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2013-3 REISE und PREISE

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KAMERUN Die einsamen,

KAMERUN Die einsamen, goldgelben Sandstrände von Kribi sind ein beliebtes Touristenziel So bereisen Sie Kamerun individuell Am besten startet man seine Rundreise in Douala. Von hier ist es nicht weit zu den Stränden von Limbé, die sich hervorragend für ein paar Tage Akklimatisierung eignen. Danach bietet sich das Westkameruner Bergland an. Wer sich in Bamenda ein Quartier sucht, hat einen geeigneten Ausgangspunkt für die Besuche der Fürstentümer an der Ringroad. Aber Achtung: Einen halben Tag sollte man für ein Fondom mindestens einplanen. Insgesamt kommt man mit drei bis vier Tagen im Bergland gut aus. Die Hauptstadt Yaoundé kann man sich anschließend an einem Tag anschauen und an einem weiteren die Vorbereitungen für die Reise in den Norden treffen. Wer viel Geduld hat, fährt mit der Bahn nach Ngaoundéré und weiter mit dem Bus. Wer zügiger vorankommen will, wählt einen Flug nach Maroua, Basis für eine Tour in die Mandaraberge oder den Waza-Nationalpark. Von Maroua geht’s auch wieder zurück in die Hauptstadt und weiter nach Kribi, wo man den Urlaub am Strand ausklingen lässt oder vielleicht noch einen Ausflug in ein Pygmäendorf macht. Straßen und spenden Schatten. Majestätisch wacht die große Moschee darüber. Außerhalb reiht sich ein Dorf an das andere bis hinunter nach Garoua, dem Handelszentrum. Hirse dörrt neben roter Steppe, blutige Felle trocknen in der Sonne, dürre Ziegen stehen in der Gegend herum. Es riecht nach Staub. Wer etwas Geld hat, baut Baumwolle an. Wie riesige Wattebüschel ruht das geerntete weiße Gut auf den Gehöften. Als der Muslim Ahmadou Ahidjo erster Präsident des Landes wurde, gab es jahrelang finanzielle Unterstützung für den Norden, seine Heimat. Doch das ist 30 Jahre her. Inzwischen muss ein Lehrer 60 Schüler gleichzeitig unterrichten und verdient dafür 400 Euro im Monat – ein Lohn, den auch Richter und Ärzte erhalten. Davon können die Fischer am goldenen Sandstrand von Kribi an der Atlantikküste nur träumen. Ihr Fang reicht gerade für die Selbstversorgung. Ihren Kollegen in Limbé geht es kaum anders. Der kleine Fischmarkt und die schwarzen Strände, hinter denen sich an klaren Tagen der alles überragende Kamerunberg zeigt, locken zumindest am Wochenende ein paar Einheimische aus der Hafenstadt Douala – ein Naherholungsgebiet. Kameruns lebendigster Markt findet in Tourou statt, ganz in der Nähe von Rhumsiki. Jeden Donnerstag verkaufen Hunderte Frauen der Hide, Goudour und Mafa Bohnenmuskrapfen, Erdnusswürstchen, Maniok und getrockneten Fisch. Kreuz und quer hocken sie in bunten Wickelkleidern auf umgedrehten Blechschüsseln vor ihrer Ware, manche das Baby mit einem Tuch auf den Rücken geschnallt. Dazwischen schieben sich die Kaufwilligen hindurch. Ein Gedränge! Ein Geräuschpegel! Etliche Goudour tragen die traditionelle Kalebassenkappe: reichlich verziert für Ehefrauen, die mit genähtem Riss für Witwen. Die polierten, rot gemusterten Kunstwerke sagen viel über ihre Trägerin. Vor allem aber stehen sie für Stolz. Stolze Fürstentümer in den Bergen Den haben auch die Bamiléké im grünen Westkameruner Bergland. Inmitten von Bambushainen, Korallenbäumen und Bananenstauden sprenkeln ihre kleinen Fürstentümer – auch Chefferien oder Fondoms genannt – die fruchtbare Landschaft um die Stadt Bamenda und die Ringroad. Dazwischen bieten Jugendliche Buschfleisch feil: Affen, Ratten und Mäuse am Spieß. Die Deutschen legten die 400-Kilometer- Rundpiste während der Kolonialzeit an. Zwangsarbeiter schufteten Tag und Nacht, unzählige Menschen starben. So war es auch, als sie die Eisenbahnlinie bauten, von Douala, deren Kathedrale St. Peter und Paul die Gläubigen in Scharen anlockt, in Richtung Yaoundé. In der geschäftigen Hauptstadt schlängeln sich heute Taxis in Massen sieben Hügel entlang, vorbei an der futuristischen Sporthalle bis zum Mont Febe mit dem Benediktinerkloster. Als die Deutschen damals die Herrschaft übernahmen, reagierten die Stämme gespalten. Während der Sultan von Foumban Kaiser Wilhelm seinen Thron schenkte – er steht heute im Ethnologischen Museum in Berlin –, widersetzte sich Fon Abumbi I von Bafut mehrere Jahre erfolgreich, musste letztlich aber doch kapitulieren. Über 1.000 Gefolgsleute starben, rund 300 wurden als Zwangsarbeiter auf deutsche Plantagen in den Süden verschleppt. Heute hält man in den Fürstentümern die Vergangenheit auf Holzbalken fest, schnitzt Szenen in die Säulen des Zeremonienhauses, besonders schön zu sehen in der Chefferie de Bandjoun. Im Fürstentum Laikom mag man es eher praktisch. »Wir haben unser Totem vor dem Thron in den Boden einbetoniert«, erzählt Comfort. Die 46-Jährige ist Hauptfrau des doppelt so alten Fon Yu Vincent. Mit zwölf Gattinnen und 64 Kindern herrscht er über 130.000 Einheimische. Für seine Frau und die anderen Stammesmitglieder ist der Fon ein weiser Mann. Einer, der immer Rat weiß. Touristen führt er durch sein Fürstentum– für den Erhalt der Kunstschätze. Doch es gibt auch Kritiker. In Kamerun seien noch immer Willkür, Vetternwirtschaft und Bestechung an der Tagesordnung, sagen sie. Die Chefferien trügen ihren 42 REISE & PREISE 3-2013

