(Gemeindegebiet Vils bei Reutte) mit Reh-, Rot - Tiroler Jägerverband
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Zeitschrift des <strong>Tiroler</strong> <strong>Jägerverband</strong>es<br />
September 1998 · Jahrgang 50
Inhalt:<br />
Garantiert das Interesse der Jäger den Schutz<br />
und die Erhaltung von Wildarten? 4<br />
Biologie des Alpenmurmeltiers 8<br />
Ein Weidmannsheil den Jubilaren 9<br />
Die Jagadistl 10<br />
Dr. Rudolf Wieser - 70 Jahre 11<br />
Mitteilungen der Geschäftsstelle 14<br />
Vordruck zur Verständigung von Hundebesitzern 15<br />
Rechtsecke 16<br />
Jagdstatistik 1997 bzw. 1997/98 17<br />
Aus der Revierpraxis 20<br />
Jagdhundewesen 22<br />
Von der Hagelhütte in Hinterriß aus 24<br />
Produktinformationen 27<br />
Jagdverpachtungen 28<br />
Titelfoto: Oskar Kampreger<br />
IMPRESSUM<br />
9/98 JAGD IN TIROL 2<br />
➜<br />
JAGD IN TIROL · Zeitschrift des <strong>Tiroler</strong> <strong>Jägerverband</strong>es<br />
Herausgeber und Medieninhaber (Verleger): <strong>Tiroler</strong> <strong>Jägerverband</strong>, Adamgasse 7a, 6020 Innsbruck.<br />
Redaktion: Adamgasse 7a, 6020 Innsbruck, Telefon 0 512 / 57 10 93, 57 49 73 oder<br />
0 663 / 975 08 06, Telefax 0 512 / 57 10 93-15. Schriftleitung: Helmuth Waldburger.<br />
Hersteller: dtp Tyrol, Klaus Leitner, Landseestraße 15, 6020 Innsbruck, Tel. 0 512 / 345 440.<br />
Anzeigenverwaltung: Prologo Werbeagentur GesmbH, Brixner Str. 1, 6021 Innsbruck, Tel.<br />
0 512 / 56 70 80, Telefax 0 512 / 58 78 56-50. „Jagd in Tirol” wird an alle Mitglieder des <strong>Tiroler</strong><br />
<strong>Jägerverband</strong>es kostenfrei abgegeben. Sie ist eine Fachzeitschrift, welche die behördlichen<br />
Kundmachungen und Verlautbarungen zu veröffentlichen hat und zusätzlich über<br />
grundsätzliche Fragen und aktuelle Ereignisse auf dem Gebiet des Jagdwesens, des Naturschutzes<br />
usw. informiert.<br />
„Jagd in Tirol” erscheint jeweils zur Monats<strong>mit</strong>te.<br />
Redaktionsschluß ist der 15. des Vormonats.<br />
Für unverlangte Manuskripte übernimmt die Schriftleitung keine Verantwortung. Namentlich<br />
oder <strong>mit</strong> Kürzel gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung von Redaktion<br />
und Herausgeber wieder.<br />
Seite<br />
Vorwort<br />
Die Zeiten sind meines Erachtens vor<strong>bei</strong>,<br />
in denen Jagdausübungsberechtigte<br />
in ihren Revieren die einst vom <strong>Tiroler</strong><br />
<strong>Jägerverband</strong> abgegebenen Schilder<br />
folgenden Wortlautes angebracht haben:<br />
„Warnung: Wildernde Hunde und<br />
solche, die sich außerhalb der Einwirkung<br />
ihres Herrn befinden, werden<br />
erschossen. § 35 <strong>Tiroler</strong> Jagdgesetz.<br />
Der Jagdpächter“<br />
Dies deshalb, weil dieser Formulierung<br />
(viele Waldbenützer bezeichnen sie als<br />
brutale Drohung) nunmehr die gesetzliche<br />
Deckung fehlt; außerdem ist sie<br />
dem Image der Jägerschaft nicht gerade<br />
förderlich und „Wasser auf die<br />
Mühlen” jener, denen <strong>bei</strong>m Anblick eines<br />
Jägers außer Schießwut nichts einfällt.<br />
Wildernde Hunde<br />
Es gibt aber immer noch Jagdpächter<br />
und Jagdschutzorgane, die nach diesen<br />
vergriffenen Schildern fragen - an eine<br />
Neuauflage ist trotzdem nicht gedacht,<br />
siehe oben!<br />
Da aber mancher sich sein Revier anscheinend<br />
„ohne” nicht vorstellen kann,<br />
hat er in Eigeninitiative folgende Tafel<br />
in Auftrag gegeben und auch im Wald<br />
angebracht:<br />
Der Text spricht für sich und bedarf<br />
keines weiteren Kommentars.<br />
Wir wählen lieber den Weg der Kommunikation<br />
und schlagen die auf Seite<br />
15 beschriebene Vorgangsweise vor<br />
(Formulare bitte in der Geschäftsstelle<br />
anfordern) und hoffen, da<strong>mit</strong> mehr<br />
Verständnis als in der Vergangenheit<br />
zu erreichen.<br />
Helmuth Waldburger
Garantiert das Interesse der Jäger den Schutz<br />
und die Erhaltung von Wildarten?<br />
Referat von Dr. Hubert Zeiler, Institut für Wildbiologie und<br />
Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien, anläßlich<br />
der internationalen Tagung „Jagd im Spiegel der Zeit” am 14.<br />
und 15. Mai 1998, veranstaltet von der Nationalparkakademie<br />
Hohe Tauern.<br />
Die im Titel dieses Referates enthaltene<br />
Frage wird sicher <strong>bei</strong> manchen<br />
Kopfschütteln hervorrufen.<br />
Für die einen wird feststehen, daß das<br />
Interesse der Jäger doch in der Nutzung<br />
liegt. Jagen heißt doch Wildtiere<br />
verfolgen, sie zu fangen oder zu erlegen.<br />
Wie kann man durch das Erbeuten<br />
eines Wildtieres zum Artenschutz<br />
<strong>bei</strong>tragen?<br />
Für die andere Seite wird gelten, daß<br />
gerade die heimischen Jäger bestrebt<br />
sind, Wildtiere zu schützen, zu hegen<br />
und da<strong>mit</strong> zu erhalten.<br />
Zunächst möchte ich vorausschicken,<br />
daß es im folgenden Beitrag nicht um<br />
das einzelne Tier - das Individuum -<br />
geht, sondern, wie schon aus dem Titel<br />
des Vortrages ersichtlich, um die<br />
Wildart als solche, um den Gesamtbestand<br />
oder einzelne Populationen.<br />
Dieser Punkt scheint sehr wichtig, da<br />
Jagdgegner sehr häufig das Einzelindividuum<br />
vor Augen haben. Im Gegensatz<br />
zum Tierschutz steht aber<br />
<strong>bei</strong>m Artenschutz ebenso wie im<br />
Jagd- und Wildtiermanagement die<br />
Gesamtpopulation im Mittelpunkt.<br />
Prinzipiell wäre auch noch anzuführen,<br />
daß das Jagdrecht selbst<br />
schon für den Artenschutz von Bedeutung<br />
ist, da da<strong>mit</strong> das freie Aneignungsrecht<br />
von Tieren eingeschränkt<br />
wird. Tierarten, die im Jagdgesetz als<br />
Wild bezeichnet werden, dürfen<br />
demnach nicht einfach von jedermann<br />
<strong>mit</strong>genommen, gefangen oder<br />
verfolgt werden.<br />
Ob eine Tierart gefährdet ist oder<br />
nicht, spielt keine Rolle, wenn es um<br />
die Zuordnung zum jagdbaren Wild<br />
geht. Die Entscheidung darüber ist<br />
rein willkürlich. Sie ist unabhängig<br />
von der systematischen Zugehörigkeit<br />
oder vom Gefährdungsstatus. Ein<br />
wesentliches Kriterium stellt lediglich<br />
die Nutzbarkeit von freilebenden<br />
Wildtieren dar, wo<strong>bei</strong> auch historische<br />
Entwicklungen zu berücksichtigen<br />
sind (KUX 1989).<br />
In welcher Form immer wieder darauf<br />
hingewiesen wird, daß das jagdliche<br />
Interesse zum Artenschutz <strong>bei</strong>tragen<br />
kann, soll anhand einiger Zitate<br />
erläutert werden.<br />
Der ehemalige Kärntner Landesjägermeister<br />
Anderluh schreibt z.B. 1985:<br />
„Wir sind überzeugt, daß eine völlige<br />
Einstellung der Bejagung die Lage des<br />
Auerwildes auf längere Zeit nicht verbessern,<br />
sondern den Rückgang beschleunigen<br />
würde.” Er führt im selben<br />
Artikel dann auch am Beispiel<br />
des Geparden aus, daß die Jagd arterhaltende<br />
Funktion haben kann.<br />
Der Gepard war vom Aussterben bedroht,<br />
jagdliches Interesse führte dazu,<br />
daß der Bestand dieser Katzen auf<br />
Jagdfarmen in Afrika gefördert und<br />
wiederaufgehegt wurde. Der Gepard<br />
dient häufig als Beispiel, um zu zeigen,<br />
wie jagdliche Wertschätzung in<br />
Verbindung <strong>mit</strong> wirtschaftlichem<br />
Nutzen das Interesse an der Erhaltung<br />
einer Tierart erhöht.<br />
Kalchreuter (1995), einer der bekanntesten<br />
Wildbiologen Deutschlands,<br />
stellt im Handbuch der Jagd in<br />
Europa (herausgegeben vom Dachverband<br />
der Europäischen Jagdverbände,<br />
F.A.C.E.) fest: „Durch die<br />
klassische Trophäenjagd wurde noch<br />
keine Wildart ausgerottet. Vielmehr<br />
trägt sie über die hierdurch erzielbaren<br />
Einnahmen sehr wesentlich zur<br />
Wertschätzung und da<strong>mit</strong> zur Erhaltung<br />
dieser Arten, insbesondere in ärmeren<br />
Ländern, <strong>bei</strong>. Trophäenjagd<br />
gilt daher in der internationalen Naturschutzpolitik<br />
als wichtiges Moment<br />
im Artenschutz.”<br />
Und auch im Rahmen des Steirischen<br />
Landesjägertages 1997 („Der Anblick”<br />
7/97, S. 34) wurde prokla-<br />
miert: „Durch die nachhaltige Nutzung<br />
der Wildbestände wird unser<br />
heimisches Wild am sichersten geschützt<br />
und so durch den Jäger auch<br />
für die Gesellschaft erhalten.”<br />
Um das Bild abzurunden, am Ende<br />
noch ein aktuelles Zitat aus dem<br />
Deutschen „Jäger”. In der Märzausgabe<br />
des heurigen Jahres wurde ein<br />
Artikel unter dem Titel „Die Jagd<br />
hilft der Schnepfe" veröffentlicht.<br />
Darin führt Prof. Dr. Müller aus, daß<br />
die Frühjahrsjagd der Waldschnepfe<br />
nutzt. Er sieht die Jagd als „unverzichtbare<br />
Triebfeder für den Schutz<br />
der Waldbiotope und Lebensgemeinschaften"<br />
und meint: „Jagen zu können<br />
heißt, nicht jagen zu müssen."<br />
„Mit der Möglichkeit, auf die Waldschnepfe<br />
jagen zu können, würden jedoch<br />
Kräfte mobilisiert, die der bejagten<br />
Population mehr nutzten als<br />
schaden."<br />
Nun, man mag einwenden, daß es<br />
sich <strong>bei</strong> den bisher aufgezählten Zitaten<br />
um Aussagen von Jägern handelt;<br />
eine neue Dimension erhält diese<br />
Äußerung, wenn sie von der IUCN<br />
(Shackelton, D.M. 1997), der internationalen<br />
Vereinigung zur Erhaltung<br />
von Natur und natürlichen Ressourcen,<br />
getätigt wird. Im letzten Plan<br />
zum weltweiten Status und zur Erhaltung<br />
der Schaf- und Ziegenartigen<br />
wird die Trophäenjagd im Zusammenhang<br />
<strong>mit</strong> Managementmaßnahmen<br />
als ein Beitrag zur Erhaltung dieser<br />
Arten angesehen. Eine Strategie<br />
also, die Schutz <strong>mit</strong> Nutzung verbindet,<br />
bzw. Schutz und Erhaltung<br />
durch Nutzung propagiert. Und eine<br />
Argumentationslinie, deren Wert<strong>bei</strong>messung<br />
zumindest zum Teil auf Angebot<br />
und Nachfrage, also klassischen<br />
ökonomischen Marktmechanismen,<br />
aufbaut.<br />
Prinzipiell ist dazu anzuführen: „Das<br />
jagdliche Interesse an einer Wildart<br />
kann sehr wesentlich zum Artenschutz<br />
<strong>bei</strong>tragen." Erfolgreiche Wiedereinbürgerungsprojekte,<br />
wie jene<br />
von Murmeltier und Steinbock im<br />
Alpenraum, dienen dafür als Beleg.<br />
3 JAGD IN TIROL ➜ 9/98
Biotophege in Niederwildrevieren<br />
und Lebensraumverbesserungsmaßnahmen<br />
sind ebenfalls dazu anzuführen.<br />
Inwiefern sich die Jagd positiv<br />
im Artenschutz auswirkt, ist allerdings<br />
von einer Reihe von Punkten<br />
abhängig:<br />
• vom Ausmaß und der Art der Bejagung<br />
(Übernutzung - Überhege)<br />
• von der Wildart<br />
• von der Einstellung zum Wildtier -<br />
Wertschätzung und Tradition<br />
• von der Vermarktbarkeit von Wildtieren<br />
Ausmaß und Art der Bejagung<br />
Von russischen Wissenschaftern war<br />
zu erfahren, daß bereits wenige Jahre<br />
nach der Ostöffnung auf Kamtschatka<br />
kaum noch Riesenbären zu finden<br />
waren - Ursache war der plötzlich<br />
hereinbrechende Jagdtourismus und<br />
das Verlangen nach möglichst kapitalen<br />
Trophäen. Positiv<strong>bei</strong>spiele werden,<br />
wie im Fall von Anderluh<br />
(1985), immer wieder aus Afrika angeführt;<br />
z.B. im Zusammenhang <strong>mit</strong><br />
der Errichtung von Jagdfarmen. Deren<br />
Interesse an der Erhaltung und<br />
am Schutz, auch von besonders gefährdeten<br />
Arten, wird vom wirtschaftlichen<br />
Nutzen der Art abhängig<br />
gemacht, sprich von der Nachfrage<br />
zahlender Jagdgäste.<br />
Die Jagdfarmen in Afrika unterscheiden<br />
sich von den Bärenjagden in<br />
Kamtschatka allerdings grundlegend.<br />
Im einen Fall ist eine kontrollierte,<br />
jagdliche Bewirtschaftung gegeben,<br />
im anderen Fall wurden ohne Rücksicht<br />
auf Bestandesaufbau und Populationsstruktur<br />
die stärksten „Trophäenlieferanten"<br />
unkontrolliert entnommen.<br />
Ebenso wie die Übernutzung<br />
kann aber auch die Überhege<br />
zum Verlust von Pflanzen- und Tierarten<br />
führen.<br />
Mancher wird nun einwerfen, Kamtschatka<br />
liegt am anderen Ende der<br />
Welt, hier im Herzen Europas baut<br />
die Bejagung auf Populationsdynamik<br />
und Bestandespyramiden auf.<br />
„Wir wissen um die Bedürfnisse unserer<br />
Wildarten und schöpfen nachhaltig<br />
den überschüssigen Zuwachs ab."<br />
Diese Aussage trifft aber nur auf rela-<br />
tiv wenige der ca. 180 in Österreich<br />
beheimateten und zum jagdbaren<br />
Wild zu zählenden Arten zu.<br />
Wildart - Beispiel Auerhahn<br />
Gerade zu der Jahreszeit, als dieser<br />
Vortrag gehalten wurde (im Mai), war<br />
die Jagd auf den Großen Hahn aktuell.<br />
Die Argumentation „Schutz<br />
durch Nutzung" wird von Jägerseite<br />
speziell in Zusammenhang <strong>mit</strong> sensiblen<br />
oder gefährdeten Arten angeführt,<br />
also <strong>mit</strong> Arten, wo eine Einstellung<br />
der Nutzung zur Diskussion<br />
steht. Konsequenterweise müßten<br />
Nutzungen aber v.a. dann <strong>mit</strong> entsprechend<br />
verantwortungsbewußten<br />
Maßnahmen einhergehen, da die<br />
Nutzung in diesem Bereich besonders<br />
heikel erscheint.<br />
Das Ausmaß der Eingriffe in den<br />
Hahnenbestand kann z.B. nicht abgeschätzt<br />
werden, wenn nur alle zehn<br />
Jahre eine Bestandeserhebung durchgeführt<br />
wird. Zehn Jahre sind ausreichend<br />
dafür, daß Lokalbestände erlöschen.<br />
Und wenn aufgrund zwei oder<br />
drei verregneter Frühsommer der<br />
Nachwuchs ausfällt, aber keine entsprechende<br />
Rücknahme der Abschüsse<br />
erfolgt, dann wird über die Jagd<br />
sehr schnell in den Grundbestand<br />
eingegriffen. Nachhaltige Nutzung ist<br />
in Zusammenhang <strong>mit</strong> Wildarten<br />
schwer zu belegen, wenn deren Populationsentwicklung<br />
über Jahrzehnte<br />
rückläufig ist.<br />
Beispiele zur Populationsentwicklung<br />
belegen im Falle des Auerwildes, daß<br />
aber auch nach Einstellung der Bejagung<br />
der Bestandesrückgang anhielt<br />
(vgl. z.B. Marti 1993, Klaus 1994).<br />
