger Niedrig<br />

Positive Weiterentwicklung des Wissenskapitals<br />

und institut. Innovationen in den Szen. A bis C,<br />

keine Weiterentw. in D aufgrund Rückzug des<br />

Staates<br />

Urteilssicherheit<br />

Nicht angegeben<br />

291 A.3.4 Wirtschaftliche Aspekte


292 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Vergleich<br />

Gesichtspunkte<br />

Szenarien<br />

Szenarien Einträge in kursiv oder fett kursiv sind nicht A B C D<br />

vom Experten sondern vom Bearbeiter<br />

Aufbau und Ent- A>B>C>D Neue Technol. a. Endverbraucherseite (DSM) 20%(+) 10% 15% 10% 4<br />

wicklung von Experte 1 Deckung Ersatzbedarf kl/mittl. Unt. 50%(+) 30%(+) 30% 30%<br />

Virtuelle Kraftwerke stark ausgeprägt(+) Vereinzelt Ausnahme keine<br />

Wissen zu neuen Innovationsbudget +/-10% +50%(+) +50%(+) -50%(-)<br />

Technologien<br />

Anteil a. d. Stromerzeug.<br />

(Strom/Gas) Dezentrale Anlagen 22,5%(+) 14% 8,5% 7%<br />

Erneuerbare Energien steigt(+) steigt(+) 10%(-) 10%(-)<br />

Erdgas steigt(+) steigt(+) steigt gering(-) steigt gering(-)<br />

Kohle gering(+) gering(+) hoch(-) hoch(-)<br />

Umschlagszeiten nehmen ab konstant nehmen ab(-) konstant<br />

Beim Einsatz n. Techn. wird Wissen aufgebaut<br />

Durch F&E Ausgaben wird Aufbau v. Wissen<br />

gefördert<br />

A>B>C=D Anteil a d. Stromerzeug.: 3<br />

Experte 2 Dezentrale Anlagen 22,5% 14% 8,5% 7%<br />

Erneuerbare Energien 30% 30% 10% 10%<br />

Urteilssicherheit<br />

Hoher Einsatz v. neuen Technologien und<br />

Dienstleistungen führt zum Aufb. v. Wissen zu<br />

neuen Technologien<br />

A>B>C>D Anteil a. d. Stromerzeug. Nicht angege-<br />

Experte 5 Dezentrale Anlagen 22,5% 14% 8,5% 7% ben<br />

Erneuerbare Energien 30% 30% 10% 10%<br />

Aufbau und Entwicklung<br />

von<br />

Wissen zu neuen<br />

Technologien<br />

(Wasser)<br />

B=C>A>D<br />

Experte 6<br />

Diffusionsprozess des Wissens für neue Technologien<br />

ist in Szen. mit größerem Anteil<br />

neuerer Technologien größer<br />

Innovationsbudget<br />

Förderung von Innovation führt zu Neuentwicklungen<br />

++ ++ Nicht angegeben


A.3.5 Soziale Aspekte<br />

Ziele<br />

Vergleich<br />

Szenarien<br />

Gesichtspunkte<br />

Einträge in kursiv oder fett kursiv<br />

sind nicht vom Experten sondern<br />

vom Bearbeiter<br />

Szenarien<br />

A B C D<br />

Urteilssicherheit<br />

Sozialvertr. Preise A> B > C > D Energiepreisanstieg 1%a 1,5%/a 2%/a 2,5%/a 2<br />

Experte 11 Wirtschaftswachstum 2%/a 1,5%/a 2%/a 1%/a<br />

Gleichberechtigter Zu- B > A» C >D Umwelt- und Preislabeling Geringer, da Basis Am Höchsten, da Nur Preislabeling Nur Preislabeling 3<br />

gang zu Ressourcen von Experte 11<br />

Umwelt- und Preislabeling als gesellschaftlicher staatlich verordnet<br />

soziale Standards zum Schutz Konsens<br />

HH, öffentl. Einrichtun-<br />

aller Bev- Gruppen<br />

gen und Unt.<br />

Rahmenbedingungen und<br />

Standards z. Wahrung der<br />

Auf Basis gesellsch.<br />

Konsenses<br />

Staatlich Verordnet Staatliche Orientierung<br />

ausschließlich<br />

Staatliche<br />

Orientierung an<br />

Gewährleistung einer B>A»c.D Interessen aller Bevölkerungstei- auf Wettbewerbsfä- Wirtschaftlich- 3<br />

le. higkeit der Wirtschaft keitskriterien bei<br />

Grundversorgung für alle Experte 11<br />

Rückzug des<br />

Faire Rechts- und Ver- B>A»C>D<br />

Höhere soziale Gerechtigkeit bei<br />

Staates<br />

staatl. Regie 3<br />

tragsgestaltung zur Experte 11 Innovationsbudget +/- 10% +50% +50% -50%,<br />

<strong>Versorgung</strong> für alle<br />

Innovationsbudget soll Vermind. Gefahr der Zielver- Ausreichende Ausreichende Keine Implemenv.<br />

