ocean7 3-2024

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Editorial Eine andere Welt Anstrengende Autofahrt, längere Wartezeiten auf dem Stützpunkt, dichtes Treiben in den Marinas und Buchten, hohe Preise. Ja, so ist es in der Hochsaison in Kroatien. Und wir fahren trotzdem gerne hin. Als Reisejournalist kommt man doch ein bisschen in der Welt herum. Und so wird man immer wieder gefragt: „Wo war es am schönsten? In der Karibik? Auf den Seychellen? In Asien oder doch Amerika?“ Jedes Land, jedes Revier hat seine schönen Seiten – je nach Geschmack. So war es natürlich spannend, im altehrwürdigen Solent bei gewaltigen Tidenunterschieden zu segeln wie die ganz großen Sportkanonen. Die Badehose aber braucht man dort eher selten, das Ölzeug fast immer. Sonnencreme hingegen ist Pflicht, wenn man in Thailand törnt (James-Bond-Felsen in der Bucht von Phang Nga, „The Beach“-Insel Koh Phi Phi…). Aber die langen Etappen mit Flautenschieber vermisst man nicht. Unvergleichlich schön die kubanische Isla de la Juventud: Anlandung mit dem Kat direkt auf dem einsamen Sandstrand unter Palmen. Dass es im einzigen „Restaurant“ dort (die Insel liegt in einem der fischreichsten Gewässer der Karibik) nur Grillhenderl so trocken wie Zwieback gab, ist aber leider auch wahr. Kroatien ist da eine andere Welt. Gäbe es einen wassersportlichen Kriterienkatalog in puncto Erreichbarkeit, Infrastruktur (ganz besonders die nautische!), Revier, sportlichem Anspruch, Charteryachten- Auswahl, Familientauglichkeit, Komforts, Kultur und Kulinarik etc., so würde Kroatien mit Sicherheit die allermeisten Anforderungen locker erfüllen. Und das quasi vor unserer Haustür. Ja, natürlich hat das seinen Preis, in der Hoch- FOTO: UDO REICHMANN TAHSIN ÖZEN, Chefredakteur. redaktion@ocean7.at saison da und dort auch einen unverhältnismäßig hohen. Ausweichen z. B . nach Griechenland? Klar, auch schön, sogar noch sehr preiswert! Die selbe nautische Infrastruktur darf man sich dort aber nicht erwarten. Und die mittlerweile teuren Flüge schlagen sich schon auf die Bordkasse nieder. Meine Antwort lautet also: Ich bin offen für alle Reviere und kann mich für (fast) jedes Land auf der Welt begeistern. Am häufigsten und liebsten segle ich aber in der Adria, in der üppigen Inselwelt entlang der kroatischen Küste. Bevorzugt in der Nebensaison, wenn die Preise erschwinglich, die Straßen, Buchten, Marinas und Konobas nicht voll und die Winde auf See gut sind. Mehr Qualität – vor allem im Kundenservice – würde ich mir schon wünschen, und dass man mehr zum Schutz des Meeres und der Küsten tut. Zumindest Letzteres nimmt man jetzt aber in Angriff: Kürzlich wurde ein Gesetz verabschiedet, mit dem sich Kroatien zu nachhaltigem Tourismus („… zur Erhaltung der Ressourcen …“) verpflichtet. Das gibt es nicht einmal bei uns. „ Nachhaltiger Tourismus in Kroatien ist jetzt auch unser gesetzlich verankertes Ziel bis 2030.“ Branimir Tončinić, Direktor der Kroatischen Zentrale für Tourismus in Österreich FOTO: TAHSIN ÖZEN Selbst das Raumschiff Enterprise schaut getarnt gerne einmal in Kroatien (hier über Tijat) vorbei. 3/2024 5