25.04.2022 Aufrufe

FOCUS-MONEY_2022-18_Vorschau

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

FocusMoney Cover


Alle <strong>FOCUS</strong>-Titel to go.<br />

focus-shop.de<br />

JETZT<br />

E-PAPER LESEN:


moneyeditorial<br />

EDITORIAL<br />

Die EZB und das<br />

Eis in der Sonne<br />

GEORG MECK<br />

Chefredakteur<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />

diesen Rekord hätten wir uns lieber erspart: Noch nie seit Einführung des<br />

Euro im Jahr 1999 war die Geldentwertung so hoch wie heute. Die Inflationsrate<br />

ist im März auf 7,4 Prozent hochgesprungen, sie liegt damit Welten oberhalb<br />

des 2-Prozent-Ziels, das die Europäische Zentralbank offiziell anstrebt.<br />

Blamiert sind all jene Schlauberger, welche die Warnungen vor der anziehenden<br />

Inflation als Paranoia der Deutschen abgetan haben. Erst wurde die Teuerung<br />

geleugnet, dann als „vorübergehend“ verniedlicht und nun, da sie sich<br />

nicht länger ignorieren lässt, zu einer „guten Inflation“ umgedeutet – im Namen<br />

des Klimaschutzes und was sonst noch alles an untauglichen Hilfsargumenten<br />

vorrätig ist.<br />

Dabei ist offensichtlich: Nichts ist gut, wenn das Geld jeden Tag an Wert<br />

verliert. Es ist kein Spaß, wenn die Energiepreise um 44 Prozent höher sind<br />

als im Vorjahresmonat, wenn die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak<br />

um 5 Prozent steigen. Und das ist nur der Durchschnitt im Euro-Raum. Es<br />

geht noch schlimmer. Litauen steht mit einer Inflationsrate von 15,6 Prozent<br />

an der Spitze der Horrorstatistik. Eine baldige Besserung ist nicht in Sicht.<br />

Für Deutschland prophezeit Bundesbank-Präsident Joachim Nagel im Fall eines<br />

russischen Gasembargos Inflationsraten zumindest dicht an zweistelligen<br />

Werten. Die Folgen bekommt heute schon jeder zu spüren. Das Ersparte<br />

schmelze so schnell dahin wie das Eis in der Sonne, mahnte dieser Tage Karl<br />

von Rohr, der Vizechef der Deutschen Bank, und forderte einmal mehr, die<br />

Nullzinskur schleunigst zu beenden. Die Notenbanken haben keine andere<br />

Wahl, das wurde auf der Frühjahrstagung des IWF deutlich. Amerikas Fed-<br />

Präsident Powell erschreckte dort die Märkte, indem er eine Zinserhöhung<br />

um 0,5 Prozent in Aussicht stellte. Selbst die sture EZB sieht sich zu einem<br />

aggressiveren Kurs gezwungen. Mit Beschwichtigungen ist es nicht länger<br />

getan. Schließlich ist die Wahrung der Preisniveaustabilität ihre höchste Aufgabe,<br />

auch wenn Präsidentin Lagarde lieber über Klima und Diversität redet.<br />

Aus aktuellem Anlass!<br />

Lesen Sie <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> bequem zu Hause<br />

Nun mehren sich die Signale aus dem Inneren der EZB, dass sie die Zinsen im<br />

Juli erhöht. Ein wahrhaft einschneidendes Ereignis, nachdem die EZB Liebe Leserinnen und Leser,<br />

zuletzt im Jahr 2011 die Schlüsselzinsen angehoben hat: Die Zinswende<br />

kommt! Noch so eine Zeitenwende also, um das viel bemüh-<br />

Anleger, viele Börsianer blicken bange in die Zukunft: Wie geht<br />

Krieg, Corona, Inflation – es sind ungemütliche Zeiten für<br />

te Wort auch für die Geldpolitik zu strapazieren.<br />

es weiter mit den Aktienkursen? Wie schnell erhöhen die Notenbanken<br />

die Zinsen? Was kann die Politik in dieser Gemengelage<br />

ausrichten? Mein Tipp: Sie erfahren alles Wichtige in <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong>.<br />

