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Layout Zebra - startklar Schätzel gGmbH

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ALPZEIT! - Das „Prinzip Verantwortung“ - ein Projekt von Jonathan<br />

Jugendliche im einsamen Berggebiet<br />

auf einer Hütte ohne Zentralheizung,<br />

Fernsehen und Handy, der<br />

Supermarkt 3 Stunden weit entfernt,<br />

stattdessen die Rinderherde<br />

vor der Tür, manchmal aber auch 2<br />

Stunden weit entfernt. Alles zu Fuß.<br />

Alles was man zum Leben braucht<br />

selbst hinaufschleppen (und den<br />

Müll wieder hinunter) und zwar für<br />

3 Monate.<br />

„Das klingt wie Dschungelcamp“,<br />

hör ich da manche sagen. Nein!<br />

ALPZEIT hat nichts gemein mit der<br />

geschmacklosen Show aus dem<br />

Fernsehen, dieser Kommerzialisierung<br />

des Werteverfalls, welche<br />

Menschenwürde fragwürdig erscheinen<br />

lässt und Missbrauch der<br />

Tiere auf der Tagesordnung steht.<br />

Nein, die Alm ist kein Dschungelcamp.<br />

Uns holt hier keiner raus.<br />

Das wollen wir auch gar nicht! Befragt<br />

man die Jugendlichen, ob sie<br />

das freiwillig machen, bekommt<br />

man anfangs ein langgezogenes<br />

„naja“ – viel später ein überzeugtes<br />

„jaja!“.<br />

Inzwischen gibt es schon einen<br />

Fanclub im Tal, der uns mit Leckereien<br />

versorgt. Gemüse aus dem<br />

Garten, Marmelade, Schokolade… -<br />

letzten Sommer war gar ein<br />

Schweinsbraten mit Semmelknödel<br />

zu uns heraufgetragen worden. Die<br />

örtliche Öffentlichkeit nimmt Anteil<br />

und gibt dem Jugendhilfeprojekt,<br />

das nun schon den 5. Sommer im<br />

Gasteiner Tal angesiedelt ist, eine<br />

gute Resonanz. Letzten Sommer<br />

war gar der Altbürgermeister von<br />

Bad Gastein auf Wanderschaft im<br />

Höhkar, weil er von „der guten<br />

Sache“ gehört hat, und dass es<br />

solche Projekte viel mehr bräuchte,<br />

meinte er. Der Almbetrieb fordert<br />

die Jugendlichen auf, eine Antwort<br />

zu geben, auf die Ereignisse – eben<br />

VerAntwortung zu übernehmen. Da<br />

hat er einen wichtigen Aspekt und<br />

ein wichtiges erzieherisches Mo-<br />

ment benannt. Nach 10 Sommern<br />

mit Jugendlichen im Jugendhilfeprojekt<br />

ALPZEIT bin ich mir ganz<br />

sicher, dass dies ein wesentlicher<br />

Faktor ist: Gemeinsame Verantwortung!<br />

Und es geht um Existenz. Die Existenz<br />

unseres Bauern – sein Vieh.<br />

Die Existenz des uns anvertrauten<br />

Viehs – Behirtung, Beaufsichtigung,<br />

Versorgung. Unsere Existenz –<br />

Versorgung, Gesundheit, Sozialität.<br />

Der Begriff Verantwortung erfährt<br />

damit eine Verschärfung bzw. besondere<br />

Brisanz. Damit verbinden<br />

sich auch stark emotionale Themen.<br />

Die Erfahrung der Jugendlichen<br />

während des Almsommers wird in<br />

jeder Form davon durchdrungen –<br />

wer es nicht lernt bzw. akzeptiert<br />

Verantwortung einzeln oder in der<br />

Gemeinschaft zu übernehmen, wird<br />

(sozial) scheitern, denn sie regelt<br />

das Zusammenleben. Der Aufforderungscharakter<br />

diesbezüglich ist im<br />

almerischen Dasein enorm höher<br />

als in der gewohnten Umgebung im<br />

Tal, weil die Konsequenzen für ein<br />

Tun oder Nicht-Tun unmittelbar am<br />

eigenen Leib erfahren werden. Die<br />

Chance, als ein wertvolles Mitglied<br />

der Gemeinschaft anerkannt zu<br />

