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4<br />
Natur l Wintergoldhähnchen<br />
Der kleinste Vogel Europas fiept uns was<br />
Viele grau-grüne Vögel mit orangegelbem Kopfschmuck schwirren und hüpfen in den Herbeder Tannenspitzen umher.<br />
Selbst manchem Naturfreund bleiben diese turnenden Wollbällchen oft verborgen. Warum? Mit nur etwa 5 cm Flügelspanne<br />
gehören sie zu den kleinsten Vögeln überhaupt. Sie leben stets versteckt in den schwer einsehbaren Baumwipfeln,<br />
und die Töne ihres feinen „Sis Sis Sri Sri Sri“ singen sie so hoch, dass die Mehrzahl der Menschen, besonders der Über-<br />
Fünfzig-Jährigen, sie kaum wahrnehmen kann. Ihr Name ist „Wintergoldhähnchen“. Gerade jetzt im Januar und Februar<br />
lohnt sich ein Blick in ihre Höhen.<br />
Herbeder Kolibri?<br />
Ein Wintergoldhähnchen ist<br />
der absolute Winzling unter<br />
unseren heimischen Singvögeln.<br />
Es wiegt nur sage und<br />
schreibe fünf Gramm! Sein<br />
einzigartiges Kennzeichen ist<br />
der orangefarbene, bei Weibchen<br />
eher gelbe breite Scheitel<br />
auf dem Kopf. Bevorzugt<br />
lebt es in den höchsten dichten<br />
Zweigen von Tannen und<br />
Fichten. Im Winter sind oft<br />
Scharen von ihnen bei uns anzutreffen,<br />
denn zu den einheimischen<br />
Wintergoldhähnchen<br />
gesellen sich ihre nordischen<br />
Kollegen aus Skandinavien.<br />
Gemeinsam durchkämmen<br />
sie dann lebhaft und immer in<br />
Bewegung die Astrinden nach<br />
Spinnen- und Insekteneiern.<br />
Um in den Furchen kleinster<br />
Zweige fündig zu werden,<br />
schafft es unser „Meisterturner“<br />
sogar, im Schwirrflug vor<br />
den Zweigspitzen in der Luft<br />
stehen zu bleiben – sozusagen<br />
als „Herbeder Kolibri“. Nur<br />
im Notfall verlässt es in harten<br />
Wintertagen seinen hohen<br />
Wohnbereich und hüpft in bodennahe<br />
Schneelöcher unter<br />
tief liegenden Fichtenästen<br />
auf der Suche nach Insekten.<br />
In Herbedes Tannenwäldern<br />
fliegen für wenige Sommermonate<br />
auch die ähnlich aussehenden<br />
Sommergoldhähnchen<br />
aus dem Süden zu. Sie kommen<br />
nur, um ihr Brutgeschäft<br />
hier zu erledigen. Die fein<br />
wispernden Gesänge beider<br />
Holzbearbeitung<br />
Witthüser<br />
So individuell wie unsere Kunden sind auch unsere Aufträge und<br />
das was wir daraus machen.<br />
<strong>Image</strong> l Januar/Februar 2013<br />
Arten gehören zu den höchsten<br />
Vogelstimmen aller Singvögel.<br />
Aber dennoch unterscheiden<br />
sie sich sehr deutlich<br />
voneinander, sie sind selbst<br />
für ungeübte Ohren nicht zu<br />
verwechseln. Der unterschiedliche<br />
Gesang hilft wohl, dass<br />
es trotz des gleichen Lebensraumes<br />
im Sommer nie zu einer<br />
Vermischung dieser beiden<br />
ähnlichen Vogelarten kommt.<br />
Gemischte Blattläuse bitte, dazu<br />
einen Tautropfen Wasser!<br />
Unsere Wintergoldhähnchen<br />
bleiben sommers wie winters<br />
in ihrem Herbeder Wohngebiet.<br />
Die Männchen singen<br />
eigentlich ständig, suchen für<br />
ihren Gesang aber keinesfalls<br />
eine Warte auf, sondern erledigen<br />
ihn quasi nebenbei<br />
während der Umherhuscherei<br />
auf Nahrungssuche. Wintergoldhähnchen<br />
