DIE GEMEINDE
DIE GEMEINDE
DIE GEMEINDE
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
auf jenes aus osteuropäischen Staaten<br />
zurückgreifen, welches zwar nicht so<br />
gut ausgebildet ist, aber deswegen nicht<br />
unbedingt einen schlechteren Zugang<br />
zu älteren Menschen hat – problematisch<br />
ist halt die andere Sprache und<br />
die andere Kultur. Unsere Leute sind<br />
leider nicht immer bereit, Turnusdienste<br />
zu übernehmen oder an Wochenenden<br />
zu arbeiten. Wir müssen uns endlich<br />
klar werden, ob wir die Hilfe aus dem<br />
Osten annehmen wollen oder nicht.<br />
In unserem Bereich herrscht derzeit<br />
bei 4000 Beschäftigten – und einem<br />
sehr hohen Frauenanteil – eine hohe<br />
Fluktuation; alle fünf bis sechs Jahre<br />
wird die Arbeitsstelle gewechselt.<br />
Nach langer Vorarbeit ist die<br />
so genannte Pflegesicherung<br />
mittlerweile in der Umsetzungsphase.<br />
Können Sie eine<br />
erste Bewertung vornehmen?<br />
Ich will die Pflegesicherung sicher nicht<br />
in Frage stellen, aber es können sich daraus<br />
auch problematische Fälle ergeben.<br />
Grundsätzlich möchten alte Menschen<br />
so lange wie möglich in ihrer vertrauten<br />
Umgebung bleiben, also nicht in ein<br />
neues Zuhause umziehen. Dies ist aber<br />
nicht immer sinnvoll – und entspricht<br />
nicht immer dem Grundsatz, das Wohl<br />
des Menschen vorrangig zu behandeln.<br />
Es ist auch der Wunsch vieler Angehöriger,<br />
zuhause zu pflegen. Dabei liefert<br />
die Pflegesicherung ein gutes Argument:<br />
bis zu 1800 Euro netto auf die Hand! Da<br />
kann es dann dazu kommen, dass nur<br />
mehr das Geld wichtig ist – und nicht<br />
die Dienstleistung. Der Bedürftige erhält<br />
oft nicht mehr die Betreuung und Pflege,<br />
die er braucht und die ihm zusteht. Der<br />
Dienst wird von der öffentlichen Hand<br />
bezahlt, aber vom Privaten nicht ausreichend<br />
verrichtet. Bei akkreditierten<br />
Heimen werden Standards festgelegt,<br />
welche, bei ständiger Kontrolle eine<br />
hohe Qualität der Dienstleistung garantieren.<br />
Privatpersonen fehlt meist<br />
sogar die grundlegende Ausbildung<br />
hierfür.<br />
Foto: Verband der Altersheime Südtirols<br />
Der Verband der Altersheime Südtirols ist ein gemeinnütziger Verein, der<br />
seit 1987 besteht. Im Bild der Vorstand (von links): Günter Staffler, Bruno<br />
Marcato, Oswald Mair (Direktor), Josef Lanz, Hermann Pirpamer (Vizepräsident),<br />
Georg Psenner und ganz vorne Norbert Bertignoll (Präsident).<br />
Wie ist es um die Alten- und<br />
Pflegeheime in Südtirol bestellt?<br />
Und in welcher Situa-<br />
tion befinden sich die von<br />
Gemeinden geführten Einrichtungen?<br />
Bezüglich der Strukturen und auch<br />
der Dienstleistungen hat Südtirol sicher<br />
ein sehr hohes Niveau, kann etwa<br />
mit Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz mithalten. Gemeinden und<br />
Land haben in den vergangenen Jahren<br />
sehr viel investiert. Künftig werden dort<br />
Investitionen getätigt werden, wo dies<br />
der Mensch selbst will, denn er hat nun<br />
das Geld... Auch beim bürokratischen<br />
Aufwand können wir mit anderen Ländern<br />
mithalten; dieser verschlingt einen<br />
beträchtlichen Teil unserer Ressourcen.<br />
Bei den von Gemeinden geführten<br />
Heimen kann ich nur immer wieder<br />
auf eine ganz besondere Situation<br />
aufmerksam machen: Bürgermeister<br />
sind Präsidenten, Referenten bilden<br />
die Verwaltungsräte, Generalsekretäre<br />
übernehmen Leitungsaufgaben – und<br />
vielleicht gibt es dann noch einen Pflegedienstkoordinator.<br />
Das ist nicht ideal;<br />
die Gemeinden sollen die Führung<br />
der Heime – unter Beibehaltung der<br />
Hoheit der öffentlichen Institution<br />
– weitergeben. Dies ist etwa über ein<br />
Konsortium mit einem Verwaltungsrat<br />
möglich; bei der Vollversammlung wird<br />
dann dem Bürgermeister Rechenschaft<br />
abgelegt.<br />
7