Vertretbares B>A»C>D Inv. b. neuen Tech. ermögli- fehlung aufgrund zu Förderungsmasse mit Fördermasse, jedoch tation v. neuen<br />

chen, jedoch Budgetausrichtung geringer Masse gruppenspezifischer keine spezif. Fest- Technologien 3<br />

Wohlstandsgefälle Experte 11 als Bev- Gruppenspez. Einführungsprogr.<br />

führt zu soz. Gerech-<br />

Ausrichtung<br />

legung zugunsten<br />

sozialer Gruppen<br />

möglich, die nicht<br />

bei Einf. wettbe-<br />

Geschlechtergerech- B > A» C = D tigk. werbsfähig sind<br />

tigkeit Experte 11<br />

Unternehmenskonzentration<br />

Hohe Unternehmenskonzentration<br />

führen zu Machtpotenzial,<br />

das schwer beeinflussbar ist<br />

mit mögl. gravierenden Auswirkungen<br />

bzgl. Ziele sozialer<br />

Gerechtigkeit<br />

Einsatzbreite d. Instr.<br />

Differenzierung der Zielperspektive<br />

Abh. sozialer Akzeptanz von<br />

Breite der Instr. u. Differenzierunsgrad<br />

d. Zielperspektive<br />

Polipolistische<br />

Marktstrukturen<br />

Geringer<br />

Polipolistische<br />

Marktstrukturen<br />

Am höchsten<br />

Oligopole<br />

Geringsten<br />

Oligopole<br />

Geringsten<br />

3<br />

293 A.3.5 Soziale Aspekte


294 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Internat. Verteilungsgerechtigkeit<br />

der Ressourcennutzung<br />

Gleichheit der Lebensverhältnisse<br />

Vergleich<br />

Szenarien<br />

A> B > C = D<br />

Experte 11<br />

B>A>C>D<br />

Experte 11<br />

Gesichtspunkte<br />

Einträge in kursiv oder fett kursiv<br />

sind nicht vom Experten sondern<br />

vom Bearbeiter<br />

Unternehmenskonzentration<br />

Polipolistische<br />

Marktstrukturen<br />

Szenarien<br />

A B C D<br />

Polipolistische<br />

Marktstrukturen<br />

Hohe Unternehmenskonzentration<br />

führen zu Machtpotenzial,<br />

das schwer beeinflussbar ist<br />

mit mögl. gravierenden Auswirkungen<br />

bzgl. Ziele regionaler<br />

Sicherheit<br />

Einsatzbreite d. Instr. Geringer Am höchsten Geringsten Geringsten<br />

Differenzierung der Zielperspektive<br />

Urteilssicherheit<br />

Oligopole Oligopole 3<br />

3<br />

Abh. sozialer Akzeptanz von<br />

Breite der Instr. u. Differenzierunsgrad<br />

d. Zielperspektive<br />

Partizip./Gesellschaftl. A» B > C = D Öffentl. Konsensbildung Steht im Vordergrund Geringer Am geringsten Am geringsten 3<br />