Herzlich Ihr<br />

Den portofreien Kombi-Bezug (Print und Digital) für 1 Jahr erhalten Sie<br />

zum Vorzugspreis von nur <strong>18</strong>5,25 €* (statt 242,25 € – Sie sparen 24 %)<br />

und sichern sich einmalig eine 120-€-Prämie als Dankeschön. Wie das<br />

geht? Bestellen Sie einfach auf<br />

www.focus-abo.de/money-editorial<br />

das exklusive Angebot für <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong>-Leser und erhalten<br />

Sie <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> innerhalb von zwei Wochen portofrei nach Hause geliefert.<br />

Die Digital ausgabe lesen Sie als einer der Ersten einen Tag früher – dienstags<br />

ab 8.00 Uhr. Wenn Sie <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> nach Bezug wieder im Handel<br />

kaufen möchten: Ein Anruf genügt, und das Abo ist beendet.<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong><br />

Foto: F. Röth<br />

Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />

*inkl. MwSt. und Versand. Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht<br />

3


moneyinhalt<br />

27. APRIL <strong>2022</strong> www.money.de<br />

moneykompakt<br />

6 Brennpunkt: Aufgrund des<br />

Ukraine-Kriegs steigen weltweit<br />

die Verteidigungsbudgets.<br />

Rüstungskonzerne profitieren<br />

52 Krypto-Ticker: Die Top 10 der<br />

Kryptowährungen und warum sich<br />

bei Bitcoin & Co. ein Showdown<br />

andeutet<br />

98 Andis Börsenbarometer: Was<br />

das Chance-Risiko-Verhältnis<br />

Anlegern zeigen kann<br />

moneytitel<br />

8 Aktien für die Rezession: Die<br />

richtige Aktie in schwieriger<br />

Börsenlage finden – worauf<br />

Anleger jetzt achten<br />

12 Gefallene Engel: Aktien, die<br />

Federn gelassen haben und jetzt<br />

großes Potenzial besitzen<br />

20 Interview: Sonja Laud, Chefanlagestrategin<br />

bei Legal & General,<br />

über Energiesicherheit, Zinsen<br />

und den richtigen Anlagemix<br />

moneymarkets<br />

24 US-Versorger: Die perfekte<br />

Kombination von Rendite und<br />

Sicherheit<br />

27 Hit & Shit: Europäische Halbleiterhersteller<br />

strahlen an der<br />

Börse, Netflix verliert dagegen<br />

an Kundschaft<br />

28 Recycling-Aktien: Vier Anlageideen<br />

für eine rohstoffsparende<br />

und damit nachhaltige Zukunft<br />

31 Chartsignal: Welche Unterstützungen<br />

den Verfall des Euro<br />

aufhalten könnten<br />

31 Börsenwissen: Wovor der<br />

SKEW-Index der Terminbörse in<br />

Chicago warnen kann<br />

32 Interview: Wie RWE-Chef Markus<br />

Krebber die Abhängigkeit von<br />

russischem Gas einschätzt und<br />

wie die Zukunft der Kohlekraftwerke<br />

aussehen dürfte<br />

36 Windkraft: Welche Vertreter der<br />

Branche gute Chancen besitzen<br />

8<br />

Erst pfui,<br />

dann hui<br />

Deftigen Verlusten folgt<br />

eine Kursexplosion –<br />

im Idealfall und nicht<br />

immer. <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />

zeigt, welche Aktien<br />

die besten Chancen<br />

besitzen<br />

40 Seltene Erden: Vor allem Hightech-Produkte<br />

brauchen diese<br />

Rohstoffe. Wer davon profitiert<br />

43 Serie „Neue Gründerzeit“:<br />

eCAPITAL – Geldverdienen mit<br />

deutscher Spitzentechnologie<br />

48 Aktien mit Inflationsschutz:<br />

Unternehmen, die wegen ihrer<br />

Preismacht Gewinne scheffeln.<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> stellt fünf Perlen<br />

