FOCUS-MONEY_2022-18_Vorschau
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E-PAPER LESEN:
moneyeditorial<br />
EDITORIAL<br />
Die EZB und das<br />
Eis in der Sonne<br />
GEORG MECK<br />
Chefredakteur<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
diesen Rekord hätten wir uns lieber erspart: Noch nie seit Einführung des<br />
Euro im Jahr 1999 war die Geldentwertung so hoch wie heute. Die Inflationsrate<br />
ist im März auf 7,4 Prozent hochgesprungen, sie liegt damit Welten oberhalb<br />
des 2-Prozent-Ziels, das die Europäische Zentralbank offiziell anstrebt.<br />
Blamiert sind all jene Schlauberger, welche die Warnungen vor der anziehenden<br />
Inflation als Paranoia der Deutschen abgetan haben. Erst wurde die Teuerung<br />
geleugnet, dann als „vorübergehend“ verniedlicht und nun, da sie sich<br />
nicht länger ignorieren lässt, zu einer „guten Inflation“ umgedeutet – im Namen<br />
des Klimaschutzes und was sonst noch alles an untauglichen Hilfsargumenten<br />
vorrätig ist.<br />
Dabei ist offensichtlich: Nichts ist gut, wenn das Geld jeden Tag an Wert<br />
verliert. Es ist kein Spaß, wenn die Energiepreise um 44 Prozent höher sind<br />
als im Vorjahresmonat, wenn die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak<br />
um 5 Prozent steigen. Und das ist nur der Durchschnitt im Euro-Raum. Es<br />
geht noch schlimmer. Litauen steht mit einer Inflationsrate von 15,6 Prozent<br />
an der Spitze der Horrorstatistik. Eine baldige Besserung ist nicht in Sicht.<br />
Für Deutschland prophezeit Bundesbank-Präsident Joachim Nagel im Fall eines<br />
russischen Gasembargos Inflationsraten zumindest dicht an zweistelligen<br />
Werten. Die Folgen bekommt heute schon jeder zu spüren. Das Ersparte<br />
schmelze so schnell dahin wie das Eis in der Sonne, mahnte dieser Tage Karl<br />
von Rohr, der Vizechef der Deutschen Bank, und forderte einmal mehr, die<br />
Nullzinskur schleunigst zu beenden. Die Notenbanken haben keine andere<br />
Wahl, das wurde auf der Frühjahrstagung des IWF deutlich. Amerikas Fed-<br />
Präsident Powell erschreckte dort die Märkte, indem er eine Zinserhöhung<br />
um 0,5 Prozent in Aussicht stellte. Selbst die sture EZB sieht sich zu einem<br />
aggressiveren Kurs gezwungen. Mit Beschwichtigungen ist es nicht länger<br />
getan. Schließlich ist die Wahrung der Preisniveaustabilität ihre höchste Aufgabe,<br />
auch wenn Präsidentin Lagarde lieber über Klima und Diversität redet.<br />
Aus aktuellem Anlass!<br />
Lesen Sie <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> bequem zu Hause<br />
Nun mehren sich die Signale aus dem Inneren der EZB, dass sie die Zinsen im<br />
Juli erhöht. Ein wahrhaft einschneidendes Ereignis, nachdem die EZB Liebe Leserinnen und Leser,<br />
zuletzt im Jahr 2011 die Schlüsselzinsen angehoben hat: Die Zinswende<br />
kommt! Noch so eine Zeitenwende also, um das viel bemüh-<br />
Anleger, viele Börsianer blicken bange in die Zukunft: Wie geht<br />
Krieg, Corona, Inflation – es sind ungemütliche Zeiten für<br />
te Wort auch für die Geldpolitik zu strapazieren.<br />
es weiter mit den Aktienkursen? Wie schnell erhöhen die Notenbanken<br />
die Zinsen? Was kann die Politik in dieser Gemengelage<br />
ausrichten? Mein Tipp: Sie erfahren alles Wichtige in <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong>.<br />
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kaufen möchten: Ein Anruf genügt, und das Abo ist beendet.<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong><br />
