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Titelthema: Bartagamen

Titelthema In der Studie

Titelthema In der Studie verwendete Krokodilklemme Foto: E. Strütt, Klinik für Vögel, Kleinsäuger, Reptilien und Zierfische der LMU München Eine als Nadelelektrode fungierende Kanüle, die auf der Hälfte ihrer Länge gebogen unter die Haut appliziert wurde. Eine an diese Kanüle befestigte Krokodilklemme leitet die elektrischen Signale weiter. Foto: E. Strütt, Klinik für Vögel, Kleinsäuger, Reptilien und Zierfische der LMU München Untersuchung unter einer Injektionsnarkose (Ketamin/ Medetomidin). Bei den Krokodilklemmen handelte es sich um handelsübliche Klemmen (Krokodilklemmen Art.-Nr. 321605, Vet Eickemeyer, Tuttlingen, Deutschland), welche auch für die Kleintierkardiologie verwendet werden. Als Nadelelektroden wurden 21G Kanülen (Sterican Gr. 2, 21G x 1 ½ “ / Ø 0,8 x 40 mm, grün, B. Braun Melsungen AG, Melsungen, Deutschland) eingesetzt, welche auf der Hälfte ihrer Länge gebogen unter die Haut appliziert wurden. An diesen wiederum wurden die bereits genannten Krokodilklemmen befestigt, um die Signale weiterzuleiten. Für die Gliedmaßenableitung wurden die Elektroden einem in der Kleintiermedizin verwendeten Ableitungsmodell folgend an den Vorder- und Hintergliedmaßen befestigt. Die Nackenableitung erfolgte über dem beidseitigen Übergang von Hals zur Brust auf Höhe des Schlüsselbeins sowie den Oberschenkeln. Die Untersuchungen wurden am narkotisierten Tier durchgeführt, um mögliche Einflüsse der Art der Anästhesieform und der verwendeten Narkotika sowie die Möglichkeit der Verwendung der Elektrokardiographie als Bestandteil eines routinemäßigen Narkosemonitorings auch in der Reptilienmedizin zu evaluieren. Eine typische EKG-Kurve beim Menschen oder bei Hund und Katze enthält deutlich ausgeprägte Wellen und Peaks, welche die elektrische Erregungsleitung im Herzen darstellen. Die Erregung des Herzens beginnt beim Säugetier im sogenannten Sinusknoten und wird von dort über die Herzvorhöfe weitergeleitet. Dies stellt Ausschnitt eines Elektrokardiogramms einer Bartagame, erhalten bei 50 mm/s und 40 mm/mV 34

