Geld & Kapital Spezial 151028
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Foto: Thinkstock<br />
von Günther Kralicek<br />
<strong>Geld</strong>muss Schulemachen<br />
Eine neue Studie stellt Österreichs Schülerinnen und Schülern<br />
in Sachen Finanz- und Wirtschaftskompetenz keingutes Zeugnis<br />
aus. Was läuft falsch? Und wie könnte man es bessermachen?<br />
ImRahmender diesjährigen<br />
Wirtschaftsgespräche beim<br />
ForumAlpbach präsentierte<br />
Univ.Prof. BettinaFuhrmann<br />
vonder WU Wien eine<br />
Studie,die nachdenklich<br />
macht. Fuhrmann undihr<br />
Team hatten 432 Schülerinnenund<br />
Schüler der 4. Klasse<br />
Unterstufe (AHS undNMS)<br />
ausganzÖsterreichbefragt<br />
undderen ökonomisches<br />
IMPRESSUM<br />
MEDIENINHABER:<br />
Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GmbH &CoKG<br />
GESAMTLEITUNG:<br />
Mag. Thomas Kreuzer, thomas.kreuzer@mediaprint.at<br />
PROJEKTLEITUNG:<br />
Mario Ofner; mario.ofner@mediaprint.at<br />
2<strong>Geld</strong> &<strong>Kapital</strong> <strong>Spezial</strong><br />
Wissen getestet. Die Ergebnisse<br />
fallen eherernüchternd aus:<br />
EinGroßteilder 13-bis 14-<br />
Jährigen weisterhebliche Wissens-und<br />
Verständnislücken<br />
auf, wenn es um finanzielle<br />
undwirtschaftliche Themen<br />
geht.Den Jugendlichenist oft<br />
einfachnicht bewusst,wie<br />
vielgestaltigsie am täglichen<br />
Finanz- undWirtschaftsleben<br />
teilhaben.<br />
Schlechtes Zeugnis<br />
Die Höchstpunkteanzahl von<br />
25 wurde vonkeinem einzigenTeilnehmererreicht,das<br />
durchschnittliche Ergebnis<br />
betrug magere11,2 Punkte.<br />
FürFuhrmannsinddie Zahlen<br />
erschreckend.<br />
Immerhin stehen die jungen<br />
Leutekurz vorwichtigen Entscheidungeninihrem<br />
Leben,<br />
etwa ob sie eineLehre beginnenoder<br />
weiter zur Schule gehenwollen.<br />
„Ich persönlich<br />
findeeswirklichbedenklich,<br />
wenn junge Menschen, denen<br />
manzutraut,mit 16 Jahren<br />
wählen zu gehen, mit14noch<br />
glauben, dass der Staatfestlegt,<br />
welche Warenimportiert<br />
oder exportiertwerden.“<br />
Die Sichtder Jungen<br />
Dabeiwäredas Interessebei<br />
den jungenLeutendurchaus<br />
vorhanden, wieaus den Interviews,<br />
die im Zuge der Studie<br />
geführtwurden, hervorgeht.<br />
Fürden neugewähltenBundesschulsprecher<br />
Maximilian<br />
Gnesda brenntder Hutschon<br />
seit längerem.<br />
Anfang des Jahres löste eine<br />
frustrierte Schülerin in<br />
Deutschlandmit einem Tweet<br />
einen regelrechten Bildungsstreit<br />
aus. Darinbeschwert<br />
sichdie 17-Jährige darüber,<br />
dass sie zwarGedichtanalysen<br />
in vier Sprachenschreiben<br />
könne,aberkeinerlei Ahnung<br />
vonSteuern, Mieteoder Versicherungenhabe.<br />
Gnesda<br />
sieht die Hauptaufgabe der<br />
Schule in der Vorbereitung<br />
aufdas Leben–unddas Studium.<br />
NebenmehrFinanzmathematik<br />
an der AHS<br />
forderterein breites Zusatzangebot<br />
an ökonomischen<br />
Fortbildungsmöglichkeiten<br />
füralleSchulen –auf freiwilliger<br />
Basis.<br />
Wo liegt das Problem?<br />
Wirtschaftliche Inhaltesind<br />
bereitsjetztTeildes Lehrplans<br />
in den Schulen. Nach einem<br />
REDAKTION:<br />