aus den unterschiedlichsten<br />

Branchen vor<br />

55 Musterdepots: Die Berichtssaison<br />

und geopolitische Entwicklungen<br />

beeinflussen das Handeln<br />

60<br />

Energetische<br />

Haussanierung<br />

Wärmedämmung, neue<br />

Heizung, Technologie –<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> erklärt,<br />

welche Voraussetzungen<br />

Hausbesitzer erfüllen<br />

müssen, um den Fiskus<br />

zu beteiligen<br />

4 Titelfoto: 123RF Inhalt: Fotos: 123RF, iStock, Depositphotos (2), Alastair Fyfe Photography Illustration: iStock Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong>


moneydigital<br />

56 Social Trends: Elon Musk kratzt<br />

am Gehalt der Twitter-Chefs<br />

57 Aktienanalyse: Airbnb profitiert<br />

vom Wegfall der Covid-Auflagen<br />

moneysteuern&recht<br />

60 Haussanierung: Wie der Staat<br />

beim Energiesparen finanziell<br />

mithelfen kann<br />

dswanlegerschutz<br />

63 Altersgrenze? SAP-Chef Hasso<br />

Plattner will auch mit 78 für den<br />

Aufsichtsrat kandidieren<br />

moneyservice<br />

64 Studie: Welche Finanzdienstleister<br />

bei der Kundenbetreuung<br />

besonders gut abschneiden<br />

71 Altersvorsorge: Ein Praxistest<br />

zeigt, welche Anbieter von<br />

Hybridpolicen am fairsten sind<br />

76 Bausparkassen: Auf diese<br />

Anbieter können sich Immobiliensparer<br />

verlassen<br />

moneyanalyse<br />

81 Fonds<br />

82 Deutsche Aktien<br />

90 Internationale Aktien<br />

96 ETFs<br />

97 Zertifikate<br />

36<br />

Rückenwind für Windräder<br />

Die Bundesregierung will mit einem Kraftakt weg vom russischen Gas. Strom<br />

aus Windkraft gehört zum neuen Energiemix. Durch die Investitionsmilliarden<br />

werden auch an der Börse einige Gewinner gekürt<br />

moneyrubriken<br />

3 Editorial<br />

80 Leserbriefe – Impressum<br />

98 Termine<br />

48<br />

Burggraben . . .<br />

. . . bedeutet Macht, vor allem<br />

Preismacht. Konzerne, die keine<br />

Konkurrenz zu fürchten haben,<br />

können somit steigende Kosten<br />

weitergeben. <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />

stellt die Gewinner vor<br />

20<br />

„Eine Stagnation der Globalisierung<br />

gab es schon vor Ausbruch<br />

des Krieges in der Ukraine“<br />

SONJA LAUD, CHEFANLAGESTRATEGIN<br />

BEI LEGAL & GENERAL IM<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong><br />

5


moneytitel<br />

Tief gefallen, hoch gestiegen. Von Aktien, die<br />

zeigen, wie es geht, und von Papieren, die das<br />

Beste noch vor sich haben sollten. Und das in<br />

einer Zeit, in der es nach Ungemach riecht<br />

TITEL<br />

WO DAS<br />

FUNDSACHE: Man<br />

muss die Schätze nur<br />

suchen<br />

8<br />

Fotos: iStock Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong>


von B. JOHANN, J. MASUHR, J. SENNINGER, D. REICHMANN<br />

Der Spritpreis steigt, Hamstern gehört zum guten Ton und der deutsche<br />

Bundespräsident hat in Kiew keinen guten Stand. Zu allem<br />

Überfluss fiel die Zinsstrukturkurve der USA Anfang April kurzzeitig<br />

in den negativen Bereich (siehe Kasten rechts). Eine inverse Zinsstrukturkurve<br />