Zielformulierung<br />

Partizip./Planungsverf.<br />

Verständlichk. d.<br />

Verbraucher-Info.<br />

Angabe d. Höhe d.<br />

Preise<br />

Experte 11<br />

A> B > C = D<br />

Experte 11<br />

B > A» C = D<br />

Experte 11<br />

B > A> C = D<br />

Experte 11<br />

Kombination hoher Standards<br />

bzgl. Partizipation, Transparenz,<br />

Erhalt soz. Res. ermöglichen<br />

hohe Akzeptanz v. Technol./<br />

Produkten<br />

Transparenzbreite<br />

Kombination hoher Standards<br />

bzgl. Partizipation, Transparenz,<br />

Erhalt soz. Res. ermöglichen<br />

hohe Akzeptanz v. Technol./<br />

Produkten<br />

Verständl. d. Verbr.<br />

Info.<br />

Preishöhe,<br />

Preisbestandteilen,<br />

Öko-Anforderungen,<br />

Marktstrukturen<br />

Preishöhe,<br />

Öko-Anforderungen<br />

Preishöhe Preishöhe 3<br />

Angabe B>A»C=D 3<br />

Ausschließliche Transparenz b.<br />

Preisbestandteile Experte 11 Preisen u. Öko-Anforderungen<br />

findet nur bedingt Akzeptanz<br />

Angabe Leistungsbestandteile<br />

B > A» C = D<br />

Experte 11<br />

Angabe Marktstrukturen B > A» C = D 3<br />

Experte 11<br />

3<br />

4<br />

3


Ziele<br />

Vermeidung von Armut<br />

Erhalt sozialer Sicherungssysteme<br />

Vergleich<br />

Szenarien<br />

A> B > C > D<br />

Experte 11<br />

A>B>C>D<br />

Experte 11<br />

Gesichtspunkte<br />

Einträge in kursiv oder fett kursiv<br />

sind nicht vom Experten sondern<br />

vom Bearbeiter<br />

Unternehmenskonzentration<br />

Ho he Unterne hmens konzentration<br />

führen zu Machtpotenzial,<br />

das schwer beeinflussbar ist<br />

mit mögl. gravierenden Auswir-<br />

Polipolistische<br />

Marktstrukturen<br />

Szenarien<br />

A B C D<br />

Polipolistische<br />

Marktstrukturen<br />

Urteilssicherheit<br />

Oligopole Oligopole 3<br />

Sich. angemessener A> B > C > D kungen bzgl. Ziele sozialer 3<br />

Mindestlöhne Experte 11 Sicherheit<br />

Sicherung humaner A> B > C > D 3<br />

Arbeitsbedingungen Experte 11<br />

3<br />

Sozialverträgl. Gestaltung<br />

des Beschäftigungswandels<br />

Übernahme v. Verantwortung<br />

d. Gesellschaft f.<br />

nachfolgende Generationen<br />

A> B > C > D<br />

Experte 11<br />

A> B > C = D<br />

Experte 11<br />

Kombination hoher Standards<br />

bzgl. Partizipation, Transparenz,<br />

Erhalt soz. Res. ermöglichen<br />

hohe Akzeptanz v. Technol./<br />

Produkten<br />

Innovationsbudget +/- 10% +50% +50% -50%,<br />

Übernahme v. Verantw. v. A> B > C > D<br />

Innovationsbudget soll Vermind. Gefahr der Zielverfehlung<br />

aufgrund zu Förderungsmasse mit Fördermasse, jedoch tation v. neuen<br />

ausreichende ausreichende Keine Implemen-<br />

Unt. in Entwicklungslän - Experte 111 v. Inv. b. neuen Tech. ermöglidern<br />

chen, jedoch Budgetausrichtung geringer Masse gruppenspezifischer keine spezif. Festlegung<br />

Technologien<br />

als Bev- Gruppenspez. Einführungsprogr.<br />

Ausrichtung<br />

zugunsten möglich, die nicht<br />

führt z. Erh. soz. Res.<br />

sozialer Gruppen bei Einf. wettbe-<br />

werbsfähig sind<br />

Unternehmenskonzentration Polipolistische Polipolistische Oligopole Oligopole<br />

Marktstrukturen Marktstrukturen<br />

Hohe Unternehmenskonzentration<br />

führen zu Machtpotenzial,<br />

das schwer beeinflussbar ist<br />

mit mögl. gravierenden Auswirkungen<br />

bzgl. Ziele sozialer<br />

Sicherheit<br />

3<br />

3<br />

3<br />

295 A.3.5 Soziale Aspekte


296 A.3. Synthesepapier (Zusammenstellung der Einschätzungen der Experten)<br />

Ziele<br />

Übernahme v. Verantw.<br />

der VU's f. Daseinsvorsorge<br />

Vergleich<br />

Szenarien<br />

A> B > C > D<br />

Experte 11<br />

Gesichtspunkte<br />

Einträge in kursiv oder fett kursiv<br />

sind nicht vom Experten sondern<br />

vom Bearbeiter<br />

Kombination hoher Standards<br />

bzgl. Partizipation, Transparenz,<br />

Erhalt soz. Res. ermöglichen<br />

hohe Akzeptanz v. Technol./<br />

Produkten<br />

Innovationsbudget<br />

+/- 10%<br />

Szenarien<br />

A B C D<br />

+50%<br />

+50%<br />

-50%,<br />

Urteilssicherheit<br />

3<br />

Innovationsbudget soll Vermind. Gefahr der Zielver- ausreichende ausreichende Keine Implemenv.<br />