Foto: F. Röth<br />
Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
*inkl. MwSt. und Versand. Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht<br />
3
moneyinhalt<br />
27. APRIL <strong>2022</strong> www.money.de<br />
moneykompakt<br />
6 Brennpunkt: Aufgrund des<br />
Ukraine-Kriegs steigen weltweit<br />
die Verteidigungsbudgets.<br />
Rüstungskonzerne profitieren<br />
52 Krypto-Ticker: Die Top 10 der<br />
Kryptowährungen und warum sich<br />
bei Bitcoin & Co. ein Showdown<br />
andeutet<br />
98 Andis Börsenbarometer: Was<br />
das Chance-Risiko-Verhältnis<br />
Anlegern zeigen kann<br />
moneytitel<br />
8 Aktien für die Rezession: Die<br />
richtige Aktie in schwieriger<br />
Börsenlage finden – worauf<br />
Anleger jetzt achten<br />
12 Gefallene Engel: Aktien, die<br />
Federn gelassen haben und jetzt<br />
großes Potenzial besitzen<br />
20 Interview: Sonja Laud, Chefanlagestrategin<br />
bei Legal & General,<br />
über Energiesicherheit, Zinsen<br />
und den richtigen Anlagemix<br />
moneymarkets<br />
24 US-Versorger: Die perfekte<br />
Kombination von Rendite und<br />
Sicherheit<br />
27 Hit & Shit: Europäische Halbleiterhersteller<br />
strahlen an der<br />
Börse, Netflix verliert dagegen<br />
an Kundschaft<br />
28 Recycling-Aktien: Vier Anlageideen<br />
für eine rohstoffsparende<br />
und damit nachhaltige Zukunft<br />
31 Chartsignal: Welche Unterstützungen<br />
den Verfall des Euro<br />
aufhalten könnten<br />
31 Börsenwissen: Wovor der<br />
SKEW-Index der Terminbörse in<br />
Chicago warnen kann<br />
32 Interview: Wie RWE-Chef Markus<br />
Krebber die Abhängigkeit von<br />
russischem Gas einschätzt und<br />
wie die Zukunft der Kohlekraftwerke<br />
aussehen dürfte<br />
36 Windkraft: Welche Vertreter der<br />
Branche gute Chancen besitzen<br />
8<br />
Erst pfui,<br />
dann hui<br />
Deftigen Verlusten folgt<br />
eine Kursexplosion –<br />
im Idealfall und nicht<br />
immer. <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
zeigt, welche Aktien<br />
die besten Chancen<br />
besitzen<br />
40 Seltene Erden: Vor allem Hightech-Produkte<br />
brauchen diese<br />
Rohstoffe. Wer davon profitiert<br />
43 Serie „Neue Gründerzeit“:<br />
eCAPITAL – Geldverdienen mit<br />
deutscher Spitzentechnologie<br />
48 Aktien mit Inflationsschutz:<br />
Unternehmen, die wegen ihrer<br />
Preismacht Gewinne scheffeln.<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> stellt fünf Perlen<br />
aus den unterschiedlichsten<br />
Branchen vor<br />
55 Musterdepots: Die Berichtssaison<br />
und geopolitische Entwicklungen<br />
beeinflussen das Handeln<br />
60<br />
Energetische<br />
Haussanierung<br />
Wärmedämmung, neue<br />
Heizung, Technologie –<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> erklärt,<br />
welche Voraussetzungen<br />
Hausbesitzer erfüllen<br />
müssen, um den Fiskus<br />
zu beteiligen<br />
4 Titelfoto: 123RF Inhalt: Fotos: 123RF, iStock, Depositphotos (2), Alastair Fyfe Photography Illustration: iStock Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong>
moneydigital<br />
56 Social Trends: Elon Musk kratzt<br />
am Gehalt der Twitter-Chefs<br />
57 Aktienanalyse: Airbnb profitiert<br />
vom Wegfall der Covid-Auflagen<br />
moneysteuern&recht<br />
60 Haussanierung: Wie der Staat<br />
beim Energiesparen finanziell<br />
mithelfen kann<br />
dswanlegerschutz<br />
63 Altersgrenze? SAP-Chef Hasso<br />
