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Hygiene Report 5/2023

HYGIENE Report ist das Forum für Qualitätssicherung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. In Zusammenarbeit mit hochkarätigen Autoren aus Wissenschaft und Wirtschaft berichtet das Periodikum anwenderorientiert und praxisnah zu allen relevanten Aspekten rund um das Thema Qualitätssicherung. Themen sind beispielsweise Hygiene Management, Messtechnik, Berufskleidung, Reinigung, HACCP, Personalhygiene und mikrobiologische Nachweise mit all ihren rechtlichen und gesetzlichen Problemen.

interview 5·23

interview 5·23 „Hygienie in der Förderung und rückstandslose Reinigung sind ein absolutes Muss“ Oliver Langen (SEEPEX) über High-Tech-Pumpentechnologie und Smart Air Injection Es zischt, es prickelt, es schmeichelt dem Gaumen: Ob Bier, Sekt und Wein, Saft oder Limo, ob Fruchtjoghurt oder die Tomatensauce auf der Pizza, immer ist es neben der Qualität aller Ingredienzien eine Frage modernster Technik, wenn die Herstellung von Lebensmitteln und Getränken in jeder Hinsicht eine „saubere Sache“ sein soll. SEEPEX (Bottrop), weltweit aktiver Spezialist für Exzenterschneckenpumpen, Pumpensysteme und digitale Lösungen, verfügt hier über große Expertise. Und wenn in Großbrauereien wie Krombacher bei der Energieeffizienz noch Luft nach oben ist, sorgt ihre Pumpentechnologie mit „Smart Air Injection“ immer öfter dafür, dass bei der Förderung von Malz- und Hopfentreber deutlich weniger Druckluft im Vergleich zu konventionellen Verfahren benötigt wird. Oliver Langen, Projektleiter bei SEEPEX, berichtet im Interview, wie sich die High-Tech-Lösungen aus Nordrhein-Westfalen international zu Erfolgsrezepten entwickelt haben. Hygiene Report: In welchen Bereichen der Lebensmittel- und Getränkeherstellung bringt sich SEEPEX mit seiner Pumpentechnologie besonders ein? Oliver Langen: Man könnte eher fragen: wo nicht? Seit Jahrzehnten entwickelt SEEPEX Pumpen für die unterschiedlichsten Anforderungen. Erst kürzlich haben wir ein großes Werk in Skandinavien ausgestattet, das unsere Baureihe BCFH für die präzise Förderung seiner hochsensiblen Ei-Mischungen nutzt. Hier wie andernorts: Die hygienische Sauberkeit in allen Prozessen ist ein absolutes Muss, um die einwandfreie und unbedenkliche Qualität der Produkte zu gewährleisten. Daneben spielen sowohl eine hohe Betriebssicherheit und Zuverlässigkeit als auch die einfache, rückstandslose Reinigung und schnelle Wartung der Maschinen eine zentrale Rolle. All diesen Ansprüchen begegnet SEEPEX mit patentierten Pumpen, die höchste Hygienevorschriften erfüllen und darüber hinaus die schonende Produktförderung einer Exzenterschneckenpumpe mit Wartungsfreundlichkeit und Zuverlässigkeit vereinen. Etliche unserer Baureihen sind gemäß den amerikanischen 3A-Sanitary Standards oder den europäischen Richtlinien hinsichtlich Oliver Langen Projektleiter bei SEEPEX, Bottrop hygienegerechter Konstruktion (EHEDG) zertifiziert. Unsere Kunden können daher sicher sein, mit den Lebensmittelpumpen hygienisch und mikrobiologisch einwandfreie Lebensmittel zu produzieren. Unsere Spezialpumpen zeichnen sich durch ihre besonders hohen Materialstandards mit optimierten Einlassgeometrien, zertifizierten Bauteilen und auf den jeweiligen Einsatzfall abgestimmten Gleitringdichtungen aus, die für eine hygienische Wellenabdichtung sorgen. Hygiene Report: Das Höchstmaß an Sauberkeit ist eine Seite, eine andere ist die exakte Dosierung. Welche Ansätze hat SEEPEX in diesem Bereich? Oliver Langen: Für unsere Pum pen kein Problem. In der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie bringen sie den Fruchtgeschmack in Milch oder Joghurt, Tomatensauce auf die Pizza, Kräuter in Spirituosen oder Farb- und Geschmacksstoffe in Nahrungsmittelprodukte. Unsere Dosierpumpen arbeiten hochpräzise auf den Mililiter genau. Die Pumpen gewährleisten eine schonende Förderung, geringe Scherung und nahezu pulsationsfreies Fördern von niedrig- bis hochviskosen Produkten bei konstanten Fördermengen und hoher Druckstabilität. So sorgen sie auch dafür, dass eine Himbeere während des Förderprozesses nicht beschädigt wird und als ganze Frucht im Joghurt landet. Hygiene Report: Eine besondere Technik ist Ihre Smart Air Injection (SAI). Wo kann sie im Lebensmittel- und Getränkebereich Mehrwert schaffen? Oliver Langen: Das System zählt nicht ohne Grund zu unseren Bestsellern. Es ist zu einem echten Allrounder geworden, der in der Umwelttechnik ebenso punkten kann wie in der Lebensmittelindustrie. Auch hier kommt es auf die richtige Dosis an – in diesem Fall die der Druckluft. Die SEEPEX Smart Air Injection ist eine Kombination aus Produktförderung mittels Exzenterschneckenpumpe und pneumatischer Dichtstromförderung. Eine hohe Prozessflexibilität ist durch die problemlose Medienförderung mit variablem Feuchtegehalt von 60 bis 85 Prozent gewährleistet – und das bei gleichbleibender Effizienz. Hygiene Report: Inzwischen nutzt auch die Brauerei Krombacher, eine der größten in Deutschland, dieses System, um die hohen Energiekosten bei der Treberförderung zu senken. Oliver Langen: Die Smart Air Injection ist auch eine saubere Sache für Brauereien, denn der Abtransport des viskosen Trebers ist ein wesentlicher und aufwändiger Bestandteil des Brauprozesses. Wir können uns daher mit SAI-Pumpsystemen 22 www.hygiene-report-magazin.de