werden und soziale Anerkennung<br />

zu bekommen, ist um ein Vielfaches<br />

höher als in der gewohnten<br />

Umgebung im Tal. Verantwortungsfähigkeit<br />

bedingt echte Kommunikation<br />

und emotionale Verbundenheit<br />

(s.a. „Der entgrenzte Mensch“<br />

Rainer Funk, 2011). Ich setze auf<br />

das „Prinzip Verantwortung“, denn<br />

daran hängt das Wohl und Wehe<br />

einer Gesellschaft und sei sie noch<br />

so klein. Und glückt es, dieses Verantwortungsgefühl<br />

(ein Gefühl !) zu<br />

entwickeln, sind ethische Werte<br />

nicht nur hohle Floskeln. Sozialpädagogik<br />

hat eben auch einen gesellschafspolitischen<br />

Auftrag.<br />

Seite 14<br />

Quo vadis ALPZEIT ?<br />

Noch wirbeln also die Schneeflocken<br />

um die Hütte weit oben im<br />

höllischen Kar. Derweil bewege ich<br />

mich gedanklich zum neuen Almsommer<br />

– mein 13. – er möge<br />

Glück bringen und die 11. ALPZEIT<br />

mit Jonathan <strong>gGmbH</strong>.<br />

Für die neue ALPZEIT suche ich<br />

auch wieder Personal, wobei der<br />

Juli schon abgedeckt ist. Vorzugsweise<br />

weiblich – falls Mädels zu<br />

betreuen sind, haben die manchmal<br />

Mißbrauchserfahrungen. Der pädagogische<br />

Hintergrund muß gegeben<br />

sein, wobei es auch Praktikantinnen<br />

sein können. Mindestaufenthalt<br />

sollte 3 Wochen sein. Kost und<br />

Logis ist frei, ein Honorar obligatorisch.<br />

Wenn jemand Lust und Zeit hat,<br />

uns bei den Lebensmitteltransporten<br />

im Juni zu unterstützen, ist er/<br />

sie jederzeit herzlich willkommen.<br />

In den vergangenen Jahren hat der<br />

Herbert Schader mit seinen<br />

„Gartlern“ immer ein offenes Ohr<br />

gehabt und Sherpadienste geleistet.<br />

Danke Euch! Auch die Betreuungsweisungen/SozialenTrainingskurse<br />

waren immer eine willkommene<br />

Unterstützung bei der<br />

Schlepperei. Für den neuen Almsommer<br />

wäre eine kleine Wasserturbine<br />

zur Stromversorgung angedacht,<br />

dann hätten wir den Stromengpaß<br />

gelöst, denn die Solarpanele<br />

liefert an trüben Tagen keinen<br />

Strom Kennt sich jemand mit Wasserturbinenbau<br />

aus??? Auch wäre<br />

dieses Jahr ein ordentliches Matratzenlager<br />

zu bauen. Das Material<br />

müsste ich fliegen lassen, aber<br />

wenn es fachkundiges Personal<br />

unter Euch gibt, die mit Rat und<br />

Tat zur Seite stehn, dann meldet<br />

Euch.<br />

Dieser Winter ist schneereicher als<br />

der letzte, deswegen könnte es<br />

durchaus sein, dass wir ein paar<br />

Tage später hinaufziehen. Aber ich<br />

werde wie immer die Almgeister<br />

erwecken und die Wintergeister<br />

vertreiben mit Trommeln und<br />

Rauchwerk – sodann um einen<br />

glückvollen Almsommer bitten und<br />

beten und anschließend die Mäuse<br />

aus der Speiskammer vertreiben.<br />

Dies wird alles sein in der letzten<br />

Maiwoche oder der ersten Juniwoche,<br />

je nach Schneelage.<br />

Wer da auch schon Lust hat mit<br />

hinauf zu gehen bzw. etwas hinauf<br />

zu tragen, ist herzlich willkommen.<br />

(im)Berg (ist) heil,<br />

Annemarie Hufnagl<br />

DiplSozPäd (FH)<br />

- Projekte in der Jugendhilfe -<br />

Prastingerstr. 4<br />

D-83454 Anger<br />

Tel: 08656-9894777<br />

Mob: 0043-664-3698075<br />

www.alpzeit-jugendhilfe.info

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