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Radiata2013(2)

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Walter Sachsse Walter

Walter Sachsse Walter Sachsse Zwei künstliche Materialien für eine physiologische Einrichtung von Aquaterrarien am Beispiel der Plattschildkröte (Platemys platycephala) Schaumgummi Schaumgummi ist ein künstliches Material, aber er kann von der Natur besiedelt werden. In der vorliegenden Arbeit soll gezeigt werden, wie er sich für die Natur verwenden lässt, wenn auch im unnatürlich kleinen Beobachtungsraum unserer Aquarien und Terrarien. Das Material ist weich, elastisch, wasserbeständig und besitzt eine außerordentlich große Oberfläche zur Besiedelung durch Mikroorganismen, lässt sich aber zur Reinigung auch leicht wieder auswaschen. Diese Eigenschaften fehlen den natürlichen Substraten wie Sand, Erde, Torf, Mulch, Hobelspänen, Blättern u. a. Sie alle führen auch im Gegensatz zu Schaumgummi zu einer starken Verschmutzung des Wassers und der Glasscheiben. Ungeeignet ist Schaumgummi für größere Tiere mit scharfen Krallen und starken Muskelkräften. Es handelt sich um jenen Schaumgummi, der beispielsweise für Polstermöbel verwendet wird, nicht um den (meist dunkelblauen) Schaumstoff für Filteranlagen. Für unsere Zwecke nehme man aus ästhetischen Gründen am besten die dumpf-gelbe Ausführung, die im nassen Zustand braun erscheint. – Robert Mertens sagte dereinst über Kunststoffpflanzen: „Da verliert man ja den Respekt vor dem kleinen Stückchen Natur.“ (mdl. Mittgn. zwischen 1963 und 1975!) Vor dem ersten Gebrauch sollte der Schaumgummi gut gewässert und ausgewaschen werden. Als größerer Block lässt er sich sehr gut zwischen die gegenüberliegenden Scheiben von nicht zu breiten Aquarien einklemmen. Zur Herstellung wird am besten mit einem sehr scharfen Messer ein im Querschnitt annähernd quadratischer Block von einer mindestens 10 cm dicken Schaumgummimatratze abgeschnitten. Insgesamt bietet eine solche Einrichtung für den Halter und Beobachter zahlreiche Erleichterungen: Besteht noch ein höherer Luftraum über dem abgedeckten Aquaterrarium, kann man mit einem Messer Schlitze in die Oberfläche des Materials stechen und dort Pflanzen einklemmen. Dazu eignen sich nicht nur Sumpfpflanzen, sondern gerade sehr viele unserer bekanntesten Wasserpflanzen, die emers besser gedeihen als submers, wie beispielsweise Anubias- (Speerblätter) und Cryptocoryne-Arten (Wasserkelche; Abb. 1). Deren Wurzeln durchwachsen den Schaumgummi komplett und ziehen die Nährstoffe aus dem Aquarienwasser. Lässt man den Schaumgummiblock in etwa mit der Wasseroberfläche abschneiden, wird seine Oberfläche ein sehr beliebter Aufenthaltsort für Froschlurche. Auch vielen Schwanzlurchen sollte diese Einrichtung sehr entgegenkommen. Wird der Block dicht neben der Stirnscheibe des Aquariums eingeklemmt, bietet der entstehende Spalt Fröschen und ganz jungen Schildkröten eine Versteckmöglichkeit im Wasser, in der sie sich aber vom Beobachter sehr leicht kontrollieren lassen – im Gegensatz zu fast allen Einrichtungen aus Naturmaterialien. Durch die unterschiedlichen Höhen des Schaumgummiblockes im Verhältnis zur Wasseroberfläche lassen sich von Flachwasserzonen bis zu erhöhten Landteilen die verschiedensten Aufenthaltsplätze konstruieren. Der Schaumstoffblock kann aber auch einfach auf den Boden gelegt und mit einer künstlichen Steinplatte beschwert werden. 16 RADIATA 22 (2), 2013

Künstliche Materialien für Aquaterrarien Abb. 1: Schaumgummiblock mit festgewurzeltem Speerblatt (Anubias nana). Abb. 2: Adultes Weibchen von Platemys platycephala, daneben ein Jungtier im Alter von zehn Tagen: kein Jugendhabitus. Das Ei wurde zwischen den Schaumstoffwürfeln abgelegt. Die Eischale misst 52 × 27 mm. RADIATA 22 (2), 2013 17

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