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ist ja zweifelsfrei ein luxusgegenstand,<br />
der nachhaltig und langlebig ist, der<br />
aber keineswegs in zehn-exemplarauflagen<br />
von hand gefertigt wird,<br />
sondern als ein massenprodukt<br />
aufgelegt ist.<br />
! Deswegen sage ich, dass man die<br />
einzelnen Branchen – ob Schmuck, Food<br />
oder Autos – voneinander trennen muss.<br />
Die Autoindustrie hat andere Volumina, weil<br />
man damit ja auch Eliten weltweit bedient.<br />
In jedem Kontinent weiß man, was ein BMW<br />
ist. Aber man weiß nicht unbedingt überall,<br />
was eine Uhr von A. LANGE & SÖHNE<br />
ist, obwohl sie genauso viel kosten kann<br />
wie ein 7er BMW. Und dann gibt es ja auch<br />
noch kleinere Serien und ganz besonders<br />
seltene Stücke wie den jüngst vorgestellten<br />
BMW-Steinway-7er, der mit einem<br />
besonderen Klavierlack versehen ist und<br />
dadurch noch feiner und satter glänzt als<br />
der herkömmliche Autolack. Das sind aber<br />
„Frills“, bei denen man über das Marketing<br />
einer speziellen, abgrenzungsbedürftigen<br />
Klientel noch eine kleine Besonderheit an<br />
die Hand geben will.<br />
? wenn ich all das höre, scheint<br />
mir der Begriff „luxus“ in Bezug<br />
auf seine vielfältigkeit ein plural-<br />
Begriff zu sein – wie der englische<br />
ausdruck für oberschicht, den es ja<br />
auch nur im plural gibt, nämlich „the<br />
upper classes“. Gehört zur vielfalt<br />
dessen, was luxus ist, auch dazu, dass<br />
luxus etwas – wie soll ich sagen –<br />
Spielerisches hat?<br />
! Unbedingt. Nehmen Sie das iPhone:<br />
Im Vergleich mit einem BlackBerry kann<br />
man ein iPhone ja in viel höherem Maße<br />
selbst gestalten und individualisieren.<br />
Welche Apps lädt man sich runter,<br />
welche Fotos lässt man drauf? Womit wir<br />
bei der spielerischen Komponente des<br />
Luxus sind. Denn die gehört eindeutig<br />
dazu. Man kann es auch die sinnlich<br />
erfahrbare, hedonistische Komponente<br />
nennen. Ein iPhone gehört fast schon<br />
zur eigenen „Body Decoration“ dazu. Und<br />
diese höchst individuelle Verbindung<br />
mit einem Produkt ist das, was ich als<br />
Liebesbeziehung zwischen Verbraucher<br />
und Produkt bezeichne. Ich kann das<br />
natürlich auch zu meinem BIc-Feuerzeug<br />
haben, zum Beispiel weil es mich gerettet<br />
hat, als ich eine Nacht auf dem Haleakalā<br />
auf Maui verbringen musste und damit ein<br />
Feuer entfachen konnte. Aber das ist eher<br />
selten. Ein Luxusprodukt mit persönlichen<br />
Erinnerungen aufzuladen, heißt, ihm eine<br />
individuelle Wertigkeit zu geben. Zum<br />
Beispiel wenn Sie Ihrem Sohn zum Abitur<br />
einen MONTBLANc-Füller schenken. Dann<br />
wird das ein Stift sein, der eine gewisse<br />
Wertschätzung der Leistung zum Ausdruck<br />
bringt und diesen jungen Menschen mit<br />
einer solchen Geste in die Erwachsenenwelt<br />
hereinholt. Das wird man mit einem<br />
Billigprodukt nicht erreichen können.<br />
? luxus hat ja wohl auch immer<br />
Belohnungscharakter?<br />
! So ist es. Natürlich kann man sich<br />
als alleinstehende Rechtsanwältin ein Paar<br />
schicke Weißgold-creolen oder etwas<br />
Schönes von JIL SANDER als Belohnung für<br />
eine besonders anstrengende Arbeitszeit<br />
leisten. Gerade wenn man keinen Kerl<br />
an der Seite hat, der einem so etwas<br />
schenkt. Luxusgegenstände müssen etwas<br />
Besonderes sein, sonst sind sie vielleicht<br />
teuer – aber kein wirklicher Luxus.<br />
ABER! Wenn sich Abramowitsch die<br />
größte Yacht der Welt bauen lässt, dann<br />
hat das nichts mit Belohnung zu tun,<br />
sondern mit der Demonstration von Macht.<br />
Und vielleicht ist es auch genau das, was<br />
viele Menschen bei uns spüren, wenn sie<br />
Luxusgüter skeptisch sehen.<br />
Alte Luxusobjekte lassen sich leichter<br />
lieben, wie zum Beispiel eine Vintage-<br />
Kelly-Bag von HERMÈS. Sie hat Patina und<br />
zeigt Substanz, schön zu altern – sowohl<br />
von der Qualität und der Nachhaltigkeit<br />
als auch von der zeitlosen Ästhetik her.<br />
Sie zeigt auch, dass man sich schon lange<br />
so etwas leisten kann. Außerdem wirkt<br />
sie erst auf den zweiten Blick (diskret<br />
und trotzdem abgrenzend), ist immer<br />
gepflegt worden (reparaturfähig), und ist<br />
porentief ökologisch, weil man ein solches<br />
Objekt niemals wegwerfen wird. Ein<br />
Luxusgegenstand in der zweiten Generation<br />
hat noch eine weitere Ausstrahlung, die man<br />
mit Geld nicht kaufen kann: Tradition.