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Radiata2017(3)

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Sergi Vila de Vicente,

Sergi Vila de Vicente, Mick Delahunt & Beate Pfau gebracht (Mayol 1985, Pinya & Carretero 2011, Fritz et al. 2006). Die Schildkröten, die damals auf Mallorca und im Nordwesten von Menorca in die Natur gelangten, stammten höchstwahrscheinlich ursprünglich aus dem nördlichen Katalonien. Die Populationen von Testudo hermanni, die heute außerhalb des Albera-Gebiets in Katalonien leben, gehen auf absichtliche oder unabsichtliche Auswilderungen von Schildkröten zurück, die meist von Menorca, in seltenen Fällen vielleicht aber auch von Mallorca, stammten (Soler-Massana et al. 2002a, Soler-Massana et al. 2002b, Bertolero et al. 2007, Mateo 2011, Drechsler et al. 2016). Welche Lokalform von Testudo hermanni hermanni ist am nächsten mit der Albera-Schildkröte verwandt? Abkürzungen in diesem Kapitel: A: Albera, M: Mallorca oder Menorca Für unser Projekt ist es enorm wichtig, dass wir die Albera-Schildkröte so gut wie irgend möglich in ihrer Einzigartigkeit erhalten wollen (Abb. 7). Deshalb müssen wir, wenn wir gebietsfremde Gene in die Population einbringen wollen, eine Quelle dafür finden, die sich möglichst wenig von unseren Schildkröten unterscheidet, d.h. möglichst nahe damit verwandt ist, wie es allgemein für Projekte zur genetischen Hilfestellung empfohlen wird (Frankham et al. 2011). In der Publikation von Zenboudji et al. (2016) werden die Testudo hermanni hermanni–Populationen aus dem Nordwesten von Menorca und aus Südfrankreich als die nächstverwandten Formen zur Albera-Schildkröte genannt, aber die Albera-Lokalform ist eben doch genetisch differenziert und sollte deshalb als eigenständig schützenswerte Einheit (“genetic management unit”) betrachtet werden. Für andere Landschildkrötenarten, z.B. die Kalifornische Gopherschildkröte, Gopherus agassizii (Averill-Murray & Hagerty 2014) oder die Geometrische Landschildkröte, Psammobates geometricus (Greig 1979) konnte bereits gezeigt werden, dass man sehr darauf achten muss, dass man keine allzu “genetisch fremden” Schildkröten in eine bestehende Population einbringt, denn dies erhöht das Risiko der Auskreuzungsdepression (“outbreeding depression”) und kann sogar zu einer Schwächung der vorhandenen Population führen. Von den balearischen Lokalformen von Testudo hermanni hermanni ähnelt die “typische” Mallorca-Schildkröte (Abb. 8) der Albera-Schildkröte in Form, Größe und Färbung am meisten, aber bisher wurden an diesen Schildkröten keine genetischen Untersuchungen mit der gleichen Methode wie für die oben erwähnten Lokalformen von Menorca und aus Südfrankreich vorgenommen. In der Universität von Montpellier sind jedoch bereits konservierte Blutproben aus verschie- Abb. 8. Eine Schildkröte auf Mallorca. Foto: O. Kuss 10 RADIATA 26 (3), 2017

Ein neues Projekt zur Erhaltung der Albera-Schildkröte Abb. 9. Eine Schildkröte der nordwestlichen Lokalform auf Menorca. Foto: B. Pfau Abb. 10. Eine Schildkröte der südöstlichen Lokalform auf Menorca. Foto: B. Pfau denen Schildkrötenpopulationen Mallorcas vorhanden, die noch entsprechend analysiert werden könnten. In den vergangenen Jahren mussten in Katalonien immer wieder Testudo hermanni hermanni beschlagnahmt werden, die von Menorca stammten. Viele dieser Schildkröten leben noch in den verschiedenen Auffangstationen, und sie könnten für weitere Untersuchungen im Rahmen unseres Projekts genutzt werden. Zunächst muss aber ermittelt werden, ob diese Schildkröten tatsächlich die bestgeeigneten Tiere für die Einkreuzung in die Albera-Schildkröten-Population wären. Außerdem ist ja bereits bekannt, dass es auf Menorca zwei genetisch unterschiedliche Schildkrötenpopulationen (und auch Mischlinge davon) gibt (Masina et al. 2013, siehe auch Abb. 9 und Abb. 10), so dass für jedes einzelne Menorca-Tier eine genetische Analyse erforderlich wäre, um festzustellen, dass es sich um eine reinerbige Schildkröte aus der Population im Nordwesten der Insel handelt, das dann ggf. in unsere Experimente einbezogen werden könnte. Deshalb wollen wir zunächst die Ergebnisse der genetischen Analyse der Proben von Testudo hermanni von Mallorca abwarten, um dann zu entscheiden, ob Schildkröten von dort nicht doch die bessere Alternative für die Einkreuzungsversuche wären. RADIATA 26 (3), 2017 11

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