atw 2019-02
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<strong>atw</strong> Vol. 64 (<strong>2019</strong>) | Issue 2 ı February<br />
auch interessante Aspekte zur automatischen Überwachung<br />
von Aufbereitungsanlagen. Zur Behandlung radioaktiver<br />
Abfälle kann das erfreuliche Resümee gezogen<br />
werden, daß heute ein System von Maßnahmen und Einrichtungen<br />
existiert, das es erlaubt, den bereits in größeren<br />
Mengen anfallenden niedrig und mittel aktiven Abfall zu<br />
verarbeiten und auch bei sehr hohen Ansprüchen an die<br />
Sicherheit einer Endlagerung zuzuführen. Dieses Stadium<br />
ist für den hochaktiven Abfall noch nicht erreicht. Allerdings<br />
rechnet man mit einer erheblichen Steigerung des<br />
Anfalls erst ab etwa 1980.<br />
5 Reaktorkonzepte und<br />
Wirtschaftlichkeitsfragen<br />
In dieser Sektion wurden von 36 eingereichten Vorträgen<br />
19 in das Programm aufgenommen und 16 auf der Tagung<br />
vorgetragen.<br />
Vorherrschend bei den einzelnen Vorträgen war die<br />
Darstellung von Reaktorkonzepten; Fragen der Wirtschaftlichkeit<br />
wurden wenig oder gar nicht behandelt. Alle Ausführungen<br />
bezogen sich auf Reaktoren fortgeschrittener<br />
Bauart bis hin zu dem futuristischen Konzept des Fusionsreaktors.<br />
Einige Vorträge über die Wirtschaftlichkeit, vor<br />
allem der bestehenden Reaktorgeneration, waren anderen<br />
Sektionen zugeordnet, was die Übersicht etwas erschwerte.<br />
Wirtschaftlichkeitsfragen der Kernenergie allgemein<br />
wurden nur in einigen Übersichtsvorträgen angesprochen.<br />
Einen breiten Raum haben naturgemäß die Schnellen<br />
Brutreaktoren und die Hochtemperaturreaktoren eingenommen,<br />
die als fortgeschrittene Reaktorkonzepte in<br />
Deutschland gleichrangig entwickelt werden. Leider sind<br />
beide Vorträge über das Konzept natriumgekühlter Schneller<br />
Brutreaktoren der SNR-Linie ausgefallen, so daß der<br />
Übersichtsvortrag über den „Stand der Entwicklung des<br />
Schnellen natriumgekühlten Reaktors (SNR)” die einzige<br />
Informationsquelle über dieses Reaktorkonzept auf der Tagung<br />
darstellte. Das ist umso bedauerlicher, als die gerade<br />
in den letzten Wochen und Monaten in verstärktem Maße<br />
geführte Diskussion über den Natriumbrüter das große Interesse<br />
an diesem Reaktortyp gezeigt hat; so wurde eine<br />
ausgezeichnete Plattform für sachliche Information nicht<br />
ausreichend genutzt.<br />
Die beiden noch verbleibenden Vorträge über natriumgekühlte<br />
Reaktoren befaßten sich mit für Karbid-Brennstoff<br />
geeigneten Brennelementkonzepten und mit der<br />
Brennelementhandhabung bei dem geplanten Forschungsreaktor<br />
FR3.<br />
Eine große Zuhörerschaft fand K. Wirtz bei seinem<br />
Vortrag über Gasgekühlte Schnelle Brutreaktoren vor.<br />
Wirtz bezog sich auf das inzwischen fertiggestellte<br />
deutsche Memorandum zur Gaskühlung Schneller<br />
Reaktoren und hält danach die 1. Generation des Gasbrüters<br />
(mit Dampfturbine und Oxidbrennstoff in Stahlhülle)<br />
nicht für eine Folgegeneration oder eine sogenannte<br />
„back-up”-Lösung des Natriumbrüters, sondern für einen<br />
Wettbewerber, da dieser in hohem Umfange auf die<br />
bisherigen Entwicklungen beim Natriumbrüter (nukleare<br />
und neutronische Untersuchungen und Brennelemententwicklung)<br />
und beim HTR (Druckgefäß, Gebläse,<br />
Wärmetauscher) zurückgreifen kann.<br />
Zwei weitere Vorträge über gasgekühlte Brutreaktoren<br />
erläuterten das Brennelementkonzept, die Coreauslegung,<br />
das Anlagenkonzept, die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit<br />
der im Rahmen des Memorandums untersuchten<br />
Varianten gasgekühlter Reaktoren.<br />
Der Vortrag und die Diskussion über den THTR 300<br />
zeichneten sich durch viele Details aus, von denen einige<br />
sonst im allgemeinen nicht öffentlich genannt werden. So<br />