Plattner will auch mit 78 für den<br />
Aufsichtsrat kandidieren<br />
moneyservice<br />
64 Studie: Welche Finanzdienstleister<br />
bei der Kundenbetreuung<br />
besonders gut abschneiden<br />
71 Altersvorsorge: Ein Praxistest<br />
zeigt, welche Anbieter von<br />
Hybridpolicen am fairsten sind<br />
76 Bausparkassen: Auf diese<br />
Anbieter können sich Immobiliensparer<br />
verlassen<br />
moneyanalyse<br />
81 Fonds<br />
82 Deutsche Aktien<br />
90 Internationale Aktien<br />
96 ETFs<br />
97 Zertifikate<br />
36<br />
Rückenwind für Windräder<br />
Die Bundesregierung will mit einem Kraftakt weg vom russischen Gas. Strom<br />
aus Windkraft gehört zum neuen Energiemix. Durch die Investitionsmilliarden<br />
werden auch an der Börse einige Gewinner gekürt<br />
moneyrubriken<br />
3 Editorial<br />
80 Leserbriefe – Impressum<br />
98 Termine<br />
48<br />
Burggraben . . .<br />
. . . bedeutet Macht, vor allem<br />
Preismacht. Konzerne, die keine<br />
Konkurrenz zu fürchten haben,<br />
können somit steigende Kosten<br />
weitergeben. <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
stellt die Gewinner vor<br />
20<br />
„Eine Stagnation der Globalisierung<br />
gab es schon vor Ausbruch<br />
des Krieges in der Ukraine“<br />
SONJA LAUD, CHEFANLAGESTRATEGIN<br />
BEI LEGAL & GENERAL IM<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong><br />
5
moneytitel<br />
Tief gefallen, hoch gestiegen. Von Aktien, die<br />
zeigen, wie es geht, und von Papieren, die das<br />
Beste noch vor sich haben sollten. Und das in<br />
einer Zeit, in der es nach Ungemach riecht<br />
TITEL<br />
WO DAS<br />
FUNDSACHE: Man<br />
muss die Schätze nur<br />
suchen<br />
8<br />
Fotos: iStock Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong>
von B. JOHANN, J. MASUHR, J. SENNINGER, D. REICHMANN<br />
Der Spritpreis steigt, Hamstern gehört zum guten Ton und der deutsche<br />
Bundespräsident hat in Kiew keinen guten Stand. Zu allem<br />
Überfluss fiel die Zinsstrukturkurve der USA Anfang April kurzzeitig<br />
in den negativen Bereich (siehe Kasten rechts). Eine inverse Zinsstrukturkurve<br />
ist kein Spaß, sondern kündigt nach Meinung von Beobachtern<br />
eine Rezession an. In dieser unsicheren Zeit setzt <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
auf gefallene Engel. Die Hypothese: Das Geld wächst in tiefen Regionen.<br />
Große Vorbilder. Wir analysierten Aktien, die 40 oder mehr Prozent<br />
an Wert verloren haben. In einer ersten Auswertung nahmen wir uns den<br />
Zeitraum seit 2017 vor. Starken Verlusten musste ein Aufschwung folgen.<br />
Eine deutsche und eine US-Aktie zeigen, wie das aussieht.<br />
Beispiel Bayer! Die Aktie (s. S. 10) fiel seit Juni 2017 von 121,93 auf derzeit<br />
65 Euro. Das Papier hat sich nahezu halbiert. Seit Oktober 2020 legte<br />
der Aktienkurs 67 Prozent zu. Es fehlt nicht viel und 80 Euro werden<br />
INVERSE ZINSSTRUKTURKURVE<br />
Nervöse Anleger<br />
Die Zinskurve ist invers, wenn Renditen von kurzfristigen<br />
Anleihen (hier zwei Jahre) über denen von<br />
Anleihen mit längerer Laufzeit (hier zehn Jahre) liegen.<br />
Dies ist der Fall, wenn die Anleger nervös sind<br />
und einen Rückgang der kurzfristigen Zinssätze erwarten.<br />
Bis zu einer Rezession dauerte es einige<br />
Monate, der S&P-500-Index schlug sich bis dahin<br />
häufig gut (s. Tabelle u.).<br />
Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen<br />