ist kein Spaß, sondern kündigt nach Meinung von Beobachtern<br />

eine Rezession an. In dieser unsicheren Zeit setzt <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />

auf gefallene Engel. Die Hypothese: Das Geld wächst in tiefen Regionen.<br />

Große Vorbilder. Wir analysierten Aktien, die 40 oder mehr Prozent<br />

an Wert verloren haben. In einer ersten Auswertung nahmen wir uns den<br />

Zeitraum seit 2017 vor. Starken Verlusten musste ein Aufschwung folgen.<br />

Eine deutsche und eine US-Aktie zeigen, wie das aussieht.<br />

Beispiel Bayer! Die Aktie (s. S. 10) fiel seit Juni 2017 von 121,93 auf derzeit<br />

65 Euro. Das Papier hat sich nahezu halbiert. Seit Oktober 2020 legte<br />

der Aktienkurs 67 Prozent zu. Es fehlt nicht viel und 80 Euro werden<br />

INVERSE ZINSSTRUKTURKURVE<br />

Nervöse Anleger<br />

Die Zinskurve ist invers, wenn Renditen von kurzfristigen<br />

Anleihen (hier zwei Jahre) über denen von<br />

Anleihen mit längerer Laufzeit (hier zehn Jahre) liegen.<br />

Dies ist der Fall, wenn die Anleger nervös sind<br />

und einen Rückgang der kurzfristigen Zinssätze erwarten.<br />

Bis zu einer Rezession dauerte es einige<br />

Monate, der S&P-500-Index schlug sich bis dahin<br />

häufig gut (s. Tabelle u.).<br />

Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen<br />

minus der Rendite zweijähriger Anleihen, in Prozent<br />

3<br />

1<br />

GELD<br />

Rezessionen<br />

75 1980 85 90 95 2000 05 10 15 2020<br />

–1<br />

–3<br />

Quelle: Bloomberg<br />

WÄCHST<br />

überschritten. Dort liegt das Kursziel von Analysten. Gegenüber dem<br />

Oktober 2020 würde der Anstieg dann einer Verdopplung entsprechen.<br />

Beispiel Schlumberger! Der Öldienstleister (s. S. 11) verlor an der Börse<br />

in den vergangenen fünf Jahren zeitweise über 80 Prozent an Wert.<br />

Seit März 2020 haussierte das Papier und machte über 200 Prozent Plus.<br />

So soll es sein – deftigen Verlusten folgt eine wahre Kursexplosion. Auch<br />

hier gilt: Die Reise muss noch nicht zu Ende sein. Bei beiden Aktien wähnen<br />

wir die Statistik auf unserer Seite.<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> griff zum Beta-Faktor. Die Kennzahl sollte bei diesen<br />

Aktien unter eins liegen. Das Ziel: Ein niedriges Beta dämpft die Kursschwankungen.<br />

In einer fragilen Börsenphase sollten Schwächephasen<br />

nicht so stark wie bei Dax & Co. ausfallen (s. Kasten S. 10). Ein niedriges<br />

Beta muss kein Hinderungsgrund für weitere Kurssteigerungen sein.<br />

Die aus der Tiefe kommen. Dann gaben wir Stoff (s. S. 12). Wozu die<br />

Aktien von Bayer und Schlumberger fünf Jahre brauchten, schafften unsere<br />

acht Top-Favoriten in sechs Monaten – sie halbierten sich zum Teil.<br />

Anleger bekommen die Papiere damit zur Hälfte des Preises und haben<br />

nun die Chance auf 60 bis 100 Prozent Kursgewinn. Das klingt verwegen,<br />

allerdings gibt es gute Gründe: Die Unternehmen besitzen ein zukunftsfähiges<br />