Inv. b. neuen Tech. ermögli- fehlung aufgrund zu Förderungsmasse mit Fördermasse, jedoch tation v. neuen<br />

chen, jedoch Budgetausrichtung geringer Masse gruppenspezifischer keine spezif. Festlegung<br />

Technologien<br />

als Bev- Gruppenspez. Einführungsprogr.<br />

Ausrichtung<br />

zugunsten möglich, die nicht<br />

sozialer Gruppen bei Einf. wettbe-<br />

werbsfähig sind


Schriften des Forschungszentrums Jülich<br />

Reihe Umwelt / Environment<br />

1. Energiemodelle in der Bundesrepublik Deutschland. Stand der Entwicklung<br />

IKARUS-Workshop vom 24. bis 25. Januar 1996<br />

herausgegeben von S. Molt, U. Fahl (1997), 292 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-205-3<br />

2. Ausbau erneuerbarer Energiequellen in der Stromwirtschaft<br />

Ein Beitrag zum Klimaschutz<br />

Workshop am 19. Februar 1997, veranstaltet von der Forschungszentrum Jülich<br />

GmbH und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft<br />

herausgegeben von J.-Fr. Hake, K. Schultze (1997), 138 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-206-1<br />

3. Modellinstrumente für CO2-Minderungsstrategien<br />

IKARUS-Workshop vom 14. bis 15. April 1997<br />

herausgegeben von J.-Fr. Hake, P. Markewitz (1997), 284 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-207-X<br />

4. IKARUS-Datenbank - Ein Informationssystem zur technischen,<br />

wirtschaftlichen und umweltrelevanten Bewertung von Energietechniken<br />

IKARUS. Instrumente für Klimagas-Reduktionsstrategien<br />

Abschlußbericht Teilprojekt 2 „Datenbank"<br />

H.-J. Laue, K.-H. Weber, J. W. Tepel (1997), 90 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-214-2<br />

5. Politikszenarien für den Klimaschutz<br />

Untersuchungen im Auftrag des Umweltbundesamtes<br />

Band 1. Szenarien und Maßnahmen zur Minderung von CO 2-Emissionen in<br />

Deutschland bis zum Jahre 2005<br />

herausgegeben von G. Stein, B. Strobel (1997), 410 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-215-0<br />

6. Politikszenarien für den Klimaschutz<br />

Untersuchungen im Auftrag des Umweltbundesamtes<br />

Band 2. Emissionsminderungsmaßnahmen für Treibhausgase,<br />

ausgenommen energiebedingtes CO2<br />

herausgegeben von G. Stein, B. Strobel (1997), 110 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-216-9<br />

7. Modelle für die Analyse energiebedingter Klimagasreduktionsstrategien<br />

IKARUS. Instrumente für Klimagas-Reduktionsstrategien<br />

Abschlußbericht Teilprojekt 1 „Modelle"<br />

P. Markewitz, R. Heckler, Ch. Holzapfel, W. Kuckshinrichs, D. Martinsen,<br />

M. Walbeck, J.-Fr. Hake (1998), VI, 276 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-220-7


Schriften des Forschungszentrums Jülich<br />

Reihe Umwelt / Environment<br />

8. Politikszenarien für den Klimaschutz<br />

Untersuchungen im Auftrag des Umweltbundesamtes<br />

Band 3. Methodik-Leitfaden für die Wirkungsabschätzung von Maßnahmen<br />

zur Emissionsminderung<br />

herausgegeben von G. Stein, B. Strobel (1998), VIII, 95 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-222-3<br />

9. Horizonte 2000<br />

6. Wolfgang-Ostwald-Kolloquium der Kolloid-Gesellschaft<br />

3. Nachwuchstage der Kolloid- und Grenzflächenforschung<br />

Kurzfassungen der Vorträge und Poster<br />

zusammengestellt von F.-H. Haegel, H. Lewandowski, B. Krahl-Urban (1998),<br />

150 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-223-1<br />

10. Windenergieanlagen - Nutzung, Akzeptanz und Entsorgung<br />

von M. Kleemann, F. van Erp, R. Kehrbaum (1998), 59 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-224-X<br />