Titelthema sich in der EKG-Kurve als sogenannte P-Welle dar (Tilley 1989). Im Anschluss folgt der sogenannte QRS-Komplex, welcher die Erregung der Hauptkammern abbildet. Als letzter Teil eines Herzzyklus (Herzschlag) folgt die sogenannte Repolarisation der Hauptkammern, welche in der EKG-Kurve als die sogenannte T-Welle dargestellt wird (Tilley & Smith Jr. 2008). Im Gegensatz zum Säugetier sind die einzelnen Kenngrößen bei Reptilien nicht immer gut erkennbar. Da die Software des verwendeten Elektrokardiographen (Modell PC-EKG 2000, Fassung 2.04.05, Vet-Eickemeyer, Tuttlingen, Deutschland) die erhaltenen Ausschläge der Bartagamen nicht analysieren konnte, erfolgte die Auswertung über den Ausdruck der Kurven und eine anschließende manuelle Messung der Parameter mit einem Messschieber. Ermittelt wurden zunächst die Herzfrequenzen (Auszählung über 60 und 6 Sekunden, Berechnung über die R-R-Intervalle). Anschließend wurde die Qualität der EKG-Kurven nach einem von Deger (2019) erstellten Schema eruiert, welches die allgemeine Auswertbarkeit, die Beurteilbarkeit der kompletten Kurve anhand der R-Zacke, die Anzahl auswertbarer Einzelbestandteile der kompletten Kurve sowie die Anzahl ausgewerteter Komplexe als Kriterien enthielt. Weitere Kenndaten, wie z. B. die Gesamtdauer der Narkose, wurden ebenfalls einbezogen. Beurteilung Bei der Beurteilung der Ergebnisse wurde die Studie von Deger (2019) zum EKG derselben Tiere im Wachzustand und unter Inhalationsnarkose einbezogen (Deger 2019; Deger et al. 2019). Deger (2019) kam dabei zum Ergebnis, dass die optimale Einstellung des Elektrokardiographen für den Anwender bei einer Papiergeschwindigkeit von 50 mm/s sowie einer Amplitude von 40 mm/mV liegt. Die Ergebnisse der aktuellen Studie führten zur Erkenntnis, dass die Durchführung eines EKGs eine Im Gegensatz zum Säugetier sind die einzelnen Kenngrößen bei Reptilien nicht immer gut erkennbar praktikable Methode zur Ergänzung des Narkosemonitorings darstellt, womit die Untersuchungen von Deger (2019) grundsätzlich bestätigt werden konnten. Es zeigte sich, dass verschiedene Elektrodentypen und Ableitungen sehr unterschiedliche Ergebnisse erbringen, woraus sich die Notwendigkeit für eine (ggf. praxiseigene) Standardisierung ergibt, um eine Vergleichbarkeit von Ergebnissen sowie die notwendige Validität unter forensischen Aspekten sicherzustellen. Die beste Wahl der Elektroden- und Ableitungsart war in den vorliegenden Untersuchungen sowie beim Vergleich mit der Vorgängerstudie im Wesentlichen davon abhängig, ob der Patient sich im Wach- oder Narkosezustand befand. In der Kontakt: Karina Häußler, Eva Strütt, Tatjana Deger, Monika Rinder, Rüdiger Korbel Zentrum für Klinische Tiermedizin Klinik für Vögel, Kleinsäuger, Reptilien und Zierfische Ludwig-Maximilians-Universität München Sonnenstraße 18 D – 85764 Oberschleißheim Email: vorstandsassistenz@vogelklinik.vetmed.unimuenchen.de Studie von Deger (2019) wurden am Tier im Wachzustand Krokodilklemmen in Kombination mit Nackenableitung am besten toleriert, während in der vorliegenden Untersuchung, wie auch schon von Deger (2019) unter Inhalationsnarkose beschrieben, mit Nadelelektroden in Kombination mit der Gliedmaßenableitung die besten Ergebnisse erzielt wurden. Zusammenfassend zeigte die vorliegende Studie, dass elektrokardiographische Ableitungen an Bartagamen prinzipiell möglich sind und daher im Rahmen der kardiologischen Untersuchung sowie auf Basis weiterer notwendiger Untersuchungen für das routinemäßige Narkosemonitoring berücksichtigt werden sollten. Danksagung Diese Studie ist Teil des Gesamtprojekts „Etablierung der Elektrokardiographie als klinisches Diagnostikum und im Rahmen des Narkosemonitorings bei Streifenköpfigen Bartagamen (Pogona vitticeps)“, welches dankenswerterweise durch den Ingo-und-Waltraud- Pauler-Fond der AG Amphibien- und Reptilienkrankheiten gefördert wurde. Literatur Baatz, G. (2002): EKG bei Hund und Katze: Anfertigung, Auswertung, Interpretation. – 1. Aufl., Schattauer, Stuttgart, 132 S. Bernal, J. (2011): Grundlagen der EKG-Interpretation. – S. 2–37 in J. Bernal (Hrsg.): EKG-Interpretation in der Kleintierpraxis. – Schlütersche, Hannover. Deger, T.F. (2019): Untersuchungen zur Elektrokardiographie bei der Streifenköpfigen Bartagame (Pogona vitticeps). –Vet. Diss., München, 221 S. —, K. Häussler, E. Strütt, M. Rinder & R. Korbel (2019): Untersuchungen zur Elektrokardiographie bei der Streifenköpfigen Bartagame (Pogona vitticeps). – elaphe 6: 52–62. Dörnath, K.A. (2014): Haltungs- und fütterungsbedingte Erkrankungen der Streifenköpfigen Bartagame (Pogona vitticeps). – Kleintier Konkret 17(S2): 31–37. Hunt, C. (2013): Electrocardiography of the Normal Inland Bearded Dragon (Pogona vitticeps). – Dipl. Zool. Med., Royal Coll. Vet. Surgeons., London, 43 S. Tilley, L.P. (1989): EKG bei Hund und Katze: Grundlagen-Auswertung-Therapie. – Schlütersche, Hannover, 483 S. — & F.W.K. Smith Jr. (2008): Electrocardiography. – S. 49–77 in L.P. Tilley, F.W.K. Smith, M.A. Oyama & M.M. Sleeper (Hrsg.): Manual of Canine and Feline Cardiology. – W.B. Saunders, St. Louis, Missouri. 35

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