november interview zunehmend in diesen Märkten erfolgreich etablieren. Erste Pilotanlagen in einer bayerischen Brauerei wie auch unser starkes, schon langjähriges Engagement bei der Treberförderung etwa bei großen irischen Whiskey-Brennereien haben die Branche aufmerksam gemacht. Die Zuverlässigkeit und Langlebigkeit unserer Produkte sind weltweit anerkannt. Und das Gebot der Stunde, Energie und damit deutlich Kosten zu sparen, bewegt ja gerade die Großbetriebe. Dass sich der Einsatz unserer Technologie lohnt, können sie schnell ausrechnen. Niemand möchte doch, das Hopfen und Malz bald sprichwörtlich verloren sind. Hygiene Report: Was genau konnte SEEPEX im jüngsten Fall für Krombacher tun? Oliver Langen: Unseren Auftraggebern von der Krombacher Brauerei Bernhard Schadeberg GmbH & Co. KG ging es darum, den hohen Energieverbrauch bei der Förderung von Malzund Hopfentreber zu senken – was dank unserer Technologie mit signifikanten Ergebnissen möglich ist. Unser Fördersystem bringt die zu langen Pfropfen komprimierten Treber mittels kurzer pneumatischer Druckluftimpulse zum Silo und verbraucht dabei deutlich weniger Energie als die bisher in der Branche gängigen Druckluftsysteme, die mit kontinuierlicher Luftzufuhr arbeiten. Unsere Pumpen verbrauchen deutlich weniger Druckluft gegenüber konventionellen Verfahren. 95 Prozent der Energie werden so bei Krombacher mit dem SAI-Sys tem in diesem Prozess- Schritt eingespart Wir können also dazu beitragen, dass Pils und Co. nachhaltiger werden. Hygiene Report: Wie kann man sich in der Brauerei die Integration des SAI-Systems vorstellen? erforderlich ist, auch um die Pfropfen über längere Wege bis zum Silodeckel zu drücken. Hygiene Report: Fügt sich SEE- PEX SAI nahtlos in bestehende Anlagen ein? Bei Krombacher ist diese Treber-Pumpe erfolgreich im Einsatz. Fotos: SEEPEX Oliver Langen: Die Smart Air Injection kann man sich wie die gute alte Rohrpost vorstellen. Um den optimalen Betriebszustand zu erreichen, variieren wir zunächst in solchen Betrieben die Pfropfenlänge des Trebers, der per Druckluft pneumatisch gefördert wird. Je länger die Pfropfen sind, desto seltener wird Luft und damit weniger Gesamtluftvolumen verbraucht. Die Betriebssicherheit ist dabei kein Problem, da einige bar an Druckreserve immer noch zur Verfügung stehen. Ein optimaler Betriebspunkt in Bezug auf Zuverlässigkeit und Effizienz wird bei einer Pfropfenlänge von mehreren zehn Metern gefunden, was einem durchschnittlichen Luftverbrauch von nur wenigen Nm 3 /h entspricht. Die Druckluft wird nur alle paar Minuten für ein ausreichend kurzes Zeitintervall eingeblasen, sodass die Leitung wieder komplett leer ist. Zu kurze Pfropfen von nur wenigen Metern führen zu niedrigem Leitungsdruck und einer erhöhten Lufteinblasfrequenz, was offensichtlich