minus der Rendite zweijähriger Anleihen, in Prozent<br />
3<br />
1<br />
GELD<br />
Rezessionen<br />
75 1980 85 90 95 2000 05 10 15 2020<br />
–1<br />
–3<br />
Quelle: Bloomberg<br />
WÄCHST<br />
überschritten. Dort liegt das Kursziel von Analysten. Gegenüber dem<br />
Oktober 2020 würde der Anstieg dann einer Verdopplung entsprechen.<br />
Beispiel Schlumberger! Der Öldienstleister (s. S. 11) verlor an der Börse<br />
in den vergangenen fünf Jahren zeitweise über 80 Prozent an Wert.<br />
Seit März 2020 haussierte das Papier und machte über 200 Prozent Plus.<br />
So soll es sein – deftigen Verlusten folgt eine wahre Kursexplosion. Auch<br />
hier gilt: Die Reise muss noch nicht zu Ende sein. Bei beiden Aktien wähnen<br />
wir die Statistik auf unserer Seite.<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> griff zum Beta-Faktor. Die Kennzahl sollte bei diesen<br />
Aktien unter eins liegen. Das Ziel: Ein niedriges Beta dämpft die Kursschwankungen.<br />
In einer fragilen Börsenphase sollten Schwächephasen<br />
nicht so stark wie bei Dax & Co. ausfallen (s. Kasten S. 10). Ein niedriges<br />
Beta muss kein Hinderungsgrund für weitere Kurssteigerungen sein.<br />
Die aus der Tiefe kommen. Dann gaben wir Stoff (s. S. 12). Wozu die<br />
Aktien von Bayer und Schlumberger fünf Jahre brauchten, schafften unsere<br />
acht Top-Favoriten in sechs Monaten – sie halbierten sich zum Teil.<br />
Anleger bekommen die Papiere damit zur Hälfte des Preises und haben<br />
nun die Chance auf 60 bis 100 Prozent Kursgewinn. Das klingt verwegen,<br />
allerdings gibt es gute Gründe: Die Unternehmen besitzen ein zukunftsfähiges<br />
Geschäftsmodell. Zweistellige Steigerungsraten beim Umsatz in<br />
den nächsten beiden Jahren sind möglich. Ausnahmen bestätigen wie immer<br />
die Regel: Mega-Umsätze wie im Jahr 2021 sind für Biontech dieses Jahr<br />
wohl nicht drin. Aber das Unternehmen hat noch andere Qualitäten.<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong><br />
Geringer Schaden<br />
Der Beginn einer inversen Zinsstruktur schadete<br />
dem Dow in den drei und zwölf folgenden Monaten<br />
meist wenig. In dem Analysezeitraum notierte er ein<br />
Jahr später im Schnitt gut zehn Prozent höher.<br />
Anzahl der Monate<br />
zwischen Umkehrung<br />
der Renditekurve und<br />
Beginn der Rezes sion<br />
1978–2019<br />
Monatsschlussstand<br />
des Dow<br />
Jones in<br />
Punkten<br />
Performance des Dow Jones<br />
3 Monate<br />
später<br />
1 Jahr<br />
später<br />
Aug 78 16 876,82 –8,87% 1,23 %<br />
Sep 80 10 932,42 3,38 % –8,84%<br />
Dez 88 <strong>18</strong> 2168,60 5,76 % 26,96 %<br />
Jun 98 33 8952,02 –12,39% 22,55 %<br />
Jan 06 22 10864,86 4,62 % 16,17 %<br />
Aug 19 20 26916,83 4,22 % 5,62 %<br />
Quellen: Statista, Financial Study Association Groningen, eigene Berechnungen<br />
9
moneykompakt<br />
KRYPTOWÄHRUNGEN<br />
Die EU reguliert sich ins Aus<br />
Während die EU versucht, möglichst viele Bereiche des Kryptomarkts möglichst<br />
stark zu regulieren, preschen andere Länder vor. Außerdem deutet sich bei<br />
Bitcoin & Co. ein Showdown an. <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> verrät, was jetzt wichtig wird<br />
von MARIAN KOPOCZ<br />
+++ Aktuelle Staking-Zinssätze +++ Avalanche: 9,0 Prozent +++ BNB Chain: 7,3 Prozent +++ Solana<br />
Können die Kryptos um Bitcoin, Ethereum & Co. ihren<br />
Abwärtstrend beenden oder kommt bald der von vielen<br />
Marktteilnehmern erwartete große „Sell-off“? <strong>FOCUS</strong>-<br />
