Jahresheft 2009 - pro supersaxa
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weerweisa, gweerweisat kommt von „wer weiss?“ und heisst über etwas rätseln, beraten,<br />
im Ungewissen sein. Hit am Morgat han i gweerweisat, wàs i sell àlegga. – Heute<br />
Morgen wusste ich nicht was ich anziehen sollte. Wiar sind dàà àm Weerweisa, ob war<br />
selant maaja odar net? – Wir sind hier am Beraten, ob wir mähen sollen oder nicht?<br />
Weetààt, d, d Weetààta Mz. Ähnlich anwendbar wie Wee, aber nicht in jedem Fall.<br />
Ischt dàs an Weetààt gsi, wàn i Niarasteina gha han! – War das ein Schmerz, als ich<br />
Nierensteine hatte! Dara Weetààta gunn i keim Hund! – Solche Schmerzen gönne ich<br />
keinem Hund!<br />
weg heisst awagg; weg gehen, gegangen – awagg gàà, awagg ggànga; gàng awagg! –<br />
gehe weg, mach Platz, gehe zur Seite!; weg fallen, gefallen – awagg ghija, awagg ghit;<br />
weg werfen, geworfen (entsorgen) – awagg schmiissa, awagg gschmissa.<br />
Weg, Wege, Weglein → Wagg PSO 2008 und Strassen. PSO 2002.<br />
Wegerich hiess althochdeutsch wëgarîh und in Obersaxen spricht man von Wagara →<br />
Wagara PSO 2008 und Spitzwegerich PSO 2001.<br />
Wegg, dr, d Wegga Mz. An Wegg oder d Wegga sind Spalthilfen, Keile. Sie können aus<br />
Holz oder Eisen oder vorn aus Eisen, hinten aus Holz sein. Mit ihrer Hilfe lassen sich<br />
Holzklötze besser in Stücke teilen, als nur mit der blossen Axt.<br />
Wegzange → Waggzànga PSO 2008.<br />
Weibel sind in früheren kirchlichen und zivilen Urkunden als „saltarius, salter“ und<br />
Gemeindeweibel anzutreffen. Daraus ist ersichtlich, dass mehrere Weibel nach einigen<br />
Jahren in diesem Amt zu höheren Beamten gewählt wurden, z.B. als Mitrichter,<br />
Gerichtsammann. Es scheint, dass das „Amt“ eines Weibels gewissermassen die<br />
Voraussetzung war, um „wichtigere“ Ämter übernehmen zu können. Ein Weibel musste<br />
sicher lesen und schreiben können, oder dies als Weibel erlernen!<br />
Nach Gemeindeverfassung von 1891 war dem „Gemeinderat der Weibel beigegeben,<br />
der vom Gemeinderat gewählt“ wurde. Der Weibel bezog „für einzelne Gänge mindestens<br />
35 Rp. <strong>pro</strong> Viertelstunde, und 25 Rp. <strong>pro</strong> Zitation“ (§ 7,8). Die Bezeichnung<br />
„Weibel“ wurde in der Gemeindeverfassung von 1983 nicht mehr übernommen. (TA).<br />
Anmerkung Red.: Heute hat man eine Kanzlei mit Kanzlist, Telefon, Handy und Email,<br />
und kann auf einen Weibel verzichten!<br />
Weiber, Weib als Begriff für Frauen war früher kein abschätziges Wort. Es kam ja auch<br />
im Gebet „Gegrüsst seist du Maria“ vor. Als es dann in immer mehr Dialekten als<br />
„Schimpfwort, Schandwort“ verdrängt wurde, ersetzte es auch die Kirche im Gebet mit<br />
„Frauen“. So gilt dies heute auch in Obersaxen mehr oder weniger. Dazu → Wibar.<br />
Weibereinkauf. Um den Obersaxer Schulfonds zu „äufnen“, zu verbessern, schlug der<br />
Schulrat 1855 eine Hochzeitssteuer vor! Wortlaut: „Wenn beide Brautpersonen<br />
Angehörige der Gemeinde sind, hat jeder Theil 6 Fr. ...zu erlegen. Wenn ein Hiesiger<br />
eine Gemeintdsfremde heirathet, hat er für seine Braut 10 Fr. und für sich 6 Fr. zu bezahlen.<br />
[Red. fast 1 Monatslohn eines damaligen Lehrers!] Heirathet eine Gemeinde -<br />
angehörige ausser der Gemeinde, hat sie ihren Austritt zu Gunsten der Schule mit 6 Fr.<br />
zu bezahlen.“ Dieser Vorschlag wurde dann von der Gemeindeversammlung am 9. Sept.<br />
1855 gutgeheissen und zwar für 10 Jahre. Dabei wurde dem Ortspfarrer folgende<br />
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