11. Policy Scenarios for Climate Protection<br />

Study an Behalf of the Federal Environmental Agency<br />

Volume 4. Methodological Guideline for Assessing the Impact of Measures<br />

for Emission Mitigation<br />

edited by G. Stein, B. Strobel (1998), 103 pages<br />

ISBN: 3-89336-232-0<br />

12. Der Landschaftswasserhaushalt im Flußeinzugsgebiet der Elbe<br />

Verfahren, Datengrundlagen und Bilanzgrößen<br />

Analyse von Wasserhaushalt, Verweilzeiten und Grundwassermilieu im<br />

Flußeinzugsgebiet der Elbe (Deutscher Teil). Abschlußbericht Teil 1.<br />

von R. Kunkel, F. Wendland (1998), 110 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-233-9<br />

13. Das Nitratabbauvermögen im Grundwasser des Elbeeinzugsgebietes<br />

Analyse von Wasserhaushalt, Verweilzeiten und Grundwassermilieu im<br />

Flußeinzugsgebiet der Elbe (Deutscher Teil). Abschlußbericht Teil 2.<br />

von F. Wendland, R. Kunkel (1999), 166 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-236-3<br />

14. Treibhausgasminderung in Deutschland zwischen nationalen Zielen und<br />

internationalen Verpflichtungen<br />

IKARUS-Workshop am 27.05.1998, Wissenschaftszentrum Bonn-Bad<br />

Godesberg. Proceedings<br />

herausgegeben von E. Läge, P. Schaumann, U. Fahl (1999), ii, VI, 146 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-237-1


Schriften des Forschungszentrums Jülich<br />

Reihe Umwelt / Environment<br />

15. Satellitenbildauswertung mit künstlichen Neuronalen Netzen zur<br />

Umweltüberwachung<br />

Vergleichende Bewertung konventioneller und Neuronaler Netzwerkalgorithmen<br />

und Entwicklung eines integrierten Verfahrens<br />

von D. Klaus, M. J. Canty, A. Poth, M. Voß, I. Niemeyer und G. Stein (1999),<br />

VI, 160 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-242-8<br />

16. Volatile Organic Compounds in the Troposphere<br />

Proceedings of the Workshop an Volatile Organic Compounds in the<br />

Troposphere held in Jülich (Germany) from 27 – 31 October 1997<br />

edited by R. Koppmann, D. H. Ehhalt (1999), 208 pages<br />

ISBN: 3-89336-243-6<br />

17. CO2-Reduktion und Beschäftigungseffekte im Wohnungssektor durch das<br />

CO2-Minderungsprogramm der KfW<br />

Eine modellgestützte Wirkungsanalyse<br />

von M. Kleemann, W. Kuckshinrichs, R. Heckler (1999), 29 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-244-4<br />

18. Symposium über die Nutzung der erneuerbaren Energiequellen Sonne und<br />

Wind auf Fischereischiffen und in Aquakulturbetrieben<br />

Symposium und Podiumsdiskussion, lzmir, Türkiye, 28.-30.05.1998.<br />

Konferenzbericht<br />

herausgegeben von A. Özdamar, H.-G. Groehn, K. Ülgen (1999), IX, 245 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-247-9<br />

19. Das Weg-, Zeitverhalten des grundwasserbürtigen Abflusses im<br />

Elbeeinzugsgebiet<br />

Analyse von Wasserhaushalt, Verweilzeiten und Grundwassermilieu im<br />

Flußeinzugsgebiet der Elbe (Deutscher Teil). Abschlußbericht Teil 3.<br />

von R. Kunkel, F. Wendland (1999), 122 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-249-5<br />

20. Politikszenarien für den Klimaschutz<br />

Untersuchungen im Auftrag des Umweltbundesamtes<br />

Band 5. Szenarien und Maßnahmen zur Minderung von CO 2-Emissionen in<br />

Deutschland bis 2020<br />

herausgegeben von G. Stein, B. Strobel (1999), XII, 201 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-251-7<br />

21. Klimaschutz durch energetische Sanierung von Gebäuden. Band 1<br />

von J.-F. Hake, M. Kleemann, G. Kolb (1999), 216 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-252-2


Schriften des Forschungszentrums Jülich<br />

Reihe Umwelt / Environment<br />

22. Electroanalysis<br />

Abstracts of the 8th International Conference held from 11 to 15 June 2000 at the<br />

