Özil Lahm Ribery

statt Real. Gewiss auch Ausdruck
für die gesteigerte Wertschätzung
der Bundesliga im internationalen
Vergleich, ebenso wie
des Standings, das sich Schalke
in Europa inzwischen erarbeitet
hat. Gerade durch den Einzug
ins Champions-League-Halbfinale
2011. In der Gruppenphase
wurde damals übrigens auch das
favorisierte Lyon ausgestochen,
trotz des Treffers von Michel
Bastos zum 1:0-Heimsieg der
Franzosen am ersten Spieltag.
Im Rückspiel ging Olympique 0:3
unter, Bastos war seinerzeit einer
der wenigen, die in der Veltins-
Arena gegenhalten konnten (kicker-Note
2,5). Die zum Dienstantritt
geäußerte Hochachtung
(„Ich komme zu einem großen
Klub“) klingt aufgrund seiner
persönlichen Erfahrungen also
durchaus glaubwürdig.
Allerdings bleibt auch festzuhalten:
Bastos’ vermeintlicher
Karrieresprung erfolgte nicht
auf dem Zenit seines bisherigen
Schaffens. Vielmehr steht der
zehnmalige brasilianische Nationalspieler,
der seinen (vorerst?)
letzten Einsatz für die Selecao
Anfang Juli 2010 beim WM-Aus
gegen die Niederlande absolvierte,
vor einem neuen Anlauf.
Das Jahr 2012 bleibt Bastos als
sportlich relativ verkorkstes in
Erinnerung. Größere Rücken-
probleme warfen ihn mehrfach aus der Bahn,
zwangen auch von Mitte September bis Ende
November zu einer Pause. Umso bemerkenswerter,
dass ihm trotz dieses Handicaps bei nur
zwölf Hinrunden-Einsätzen fünf wichtige Treffer
für Olympique gelangen.
Dabei hatte Bastos bereits im vergangenen
August auf gepackten Koffern gesessen. Schon
damals versuchte das einst aus scheinbar unerschöpflichen
Ressourcen zahlende Lyon,
möglichst jeden Spieler des zu teuer gewordenen
Kaders zu versilbern. „Eigentlich wollte
ich bleiben, habe aber immer die Wünsche von
Olympique respektiert“, so der Profi. Schließlich
gehörte Bastos, letztes Überbleibsel der
einst so großen Kolonie brasilianischer Lyon-
Legionäre, mit seinen 360 000 Euro brutto pro
Monat zu den Topverdienern. Eine Klassifizierung,
die nun übrigens auch auf Schalke zutrifft.
Freilich waren es schon nicht mehr die
ganz renommierten Adressen, bei denen er im
Sommer 2012 gefragt war. Stattdessen lockten
die Vereinigten Arabischen Emirate, rund ein
halbes Jahr später verhandelte Olympique parallel
zu Schalke mit dem katarischen Top-Klub
A-Gharaffa Doha über einen Bastos-Transfer. Eine
weitere Offerte kam aus der Heimat, aus Curitiba.
Lukrativ waren diese Alternativen allemal,
doch Bastos’ Entscheidung für die Königsblauen
basiert vor allem auf handfesten sportlichen
Gründen. Der Traum von einer Nominierung für
die Heim-WM 2014 lässt sich nur durch Klasseleistungen
in einer (europäischen) Top-Liga und
möglichst in der Champions League erfüllen.
Michel Bastos
kicker, 4. Februar 2013 17
Der Neu-Münchner Dante
(29), im reifen Alter nun
erstmals für die Selecao nominiert,
dient da als bestes
Beispiel. „Mit 29 Jahren habe
ich noch einen Weg vor mir“,
sagt Bastos. „Wenn ich in der
Champions League überzeuge,
könnte es auch mit
der Selecao wieder klappen.“
Immerhin absolvierte er
schon die komplette WM in
Südafrika 2010. Doch setzte
ihn Coach Carlos Dunga (49)
damals als linken Verteidiger
ein, seinerzeit die Problemposition
der Elf. Bastos hatte
den Job phasenweise schon
in Lyon erfolgreich erledigt.
Dass der Offensiv-Könner
in dieser Rolle keine echte
Perspektive haben würde,
lag aber in der Natur der
Sache. Dungas Nachfolger
Mano Menezes (50) machte
das dann auch unmissverständlich
klar. Die Laufbahn
in der Selecao war damit jäh
beendet – oder zumindest
unterbrochen.
Auf Schalke schätzt man
die „Variationsmöglichkeiten
mit Bastos“, so Heldt, vor allem
aber die Offensivqualitäten.
Dynamik und Schussgewalt,
die Bastos auch schon
HorSt Heldt
im Nationaldress bewiesen
hat. Sein einziges Länderspieltor
erzielte er beim 3:0 im WM-Vorbereitungsspiel
gegen Simbabwe 2010 – dabei wurde
sein Schuss mit 139 km/h gemessen. Auf Schalke
lieferte er gegen Fürth prompt die erste Bestätigung:
Er hat das Zeug zum Volltreffer. Bastos
selbst prophezeit: „Schalke wird die Kaufoption
auf mich ziehen, da bin ich sicher.“ Selbstvertrauen,
an dem sich seine größtenteils verunsicherten
Kollegen tatsächlich orientieren könnten.
HARDY HASSELBRUCH/THIEMO MÜLLER
Geboren am 2. 8. 1983 in Pelotas/
Bundesstaat Rio Grande do Sul, vollständiger
Name: Michel Fernandes
Bastos, Größe 1,79 m, Gewicht 71 kg
Seine Vereine:
1994 – 06/01 EC Pelotas
07/01 – 06/02 Feyenoord Rotterdam
07/02 – 06/03 Excelsior Rotterdam
07/03 – 12/03 Atletico Paranaense
01/04 – 12/04 Gremio Porto Alegre
01/05 – 12/05 Figueirense FC
01/06 – 06/06 Atletico Paranaense
07/06 – 06/09 Lille OSC
07/09 – 01/13 Olympique Lyon
seit 29. 1. 2013 FC Schalke 04
Seine Einsätze/seine Tore:
1 Bundesligaspiel 1
28 Erstligaspiele Niederlande 0
63 Erstligaspiele Brasilien 14
194 Erstligaspiele Frankreich 51
32 Europapokalspiele 7
10 A-Länderspiele für Brasilien 1
Seine Erfolge:
Französischer Pokalsieger und Supercupsieger
2012
Seine Turniere:
WM 2010
„Schalke hat mit Bastos mehr
Variationsmöglichkeiten.“
Die erste Tuchfühlung: Bastos gegen Farfan.
Schalke kam 2010/11 gegen Lyon weiter.
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