Kultur, koloniale Städte und traumhafte Strände! Die katholische Kirche St. Peter and Paul in Douala, in den 1930er Jahren erbaut, ist die erste Kathedrale Kameruns (links). In ihrem Jagdlager führen die Baka-Pygmäen einen Tanz der Familienzugehörigkeit vor. Angesehen sind nur diejenigen, die in die Kreismitte gerufen werden (rechts) Teil dazu bei, hätten sie ihre Stimmen doch viele Jahre an Präsident Paul Biya verkauft. Dass der gläubige Katholik vor der letzten Wahl 2011 die Verfassung ändern ließ, um ein drittes Mal als Präsidentschaftskandidat antreten zu können, spricht für sich. Offizielle Wahlbeobachter konnten allerdings keine Unregelmäßigkeiten feststellen. Wasserknappheit im Waza-Nationalpark Manchmal führt auch guter Wille zu schlechten Ergebnissen. Am Logone, dem Grenzfluss zum Tschad, hat der Staat 1978 den Maga-Stausee angelegt. Man wollte ein Bewässerungssystem für weitläufige Reisfelder schaffen, die jährliche Überflutung der Gegend stoppen und den Mousgoum-Fischern einen saisonunabhängigen Fang im See ermöglichen. Doch mit dem Stauseebau kappte man gleichzeitig die Wasserversorgung weiter Teile des Waza-Nationalparks. In Kameruns bedeutendstem Wildtiergebiet und UNESCO-Biosphärenreservat waren Giraffen, Elefanten und Kob-Antilopen auf einmal nicht nur von Wilderei, sondern auch von Dürre bedroht. Inzwischen ist man mit Unterstützung der Niederlande dabei, die Feuchtgebiete im Park wiederherzustellen. Erste Lichtblicke soll es geben: Über 300 Vogelarten wurden gezählt, Giraffen zeigen sich im menschenhohen Elefantengras. Nur die großen Dickhäuter sieht man zwischen den rotstämmigen Akazien kaum. Auf dem kilometerlangen Maga-Damm treten dafür zahlreiche Radfahrer in die Pedale. Manchmal bleiben sie stehen und beobachten die Flusspferde, die plötzlich an der Wasseroberfläche erscheinen. Manchmal machen sie Platz für die Choa-Araber. Die Nomaden aus der Sahel-Region Kameruns ziehen in ihren roten Gewändern über den Deich. Vorneweg treibt der Familienvater die Rinderherde, Frau und Kinder folgen auf Eseln, bepackt mit Strohkörben, Stoffsäcken und Plastikkanistern. Sie reiten durch ein Meer aus Libellen, das am Ufer schwirrt oder an rosafarbenen Malvenblüten hängt. Ein fantastischer Anblick. Der Tanz der Waldmenschen Noch beeindruckender ist es, in Kameruns Regenwald am Rande des Lobé-Flusses den kleinwüchsigen Menschen vom Baka-Stamm bei ihren traditionellen Tänzen zuzusehen. Barfuß steht ein Dutzend Frauen im Kreis auf der Dschungellichtung, bekleidet mit Wickeltüchern und T-Shirts. Sie klatschen in die Hände und singen. Die Männer am Rande schlagen mit Stöcken auf ein Bambusrohr, trommeln auf ausgehöhlten Baumstämmen. Daneben hocken weitere Männer, den Jagdspeer in der Hand, vor den Füßen einen Drahtkorb, in dem ein Mäusepaar hin und her springt. In der Kreismitte wiegt eine alte Frau ihren Oberkörper, schwenkt im Trommeltakt die Arme. Sie steuert auf eine Jüngere zu, klatscht sie ab und stellt sich auf deren Position – ein Zeichen der Familienzugehörigkeit im Jagdlager der Pygmäen. Früher waren sie Nomaden, heute sind sie meist sesshaft, arbeiten auf dem Feld oder als Haushaltshilfe. Der Wald gilt ihnen immer noch als großzügiger Gott – doch Kamerun exportiert eifrig Tropenholz und schränkt ihren Lebensraum immer weiter ein. Noch jagen die Baka Affen, fischen, pflücken Beeren, graben nach Yams und stellen Heilmittel her – wie lange noch? INFO KAMERUN auf Seite 44 0 93 71/ 30 37 info@LFT-World.de www.LFT-World.de REISE & PREISE 3-2013 43

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