Der zitierten Feststellung von Anderluh<br />
(1985) ist hinzuzufügen, daß die<br />
Populationsentwicklung des Auerwildes<br />
in den letzten zehn Jahren österreichweit<br />
von Jägern als rückläufig<br />
eingeschätzt wird. Die Art wird 1996<br />
von Jägern unter die drei am meisten<br />
gefährdeten einheimischen Wildarten<br />
gereiht. Also rückläufige Bestandestendenz<br />
<strong>mit</strong> und ohne Bejagung.<br />
Die hohe Wertschätzung in Verbindung<br />
<strong>mit</strong> großem jagdlichem Interesse<br />
ist im Fall des Auerwildes so<strong>mit</strong><br />
bisher kein eindeutig ausreichender<br />
Faktor, welcher positive Voraussetzungen<br />
für die Erhaltung dieser<br />
Wildart schafft.<br />
Zur Argumentation Kalchreuters<br />
(1995) ist zu bemerken, daß die Auerwildbejagung<br />
heute zur klassischen<br />
Trophäenjagd gerechnet werden<br />
kann. Die Preise für die Erlegung eines<br />
Auerhahnes in Österreich erreichen<br />
auch durchaus wirtschaftlich interessante<br />
Dimensionen. Offensichtlich<br />
lassen sich aber über Marktmechanismen<br />
nicht genügend positive<br />
Auswirkungen auf die Populationsdynamik<br />
dieser Tierart erzielen.<br />
Österreich ist derzeit das einzige Land<br />
in Mitteleuropa, in dem der Große<br />
Hahn noch bejagt wird, und gerade<br />
im Zusammenhang <strong>mit</strong> dieser<br />
Wildart wird immer wieder das Argument<br />
vorgebracht, daß nur die Möglichkeit<br />
der weiteren Bejagung den<br />
Schutz und die Erhaltung der Art garantiert.<br />
Ohne Zweifel sind es in Österreich<br />
die Jäger, die am meisten über Verbreitung<br />
und Stand unserer Rauhfußhühner<br />
wissen. Der Große Hahn<br />
steht in der Wertschätzung ganz<br />
oben, doch reicht diese Wertschätzung<br />
in sehr vielen Fällen anscheinend<br />
nicht dafür aus, daß wirksame<br />
Maßnahmen gesetzt werden.<br />
So beschränkt sich der positive<br />
Aspekt der Jagd auf den Großen<br />
Hahn in der Regel auf die Quelle von<br />
Wissen und Information über eine<br />
Tierart, die von Ornithologen in der<br />
Regel eher vernachlässigt wird. Die<br />
positiven Aspekte der Informationsquelle<br />
sind abzuwägen gegenüber<br />
dem Einfluß der Jagd auf den Bestand.<br />
Ich denke, daß derzeit die Waagschale<br />
noch zugunsten einer weiteren Bejagung<br />
steht. Maßnahmen setzen da<br />
und dort ein, viel wichtiger aber ist,<br />
was in den Köpfen der Jäger vorgeht.<br />
Einstellung zum Wildtier -<br />
Wertschätzung und Tradition<br />
Wie die Ausführungen zum Auerwild<br />
gezeigt haben, ist zu trennen zwischen<br />
jagdlicher Wertschätzung und<br />
wirtschaftlichem Nutzen. Die Ergeb-<br />
9/98 JAGD IN TIROL 4<br />
➜
nisse einer österreichweiten Jägerbefragung<br />
belegen, daß es unzulässig ist,<br />
die erzielbaren Einnahmen generell<br />
<strong>mit</strong> der Wertschätzung einer Wildart<br />
in direkten Zusammenhang zu stellen.<br />
Ideeller und materieller Wert<br />
können eben nicht gleichgesetzt werden.<br />
Die Umfrage unter Österreichs Jägern<br />
ergab auch, daß Arten, die kaum<br />
bejagt werden, relativ hoch geschätzt<br />
werden - z.B. das Haselhuhn oder die<br />
Waldschnepfe. Und auch Arten, die<br />
keine Trophäen liefern, wie Feldhase,<br />
Rebhuhn oder Fasan, erfreuen sich<br />
großer Beliebtheit.<br />
Auf der Trophäe als Mittelpunkt allen<br />
jagdlichen Interesses aufzubauen,<br />
kann in einem Revierjagdsystem, wie<br />
es in Österreich etabliert ist, auch gar<br />
nicht funktionieren. Ohne Zweifel<br />
verlief die Entwicklung der heimischen<br />
Schalenwildbestände parallel<br />
zur Anzahl der Jäger, doch der Großteil<br />
der heimischen Wildarten liefert<br />
keine imposanten Trophäen, und<br />
auch <strong>bei</strong>m Schalenwild entfallen zwei<br />
Drittel der Entnahme auf weibliches<br />
Wild und Jungwild. Und die Anzahl<br />
wirklich reifer, alter Trophäenträger<br />
ist gering. Im Zusammenhang <strong>mit</strong><br />
Auslandsjagdreisen fällt der Trophäe<br />
eine völlig andere Gewichtung zu.<br />
Interessant ist in diesem Zusammenhang,<br />
daß Wildarten, egal ob sie Trophäen<br />
liefern oder nicht, dort am<br />
meisten beliebt sind, wo sie vorkommen.<br />
Die jagdliche Tradition in Zusammenhang<br />
<strong>mit</strong> dem Bezug zu<br />
Wildtier und Lebensraum sind also<br />
für einheimische Jäger ganz bedeutende<br />
Faktoren für die Wertschätzung<br />
und das Interesse an gefährdeten Arten.<br />
Die Trophäe bedeutet demnach<br />
zum einen nur in Zusammenhang<br />
<strong>mit</strong> bestimmten Wildarten einen Anreiz,<br />
zum anderen ist sie - Gott sei<br />
Dank - <strong>bei</strong> einer Reihe von Arten<br />
nicht notwendig, da<strong>mit</strong> einheimische<br />
Jäger Maßnahmen setzen, um Wildtieren<br />
zu helfen (zum Beispiel <strong>bei</strong>m<br />
Niederwild).<br />
Vermarktbarkeit von Wildtieren<br />
Die Trophäe kann allein aus dieser<br />
Sicht nicht als Hauptmotivation für<br />
den Schutz und die Hege von Wildarten<br />
angesehen werden; zumindest was<br />
die Situation in Österreich betrifft.<br />
Doch Trophäe hin oder her, das<br />
Hauptinteresse der österreichischen<br />
Jäger beschränkt sich auf nur sieben<br />
Wildarten. Dies sind in Ostösterreich<br />
die <strong>bei</strong>den Niederwildarten Hase und<br />
Fasan sowie Schwarzwild, im Westen<br />
dominieren Gams und <strong>Rot</strong>wild sowie<br />
Auerwild. Das <strong>Reh</strong>wild zählt in ganz<br />
Österreich zur beliebtesten Wildart.<br />
Der Argumentation von Angebot<br />
und Nachfrage zu folgen bedeutet,<br />
daß es Wildarten gibt, die hoch im<br />
Kurs stehen, und solche, die geringes<br />
Interesse erwecken. Was tun <strong>mit</strong> den<br />
weniger interessanten?<br />
Insgesamt fallen auf Gesamtösterreich<br />
bezogen ca. 35 Säuger- und 150<br />
Vogelarten unter das Jagdgesetz. Nur<br />
ein geringer Prozentsatz davon ist<br />
jagdbar, sehr viele sind ganzjährig geschont.<br />
Der ökonomischen Leitlinie<br />
zu folgen, würde bedeuten, daß dem<br />
Auftrag zur Erhaltung eines artenreichen<br />
Wildstandes lt. Jagdgesetz nur<br />
in Ausnahmefällen entsprochen wird<br />
bzw. entsprochen werden kann.<br />
So<strong>mit</strong> greift die Argumentation<br />
„Schutz durch Nutzung" auch nur in<br />
sehr wenigen Fällen. Also bleibt noch<br />
die eventuelle Möglichkeit, auf eine<br />
Art zu jagen, als Motivation für Maßnahmen<br />
zur Lebensraumerhaltung<br />
wie von Müller (1998) zur Waldschnepfe<br />
ausgeführt. Doch was tun,<br />
wenn Lebensraumverlust als Hauptursache<br />
für den Rückgang einer Art<br />
angesehen wird, man aber selber<br />
nicht Grundeigentümer ist?<br />
Ein wesentliches Kriterium der Jagd<br />
war immer, daß sie eine aneignende<br />
Wirtschaftsform gewesen ist. Jagen<br />
im ursprünglichen Sinne heißt mehr<br />
oder weniger, den Überschuß abschöpfen<br />
ohne Produktions<strong>mit</strong>tel<br />
einzusetzen. Im Alpenraum ist dies<br />
<strong>bei</strong> einer Reihe von Wildarten immer<br />
noch der Fall (z.B. Gamswild, Rauhfußhühner,<br />
Murmeltier etc.). Die<br />
Landwirtschaft ist im Vergleich dazu<br />
eine typische produzierende Wirtschaftsform,<br />
einerlei ob nun Tiere<br />
oder Pflanzen gezüchtet werden. Im<br />
Zuge intensiver Schalenwildhege<br />
scheint der Übergang zwischen <strong>bei</strong>den<br />
Formen allerdings fließend.<br />
Doch nur wenige Wildarten können<br />
„produziert" werden.<br />
Im Fall von <strong>Reh</strong> und Hirsch ist die<br />
Fütterung ein relativ einfaches Instrument,<br />
um Ersatz für nicht mehr vorhandene<br />
Winterlebensräume zu<br />
schaffen. Hier kann die Nachfrage<br />
nach guten Trophäenträgern auch<br />
leicht <strong>mit</strong> Wildschäden und Fütterungskosten<br />
aufgerechnet werden.<br />
Für den Rückgang von Rauhfußhühnern<br />
und Niederwild ist der Lebensraumverlust<br />
eine Hauptursache; nur<br />
lassen sich Auerhühner nicht so einfach<br />
„produzieren" wie z.B. Hirsche.<br />
Weizsäcker (1994) bezeichnet unser<br />
Jahrhundert als Jahrhundert der Ökonomie.<br />
Wer realistisch handelt, handelt<br />
ökonomisch oder legitimiert sein<br />
Handeln <strong>mit</strong> der Ökonomie. Wissenschaft<br />
und Technik wurden in früheren<br />
Jahrhunderten den Künsten zugeordnet,<br />
heute sind sie Wirtschaftsfaktoren.<br />
Doch von den 30.000 Tierarten,<br />
die in Österreich heimisch sind<br />
(Gepp und Zorn 1994), wird nur ein<br />
geringer Prozentsatz wirtschaftlich<br />
genutzt. Aber jede Pflanze, jedes Tier<br />
gehört zur Gemeinschaft der Biosphäre,<br />
und wenn die Ausgewogenheit<br />
der Biosphäre von deren Unversehrtheit<br />
abhängt, haben alle Arten<br />
ein Recht auf Fortbestehen. Wenn eine<br />
dieser nichtprofitablen Arten bedroht<br />
ist und wir sie zufällig mögen,<br />
erfinden wir einen Vorwand, um ihr<br />
einen ökonomischen Wert zu verleihen<br />
(Leopold 1992).<br />
Zusammenfassend kann man<br />
feststellen:<br />
• Es ist sehr deutlich zwischen zwei<br />
Linien zu trennen. Nämlich einerseits,<br />
ob das Interesse der Jäger über<br />
eine ökonomische Argumentationsschiene<br />
als Beitrag zum Artenschutz<br />
hingestellt wird. Oder, ob andererseits<br />
allein die Möglichkeit der Bejagung<br />
als Motivation für den Einsatz<br />
zur Erhaltung von Wildarten angesehen<br />
wird.<br />
• Es ist in der Diskussion zu unterscheiden<br />
zwischen Auswirkungen des<br />
internationalen Jagdtourismus und<br />
der Jagd auf heimisches Wild durch<br />
5 JAGD IN TIROL ➜ 9/98
ortsansässige Jäger.<br />
• Trophäe, Abschußtaxe oder Jagdpacht<br />
sind ein ungeeigneter Maßstab,<br />
um Wertschätzungen auszudrücken.<br />
Da<strong>mit</strong> wird die Jagd auf wenige, unwesentliche<br />
Komponenten reduziert.<br />
Ideelle und materielle Werte sind<br />
nicht ident.<br />
• Die jagdliche Nutzung über eine<br />
ökonomische Argumentationslinie als<br />
Mittel zur Erhaltung von Arten darzustellen,<br />
scheint bedenklich, da sich<br />
jagdliche Interessen auf sehr wenige<br />
Arten beschränken und der Einfluß<br />
durch Jäger, wie im Fall von Auerwild<br />
oder Feldhase, entweder überschätzt<br />
wird, nicht geltend gemacht wird<br />
oder anderen ökonomischen Interessen<br />
unterliegt.<br />
• Jagdgesetzliche Regelungen bieten<br />
keine ausreichende Grundlage für die<br />
Erhaltung und den Schutz von besonders<br />
sensiblen Arten (vgl. Gamauf<br />
1991, Zedrosser 1996). Es wird und<br />
kann derzeit allein aufgrund jagdgesetzlicher<br />
Regelungen nicht genug für<br />
den Erhalt besonders gefährdeter Arten<br />
getan werden (vgl. Gepp und<br />
Zorn 1994, Völk 1997).<br />
• Die alleinige Einstellung der Jagd<br />
kommt in weiten Bereichen einer<br />
Symptombehandlung gleich, da Lebensraumverschlechterung<br />
als eine<br />
der Hauptursachen für die Gefährdung<br />
von Arten anzusehen ist (Völk<br />
1995, Gepp und Zorn 1994).<br />
• Das Interesse der Jäger garantiert in<br />
einem Revierjagdsystem wie in Österreich<br />
die Hege einer begrenzten Anzahl<br />
von Wildarten; und es trägt über<br />
die Revieraufsicht in einem solchen<br />
System auch zum Schutz von Wildtieren<br />
<strong>bei</strong>.<br />
• Generell kann das Interesse der Jäger<br />
den Schutz und die Erhaltung von<br />
Wildtieren beeinflussen, aber nicht<br />
garantieren. Es kann, wie im Fall von<br />
Wiedereinbürgerungen, sehr erfolgreich<br />
zum Artenschutz <strong>bei</strong>tragen,<br />
wird sich aber immer auf wenige Arten<br />
beziehen und da<strong>mit</strong> nur beschränkt<br />
im Artenschutz Wirkung erlangen.<br />
Die Tagung stand unter dem Titel<br />
„Jagd im Spiegel der Zeit". Ich denke,<br />
alleine die Tatsache, daß heute über<br />
den Einfluß der Jagd auf den Schutz<br />
und die Erhaltung von Wildtieren<br />
diskutiert wird, verdeutlicht, wie sehr<br />
sich die Jagd im Spiegel der Zeit gewandelt<br />
hat.<br />
Literatur:<br />
Anderluh, G. (1985): Notwendige Wildstandsreduzierung<br />
ist auch Hege...: in: Der Anblick<br />
Heft 10, Okt. 1985. S. 402 - 405.<br />
Gamauf, A. (1991): Greifvögel in Österreich.<br />
Monographien des Umweltbundesamtes, Bd. 29,<br />
Hrsg. UBA, Wien. 136 S.<br />
Gepp, J. und Zorn S. (1994): <strong>Rot</strong>e Listen gefährdeter<br />
Tiere Österreichs. Grüne Reihe des<br />
Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und<br />
Familie, Band 2, fünfte Auflage. Styria Medienservice.<br />
355 S.<br />
Shackelton, D.M. (1997): Wild Sheep and Goats<br />
and their Relatives. Status Survey and Conservation<br />
Action Plan for Caprinae. IUCN/SSC<br />
Caprinae Specialist Group. Information Press,<br />
Oxford, UK. 390 S.<br />
Kalchreuter, H.: Auswirkungen der Jagd auf<br />
Tierpopulationen. In: F.A.C.E. II, Handbuch<br />
der Jagd in Europa, Band II. S. VII/1- VII/61.<br />
Klaus, S. (1994): To Survive or To Become Extinct:<br />
Small Populations of Tetraonids in Central<br />
Europe. In: Minimum Animal Populations.<br />
ed. Remmert, H. 1994 Springer Verlag. S. 237-<br />
152.<br />
Kux, S. (1989): Gesetzeslage. In: Umweltbericht<br />
Tierwelt. Hrsg. und Verleger Österreichisches<br />
Bundesinstitut für Gesundheitswesen. S. 185 -<br />
199.<br />
Leolpold, A. (1992): Am Anfang war die Erde:<br />
Ein Plädoyer zur Umweltethik. Sand County<br />
Almanac. Knesebeck Verlags KG München. 190<br />
S.<br />
Marti, C. (1993): Merkblatt Waldwirtschaft<br />
und Auerhuhn. Hrsg. Bundesamt für Umwelt,<br />
Wald und Landschaft (BUWAL) Bern und<br />
Schweizerische Vogelwarte Sempach. Eidgenössische<br />
Drucksachen- und Materialzentrale<br />
(EDMZ), 3000 Bern, 17 S.<br />
Müller, P. (1998): Die Jagd hilft der Schnepfe.<br />
In: Jäger 3/98. S. 44 - 47.<br />
Völk, F. (1990): Wer starr bleibt, wird zerbrechen!<br />
Über das Jagen und über jagdliche Tradition<br />
aus der Sicht der Wissenschaft. Der Anblick<br />
45/11: 466 - 471<br />
Völk, F. (1995): Wildtiere im Schußfeld. Naturgut<br />
zwischen Freizeitgesellschaft und jagdlichem<br />
