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Radiata 9 (4)

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ARTEN- UND NATURSCHUTZ

ARTEN- UND NATURSCHUTZ Abfangen ,geht in anderen Teilen der Welt, etwa Asien und Südamerika, für den Kochtopf und skrupellose Händler in den Industrienationen weiter. Die Arten zu retten, die die heutige Biodiversität ausmachen, ist eine beinahe unmögliche Herausforderung, die nur auf vielen Schultern lasten kann. Die Initiatoren des Schutzprojektes für asiatische Schildkröten im Zoo Münster können ein Lied davon singen. Doch es gibt auch weniger kostspielige Möglichkeiten, mit den derzeit in menschlicher Obhut lebenden Tieren den Artenreichtum zu erhalten. Die Niederländer machen es uns vor: Zuchtbücher sind der Schlüssel zu Erhaltung der Arten und Unterarten in Menschenhand. Die Stiftung O.O.S. Die vier großen niederländischen Organisationen - "Lacerta" (Niederländische Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde), "N.S.V. " (Niederländische Schildkrötenvereinigung), "E.S.V." (Europäische Schlangenvereinigung) und "D.N." (Dendrobatidae Niederlande) - haben sich in Sachen Zuchtbücher auf Initiative der N.S.V. zusammengeschlossen. Mit ihren 4.000 Mitgliedern gründeten sie 1990 die Stiftung "Dachverband der Zuchtbücher", die O.O.S. (Overkoepelend Orgaan Stamboeken). Etwa 2.500 Reptilien und Amphibien sind in den Zuchtbüchern gemeldet, um ideale Partnertiere zusammenzuführen und vor allem ex situ Daten über die entsprechenden Reptilien zu sammeln, Daten die helfen können, solche Tiere auch in Freiheit effektiv zu schützen. Zudem unterstützen die Gesellschaften Schutzprojekte in aller Welt, wie zum Beispiel das Projekt Geochelone sulcata im Senegal. 1998 wurde auch die europäische Initiative E.C.S. (Erhaltungszuchtinitiative für Chinesische Schildkröten) in die Stiftung O.O.S. integriert. Abb. 2. Schlüpfling von Malacochersus tornieri, der Spaltenschildkröte. Wegen der geringen Reproduktionsrate ist ein Zuchtbuch sehr wichtig. Foto: S. VINKE 18 RADIATA 9 (4), 2000

ARTEN- UND NATURSCHUTZ Innerhalb der Zuchtprogramme für gefährdete Reptilienarten gibt es für die registrierten Halter wichtige Aufgaben: Die Mitglieder eines Zuchtprogramms tauschen sich über Zucht, Haltung, Fütterung und die neuesten Forschungsergebnisse sowie Literatur aus. Kurz gesagt: Es soll alles dafür getan werden, daß die Tiere in der "Population" genetisch und physisch in Ordnung sind. Zudem können Tiere seltener Arten oder Unterarten durch den kurzzeitigen Austausch zur Fortpflanzung gebracht werden. Da die Erhaltung aller Schildkrötenarten - in Freiheit und in menschlicher Obhut - für die Halter dieser Tiere immer das erste Ziel sein sollte, kann diese Initiative als Vorbild gelten! Mit einzelnen Arten und als Kooperation zwischen Haltern und Zoos aus Deutschland und Holland funktioniert die Zucht gefährdeter Arten schon heute über die Grenzen der Länder hinweg. Eine große Zusammenarbeit in Sachen Zuchtbücher zwischen den Niederlanden, Deutschland, Österreich, der Schweiz und Belgien ist im Aufbau begriffen und sollte von allen Haltern unterstützt werden. Unterschiedlich großer Handlungsbedarf In den Niederlanden wurden die Arten der in menschlicher Obhut lebenden Schildkröten bereits in Kategorien eingeteilt. Kategorie A steht für Arten, die relativ häufig gehalten werden, wobei die Populationen in der Natur aber zurückzugehen scheinen. Die Zucht dieser Tiere ist sinnvoll, es soll aber darauf geachtet werden, daß kein "Tierüberschuß" entsteht. Zu dieser Kategorie gehören Chrysemys picta belli, Chrysemys picta dorsalis, Emydura albertisii, Geochelone carbonaria, Graptemys pseudogeographica kohni, Pelomedusa subrufa, Sternotherus minor, Testudo hermanni boettgeri. In die Kategorie B - relativ viele registrierte Tiere mit allerdings nur sporadischer Zucht; Bestand in der Natur sicher bis unbekannt - sind in den Niederlanden folgende Schildkröten arten aufgeführt: Acanthochelys (Platemys) spixii, Chelodina longicollis, Chelodina mccordi, Chersina angulata, Homopus spec., Hydromedusa tectifera, Kinixys belliana belliana, Kinixys belliana nogueyi, Kinixys homeana, Kinixys spekii, Platemys platycephala, Terrapene carolina bauri, Terrapene carolina carolina, Terrapene carolina major, Terrapene carolina mexicana, Terrapene carolina triunguis, Terrapene ornata. Zuchtbuch mitglieder sollten über eine verstärkte Nachzucht nachdenken! Als Kategorie C wurde definiert: Arten, deren Zucht in menschlicher Obhut relativ selten bis nie klappt. In der Natur sind diese Tiere bedroht oder haben einen kritischen Status. Diese Arten haben eine große Priorität für die O.O.S. Dazu gehören im einzelnen: Agrionemys horsfieldii, Chinemys megalocephala, Chinemys nigricans, Chinemys reevesi, Clemmys guttata, Cuora flavomarginata, Cuora amboinensis, Cuora aurocapitata, Cuora galbinifrons, Cuora mccordi, Cuora pani, Cuora trifasciata, Cuora zhoui, Cyclemys dentata, Cyclemys tcheponensis, Geochelone sulcata, Geochelone travancorica, Geoclemys hamiltoni, Geoemyda spengleri, Heosemys spinosa, Indotestudo elongata, Indotestudo forstenii, Malacochersus tornieri, Manouria impressa, Mauremys annamensis, Mauremys iversoni, Mauremys mutica, Mauremys pritchardi, Ocadia sinensis, Palea steindachneri, Platysternon megacephalum, Pyxidea mouhoti, Pyxis arachnoides, Sacalia bealei, Siebenrockiella crassicollis, Testudo graeca graeca, Testudo graeca ibera, Testudo hermanni hermanni, Testudo kleinmanni, Testudo marginata. Über die Einordnung einzelner Arten in diese Kategorien kann man mit Sicherheit diskutieren, was aber den Ansatz, Zuchtprogramme zu bilden, nicht in Frage stellt. Gerade jetzt, nach Beginn der Einfuhr-Aussetzungs-Verordnung (BRÜGGEMANN 2000) sind Zuchtbemühungen auf jeden Fall zu unterstützen. Beim derzeitigen Rückgang an Tieren durch verschiedene Eingriffe des Menschen ist es eine Notwendigkeit, um Schildkröten wenigstens in menschlicher Obhut zu erhalten! RADIATA 9 (4), 2000 19

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