Geschäftsmodell. Zweistellige Steigerungsraten beim Umsatz in<br />

den nächsten beiden Jahren sind möglich. Ausnahmen bestätigen wie immer<br />

die Regel: Mega-Umsätze wie im Jahr 2021 sind für Biontech dieses Jahr<br />

wohl nicht drin. Aber das Unternehmen hat noch andere Qualitäten.<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong><br />

Geringer Schaden<br />

Der Beginn einer inversen Zinsstruktur schadete<br />

dem Dow in den drei und zwölf folgenden Monaten<br />

meist wenig. In dem Analysezeitraum notierte er ein<br />

Jahr später im Schnitt gut zehn Prozent höher.<br />

Anzahl der Monate<br />

zwischen Umkehrung<br />

der Renditekurve und<br />

Beginn der Rezes sion<br />

1978–2019<br />

Monatsschlussstand<br />

des Dow<br />

Jones in<br />

Punkten<br />

Performance des Dow Jones<br />

3 Monate<br />

später<br />

1 Jahr<br />

später<br />

Aug 78 16 876,82 –8,87% 1,23 %<br />

Sep 80 10 932,42 3,38 % –8,84%<br />

Dez 88 <strong>18</strong> 2168,60 5,76 % 26,96 %<br />

Jun 98 33 8952,02 –12,39% 22,55 %<br />

Jan 06 22 10864,86 4,62 % 16,17 %<br />

Aug 19 20 26916,83 4,22 % 5,62 %<br />

Quellen: Statista, Financial Study Association Groningen, eigene Berechnungen<br />

9


moneykompakt<br />

KRYPTOWÄHRUNGEN<br />

Die EU reguliert sich ins Aus<br />

Während die EU versucht, möglichst viele Bereiche des Kryptomarkts möglichst<br />

stark zu regulieren, preschen andere Länder vor. Außerdem deutet sich bei<br />

Bitcoin & Co. ein Showdown an. <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> verrät, was jetzt wichtig wird<br />

von MARIAN KOPOCZ<br />

+++ Aktuelle Staking-Zinssätze +++ Avalanche: 9,0 Prozent +++ BNB Chain: 7,3 Prozent +++ Solana<br />

Können die Kryptos um Bitcoin, Ethereum & Co. ihren<br />

Abwärtstrend beenden oder kommt bald der von vielen<br />

Marktteilnehmern erwartete große „Sell-off“? <strong>FOCUS</strong>-<br />

<strong>MONEY</strong> beleuchtet die wichtigsten Aspekte rund um Kryptowährungen<br />