Jakob Hübner (Leitung), Günther Kralicek, Mag. Rudolf Preyer, Mag. Robert Wiedersich<br />
FOTOREDAKTION: Monika Weinberger; LAYOUT: Markus Pötzl<br />
HERSTELLER: Niederösterreichisches<br />
Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., 3100 St. Pölten<br />
VERLAGSORT: Wien; HERSTELLUNGSORT: St. Pölten<br />
Erlass des Bildungsministeriumszählt„Wirtschaftserziehung<br />
undVerbraucher/innenbildung“nun<br />
auch zu den<br />
so genanntenUnterrichtsprinzipien.<br />
Dassindjene<br />
Lehrinhalte, die keinem speziellen<br />
Gegenstand zugeordnetsind,<br />
sondernden Jugendlichenfächerübergreifend<br />
nähergebracht werden<br />
sollen. DasProblem beider<br />
gutgemeintenSache:kaum<br />
ein Lehrer kenntdie Unterrichtsprinzipien<br />
undsetzt sie<br />
um. Manverlässt sichdarauf,<br />
dass andereKollegen sichdamitauseinandersetzen<br />
–was<br />
nicht selten dazu führt, dass<br />
der wichtige Lehrstoff komplettunter<br />
den Tischfällt.<br />
Da es keineverbindlichen<br />
Vorgaben über dasAusmaß<br />
der Stoffvermittlung gibt,<br />
bleibt es am einzelnen Lehrer<br />
hängen, wieausführlichdie<br />
Themen Wirtschaft undFinanzen<br />
im Unterrichtbehandelt<br />
werden. In der Praxis<br />
zeigt sich, dass Lehrpersonen,<br />
die in wirtschaftlichen<br />
Fragen selbst nicht ganz sattelfestsind,<br />
dem Thema<br />
Ökonomie im Unterricht<br />
großräumig ausweichen–<br />
undstattdessenandere<br />
Schwerpunkte setzen. Für<br />
StudienautorinFuhrmanneine<br />
alarmierende Situation:<br />
„Esist notwendig undwichtig,<br />
dass sichKinder in der<br />
Schule auch mitpraxisfernen<br />
Dingenbeschäftigen–diese<br />
dürfen aber nicht solche Inhalteverdrängen,<br />
die ganz offensichtlicheinen<br />
praktischenNutzen<br />
mitsichbringen.“<br />
DasDilemmaspiegelt<br />
sichauchinden Testergebnissen<br />
wider.Dafinden sich<br />
erstaunlichgroße Unterschiede<br />
zwischen den Schülernverschiedener<br />
Klassen.<br />
Wunsch ans Christkind<br />
Um die wenig befriedigende<br />
Situationzuverbessern,<br />
bräuchte es keinegroßenGesetzesänderungen.<br />
Mehr Unterstützungfür<br />
Lehrerinnen<br />
undLehrer, die auch mitUnterrichtsmaterialien<br />
undFortbildungsangebotenversorgt<br />
werden müssten–damitwäre<br />
schonvielgetan.Entsprechende<br />
Angebote gibt es<br />
längst.Die Oesterreichische<br />
Nationalbank oder die Wirtschaftskammerhaben<br />
seit<br />
Jahren ambitionierte BildungsprojekteamLaufen<br />
Noch zielführender wäre die<br />
Einführung eineseigenen<br />
Schulfachs fürWirtschaftsundFinanzbildung,wie<br />
Stu-<br />
Ich persönlich finde es<br />
wirklich bedenklich, wenn<br />
junge Menschen, denen man<br />
zutraut, mit 16 Jahren wählen zu<br />
gehen, mit 14 noch<br />
glauben, dass der<br />
Staat festlegt,<br />
welche Waren<br />
importiert oder<br />
exportiert<br />
werden.<br />
Univ. Prof. Bettina Fuhrmann/WUWien<br />
dienautorinFuhrmannmeint<br />
–auchwennsie weiß, dass es<br />
sichdabei um einen „Wunsch<br />
ansChristkind“handelt.Damitwärenicht<br />
nurdie verpflichtende<br />
Ökonomiestunde<br />
in der Schule garantiert, sondernaucheineprofessionelle<br />
Ausbildung der Lehrerinnen<br />
undLehrerauf akademischer<br />
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Foto: Andi Kunar