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Titelthema: Bartagamen

Forschung UnterForschern

Forschung UnterForschern Stirb an einem anderen Tag: der andauernde Kampf gegen das Aussterben des Siam-Krokodils von Pablo Sinovas, Fauna & Flora International Alles sah noch vor einigen Jahren danach aus, dass ich hier und heute über eine ausgestorbene Krokodilart schreiben müsste. Doch eine Kombination aus den Glaubensvorstellungen eines kambodschanischen Ureinwohner-Volkes, langfristigen Investitionen in den Artenschutz und menschlicher Beharrlichkeit hat dazu geführt, dass ich Beeindruckend und vom Aussterben bedroht: Crocodylus siamensis Foto: P. Sinovas/FFI Der Autor bei der Vermessung eines bisher noch unerforschten Flusses im Norden Kambodschas Foto: P. Sinovas/FFI hier stattdessen eine bemerkenswerte und sich immer noch weiterentwickelnde Erfolgsgeschichte des Naturschutzes erzählen kann. Das Siam-Krokodil (Crocodylus siamensis) ist eines der seltensten Krokodile der Welt. Diese mittelgroße Art, die selten 3,5 m Länge überschreitet, war einst über weite Teile Südostasiens verbreitet. Der mächtige Mekong und seine Nebenflüsse, der Tonle Sap (der größte See Südostasiens) sowie kleinere Feuchtgebiete und Wasserstraßen in der gesamten Region wurden früher von ihm besiedelt. Die wertvolle Haut der Art in Kombination mit schlechtem Management führte jedoch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer starken Überjagung. Mit dem Resultat, dass das Siam-Krokodil 1992 in freier Wildbahn als nahezu ausgestorben galt. Die ungebremste Lebensraumzerstörung im Namen der Entwicklung verschlimmerte die Lage noch weiter, und heute sind die meisten ehemaligen Tummelplätze der Krokodile verschwunden, da sie sich in Reisfelder, überfischte, von menschlichen Siedlungen umzingelte Wasserläufe oder andere Formen stark anthropogen beeinflusster Landschaften verwandelt haben. Tatsächlich ist das Siam-Krokodil inzwischen wohl in 99 % seines ursprünglichen Verbreitungsgebiets verschwunden, und die Art wird auf der Roten Liste der IUCN als „von der Ausrottung bedroht“ (critically endangered) eingestuft. 68

Forschung Wiederentdeckung Im Jahr 2000 fand eine von Fauna & Flora International (FFI) geleitete Expedition einige Siam-Krokodile, die in den Cardamom Mountains, einer abgelegenen und zerklüfteten Regenwaldlandschaft im Südwesten Kambodschas, in freier Wildbahn überlebt hatten. Die bemerkenswerte Entdeckung dieser letzten bekannten, in der Natur lebenden Exemplare war dank des einheimischen Chong-Volkes möglich geworden, das diese „heiligen“ Krokodile beschützt hatte, weil es glaubte, dass Unglück über die lokale Gemeinschaft hereinbräche, wenn den Reptilien etwas zustieße. Eine daraufhin vom FFI durchgeführte landesweite Untersuchung bestätigte, dass die Kardamom-Berge die letzte Hochburg dieser Art darstellen, auch wenn eine kleine Anzahl von Individuen noch an einigen anderen Orten in Kambodscha gefunden werden konnte. Bei Untersuchungen in anderen Ländern der Region wurden sehr kleine Reliktpopulationen (in einigen Fällen mit nur wenigen Individuen) im indonesischen Teil von Borneo, in Laos und Thailand nachgewiesen. Aber selbst in Kambodscha wird die Population auf weniger als 300 Krokodile geschätzt. Es handelt sich also um eine der am stärksten gefährdeten Reptilienarten der Erde. Auf die „Wiederentdeckung“ des Siam-Krokodils folgte schnell die Erkenntnis, dass die Art angesichts der sehr kleinen und zersplitterten Population und der fortschreitenden Zerstörung der Lebensräume wirklich auf das endgültige Aussterben zusteuert und sich ohne Hilfe nicht würde erholen können. Um die Art vor diesem Schicksal zu bewahren, arbeitete FFI mit der kambodschanischen Regierung und den lokalen Gemeinden zusammen und gründete das Cambodian Crocodile Conservation Project (CCCP). Im Rahmen dieser Initiative wurden auch eine nationale Strategie und ein Aktionsplan für die Wiederansiedlung der Art erstellt. Schutz des Lebensraumes und Engagement der Gemeinschaft Die größte Bedrohung für die Art ist heute die Zerstörung und Degradation ihres Lebensraums, von der Umwandlung von Feuchtgebieten und Flussufern in Reisfelder und andere landwirtschaftliche Nutzflächen bis hin zur Errichtung von Siedlungen in diesen Gebieten oder zum Bau von Wasserkraftwerken und anderer Infrastruktur. Da der Mensch zunehmend in den Lebensraum der Krokodile eindringt, bringen Stellnetze und andere Fischfang-Utensilien mit sich, dass sich die Reptilien darin verfangen. Außerdem wird ihre Beute durch Überfischung dezimiert, und Störungen durch den Menschen gefährden den Fortpflanzungserfolg. Um diese ernsten Probleme zu lösen, arbeitet FFI eng mit der kambodschanischen Regierung und den lokalen Gemeinden zusammen. So sollen die wichtigsten Gebiete für den Erhalt der Art als „Krokodilschutzgebiete“ ausgewiesen und geschützt werden. Die Einbeziehung der lokalen Gemeinden ist dabei von entscheidender Bedeutung. FFI unterstützt und schult Teams von einheimischen Krokodilwächtern, die durch die Krokodilschutzgebiete in den Kardamom-Bergen patrouillieren. Ihre intime Ortskenntnis und ihre Rolle als Lebensraum des Siam-Krokodils in den Kardamom-Bergen Kambodschas Foto: J. Holden/FFI Botschafter des Naturschutzes innerhalb ihrer Gemeinden, kombiniert mit ihrem kulturell bedingten Respekt für die Krokodile, hat sich als eine sehr erfolgreiche Formel erwiesen. Die Effektivität dieses Ansatzes wurde kürzlich unterstrichen, als ein Team von Gemeindewächtern einen angesehenen internationalen Ranger Award gewann. Darüber hinaus erhalten die Gemeinden, die in der Nähe der Krokodillebensräume leben, von FFI Unterstützung für ihren Lebensunterhalt, einschließlich technischer Hilfe, um den Ertrag der Hühner- und Reiserzeugung auf ihrem Land zu steigern, was an bestimmte Bedingungen geknüpft ist. Dies trägt dazu bei, das Risiko einer landwirtschaftlichen Expansion und schädlicher Fischerei- und Jagdpraktiken zu verringern. Die Tatsache, dass Siam-Krokodile eine sehr scheue Spezies sind, die keine Menschen angreift, erleichtert das positive Engagement der Gemeinden erheblich. In der Tat gibt es in Kambodscha keine Aufzeichnungen über unprovozierte Angriffe der Krokodile auf Menschen, obwohl die Einheimischen regelmäßig in Flüssen baden, in denen die Panzerechsen bekanntermaßen leben. FFI-Mitarbeiter begutachten ein Nest des Siam-Krokodils in den Cardamom Mountains Foto: Han Sam/FFI 69

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