University of Bonn, Germany<br />

edited by H. Emons, P. Ostapczuk (2000), ca. 300 pages<br />

ISBN: 3-89336-261-4<br />

23. Die Entwicklung des Wärmemarktes für den Gebäudesektor bis 2050<br />

von M. Kleemann, R. Heckler, G. Kolb, M. Hille (2000), II, 94 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-262-2<br />

24. Grundlegende Entwicklungstendenzen im weltweiten Stoffstrom des<br />

Primäraluminiums<br />

von H.-G. Schwarz (2000), XIV, 127 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-264-9<br />

25. Klimawirkungsforschung auf dem Prüfstand<br />

Beiträge zur Formulierung eines Förderprogramms des BMBF<br />

Tagungsband des Workshop „Klimaforschung", Jülich, vom 02. bis 03.12.1999<br />

von J.-Fr. Hake, W. Fischer (2000), 150 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-270-3<br />

26. Energiezukunft 2030<br />

Schlüsseltechnologien und Techniklinien<br />

Beiträge zum IKARUS-Workshop 2000 am 2./3. Mai 2000<br />

herausgegeben von U. Wagner, G. Stein (2000), 201 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-271-1<br />

27. Der globale Wasserkreislauf und seine Beeinflussung durch den Menschen<br />

Möglichkeiten zur Fernerkundungs-Detektion und -Verifikation<br />

von D. Klaus und G. Stein (2000), 183 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-274-6<br />

28. Satelliten und nukleare Kontrolle<br />

Änderungsdetektion und objektorientierte, wissensbasierte Klassifikation von<br />

Multispektralaufnahmen zur Unterstützung der nuklearen Verifikation<br />

von I. Niemeyer (2001), XIV, 206 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-281-9<br />

29. Das hydrologische Modellsystem J2000<br />

Beschreibung und Anwendung in großen Flußgebieten<br />

von P. Krause (2001), XIV, 247 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-283-5<br />

30. Aufwands- und ergebnisrelevante Probleme der Sachbilanzierung<br />

von G. Fleischer, J.-Fr. Hake (2002), IV, 64 Blatt<br />

ISBN: 3-89336-293-2


Schriften des Forschungszentrums Jülich<br />

Reihe Umwelt / Environment<br />

31. Nachhaltiges Management metallischer Stoffströme<br />

Indikatoren und deren Anwendung<br />

Workshop, 27.-28.06.2001 im Congresscentrum Rolduc, Kerkrade (NL)<br />

herausgegeben von W. Kuckshinrichs, K.-L. Hüttner (2001), 216 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-296-7<br />

32. Ansätze zur Kopplung von Energie- und Wirtschaftsmodellen zur<br />

Bewertung zukünftiger Strategien<br />

IKARUS-Workshop am 28. Februar 2002, BMWi, Bonn. Proceedings<br />

herausgegeben von S. Briem, U. Fahl (2003), IV, 184 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-321-1<br />

33. TRAGE. Tree Rings in Archaeology, Climatology and Ecology<br />

Volume 1: Proceedings of the Dendrosymposium 2002,<br />

April 11 th — 13 th 2002, Bonn/Jülich, Germany<br />

edited by G. Schleser, M. Winiger, A. Bräuning et al., (2003), 135 pages, many<br />

partly coloured illustrations<br />

ISBN: 3-89336-323-8<br />

34. Klimaschutz und Beschäftigung durch das KfW-Programm zur CO2-<br />

Minderung und das KfW-0O2-Gebäudesanierungsprogramm<br />

von M. Kleemann, R. Heckler, A. Kraft u. a., (2003), 53 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-326-2<br />

35. Klimaschutz und Klimapolitik: Herausforderungen und Chancen<br />

Beiträge aus der Forschung<br />

herausgegeben von J.-Fr. Hake, K. L. Hüttner (2003), III, 231 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-327-0<br />

36. Umweltschutz und Arbeitsplätze, angestoßen durch die Tätigkeiten des<br />

Schornsteinfegerhandwerks<br />

Auswertung von Schornsteinfeger-Daten<br />

von M. Kleemann, R. Heckler, B. Krüger (2003), VII, 66 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-328-9<br />

37. Die Grundwasserneubildung in Nordrhein-Westfalen<br />

von H. Bogena, R. Kunkel, T. Schöbel, H. P. Schrey, F. Wendland (2003), 148<br />