<strong>MONEY</strong> beleuchtet die wichtigsten Aspekte rund um Kryptowährungen<br />
und ihre Regulierung und verrät, warum Elon<br />
Musk schon wieder beginnt, bei den Kryptos mitzumischen.<br />
Die wichtigsten Charts<br />
Wirft man einen Blick auf den Chart des Bitcoin und auf seine<br />
Historie, so ist die einzige Schlussfolgerung daraus: Immer<br />
wenn der Bitcoin-Kurs auf Wochensicht die 50-Wochenlinie<br />
nach unten durchbrach, folgte ein Sturz auf die<br />
200-Wochen-Linie. Dies war in den Jahren 2014/2015, 20<strong>18</strong><br />
und 2020 so. Die einzige Chance, die der Bitcoin jetzt noch<br />
hat, ist, in den kommenden Wochen die 50-Wochen-Linie bei<br />
rund 45 000 Dollar schnell wieder zurückzuerobern. Gelingt<br />
dies nicht, so lässt die Geschichte auf einen Sturz bis auf die<br />
200-Wochen-Linie (heute bei 21 300 US-Dollar, Tendenz<br />
steigend) schließen. Doch ist es wirklich so einfach? Wie so<br />
oft könnte es genau anders kommen, als alle dachten. Denn<br />
es könnte beim Bitcoin mittlerweile weniger Übertreibungen<br />
nach oben und nach unten geben. Außerdem sehen Sie<br />
im Chart auf der rechten Seite, dass der Bitcoin auf Tagessicht<br />
ein symmetrisches Dreieck bildet, das bald vor dem<br />
Ausbruch steht. Auch die Gesamtmarktkapitalisierung aller<br />
Kryptos und die Hashrate (s. S. 54) geben eher bullishe Signale.<br />
Anleger sollten allerdings vorsichtig agieren und bereit<br />
sein, ihre Strategie zu ändern. Wer jetzt zu bullish oder zu<br />
bearish ist und seine Strategie den Gegebenheiten nicht anpasst,<br />
der könnte später das Nachsehen haben. Und die großen<br />
Wale wie Microstrategy kaufen weiter Bitcoin. Aufsehenerregend<br />
ist das aktuelle Engagement von Terra Luna beim<br />
Bitcoin. Denn das Unternehmen, welches hinter dem Coin<br />
steht, kaufte zuletzt für rund 1,7 Milliarden Dollar ganze<br />
42 531 Bitcoin und ist damit zum drittgrößten Bitcoin-Halter<br />
hinter Tesla (42 902 Bitcoin) und Microstrategy (129 2<strong>18</strong><br />
Bitcoin) aufgestiegen. Zudem erklärte der CEO von Terra<br />
Luna, Do Kwon, dass er insgesamt für zehn Milliarden Dollar<br />
Bitcoin kaufen möchte. In welchem Zeitraum dies geschehen<br />
soll, ist nicht klar. Auch <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> stellte Luna Anfang<br />
des Jahres vor. Der Coin Luna ist dazu da, den Stablecoin dahinter<br />
abzusichern. Und genau aus diesem Grund kauft Do<br />
Kwon auch Bitcoin. Denn mit diesen Reserven möchte er die<br />
Vermögenswerte des Stablecoin Terra USD absichern.<br />
Regulierungs-Wirrwarr<br />
Europa möchte die Blockchain-Branche und die Kryptowährungen<br />
stark regulieren. Während ein Verbot von Proof-of-<br />
Work-Kryptos im März noch verhindert werden konnte, so<br />
nimmt der EU-Wirtschaftsausschuss ECON jetzt „Unhosted<br />
52 Illustration: iStock<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong>
Top 10 Kryptowährungen<br />
Es gab ein kleines Stühlerücken bei den Top 10 der Kryptowährungen. Auf den vorderen Plätzen ist zwar alles gleich geblieben,<br />
aber Cardano verlor deutlicher und rutschte ab, während Terra und Solana sich gut halten konnten.<br />
Rang Name Marktkapitalisierung Kurs<br />
in Euro<br />
Preisveränderung<br />
1<br />
Monat in %<br />
RSI auf<br />
Wochenbasis<br />
20-Wochen-Linie<br />
in Euro<br />
News<br />