Rechtsanspruch. In: Gstettn. Mitteilungen des<br />
Distelvereins Nr. 28, Mai 1995. S. 10- 13.<br />
Völk, F. (1997): Schälschäden und <strong>Rot</strong>wildmanagement<br />
in Abhängigkeit von Jagdgesetz und<br />
Waldaufbau in Österreich. Dissertation an der<br />
Univ. f. Bodenkultur Wien, erstellt am Institut<br />
für Wildbiologie und Jagdwirtschaft. 252 S. +<br />
Anhang.<br />
Weizsäcker, E.U. (1994): Erdpolitik. Ökologische<br />
Realpolitik an der Schwelle zum Jahrhundert<br />
der Umwelt. 4. Auflage. Wissenschaftl.<br />
Buchgesellschaft Darmstadt. 299 S.<br />
Zedrosser, A. (1996): Der Wolf (Canis lupus) in<br />
Österreich. Historische Entwicklung und Zukunftsaussichten.<br />
Hrsg. Forschungsinstitut<br />
WWF Österreich, Studie 25. 34 S.<br />
Zeiler, H. (1996): Jagd und Nachhaltigkeit.<br />
Monographien des Umweltbundesamtes Bd.<br />
73.131 S.<br />
Zeiler, H. (1997): Jagd und Wildtier in Österreich.<br />
Soziologisch Wildbiologische Analyse von<br />
Jagd und Jägern im Jahr 1996. Dissertation an<br />
der Universität für Bodenkultur Wien. 102 S. +<br />
Anhang.<br />
9/98 JAGD IN TIROL 6<br />
➜<br />
Jüngerer Jagdaufseher<br />
für stadtnahes Revier<br />
(Innsbruck) gesucht.<br />
Zuschriften bitte unter Chiffre-Nr. 906<br />
an Prologo Werbeagentur GmbH.,<br />
Brixner Str. 1, 6020 Innsbruck
Biologie des Alpenmurmeltiers<br />
Alpenmurmeltiere sind grünfutterfressende,<br />
tagaktive, soziale Nagetiere,<br />
die einen Winterschlaf halten. Das<br />
heutige natürliche Verbreitungsgebiet<br />
beschränkt sich auf eine 400–600<br />
Höhenmeter breite Zone oberhalb<br />
der lokalen Waldgrenze. Einen wesentlichen<br />
Anspruch an den Lebensraum<br />
stellt die Möglichkeit zur Anlage<br />
von Bauen dar (z.B. Grabfähigkeit<br />
des Bodens), welche die für den Winterschlaf<br />
erforderlichen Temperaturbedingungen<br />
bieten. Als Futter werden<br />
junge und leicht verdauliche<br />
Pflanzenteile bevorzugt, da Murmeltiere<br />
ihre Nahrung unvollständig zerkleinern<br />
und deshalb nur schlecht<br />
aufschließen können. Als Winterschläfer<br />
sind sie in der kalten Jahreszeit<br />
ausschließlich auf die in den<br />
Sommermonaten gespeicherten Fettreserven<br />
angewiesen. Der Lebensraum<br />
der Murmeltiere wird von offenen<br />
Landschaften <strong>mit</strong> kurzgrasiger<br />
Vegetation geprägt und stellt da<strong>mit</strong><br />
besondere Anforderungen an die für<br />
diese soziale Art so wichtige akustische<br />
Kommunikation.<br />
Etwa 10–20 Tage nach dem Winterschlaf<br />
paaren sich die Tiere. Die<br />
Weibchen, die nur etwa 24 Stunden<br />
paarungsbereit sind, gebären nach einer<br />
Tragzeit von 33 bis 34 Tagen<br />
durchschnittlich 5 Junge. Diese sind<br />
ca. 30 Gramm schwer und zunächst<br />
noch nackt und blind. Ungefähr im<br />
Alter von 40 Tagen verlassen die<br />
Jungtiere erstmals den Wurfbau, um<br />
sich aktiv auf Nahrungssuche zu begeben.<br />
Mit 60 bis 65 Tagen sind die<br />
Jungen weitgehend selbständig. In<br />
der kurzen Periode von Juli bis September<br />
muß das für die erfolgreiche<br />
Überwinterung notwendige Körpergewicht<br />
erreicht werden, bevor sich<br />
die Murmeltiere Anfang Oktober<br />
endgültig in ihre Baue zum Winterschlaf<br />
zurückziehen.<br />
Die Sozialstruktur des Alpenmurmeltieres<br />
basiert auf Familiengruppen bestehend<br />
aus bis zu 20 Individuen <strong>mit</strong><br />
definierten Territorien von etwa 2 bis<br />
3 ha Größe. Eine Familie besteht in<br />
der Regel aus einem dauerhaft monogamen,<br />
streng territorialen adulten<br />
Paar, den Jungtieren des letzten Wurfes<br />
und den Nachkommen früherer<br />
Jahrgänge. Die Geschlechtsreife wird<br />
nach der zweiten Überwinterung erreicht.<br />
Die meisten Nachkommen<br />
bleiben auch nach der dritten Überwinterung,<br />
manchmal sogar länger,<br />
im elterlichen Familienverband. Diese<br />
Merkmale des sozialen Lebens -<br />
Paarleben und späte Abwanderung<br />
der Jungtiere - sind eine Anpassung<br />
an die harten Winter ihres alpinen<br />
Lebensraumes. Die erfolgreiche<br />
Überwinterung speziell der Jungtiere<br />
ist von der Familiengröße abhängig.<br />
Die Wirksamkeit der sozialen Thermoregulation<br />
(Wärmeflascheneffekt)<br />
ist umso höher, je mehr Tiere zu den<br />
„Heizkosten” <strong>bei</strong>tragen. Die Überwinterung<br />
ist so<strong>mit</strong> die kritischste<br />
Phase im Lebenszyklus der Murmeltiere.<br />
Die durchschnittliche Wintersterblichkeit<br />
ist sehr hoch und <strong>mit</strong><br />
über 93% der Gesamtsterblichkeit<br />
die Haupttodesursache. Die meisten<br />
Jungtiere sterben schon während ihrer<br />
ersten Überwinterung.<br />
Zu den natürlichen Feinden zählen<br />
vor allem Steinadler und Fuchs. Gelegentlich<br />
können Jungtiere<br />
auch von Uhu,<br />
Kolkrabe und Habicht<br />
erbeutet werden, in selteneren<br />
Fällen auch von<br />
Marderartigen. Der oft<br />
diskutierte hohe Befall<br />
<strong>mit</strong> Darmparasiten spielt<br />
hingegen als Mortalitätsursache<br />
nur eine unbedeutende<br />
Rolle. Im Winter, also<br />
genau zur Zeit der höchsten<br />
Sterblichkeitsrate, sind<br />
die Murmeltiere sogar völlig<br />
frei von Darmparasiten. Zu<br />
diesen zählen vor allem der<br />
murmeltierspezifische Bandwurm<br />
Ctenotaenia marmotae<br />
und der Spulwurm Citellina<br />
alpina. Die übrigen Darmparasiten<br />
(verschiedene Arten<br />
von Fadenwürmern) sind nicht<br />
auf das Murmeltier spezialisiert, sondern<br />
kommen vor allem <strong>bei</strong> Schalenwildarten<br />
und Weidevieh vor. Der<br />
einzige Außenparasit der Murmeltiere<br />
ist die Milbe Hirstionyssus blanchardi,<br />
andere Hautparasiten wie z.B. Flöhe<br />
und Läuse konnten nicht nachgewiesen<br />
werden.<br />
Aus der neuen Broschüre:<br />
Monika Perleuthner<br />
Murmeltiere<br />
Ausbreitung - Ausrottung -<br />
Aussetzung<br />
Herausgegeben von der Zentralstelle<br />
Österreichischer Landesjagdverbände<br />
Inhalt: Die Gattung - Biologie des Alpenmurmeltiers<br />
- Murmeltier und<br />
Mensch - Gegenwärtige Verbreitung<br />
in Österreich - Eiszeitliche Fossilienfunde<br />
- Historisch belegte Vorkommen<br />
und lokale Ausrottung - Aussetzzungen<br />
in Österreich - Ausblick<br />
Weiters <strong>bei</strong>nhaltet das Werk zahlreiche<br />
Karten, Abbildungen sowie Tabellen.<br />
Die 20-seitige vierfärbige Broschüre<br />
ist in der Geschäftsstelle des<br />
<strong>Tiroler</strong> <strong>Jägerverband</strong>es zum Preis von<br />
ATS 60,– erhältlich.<br />
7 JAGD IN TIROL ➜ 9/98
Ein Weidmannsheil den Jubilaren<br />
Im September gratulieren die <strong>Tiroler</strong> Jäger den Weidkameraden<br />
Zur Vollendung<br />
des 92. Lebensjahres:<br />
Johann Sprenger-Steixner, Schönberg<br />
Zur Vollendung<br />
des 89. Lebensjahres:<br />
Franz Strießnig, Innsbruck<br />
Zur Vollendung<br />
des 88. Lebensjahres:<br />
Alois Lorenz, Strengen<br />
Heinrich Schweigl, Polling<br />
Zur Vollendung<br />
des 87. Lebensjahres:<br />
Guido Breuß, Göfis<br />
Zur Vollendung<br />
des 86. Lebensjahres:<br />
Andrä Schwaiger, Kirchberg i.T.<br />
Zur Vollendung<br />
des 85. Lebensjahres:<br />
Prof. Dr. Berthold Beitz, Essen, D<br />
Zur Vollendung<br />
des 84. Lebensjahres:<br />
Dr. Kurt Gattinger, Innsbruck<br />
Zur Vollendung<br />
des 83. Lebensjahres:<br />
Michael Ahrer, Untertilliach<br />
Robert Heitkamp, Herne, D<br />
Zur Vollendung<br />
des 82. Lebensjahres:<br />
Josef Girardelli, Kufstein<br />
Peter Brantner, Waidring<br />
Johann Rudigier, Kappl<br />
Klaus Abeken, Pöcking, D<br />
Zur Vollendung<br />
des 80. Lebensjahres:<br />
Ing. Rudolf Labner, Kirchbichl<br />
Richard Mayer, Offenbach/Main, D<br />
Zur Vollendung<br />
des 79. Lebensjahres:<br />
Georg Salvenmoser, Scheffau<br />
Ernst Jäger, Spiß<br />
Josef Achermann, Luzern, CH<br />
Anton Stocker sen., Thal-Assling<br />
9/98 JAGD IN TIROL 8<br />
➜<br />
Zur Vollendung<br />
des 78. Lebensjahres:<br />
Eustachius Kallpacher, Lienz<br />
David Vergeiner, Mittewald<br />
Klaus Strobl, St. Leonhard i.P.<br />
Andreas Riedl, Kirchberg i.T.<br />
Zur Vollendung<br />
des 77. Lebensjahres:<br />
Dr. Helmut Hintner, Absam<br />
Theodor Meyer, Rapperswil, CH<br />
Robert Seyringer, Innsbruck<br />
Hedwig Batzer, Arlesheim, CH<br />
Eberhard Layher, Güglingen, D<br />
Josef Taxauer, Maurach a.A.<br />
Arno Mock, Wertherbruch, D<br />
Zur Vollendung<br />
des 76. Lebensjahres:<br />
Franz Bauer, Absam<br />
Josef Exenberger, Söll<br />
Ing. Josef Köck, Innsbruck<br />
Richard Rief, Tannheim<br />
Fritz Sonnenschein, Hagen, D<br />
Walter Maerki, Villigen, CH<br />
Otto Rainer, Lienz<br />
Karl Riml, Sölden<br />
Josef Markt, Sautens<br />
Johann Bachmann, Mittewald<br />
Josef Aschenwald, Mayrhofen<br />
Zur Vollendung<br />
des 75. Lebensjahres:<br />
Raphaele Canonoca, Frenkendorf,CH<br />
Adrian Deuring, Bregenz<br />
Michael Egger, Ainet<br />
Max Frölicher, Zumikon, CH<br />
Alois Geisler, Achenkirch<br />
Matthias Haselsberger, Kufstein<br />
Hans Nothegger, St. Johann i.T.<br />
Josef Rainalter, Götzens<br />
Fritz Reiter, Waidring<br />
Ernst Staudt, Innsbruck<br />
Zur Vollendung<br />
des 70. Lebensjahres:<br />
Mathias Aigner, Kössen<br />
Engelbert Gomig, Dölsach<br />
Hermann Haidacher, Huben<br />
Johann Kaufmann, Laas<br />
Franz Maradorf, Litschau<br />
Alois Posch, Imst<br />
Rupert Rieder, Jochberg<br />
Josef Salchner, Fritzens<br />
Josef Scherl, Schnann<br />
Walter Spachtholz, München, D<br />
Felix Wegleiter, Haiming<br />
Johann Zweng, Pfronten, D<br />
Zur Vollendung<br />
des 65. Lebensjahres:<br />
Dipl.-Ing. Karl Bauer, Imst<br />
Franz Bondorfer, Maria Rojach<br />
Alois Gsaller, Hopfgarten<br />
Fritz Hakemann, Goldenstedt, D<br />
Herbert Haselwanter, Oetz<br />
Gottfried Klieber, Nussdorf-Debant<br />
Hubert Konrad, Ischgl<br />
Johann Kopsa, Hainburg<br />
Georg Reingruber, Grosshabersdorf,D<br />
Leonhard Schmalzl, Innsbruck<br />
Stefan Schwaiger, St. Johann i.T.<br />
Alois Schweigl, Telfs<br />
Hubert Steinlechner, Vomp<br />
Stefan Strasser, Brixen i.Th.<br />
Robert Waldegger, Nauders<br />
Helmut Zerbe, Idstein-Leuzhahn, D<br />
Zur Vollendung<br />
des 60. Lebensjahres:<br />
Karl Aigner, Aschbach<br />
Johann Aschaber, Westendorf<br />
Franz Auer, Stanz<br />
Franz Josef Berkenskötter, Ölde, D<br />
Anneliese Danninger, Mutters<br />
Josef Deisenberger, Zams<br />
Jörg Eyke Eickhoff, Düsseldorf, D<br />
Gustav Greule, Pforzheim, D<br />
Franz Höllwarth, Gattererberg<br />
Christel Jenewein, Gries a.Br.<br />
Walter Kathrein, Oberalm<br />
Othmar Kolb, Matrei a.Br.<br />
Ulrich Krause, Loxstedt, D<br />
Johann Kreutner, Schwaz<br />
Wilfried Mair, Pfalzen<br />
Anton Riedmann, Kelchsau<br />
Helmut Schöpf, Längenfeld<br />
Wilfried Striessnig, Innsbruck<br />
Eduard Troger, Lanersbach<br />
Nachträglich ein kräftiges Weidmannsheil<br />
zur Vollendung des 70. LebensjahresanRolandJäckel,Innsbruck
Das darf doch nicht wahr sein!<br />
Bei der Jagd passieren manchmal Dinge, die man besser nicht erzählt.<br />
Menschen, die nicht da<strong>bei</strong> waren, können sie einfach nicht glauben und reihen sie schnell in die Kategorie<br />
Jägerlatein ein. Oft aber erzählt man Geschichten besser auch deshalb nicht, weil sie einen selbst bloßstellen<br />
würden.<br />
Wer macht sich schon gerne selber lächerlich!<br />
Manche Menschen scheinen allerdings geradezu einen Drang dazu zu haben. Vielleicht halten sie aber<br />
auch ihre Mitmenschen für dumm. Warum ich das vermute? Lesen Sie die folgenden Geschichten über leider<br />
wahre Begebenheiten.<br />
Es kommt immer wieder einmal vor, dass das Unterfkiefer eines <strong>Reh</strong>bockes oder eines Hirsches verschlampt<br />
oder vom Hund „entwendet” wird. Eigentlich keine große Sache, und die Mitglieder der Bewertungskommissionen<br />
<strong>bei</strong> den Trophäenschauen können es verstehen. Sie werden sich zwar aufregen, aber alles lässt sich<br />
regeln, wenn es nicht zu oft passiert.<br />
Es kam auch schon vor, dass ein „lieber Nachbar” nach der Anlieferung schnell das Unterkiefer von einem<br />
<strong>Reh</strong>bock nahm und durch ein Gamsunterkiefer ersetzte. Das mag zuerst zwar ärgerlich sein, später kann<br />
man darüber schmunzeln. Dass allerdings irgendwo in Tirol <strong>bei</strong> einem <strong>Reh</strong>bock aus den nördlichen<br />
Landesteilen bereits <strong>bei</strong> der Anlieferung ein Gamsunterkiefer hing, ärgerte die Männer der Kommission.<br />
Sie kamen sich gepflanzt vor! Sie kennen nämlich den Unterschied! Der Erleger vermutlich nicht!<br />
Es kommt auch immer wieder einmal vor, dass ein Gams nach dem Schuss noch in die Felsen flüchtet, oder<br />
so unglücklich abstürzt, dass die Bergung für einen Normalsterblichen unmöglich ist.<br />
Jedenfalls kenne ich gar nicht so wenig Fälle, wo befreundete Bergrettungsmänner ausrückten, um eine<br />
Gams aus den Felsen zu holen. Manchmal sollten allerdings auch die Jäger ein wenig nachdenken, bevor<br />
sie einen Schuss abgeben. Ich kenne Reviere, wo es an vielen Stellen nicht ratsam ist, eine Gams zu<br />
beschießen. Es ist einfach unweidmännisch, wenn man ein Stück verludern lässt!<br />
Dass allerdings in einem <strong>Tiroler</strong> Bezirk plötzlich <strong>bei</strong> der Trophäenschau an der Tafel nur einige<br />
Trophäenanhänger befestigt waren, ärgerte mich! Stand doch darauf „verschossen”! Auf Fragen erhielt ich<br />
die Auskunft: „Diese Gams wurden erlegt, eine Bergung war aber unmöglich!” Für Juristen mag es ein<br />
tolles Diskussionsthema sein, ob diese Gams Fallwild sind, ob sie auf den Abschussplan anzurechnen sind,<br />
ob dem Pirschführer ein Trinkgeld gebührt, ob . . .<br />
Ich mag in diesem Fall nicht diskutieren, ich ärgere mich!<br />
Jeder, der <strong>mit</strong> <strong>Rot</strong>wild zu tun hat und öfters <strong>bei</strong> Fütterungen ist, weiß, dass manchmal auf dem Futterplatz<br />
rötliche Flecken zu sehen sind. Oft kann man auf den ersten Blick wirklich glauben, dass hier ein<br />
