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»feine adressen – finest« – Edition Reutlingen/Tübingen/Zollernalb I/2024

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Große Chancen, große Risiken:<br />

ChatGPT<br />

»Das Urheberrecht gilt nur bei der geistigen<br />

Schöpfung eines Menschen.«<br />

Dr. Christina Blanken ist bei VOELKER unter anderem Spezialistin für Datenschutzrecht und<br />

Urheberrecht. Im Umgang mit künstlicher Intelligenz rät sie Unternehmen zur Vorsicht, betont aber<br />

auch Chancen und Nützlichkeit.<br />

D<br />

ie Künstliche Intelligenz ist endgültig in der<br />

Mitte der Gesellschaft angekommen. Das<br />

merkt auch Dr. Christina Blanken von der VOELKER<br />

Gruppe, der großen Sozietät von Rechtsanwälten,<br />

Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern in <strong>Reutlingen</strong>,<br />

Stuttgart und Balingen. „Noch vor wenigen Jahren<br />

gab es bei uns keinerlei Fälle zu diesem Thema, doch<br />

mittlerweile haben wir regelmäßig damit zu tun“,<br />

bemerkt sie. Besonders häufig landen aktuell bei ihr<br />

Anfragen und Fälle zu den sogenannten „Large-<br />

Language-Modellen“ wie etwa ChatGPT auf dem<br />

Tisch. „Derzeit sind Arbeitgeber insbesondere daran<br />

interessiert, wie sie diese Programme, wie z.B.<br />

ChatGPT nutzen können oder dürfen“, so Blanken.<br />

Für <strong>»feine</strong> <strong>adressen</strong>« hat sie vier zentrale Punkte zu-<br />

sammengestellt, die man bei der Nutzung des KI-<br />

Tools beachten sollte.<br />

1. Recherche:<br />

„ChatGPT ist ein stochastisches Modell“, sagt sie.<br />

„Es analysiert Sprache und rechnet Wahrscheinlichkeiten.“<br />

Das heißt: ChatGPT denkt sich Texte nicht<br />

aus, es berechnet sie anhand der Wahrscheinlichkeit,<br />

welches Wort als nächstes kommt. „Deswegen müssen<br />

wir bei den Ergebnissen immer aufpassen. Es<br />

sind keine Fakten.“ ChatGPT ist, und das ist ganz<br />

wichtig, also kein Recherchetool, auf das man sich<br />

verlassen kann. Man sollte den Output immer auf<br />

Richtigkeit überprüfen.<br />

FOTOS: VOELKER & Partner Rechtsanwälte<br />

2. Texterstellung<br />

Weil ChatGPT Texte auf Basis von Wahrscheinlichkeitsrechnungen<br />

erstellt und nicht einfach<br />

komplette Artikel aus dem Netz übernimmt, ist die<br />

Wahrscheinlichkeit einer Urheberrechtsverletzung<br />

nicht wahnsinnig hoch. Passieren kann es dennoch,<br />

weiß Blanken: „Schon ab elf aufeinanderfolgenden<br />

übernommenen Worten gehen Gerichte teilweise<br />

von einer Urheberrechtsverletzung aus.“ Nutzer<br />

sollten die kompletten Texte oder Absätze also stets<br />

googeln, um sicherzustellen, ob es sie genau so schon<br />

mal gibt. „Außerdem“, rät sie, „sollte man einen Text<br />

von ChatGPT nie einfach so übernehmen, sondern<br />

immer noch bearbeiten und umschreiben.“<br />

3. Geistiges Eigentum<br />

Schwierig wird es, wenn man sich von ChatGPT<br />

einen Werbeslogan zu einem neuen Produkt verfassen<br />

und den beispielsweise stilistisch in der Welt<br />

von Harry Potter ansiedeln lässt. „Wenn das passiert,<br />

steht Ihnen sofort der Verlag von J.K. Rowling vor<br />

der Tür und möchte sie wegen Urheberrechtsverletzung<br />

verklagen, weil Sie Figuren benutzen,<br />

deren Rechte Sie nicht besitzen“, erklärt<br />

Dr. Christina Blanken. Umgekehrt gilt zu beachten:<br />

Ein von ChatGPT kreierter Werbeslogan für<br />

Ihr Unternehmen ist in der Regel für Ihr Unternehmen<br />

nicht geschützt. „Er ist Allgemeingut und<br />

wird möglicherweise bei einem anderen Nutzer<br />

identisch oder ganz ähnlich wieder ausgegeben.<br />

Das Urheberrecht gilt nur bei der geistigen<br />

Schöpfung eines Menschen.“<br />

4. Datenschutz und Betriebsgeheimnisse<br />

Ganz wichtig ist Blanken ein Punkt: „Womit<br />

Sie ChatGPT auf gar keinen Fall füttern sollten,<br />

sind personenbezogene Daten. Da greift der<br />

Datenschutz. Zudem sollten Sie die KI keinesfalls<br />

mit Betriebsgeheimnissen füttern. Wenn Sie<br />

beispielsweise eine Produktbeschreibung für ein<br />

Produkt erstellen lassen, das noch gar nicht auf dem<br />

Markt ist, lernt die KI und verwendet dieses Wissen,<br />

um die Antworten auf Fragen anderer Nutzer<br />

besser zu machen. Und damit ist das Betriebsgeheimnis<br />

hinüber und Allgemeingut.“<br />

//www.voelker-gruppe.com

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