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Titelthema: Dachschildkröten

PanoramaWie eine Insel

PanoramaWie eine Insel erhebt sich dieser „Koppie“ aus der SavannenlandschaftBei Einbruch der Dunkelheit erfüllten aus dem Umland dieRufe von unter anderem Olivkröte (Sclerophrys garmani)und Gestreiftem Wendehalsfrosch (Phrynomantis bifasciatus)unser Camp. Nach dem üppigen Abendessen konnte ich beieiner erneuten Herping-Runde ums Haus neben einigenHausgeckos auch ein Exemplar von S. garmani auf demCamp-Gelände finden und fotografieren. Mit acht beobachtetenReptilien- und Amphibienarten ging damit der erstevolle Tag in Südafrika zu Ende.Bier, Krokodile und ElefantenAm zweiten Tag ging es wieder früh ins Feld, diesmal mitdem Ziel, dort diverse vegetationskundliche Messungendurchzuführen. Auf der Fahrt kamen wir an einigen großenFelsenansammlungen vorbei. Der Krüger-Nationalpark liegtzum Teil auf Basalt und zum Teil auf Granitgestein. Im Umlandvon Skukuza befanden wir uns in der Granitzone. Mittenin der Savannenlandschaft verteilt finden sich hier immerwieder große, durch den Regen recht glatt geschliffeneGranitfelsen oder Felsanhäufungen, sogenannte „Koppies“.Als wir zwischen zwei solcher „Koppies“ hindurchfuhren,fanden wir auf der Straße eine tote Riesen-Schildechse (Matobosaurusvalidus). Die Tiere leben in Gruppen auf diesenwie Inseln aus der Savanne ragenden Felsen, suchen jedochauch im Umland nach Nahrung (Bates 2014). Letztereswurde diesem Tier wohl leider zum Verhängnis. Zurück amCampus verbrachten wir einen Großteil des restlichen Tagesmit der Auswertung der erhobenen Daten. Bei meiner in dennächsten Tagen zur Routine werdenden Nachmittags- undNachtrunde durch die Anlage konnte ich wieder diverseReptilien beobachten, jedoch endete der zweite Tag mit dertoten Schildechse als einzige „neue“ Art.Auch der dritte Tag in Skukuza war herpetologisch geseheneher ruhig. Am frühen Vormittag konnten wir im Feld einejunge, vielleicht 5 cm lange (Carapaxlänge) Schildkröte beobachten,wie sie mit beachtlicher Geschwindigkeit über einenrecht weit vom nächsten Gewässer entfernten Weg flitzte undim hohen Gras verschwand. Von meinem Standpunkt auswar es auf die Schnelle leider nicht möglich, zu sagen, ob essich um eine gezähnte Klappbrust- (Pelusios sinuatus) oderum eine Starrbrust-Pelomeduse (Pelomedusa sp.) handelte.Für das Ende des Tages war diesmal ein „Sundowner“ mitder ganzen Truppe eingeplant. Auf dem Weg hin zu unseremerwählten Platz passierten wir den Sabie-Fluss, wo wirim Wasser den ersten Blick auf ein Nilkrokodil (Crocodylusniloticus) werfen konnten. In den kommenden Tagen würdenwir diesen Fluss oft überqueren und ein Krokodil immer anderselben Stelle vorfinden. Bald wurde das Tier daher vonden Mitgliedern unserer Gruppe ins Herz geschlossen undzum inoffiziellen Maskottchen der Reise.50

Panorama„Koppies“ bieten vielen Arten Lebensraum und weisen eine teils vom Umland sehr abweichende Vegetation aufAm vierten Feldtag suchten wir einen sogenannten „grazinglawn“ auf. Am unteren Ende einer Catena, wo der Nährstoffgehalthoch ist, bilden sich in der afrikanischen Savannemanchmal solche Rasen. Oft wird diese Vegetationsformvon Breitmaulnashörnern initiiert, welche dort grasen undso den Rasen kurzhalten (Cromsigt et al. 2014). Da das nachwachsendeGras zunächst weniger in einen Stiel, sondernmehr Energie in Wachstum der Blätter investiert, ist es umsobekömmlicher und daher attraktiver für Herbivore. Durchden regelmäßigen Fraß wachsen die Gräser außerdem eherhorizontal als in die Höhe, was von vielen Weidegängernbevorzugt wird. Der sich daraus ergebene „feedback-loop“schafft in der Savannenlandschaft, in direkter Nachbarschaftzu hohen und dichten Grasflächen, offene Flächen mit sehrkurzer Vegetation. Innerhalb des „grazing lawn“ lagen inunserem Fall einige sehr kleine, vegetationslose Tümpel sowiegrößere, stark bewachsene und trübe Teiche. In den Gewässernund in ihrem Umkreis fanden wir mehrere juvenile Grab- bzw.Afrikanische Ochsenfrösche (Pyxicephalus edulis), eine vonvielen Arten, für die solche „savanna pans“ wichtige Laichgewässerdarstellen (Carruthers 2001). Das Highlight des Tageswaren aber – zugegebenermaßen – die Großsäuger, welcheuns während der Feldarbeit im und um den „grazing lawn“besuchten. Während wir gerade noch am Rand des Rasens mitder Bestimmung von Gräsern beschäftigt waren, kam unserGuide zu uns und wies uns mit ruhiger Stimme an, sofort allesliegen zu lassen und langsam das Weite zu suchen. Es bedurfteerst der Aufnahme von Blickkontakt, um die Ernsthaftigkeitseiner Worte zu verstehen. Man sollte sich wohl wirklichlieber leise verkrümeln. Nicht weit entfernt vernahmen wirnun die Rufe unserer Game-Guards, welche, mit Gewehrenausgestattet, unsere Sicherheit gewährleisteten. Lautes Klatschenwar über die Büsche hinweg zu hören. Nach einigenMinuten des stillen Wartens und ratlosen Umschauens, gabes schließlich Entwarnung. Scheinbar fand uns, wie wir daunsere Messungen durchführten, ein vorbeigekommenerjunger Elefantenbulle recht interessant, woraufhin er einmalschauen wollte, was da vor sich ging. Stur, wie Halbwüchsigenun mal sind, überzeugten ihn erst die Steinschleudern derGame-Guards, dass das, was auch immer dort vorging, denÄrger nicht wert sein konnte, und er drehte schließlich ab.Das war ein Augenblick, in dem einem wieder ins Bewusstseingerufen wurde, wo man hier war. Bevor wir den Rasenverließen, kamen wir dann ein weiteres Mal in den Genusseiner Elefantenbegegnung. Diesmal war es eine kleine Herdemit Kalb. Die Situation war deutlich entspannter, und dieTiere taten sich, nur wenige Dutzend Meter von uns entfernt,an heruntergefallenen Früchten gütlich. Elefanten zu Fuß gegenüberzustehen,war für mich bei allen schönen Erlebnissendieser Reise wohl eines der prägendsten.51

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