die linke. münster - Draußen
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der westtibetischen Militärregion und<br />
erbeuteten eine Reihe von Dokumenten,<br />
<strong>die</strong> unter anderem Informationen zu<br />
den Ereignissen zwischen 1959 bis 1961<br />
und zur weiteren Truppenstationierung<br />
enthielten. Die Rebellen wurden weiter<br />
von der CIA trainiert, mit Waffen und<br />
Nahrungsmitteln versorgt und nach<br />
Lhasa zurückgeschickt, um Sabotage zu<br />
betreiben und Informationen zu sammeln.<br />
1960 erlitt <strong>die</strong> gesamte Operation<br />
mit dem Abschuss eines amerikanischen<br />
Spionageflugzeugs durch <strong>die</strong> Sowjetunion<br />
einen Rückschlag. Nur noch wenige<br />
Flüge nach Tibet wurden durchgeführt.<br />
Die Chinesen riegelten <strong>die</strong> Grenze nach<br />
In<strong>die</strong>n so gut wie möglich ab.<br />
_Im Juni 1959 hatte der geflohene Dalai<br />
Lama in In<strong>die</strong>n eine „Tibetische Exilregierung“<br />
gegründet. Er berief den „Tibetischen<br />
Volkskongress“ ein und erließ<br />
eine neue Verfassung. Aber kein Staat<br />
in der Welt erkannte <strong>die</strong> „Tibetische<br />
Exilregierung“ an. In den Jahren 1959,<br />
1960, 1961 und 1965 wurde <strong>die</strong> „Tibet-<br />
Frage“ auf <strong>die</strong> Tagesordnung der UNO-<br />
Vollversammlung gesetzt. Dem Antrag<br />
wurde im Jahr 1961 und 1965 zugestimmt.<br />
Die USA stellte der CIA in den<br />
60ern jährlich ca. 1,5 Millionen US-<br />
Dollar bereit. Im Jahr 1968 wurde der<br />
Trainingsstützpunkt in Colorado geschlossen<br />
und <strong>die</strong> Unterstützungskosten<br />
wurden auf 1,2 Millionen US-Dollar reduziert.<br />
Die finanzielle Unterstützung<br />
wurde ganz eingestellt, nachdem China<br />
und <strong>die</strong> USA unter Nixon im Jahr 1979<br />
diplomatische Beziehungen aufgenommen<br />
hatten.<br />
_Als <strong>die</strong> Chinesen 1962 indisches Territorium<br />
überschritten und einen Grenzkrieg<br />
begannen, schloss sich Neu Delhi<br />
mit Washington zusammen, um <strong>die</strong><br />
Spionagetätigkeit der tibetischen Guerillatruppen<br />
auszubauen. Man erhielt<br />
Informationen über Militärstützpunkte,<br />
zeichnete Karten, beobachtete Truppentransporte<br />
und erkundete mögliche<br />
Landeplätze für Absprünge. Es gab erste<br />
Informationen zu Raketenstationierungen<br />
und Nuklearwaffen-Programmen der<br />
Chinesen.<br />
_Anfang 1974 forderte Peking Nepal auf,<br />
<strong>die</strong> Camps der Tibeter in Mustang zu<br />
schließen. Auch In<strong>die</strong>n wollte keine<br />
Hilfe mehr leisten. Mustang wurde für<br />
den Dalai Lama und seine Regierung<br />
zur internationalen Blamage. Jahrelang<br />
hatten sie versucht, das Bild der Gewaltlosigkeit<br />
aufrecht zu erhalten, das nun<br />
durch <strong>die</strong> Bewegung in Mustang in Gefahr<br />
zu geraten drohte. Im Juli 1974<br />
richtete der Dalai Lama mittels einer<br />
auf Tonbandcassette aufgezeichneten<br />
Nachricht <strong>die</strong> Bitte an <strong>die</strong> Khampa,<br />
aufzugeben. Sie beschlossen, <strong>die</strong>ser<br />
Bitte nachzukommen, viele von ihnen<br />
begingen jedoch Selbstmord. Die losen<br />
Kontakte zwischen der tibetischen Regierung<br />
im Exil und der indischen Armee<br />
bestanden weiterhin. Die Armee<br />
wurde zur Zuflucht für unzählige tibetische<br />
Flüchtlinge. Sie wurden von In<strong>die</strong>n<br />
gegen Pakistan und Bangladesh eingesetzt<br />
oder in den Höhen des Himalaya<br />
entlang der chinesischen Grenze stationiert.<br />
Viele Khampakämpfer erhielten<br />
von den Amerikanern eine kleine Abfindung,<br />
mit der sie sich in Nepal Land<br />
oder Häuser kaufen und ein Geschäft<br />
aufbauen konnten. Bis heute sind sie<br />
reicher und stolzer als <strong>die</strong> übrigen tibetischen<br />
Flüchtlinge, <strong>die</strong> meist in armseligen<br />
Flüchtlingscamps untergebracht<br />
sind und von der nepalesischen Regierung<br />
nicht mal Papiere bekommen.<br />
Wenn <strong>die</strong> USA Greencards zur Verfügung<br />
stellt, werden <strong>die</strong> Khampa immer noch<br />
bevorzugt behandelt. Die Mehrheit der<br />
tibetischen Flüchtlinge geht deshalb bis<br />
heute lieber über <strong>die</strong> offene Grenze<br />
nach In<strong>die</strong>n und siedelt in der Nähe<br />
des Dalai Lama bei Dharamsala oder in<br />
einer der großen südlichen Tibeterkolonien<br />
in In<strong>die</strong>n.<br />
_Die Propagierung eines Tibet als Land<br />
des Friedens, der Harmonie und Spiritualität<br />
durch <strong>die</strong> Tibetische Regierung<br />
im Exil und <strong>die</strong> Exilgemeinde, <strong>die</strong> nach<br />
wie vor loyal zu ihr steht, führte zu<br />
einer Neuschreibung der Geschichte.<br />
Man möchte das Bild einer pazifistischen,<br />
spirituellen und naturverbundenen<br />
Nation gegenüber dem Westen<br />
aufrechterhalten, denn man ist sich<br />
bewusst, dass <strong>die</strong>s den internationalen<br />
Beziehungen im politischen Kampf<br />
nützlicher sein wird. Der mittlerweile<br />
72-jährige Dalai Lama möchte sich<br />
langsam ganz aus der Politik zurückziehen.<br />
Um herauszufinden, was danach<br />
passiert, ließ <strong>die</strong> tibetische Regierung<br />
erst Ende 2008 eine große Nationalversammlung<br />
abhalten, auf der Tibeter aus<br />
aller Welt ihre Meinungen heftig diskutierten.<br />
Das vorläufige Ergebnis soll<br />
demnächst bekanntgegeben werden.<br />
Für viele Menschen ist es sicherlich<br />
nicht leicht zu verstehen, dass sich<br />
Buddhisten über viele Jahre auch militärisch<br />
engagierten, um den Buddhismus<br />
zu verteidigen. Als 2008 kurz vor<br />
den Olympischen Spielen in Beijing in<br />
vielen Teilen Tibets Unruhen ausbrachen<br />
fragten mich Freunde: „Gibt es<br />
militante Buddhisten in Tibet?“ Ja, sicher.<br />
Wie in jedem anderen Land der<br />
Welt haben auch <strong>die</strong> Menschen in Tibet<br />
das Recht und <strong>die</strong> Pflicht, ihr Leben gegen<br />
Angriffe zu verteidigen, egal an<br />
was sie glauben.<br />
_Chushi Gangdrug gibt es heute noch in<br />
mehreren Ländernder Welt. Und ihr<br />
Schlachtruf „Bö Rangzen!“, „Freiheit für<br />
Tibet“, wird lauter. Wenn sich der Dalai<br />
Lama aufgrund seines Alters langsam<br />
von seinem Amt zurückzieht und seine<br />
Bemühungen um eine friedliche Lösung<br />
des Tibetproblems einstellt, Beijing bei<br />
seiner starren Haltung und seiner Unterdrückungspolitik<br />
bleibt und <strong>die</strong><br />
westlichen Staaten und Politiker sich<br />
nicht mehr für Tibet einsetzen, dann<br />
wird das tibetische Volk sich selbst helfen<br />
müssen. Die Chushi Gangdruk wird<br />
mehr Anhänger bekommen und wieder<br />
aktiv werden und der Ruf nach Unabhängigkeit<br />
wird lauter werden. #<br />
Weitere Informationen:<br />
http://www.chushigangdruk.org<br />
http://www.tibetswiss.com/de/chogasum/chushi_gangdrug.html<br />
http://www.chushigangdruk.ca/