1 Bitcoin 723,6 Mrd. Euro 38125 –1,22 48,7 38020 Die „Bitcoin <strong>2022</strong>“-Konferenz in Miami Anfang April brachte nicht die erhoffte<br />
Initialzündung. Die größte Kryptowährung bleibt aber im Aufwärtstrend.<br />
2 Ethereum 339,8 Mrd. Euro 2827 3,29 50,55 2812 Die Umwandlung der ETH-Blockchain von Mining auf Staking dauert noch an. „The<br />
Merge“ für Juni wurde abgesagt und um einige Monate nach hinten verschoben.<br />
3 Tether 76,1 Mrd. Euro 0,9171 0,68 – – Der größte Stablecoin der Welt verzeichnet nur noch zaghafte Zuflüsse. In den<br />
vergangenen drei Monaten kamen lediglich 4,5 Milliarden Dollar hinzu.<br />
4 Binance Coin 62,6 Mrd. Euro 383,96 4,09 50,25 389 Binance Coin kann sich in den Top 5 halten. Regelmäßig werden Token vernichtet, um<br />
eine Art Deflation herbeizuführen.<br />
5 USD Coin 45,7 Mrd. Euro 0,9165 0,77 – – Lange war USDC Profiteur der Tether-Schwäche, doch seit Anfang März fließen hier<br />
vier Milliarden Dollar aus dem Stablecoin ab.<br />
6 XRP 32,8 Mrd. Euro 0,6849 –11,17 46,64 0,69 Brad Garlinghouse, Geschäftsführer von Ripple, welches hinter XRP steht, sieht<br />
Vorteile für XRP im Verfahren gegen die SEC.<br />
7 Solana 32,3 Mrd. Euro 97,28 17,81 48,55 107,6 Die CME könnte bald Futures auf Solana anbieten. Zudem integriert der größte<br />
NFT-Handelsplatz Opensea neuerdings die Währung Solana.<br />
8 Terra 30,3 Mrd. Euro 86,54 1,12 59,02 70,29 Terra Luna unterliegt aktuell starken Schwankungen. Anleger passen sich dem an.<br />
9 Cardano 29,1 Mrd. Euro 0,8639 0,58 42,19 0,979 Seit September 2021 verlor Cardano rund zwei Drittel seines Wertes und ist damit<br />
einer der größten Verlierer unter den großen Coins.<br />
10 Avalanche 19,2 Mrd. Euro 71,79 –10,82 k.A. k. A. Dagegen konnte die Smart-Contract-Plattform Avalanche aufholen und in die Top Ten<br />
der größten Kryptowährungen einziehen.<br />
*alles Stand: 21.4.<strong>2022</strong>; Quellen: coinmarketcap.com, tradingview.com, eigene Recherche<br />
: 6,0 Prozent +++ Terra: 5,9 Prozent +++ Cardano: 5,0 Prozent +++ ETH 2.0: 4,4 Prozent +++<br />
Wallets“ ins Visier. Dies sind Wallets, die die Nutzer selbst<br />
verwalten, die also nicht von einem Dritten wie Banken,<br />
Brokern oder Kryptobörsen verwaltet werden. Konkret geht<br />
es darum, dass jeder Besitzer eines solchen Wallet registriert<br />
werden soll und dass alle Transaktionen ab 1000 Euro<br />
gemeldet werden sollen. Dazu sagt der Digitalverband Bitkom,<br />
Europa könne „seine Zukunft als Innovationstreiber<br />
im Kryptosektor verspielen“. Man sei für eine sinnvolle Regulierung,<br />
doch es zeige sich, „dass das zukunftsträchtige<br />
Kryptogeschäft nach wie vor schlicht nicht verstanden<br />
wird“, so Bitkom in einer Meldung.<br />
Während die EU weiter schläft und vermutlich die nächste<br />
Innovation wegreguliert, erkennen andere Staaten die<br />
Chancen. In den USA nimmt die Blockchain-Branche bereits<br />
eine zukunftsweisende Stellung ein. Auch hier gibt es<br />
noch ein Gerangel um die Regulierung, doch scheint diese<br />
viel konstruktiver abzulaufen. Noch besser sieht es in Großbritannien<br />
aus. Denn Finanzminister Rishi Sunak sagt, er<br />
wolle Großbritannien zu „einem globalen Hub für die Krypto-Asset-Technologie<br />
machen“ und dafür enger mit der<br />
Kryptobranche zusammenarbeiten. Unterdessen ist die<br />
Schweiz eines der Vorzeige-Länder in der Kryptoregulierung.<br />
Während die Blockchain-Branche im Land der Eidgenossen<br />