fressen alles<br />
das, was klein ist und in einer<br />
Rindenfurche so vorkommt: allerlei<br />
Blattläuse sowie Springschwänze,<br />
Mücken, winzige<br />
Schnecken, kleine Raupen<br />
und Spinnen… Ihre akrobatische<br />
Kunst des Schwirrfluges<br />
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auf der Stelle nutzen sie sogar<br />
dazu, um einer verdutzten<br />
Spinne die gefangenen Kleintiere<br />
aus ihrem Radnetz heraus<br />
zu picken! Nur im Winter leben<br />
sie zur Not auch mal vegetarisch<br />
und fressen – der Hunger<br />
treibt’s hinein – Samenkörnchen!<br />
Selbst zum Trinken<br />
brauchen unsere kleinsten<br />
Vögel nicht etwa Wasserstellen<br />
am Boden aufzusuchen: Wenn<br />
in den heimatlichen Baumspitzen<br />
keine Regentropfen<br />
zur Verfügung stehen, reichen<br />
auch die Tautröpfchen auf Nadeln<br />
und Blättern für die Flüssigkeitsversorgung<br />
aus!<br />
Die Eier wiegen mehr als die<br />
Mutter selbst<br />
Im März vereinbaren Männchen<br />
und Weibchen eine feste<br />
verbindliche Partnerschaft für<br />
den aufwändigen Nestbau und<br />
die zwei Bruten des neuen Jahres.<br />
Sie bleiben ständig durch<br />
einen wispernden Singsang in<br />
Verbindung, und in den Ruhephasen<br />
kuscheln sie sogar<br />
ganz eng zusammen. Ihr Nest<br />
bauen sie gerne oberhalb von<br />
etwa 12 Metern in einem alten<br />
Fichtenbestand, allerdings nie<br />
in allein stehenden Fichten.<br />
Etwa einen Monat dauert es,<br />
bis ein gut getarntes, windsicheres,<br />
elastisches Kugelnest<br />
„gewebt“ ist, das frei unter<br />
einem Fichtenzweig hängt: Es<br />
ist aus vielen Spinnenfäden sowie<br />
Flechten und aus Raupenkokons<br />
zusammen gesetzt und<br />
von innen mit Haaren und<br />
Federn warm ausgekleidet –<br />
ein wahres Kunstwerk! Die<br />
Mutter legt meist nicht weniger<br />
als zehn (!) kleine Eier in<br />
diese Kugel und bebrütet sie.<br />
Jedes Ei ist zwar nicht einmal<br />
ein Gramm schwer, immerhin<br />
wiegen diese zehn Eier insgesamt<br />
aber deutlich mehr als<br />
die Mutter selbst. Sowohl Vater<br />
als auch Mutter schleppen<br />
unermüdlich kleine weiche<br />
Insekten für die geschlüpften<br />
Jungen ins schaukelige Nest,<br />
und zwar etwa drei Wochen<br />
lang, länger als bei den meisten<br />
anderen Singvögeln üblich.<br />
Trotz ihrer Winzigkeit leben<br />
Wintergoldhähnchen drei<br />
bis vier Jahre, nachgewiesen<br />
wurden auch schon Alter von<br />
mehr als 10 Jahren.<br />
Wer entdeckt die Prinzen?<br />
Der wissenschaftliche Name<br />
des Wintergoldhähnchens „regulus“<br />
bedeutet kleiner König,<br />
Prinz. Ein treffender Name<br />
für diesen „hochrangigen“<br />
Waldbewohner! Bleiben Sie<br />
doch einmal auf einem Spaziergang<br />
im alten Nadelwald<br />
stehen und versuchen Sie,<br />
anhand der hohen fiependen<br />
Sri-Sri-Stimmen die kleinen<br />
Könige ausfindig zu machen.<br />
Nehmen Sie ein Fernglas<br />
mit, suchen Sie die höchsten<br />
Baumzweige nach den umtriebigen,<br />
quicklebendigen<br />
kleinen Wollbällchen ab und<br />
entdecken Sie ihren orangefarbigen<br />
Kopfschmuck! Viel<br />
Erfolg! JR<br />
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