und ihre Regulierung und verrät, warum Elon<br />

Musk schon wieder beginnt, bei den Kryptos mitzumischen.<br />

Die wichtigsten Charts<br />

Wirft man einen Blick auf den Chart des Bitcoin und auf seine<br />

Historie, so ist die einzige Schlussfolgerung daraus: Immer<br />

wenn der Bitcoin-Kurs auf Wochensicht die 50-Wochenlinie<br />

nach unten durchbrach, folgte ein Sturz auf die<br />

200-Wochen-Linie. Dies war in den Jahren 2014/2015, 20<strong>18</strong><br />

und 2020 so. Die einzige Chance, die der Bitcoin jetzt noch<br />

hat, ist, in den kommenden Wochen die 50-Wochen-Linie bei<br />

rund 45 000 Dollar schnell wieder zurückzuerobern. Gelingt<br />

dies nicht, so lässt die Geschichte auf einen Sturz bis auf die<br />

200-Wochen-Linie (heute bei 21 300 US-Dollar, Tendenz<br />

steigend) schließen. Doch ist es wirklich so einfach? Wie so<br />

oft könnte es genau anders kommen, als alle dachten. Denn<br />

es könnte beim Bitcoin mittlerweile weniger Übertreibungen<br />

nach oben und nach unten geben. Außerdem sehen Sie<br />

im Chart auf der rechten Seite, dass der Bitcoin auf Tagessicht<br />

ein symmetrisches Dreieck bildet, das bald vor dem<br />

Ausbruch steht. Auch die Gesamtmarktkapitalisierung aller<br />

Kryptos und die Hashrate (s. S. 54) geben eher bullishe Signale.<br />

Anleger sollten allerdings vorsichtig agieren und bereit<br />

sein, ihre Strategie zu ändern. Wer jetzt zu bullish oder zu<br />

bearish ist und seine Strategie den Gegebenheiten nicht anpasst,<br />

der könnte später das Nachsehen haben. Und die großen<br />

Wale wie Microstrategy kaufen weiter Bitcoin. Aufsehenerregend<br />

ist das aktuelle Engagement von Terra Luna beim<br />

Bitcoin. Denn das Unternehmen, welches hinter dem Coin<br />

steht, kaufte zuletzt für rund 1,7 Milliarden Dollar ganze<br />

42 531 Bitcoin und ist damit zum drittgrößten Bitcoin-Halter<br />

hinter Tesla (42 902 Bitcoin) und Microstrategy (129 2<strong>18</strong><br />

Bitcoin) aufgestiegen. Zudem erklärte der CEO von Terra<br />

Luna, Do Kwon, dass er insgesamt für zehn Milliarden Dollar<br />

Bitcoin kaufen möchte. In welchem Zeitraum dies geschehen<br />

soll, ist nicht klar. Auch <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> stellte Luna Anfang<br />

des Jahres vor. Der Coin Luna ist dazu da, den Stablecoin dahinter<br />

abzusichern. Und genau aus diesem Grund kauft Do<br />

Kwon auch Bitcoin. Denn mit diesen Reserven möchte er die<br />

Vermögenswerte des Stablecoin Terra USD absichern.<br />

Regulierungs-Wirrwarr<br />

Europa möchte die Blockchain-Branche und die Kryptowährungen<br />

stark regulieren. Während ein Verbot von Proof-of-<br />

Work-Kryptos im März noch verhindert werden konnte, so<br />

nimmt der EU-Wirtschaftsausschuss ECON jetzt „Unhosted<br />

52 Illustration: iStock<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong>


Top 10 Kryptowährungen<br />

Es gab ein kleines Stühlerücken bei den Top 10 der Kryptowährungen. Auf den vorderen Plätzen ist zwar alles gleich geblieben,<br />

aber Cardano verlor deutlicher und rutschte ab, während Terra und Solana sich gut halten konnten.<br />

Rang Name Marktkapitalisierung Kurs<br />

in Euro<br />

Preisveränderung<br />

1<br />

Monat in %<br />

RSI auf<br />

Wochenbasis<br />

20-Wochen-Linie<br />

in Euro<br />

News<br />

1 Bitcoin 723,6 Mrd. Euro 38125 –1,22 48,7 38020 Die „Bitcoin <strong>2022</strong>“-Konferenz in Miami Anfang April brachte nicht die erhoffte<br />

Initialzündung. Die größte Kryptowährung bleibt aber im Aufwärtstrend.<br />

2 Ethereum 339,8 Mrd. Euro 2827 3,29 50,55 2812 Die Umwandlung der ETH-Blockchain von Mining auf Staking dauert noch an. „The<br />

Merge“ für Juni wurde abgesagt und um einige Monate nach hinten verschoben.<br />

