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Radiata2013(2)

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Stéphane Gagno 8 9 14

Stéphane Gagno 8 9 14 29 38 109 700 720 1026 64 68 72 80 88 86 80 82 90 8173 8540 9950 11000 80 90 18900 19411 21732 22050 23210 70 100 103 90 80 60 72 80 Hertz (Hz) Dezibel (Db) Abb. 5. Schalldruckpegel unserer Anlage als Funktion der erzeugten Frequenz. toten Raum gesetzt, also in einen rundum geschlossenen Behälter, der dick mit schallabsorbierendem Material ausgekleidet war. Die Wände des Behälters bestanden aus Polystyrol mit einer Korkschicht. Ein kleines Fenster mit einseitig verspiegeltem Glas ermöglichte die Beobachtung der Schildkröte, ohne dass diese den Beobachter sehen konnte. Der Behälter wurde auf Gummifüße gestellt, sodass die Schildkröte komplett von jeglichen Schwingungen von außen isoliert war. Im oberen Teil des Behälters war ein 40-W- Lautsprecher angebracht, der aber keinen Körperschall auf den Behälter übertragen konnte. Der Lautsprecher wurde mit einem Frequenzgenerator für Sinuswellen von 0 bis 100 kHz verbunden. Die Lautstärke im Behälter wurde mit einem Schallmessgerät in Abhängigkeit von der Frequenz gemessen (Abb. 5). Die Temperatur innerhalb der Versuchsanordnung lag zwischen 25 und 30 °C, alle Versuche wurden in den Räumlichkeiten des Schildkrötendorfes (SOPTOM, Gonfaron, Frankreich) durchgeführt. Der Frequenzgenerator wurde erst dann eingeschaltet, wenn die Schildkröte sich beruhigt und auch die Schlafstellung eingenommen, das heißt den Kopf auf den Boden gelegt hatte. Von einer bestimmten Frequenz ausgehend wurde die Tonhöhe langsam verändert. Man ließ sie entweder bis maximal 100 kHz ansteigen oder bis minimal 0 Hz abfallen (siehe Abb. 6). Ob eine bestimmte Frequenz von der Schildkröte wahrgenommen werden konnte, wurde anhand ihres Verhaltens festgestellt, beispielsweise wenn sie den Kopf anhob. Diese Frequenz wurde sofort notiert. Der Versuch wurde an zehn adulten Schildkröten nacheinander durchgeführt, mit jeweils unterschiedlicher Anfangsfrequenz. Die Messergebnisse wurden in einer Grafik zusammengefasst und stellen den von den Versuchsschildkröten wahrgenommenen Frequenzbereich dar. Aus den Gehegen des Schildkrötendorfs SOPTOM wurden nach dem Zufallsprinzip gesunde, adulte Schildkröten für die Versuche ausgewählt. Die morphometrischen Angaben sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Abb. 6: Versuchsanordnung. 8 RADIATA 22 (2), 2013

Der Hörsinn der Schildkröten Schildkröte Nr. Geschlecht Länge (mm) Breite (mm) Höhe (mm) Gewicht (g) 1 M 110 85 59 236 2 M 141 110 74 550 3 W 171 131 85 990 4 W 200 148 95 1.523 5 W 185 134 90 1.200 6 W 158 127 88 726 7 W 170 125 89 1.014 8 W 155 112 88 790 9 W 151 114 74 660 10 W 160 117 82 786 Tabelle 1: Angaben zu den in den Versuch einbezogenen Schildkröten. Ergebnisse und Diskussion Nach der Eingewöhnung in die Versuchsbedingungen reagierten die Schildkröten mit unterschiedlichen Verhaltensweisen auf die erzeugten Töne: - Schnelles Erwachen, gefolgt entweder vom Einziehen der Extremitäten oder vom langen Ausstrecken des Halses. Dies war die am häufigsten beobachtete Reaktion. - Auffällige Pumpbewegungen mit den Vorderbeinen, um die Atmung zu verstärken. - Gähnen, das fast wie eine Geste der Verlegenheit wegen der Störung wirkte. Die Frequenzen, bei denen bei jeder Schildkröte eine der genannten Reaktionen beobachtet wurde, wurden auf einer Achse aufgetragen. Abbildung 7 zeigt das am Beispiel der Schildkröte Nr. 1. Jeder rot gekennzeichnete Punkt entspricht einer Frequenz, bei der die Schildkröte reagierte. Die Richtung der Pfeile zeigt an, ob die Reaktion bei ansteigender oder abfallender Tonfrequenz erfolgt war. Nun wurden die Reaktionen aller Schildkröten in einer gemeinsamen Grafik zusammengefasst (Abb. 8). Jede Reaktion wird hier durch ein blaues Viereck dargestellt. Der für die Schildkröten wahrnehmbare Frequenzbereich liegt also zwischen 10 und 182 Hz. Damit ist er sehr viel kleiner als der vom Menschen wahrgenommene Frequenzbereich, der zwischen etwa 20 und 20.000 Hz liegt. Ein Teil des von den Schildkröten wahrgenommenen Frequenzbereichs liegt im Infraschallbereich (zwischen 10 und 20 Hz), der vom Menschen nicht direkt wahrgenommen werden kann. Es ist klar erkennbar, dass die Schildkröten nur tiefe Töne hören. Abb. 7. Reaktion der Schildkröte Nr. 1 auf die Tonfrequenzen. Frequenz (Hz) Abb. 8. Zusammenfassung der Versuchsfrequenzen, die eine Reaktion bei den Versuchsschildkröten auslösten. RADIATA 22 (2), 2013 9

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