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Radiata2017(3)

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Sergi Vila de Vicente,

Sergi Vila de Vicente, Mick Delahunt & Beate Pfau tengebiete, besonders in der Serra de Rodes (Ferrer & Filella 2011), aber es ist wirklich wichtig, dass wir zunächst alle geeignet erscheinenden Gebiete in die Auswahl einbeziehen. Insbesondere die küstennahen Gebiete, die immer nur extensiv beweidet wurden, und wo bis etwa 1970 auch noch Schildkröten lebten, könnten jetzt als Auswilderungsgebiete in Frage kommen (Fig.12a, b). Natürlich werden wir auch weitere, statistisch nur schwer zu erfassende Faktoren wie Beutegreiferdichte, Erreichbarkeit für Besucher, Nähe zu Dörfern oder einzelnen Gehöften und zu Straßen, und auch den Bewuchs und die kleinflächig vorhandenen Pflanzengesellschaften in unsere Überlegungen mit einbeziehen. Es gibt im Naturpark Cap de Creus sogar schon Sponsoren, die Biotoppflege- oder Schutzmaßnahmen im Zusammenhang mit unserem Projekt fördern wollen und die sicher wesentlich zum Projekterfolg beitragen werden. Auswahl der Schildkröten für die Wiederansiedlung Inzwischen werden wir genügend Daten aus den Kreuzungsexperimenten vorliegen haben um entscheiden zu können, welche Schildkröten im Naturpark Cap de Creus ausgewildert werden sollen und für welches Gebiet wir uns entscheiden wollen. Damit folgen wir den Entscheidungskriterien in den allgemeinen Richtlinien für Wiederansied- Abb. 12a. Ein möglicher neuer Lebensraum für Schildkröten am Cap de Creus. Foto: B. Pfau Abb. 12b. Überblick über die Serra de Rodes am Cap de Creus. Foto: B. Pfau 16 RADIATA 26 (3), 2017

Ein neues Projekt zur Erhaltung der Albera-Schildkröte Abb. 13. Jungtier der Albera-Landschildkröte aus dem Erweiterungsbereich des CRT, das jetzt ausreichend herangewachsen ist, um in einem vorhandenen Schildkrötengebiet mit hoher Beutegreifer-Dichte ausgewildert zu werden. Foto: B. Pfau lungen der Spezialisten-Gruppe der IUCN (IUCN/SSC 2013). Es kann durchaus sein, dass wir nur eine der Kreuzungs-Richtungen von “A” und “M”-Schildkröten auswildern wollen, aber es ist auch möglich, dass beide Kreuzungen gleich geeignet erscheinen. Außerdem können wir nun entscheiden, ob wir nur Kreuzungstiere auswildern wollen oder ob es besser wäre, nur einen bestimmten Prozentsatz von Kreuzungstieren und zusätzlich reine Albera-Schildkröten gleicher Größe aus den Nachzuchten des Centre de Reproducció de Tortugues de l’Albera (CRT) gemeinsam auszuwildern. Auswilderungs-Methode Die zweifellos erfolgreichste Auswilderungsmethode ist die Freilassung erwachsener Schildkröten (Bertolero et al. 2007). Solche Auswilderungen sind deshalb so erfolgreich, weil die Schildkröten bereits geschlechtsreif sind und im neuen Gebiet sofort zur Fortpflanzung schreiten und ohne weiteres Eingreifen eine selbsterhaltende Population mit der optimalen Populationsdichte für das entsprechende Gebiet aufbauen werden. Das bedeutet aus ökonomischer Sicht, dass keine weiteren (teuren) Auswilderungsaktionen im meist einjährigen Abstand erforderlich sind. Das Ziel bei solchen einmaligen oder seltenen Auswilderungen ist nicht, dass die frei gelassenen Tiere möglichst lange überleben, sondern dass sie sehr schnell viele „Gebiets-ansässige“ Nachkommen produzieren. Dies setzt natürlich voraus, dass das Wiederansiedlungs-Gebiet praktisch frei von möglichen Nesträubern ist. Wenn man mit dieser Methode auswildert kann es durchaus passieren, dass die Jungtiere der ausgewilderten Elterntiere nicht dort bleiben, sondern in andere, vielleicht aus Sicht der Schildkröten besser geeignete, Habitate abwandern. Beim Projekt im Delta d’Ebre war dies der Fall, d.h. die Schildkröten, die dort frei gelassen worden sind, blieben auch am Auslassungsort, aber viele ihrer Jungen wanderten in ein anderes Gebiet ab und bauen jetzt dort eine neue Population auf. Für unser Projekt kommt diese Auswilderungsmethode nicht in Frage, denn es stehen lange nicht genügend fitte, auswilderungs-geeignete, adulte “A”-Schildkröten zur Verfügung. Das Risiko, zu viele erwachsene Exemplare der seltenen Albera-Schildkröten bei diesem Versuch zu verlieren, wäre zu hoch. Um andererseits den Verlust von zu vielen kleinen Nachzuchttieren bei der Auswilderung zu vermeiden, könnte man bereits etwas herangewachsene (im englischen als „head-started“ bezeichnet) junge Schildkröten auswildern, die bereits einen festen Panzer haben und deshalb von den meisten Beutegreifern am Cap de Creus nicht mehr so leicht gefressen werden könnten. Das CRT wendet diese Me- RADIATA 26 (3), 2017 17

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