weniger effizient ist. Durch die Vergrößerung der Pfropfenlänge wird der durchschnittliche Luftverbrauch sukzessive auf ein Minimum reduziert. Die für die Förderung benötigte Luftmenge entspricht nahezu dem Rohrvolumen, sodass kaum Überdruck Oliver Langen: Das ist überhaupt kein Problem. Das energieeffiziente Pumpensystem wurde bei Krombacher unter Verwendung der existierenden Druckluftanlage in die Bestandsanlage integriert. Dazu wurde die existierende Schnecke durch eine fünf Meter lange SEEPEX-Kuppelstange ersetzt. Die Pumpenelemente wurden am Bestandstrichter angebaut und an die 30 Meter lange Bestandsrohrleitung angeschlossen, um damit 15 m³/h Treber abzutransportieren. Im Betrieb zeigt sich, dass der Treber in der Rohrleitung bei ca. 4-5 bar konventionell ohne Druckluft bis zum Silo gefördert werden kann. Somit konnte der Druckluftverbrauch zur Förderung komplett eingestellt werden. Druckluft wird aktuell nur noch zu Reinigungszwecken verwendet. Hygiene Report: Also ein Zukunftsmodell auch für andere? Oliver Langen: Sicher überall dort, wo viskose Stoffe über längere Strecken gefördert werden müssen und das herkömmliche Verfahren zu viel Energie verbraucht. Das Potential zur Verringerung der Druckluft liegt bei SAI in der diskontinuierlichen Förderweise und ihrer großen Effizienz. Dies ermöglicht die sogenannte pneumatische Dichtstromförderung, also die Druckluftförderung von Treber-Pfropfen in der Rohrleitung. Durch den nur kurzen und zielgerichteten Einsatz einer geringen Menge Druckluft zur pneumatischen Förderung punktet SAI hier besonders. Zudem wird der Verschleiß in der Rohrleitung erheblich reduziert – die Strömungsgeschwindigkeiten durch die Propfenförderung fallen um bis zu ein Fünffaches niedriger aus als vorher. Hygiene Report: Der Einsatz der neuen Technologie rechnet sich also schnell? Oliver Langen: In großen Brauereiunternehmen fallen täglich bis zu 150 Tonnen Treber und entsprechend ein Energieverbrauch von bis zu 400 kWh für Druckluft pro Sudlinie an. Bislang wird das Material meist mit konventionellen pneumatischen Nasstreber-Fördersystemen unter kontinuierlichem Einsatz von Druckluft gefördert. Krombacher hatte bei seinen Studien hier ein erhebliches Potential zur Energieeinsparung identifiziert und mit SEEPEX den richtigen Partner gefunden, der die Herausforderung, eine bestehende Anlage entsprechend umzubauen, mit seiner großen Erfahrung und dem SAI-System verlässlich umsetzen kann. Wir freuen uns, dass man in Kreuztal mit unserer Leistung zufrieden ist. Hier wie andernorts können wir unsere Kunden im Hinblick auf die Total Cost of Ownership (TCO) unterstützen, denn jedes Unternehmen muss schließlich die Gesamtkosten seines Produkts im Blick halten. Mit 23

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