aufblüht, kommt die Regulierung nicht zu kurz. Das<br />
verantwortliche Staatssekretariat für Internationale Fi-<br />
Entscheidung naht<br />
Nicht nur der im Lauftext angesprochene<br />
Wochenchart des Bitcoin sieht<br />
interessant aus. Auch der Tageschart<br />
bildet ein symmetrisches Dreieck. Dabei<br />
pendelt der Bitcoin seit Monaten<br />
zwischen verschiedenen Unterstützungen<br />
und Widerständen. Sollte das Dreieck nach unten durchbrochen<br />
und die Unterstützung gerissen werden, dann<br />
sieht es sehr bearish aus. Kann das Dreieck aber nach<br />
oben aufgelöst und der Widerstand bei 59 000 Dollar<br />
durchbrochen werden, dann dürften neue Rekorde winken.<br />
So oder so ist mit viel Volatilität zu rechnen.<br />
Preis für 1 Bitcoin in US-Dollar<br />
in Tausend US-Dollar<br />
Widerstände<br />
Unterstützung<br />
symmetrisches<br />
Dreieck<br />
2019 2020 2021 <strong>2022</strong><br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Quelle: Bloomberg<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong><br />
Foto: iStock 53
moneyservice<br />
ERFÜLLUNG:<br />
Die eigenen vier<br />
Wände steigern<br />
die Lebenszufriedenheit<br />
STUDIE<br />
Der Schlüssel zum Haus<br />
Steigende Hypothekenzinsen machen das Bausparen wieder attraktiv. <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> hat untersucht,<br />
welche Partner für diese Finanzierungsform Immobiliensparer als besonders fair bewerten<br />
von Hanns-Stefan Grosch<br />
Lange Jahre hatten die Bausparkassen besonders unter<br />
der Niedrigzinspolitik der EZB zu leiden – die Kunden<br />
blieben weg. Doch nun beflügelt die Zinswende die bewährte<br />
Finanzierungsform. „Der deutliche Zinsanstieg der<br />
vergangenen Monate rückt den vermeintlich konservativen<br />
Bausparvertrag für die Zinssicherung wieder in den Fokus –<br />
sei es für den Immobilienerwerb, die sichere Anschlussfinanzierung<br />
oder die Modernisierung der eigenen vier Wände“,<br />
sagt Jörg Koschate, Vertriebsvorstand der LBS West.<br />
Deren aktuelle Zahlen belegen den Umschwung: Das Neugeschäft<br />
lag im ersten Quartal <strong>2022</strong> mit 1,6 Milliarden Euro<br />
um zehn Prozent im Plus, im vergangenen Monat wurde sogar<br />
ein Rekord erzielt. „Der März war für uns der beste Baufinanzierungsmonat<br />
aller Zeiten“, berichtet LBS-West-Chef<br />
Jörg Münning. Neben den anziehenden Finanzierungskosten<br />
verstärke vor allem der Wille der Bürger, sich von steigenden<br />
Wohn- und Energiekosten unabhängiger zu machen,<br />
den Trend. Ohnehin träumen Umfragen zufolge 70 Prozent<br />
der <strong>18</strong>- bis 40-Jährigen von den eigenen vier Wänden. Unter<br />
den Sparmotiven der Bundesbürger legte „Wohneigentum“<br />
laut Frühjahrsumfrage der Privaten Bausparkassen um sechs<br />
Prozentpunkte zu – während der Konsum an Zuspruch einbüßte.<br />
Das Bausparen als langfristig orientierter Finanzierungsbaustein<br />
kommt hier wieder stärker ins Spiel. Und<br />
auch fürs Thema Modernisierung werden die Angebote der<br />
öffentlichen und privaten Bausparkassen attraktiver – zumal<br />
der Staat sich mit zahlreichen Förderprogrammen etwa an<br />
energetischen Sanierungsmaßnahmen beteiligt.<br />
Größerer Abstand zwischen den Anbietern<br />
Doch auf welchen Partner sollten Immobiliensparer am<br />
ehesten setzen? Einen guten Anhaltspunkt geben hier natur-<br />
76 Foto: Adobe Stock<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong>