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48 SPANIEN kicker, 4. Februar 2013<br />
Am Boden<br />
INTERNATIONAL<br />
Mit dem kicker immer topaktuell informiert:<br />
Tore und Ergebnisse live auf kicker.de<br />
Ganz schwach präsentierte<br />
sich REAL MADRID in Granada.<br />
Die Saison ist nur noch im<br />
Pokal und in der Champions<br />
League zu retten. Doch da<br />
warten Barca und ManUnited.<br />
AUS SPANIEN BERICHTET<br />
PETER SCHWARZ-MANTEY<br />
D<br />
iesmal hatte Cristiano Ronaldo wirklich<br />
Grund zur Trauer. Genau eine halbe<br />
Spielzeit ist es her, dass Real Madrids<br />
portugiesischer Superstar nach dem 3:0-Sieg<br />
im Hinspiel gegen Granada erklärt hatte: „Ich<br />
bin traurig in Madrid.“ Da hatte er zwei Tore<br />
geschossen, allerdings nicht gejubelt. Jetzt im<br />
Rückspiel in Granada erzielte Cristiano Ronaldo<br />
wieder einen Tre� er. Und auch diesmal<br />
sah er eher betrübt aus. Denn sein unkontrollierter<br />
Kopfball nach einer Ecke von Granadas<br />
Ben� ca-Neuzugang Nolito (ehemals<br />
FC Barcelona) ging in die eigenen Maschen<br />
und besiegelte die 0:1-Niederlage. Es war<br />
Cristiano Ronaldos erstes Eigentor in seiner<br />
ganzen langen Karriere.<br />
Ausgerechnet ihn traf es – den in den vergangenen<br />
Wochen neben Mesut Özil einzig<br />
verlässlichen Wert. Auch in den 70 Minuten<br />
nach seinem Lapsus war Cristiano Ronaldo<br />
wie zuletzt gewohnt der beste Spieler seines<br />
Teams. 29 Tore hatte er seit seiner Trauerrede<br />
im September 2012 in 28 Spielen für Real<br />
erzielt, ist mittlerweile Publikumsliebling in<br />
Madrid, seine Vertragsverlängerung samt Ge-<br />
Enttäuscht: Trainer José Mourinho und Stürmerstar Cristiano Ronaldo von Real Madrid.<br />
haltserhöhung auf 15 Millionen Euro netto<br />
soll angeblich in Kürze verkündet werden.<br />
Symbolhaft ist das seltene Eigentor aber<br />
auf jeden Fall. Denn auch der dynamische<br />
Angreifer war schwach. Im Spiel nach vorne<br />
fehlten ihm und dem ganzen Team ganz<br />
o� ensichtlich Özils Ideen – ohne den Deutschen,<br />
der gelb-gesperrt fehlte, läuft bei den<br />
Königlichen o� ensiv fast nichts. Und klar ist:<br />
Real hat die Liga trotz aller rhetorischen Floskeln<br />
und zwischenzeitlicher Durchhalteparolen<br />
abgehakt. Die geradezu stümperhaft<br />
vergebene Großchance Karim Benzemas in<br />
der 84. Minute zum Ausgleich steht symptomatisch<br />
dafür.<br />
Klar ist auch: Die Saison ist nur noch mit<br />
Pokal und Champions League zu retten. Die<br />
kommenden vier Wochen mit dem Halb� -<br />
nalrückspiel im Pokal bei Barca sowie dem<br />
CL-Achtel� nale gegen Manchester United<br />
werden entscheidend. Noch halten die Fans<br />
Frieden mit Trainer José Mourinho und ihrem<br />
Team. Denn auch die letzten Erfolge<br />
Reals in der Champions League wurden mit<br />
Enttäuschungen in der<br />
Liga erkauft: 1998 wurde<br />
man Dritter, 2000 Fünfter,<br />
2002 Dritter. Das<br />
königliche Publikum ist<br />
Kummer gewöhnt.<br />
Ebenso wie die launigen<br />
Reden seines Trainers<br />
gegen die eigenen<br />
Spieler sowie die Konkurrenz.<br />
Auch diesmal<br />
fiel Mourinho wenig<br />
Originelles ein: „Mich<br />
ärgert vor allem die erste<br />
Nur 2007 schlechter<br />
Real Madrids Abschneiden in der Liga<br />
nach 22 Spieltagen seit 2006/07.<br />
Saison Punkte Platz S U N Tore<br />
12/13 43 3. 13 4 5 54:21<br />
11/12 55 1. 18 1 2 71:19<br />
10/11 54 2. 17 3 2 52:19<br />
09/10 53 2. 17 2 3 53:15<br />
08/09 47 2. 15 2 5 45:27<br />
07/08 53 1. 17 2 3 46:18<br />
06/07 41 3. 13 2 7 30:19<br />
Halbzeit meiner Mannschaft, das war grausam“,<br />
erklärte er. Da war noch Sami Khedira<br />
auf dem Platz, der zur Pause José Callejon<br />
weichen musste. Mourinho entschuldigend:<br />
„Einige waren müde, weil sie unter der Woche<br />
ein schweres Spiel hatten.“ Gemeint war das<br />
1:1 im Pokalhinspiel gegen den FC Barcelona.<br />
Aber dann ätzte „� e Special One“ weiter:<br />
„Andere waren müde, obwohl sie nicht gespielt<br />
hatten, ich weiß auch nicht warum.“<br />
Gemeint waren die gegen Barca gesperrten<br />
Sergio Ramos, Fabio Coentrao und Angel di<br />
Maria. Es war nicht die erste ö� entliche Rüge<br />
für seine Pro� s. Auch Erzrivale Barcelona bekam<br />
seine bereits ritualisierte Watsche: „Es ist<br />
lange klar, dass nicht wir den Spielplan kontrollieren<br />
und nach schweren Spielen schon<br />
am Samstag wieder antreten müssen.“ Schon<br />
jetzt arbeitet Mourinho, dem aktuell geringe<br />
Chancen eingeräumt werden, die kommende<br />
Saison in Madrid noch zu erleben, an seiner<br />
ganz persönlichen „Dolchstoßlegende“.<br />
Fakt ist derzeit aber nur, dass Real nach<br />
dem peinlichen 0:1 gegen das abstiegsbedrohte<br />
Granada, dessen<br />
neuer Trainer Lucas Alcaraz<br />
ein gelungenes Debüt feiern<br />
durfte, schon so viele Spiele<br />
in der Liga verloren hat wie in<br />
der vergangenen Meistersaison<br />
in allen Wettbewerben.<br />
Da unterlag Real insgesamt<br />
nur fünfmal – bislang zu Beginn<br />
der Rückrunde schon<br />
achtmal. Und die schweren<br />
Aufgaben gegen den FC Barcelona<br />
und Manchester United<br />
kommen erst noch.<br />
Fotos: Getty Images/Doyle, imago/Cordon Press/Miguelez