3 Tether 76,1 Mrd. Euro 0,9171 0,68 – – Der größte Stablecoin der Welt verzeichnet nur noch zaghafte Zuflüsse. In den<br />

vergangenen drei Monaten kamen lediglich 4,5 Milliarden Dollar hinzu.<br />

4 Binance Coin 62,6 Mrd. Euro 383,96 4,09 50,25 389 Binance Coin kann sich in den Top 5 halten. Regelmäßig werden Token vernichtet, um<br />

eine Art Deflation herbeizuführen.<br />

5 USD Coin 45,7 Mrd. Euro 0,9165 0,77 – – Lange war USDC Profiteur der Tether-Schwäche, doch seit Anfang März fließen hier<br />

vier Milliarden Dollar aus dem Stablecoin ab.<br />

6 XRP 32,8 Mrd. Euro 0,6849 –11,17 46,64 0,69 Brad Garlinghouse, Geschäftsführer von Ripple, welches hinter XRP steht, sieht<br />

Vorteile für XRP im Verfahren gegen die SEC.<br />

7 Solana 32,3 Mrd. Euro 97,28 17,81 48,55 107,6 Die CME könnte bald Futures auf Solana anbieten. Zudem integriert der größte<br />

NFT-Handelsplatz Opensea neuerdings die Währung Solana.<br />

8 Terra 30,3 Mrd. Euro 86,54 1,12 59,02 70,29 Terra Luna unterliegt aktuell starken Schwankungen. Anleger passen sich dem an.<br />

9 Cardano 29,1 Mrd. Euro 0,8639 0,58 42,19 0,979 Seit September 2021 verlor Cardano rund zwei Drittel seines Wertes und ist damit<br />

einer der größten Verlierer unter den großen Coins.<br />

10 Avalanche 19,2 Mrd. Euro 71,79 –10,82 k.A. k. A. Dagegen konnte die Smart-Contract-Plattform Avalanche aufholen und in die Top Ten<br />

der größten Kryptowährungen einziehen.<br />

*alles Stand: 21.4.<strong>2022</strong>; Quellen: coinmarketcap.com, tradingview.com, eigene Recherche<br />

: 6,0 Prozent +++ Terra: 5,9 Prozent +++ Cardano: 5,0 Prozent +++ ETH 2.0: 4,4 Prozent +++<br />

Wallets“ ins Visier. Dies sind Wallets, die die Nutzer selbst<br />

verwalten, die also nicht von einem Dritten wie Banken,<br />

Brokern oder Kryptobörsen verwaltet werden. Konkret geht<br />

es darum, dass jeder Besitzer eines solchen Wallet registriert<br />

werden soll und dass alle Transaktionen ab 1000 Euro<br />

gemeldet werden sollen. Dazu sagt der Digitalverband Bitkom,<br />

Europa könne „seine Zukunft als Innovationstreiber<br />

im Kryptosektor verspielen“. Man sei für eine sinnvolle Regulierung,<br />

doch es zeige sich, „dass das zukunftsträchtige<br />

Kryptogeschäft nach wie vor schlicht nicht verstanden<br />

wird“, so Bitkom in einer Meldung.<br />

Während die EU weiter schläft und vermutlich die nächste<br />

Innovation wegreguliert, erkennen andere Staaten die<br />

Chancen. In den USA nimmt die Blockchain-Branche bereits<br />

eine zukunftsweisende Stellung ein. Auch hier gibt es<br />

noch ein Gerangel um die Regulierung, doch scheint diese<br />

viel konstruktiver abzulaufen. Noch besser sieht es in Großbritannien<br />

aus. Denn Finanzminister Rishi Sunak sagt, er<br />

wolle Großbritannien zu „einem globalen Hub für die Krypto-Asset-Technologie<br />