Seiten<br />

ISBN: 3-89336-329-7<br />

38. Dendro-lsotope und Jahrringbreiten als Klimaproxis der letzten 1200 Jahre<br />

im Karakorumgebirge/Pakistan<br />

von K. S. Treydte (2003), XII, 167 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-330-0<br />

39. Das IKARUS-Projekt: Energietechnische Perspektiven für Deutschland<br />

herausgegeben von P. Markewitz, G. Stein (2003), IV, 274 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-333-5


Schriften des Forschungszentrums Jülich<br />

Reihe Umwelt / Environment<br />

40. Umweltverhalten von MTBE nach Grundwasserkontamination<br />

von V. Linnemann (2003), XIV, 179 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-339-4<br />

41. Climate Change Mitigation and Adaptation: Identifying Options for<br />

Developing Countries<br />

Proceedings of the Summer School an Climate Change, 7-17 September 2003,<br />

Bad Münstereifel, Germany<br />

edited by K. L. Hüttner, J.-Fr. Hake, W. Fischer (2003), XVI, 341 pages<br />

ISBN: 3-89336-341-6<br />

42. Mobilfunk und Gesundheit: Risikobewertung im wissenschaftlichen Dialog<br />

von P. M. Wiedemann, H. Schütz, A. T. Thalmann (2003), 111 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-343-2<br />

43. Chemical Ozone Loss in the Arctic Polar Stratosphere: An Analysis of<br />

Twelve Years of Satellite Observations<br />

by S. Tilmes (2004), V, 162 pages<br />

ISBN: 3-89336-347-5<br />

44. TRAGE. Tree Rings in Archaeology, Climatology and Ecology<br />

Volume 2: Proceedings of the Dendrosymposium 2003,<br />

May i st — 3rd 2003, Utrecht, The Netherlands<br />

edited by E. Jansma, A. Bräuning, H. Gärtner, G. Schleser (2004), 174 pages<br />

ISBN: 3-89336-349-1<br />

45. Vergleichende Risikobewertung: Konzepte, Probleme und Anwendungsmöglichkeiten<br />

von H. Schütz, P. M. Wiedemann, W. Hennings et al. (2004), 231 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-350-5<br />

46. Grundlagen für eine nachhaltige Bewirtschaftung von Grundwasserressourcen<br />

in der Metropolregion Hamburg<br />

von B. Tetzlaff, R. Kunkel, R. Taugs, F. Wendland (2004), 87 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-352-1<br />

47. Die natürliche, ubiquitär überprägte Grundwasserbeschaffenheit in<br />

Deutschland<br />

von R. Kunkel, H.-J. Voigt, F. Wendland, S. Hannappel (2004), 207 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-353-X<br />

48. Water and Sustainable Development<br />

edited by H. Bogena, J.-Fr. Hake, H. Vereecken (2004), 199 pages<br />

ISBN: 3-89336-357-2<br />

49. Geo- and Biodynamic Evolution during Late Silurian / Early Devonian Time<br />

(Hazro Area, SE Turkey)<br />

by 0. Kranendonck (2004), XV, 268 pages<br />

ISBN: 3-89336-359-9


Schriften des Forschungszentrums Jülich<br />

Reihe Umwelt / Environment<br />

50. Politikszenarien für den Umweltschutz<br />

Untersuchungen im Auftrag des Umweltbundesamtes<br />

Langfristszenarien und Handlungsempfehlungen ab 2012 (Politikszenarien<br />

III)<br />

herausgegeben von P. Markewitz u. H.-J. Ziesing (2004), XVIII, 502 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-370-X<br />

51. Die Sauerstoffisotopenverhältnisse des biogenen Opals lakustriner<br />

Sedimente als mögliches Paläothermometer<br />

von R. Moschen (2004), XV, 130 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-371-8<br />