wurde z. B. die Poenale je Monat Lieferverzug mit<br />
0,75 Mio. DM, die Poenale bei Nichterfüllung des Auftrags<br />
mit 20 Mio. DM beziffert. Die im Juli 1970 ausgesprochene<br />
Bauabsichtserklärung (Letter of Intent) ist seit Dez. 1970<br />
rechtsgültig; mit der Vertragsunterzeichnung wird für Mai<br />
1971 gerechnet. Nach einer zehnmonatigen Bauvorlaufzeit<br />
soll die vertragliche Lieferzeit am 1.10.1971 beginnen<br />
und am 1.11.1976 enden. Die Gesamtkosten einschließlich<br />
Kernbrennstoff, bauzuge höriger Forschungs- und Entwicklungsarbeiten,<br />
Eigen leistungen des Bauherrn sowie<br />
Bauzinsen werden 690 Mio. DM betragen. Neben der<br />
Stromerzeugung werden auch der Erzeugung von Prozeßwärme<br />
aus HTR gute Chancen eingeräumt. Dies gilt<br />
besonders dann, wenn sich der rasche Preisanstieg fossiler<br />
Energieträger fortsetzt. Im Hinblick auf dieses Marktpotential<br />
wurden von Jülicher Seite bereits recht detaillierte<br />
Vorstellungen zur Äthylenerzeugung mittels HTR<br />
vorgetragen.<br />
Erstmals auf einer Reaktortagung wurde über Konzepte<br />
von Incore-Thermionik-Reaktoren (ITR) und Fusionsreaktoren<br />
berichtet. Der ITR kann wegen seiner sehr hohen<br />
Anlagekosten nicht mit kommerziellen Kraftwerken<br />
konkurrieren, er eignet sich jedoch wegen seines geringen<br />
Gewichts und des Fehlens beweglicher Teile zur Energieversorgung<br />
von Satelliten. Die Ausgangsleistung kann von<br />
20 kW el ohne große Mehraufwendungen auf 150 kW el<br />
gesteigert werden. Im Leistungsbereich unter 20 kW el<br />
konkurriert der schnelle Wärmerohr-Thermionik-Reaktor<br />
mit dem ITR; über dieses Reaktorkonzept wurde ebenfalls<br />
berichtet.<br />
Die möglichen Reaktorkonzepte eines Fusionsreaktors<br />
wurden in einer sehr übersichtlichen Zusammenfassung<br />
dargestellt. Dabei wurden auch einige der Probleme<br />
deutlich gemacht, die zur Verwirklichung der kontrollierten<br />
Kernfusion noch gelöst werden müssen. Neben den<br />
Stabilitätsproblemen der Einschließung des Plasmas und<br />
der Leistungsregelung werden es vor allem Materialprobleme<br />
sein, die die Materialprobleme der Spaltreaktoren<br />
weit in den Schatten stellen. Als Beispiel wurde<br />
die Behälterwand des plasma-erfüllten Ringraumes<br />
genannt, die bei einer Temperatur von 1000 °C einer intensiven<br />
Bestrahlung durch Neutronen von 14 MeV bis zu<br />
einer Dosis von einigen 10 23 n/cm 2 ausgesetzt ist.<br />
Zur Lösung der Materialprobleme wurden Bestrahlungen<br />
in möglichst schnellem Neutronenfluß bis zu<br />
hohen Dosen als vordringlich bezeichnet. Eine hohe Dringlichkeit<br />
für die Entwicklung von Fusionsreaktoren ist<br />
jedoch nach Meinung des Berichterstatters nicht gegeben,<br />
da einerseits die Spaltreaktoren (einschl. Brutreaktoren)<br />
den Energiebedarf der Menschheit bis weit über das Jahr<br />
2000 hinaus werden decken können und andererseits ein<br />
wirtschaftlicher Vorteil der Fusionsreaktoren (trotz der<br />
niedrigen Brennstoffkosten) noch nicht in Sicht ist.<br />
In der Diskussion wurde vorgeschlagen, den Lithium-<br />
Brutmantel mit einem U-238-Brutmantel als Neutronenvervielfacher<br />
zu kombinieren. Dabei käme gleichzeitig die<br />
hohe Energieausbeute einer U-238-Spaltung (ca. 200 MeV<br />
gegenüber 17,5 MeV bei einer D-T- Fusionsreaktion) dem<br />
Prozeß zugute.<br />
Berichterstatter<br />
Sektion 1: H. Küsters, Karlsruhe<br />
Sektion 2: F. Scholz, Jülich<br />
Sektion 3: H. J. Lehmann und A. Tietze, Köln<br />
Sektion 4: H. Weidinger, Großwelzheim<br />
Sektion 5: D. Faude und G. Woite, Karlsruhe<br />
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SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH 50 YEARS AMNT<br />
Special Topic | A Journey Through 50 Years AMNT<br />
1971 DAtF-KTG-Meeting on Reactors in Bonn