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Radiata2013(2)

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Walter Sachsse Abb. 3:

Walter Sachsse Abb. 3: Platemys platycephala zwischen Falllaub unter Wasser (für die Aufnahme arrangiert). Abb. 4: Platemys platycephala im Wasser unter Folienbändern. 20 RADIATA 22 (2), 2013

Künstliche Materialien für Aquaterrarien Unterschlupf bevorzugen. Aus diesem Grund wurden Versteckplätze jeglicher Art aus Stein oder beispielsweise Blumentöpfen vom Verfasser aufgegeben; sie werden nur aus Not, in Ermangelung geeigneterer Möglichkeiten, angenommen. Leider hat hier auch schon die Zubehörindustrie mehr oder weniger kitschige „Höhlen“ entwickelt. In der Natur dienen Versteckmöglichkeiten aber nicht nur dem Entkommen vor Beutegreifern, sondern auch einfach dem ruhigen Schlaf: Außer zum Zweck der Nahrungssuche, Partnersuche und Sonnenbadens wird sich eine Schildkröte, solange sie gesund ist, stets eingraben. Für terrestrische Arten eignen sich hierzu ausgezeichnet Hobelspäne; soll es sich um ein noch leichteres Material handeln, ähnlich wie beispielsweise Falllaub an Land, bieten sich die handgehobelten, geringelten Hobelspäne an (Sachsse 2011). Echtes Falllaub im Wasser kann zu einer starken Ansäuerung führen, erzeugt durch Huminsäuren. Gleichzeitig entsteht eine dunkelbraune Färbung, die beispielsweise in Südamerika zu den bekannten Schwarzwasserflüssen führt. Daran bereits angepasst sind nicht nur zahlreiche Fischarten, sondern auch zwei Schildkrötenarten, nämlich Rhinemys rufipes und Podocnemis erythrocephala (Eisemberg de Alvarenga 2006). Platemys platycephala ist nicht auf Schwarzwasser spezialisiert. Es kann in Aquarien also zwar echtes Laub verwendet werden, was aber unpraktisch ist, weil zum einen die Konzentrationen ausgeschiedener Stoffe schwer zu steuern sind, vor allem aber, weil es sich durch die Aktivitäten der Tiere sehr schnell zersetzt. Daher hat der Verfasser nach einem Ersatz gesucht und sie in PVC-Folie (Polyvinylchlorid) gefunden: für eine Schildkröte von etwa 20–30 cm Panzerlänge wird eine einen knappen Quadratmeter große Folie mit 0,3 mm Stärke verwendet; sie sollte eine möglichst naturnahe Färbung aufweisen, beispielsweise Olivgrün oder Dunkelbraun bis Schwarz. Sie wird auf einen Tisch gelegt und in Abständen von 2–3 cm bis fast zur Mitte, von zwei Seiten ausgehend, eingeschnitten. Der verbleibende Mittelteil von etwa 5–7 cm Breite hält alles zusammen. Anschließend wird dieses Bündel gewässert. Es kann auch aufgekocht oder in der Waschmaschine von eventuellen chemischen Resten gereinigt werden. Dadurch werden nicht nur eventuelle Beschichtungen entfernt, sondern es entweicht auch der leichter lösliche Anteil des Weichmachers, und das Bündel wird nach dieser Behandlung im Aquarium optimal als ein 10–15 cm hoher Haufen an einer Stelle liegen bleiben – im Gegensatz zu einzelnen Blättern, die sich überall verteilen. Dem Betrachter bietet sich so selbstverständlich etwas Künstliches, aber es bietet für Tiere und Halter unschätzbare praktische Vorteile: die Folienstreifen werden mikrobiell besiedelt, sind aber sehr leicht zu reinigen und sogar zu desinfizieren. Da das so geschaffene Bündel eine gewisse Höhe und einen Zusammenhalt gibt, wird es sogar von frisch importierten Wildfangtieren sofort angenommen. Befinden sich in einem größeren Aquarium mehrere solcher Streifenbündel, können sich nicht allzu unverträgliche Exemplare solitär lebender Arten optisch aus dem Wege gehen, während in einem Behälter ohne Versteckmöglichkeiten meist Verfolgungsjagden und Kämpfe die Folge sind. Außerhalb des Wassers lässt sich das Material aufgrund seiner Geschmeidigkeit in dieser Weise nicht verwenden. Ein positiver Nebeneffekt besteht darin, dass auf dem Boden abgelagerter Schlamm durch schwimmende Tiere nicht aufgewirbelt wird. Wie schon erwähnt, kann eine solche Einrichtung jederzeit mit einem Griff herausgenommen werden. Geeignet sind solche Bündel auch vorzüglich zur Haltung von aquatilen Fröschen, vor allem wieder Pipiden. Bei jungen Weichschildkröten (Trionychidae) würde der Verfasser allerdings einer Einrichtung mit Flusssand in der mindestens anderthalbfachen Höhe des Tieres unbedingt den Vorzug geben. RADIATA 22 (2), 2013 21

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