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Titelthema: Bartagamen

Natur- und Artenschutz

Natur- und Artenschutz Limitierende Standort- und DGHT Hans- Schiemenz- Fonds Klimafaktoren der Kreuzkröte (Epidalea calamita) im Mitteldeutschen Braunkohlerevier In der aktuellen Roten Liste der Amphibien Deutschlands wird die Kreuzkröte als „stark gefährdet“ eingestuft. Deutschland befindet sich im Zentrum des Gesamtverbreitungsgebiets und ist daher in besonderem Maße für die weltweite Erhaltung dieser Art verantwortlich. Um den Fortbestand der Kreuzkröte in der mitteldeutschen Bergbaufolgelandschaft zu sichern, werden ihre Habitatansprüche und Raumnutzung im Rahmen des Hans-Schiemenz- Fonds der DGHT in einer Modellregion im Süden von Leipzig untersucht. von Kathleen Preißler & Leonard Bolte Die Folgelandschaften des Braunkohletagebaus bieten einer Vielzahl von Pionierarten, die sich auf eine hohe Dynamik in ihrer Umwelt spezialisiert haben, wichtige Sekundärlebensräume. Diese Lebensräume gehen mit dem Kohleausstieg und einer damit voranschreitenden Sukzession zunehmend verloren. In Mitteldeutschland gehört die Kreuzkröte (Epidalea calamita) zu jenen Arten, die besonders stark auf den Tagebau und die damit verbundenen Habitatstrukturen angewiesen sind. Dies wird besonders durch den starken Bestandsrückgang der letzten Jahrzehnte deutlich. Um den Fortbestand der Kreuzkröte und anderer Pionierarten in der Bergbaufolgelandschaft zu sichern, müssen Managementpläne für den Erhalt und die fortlaufende Neuentstehung der Pionierlebensräume entwickelt und optimiert werden. Zu diesem Zweck wurde in Sachsen das „Akteursnetz Kleingewässer für die Kreuzkröte“ ins Leben gerufen, das zwischen den Interessen von Bergbau und Naturschutz vermittelt und versucht, die verbleibenden Populationen der Kreuzkröte langfristig zu sichern und zu vernetzen. Um die Schutzbemühungen mit Grundwissen zu den im Braunkohletagebau vorherrschenden limitierenden Standort- und Klimafaktoren zu versorgen, werden Populationen der Kreuzkröte in einer Modellregion im Südraum von Leipzig untersucht. Hier finden sich mit den Tagebauen Schleenhain und Profen noch zwei große Förderstätten für Braunkohle. Das Gebiet bietet einen interessanten Mix aus unterschiedlich ausgeprägten Laichgewässern und Landlebensräumen, die sowohl Randbereiche vom aktiven Abbau in unterschiedlichen Sukzessionsstadien und rekultivierte Bereiche als auch Folgeflächen mit naturschutzfachlichem Management und Beweidung beinhalten. Ein Forschungsziel hierbei ist herauszustellen, welche Gewässer der Präferenz der Kreuzkröte entsprechen und gleichzeitig ein geringes Austrocknungsrisiko bieten. Ein besonderer Fokus bei den Untersuchungen wird auf die Habitatansprüche und die Raumnutzung der juvenilen und subadulten Kröten gelegt, zu denen es vergleichsweise wenige Daten aus dem Freiland gibt. Ihr Überleben gilt als besonders bedeutend für die Stabilität lokaler Populationen, und abwandernde Jungtiere sorgen vermutlich primär für den genetischen Austausch und die Stützung benachbarter Populationen (funktionelle Konnektivität). Es kann angenommen werden, dass Jungkröten weniger tolerant gegenüber klimatischem Stress sind, da sie über 82

Natur- und Artenschutz ein ungünstigeres Oberflächen-Volumen-Verhältnis verfügen und sich ungünstigem Mikroklima schlechter entziehen können. Aus diesem Grund wird untersucht, wie sich das im Habitat vorherrschende Mikroklima auf die Raumnutzung der jungen Kreuzkröten auswirkt. Hierfür werden Probeflächen im Umfeld der Laichgewässer eingerichtet, die mit künstlichen Verstecken (KV) und „iButton“-Dataloggern ausgestattet werden. Auf den Probeflächen werden in den Wochen nach der Metamorphose wiederholte und standardisierte Zählungen der Jungtiere durchgeführt sowie Mikrohabitatfaktoren wie Vegetation, Substrat und Verstecke erhoben. Die von den Loggern stündlich erfassten Daten zu Temperatur und Feuchte am Boden ermöglichen es, ein Modell des Mikroklimas zu erstellen. So kann der Einfluss von Habitatausprägung und Mikroklima auf das Vorkommen juveniler Kreuzkröten mithilfe statistischer „Occupancy“-Modelle abgeschätzt werden. Zusätzlich werden im erweiterten Umfeld der Laichgewässer, unter Die Kreuzkröte zählt derzeit zu den am stärksten gefährdeten Amphibienarten Deutschlands Foto: L. Hudel Zuhilfenahme von KV (künstliche Verstecke) und einem Spürhund, Kreuzkröten gefangen und mittels Fotos der Bauchseite dokumentiert. So wird die habitatspezifische Dichte im Landlebensraum mithilfe räumlich-expliziter Fang-Wiederfang-Methoden („Spatial-Capture-Recapture“) ermittelt, um aufzuzeigen, welche Habitate die Mobilität der Jungtiere begünstigen und damit die funktionelle Konnektivität zwischen den Vorkommen erhöhen. Tagebau Profen: Förderstätte für Braunkohle und Lebensraum für Kreuzkröten Foto: L. Bolte 83

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