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Foto: Ralf Kaspers, Kaviar, 2008<br />

? wenn man berücksichtigt,<br />

dass deutschland bereits jetzt<br />

weltweit den dritten platz als luxusproduktionsstandort<br />

einnimmt, würde<br />

ich gerne ihren vergleich kennen lernen<br />

zwischen der wahrnehmung von luxus<br />

„made in Germany“ und luxus „made<br />

in france“ oder luxus „made in italy“?<br />

! An erster Stelle unterscheiden<br />

sich diese drei Ursprungsorte durch die<br />

Wahrnehmung. Wir Deutsche bezeichnen<br />

ja freiwillig Frankreich als die Wiege des<br />

Luxus. Das hat gewisse geschichtliche<br />

Wurzeln. Am französischen Hof in<br />

Versaille lebten immerhin 20000 Menschen,<br />

die sich alle mit immer größeren und<br />

schöneren Luxusgegenständen gegenseitig<br />

zu übertrumpfen trachteten. Das hat eine<br />

großartige Qualität an Handwerkskünsten<br />

hervorgebracht, die bis heute ihre<br />

Ausstrahlung auf unser kollektives<br />

Unbewusstes haben. Daraus leitet sich auch<br />

die Wirkung von Kofferherstellern wie<br />

LOUIS VUITTON oder Sattelmachern wie<br />

HERMÈS her. Dennoch steht Frankreich im<br />

Luxusbereich schwerpunktmäßig für Mode<br />

– allerdings mit diesem Handwerksaspekt,<br />

denn Haute couture ist ja auch<br />

Maßanfertigung per Hand. Dazu kommt<br />

Kosmetik und Parfüm, also weitgehend<br />

alles, was mit weiblicher Selbstoptimierung<br />

zu tun hat.<br />

Auch Italien steht für Mode, aber<br />

mehr in Richtung „Bella Figura“, wozu eine<br />

Zeit lang auch eine gewisse Schnittigkeit<br />

von Autokarosserien dazugehörte. Nicht<br />

zuletzt gestattet das Matriarchat in Italien<br />

dem Mann in dieser Hinsicht eine Art<br />

Pfauenrolle zu übernehmen, weshalb wir<br />

einen gewissen männlichen Schwerpunkt<br />

bei der Selbstdarstellung haben. Generell<br />

liegt die Hauptkompetenz der Luxusartikel<br />

Italiens aber im Bereich des Leders. Also<br />

Schuhe und Taschen. Damit ist es auch ein<br />

sehr handwerkslastiger Luxus.<br />

Im Luxus „Made in Germany“ findet<br />

sich ebenfalls eine starke Fraktion im<br />

Manufaktur- respektive Handwerksbereich<br />

(von Meißen über Arzberg bis Dibbern),<br />

die sowohl in einem traditionellen als auch<br />

sehr frischen Design daherkommen. Die<br />

andere starke, sehr viel modernere Seite<br />

liegt im Ingenieursbereich. Stichwort:<br />

Luxusautos (PORScHE, MAYBAcH,<br />

ROLLS ROYcE, BENTLEY usw.), Uhren (A.<br />

LANGE & SÖHNE, die Glashütte-Region),<br />

Musikakustik (Burmester), aber auch im<br />

Einrichtungs- und Ausstattungsbereich von<br />

Häusern (DEDON, ROLF BENZ, WALTER<br />

KNOLL). Manche Branchen werden von<br />

deutschen Herstellern sogar dominiert –<br />

beispielsweise Küchen, Badeinrichtung,<br />

Musikinstrumente und Megayachten.<br />

Und damit nicht genug: Wir haben,<br />

wie die Uni Berlin erforscht hat, einen<br />

Gründerboom im Luxusbereich in der Zeit<br />

zwischen 2000 und 2005 erlebt. Und zwar<br />

– große überraschung – in Berlin (!), wo<br />

sich viele junge Firmen gegründet haben.<br />

Wie zum Beispiel die Brillenmanufaktur<br />

„MYKITA“ oder „ic! Berlin“, die ja von der<br />

Materialität her innovativ sind mit ihren<br />

Scharnieren und Gelenken. Die außerdem<br />

einen tollen Werbeauftritt haben und<br />

sehr schnell global Erfolg hatten. Und<br />

wenn wir in Berlin bleiben, weil es ja<br />

immer heißt, Berlin habe kein Geld, sei<br />

aber sexy, dann muss man auch einmal<br />

die vielen jungen Firmengründungen im<br />

Modebereich dort sehen wie „lala Berlin“,<br />

„kaviar gauche“ aber auch „Irene Luft“<br />

hier aus München. Da sieht man bei allen<br />

dreien ein Superdesign aus hochwertigsten<br />

Materialien, die alle fantastisch in unsere<br />

Zeit passen. Diese Labels werden es –<br />

wenn sie nicht von Investoren aufgekauft<br />

werden – sicher noch eine ganze Zeit<br />

sehr schwer haben, ehe sie ihre Marken<br />

etabliert haben. Aber das ist nur eine<br />

wirtschaftliche Frage. Keine, welche die<br />

Qualität in Frage stellt. Und all das basiert<br />

nicht so sehr auf Ingenieurskunst, sondern<br />

auf Kreativität! Mein Kollege Klaus Heine

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