Stück geschweißt hat. Im nassen Schnee muss man etwas genauer hinschauen, um zu erkennen, dass ein<br />
Stück nur genässt hat. Meist hängt es vom Futter ab. Nicht mehr lustig ist es allerdings,<br />
wenn ein Hirsch von der Fütterung über eine kleine Nebenstraße zieht und<br />
da<strong>bei</strong> auch solche Flecken hinterlässt. Deshalb nicht mehr lustig, weil ein<br />
allwissender Jagdnachbar diese Flecken sieht und sofort den Hegemeister<br />
und einen Hundeführer alarmiert. Er ist fest davon überzeugt,<br />
dass hier eine Schweinerei passiert ist. Endlich kann er dem<br />
Nachbarn etwas anhängenl Die Nachsuche war natürlich gleich<br />
zu Ende. Entschuldigt hat sich der Alleswisser bis heute nicht!<br />
Wir brauchen eigentlich gar keine Jagdgegner! Wir sind uns<br />
oft selbst Gegner genug! Ich weiß schon, dass ich Geschichten<br />
über eine kleine Minderheit erzählt habe, aber gerade diese<br />
Minderheit prägt oft unser Bild in der Öffentlichkeit.<br />
Müssen einzelne Jäger wirklich andere für dumm verkaufen?<br />
Das fragt sich sehr grantig<br />
die Jagadistel<br />
9 JAGD IN TIROL ➜ 9/98
Dr. Rudolf Wieser - 70 Jahre<br />
Als gesellschaftliches Ergeignis ersten Ranges entpuppte sich das Geburtstagsfest<br />
unseres Landesjägermeisters am 8. August d.J. in Seefeld.<br />
Alles was Rang und Namen hat in Tirol (Zitat ORF, Tirol heute) gab<br />
Dr. Wieser die Ehre: Höchste Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Jagd<br />
und Sport mischten sich unter die ca. 250 geladenen Gäste.<br />
Eine Würdigung aus jagdlicher Sicht <strong>mit</strong> ganz persönlichen<br />
Anmerkungen von Landesjägermeister-Stv. Dr. Rudolf Machenschalk:<br />
Geschätzte Festgäste,<br />
ehrenwerter Landesjägermeister,<br />
lieber Freund und Jubilar!<br />
Vor gar nicht langer Zeit - so scheint<br />
es mir wenigstens - habe ich Dir aus<br />
einem ähnlichen Anlaß in der „Jagd<br />
in Tirol” einen offenen Brief geschrieben.<br />
Ich könnte mich daher an Deinem<br />
heutigen Festtag kurz fassen. Für<br />
diejenigen aber, die den Brief nicht<br />
gelesen haben, und jene, denen der<br />
fortschreitende Gedächtnisschwund<br />
ebenfalls Schwierigkeiten<br />
macht, darf ich ein paar Fakten<br />
wiederholen.<br />
Damals, also vor 10 Jahren,<br />
schrieb ich, daß Du in Ehrwald<br />
geboren wurdest. Das war 1928<br />
- übrigens ein bemerkenswerter<br />
Jahrgang. Nur ein paar Monate<br />
später im 20 km entfernten<br />
<strong>Reutte</strong> widerfuhr mir das gleiche.<br />
Wir sind also <strong>bei</strong>de gebürtige<br />
Außerferner. Als solcher weiß<br />
ich, daß die Ehrwalder in unserem<br />
gemeinsamen Heimat-und<br />
Geburtsbezirk als ein besonderer<br />
Menschenschlag gelten. Ethnologisch<br />
stellen sie eine Sondergruppe<br />
dar und sind nur schwer<br />
einzuordnen: Sie sind kräftig gebaut,<br />
dunkelhaarig - soweit vorhanden<br />
- und stets braun gebrannt.<br />
Ihr hervorstechendes Merkmal<br />
ist aber ihre Freude am Disput.<br />
Man sagt, daß sie niemals einem solchen<br />
aus dem Weg gehen.<br />
Und ihre Herkunft liegt im Dunkeln.<br />
Die Legende - sie hat übrigens nichts<br />
<strong>mit</strong> der Hubertuslegende zu tun -<br />
sagt, daß man den ersten Ehrwalder<br />
durch Auslegen von Ziegernudeln aus<br />
den Schröfen und Klüften des Zugspitzmassivs<br />
angelockt und so der Zi-<br />
vilisation nahe gebracht hat. Legenden<br />
haben den Vorteil, nicht wahr<br />
sein zu müssen, aber der Mythos<br />
bleibt. Wie auch immer, lieber<br />
Freund, Du bist durch die Gnade der<br />
Geburt und nicht durch Abstammung<br />
Ehrwalder, und das alles war<br />
lange vor Deiner Zeit.<br />
Dein weiterer Lebensweg hat Dich<br />
dann aus dem Außerfern geführt.<br />
Jagdlich bist Du aber auf Deiner<br />
Wanderung wie ein Lachs wieder<br />
dorthin zurückgekehrt und hast vor<br />
35 Jahren Dein erstes Jagdrevier in<br />
Nesselwängle im Tannheimertal gepachtet.<br />
Erst später zogst Du über<br />
den Fern ins schöne Brandenbergtal,<br />
wo das Revier Rumpf-Kaiserhaus Deine<br />
zweite jagdliche Heimat wurde.<br />
Schon frühzeitig hast Du Dich als<br />
wortgewandter und engagierter Verfechter<br />
und Anwalt der Jagd und unseres<br />
Wildes profiliert. In verschiedensten<br />
Funktionen hast Du Dein<br />
Wissen und Können zur Verfügung<br />
gestellt. Herausragend war aber stets -<br />
wie bereits erwähnt - Deine Freude<br />
am Disput. Im jährlich tagenden Jägerparlament<br />
sollst Du <strong>mit</strong> Deinem<br />
Freund Eberhard Molling den damaligen<br />
Vorstand manchmal zur Verzweiflung<br />
gebracht haben. Schließlich<br />
soll ein kleiner Kreis von Aufrechten<br />
- zu denen auch Du gehört<br />
hast - befunden haben, frischen Wind<br />
in den <strong>Tiroler</strong> <strong>Jägerverband</strong> zu bringen.<br />
Die Aufständischen, die sich selbst als<br />
„Dream Team” empfanden, waren<br />
überzeugt, sich auf Anhieb <strong>bei</strong> der<br />
Wahl im Jahre 1973 durchzusetzen.<br />
Was mich und manche andere heute<br />
noch wundert ist, daß gestandene <strong>Tiroler</strong><br />
nicht wußten, daß zumindest<br />
damals ohne Bezirkskaiser in diesem<br />
Land gar nichts ging. Nach Bekanntwerden<br />
des Wahlergebnisses<br />
soll das „Dream Team” <strong>mit</strong><br />
in kürzester Zeit erheblich in<br />
die Länge mutierten Häuptern<br />
die Wahlarena wieder verlassen<br />
haben.<br />
Schließlich dauerte es zwei Perioden<br />
oder zwölf Jahre, bis von<br />
einem Teil der Bezirkskaiser,<br />
sprich Bezirksjägermeister, der<br />
Ruf an Dich gerichtet wurde,<br />
neuerdings zu kandidieren.<br />
Schon Adenauer hat gesagt: das<br />
Amt muß zum Manne kommen<br />
- und so wurdest Du am 29. Juni<br />
1985 im Bernardisaal des<br />
Stiftes Stams <strong>mit</strong> 62% zum<br />
Landesjägermeister von Tirol<br />
gewählt. Deinen Mitkandidaten<br />
- zu denen auch ich gehörte<br />
- empfahlst Du, dort nicht zu erscheinen,<br />
um uns die Peinlichkeit einer<br />
eventuellen Niederlage zu ersparen.<br />
In Wirklichkeit - so vermuteten wir -<br />
wolltest Du Deinen Triumph allein<br />
auskosten. Aber das ist zugegebenermaßen<br />
eine Unterstellung.<br />
Zweimal wurdest Du seitdem wiedergewählt.<br />
Das letzte Mal im vorigen<br />
Jahr von 235 Delegierten <strong>mit</strong> sage<br />
und schreibe 235 Stimmen, also <strong>mit</strong><br />
9/98 JAGD IN TIROL 10<br />
➜<br />
Der Jubilar <strong>mit</strong> Gattin Maria, die das perfekte Fest organisierte.
100 %. Manchem Politiker dürfte <strong>bei</strong><br />
diesem Ergebnis das Wasser im Mund<br />
zusammengelaufen sein. So bist Du<br />
also, lieber Freund, jetzt im 14. Kopf<br />
als Landesjägermeister.<br />
Als Du damals zum ersten Mal gewählt<br />
wurdest, erwarteten oder unterstellten<br />
Dir manche, daß Du zum<br />
Sturm auf die Bürgerstraße und zum<br />
Bauernkrieg blasen würdest. Nichts<br />
davon geschah. Als erstes hast Du<br />
Deinem unterlegenen Vorgänger die<br />
Freundeshand gereicht und der Landund<br />
Forstwirtschaft eine ehrliche, offene<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t angeboten.<br />
Viel Standvermögen hast Du in all<br />
diesen Jahren bewiesen, manches abgewendet<br />
und den Stellenwert der<br />
Jagd in Tirol nicht nur mannhaft verteidigt,<br />
sondern auch gefestigt. Wieviel<br />
Zeit und Ar<strong>bei</strong>t Du in ehrenamtlichen,<br />
freiwilligen Fronschichten neben<br />
Deinem aufreibenden und einen<br />
ganzen Mann fordernden Beruf geleistet<br />
hast, vermögen nur diejenigen zu<br />
ermessen, die Dich all die Jahre begleitet<br />
haben. Jahr für Jahr ziehst Du<br />
wortgewaltig durch alle Bezirke des<br />
Landes, sprichst <strong>bei</strong> den Trophäenschauen<br />
<strong>mit</strong> und ohne Tafeln zu Deinen<br />
Jägern, und alle hören Dir stets<br />
begeistert zu. Deine Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t<br />
in Wort, Schrift und Bild,<br />
sprich Fernsehen, ist bekannt und<br />
hochgeschätzt im ganzen Land, ja in<br />
ganz Österreich und darüber hinaus.<br />
Deine Auftritte in Talk-Shows sind<br />
Legende. Wir alle erinnern uns noch<br />
<strong>mit</strong> großem Vergnügen an das „Duell”<br />
<strong>mit</strong> Vera oder an Barbara Stöckl,<br />
der Du empfahlst, ihre Help-TV-Sendung<br />
in „Märchenstunde” umzutaufen,<br />
als sie Dich <strong>mit</strong> einem Narkosegewehr<br />
zur Jagd auf wildernde Hunde<br />
in den Wald schicken wollte. Nun lieber<br />
Freund, eine Steigerung gäbe es<br />
noch: Wie wär’s am Freitag Abend<br />
<strong>mit</strong> Gerti Senger? Eine Debatte über<br />
vergleichendes Brunftverhalten <strong>bei</strong>m<br />
<strong>Rot</strong>wild brächte bestimmt Lust auf<br />
Liebe und wäre garantiert ein Quotenhit.<br />
Dein Freund Gerd Bacher,<br />
wäre er noch GI <strong>bei</strong>m ORF, hätte jedenfalls<br />
<strong>mit</strong> Dir große Freude.<br />
Ich habe mich oft gefragt, wo das Geheimnis<br />
Deines Erfolges liegt. Ich<br />
glaube, daß dies zum einen darin besteht,<br />
daß Du minutiös recherchierst<br />
und analysierst. Zum zweiten liegt es<br />
darin, daß Du stets meinst, was Du<br />
sagst. Und schließlich wirst Du trotz<br />
Deiner Dir angeborenen Angriffslust<br />
im entscheidenden Augenblick wieder<br />
sachlich und bist da<strong>mit</strong> glaubwürdig<br />
und verantwortungsbewußt.<br />
Meine Laudatio wäre aber nicht vollständig<br />
und nicht korrekt, wenn ich<br />
nicht auch noch festhalten würde,<br />
daß Du neben Deinem Amt als Landesjägermeister<br />
auch ein rechter Jäger<br />
vom Scheitel bis zur Sohle bist. Deine<br />
knappen Erlebnisschilderungen bezeugen<br />
dies. Düpieren und Bluffen<br />
kommt <strong>bei</strong> Dir erst nach der Pirsch<br />
am Kartentisch <strong>bei</strong> einem zünftigen<br />
Watter zum Vorschein.<br />
Dr. Rudolf Machenschalk gratuliert im Namen des <strong>Tiroler</strong> <strong>Jägerverband</strong>es.<br />
Lieber Freund, werde trotz allem was<br />
heute und hier über Dich gesagt wird,<br />
nicht eitler als Du ohnehin bist, und<br />
bleib so bescheiden wie Du immer<br />
gerne wärest. Wir alle sagen dies nur<br />
deswegen, weil wir <strong>mit</strong> Dir heute feiern<br />
wollen und Dir für Deine<br />
Freundschaft danken möchten. Ich<br />
ganz besonders, dem durch unsere<br />
Jagd als Wegbegleiter diese späte<br />
Freundschaft <strong>mit</strong> Dir zuteil wurde.<br />
Für Deine vielen Verdienste und Erfolge<br />
sind Dir schon zahlreiche Ehrungen<br />
widerfahren. So steckt fast in<br />
jedem Knopfloch Deiner diversen<br />
Anzüge schon ein güldener Knopf,<br />
und kürzlich wurde Dir sogar ein besonderer<br />
Schmuck um den Hals gelegt.<br />
Mit letzterem könnten wir übri-<br />
gens einmal gemeinsam auf den<br />
Opernball gehen. Wir könnten uns<br />
dann den Festetic einladen und <strong>mit</strong><br />
ihm über das Imponiergehabe von<br />
Mensch und Tier debattieren.<br />
Doch Spaß <strong>bei</strong>seite, der <strong>Tiroler</strong> <strong>Jägerverband</strong><br />
kann Dir also an Deinem<br />
Festtag nichts Güldenes mehr bieten.<br />
So haben wir für Dich nach einem<br />
passenden Bild gesucht und sind<br />
<strong>bei</strong>m österreichischen Maler Fischer-<br />
Köystrand fündig geworden. Beinahe<br />
hätten wir für Dich aus seinem bekannten<br />
Mappenwerk „Oh, diese<br />
Weiber” ein Blatt erworben. Wir<br />
meinten aber, daß dies zu einem 70.<br />
Geburtstag doch nicht ganz passen<br />
würde. Daher haben wir eines seiner<br />
Jagdbilder aus dem Jahr 1891 für<br />
Dich ausgesucht und hoffen, Dir da-<br />
<strong>mit</strong> ein wenig Freude zu machen und<br />
Dir bescheiden Dank zu sagen. Symbolisch<br />
sei da<strong>mit</strong> das Hundeleben eines<br />
Jagdfunktionärs dargestellt.<br />
Lieber Freund und Landesjägermeister,<br />
da es Dein ausdrücklicher<br />
Wunsch war, daß ich als einziger Vertreter<br />
der Jagd an Deinem Festtag<br />
sprechen soll, darf ich Dir die herzlichsten<br />
Glückwünsche aller anwesenden<br />
und nichtanwesenden österreichischen<br />
Landesjägermeister, der<br />
Vorstands<strong>mit</strong>glieder des TJV, aller<br />
neun Bezirksjägermeister, ihrer Stellvertreter,<br />
der Hegemeister, Pächter,<br />
Berufsjäger und Jagdaufseher, kurzum<br />
all Deiner 14.000 <strong>Tiroler</strong> Jäger<br />
überbringen.<br />
Weidmannsheil!<br />
11 JAGD IN TIROL ➜ 9/98
Streiflichter vom Geburtstagsfest:<br />
Die prominenten Gäste namentlich vorzustellen, würde den Rahmen sprengen.<br />
Soviel aber sei verraten: Neben dem Vorstand des <strong>Tiroler</strong> <strong>Jägerverband</strong>es<br />
wäre die <strong>Tiroler</strong> Landesregierung ebenso beschlußfähig gewesen wie die Österreichische<br />
Landesjägermeisterkonferrenz.<br />
Wirtschaftsbosse und höchste Landesbeamte mischten sich ebenso unter die<br />
Gratulanten wie Rechtsanwaltskollegen und Sportlegenden.<br />
Eine weitere beeindruckende Laudatio hielt der ehemalige Generalintendant<br />
des ORF, Dr. Gerd Bacher.<br />
Musikalische Geburtstagswünsche überbrachten die Musikkapellen von Seefeld<br />
und Roppen sowie die Jagdhornbläsergruppe Osttirol aus Lavant.<br />
Fotos: Privat
Bürozeiten<br />
der Geschäftsstelle<br />
Von Montag bis Donnerstag jeweils<br />
von 7.30 bis 13.00 Uhr und von<br />
14.00 bis 17.00 Uhr; am Freitag von<br />
7.30 bis 13.00 Uhr<br />
Rechtsberatung<br />
Nach telefonischer Voranmeldung<br />
(0 512 / 57 10 93, 57 49 73) können<br />
kurzfristig Termine <strong>mit</strong> unserem<br />
Rechtsberater Dr. Stefan Zelger vereinbart<br />
werden. Die Beratungsgespräche<br />
finden in den Räumlichkeiten<br />
der Geschäftsstelle des <strong>Tiroler</strong> <strong>Jägerverband</strong>es,<br />
Adamgasse 7a, in Innsbruck<br />
statt.<br />
In der Geschäftsstelle werden abgegeben<br />
oder auf Wunsch zugesandt:<br />
• Verbandsabzeichen für den Hut<br />
(ATS 60,–), als Anstecknadel<br />
(ATS 50,–)<br />
• Jagderlaubnisscheinvordrucke<br />
(ATS 5,–)<br />
• Autoaufkleber (ATS 10,–)<br />