machen“ und dafür enger mit der<br />

Kryptobranche zusammenarbeiten. Unterdessen ist die<br />

Schweiz eines der Vorzeige-Länder in der Kryptoregulierung.<br />

Während die Blockchain-Branche im Land der Eidgenossen<br />

aufblüht, kommt die Regulierung nicht zu kurz. Das<br />

verantwortliche Staatssekretariat für Internationale Fi-<br />

Entscheidung naht<br />

Nicht nur der im Lauftext angesprochene<br />

Wochenchart des Bitcoin sieht<br />

interessant aus. Auch der Tageschart<br />

bildet ein symmetrisches Dreieck. Dabei<br />

pendelt der Bitcoin seit Monaten<br />

zwischen verschiedenen Unterstützungen<br />

und Widerständen. Sollte das Dreieck nach unten durchbrochen<br />

und die Unterstützung gerissen werden, dann<br />

sieht es sehr bearish aus. Kann das Dreieck aber nach<br />

oben aufgelöst und der Widerstand bei 59 000 Dollar<br />

durchbrochen werden, dann dürften neue Rekorde winken.<br />

So oder so ist mit viel Volatilität zu rechnen.<br />

Preis für 1 Bitcoin in US-Dollar<br />

in Tausend US-Dollar<br />

Widerstände<br />

Unterstützung<br />

symmetrisches<br />

Dreieck<br />

2019 2020 2021 <strong>2022</strong><br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Quelle: Bloomberg<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong><br />

Foto: iStock 53


moneyservice<br />

ERFÜLLUNG:<br />

Die eigenen vier<br />

Wände steigern<br />

die Lebenszufriedenheit<br />

STUDIE<br />

Der Schlüssel zum Haus<br />

Steigende Hypothekenzinsen machen das Bausparen wieder attraktiv. <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> hat untersucht,<br />

welche Partner für diese Finanzierungsform Immobiliensparer als besonders fair bewerten<br />

von Hanns-Stefan Grosch<br />

Lange Jahre hatten die Bausparkassen besonders unter<br />

der Niedrigzinspolitik der EZB zu leiden – die Kunden<br />

blieben weg. Doch nun beflügelt die Zinswende die bewährte<br />

Finanzierungsform. „Der deutliche Zinsanstieg der<br />

vergangenen Monate rückt den vermeintlich konservativen<br />

Bausparvertrag für die Zinssicherung wieder in den Fokus –<br />

sei es für den Immobilienerwerb, die sichere Anschlussfinanzierung<br />

oder die Modernisierung der eigenen vier Wände“,<br />

sagt Jörg Koschate, Vertriebsvorstand der LBS West.<br />

Deren aktuelle Zahlen belegen den Umschwung: Das Neugeschäft<br />

lag im ersten Quartal <strong>2022</strong> mit 1,6 Milliarden Euro<br />

um zehn Prozent im Plus, im vergangenen Monat wurde sogar<br />

ein Rekord erzielt. „Der März war für uns der beste Baufinanzierungsmonat<br />

aller Zeiten“, berichtet LBS-West-Chef<br />

Jörg Münning. Neben den anziehenden Finanzierungskosten<br />

verstärke vor allem der Wille der Bürger, sich von steigenden<br />

Wohn- und Energiekosten unabhängiger zu machen,<br />

den Trend. Ohnehin träumen Umfragen zufolge 70 Prozent<br />

der <strong>18</strong>- bis 40-Jährigen von den eigenen vier Wänden. Unter<br />

den Sparmotiven der Bundesbürger legte „Wohneigentum“<br />

laut Frühjahrsumfrage der Privaten Bausparkassen um sechs<br />

Prozentpunkte zu – während der Konsum an Zuspruch einbüßte.<br />

Das Bausparen als langfristig orientierter Finanzierungsbaustein<br />

kommt hier wieder stärker ins Spiel. Und<br />

auch fürs Thema Modernisierung werden die Angebote der<br />

öffentlichen und privaten Bausparkassen attraktiver – zumal<br />

der Staat sich mit zahlreichen Förderprogrammen etwa an<br />

energetischen Sanierungsmaßnahmen beteiligt.<br />

Größerer Abstand zwischen den Anbietern<br />

Doch auf welchen Partner sollten Immobiliensparer am<br />

ehesten setzen? Einen guten Anhaltspunkt geben hier natur-<br />

76 Foto: Adobe Stock<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>18</strong>/<strong>2022</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!