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50 ENGLAND kicker, 4. Februar 2013<br />
Schleichender Prozess<br />
Der FC CHELSEA steckt mal wieder in einer Krise. Beim 2:3 in Newcastle<br />
verspielen die „Blues“ in der Endphase einen Sieg. Es geht nicht voran.<br />
AUS ENGLAND BERICHTET<br />
KEIR RADNEDGE<br />
P<br />
rozess. Ein beliebtes Wort im<br />
Fußball. Bei Chelsea sollte er<br />
schon 2011 eingeleitet wer-<br />
den, mit Trainer André Villas-<br />
Boas. Die Mannschaft verjüngen,<br />
den Spielstil attraktiver gestalten,<br />
wieder Titel holen. Am Ende der<br />
Saison 2011/12 stand sogar Europas<br />
wertvollster Pott, doch sogar<br />
der (überaus glückliche) Gewinn<br />
der Champions League kann nicht<br />
übertünchen, dass Chelsea derzeit<br />
eher einen schleichenden Prozess<br />
hinlegt. Nur mühsam geht’s nach<br />
vorne, eher schleichend abwärts<br />
(siehe Info� äche).<br />
Das 2:3 in Newcastle war der<br />
nächste Tiefschlag für Chelsea.<br />
1Am Ende hatte<br />
Lukas Podolski<br />
wieder gut lachen.<br />
Nachdem er gut in<br />
die Saison gestartet<br />
war und vor Weihnachten<br />
eine schwächere Phase<br />
erlebte, zeigte sich der Ex-Kölner<br />
nun wieder stark verbessert. Gegen<br />
Stoke blieb er zwar zunächst auf der<br />
Bank, kam aber in der 69. Minute<br />
ins Spiel und sorgte nur neun Minuten<br />
später mit einem abgefälschten<br />
Der Abwärtstrend<br />
▼ In den 13 Ligaspielen unter Trainer<br />
Rafa Benitez verlor Chelsea das zweite<br />
Mal trotz einer Führung. Zudem spielte<br />
man jeweils nach einer Führung zweimal<br />
nur remis.<br />
▼ Chelsea gewann keines der vergangenen<br />
vier P� P� ichtspiele. Zum Amtsan- Amtsantritt<br />
verzeichnete Benitez bereits eine<br />
Serie von drei Spielen in Folge ohne Sieg.<br />
▼ Zwölf der 14 Gegentore in der Liga<br />
kassierte Chelsea unter Benitez in der<br />
zweiten Halbzeit, fünf in den letzten<br />
fünf Minuten – was fünf Punkte kostete.<br />
Newcastle, Reading (2:2 nach<br />
2:0-Führung), zuvor ein peinliches<br />
und auch noch glückliches 2:2 in<br />
Brentford und ein 0:0 in Swansea.<br />
Chelsea tritt bestenfalls auf der Stelle.<br />
Noch hält man Rang drei, was<br />
am Saisonende die Rückkehr in die<br />
Champions League bedeutet. Aber<br />
wie lange noch?<br />
Das Kuriose: Die Mannschaft ist<br />
spielerisch besser als im Vorjahr,<br />
Akteure wie Hazard (dessen Drei-<br />
Spiele-Sperre nach seiner Attacke<br />
gegen den Balljungen aus Swansea<br />
Freistoß für das Tor zum hart erkämpften,<br />
aber verdienten 1:0 über<br />
Stoke. Sein achter Saisontre� er.<br />
Die Gäste, bei denen Robert<br />
Huth trotz seiner im Spiel gegen Wigan<br />
am vorigen Dienstag erlittenen<br />
Kopfverletzung eine starke Leistung<br />
bot, setzten damit ihre Negativserie<br />
fort: Sie holten nur einen Punkt aus<br />
den letzten fünf Spielen. Übrigens<br />
musste erneut die Kopfwunde eines<br />
Stoke-Pro� s genäht werden. Diesmal<br />
erwischte es Jon Walters nach<br />
bestätigt wurde) oder Oscar stehen<br />
für guten Fußball. Doch die jungen<br />
Leute brauchen Halt. Den kann ihnen<br />
ein Didier Drogba (weg), John<br />
Terry (lange verletzt), Ashley Cole<br />
(mit sich selbst beschäftigt) und<br />
auch Frank Lampard nicht mehr<br />
geben. Er wird abgeschoben, ein<br />
weiterer Planungsfehler im Umbau<br />
der „Blues“, in der laufenden Saison<br />
kehrte er nur aus der Not zurück ins<br />
Team, bestätigt dort aber stets und<br />
nicht nur mit Toren seinen Wert.<br />
Die Säulen brechen weg. Und<br />
der oberste Boss dachte bisher zu<br />
kurzfristig. Roman Abramovichs<br />
jüngster größter Fehler: Die Entlassung<br />
Roberto di Matteos, jenes<br />
Trainers, der Chelsea von Februar<br />
bis Mai als kurzfristiger Nachfolger<br />
Villas-Boas’ auf Europas � ron ge-<br />
einem Zusammenprall mit Arsenals<br />
spanischem Neuzugang Nacho<br />
Monreal (26). Der Linksverteidiger<br />
war kurz vor Ablauf der Transferfrist<br />
für 11,5 Millionen Euro aus Malaga<br />
geholt worden.<br />
Er feierte einen gelungenen Einstand<br />
und Arsenals Trainer Arsene<br />
Wenger, dessen Mannschaft im<br />
Kampf um Platz vier und das Ticket<br />
für die Champions League jeden<br />
Punkt braucht, war zufrieden mit<br />
der stabilen Defensive, obwohl Per<br />
führt hatte. Er musste im November<br />
gehen. Rafa Benitez, eine fachlich<br />
erstklassige Wahl, aber eben einer,<br />
der nicht ankommt bei den Chelsea-Fans,<br />
war als Übergangslösung<br />
deklariert. Im Irrglauben, Pep Guardiola<br />
werde den Millionenverlockungen<br />
aus London erliegen.<br />
Jetzt soll Benitez intern geäußert<br />
haben, dass er über die Saison hinaus<br />
bleibt. Und das in einer Phase,<br />
da es schlecht läuft. Abramovich ist<br />
zuzutrauen, dass er Benitez noch in<br />
dieser Saison feuert. Damit würde<br />
er vielen Chelsea-Fans sogar diesmal<br />
einen Gefallen tun. Auf Twitter<br />
äußerten sie ihren Unmut gegen<br />
den Spanier: „Was muss noch passieren,<br />
damit Benitez � iegt?“, fragt<br />
dort ein verärgerter Anhänger. Möglicherweise<br />
nicht mehr viel . . .<br />
Trainer Wenger nimmt Mertesacker in Schutz – Stoke-Verteidiger Huth mit starker Leistung<br />
Enttäuscht:<br />
Juan Matas Tor<br />
nutzte nichts<br />
in Newcastle.<br />
Podolskis achtes Tor: Der Matchwinner von der Bank<br />
Mertesacker nicht immer ganz sicher<br />
wirkte. Wenger glaubt, dass die<br />
jüngsten Kritiken dem deutschen<br />
Nationalspieler zugesetzt haben:<br />
„Er hat fast 90 Einsätze für Deutschland<br />
absolviert und ist ein Spieler,<br />
der sich immer voll reinhängt und<br />
total konzentriert bei der Sache ist.<br />
Das ganze Team ist von der Negativkritik<br />
stark beein� usst worden.<br />
Ich habe noch nie jemand getroffen,<br />
der es sonderlich mag, in den<br />
Medien abgeschlachtet zu werden.“<br />
Foto: Getty Images/Thomas