• Hinweistafeln, Format 30 x 40 cm<br />
(ATS 100,–)<br />
• Wildbretanhänger (ATS 5,– )<br />
• Wildbrethygiene - eine reich illustrierte<br />
Broschüre auf Basis der<br />
Wildfleischverordnung über das<br />
richtige Aufbrechen und Auswerfen<br />
(ATS 25,– )<br />
• Broschüre „Lebensraumverbesserung<br />
für das Wild im Bergland”<br />
(ATS 60,–)<br />
• Broschüre „Wer war es?”, Erkennen<br />
von Raubtierrissen (ATS<br />
40,–)<br />
• Wildfleisch-Direktvermarktung<br />
Ein Hygieneleitfaden für alle, die<br />
mehr aus dem Wildbret machen<br />
wollen. (ATS 60,–)<br />
• Broschüre „Richtiges Erkennen<br />
von Wildschäden am Wald”<br />
(ATS 95,–)<br />
MITTEILUNGEN<br />
DER GESCHÄFTSSTELLE<br />
6020 Innsbruck, Adamgasse 7a<br />
Tel. 0 512 / 57 10 93, 57 49 73, Fax 0 512 / 57 10 93-15<br />
Jagdzeiten für Tirol<br />
Wildart vom bis<br />
Männl. <strong>Rot</strong>wild Kl. I 1. 8 15. 11.<br />
Männl. <strong>Rot</strong>wild Kl. II und III 1. 8.<br />
Weibl. <strong>Rot</strong>wild/ Kälber und<br />
31. 12.<br />
Schmalspießer 1. 6. 31. 12.<br />
Gamswild 1. 8. 15. 12.<br />
Gamswild in Osttirol 1. 8. 31. 12.<br />
Mannl. <strong>Reh</strong>wild Kl. I und 11 1. 6. 31. 10.<br />
Männl. <strong>Reh</strong>wild Kl 111 1. 6. 31. 12.<br />
Weibl. <strong>Reh</strong>wild und Kitze 1. 6. 31. 12.<br />
Steinwild 1. 8. 15. 12.<br />
Muffelwild 1. 8. 31. 12.<br />
Murmeltiere 15. 8. 30. 9.<br />
Feld- und Alpenhasen 1. 10. 15. 1.<br />
Dachse I5. 7. 15. 2.<br />
Auerhahnen (in unger. Jahren) 1. 5. 15. 5.<br />
Birkhahnen 10. 5. 31. 5.<br />
Rackelwild 1. 5. 31. 5.<br />
Haselhahnen 15. 9. 15. 10.<br />
Schneehühner 15. 11. 31. 12.<br />
Stockenten, Ringeltauben 1. 10. 15. 1.<br />
Kolkraben 1. 10. 15. 1.<br />
Elstern, Eichelhäher 1. 10. 15. 1.<br />
Ganzjährig bejagbar: Füchse, Steinmarder, Iltisse,<br />
Waschbären, Marderhund und Schwarzwild.<br />
Folgende Wildarten sind ganzjährig zu schonen: Bären,<br />
Edelmarder, Luchse, Wildkatzen, Rebhühner, Steinhühner,<br />
Wildtauben <strong>mit</strong> Ausnahme der Ringeltauben,<br />
Tannenhäher, Waldschnepfen, Eulen, Falken, Habichte,<br />
Mäusebussarde, Sperber, Steinadler, Bläßhühner,<br />
Graureiher, Möwen, Wildenten <strong>mit</strong> Ausnahme der<br />
Stockenten und Wildgänse.<br />
Weidmannsruh<br />
unseren Jagdkameraden<br />
Dr. med. Friedrich Rudolf<br />
Kematen, 74 Jahre<br />
Alois Erber<br />
Kitzbühel, 96 Jahre<br />
Sonne & Mond<br />
im September/Oktober<br />
28 M l<br />
12 M L<br />
13 D<br />
6.57 19.20 5.24 19.00<br />
6.58 19.17 6.26 19.25<br />
6.59 19.15 7.28 19.50<br />
7.01 19.13 8.29 20.14<br />
7.02 19.11 9.30 20.39<br />
7.03 19.09 10.30 21.06<br />
7.05 19.07 11.30 21.36<br />
7.06 19.05 12.29 22.11<br />
7.08 19.03 13.26 22.51<br />
7.09 19.01 14.21 23.37<br />
7.10 18.59 15.12 0.30<br />
7.12 18.57 15.58 –<br />
7.13<br />
Oktober<br />
18.55 16.40 1.31<br />
7.15 18.53 17.18 2.38<br />
7.16 18.50 17.58 3.50<br />
7.18 18.48 18.25 5.06<br />
7.19 18.46 18.57 6.24<br />
7.20 18.44 19.29 7.44<br />
7.22 18.42 20.04 9.04<br />
7.23 18.40 20.43 10.23<br />
7.25 18.38 21.26 11.38<br />
7.26 18.36 22.15 12.48<br />
7.28 18.34 23.09 13.49<br />
7.29 18.32 24.09 14.42<br />
7.31 18.30 1.10 15.26<br />
7.32 18.29 – 16.04<br />
13 JAGD IN TIROL ➜ 9/98<br />
15 D<br />
16 M<br />
17 D<br />
18 F<br />
19 S<br />
20 S k<br />
21 M<br />
22 D<br />
23 M<br />
24 D<br />
25 F<br />
26 S<br />
27 S<br />
29 D<br />
30 M<br />
1D<br />
2F<br />
3S<br />
4S<br />
5MK<br />
6D<br />
7M<br />
8D<br />
9F<br />
10 S<br />
11 S<br />
14 M<br />
Sonne Mond<br />
Aufgang Untergang Aufgang Untergang<br />
6.51<br />
September<br />
19.28 – 16.43<br />
6.52 19.26 2.15 17.25<br />
6.54 19.24 3.17 18.01<br />
6.55 19.22 3.21 18.32<br />
Bitte!<br />
Bitte, lärm nicht kreuz und quer<br />
und auf und ab im Wald umher!<br />
Wozu gibt es sich’re Wege?<br />
Denk an’s Wild und seine Hege!<br />
Zugleich bitte ich um’s eine:<br />
Häng Dein Hündchen an die Leine!<br />
Furchtbar ist des Feuers Macht,<br />
darum gib auf’s Zündholz acht!<br />
Speisereste, Glas, Papier -<br />
bitte, laß es doch nicht hier:<br />
Zu Natur und Umweltschutz<br />
paßt kein Abfall und kein Schmutz!<br />
Danke!<br />
Die Jägerschaft<br />
Hinweistafel
Jagdrevier (Name, Adresse):<br />
Sehr geehrte(r) Frau/Herr<br />
9/98 JAGD IN TIROL 14<br />
➜<br />
Verständigung<br />
Am wurde Ihr Hund im Revier/Revierteil<br />
Ort/Gemeinde um Uhr vom Jagdschutzorgan/Jagdausübungs-<br />
berechtigten/Jäger<br />
❑ außerhalb der Einwirkung der verantwortlichen Aufsichtsperson<br />
❑ offensichtlich eine Gefahr für das Wild darstellend<br />
❑ wildernd<br />
beobachtet bzw. angetroffen.<br />
Beschreibung des Hundes:<br />
Sie werden dringend ersucht, Ihren Hund in Zukunft ordnungsgemäß in Verwahrung zu nehmen.<br />
Es wird darauf hingewiesen, daß gemäß § 35 <strong>Tiroler</strong> Jagdgesetz 1983 die Jägerschaft berechtigt ist,<br />
Hunde, die wildernd angetroffen werden oder sich außerhalb der Einwirkung ihres Herrn befinden<br />
und offensichtlich eine Gefahr für das Wild darstellen, zu töten. Dies gilt auch außerhalb von behördlich<br />
verfügten Tollwutsperrgebieten!<br />
Anmerkung:<br />
Sie wurden am vom Jagdschutzorgan<br />
bereits schriftlich/mündlich wegen obiger Angelegenheit informiert und unmißverständlich auf die<br />
Verpflichtung zur Verwahrung Ihres Hundes hingewiesen.<br />
Durchschrift ergeht an:<br />
Gemeindeamt/Magistrat<br />
Gendarmerieposten/Polizeiwachstube<br />
Tierschutzverein für Tirol<br />
Hegemeister der Hegebezirke<br />
Hochachtungsvoll<br />
Unterschrift<br />
, am
Rechtsecke<br />
Zur Frage der Haftung des Jagdausübungsberechtigten<br />
für Reviereinrichtungen<br />
Es kommt häufig vor, daß andere Personen<br />
als Jäger sich im Bereich von Fütterungen<br />
aufhalten oder Hochsitze bzw.<br />
Bodensitze besteigen. Gott sei Dank<br />
kommt es da<strong>bei</strong> selten vor, daß sich diese<br />
nichtberechtigten Personen verletzen. Im<br />
folgenden soll dargestellt werden, wann<br />
und unter welchen Voraussetzungen der<br />
Jagdausübungsberechtigte für solche<br />
Schäden zur Verantwortung gezogen<br />
werden könnte.<br />
Wenn sich auch jedermann im Wald<br />
aufhalten darf - aus welchen Gründen<br />
immer - bedeutet dies jedoch nicht, daß<br />
die besonderen Anlagen des Jagdausübungsberechtigten<br />
nach § 43 TJG betreten<br />
werden dürfen. Dies ergibt sich nicht<br />
nur aus der zitierten Gesetzesbestimmung,<br />
sondern auch aus deren Stellung<br />
im Abschnitt „besondere jagdrechtliche<br />
Vorschriften” des TJG. Die alleinige Befugnis<br />
zum Betreten des Hochstandes gebührt<br />
daher dem Jagdausübungsberechtigten<br />
und den von ihm dazu ermächtigten<br />
Personen. Betritt ein Wanderer<br />
unbefugt einen Hochsitz und verletzt<br />
sich da<strong>bei</strong>, so hat er seinen Schaden<br />
selbst zu tragen. Hochsitze sind ständig<br />
den Witterungseinflüssen ausgesetzt und<br />
können daher schnell brüchig werden, so<br />
daß die Gefahren auf der Hand liegen.<br />
Darüber hinaus sollte es auch ohne entsprechende<br />
Hinweisschilder deutlich<br />
sein, daß die Hochsitze weder Kinderspielplätze<br />
noch Aussichtspunkte für<br />
Wanderer darstellen!<br />
Sollte jedoch ein Wanderer durch vom<br />
Hochsitz oder von der Fütterung herabfallende<br />
Teile verletzt werden, ohne sich<br />
widerrechtlich verhalten zu haben,<br />
kann unter Umständen eine Haftung<br />
des Jagdausübungsberechtigten gegeben<br />
sein. Diese Haftung könnte sich auf<br />
§1319 ABGB stützen, wenn der Eintritt<br />
des Schadens auf der magelhaften<br />
Beschaffenheit des Werkes (also des<br />
Hochsitzes oder der Fütterung) beruht<br />
und den Jagdausübungsberechtigten ein<br />
Verschulden am Zustand des Werkes<br />
trifft. Der Jagdausübungsberechtigte<br />
müßte dann beweisen, daß er alles unternommen<br />
hat, um den Schaden zu<br />
verhindern. Wird <strong>bei</strong>spielsweise ein Teil<br />
des Hochsitzes durch Blitzschlag abgelöst<br />
und verletzt einen Wanderer, haftet der<br />
Jagdausübungsberechtigte nicht, ebenso<br />
dann nicht, wenn die Hochsitzleiter angesägt<br />
wurde und umstürzt.<br />
Nur dann, wenn der Jagdausübungsberechtigte<br />
schuldhaft gehandelt hat und<br />
Teile des Hochsitzes oder der ganze<br />
Hochsitz abstürzen, könnte er zur Verantwortung<br />
gezogen werden.<br />
Anders verhält es sich, wenn ein Berechtigter<br />
(also <strong>bei</strong>spielsweise ein Jagdgast)<br />
den Hochsitz betritt und zu Schaden<br />
kommt (<strong>bei</strong>spielsweise durch Brechen einer<br />
Leitersprosse). Hier hat der Jagdausübungsberechtigte<br />
zu beweisen, daß<br />
er alle erdenkliche Sorgfalt angewandt<br />
hat, um den Schadenseintritt zu verhindern,<br />
also <strong>bei</strong>spielsweise die Leitersprossen<br />
im Frühjahr erneuert oder doch<br />
kontrolliert hat.<br />
Solche Schäden deckt die Haftpflichtversicherung,<br />
die durch das Lösen der<br />
<strong>Tiroler</strong> Jagdkarte automatisch abgeschlossen<br />
wird. Strafrechtliche Konsequenzen<br />
deckt diese Versicherung jedoch<br />
nicht. Es ist also möglich, daß der Jagdausübungsberechtigte<br />
wegen fahrlässiger<br />
Körperverletzung zur Verantwortung<br />
gezogen wird.<br />
Im Falle des widerrechtlichen Betretens<br />
des Hochsitzes steht dem Jagdausübungsberechtigten<br />
die Möglichkeit der<br />
Besitzstörungsklage offen, wenn er „den<br />
Störer” kennt. Im Wiederholungsfall<br />
kann sogar eine Unterlassungsklage eingebracht<br />
werden. Sollte der Störer Schäden<br />
am Hochsitz vorsätzlich verursachen,<br />
könnte er wegen Sachbeschädigung<br />
zur Anzeige gebracht werden und<br />
haftet für den Schaden am Hochsitz.<br />
Zuletzt hat Dr. Obholzer im Jahr 1983<br />
in der „Jagd in Tirol” darüber geschrieben.<br />
Sollte der Artikel noch in Erinnerung<br />
sein, darf ich darauf hinweisen,<br />
daß sich an der Rechtsgrundlage<br />
grundsätzlich nichts geändert hat, neue<br />
Gerichtsentscheidungen konnten nicht<br />
gefunden werden.<br />
Aus gegebenem Anlaß möchte ich noch<br />
darauf hinweisen, daß die Errichtung<br />
von Hochständen und Fütterungen<br />
selbstverständlich der schriftlichen Zustimmung<br />
durch den Grundeigentümer<br />
bedarf.<br />
Dr. Stefan Zelger<br />
Rechtsreferent des TJV<br />
§<br />
6020 INNSBRUCK<br />
BRIXNER STRASSE 4<br />
TEL. 0 512 / 57 51 54, 58 41 91<br />
FAX 58 54 89<br />
<strong>Reh</strong>böcke 1998<br />
Steiermark - Gewicht: 690 g, Höhe: 28 cm, Revier:<br />
Stift Admont (Krumau), Revierinhaber: Julius<br />
Eberhadt, Pirschführer: Oj. Karl Bartik, bester<br />
Bock in der Laufbahn des Berufsjägers.<br />
Tirol - Gewicht: 670 g, Höhe: 23 cm<br />
Achenseegebiet<br />
15 JAGD IN TIROL ➜ 9/98
Jagdstatistik 1997 bzw. 1997/98<br />
Jagdgebiete, Jagdkarten,<br />
Jagdschutzpersonal,<br />
Wildabschuss und Fallwild<br />
Im Jagdjahr 1997 bzw. 1997/98 wurden<br />
in den 11.586 Jagdgebieten<br />
Österreichs insgesamt 605.000 Stück<br />
Haarwild und 305.000 Stück Federwild<br />
zur Strecke gebracht.<br />
Bei den Schalenwildarten gab es<br />
35.700 Stück erlegtes <strong>Rot</strong>wild,<br />
222.000 <strong>Reh</strong>e, 26.200 Gemsen,<br />
1.400 Stück Muffelwild und 10.800<br />
Stück Schwarzwild.<br />
Von den Niederwildarten blieben<br />
183.000 Hasen, 52.000 Füchse,<br />
27.800 Wiesel, 22.800 Marder, 7.600<br />
Murmeltiere, 6.500 Dachse, 194.000<br />
Fasane, 71.900 Wildenten, 18.900<br />
Wildtauben, 8.100 Rebhühner und<br />
4.400 Schnepfen auf der Strecke.<br />
Das Abschußergebnis von 605.000<br />
Stück Haarwild für das Jahr 1997/98<br />
lag um 11% über jenem des Vergleichsjahres<br />
1996/97. Während Niederwildarten<br />
um 27% mehr bejagt<br />
wurden, reduzierte sich die Jagdtätigkeit<br />
<strong>bei</strong> Schalenwild um 2%.<br />
Die Zahl des erlegten <strong>Rot</strong>- und<br />
Gamswildes ging um je 3%, des <strong>Reh</strong>wildes<br />
um 1%, des Muffelwildes um<br />
5% und des Schwarzwildes um 15%<br />
zurück. Die weitere Abnahme der<br />
Jagdstrecken <strong>bei</strong> Schalenwild (ohne<br />
9/98 JAGD IN TIROL 16<br />
➜<br />
Schwarzwild) dürfte darauf zurückzuführen<br />
sein, daß sich in vielen Jagdgebieten<br />
der für den vorhandenen Lebensraum<br />
angemessene Wildbestand<br />
noch nicht stabilisiert hat.<br />
Obwohl die Bejagung von Schwarzwild<br />
- das keiner Abschußplanung<br />
unterliegt - infolge schlechter Winterverhältnisse<br />
gegenüber dem Jagdjahr<br />
1996/97 geringer ausfiel, entsprach<br />
die Zahl der erlegten Tiere dem Abschußtrend<br />
der letzten zehn Jahre.<br />
Die höhere Abschußtätigkeit <strong>bei</strong> Niederwild<br />
zeigte, daß die vermehrte<br />
Einrichtung von Hecken-Biotopen<br />
die Deckungs- und Äsungsbereiche<br />
verbessert: Hasen +48%, Wiesel<br />
+39%, Murmeltiere +23%, Iltisse<br />
+4% und Dachse +3%. Nur Füchse<br />
–7% und Marder –1% wurden weniger<br />
geschossen.<br />
Mit insgesamt 305.000 Stück erlegten<br />
Federwild, lag das Ergebnis um<br />
17% über der Abschußzahl des vorangegangenen<br />
Jagdjahres. Die Hekken-Biotope<br />
ermöglichen dem Federwild<br />
als Sichtblenden auch eine<br />
natürliche Abgrenzung ihrer Brutund<br />
Balzterritorien. Bei Fasanen erhöhte<br />
sich die Abschußzahl um 34%,<br />
<strong>bei</strong> Rebhühnern um 16% und <strong>bei</strong> der<br />
kleinen Population Auerwild um ein<br />
Drittel. Weniger Jagdstrecken gab es<br />
<strong>bei</strong> Wildtauben (–10%), Wildenten<br />
(–5%) und Schnepfen (–4%).<br />
Ergänzend zu den Wildabschüssen<br />
Wildabschuß 1997 bzw. 1997/98 1)<br />
kommen Verluste, die durch den<br />
Straßenverkehr, durch ungünstige<br />
Witterungsverhältnisse oder durch<br />
Krankheit entstehen.<br />
Im Jagdjahr 1997/98 wurden insgesamt<br />
146.000 Verluste gemeldet, um<br />
6% mehr als im Vergleichsjahr<br />
1996/97. Höhere Fallwildverluste<br />
wurden <strong>bei</strong> Hasen <strong>mit</strong> 51.500 Tieren<br />
(+23%, darunter 70% im Straßenverkehr),<br />
