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Radiata2017(3)

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Sergi Vila de Vicente,

Sergi Vila de Vicente, Mick Delahunt & Beate Pfau Abb. 4a. Eiablage einer Schildkröte im CRT. Foto: H.K. Pfau Abb. 4b. Alte vernarbte Albera-Schildkröte aus der Zuchtgruppe im CRT. Foto: H.K. Pfau erhalten. Am 5. Dezember 2016 hatte das CRT ein Treffen von Schildkröten-Spezialisten organisiert, an dem Albert Bertolero, Joan Budó, Enric Capalleras, Xavier Capalleras, Marc Cheylan, Beate Pfau und Sergi Vila de Vicente teilgenommen haben. Jenar Félix und Saliha Beddek (geborene Zenboudji) konnten an diesem Tag nicht nach Garriguella kommen, aber auch sie gehören zur Projektgruppe. Bei diesem Meeting wurden die möglichen Ursachen für den Rückgang der natürlichen Populationen der Albera-Schildkröte diskutiert, und wir haben einen Projektplan entwickelt. Das Projekt soll in enger Zusammenarbeit mit dem spezialisierten Tierarzt Albert Martínez-Silvestre und mit Joaquim Soler vom Centre de Recuperacio d‘Amfibis i Reptils de Catalunya (CRARC) durchgeführt und von Professor Joan Pretus (Universitat de Barcelona) koordiniert werden. Wir wollen hier den aktuellen Projektstand vorstellen, und wir hoffen auf eine lebhafte Diskussion mit interessierten Schildkrötenliebhabern. Anzeichen für verminderte Vitalität bei der Albera-Schildkröte Aus den Forschungsergebnissen einer Gruppe von Schildkrötenspezialisten, die genetische Zusammenhänge und die Verbreitungsgeschichte von Testudo hermanni im westlichen Mittelmeerraum untersuchten 6 RADIATA 26 (3), 2017

Ein neues Projekt zur Erhaltung der Albera-Schildkröte (Zenboudji et al., 2016) ergab sich, dass die Albera-Schildkröte eine deutlich geringere genetische Vielfalt hat, als die anderen Lokalformen. Die Berechnung der (genetischen) effektiven Populationsgröße aus den Genanalysen der Albera-Schildkröten ergab nur etwa 80 Tiere, was bei Vögeln und Säugetieren als “hohes Aussterberisiko durch Inzucht” eingestuft würde (Reed et al. 2006). Inzuchteffekte konnten bei Reptilien vor Allem bei sehr kleinen, isolierten Vorkommen nachgewiesen werden, so z.B. bei der Kreuzotter (Vipera berus) in Süd-Schweden (Madsen et al. 1996) oder bei eingeschleppten Populationen der Mauereidechse (Podarcis muralis) in England (Michaelides et al. 2016), bisher jedoch nicht bei Schildkröten. Andererseits gibt es Landschildkröten-Populationen mit sogar noch kleinerer effektiver Populationsgröße, die keinerlei Anzeichen für eine Inzuchtdepression oder verminderte Vitalität erkennen lassen, wie beispielweise es im Artikel von Milinkovich et al. (2013) am Beispiel der Galapagos-Riesenschildkröten ausführlich dargestellt wird. Die Albera-Schildkröte hat eine geringere Nachzuchtrate und ist anfälliger und weniger kräftig und wüchsig als die nahe verwandten Lokalformen aus dem Nordwesten von Menorca oder aus Südfrankreich. Im direkten Vergleich zeigt sich, dass die Abb. 5. Die neuen Aufzuchtgehege für die Albera- Schildkröten im Erweiterungsgelände des CRT. Foto: B. Pfau Abb. 6. Ein wildlebendes junges Weibchen der Albera- Schildkröte ist zum Fressen in das Erweiterungsgelände des CRT gekommen. Foto: H.K. Pfau RADIATA 26 (3), 2017 7

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