52. MOSYRUR: Water balance analysis in the Rur basin<br />

von Heye Bogena, Michael Herbst, Jürgen-Friedrich Hake, Ralf Kunkel,<br />

Carsten Montzka, Thomas Pütz, Harry Vereecken, Frank Wendland<br />

(2005), 155 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-385-8<br />

53. TRAGE. Tree Rings in Archaeology, Climatology and Ecology<br />

Volume 3: Proceedings of the Dendrosymposium 2004,<br />

April 22 nd – 24th 2004, Birmensdorf, Switzerland<br />

edited by Holger Gärtner, Jan Esper, Gerhard H. Schleser (2005), 176 pages<br />

ISBN: 3-89336-386-6<br />

54. Risikobewertung Mobilfunk: Ergebnisse eines wissenschaftlichen Dialogs<br />

herausgegeben von P. M. Wiedemann, H. Schütz, A. Spangenberg (2005), ca.<br />

380 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-399-8<br />

55. Comparison of Different Soil Water Extraction Systems for the Prognoses<br />

of Solute Transport at the Field Scale using Numerical Simulations, Field<br />

and Lysimeter Experiments<br />

by L. Weihermüller (2005), ca. 170 pages<br />

ISBN: 3-89336-402-1<br />

56. Effect of internal leaf structures an gas exchange of leaves<br />

by R. Pieruschka (2005), 120 pages<br />

ISBN: 3-89336-403-X<br />

57. Temporal and Spatial Patterns of Growth and Photosynthesis in Leaves of<br />

Dicotyledonous Plants Under Long-Term CO2- and 03-Exposure<br />

by M. M. Christ (2005), 125 pages<br />

ISBN: 3-89336-406-4<br />

58. Öffentliche Kommunikation über Klimawandel und Sturmflutrisiken<br />

Bedeutungskonstruktion durch Experten, Journalisten und Bürger<br />

von H. P. Peters, H. Heinrichs (2005), 231 Seiten, CD<br />

ISBN: 3-89336-415-3


Schriften des Forschungszentrums Jülich<br />

Reihe Umwelt / Environment<br />

59. Umsatz verschiedener Ernterückstände in einem<br />

Bodensäulenversuchssystem — Einfluss auf die organische<br />

Bodensubstanz und den Transport zweier Xenobiotika<br />

von N. Drewes (2005), 221 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-417-X<br />

60. Evaluierung der CO2-Minderungsmaßnahmen im Gebäudebereich<br />

von M. Kleemann, P. Hansen (2005), 84 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-419-6<br />

61. TRACE. Tree Rings in Archaeology, Climatology and Ecology<br />

Volume 4: Proceedings of the Dendrosymposium 2005,<br />

April 21 st — 23 rd 2005, Fribourg, Switzerland<br />

edited by Ingo Heinrich, Holger Gärtner, Michel Monbaron, Gerhard Schleser<br />

(2006), 313 pages<br />

ISBN: 3-89336-425-0<br />

62. Diffuse Nitrateinträge in die Grund- und Oberflächengewässer von Rhein<br />

und Ems<br />

Ist-Zustands- und Maßnahmenanalysen<br />

von R. Kunkel, F. Wendland (2006), 130 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-437-4<br />

63. Abhängigkeit des Wurzelwachstums vom Lichtregime des Sprosses und<br />

deren Modifikation durch Nährstoffe sowie im Gravitropismus<br />

von Kerstin A. Nagel (2006), 119 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-443-9<br />

64. Chancen und Risiken zukünftiger <strong>netzgebundener</strong> <strong>Versorgung</strong><br />

Ein multi-kriterielles Verfahren zur Bewertung von Zukunftsszenarien<br />

von C. R. Karger, W. Hennings, T. Jäger (2006), 296 Seiten<br />

ISBN: 3-89336-445-5


Autoren<br />

Cornelia R. Karger ist verantwortlich für den Bereich „Management von Innovationen“ von MUT, Wilfried Hennings ist<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich „Management von Innovationen“ und im Bereich „Umgang mit Unsicherheit“,<br />

Tobias Jäger war wissenschaftlicher Projektmitarbeiter.<br />

Programmgruppe Mensch, Umwelt, Technik (MUT)<br />

Die Programmgruppe Mensch, Umwelt, Technik (MUT) des Forschungszentrums Jülich untersucht den gesellschaftlichen<br />

Umgang mit Chancen und Risiken wissenschaftlicher und technischer Entwicklungen. Dabei konzentriert sie sich<br />

auf drei Schwerpunkte: auf „Management von Innovationen“, „Umgang mit Unsicherheit“ und „Öffentlichkeit,<br />

Politik und Massenmedien“. MUT führt hierzu sozialwissenschaftliche, naturwissenschaftlich-technische und interdisziplinäre<br />

Forschung durch. Die Ergebnisse werden umgesetzt in praktische Ansätze zur Verbesserung des Umgangs mit<br />

Chancen und Risiken. Die Programmgruppe entwickelt und erprobt Instrumente zur Vorsorge, Risikokommunikation und<br />

Konsensfindung, zum Management von Chancen und zur Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.<br />

Band/Volume 64<br />

ISBN 3-89336-445-5<br />

Umwelt<br />

Environment

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