<strong>bei</strong> Wildkaninchen <strong>mit</strong> 1.200<br />
Tieren (+21%), Dachsen <strong>mit</strong> 970<br />
Tieren (+20%), Mardern <strong>mit</strong> 1.200<br />
Tieren (+12%), Füchsen <strong>mit</strong> 2.300<br />
Tieren (+3%, darunter 68% im<br />
Straßenverkehr) und Fasanen <strong>mit</strong><br />
20.600 Tieren (+13%) gemeldet.<br />
Weniger Wildverluste gab es <strong>bei</strong><br />
Gamswild <strong>mit</strong> 1.400 Tieren (-17%),<br />
<strong>Rot</strong>wild <strong>mit</strong> 1.400 Tieren (-8%) und<br />
<strong>Reh</strong>wild <strong>mit</strong> 61.400 Tieren (–7%,<br />
darunter 56% im Straßenverkehr).<br />
Insgesamt 18.812 Jagdschutzorgane<br />
übten im Jagdjahr 1997/98 in 11.586<br />
Revieren ihren Dienst aus, davon<br />
1.030 Berufsjäger (–19%) und<br />
17.782 sonstige Jagdschutzorgane<br />
(+2%).<br />
Bundesweit gab es 112.981 (+2%)<br />
gültige Jahresjagdkarten, darunter<br />
6.981 (+5%) für Ausländer und<br />
7.997 (+4%) Jagdgastkarten.<br />
Österreichisches<br />
Statistisches Zentralamt
Fallwild 1997 bzw. 1997/98<br />
17 JAGD IN TIROL ➜ 9/98
9/98 JAGD IN TIROL 18<br />
➜<br />
Jagdgebiete, Jagdschutzpersonal, Jagdkarten
Aus der Revierpraxis<br />
Bruchzeichen im praktischen<br />
Jagdbetrieb<br />
Zum weidgerechten Jagen gehört unter<br />
anderem, daß der Jäger unbeherrschtes<br />
Schießen (Erlegen) vermeidet,<br />
dem Wild Qualen erspart und<br />
das erlegte Wild ordentlich (Wildbrethygiene!)<br />
versorgt, das jagliche<br />
Kulturgut bewahrt und die überlieferten<br />
Bräuche einhält und pflegt.<br />
Ein Teil dieser Bräuche sind das fachgerechte<br />
Verbrechen des Wildes und<br />
das richtige Anwenden und Deuten<br />
der Bruchzeichen.<br />
Jagdliche Bräuche, die ihren praktischen<br />
Sinn und ihren kulturellen<br />
Wert bewahrt haben, sollen wir <strong>Tiroler</strong><br />
Jäger auch im 3. Jahrtausend noch<br />
als schlichte Selbstverständlichkeit<br />
pflegen und bewahren.<br />
Wir Jäger verständigen uns <strong>mit</strong> diesen<br />
Bruchzeichen unauffällig <strong>mit</strong>einander,<br />
ohne daß Unberufene es merken.<br />
Neben der unauffälligen Verständigung<br />
sind die Bruchzeichen auch<br />
Symbole der weidgerechten Jägerei.<br />
Wie das Wort „Brüche” schon verrät,<br />
werden sie ausschließlich von Bäumen<br />
und Sträuchern abgebrochen.<br />
In alten Fachbüchern liest man immer<br />
von fünf bruchgerechten Holzarten:<br />
Eiche, Erle, Kiefer, Fichte und<br />
Tanne.<br />
Bei uns im Hochgebirge wurden<br />
schon seit jeher auch die Zirbe, die<br />
Latsche, die Lärche, die <strong>Rot</strong>buche,<br />
die Birke, die Almrosen, die Preiselbeere,<br />
die Heidelbeere, die Eibe und<br />
der Wacholder als bruchgerechte<br />
Holzarten (für den letzten Bissen und<br />
für den Schützenbruch) verwendet.<br />
Die bruchgerechten Nadelhölzer Fichte, Kiefer,<br />
Tanne (ganz oben - v.l.) und bruchgerechte Laubhölzer<br />
Eiche und Erle (<strong>mit</strong>te - v.l.).Wie in den<br />
meisten Alpenländern gilt auch in Tirol die Heidel-<br />
und die Preiselbeere (oben - v.l.) als bruchgerechte<br />
Holzart.<br />
Unten: Die Almrose als letzter Bissen!<br />
Brüche und Bruchzeichen<br />
(es sind nur die gebräuchlichsten in<br />
der praktischen Jagdausübung und<br />
im jagdlichen Brauchtum<br />
beschrieben)<br />
Letzter Bissen:<br />
Als letzten Bissen erhält erlegtes Schalenwild,<br />
Murmeltiere (noch vor dem<br />
Aufbrechen), Auer-, Birk-, Schneeund<br />
der Haselhahn vom Erleger einen<br />
kleinen abgebrochenen Zweig in<br />
den Äser, das Geäse, den Brocker oder<br />
den Schnabel.<br />
Dazu verwendet man Zweige von<br />
Baum- und Straucharten, die gerade<br />
dort vorkommen, wo das Wild erlegt<br />
wurde, z.B. gilt es auch als weidmännisch,<br />
wenn ein Stück Steinwild, ein<br />
Gams, der Spielhahn oder das Murmeltier<br />
einen Almrosen-, Preiselbeer-,<br />
Heidelbeer- oder Wacholderzweig als<br />
letzten Bissen im Äser, Schnabel oder<br />
Geäse hat.<br />
Schützenbruch:<br />
Hat der Jäger ein Stück <strong>Rot</strong>-, Stein-,<br />
Schwarz-, Muffel-, Gams-, <strong>Reh</strong>wild,<br />
einen Auer-, Birk-, Schnee- oder Haselhahn<br />
oder ein Murmeltier erlegt,<br />
so steckt er sich, nachdem er dem<br />
Wild den letzten Bissen gereicht hat,<br />
einen kleinen (10 bis 15 cm langen)<br />
Bruch, <strong>mit</strong> dem er zuerst symbolisch<br />
über das Wild streicht, auf die rechte<br />
Hutseite (vom Hutträger aus gesehen).<br />
19 JAGD IN TIROL ➜ 9/98
Er verwendet dazu ebenfalls die an<br />
der Erlegungsstelle vorkommenden<br />
Baum- oder Straucharten.<br />
Wird der Schütze von einem Pirschführer<br />
geführt, so erhält er den Schützenbruch<br />
vom Pirschführer.<br />
Dieser überreicht zuerst dem Wild,<br />
das vorher auf die rechte Seite gestreckt<br />
wurde, den letzten Bissen.<br />
Dann legt er den Schützenbruch,<br />
nachdem er symbolisch über das<br />
Stück gestrichen hat, auf den in der<br />
linken Hand gehaltenen Hut und<br />
übergibt ihn an den Schützen <strong>mit</strong> einem<br />
Händedruck und dem Wort<br />
„Weidmannsheil”.<br />
Der Schütze antwortet „Weidmannsdank”,<br />
übernimmt den Bruch und<br />
steckt ihn an die rechte Hutseite.<br />
Wird das Stück durch eine Nachsuche<br />
zur Strecke gebracht, so übergibt<br />
der Hundeführer dem Schützen einen<br />
etwas größeren Schützen- oder Beutebruch<br />
(siehe Bild oben).<br />
Der Erleger übernimmt ihn <strong>mit</strong> dem<br />
Wort „Weidmannsdank”, bricht von<br />
diesem für sich einen kleinen Bruch<br />
ab und gibt den größeren Zweig<br />
(Bruch) dem Hundeführer <strong>mit</strong> dem<br />
Wort „Weidmannsdank” zurück, der<br />
ihn dann eigenhändig dem Hund an<br />
die Halsung steckt. Der Erleger steckt<br />
den seinen auf die rechte Hutseite.<br />
Werden von einem Jäger <strong>bei</strong> einer<br />
Jagd (Treibjagd) mehrere bruchwürdige<br />
Stücke erlegt, so erhält er trotzdem<br />
normalerweise nur einen Schützenbruch.<br />
Inbesitznahmebruch:<br />
Dieser zeigt an, daß der Schütze ein<br />
Stück Schalenwild in Besitz genommen<br />
hat.<br />
Ein anderer Jäger kann anhand dieses<br />
Zeichens sofort feststellen, daß dieses<br />
Stück ordnungsgemäß erlegt wurde<br />
und nicht etwa „gewildert” worden<br />
ist. Daneben hat gerade dieses Zeichen,<br />
das <strong>bei</strong> uns in Tirol weniger<br />
Verwendung findet, einen sehr hohen<br />
symbolischen Wert.<br />
Der Inbesitznahmebruch ist zugleich<br />
eine ehrende Geste des Erlegers dem<br />
erlegten Wild gegenüber. Es ist der<br />
letzte Schmuck des erlegten Stückes.<br />
Mit diesem Bruch wird nur Schalenwild<br />
verbrochen.<br />
Das erlegte Stück Schalenwild wird<br />
auf die rechte Seite gestreckt, danach<br />
wird auf den Wildkörper der Inbesitznahmebruch<br />
gelegt.<br />
Dieser etwa halbarmlange Bruch wird<br />
<strong>bei</strong> weiblichem Wild <strong>mit</strong> der gewachsenen<br />
Spitze zum Haupt, <strong>bei</strong>m männlichen<br />
Wild <strong>mit</strong> dem gebrochenen<br />
Ende zum Haupt zeigend, gelegt.<br />
Standesbruch:<br />
Der Standesbruch gleicht dem Schützenbruch,<br />
nur wird er auf der linken<br />
Hutseite getragen.<br />
Der Standesbruch wird <strong>bei</strong> Hubertusfeiern<br />
und <strong>bei</strong> Jägerbeerdigungen getragen.<br />
Bei Beerdigungen wird er dem<br />
verstorbenen Jagdkameraden auf den<br />
Sarg oder in das offene Grab gelegt.<br />
Bei einer Jägerbeerdigung oder einer<br />
Hubertusfeier sollte die örtliche Jägerschaft<br />
bedacht sein, daß auch für<br />
auswärtige Jäger ausreichend Brüche<br />
vorhanden sind.<br />
Bei den Holzarten für Standesbrüche<br />
ist man wählerischer als <strong>bei</strong>m Schützenbruch,<br />
es werden hauptsächlich<br />
Tanne, Eiche, Fichte, Latsche oder<br />
Zirbe verwendet.<br />
Sollte <strong>bei</strong> einer Beerdigung oder <strong>bei</strong><br />
einer Hubertusfeier ein Jäger den<br />
Standesbruch - wie auf diesem Bild zu<br />
sehen ist - auf der rechten Hutseite<br />
tragen, so möge er höflich darauf hingewiesen<br />
werden, daß er oder sie den<br />
Bruch auf der falschen Hutseite trägt.<br />
Stammt das Bild allerdings von einer<br />
Hubertusfeier, so könnte dies der Hut<br />
des Schützen des Hubertusstückes<br />
sein, denn dieser trägt auch <strong>bei</strong> der<br />
Hubertusfeier den Schützen- oder<br />
Beutebruch, und dieser wird bekanntlich<br />
auf der rechten Hutseite getragen.<br />
Ing. Otto Weindl<br />
9/98 JAGD IN TIROL 20<br />
➜
Jagdhundewesen<br />
Österreichischer<br />
Kynologenverband<br />
Hohe Auszeichnung für Josef Raneburger<br />
Der ÖsterreichischeKynologenverband<br />
hat Josef<br />
Raneburger aus<br />
Matrei in Osttirol,<br />
<strong>mit</strong> Dank und<br />
Anerkennung seineraußergewöhnlichen<br />
Leistungen<br />
für die österreichische<br />
Kynologie,<br />
das goldene Ehrenzeichenverliehen.<br />
Schon seit frühester<br />
Jugend ist Josef<br />
Raneburger<br />
den heimischen Bracken verbunden und beherrscht daher<br />
in hervorragender Weise die Kunst der traditionellen<br />
Brackierjagd. Mit seinen 81 Jahren ist er ein begeisterter<br />
Brackenführer geblieben, der bis zum heutigen Tage ausschließlich<br />
Alpenländische Dachsbracken und <strong>Tiroler</strong>bracken<br />
führt.<br />
Bereits 1949 ist Josef Raneburger im Klub <strong>Tiroler</strong>bracke<br />
aktiv, leistet <strong>mit</strong> der Bestellung zum Gebietsführer im Jahre<br />
1950 einen maßgeblichen Beitrag am Aufbau der Gebietsführung<br />
Osttirol und züchtete selber in seiner Zuchtstätte<br />
„von der Falkensteinwand” <strong>Tiroler</strong>bracken. 1956<br />
wurde er zum Formwert- und Leistungsrichter ernannt<br />
und war jahrelang als gewissenhafter Richter <strong>mit</strong> profundem<br />
Fachwissen auf internationalen Hundeausstellungen<br />
und Leistungsprüfungen tätig. Vor allem aber hat er sich<br />
in seiner Funktion als Zuchtwart zur Förderung der <strong>Tiroler</strong>bracke<br />
und zur Erhaltung des alten „dreifarbigen Schlages”<br />
größte Verdienste erworben.<br />
Seine Korrektheit brachte Josef Raneburger auch das Vertrauen<br />
als Funktionär <strong>bei</strong>m Alpenverein, als Hegemeister<br />
der Gemeinde Matrei und innerhalb des <strong>Tiroler</strong> <strong>Jägerverband</strong>es<br />
die Aufsicht als Prüfungskommissionär für<br />
„brauchbare Jagdhunde”. In vielen Belangen motivierte er<br />
als stets vorbildlicher, hochgeschätzter Lehrmeister junge<br />
Menschen.<br />
Der Österreichische Kynologenverband gratuliert Herrn<br />
Josef Raneburger, der seit 1987 Träger der ÖKV Ehrennadel<br />
in Bronze ist, zu seiner weiteren Auszeichnung.<br />
Bestätigung von Leistungsrichter-Anwärtern<br />
<strong>bei</strong> der Vorstandssitzung vom 21. März 1998<br />
Anzenberger Josef, Mehrnbach,Vorstehhunde, ÖKK<br />
Berdich Friedrich, Großkrut, Vorstehhunde, JHPV Mistelbach<br />
Buttinger Gabriele, Weibern, Vorstehhunde, ÖKK<br />
Erber Karl Ing., Oberwölbing, Vorstehhunde, ÖKK<br />
Goiser Christian, Böheimkirchen, Vorstehhunde, ÖKK<br />
Greif Otto, Wels, Vorstehhunde, WJHPV<br />
Gruber Franz, Utzenaich, Vorstehhunde<br />
Hetzeneder Erich, Reichersberg, Vorstehhunde, ÖKK<br />
Hirschböck Walter, <strong>Rot</strong>tersdorf, Vorstehhunde, ÖKK<br />
Hueber Franz, Telfs, <strong>Tiroler</strong>bracken<br />
Ott Diethard, Moosburg, Vorstehhunde, KJHPV<br />
Ragg Andreas, Scharnitz, <strong>Tiroler</strong>bracken<br />
Steiner Klaus Dr., Absam, Retriever, ÖRC<br />
Stöger Adolf jun., Klein-Rust, Vorstehhunde, ÖKK<br />
Strauss Hans-Jörg, St. Marienkirchen, Vorstehhunde,<br />
ÖKK<br />
Weik Franz, Zistersdorf, Vorstehhunde, JHPV Mistelbach<br />
Zieglwanger Franz, Loosdorf, Vorstehhunde, ÖKK<br />
Kroissenbrunner Renate, Turnau, SHL<br />
Frank Erich Dkfm., Klosterneuburg, DH<br />
Einfalt Bernhard, Oed, DBR<br />
Video zum<br />
1. <strong>Tiroler</strong> Jagdhundetag 1998<br />
Ein 50minütiger<br />
Videofilm über<br />
den 1. <strong>Tiroler</strong><br />
Jagdhundetag<br />
<strong>mit</strong> erläuternden<br />
Worten<br />
des Jagdhundereferenten<br />
BJM Mag.<br />
Paul Steixner.<br />
Erhältlich um<br />
ATS 300,–<br />
in der<br />
Geschäftsstelle<br />
des<br />
TJV.<br />
Österreichischer<br />
Jagdgebrauchshundeverband<br />
Maria Maria Waldrast Waldrast<br />
Matrei Matrei a. a. Brenner Brenner<br />
am am 6. 6. Juni Juni 1998 1998<br />
im Auftrag des TJV<br />
21 JAGD IN TIROL ➜ 9/98
9/98 JAGD IN TIROL 22<br />
➜<br />
Österreichischer<br />
Schweißhundeverein<br />
Zuchtschau in Münster<br />
Am 6. Juni dieses Jahres wurde <strong>bei</strong> strahlendem Frühsommerwetter<br />
in Münster/Tirol, <strong>bei</strong>m Hauserwirt, eine<br />
Zuchtschau für Bayerische Gebirgsschweißhunde und<br />
Hannoveraner veranstaltet. Es war dies in Tirol die erste<br />
Zuchtschau von bisher zwei derartigen Veranstaltungen.<br />
Vor der Begrüßung durch Obmann Forstdirektor Reiter<br />
sorgten die Jagdhornbläser aus Fügen/Zillertal <strong>mit</strong> ihrer<br />
Darbietung für einen festlichen Auftakt.<br />
Um 11.00 Uhr wurde <strong>mit</strong> der Zuchtschau und Formbewertung<br />
begonnen. Insgesamt waren 64 BGS-Hunde und<br />
25 Hannoveraner angemeldet, die von ihren Besitzern<br />
bzw. Führern stolz vorgeführt und von 12 Formwertrichtern<br />
bewertet wurden. Bei den BGS-Hunden kommentierte<br />
Zuchtbuchführer Wolfgang Retschitzegger, für die<br />
Hannoveraner war Zuchtbuchführer Fritz Paar zuständig.<br />
Im allgemeinen konnte man gutes Hundematerial sehen,<br />
so daß bereits eine Auswahl für die nächste Zuchtgeneration<br />
getroffen werden konnte.<br />
Gebietsführer Paul Leismüller hatte <strong>mit</strong> seinen Helfern alle<br />
Hände voll zu tun, da<strong>mit</strong> Mitglieder und Gäste in bester<br />
Stimmung eine eindrucksvolle Hundeschau erlebten.<br />
Klub <strong>Tiroler</strong>bracke<br />
Die Herbstprüfungen 1998<br />
werden zu folgenden Terminen abgehalten:<br />
17./18. 10.: Gebietsführung Salzburg<br />
14./15. 11.: Gebietsführung Osttirol<br />
24./25. 10.: Gebietsführungen Bereich Innsbruck<br />
(Ragg/Bösch)<br />
27./28. 10.: Gebietsführung Außerfern<br />
31. 10.: Gebietsführung Bezirk Schwaz südlich<br />
des Inn (Zillertal)<br />
7./8. 11.: Gebietsführung Bereich Innsbruck 1<br />
(Kempf)<br />
14. 11.: Gebietsführung Oberösterreich<br />
(einschließlich Formbewertung)<br />
14. 11.: Gebietsführung <strong>Tiroler</strong> Oberland<br />
(Bezirke Imst und Landeck)<br />
21./22. 11.: Gebietsführung Südtirol<br />
Die an den Prüfungen teilnehmenden Hundeführer werden<br />
aus organisatorischen Gründen ersucht, ihre Teilnahme<br />
bis spätestens 10. 10. 1998 <strong>bei</strong>m jeweiligen Gebietsführer<br />
zu melden.<br />
Klub<strong>mit</strong>glieder und Freunde der <strong>Tiroler</strong>bracke, die an den<br />
Prüfungen interessiert sind, können als Zuschauer anwesend<br />
sein, werden jedoch gebeten, die Weisungen der Prüfungsleiter<br />
und Leistungsrichter zu befolgen.<br />
<strong>Tiroler</strong> Jagdhundewesen<br />
Referent des <strong>Tiroler</strong> <strong>Jägerverband</strong>es:<br />
Mag. Paul Steixner, Unterberg 15, 6020 Innsbruck<br />
Tel. 0 52 25 / 62 5 77<br />
Klub <strong>Tiroler</strong>bracke:<br />
Hans Heinz Machalitzky, Hörmannstraße 9,<br />
6020 Innsbruck, Tel. 0 512 / 36 23 89<br />
Klub Dachsbracke:<br />
Dr. Hermann Spinner, Beda-Weber-Gasse 1, 9900 Lienz<br />
Tel.: 0 48 52 / 62 6 30<br />
Österreichischer Schweißhundeverein,<br />
Landesgruppe Tirol:<br />
ROJ i. R. Paul Leismüller, Vinzenz-Gredler-Straße 29,<br />
6410 Telfs, Tel. 0 52 62 / 61 5 55<br />
Verein Deutscher Wachtelhunde, Landesgruppe Tirol:<br />
Herbert Huber, 6233 Kramsach 82c, Tel. 0 53 37 / 65 4 26<br />
Österreichischer Brackenverein, Landesgruppe Tirol:<br />
Hansjörg Baumann, An-der-Lan-Straße 24, 6020 Innsbruck,<br />
Tel. 0 512 / 20 47 21<br />
Klub Deutscher Jagdterrier, Landesgruppe Tirol:<br />
Joachim Schäfermeier, Kreith 11, 6162 Mutters<br />
Tel. 0 512 / 57 45 68 oder 0 52 34 / 65 7 89<br />
Österreichischer Dachshundeklub, Sektion Tirol:<br />
Ing. Gottfried Hecher, Klammstraße 6, 6060 Mils<br />
Tel. 0 512 / 58 67 48 oder 0 52 23 / 42 0 20<br />
Nachsuchenstationen:<br />
Innsbruck-Land:<br />
WM Karl Ragg, Oberdorf 347, 6108 Scharnitz,<br />
Tel. 05213/5367<br />
Kitzbühel:<br />
Hubert Rabl, 6395 Hochfilzen 272, Tel. 05359/255<br />
Kufstein:<br />
Erwin Rampl, Lahntal 5, 6300 Wörgl, Tel. 05332/74370<br />
Landeck:<br />
Fritz Scherleitner, Burgweg 20, 6500 Landeck,<br />
Tel. 05442/67510<br />
Lienz:<br />
Raimund Brunner, 9910 Lavant 36, Tel. 04852/68888<br />
Imst:<br />
ROJ Hans Bernhart, Th.-Walch-Str. 26, 6460 Imst,<br />
Tel.: 05412/63779
Von der Hagelhütte in Hinterriß aus<br />
Unser Telefonat diente der dringend<br />
notwendigen Abstimmung der gemeinsamen<br />
Hirschbrunfttage in den<br />
Karpaten. Neben<strong>bei</strong> bescherte es mir<br />
durch die ebenso spontane wie herzliche<br />
Großzügigkeit von Reinhold K.<br />
eine völlig unerwartete Einladung auf<br />
einen Sommergams im Karwendel.<br />
Reinhold meinte, weil sein Vater Josef<br />
K. <strong>mit</strong> in die Tatra wollte, könnte<br />
man die Reisevorbereitung für den<br />
Osten am besten <strong>mit</strong> ein paar Tagen<br />
Jagd in der Hinterriß verbinden. Na,<br />
der Überredung bedurfte es <strong>bei</strong> einem<br />
derartigen Angebot nicht. Hinterriß,<br />
Ahornboden und Eng, das waren<br />
Jagdreviere aus den österreichischen<br />
Alpen im Karwendelmassiv, die <strong>mit</strong><br />
einem traditionellen Glanz früherer<br />
Jahrhunderte in unsere Zeit herüberleuchteten.<br />
Reviere, die für die meisten<br />
Wanderjäger aus vielerlei Gründen<br />
seit vielen, vielen Jahrzehnten als<br />
nahezu unerreichbar galten. Ich wußte<br />
nicht, daß die <strong>bei</strong>den Münchner<br />
zusammen <strong>mit</strong> einem weiteren Partner<br />
eine Jagd von etwa 3000 Hektar<br />
von den Österreichischen Bundesforsten<br />
gepachtet hatten. Immerhin hatte<br />
dieses Revier längst aus der jagdlichen<br />
Literatur - „Daminan Zagg” von<br />
Ludwig Ganghofer und später „Am<br />
Kamin erzählt” von Graf Palffy - als<br />
Stern am Himmel der Grünröcke<br />
Eingang in meine Gedankenwelt gefunden.<br />
Es gibt Jagdträume, die einen<br />
lange begleiten, und gelegentlich, einem<br />
Blitz aus heiterem Himmel<br />
gleich, werden sie glückhafte Wirklichkeit.<br />
Josef K. startete ziemlich bald nach<br />
meiner Ankunft <strong>mit</strong> seinem Geländewagen<br />
in unser Standquartier, die Hagelhütte<br />
in der Hinterriß. Eine brütende<br />
Hochsommerhitze von 36°<br />
Celsius beherrschte den Tag. Durch<br />
das Isartal, den neuen Landkreis<br />
Wolfratshausen-Bad Tölz durchquerend,<br />
über den Sylvenstein-Speicher<br />
hinweg, vor<strong>bei</strong> an Fall und Vorderriß<br />
bis zur österreichischen Grenzstation<br />
Hinterriß kamen wir trotz Sommerurlaubszeit<br />
mühelos voran. Die<br />
früheren Hofjagdgebiete der Wittelsbacher,<br />
Coburgs und Luxemburger<br />
umgaben uns. Inzwischen hatten die<br />
gewandelten Bedürfnisse der Menschen<br />
die ursprüngliche Landschaft<br />
verändert. Der Ort Fall war im Isar-<br />
Stausee verschwunden. Wer erinnert<br />
sich noch daran? Immerhin schützt<br />
der Wasserspeicher den Isar-Unterlauf<br />
vor den Naturgewalten des ungebändigten<br />
Hochwassers früherer Zeiten.<br />
Die Jagdreviere von einst hatten<br />
sich gewandelt. Als im Jahre 1945, in<br />
der Stunde Null, die Besitzstrukturen<br />
in Deutschland und Österreich aufgebrochen<br />
wurden, fiel das Jagdrevier<br />
der Hinterriß - es reichte von der<br />
Grenzstation bis zu den Steilhängen<br />
der Eng - an die belgische Prinzessin<br />
Rethy und wurde erst 1984 aufgegeben.<br />
Will man dem glauben, was die<br />
Leute hier darüber erzählen, wurden<br />
da<strong>bei</strong> handfeste materielle Interessen<br />
verfolgt, jedenfalls sollen die Hirschabschüsse<br />
der Gäste selten umsonst<br />
gewesen sein. Vielleicht wollte der<br />
Staat einiges davon in seine Kassen<br />
lenken. Immerhin hat sich <strong>mit</strong> der<br />
Verpachtung seit 1984 etliches geändert.<br />
In der jetzigen Zeit gibt es niemanden,<br />
der die heutigen Jagdpreise<br />
für so eine riesige Jagd zahlen kann.<br />
Josef K. erläuterte die Verhältnisse.<br />
Die kleine abendliche Erkundungsfahrt<br />
verlief vielversprechend und verheißungsvoll.<br />
Bereits auf dem Ahornboden,<br />
vielleicht 30 Meter über dem<br />
Tal, zog ein Hirsch in der Wand. Die<br />
Hirsche hier zeigen sich endenfreudig,<br />
haben gute Kronen und kurze,<br />
gedrungene Stangen. Weniger empfindlich<br />
als das Gamswild, stehen sie<br />
zur Äsung oft auf dem Ahornboden<br />
<strong>mit</strong>ten zwischen der Kuhherde.<br />
Das Revier lag rechts und links der<br />
Eng, und <strong>bei</strong>m Almgasthof ging es<br />
unweigerlich in die Höhe. Der Landrover<br />
kletterte zur Bims-Alm hoch;<br />
300 Meter Höhenunterschied auf einem<br />
Weg, der sich eng an die Bergflanken<br />
schmiegte und, von Rinnen<br />
wie Runzeln in welker Haut unterbrochen,<br />
jäh tiefe Einblicke in die<br />
Schlucht bot. K. senior erwies sich als<br />
sicherer Fahrer, seine Erfahrung spürte<br />
man sofort. Neben<strong>bei</strong> umriß er die<br />
Grenzen seines Reviers. „Nach Süden<br />
endet es am Kaisergrat im Lamsen-<br />
Massiv. Im Norden, hinter dem<br />
Standquartier Hagelhütte (1.090 Meter<br />
Seehöhe), läuft die Grenze am Sattel<br />
vom Kompar, von dem aus der<br />
wilde Bockgraben zur Riß herunterkommt.<br />
Der Kompar zeigt sich auf<br />
seiner Südseite als Grasberg, während<br />
er auf der Nordseite so steil abfällt,<br />
daß man fast Angst kriegen kann.<br />
Wir jagen hier zwischen 1.100 und<br />
2.100 Meter Seehöhe. Zum Satteljoch<br />
führt das Hasental, vom Plumserjoch<br />
kommt der Plumsbach, dort<br />
werden wir morgen früh jagen.<br />
Fürs erste mußten wir wissen, wo das<br />
Gamswild stand. Es zigeunert ja gerne<br />
und legt da<strong>bei</strong> ohne Mühe größere<br />
Strecken zurück. Von der Bims-Alm<br />
suchten wir die Hänge des Grammar-<br />
Sattels ab.<br />
Etwa 40 Stück Weidevieh verteilten<br />
sich über die verschiedenen Almflecke.<br />
Nach längerem, genauerem<br />
Hinsehen lernte ich zu unterscheiden.<br />
Zwischen diesen „Milchhirschen”<br />
standen <strong>Rot</strong>hirsche. Weiter entfernt<br />
fielen zudem kleinere, gelbbraune<br />
Flecken auf: einzelne Gams. An den<br />
Lärm der bewirtschafteten Alm waren<br />
Kühe, Hirsche und Gams sichtlich<br />
gewöhnt. Man hält ein bißchen Abstand<br />
voneinander, doch die Distanz<br />
wird nicht bestimmt von ängstlicher<br />
Wachsamkeit. Die Tiere kennen ihren<br />
„kritischen Raum”, im Unterschied<br />
zum Menschen. Drangvolle Dichte<br />
läßt den Menschen deshalb nach allen<br />
Seiten ausbrechen, führt ihn überallhin.<br />
Selbstredend sind auch die<br />
Gleitschirmflieger und Drachensegler<br />
schon in dieses Tal eingedrungen,<br />
können aber hier nicht von jeder<br />
Spitze starten, was dem Bergwild automatisch<br />
eine Schutzzone schafft.<br />
Das Karwendel sperrt als massiver<br />
Riegel jeden Zugang zum Inntal, und<br />
seine Kammspitzen übersteigen 2600<br />
Meter. Steile, oft lotrecht abfallende<br />
23 JAGD IN TIROL ➜ 9/98
Wände räumen den Menschen kaum<br />
Spielwiesen ein.<br />
Die absolute Herrschaft des Fels wird<br />
unverfälscht sichtbar. Und dort, über<br />
der Waldzone, findet das Gamswild<br />
seinen typischen Lebensraum. Wovon<br />
lebt dieses Wild eigentlich? Ich<br />
wußte es ja seit der Jagd in Lofer.<br />
Aber das Staunen darüber überkam<br />
mich erneut. Josef K. lachte dazu und<br />
zitierte einen alten <strong>Tiroler</strong> Spruch:<br />
„Dös Floasch (Fleisch) vom Boa<br />
(Bein), dös Graserl vom Stoa (Stein)<br />
und dös Maderl vom Roa (Rain) sind<br />
die besten drei Dinge der Welt für<br />
den Jager, seinen Hund und die<br />
Gams!“<br />
„Es heißt, der Karwendel-Gams sei<br />
etwas Besonderes. Das Karwendel soll<br />
<strong>mit</strong> eines der besten Gamsreviere<br />
Österreichs sein.”<br />
„Ja, wahrscheinlich. Das Karwendel<br />
ist ein Kalkgebirge, und allgemein<br />
sagt man, die Gams dort stärker sind<br />
als jene auf Urgestein.”<br />
„Stören die Gleitschirmflieger das<br />
Gamswild bereits spürbar?” erkundigte<br />
ich mich weiter.<br />
„Gottlob gibt es sie noch nicht überall.<br />
Wo sie aber auftreten, kann man<br />
ihren Einfluß auf das Wild nicht bestreiten.<br />
Die Almweiden leeren sich.<br />
Die Gams stellen sich mehr und mehr<br />
in den Fels ein, bevorzugen allerdings<br />
dort, wo möglich, den Wald als<br />
Schutzgebiet. Mir sind Schweizer<br />
Studien am Augstmatthorn bekannt,<br />
die zeigen, daß Gams sich <strong>mit</strong> ihren<br />
Kitzen bis zu 4 Stunden in kleinen<br />
Waldparzellen vor den Gleitern versteckten.<br />
Man muß sich das einmal<br />
plastisch vorstellen. Dort, wo sich bis<br />
zu 100 Stück Wild auf wenigen Hektar<br />
Waldfläche am Berg zusammendrängen,<br />
kann man das nur als massive<br />
Störung bezeichnen. Das Wild hat<br />
Angst, und Angst kostet auch Körpergewicht.<br />
Es kann seine Äsungsgebiete<br />
nicht wie sonst nutzen. Ohne Zweifel<br />
brauchen wir mehr Ordnung. Unsere<br />
allgemeine Freizeitgestaltung muß<br />
vernünftiger als bisher auf die Natur<br />
abgestimmt werden.<br />
Bewußt neugierig fragte ich endlich<br />
auch hier: „Wie lange werden wir auf<br />
den Gamsbock jagen?”<br />
„Bei uns normalerweise einen Tag. Es<br />
müßte <strong>mit</strong> dem Teufel zugehen, wenn<br />
es <strong>bei</strong> Ihnen nicht klappen sollte.”<br />
Da wurde sie wieder genannt, die unglaublich<br />
kurze Zeitspanne, in der<br />
man <strong>bei</strong>m Gamswild Weidmannsheil<br />
haben kann, wenn die Rahmenbedingungen<br />
stimmen. Gams sind Tagwild.<br />
Man jagt von 6 bis 9 Uhr morgens<br />
und nach der Tageshitze im August ab<br />
18 Uhr. Der Landrover kann einen<br />
auf 1600 Meter bringen, und von da<br />
beginnt der Aufstieg. Im engen Karst<br />
hinter den Latschenfeldern sind <strong>mit</strong>unter<br />
Neigungswinkel von 30 bis 40<br />
Grad zu bewältigen. Dem Können<br />
der Berufsjäger darf man sich ruhig<br />
anvertrauen, sie verstehen ihre Sache.<br />
Unserer, Hubert M., gerade 26 oder<br />
27 Jahre alt, gehörte zu jenen Kraftlackeln,<br />
die gar nicht kraftstrotzend<br />
wirkten. Wenige Tage zuvor hatte er<br />
drei Gams auf einmal <strong>mit</strong> seiner Kraxen,<br />
die aus einer modernen Trekking-Ausrüstung<br />
stammte, über<br />
Stock und Stein bis zum Auto getragen.<br />
Josef K., der quietschfidele Vierundachtziger,<br />
hatte sie an einem Tag<br />
kurz hintereinander geschossen. Es<br />
galt, den Abschuß zu erfüllen, denn<br />
da<strong>mit</strong> lag man im Rückstand.<br />
Die Berufsjäger der Alpen sind Bergkönige,<br />
ob fünfzig oder dreißigjährig,<br />
und sind es sichtlich gewöhnt, <strong>mit</strong><br />
schweren Lasten auf dem Buckel<br />
mehrere hundert Meter Höhenunterschied<br />
abwärts zu bewältigen. Unsereins<br />
kann da nur staunen.<br />
Der Abend in der Hagelhütte hatte<br />
uns einen Streich gespielt. Der munter<br />
fließende, kalte Blaubach, direkt<br />
am Gartenzaun, tat dem Pfälzer Wein<br />
so gut, daß er schmeckte wie kaum<br />
einmal zu Hause. Gemütlichkeit<br />
stellte sich sehr bald ein und gebar<br />
bald eine locker-lustige Unterhaltung<br />
vom Hundertsten zum Tausendsten.<br />
Kurzum: Die jagdlichen Probleme lösten<br />
wir augenblicklich, manche politischen<br />
Fragen dauerten etwas länger,<br />
und es blieb ein ungeklärter Rest.<br />
Weinschwer sanken wir schließlich<br />
aufs Lager, verschliefen unsere biologischen<br />
Uhren samt den Weckern. Es<br />
pumperte: „Hubert, aufstehen!” Unser<br />
Jäger rüttelte an den Fensterläden.<br />
In überstürzter Eile verließen wir die<br />
Hütte, und ein verständnisvoll lachender<br />
Jäger empfing uns. „Spät<br />
sind die Herren. Ein guter Wein ist<br />
halt auch nicht zu verachten.” Indes,<br />
als die Sonne über den Kamm lugte,<br />
fand sie uns alle vier etwa 100 Meter<br />
unter dem Plumsjochsattel am Hang.<br />
Hubert M. hatte seinen Bergl, einen<br />
passionierten Bayerischen Gebirgsschweißhund,<br />
gleich <strong>mit</strong>gebracht.<br />
Der letzte Aufstieg zum Satteljoch im<br />
Karst, zwischen den Latschen, brachte<br />
den Kreislauf in Schwung und mir<br />
zudem <strong>bei</strong>, daß man auf Grasflächen<br />
<strong>mit</strong> stärkerem Neigungswinkel<br />
schlechter steigt als auf Steinen. Nun<br />
saßen wir am Hang vor einem Latschenfeld<br />
<strong>mit</strong> guter Aussicht nach allen<br />
Seiten. Die Sonne, in dieser Frühstunde<br />
ohne volle Kraft, tat wohl,<br />
wirkte wie ein Schuhlöffel zum Faulsein.<br />
Unmerklich belebte sich die<br />
Bühne der Natur. Da und dort schob<br />
sich Scharwild aus den Latschen.<br />
Schwache Rudel, und die einzelgängerischen<br />
Böcke hielten Abstand voneinander.<br />
Von den Gesprächen <strong>mit</strong><br />
den Gamsjägern blieb inzwischen einiges<br />
<strong>bei</strong> mir hängen. So wußte ich,<br />
daß das Geschlechterverhältnis im<br />
Naturschutzgebiet des Karwendels<br />
1:1,5 beträgt, hatte gehört, daß für<br />
die Höhe der Krucke die ersten 4 Jahre<br />
entscheiden, im fünften Jahr der<br />
Zuwachs maximal einen Zentimeter<br />
beträgt und die jährlichen Schübe<br />
nachher nur noch als „Millimeterringe”<br />
folgen. Neben diesen Jahresringen<br />
finden sich bisweilen sogenannte<br />
Schmuckringe an den Schläuchen,<br />
die verwirren können und <strong>mit</strong> Perioden<br />
guter Ernährung im Zusammenhang<br />
stehen. Ich hatte gehört,<br />
daß manchen Bergjägern das gelegentlich<br />
frühere, schwärzlichere Winterkleid<br />
älterer Gams als Unterscheidungsmerkmal<br />
zwischen säugenden<br />
Geißen und Geltgeißen dient, als<br />
Hilfs<strong>mit</strong>tel <strong>bei</strong> der Erfüllung des Abschußsolls.<br />
Erfahrene Jäger lehnen<br />
das ab. Manche halten es, wahrscheinlich<br />
nicht zu Unrecht, gar für<br />
ein Märchen. Die Natur ist von Haus<br />
aus viel zu nuancenreich. Farbschattierungen<br />
auf der Decke können ein-<br />
9/98 JAGD IN TIROL 24<br />
➜
fach nicht zuverlässig brauchbar sein.<br />
Charakteristischer sind andere Anhaltspunkte.<br />
Wie <strong>bei</strong>m Hirsch, trägt<br />
<strong>bei</strong>spielsweise auch der junge Gamsbock<br />
das Haupt hoch und der alte es<br />
tief. Josef K. hatte seine Erfahrung in<br />
einem einzigen Satz untergebracht:<br />
„Der Gams ist nicht lärmempfindlich,<br />
jedoch sehr windempfindlich,<br />
neugierig, dickfellig und <strong>mit</strong>unter<br />
dümmlich.”<br />
Was blieb übrig? Beobachten und vergleichen.<br />
Immer wieder, immer wieder.<br />
Zwei Böcke jenseits vernünftiger<br />
Schußdistanz, ein dritter unweit von<br />
mir, boten sich dazu an. Ab und zu einen<br />
Seitenblick auf Hubert. Der tat<br />
nichts dergleichen. Nun, ich konnte<br />
warten, hatte nicht zu entscheiden.<br />
Ein fast sorgloser Zustand und kein<br />
Boden für Jagdfieber. Da, ein sanfter<br />
Druck <strong>mit</strong> dem Bergstock am Schenkel,<br />
und Huberts Stimme: „Hinter<br />
uns, 80 bis 100 Meter oberhalb, zog<br />
ein Gamsbock aus den Latschen.”<br />
Alle drei hatten wir unsere Gläser an<br />
den Augen und beobachteten. Selbst<br />
Bergl zeigte plötzlich gespannte, ruhige<br />
Aufmerksamkeit. Mir erschien der<br />
Bock recht passabel. Die Krucke<br />
nicht zu hoch, aber doch kräftig,<br />
nicht zu weit und nicht zu enggestellt.<br />
Der ganze Körperbau verriet ein gesundes<br />
Stück. Na ja, zu gut, kein<br />
Bock für mich.<br />
„Schießen”, kam es da von Hubert.<br />
Und darauf war ich momentan nicht<br />
eingerichtet. Um nun plötzlich in die<br />
richtige Schußposition zu kommen,<br />
mußte ich erst einmal um meinen<br />
Jagdfreund herumrobben, was keineswegs<br />
ohne Lärm abging. Ab und<br />
zu äugte der Bock zu uns herunter,<br />
ließ sich jedoch nicht stören. Ja, er<br />
zog sogar ein bißchen weiter auf den<br />
Hang hinaus, das Urteil von Josef K.<br />
in selbstmörderischer Weise bestätigend.<br />
Rucksack auf den Boden. Auflage<br />
hergerichtet. Repetierer drauf.<br />
Der Bock nahm davon keine Notiz.<br />
Er stand breit wie auf dem Schießstand.<br />
Der Knall des Schusses irritierte<br />
für einen Augenblick die Bergwelt.<br />
Der Bock tat drei Schritte, spreizte<br />
sich am steilen Hang <strong>mit</strong> den Läufen<br />
ein, stand wie ein Denkmal und begann<br />
zu nässen. Ein solches Schußzeichen<br />
hatte ich noch nie erlebt! Im<br />
Glas sah ich meinen Schuß etwas hinter<br />
der Kammer, offenbar Leber. Der<br />
Fangschuß faßte das Herz und ließ<br />
den Bock 150 Meter den Hang hinabrollen,<br />
bis er in den Latschen hängenblieb.<br />
Auf die ABC-Patronen im<br />
Kaliber 7 x 64 und meinen Mannlicher-Schönauer-Repetierer<br />
konnte<br />
ich mich verlassen.<br />
Josef K. strahlte, Hubert lachte herzlich<br />
und überreichte mir ein wenig<br />
später den Bruch.<br />
Vor uns lag ein dreijähriger Gamsbock,<br />
der etwa 23 Kilogramm wiegen<br />
mochte. Hubert schnallte den Aufgebrochenen<br />
auf seine Kraxe, und wir<br />
stiegen die 100 Meter Höhendifferenz<br />
zum Sattel hinauf. Im Osten,<br />
rund 1000 Meter tiefer, glitzerte in<br />
der Morgensonne der Südzipfel des<br />
Achensees, und die Dächer von Pertisau<br />
ließen das Licht zerplatzen wie eine<br />
Wasserfontäne. Abwärts ging es<br />
zur Plumsjoch-Hütte (1.617 Meter).<br />
Bald links vom Wegrand ein Pfiff,<br />
dann wieder rechts davon, allein das<br />
Scharwild flüchtete nicht. Die Böcke<br />
ruhten bereits im Schatten der Latschen,<br />
beobachteten uns und gaben<br />
sich unbeeindruckt. Sichtlich durch<br />
den Bergtourismus an den Menschen<br />
gewöhnt, ließen uns die Gams auf 40<br />
bis 50 Meter vor<strong>bei</strong>laufen. 14 Gamsböcke<br />
hatte ich an diesem Morgen gezählt.<br />
Einer davon lag auf der Strecke.<br />
Der Traum mancher Jäger, ein Gamsbock<br />
aus dem Karwendel, hatte sich<br />
für mich gänzlich unerwartet erfüllt.<br />
Leseprobe aus:<br />
Hubert Suter<br />
Einsame Pirsch -<br />
Gesellige Jagd<br />
224 Seiten, 8 Farbbildseiten, fünffarbiger,<br />
cellophanierter Umschlag, Leinen,<br />
gebunden, Leopold-Stocker-<br />
Verlag, Graz-Stuttgart<br />
ISBN 3-7020-0776-8<br />
ATS 358,–, DM 49,80, sFr 44,80<br />
25 JAGD IN TIROL ➜ 9/98
Produktinformationen<br />
EAW-Schwenkmontagen –<br />
Der Wunsch vom Zweitglas<br />
kann einfach wahr werden!<br />
Zunehmend ergibt sich die Notwendigkeit,<br />
auf einer Waffe ein zweites<br />
Zielfernrohr zusätzlich zum vorhanden<br />
einzusetzen. Das Montieren von<br />
Zweitgläsern ist jedoch oftmals <strong>mit</strong><br />
großen Schwierigkeiten verbunden,<br />
insbesondere <strong>bei</strong> Einhakmontagen.<br />
Ein weiterer Laufsockel oder Laufring<br />
ist hierfür meist unumgänglich.<br />
Wenn ausnahmsweise die alte Vorderplatte<br />
verwendet werden kann, ist das<br />
Einpassen eines neuen Vorderfußes<br />
äußerst zeitaufwendig. Alles eingerechnet<br />
wird dies ohne weiteres teurer<br />
als das Montieren einer komplett<br />
neuen EAW-Schwenkmontage <strong>mit</strong><br />
einem zweiten Fußpaar. Nicht selten<br />
sind für vorhandene Montagen keine<br />
passenden Einzelteile erhältlich oder<br />
es sind <strong>bei</strong> abwechselndem Gebrauch<br />
der Zielfernrohre Probeschüsse unvermeidbar.<br />
Spätestens jetzt bewährt sich eine –<br />
vielleicht schon vorhandene – EAW-<br />
Schwenkmontage, denn diese ist geradezu<br />
ideal für den Einsatz von<br />
Zweitgläsern. Eine Vielfalt von Montageteilen,<br />
die ihresgleichen sucht,<br />
und die Möglichkeit, jederzeit Einzelteile<br />
beziehen zu können, erlauben<br />
preiswertes Montieren weiterer Zielfernrohre,<br />
egal ob <strong>mit</strong> Ringen, Standard-<br />
Prisma, Zeiss-ZM-Prisma oder<br />
Weaver-Prisma. Der große Vorteil:<br />
EAW-Schwenkmontagen, fachgerecht<br />
montiert, verändern ihre Trefferlage<br />
nicht. Einmal eingeschossen,<br />
sind auch nach dem Wechsel des Glases<br />
keine Probeschüsse nötig.<br />
Weitere Informationen über EAW-<br />
Montagen und Montagemöglichkeiten<br />
erhalten Sie <strong>bei</strong> Ihrem Büchsenmacher.<br />
Ernst Apel GmbH, Am Kirschberg 3,<br />
D-97218 Gerbrunn, Tel. 0049 / 931/<br />
707191, Fax 707192<br />
9/98 JAGD IN TIROL 26<br />
➜<br />
EAW-Schwenkmontagen - ideal für Zweitgläser<br />
Noch druckfrisch: Der neue Austrojagd-Katalog!<br />
Gespannt warten die Insider, also vor allem die Jäger, jedes Jahr auf den neuen<br />
Katalog der Austro-Jagd. Jetzt ist es soweit, die Ausgabe 98/99 liegt auf, und als<br />
erstes fällt auf: er ist wieder angewachsen - auf 252 Seiten!<br />
Das heißt für die Austrojagd-Kunden nichts anderes als: Noch größerers Angebot<br />
und wieder äußerst sympathische Preise! Die vielen neuen Artikel beweisen,<br />
daß sich die Austrojagd wieder ordentlich ins Zeug gelegt hat: Nachtsichtgeräte,<br />
Zielgeräte, Zubehör und Geschenkartikel seien hier nur als Beispiele<br />
herausgegriffen, auch kräftige Scheinwerfer und eine große Auswahl an Messern<br />
bereichern den neuen Austrojagd-Katalog. Durch verstärkte Direktimporte<br />
können die Austrojagd -Fachhändler zu Preisen anbieten, die in Österreich<br />
praktisch konkurrenzlos sind.<br />
Eine wesentliche Neuerung ist der Bestellschein für das bequeme Einkaufen<br />
von Zuhause (bzw. vom Hochsitz) aus - ein besonderes Service der Austrojagd.<br />
Das ändert jedoch nichts daran, daß jeder Austrojagd-Fachhändler weiterhin<br />
als persönlicher Ansprechpartner zur Verfügung steht und die fachkundige Beratung<br />
einer der größten Vorteile der Austrojagd-Kunden bleibt.<br />
Blaser R 93<br />
Nachsuchenbüchse<br />
Auf Wunsch vieler Nachsuchen-Experten<br />
hat Blaser jetzt eine neue Variante<br />
der Repetierbüchse R 93 auf den<br />
Markt gebracht, die speziell auf die<br />
Anforderungen <strong>bei</strong> Nachsuchen zugeschnitten<br />
wurde.<br />
Vor fünf Jahren erstmals präsentiert,<br />
ist die Blaser Repetierbüchse R 93<br />
heute die begehrteste Repetierbüchse<br />
auf dem europäischen Markt. Ihren<br />
Erfolg verdankt sie unter anderem der<br />
Tatsache, daß aktive Jäger im Hause<br />
Blaser schon <strong>bei</strong> der Entwicklung jedes<br />
Detail auf die rauhe Praxis ausrichteten.<br />
Die daraus entstandenen<br />
Vorteile machen die R 93 für die<br />
Schweißar<strong>bei</strong>t hochinteressant: sicheres<br />
Führen der entspannten Waffe,<br />
dennoch schnelle Schußbereitschaft,<br />
Robustheit durch optimalen Rostund<br />
Kratzschutz, <strong>bei</strong>m Modell „Offroad”<br />
auch durch den Kunststoffschaft,<br />
kompakte Bauweise und geringes<br />
Gewicht.<br />
Die neue R 93 Nachsuchenbüchse ist<br />
in den Kalibern .308 Win., .30-06,<br />
8x57 IS und 9,3x62 erhältlich. Ihre<br />
Lauflänge beträgt 50 cm, ihre Gesamtlänge<br />
93 cm. Sie ist <strong>mit</strong> einer<br />
Fluchtvisierung <strong>mit</strong> stabilem Leuchtkorn<br />
ausgestattet. Wie das Spezialmodell<br />
für den Extremeinsatz „Offroad”<br />
hat sie einen einteiligen, unzerbrechlichen<br />
und verzugsfreien Synthetikschaft<br />
<strong>mit</strong> fest eingebautem<br />
R 93 Systemkasten. An der Mündung<br />
und seitlich am Schaft befinden sich<br />
Riemenbügelbefestigungen <strong>mit</strong><br />
Schnellverschlüssen, die auch wechselseitig<br />
an üblicher Stelle befestigt<br />
werden können, sodaß <strong>bei</strong> Verwendung<br />
von Wechselläufen oder auf<br />
Pirsch- und Ansitzjagd die normale<br />
Tragweise möglich ist. Alle Läufe sind<br />
für die Blaser Sattelmontage vorbereitet.<br />
Da<strong>mit</strong> deckt der Einsatzbereich<br />
dieses Spezialgewehrs alle jagdlichen<br />
Möglichkeiten ab.<br />
Die Lieferung erfolgt über den anerkannten<br />
Fachhandel.
Jagdverpachtungen<br />
Für den Zeitraum vom 1. April 1999 bis 31. März 2009 gelangen zur Verpachtung:<br />
Gebirgswaldreviere <strong>mit</strong> 117 ha bzw. 370 ha im vorderen Ötztal<br />
<strong>mit</strong> <strong>Reh</strong>-, <strong>Rot</strong>- und Gamswildbeständen.<br />
Jagdrevier, 270 ha, an deutsch-tiroler Grenze<br />
(<strong>Gemeindegebiet</strong> <strong>Vils</strong> <strong>bei</strong> <strong>Reutte</strong>) <strong>mit</strong> <strong>Reh</strong>-, <strong>Rot</strong>- und Gamswildbeständen.<br />
Forstbetrieb Imst der Österr. Bundesforste AG,<br />
A-6460 Imst, Schustergasse 20,<br />
Tel. 05412/66429, Fax 05412/66 4 29-20.<br />
Anbotsunterlagen werden gegen Unkosten<strong>bei</strong>trag zugesandt.<br />
Die Agrargmeinschaft<br />
Jagdverpachtung<br />
Stalle-Rogotz<br />
in St. Jakob in Def./Osttirol verpachtet ab 1. 4. 1999 ihre Eigenjagd im Ausmaß von<br />
548 ha im Offertwege unter Vorbehalt des Zuschlagsrechtes durch die Jahreshauptversammlung<br />
auf die Dauer von 10 Jahren.<br />
Genehmigter Abschuß laut letztem Abschußplan:<br />
2 Birkhahnen - 3 <strong>Reh</strong>böcke - 3 <strong>Reh</strong>geißen - 7 Gemsen - 10 Murmeltiere -<br />
<strong>Rot</strong>wild lt. Abschußplan der Jagdbehörde.<br />
Möglichkeit einer Jagdwohnung im Revier ist gegeben. Die Pachtbedingungen liegen <strong>bei</strong>m<br />
Obmann der Agrargemeinschaft Berthold Gasser auf.<br />
Auskünfte erteilen: Berthold Gasser, Tel. 0 48 73 / 52 30 und Dietmar Hafele,<br />
Tel. 0 48 73 / 63 44. Interessenten mögen ihr Angebot schriftlich in einem verschlossenen<br />
Kuvert <strong>mit</strong> der Aufschrift „Jagdpacht Agrargemeinschaft Stalle-Rogotz”,<br />
z. Hdn. Hr. Obmann Berthold Gasser, Gasthof „Sandwirt”, A-9963 St. Jakob i. Def.<br />
bis spätestens 15. Jänner 1999, <strong>mit</strong>tels eingeschriebenen Briefes abgeben.<br />
27 JAGD IN TIROL ➜ 9/98
28 JAGD IN TIROL ➜ 9/98